Bischofsweihe in Görlitz: Deutschland braucht eine Kirche mit Profil

Gemeinsam mit seiner Kirche und mit den Nachbarkirchen an einem christlichen Europa bauen, dazu hat sich der neue Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt bekannt. Am Sonntag wurde er vom Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki zum Bischof geweiht und vom päpstlichen Nuntius Jean-Claude Périsset im Dom von Görlitz in sein Amt eingeführt. Görlitz ist mit etwa 30.000 Katholiken das kleinste deutsche Bistum. Der Bischofsstuhl war mit der Versetzung von Bischof Konrad Zdarsa nach Augsburg im Juli vergangenen Jahres vakant geworden.

Eine Kirche mit Profil
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke ging in seiner Predigt auf die Situation der Kirche in Deutschland, besonders aber in den östlichen Bundesländern ein. Sie müsse sich den Schwierigkeiten stellen und bereit sein zur Kreuzesnachfolge.

„Wir retten uns nicht dadurch, dass wir uns menschlich absichern, Imagekampagnen für die Kirche veranstalten, von allen möglichen Stategiepapieren das Heil erwarten. Nein: Es gehört zum Weg der Kirche, dass die Welt sich immerfort wundert, warum die Kirche nicht schon endgültig tot ist."

Auch in einer festlichen Stunde wie einer Bischofsweihe in einer Diasporakirche dürfe der Blick auf die Situation der Kirche, auf Schwierigkeiten und Krisen, nicht fehlen. Bischof Wanke nannte aber auch die Perspektive, unter der die Kirche heute zu sehen sei.

„Wir befinden uns heute in einer geschichtlichen Stunde der Kirche, wo diese Sicht der Kirche neu verinnerlicht werden muss. Es kann schon weh tun, wenn man merkt, wie äußere Stützen und Selbstverständlichkeiten religiös-kirchlicher Tradition wegbrechen. … Und doch: Hängen Glaube, Hoffnung und Liebe ab vom gesellschaftlichen Kurswert der Kirche und ihrer Repräsentanten? Das wirkliche Ansehen der Kirche und ihrer Botschaft hängt von anderen Faktoren ab. Es hängt von Menschen ab, die mit demütigem Selbstbewusstsein ihren Gottesglauben bekennen, die Solidarität üben und sich für die Schwachen einsetzen, und die tapfer zu ihren Gewissensüberzeugungen stehen, auch wenn sie keine Mehrheitsmeinung im Rücken haben. Freilich, dazu braucht es Profil."

Fremd und neu
Zum Abschluss der Feierlichkeiten bedankte sich der Neubischof bei allen Mitfeiernden. Mit Blick auf sein neues Bistum zitierte er den Psalmisten:

„’Auf dieses herrliche Land ist jetzt mein Los gefallen’. Das sind Brandenburg und Sachsen, das ist ein Teil des Sorbenlandes, der Spreewald, die Lausitz. Es wird für mich vieles fremd und neu sein…"

Aber wie sich bei den vielen Grüßen und Hilfen jetzt schon gezeigt habe, werde man das alles gemeinsam angehen. Einen besonderen Gruß richtete Bischof Ipolt auf Polnisch an seine neuen östlichen Nachbarn. Er hoffe auf eine Zusammenarbeit auf dem gemeinsamen Boden des Glaubens für ein christliches Europa. (rv)

Neuer Erzbischof in Berlin: „Christentum ist nicht Moral, es ist Liebe“

Rainer Maria Woelki ist seit diesem Samstag Erzbischof von Berlin. In einen feierlichen Gottesdienst wurde er vom päpstlichen Nuntius Jean-Claude Périsset in sein Amt eingeführt.

„Benedikt, Bischof und Diener der Diener Gottes, dem verehrten Bruder Rainer Maria Woelki, an den Metropolitansitz zu Berlin befördert, Gruß und apostolischen Segen." So heißt es in der Ernennungsbulle, verlesen vom Dompropst Stefan Dybowski. „Im Wunsch, für den ausgezeichneten und von unsgeliebten Berliner Metropolitansitz zu sorgen halten wir dich für würdig, verehrter Bruder, an die Spitze ebendieser Kirche zu treten und ernennen dich gemäß der Bestimmungen des geltenden Rechtes zum Erzbischof und Metropoliten von Berlin mit allen Rechten und Pflichten."

Mit der Verlesung der Bulle wurde es offiziell und Erzbischof Rainer trat sein Amt an. In seiner Predigt ging Erzbischof Woelki auf die Geschichte des Bistums ein, die voller Zeugen für das Evangelium sei. Der selige Bernhard Lichtenberg stehe dafür genauso wie die vielen Christen, die in den Zeiten der DDR für den Glauben eingestanden seien. Es gehöre zur Berufung und Sendung des Christentums, die Nöte der Welt heilen zu helfen. Sein Vorgänger im Amt, Georg Kardinal Sterzinsky, sei gerade dafür durch seinen Einsatz ein Beispiel gewesen. Aber dieser Einsatz müsse vom Glauben getragen sein, so Woelki:

„Unser Glaube ist nämlich nicht in erster Linie – wie man uns das von außen her eher zusprechen möchte – eine Moral! Und er ist auch nicht zuerst ein Gedankengebäude, und auch nicht ein bloßes Gebilde von Lehrsätzen. Das Christentum ist zu allererst ein Geheimnis, nicht irgendein Geheimnis, sondern ein Geheimnis der Liebe, einer Liebe zwischen Gott und Mensch, zwischen Gott und mir, einer Liebe, die nicht etwas gibt, sondern in der sich Gott gibt, ganz gibt. … Wir müssen uns dafür öffnen, damit er sich uns zu erkennen geben kann. .. Dieses „Erkennen" ist notwendig für unseren christlichen Einsatz für die Welt, um ihn mehr sein zu lassen als bloß anständige Menschlichkeit. Vor dem Hintergrund dieses Erkennens geht es dann auch nicht mehr einfach nur um konservativ und liberal, da geht es nicht um alt oder neu. Es geht nicht einfach nur um das sogenannte Zeitgemäße. Nein, es geht um viel viel mehr. Es geht geht allein um das Wahre und es geht um das Christliche für unser Heute!"

Für das Bistum Berlin und noch einmal besonders für die Stadt Berlin ist diese Bischofsernennung ein spezielles Ereignis. Bei seiner Ansprache zum Treueeid, den der neue Erzbischof bereits am 16. August vor Bürgermeister Klaus Wowereit ablegte, hatte Woelki betont, dass solch ein Eid von seinen Vorgängern nicht geleistet worden war, der politischen Situation geschuldet. Die Trennung sei Geschichte, wenn auch weiter wirkende Geschichte. Er wolle dazu beitragen, dass das Bistum und dass Ost und West weiter zusammen wachse. Kirche wolle Kirche für die Gesellschaft sein, so Woelki.

Weggefährten sehen dazu beim neuen Erzbischof die besten Voraussetzungen: „Er kann gut zuhören, er ist etwas still und bescheiden, weiß aber dann wirklich, was er will", so Kardinal Karl Lehmann, und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst fügt hinzu: „Er hat schon im Zugehen auf seine neue Aufgabe sehr wichtige Akzente gesetzt. Er hat schon deutlich gemacht, wie sehr ihm daran liegt, da zu sein, wo Berlin zusammenwächst." Aber das ist nicht alles, was auf den neuen Bischof wartet: Als gleichsam erste Amtshandlung wird er den neuen Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, weihen. Und dann wartet als nächstes der Papstbesuch.

Zur Amtseinführung kamen rund 50 hochrangige Vertreter aus Kirche und Politik, unter ihnen der Vorsitzende der Europäischen Bischofskonferenz, Kardinal Peter Erdö (Esztergom-Budapest), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und die Kardinäle Joachim Meisner (Köln) und Reinhard Marx (München). Aus den Reihen der Politik war unter Anderen Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse vertreten. (rv)

D: Rainer Woelki verabschiedet sich von Köln

In Köln wurde gestern Abend Rainer Woelki als Weihbischof verabschiedet. Der 54jährige wird bekanntlich Erzbischof von Berlin. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte über seinen Weihbischof während des Festgottesdienst im Kölner Dom:

„Wir erleben heute eine solche Stunde des Aufbruchs und des Abschieds, in dem der ernannte Erzbischof von Berlin den Ruf Gottes durch die Berufung des Heiligen Vaters angenommen hat und als Konsequenz nun aufbrechen wird, um dorthin zu gehen, wohin ihn der Herr gestellt hat und wo er jetzt schon auf ihn wartet. Wir haben allen Grund, in dieser Stunde dankbar zu sein, Gott zu danken, dass wir in unserem bisherigen Weihbischof einen glaubwürdigen Zeugen Jesu Christi in unserer Mitte und auf den Wegen unserer Erzdiözese als Weggefährten haben durften. Überall hat Rainer Woelki Spuren des Segens hinterlassen. Und überall kann er wieder zurück kommen und würde freudig erwartet, weil er sich überall bewährt hatte."

Die Lebenswege von Kardinal Meisner und seinem Schüler Rainer Woelki haben große Ähnlichkeit. Während Meisner 1989 von Berlin nach Köln wechselte, geht nun Woelki in umgekehrter Richtung von Köln nach Berlin. Rainer Woelki:

„Das kann ich aus ganzem Herzen und mit tiefster Ehrlichkeit sagen: Diesen Weg habe ich mir nicht ausgesucht. Ich habe ihn mir auch nicht erdenken oder erträumen können."

Woelki, der vor seiner Ernennung zum Weihbischof Direktor des Collegiums Albertinum in Bonn war, dankte seiner Heimatdiözese und versprach, seine neue Aufgaben im Vertrauen auf Gott anzunehmen.

„Heute an dem Abend, wo wir von einander Abschied nehmen dürfen, ich von Ihnen und Sie von mir, von meiner Heimatdiözese, da dürfen wir versuchen, mit dem Blick auf die Kirche und unser eigenes Leben, von den Jüngern damals zu lernen, der Aufforderung des Herrn zu entsprechend. Ich bin es, habt Vertrauen, habt keine Angst, er trägt. Hier in Köln, in Berlin, überall."

In Berlin wird Rainer Woelki am 27. August in sein Amt als Erzbischof der Stadt eingeführt. (rv)

Vatikan/USA: Neuer Erzbischof für Philadelphia

Der Kapuziner Charles J. Chaput wird Erzbischof von Philadelphia. Dazu ernannte ihn Papst Benedikt XVI. an diesem Dienstag. Chaput folgt auf Kardinal Justin F. Rigali, der zurückgetreten ist. Chaput war bisher Erzbischof von Denver. Die Erzdiözese Philadelphia hatte vor fünf Monaten 21 Priester wegen Missbrauchsvorwürfen vorläufig suspendiert. (rv)

D: „PID-Gesetz wirft neue Fragen auf“

Katholische Bischöfe und Verbände sind enttäuscht über die Zulassung von PID in Deutschland. Der Deutsche Bundestag hat die umstrittene Methode am Donnerstag mit einer Mehrheit von 326 Stimmen unter Auflagen erlaubt. „Wir deutschen Bischöfe hatten uns intensiv für ein klares Verbot der PID eingesetzt", sagt dazu Robert Zollitsch, der Erzbischof von Freiburg, der auch an der Spitze der deutschen Bischofskonferenz steht.
„In Übereinstimmung mit den Ergebnissen der embryonalen Forschung geht die katholische Kirche davon aus, dass mit der Vereinigung von menschlicher Ei- und Samenzelle ein neues menschliches Leben entsteht."

Die Kirche verstehe zwar die „Nöte von Eltern" und den „Wunsch nach einem gesunden Kind". Doch die „Selektion von menschlichen Embryonen" sei ein Verstoß gegen „das Achtungsgebot der Menschenwürde".

„Jeder Mensch ist einmalig als Person und Träger seiner unverfügbaren Würde, unabhängig von seinem Entwicklungsstand, seinen aktuellen Fähigkeiten, seinen Begabungen, Stärken, Schwächen oder seiner sozialen Stellung und zwar in allen Phasen seines Daseins!"

Die Bischöfe wollen nun „mit Nachdruck" darauf drängen, die im Gesetz erwähnten Ausnahmefälle, in denen die PID nicht rechtswidrig sein wird, „eng zu umgrenzen", so der Erzbischof. Eine „immer weitere Ausdehnung der Anwendungsfälle von PID" müsse verhindert werden.

„Das nun beschlossene Gesetz wirft neue Fragen auf. Beispielsweise ist nicht geklärt, ob den Eltern die bei der Untersuchung durch Zufall miterhobenen sogenannten Nebenbefunde (zum Beispiel das Geschlecht) mitgeteilt werden."

Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse ist beunruhigt über die beschlossene Zulassung der Präimplantationsdiagnostik. Im Interview mit dem Kölner Domradio fordert der SPD-Politiker, der zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken gehört, Christen sollten künftig noch stärker für die Menschenwürde eintreten.
„Bisher galt der Schutz des menschlichen Lebens von Anfang an. Nun wird dieser Schutz des menschlichen Lebens abgestuft. Die Präimplantationsdiagnostik besteht doch darin, dass eine Mehrzahl von Embryonen erzeugt werden muss, um einen zu verwenden. Diejenigen, die genetisch schlechte Eigenschaften haben, werden verworfen – also dem Tode übergeben. Das ist wirklich ein Einstieg in einen Prozess, der mich beunruhigt, weil Menschenwürde sozusagen am Anfang des Lebens geringer geschätzt wird als bisher."
Wie schon in der Bundestagsdebatte findet Thierse auch im Interview nach dem Votum scharfe Worte zur PID.
„PID ist Auswahl, ist Selektion – und das ist beunruhigend. Das war unserer Rechtsordnung bisher gänzlich fremd."
Er wolle „nicht wie Kassandra reden", so der Politiker, aber „es ist nicht auszuschließen, dass der Druck größer wird, sich genetisch untersuchen zu lassen":
„Wenn eine junge Frau ein Kind mit Behinderung gebärt, wird dann der Vorwurf kommen: Warum hast Du Dich nicht genetisch untersuchen lassen? Warum hast Du das nicht ausgeschlossen? Es ist durchaus zu befürchten, dass die gesellschaftliche Atmosphäre in dieser Hinsicht sich verändert."
(rv)

D: Neuer Bischof organisiert Erfurt-Übernachtung des Papstes

Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Thüringenbesuch am 23. und 24. September einen neuen Bischof als Quartiermacher. Als eine seiner letzten Amtshandlungen werde er Übernachtung und Mahlzeiten des Kirchenoberhaupts im Erfurter Priesterseminar organisieren, sagte der scheidende Seminarleiter Wolfgang Ipolt am Mittwoch vor Journalisten in Görlitz. Dabei werde er erstmals mit dem Papst persönlich zusammentreffen. Benedikt XVI. hatte Ipolt am 18. Juni als Nachfolger des nach Augsburg gewechselten Konrad Zdarsa zum Bischof des Bistums Görlitz ernannt. Am 28. August wird Ipolt in Görlitz zum Bischof geweiht. Auch für den Berlin-Besuch Papst Benedikts ist höchstwahrscheinlich ebenfalls ein neuer Bischof zuständig, der vergangene Woche ernannte Rainer Maria Woelki. Vorerst ist ungewiss, wann der neue Berliner Erzbischof seine Weihe empfängt. Beobachter gehen aber davon aus, dass es vor dem Papstbesuch in Deutschland dazu kommen wird.
(rv)

D: Rainer Maria Woelki neuer Erzbischof von Berlin

Rainer Maria Woelki wird neuer Erzbischof von Berlin. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag den bisherigen Weihbischof in Köln ernannt. Der Vatikan und das Erzbistum veröffentlichten nur zwei Tage nach dem Tod von Kardinal Georg Sterzinsky den Namen seines Nachfolgers zeitgleich in Berlin und Rom.

Geboren 1956 in Köln war Woelki nach seiner Priesterweihe und einer Kaplanszeit Sekretär von Kardinal Meisner, danach leitete er das Studienseminar Collegium Albertinum in Bonn. 2003 zum Weihbischof geweiht war er in Köln zuständig für den ständigen Diakonat. Im Vatikan ist Woelki Konsultor in der Bildungskongregation.

Schlaflose Nächte
Von seiner Wahl zum Bischof habe er telefonisch von einem Mitglied des Berliner Domkapitels erfahren. Der erste Schreck sei groß gewesen, sagte Rainer Maria Woelki dem Domradio in seinem Heimatbistum Köln. „Das hat auch einige schlaflose Nächte für mich bedeutet. Gott sei Dank hatte ich dann aber auch noch die Möglichkeit, darüber ein wenig nachzudenken. Ich hatte eigentlich auch überlegt zu sagen: Ich lass lieber die Finger davon. Dann aber, mit der Zeit dachte ich: Du darfst nicht einfach weglaufen!"

Mehr über Werdegang und Ziele in diesem Portrait, zusammengestellt von Domradio-Redakteur Johannes Schroer:

Ermeländer Blut – wie bei Vorgänger Sterzinsky
Ein Kölner macht sich also auf nach Berlin. Vom Rhein an die Spree. Ein waschechter Kölner? Das stimmt nicht so ganz. Denn es gibt eine tiefe familiäre Verbindung, die in den Osten weist.
„Ich bin zwar in Köln geboren – darüber bin ich froh und stolz, denn ich bin gerne und mit ganzem Herzen Kölner – aber meine Eltern kommen aus dem Ermeland, aus Frauenburg, sind dort geboren und sind nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 von dort geflohen. Sie sind über Norddeutschland hier ins Rheinland gekommen. Insofern fließt eigentlich, wie das auch bei meinem Vorgänger im Amt, Kardinal Sterzinsky, der Fall gewesen ist, ermeländisches Blut in mir."

„Ich freue mich auf die Leute"
Woelki studierte Theologie in Bonn und Freiburg, wo er unter anderem von einem gewissen Professor Karl Lehmann sehr beeindruckt war. Karl Lehmann, dem heutigen Kardinal und Bischof von Mainz, der damals in Freiburg lehrte. 1985 wurde Woelki dann in Köln zum Priester geweiht. „Die Zeit als Kaplan war vor allen Dingen geprägt durch die Jugendarbeit. Das war eine wunderbare Zeit, die wir da miteinander verlebt haben."
Woelki wurde dann 1990 von Kardinal Meisner zu seinem persönlichen Geheimsekretär berufen. Sieben Jahre später wurde er Direktor des Priesterseminars „Collegium Albertinum" in Bonn. 2003 mit erst 46 Jahren wurde er zum Bischof geweiht.
Und nun also Berlin, die Hauptstadt. Für Weihbischof Woelki ist das Neuland, zwar war er als Theologiestudent häufig im noch geteilten Berlin. Er hatte dort Kontakt zu Priesteramtskandidaten und schmuggelte theologische Literatur über die Grenze. Er kennt also einige Priester, aber:
„Ansonsten ist alles unbekannt. Ich denke, dass ich zunächst für Berlin nicht das bin, was Christoph Daum einmal für den 1. FC Köln war. Also jetzt kommt hier keiner, der auf einmal Heilsbringer ist, oder der alles weiß. Ich komme dahin und versuche erst mal die Menschen kennenzulernen. Ich glaube, dass da viel Gutes auch an christlichem Glauben gelebt worden ist. Ich habe immer wieder gehört, auch von den beiden Mitbrüdern, die hier waren, wie lebendig die Kirche in Berlin ist. Da will ich zunächst hinkommen, hinhören, hingucken, die Menschen kennenlernen und dann werden wir schauen, was wir dort gemeinsam machen. Ich freue mich ganz einfach auf die Leute."

…und den Fußball
Und auf die Hauptstadt, mit allem, was sie zu bieten hat. Dazu gehört natürlich auch Woelkis Leidenschaft für den Fußball. Zum Glück jetzt wieder erste Liga für Hertha Berlin, sagt er. „Das ist prima. Und ich drücke ganz fest die Daumen für jedes Spiel – bis auf zwei oder drei Spiele in der Saison. Die zwei Ligaspiele, wenn es auf jeden Fall gegen den FC geht. Und man muss ja damit rechnen, dass man evtl. auch mal im Pokal aufeinander trifft. Da mögen es mir die Berliner verzeihen. Ich bin seit Kindheitstagen mit dem 1.FC Köln verbunden und bin einige Jahre auch Mitglied. Da würde ich dann doch eher aus dieser alten Verbundenheit heraus den Kölnern die Daumen drücken wollen." (rv)

Vatikan/D: Neuer Bischof für Görlitz

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag Wolfgang Ipolt zum neuen Bischof von Görlitz ernannt. Ipolt, 1954 in Gotha geboren und seit 2004 Leiter des Erfurter Priesterseminars, folgt Konrad Zdarsa nach. Zdarsa war im Juli 2010 zum Bischof von Augsburg ernannt worden. Das Bistum Görlitz ist mit rund 30.000 Katholiken das zahlenmäßig kleinste in Deutschland. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hob in einem Gratulationsschreiben Ipolts „tiefe Glaubensüberzeugung" und „reiche seelsorgerliche Erfahrung" hervor. „Gerade in der Zeit des Kommunismus, als das kirchliche Leben in der damaligen DDR an seiner Entfaltung gehindert wurde, entschlossen Sie sich, dem Ruf Gottes zu folgen", betonte Zollitsch. Er bat den designierten Bischof, „die guten Kontakte der deutschen Katholiken in das Nachbarland Polen zu pflegen". Auch der Görlitzer Diözesanadministrator Hubertus Zomack erklärte, das Bistum erhoffe sich von seinem künftigen Bischof eine Fortführung der Verbindungen mit Polen „in bewährter Weise" sowie „neue Impulse in der Seelsorge".

Ipolt sagte auf Anfrage, seine Bischofsweihe sei noch vor dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. geplant, der vom 22. bis 25. September stattfindet. Der genaue Termin stehe jedoch noch nicht fest. Er kündigte an, die Brückenfunktion der Görlitzer Bischöfe vor allem zu Polen fortführen zu wollen. Als seine wichtigste Aufgabe im Bistum Görlitz bezeichnete es der künftige Bischof, die Christen zu ermutigen, ihren Glauben auch in der extremen Minderheitenlage weiterzugeben.

Ipolt wurde am 30. Juni 1979 in Erfurt zum Priester geweiht und war von 1979 bis 1983 Kaplan in Worbis und von 1983 bis 1985 Kaplan in der Berliner Corpus Christi-Gemeinde. 2001 wurde er zum nichtresidierenden Domkapitular des Erfurter Domkapitels ernannt, Ende 2004 zum Leiter des Erfurter Priesterseminars, der einzigen Priesterausbildungsstätte im Gebiet der ehemaligen DDR. (rv)

Kardinal Walter Kasper: „Eine Kirche für heute und morgen“

Kardinal Walter Kasper will eine erneuerte Lehre von der Kirche für heute darstellen. So schreibt es der ehemalige Präsident des Päpstlichen Einheitsrates in seinem an diesem Mittwoch erscheinenden Buch. Der Blick auf die Kirche heute, aber auch der Blick auf die Grundlagen sollen zu einer tragfähigen Bestimmung beitragen.

Das Buch beginnt sehr persönlich, mit Kaspers eigener Geschichte in dieser Kirche. Das, was er ein zeitgemäßes Kirchenverständnis nennt, beginnt für ihn und damit für jeden von seinen Lesern bei der Person, ihrer Erfahrung von Gemeinschaft und der Entwicklung, die die Kirche nimmt. Für Kasper waren das seine theologischen Prägungen und vor allem das Zweite Vatikanische Konzil, dann aber auch seine weltkirchlichen Erfahrungen als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates im Vatikan.

Anlässlich des Erscheinens des Buches hat Pater Bernd Hagenkord mit Kardinal Kasper gesprochen und ihn gefragt, ob jedes Denken über Kirche mit der eigenen Erfahrung beginnen muss.

„Selbstverständlich. Jeder Christ, jeder Mensch, der in unserer Gesellschaft lebt, begegnet zunächst einmal der aktuellen Kirche mit den Schwierigkeiten und Krisen, die da sind. Aber dann muss eine theologische Betrachtung fragen, wie Jesus die Kirche gewollt hat und wie sich die Kirche in den großen Konzilien der Vergangenheit darstellt. Wir können ja heute keine neue Kirche machen, sondern eine er-neuerte Kirche. Darauf kommt es mir an: Was kann erneuerte Kirche heute und morgen sein?"

Der Kompass: Das Zweite Vatikanum
Was kann das sein, erneuerte Kirche heute und morgen?

„Man muss ausgehen vom Zweiten Vatikanischen Konzil. Das Konzil ist der Kompass für die Kirche des dritten Jahrtausends. Die große Idee des Konzils war, Kirche als eine Communio zu bestimmen, als eine Gemeinschaft. Gemeinschaft mit Gott, und deshalb eine Kirche die hört, die Eucharistie feiert, die betet und anbetet. Und auch eine Kirche, die Communio unter sich selber ist. Das eigentliche Problem der Kirche der Gegenwart scheint mir ein Kommunikationsdefizit zu sein, da mache ich gewisse Vorschläge, wie man das überwinden kann."

Synodale Strukturen – Erneuerung für die Kirche
Zum Beispiel?

„Es gibt eine alte Tradition der synodalen Strukturen. Das ist nicht Demokratisierung im heutigen Sinn, aber es ist eine authentische originäre kirchliche Struktur und ich meine, eine Erneuerung dieser Strukturen – und zwar auf allen Ebenen – scheint mir sehr wichtig zu sein. Das ist so ein Modell, wie ich mir das vorstellen könnte."

Wir heute haben nicht mehr heiligen Geist als die Vergangenheit
Mindestens in den deutschsprachigen Ländern wird sehr gestritten um die Frage, was Kirche sein kann. Es wird auch zunehmend polemisch. Was kann eine Ekklesiologie, was kann eine akademische Theologie beitragen?

„Die akademische Theologie hat auf die Wesensstrukturen der Kirche zu achten. In Deutschland hat man sich auf bestimmte Themen fixiert, die schon Themen sind. Man muss aber überlegen, was Kirche überhaupt ist und wie Christus die Kirche gewollt hat, man muss auf die großen Zeugnisse der Vergangenheit schauen, wir dürfen uns ja heute nicht einbilden, wir hätten mehr heilige Geister als die Vergangenheit. Aus diesem reichen Schatz der Tradition und der Bibel heraus müssen wir uns erneuern.

Es gehören immer zwei Sachen zusammen: Die innere Erneuerung und die äußere Form. Reformen ohne innere geistliche Erneuerung sind seelenlos und enden in einem Aktionismus. Das ist heute eine große Gefahr. Umgekehrt: Eine rein geistliche Erneuerung ohne praktische Konsequenzen wäre lebensfremd und wirklichkeitsfremd. Beides muss zusammen kommen.

Ich bin an sich, von meinem Wesen her, ein Mann der Hoffnung und ich denke, auch die Kirche kann mit Hoffnung in die Zukunft schauen, auch wenn sich konkret sehr viel verändern wird."

Das Wesen der Kirche für heute und morgen gestalten
Ihr Buch kommt in Deutschland in einer ganz bestimmten kirchlichen Situation heraus, es ist eine aufgeheizte Situation: Die einen wollen Strukturen umwerfen, die anderen wollen zurück zu etwas, von dem sie glauben, dass es früher einmal war. An dieser Situation wird ihr Buch ja gemessen werden. Es wird auch gemessen an einer Kirche, die jetzt auf den Papstbesuch wartet. Wozu wollen sie mit ihrem Buch beitragen?

„Ich hoffe zunächst einmal, dass diese Polarisierung überwunden werden kann, die führt zu nichts, das hat keinen Sinn, wie das momentan geschieht. Natürlich kann man nicht total die Strukturen ändern; die Kirche hat feste Strukturen, die ihr von Jesus Christus gegeben sind. Auf der anderen Seite kann man nicht zurück in eine vergangene Epoche, das ist eine reine Utopie. Man muss das Wesen der Kirche heutig und für morgen gestalten. Das ist sozusagen ein dritter Weg, der der einzig realistische für mich ist. Man muss von den falschen Diskussionen in Deutschland Abschied nehmen und auch von gewissen illusionären Hoffnungen. Alle setzen auf die Abschaffung des Zölibates oder auf Frauenordination. Jeder in der universalen Kirche weiß, dass das eine Illusion ist, eine Utopie, damit blockiert man ganz viel wichtige und realistische Ziele. Ich denke, dass es realistische Reformschritte gibt, die möglich sind, die aber nicht ohne ein gewisses Umdenken und ohne Anstrengung geschehen. Wir können nicht eine Wohlfühlkirche werden und es werden in gewissem Sinn schwere Zeiten auf die Kirche zukommen. Das hat ihr im Grunde aber schon immer gut getan.

Ein ganz wichtiges Wort für mich ist ein Wort aus dem Hohen Lied. Das ist ursprünglich ja ein Liebeslied gewesen, das bei den Kirchenvätern aber wichtig wurde. Da heißt es gleich im ersten Kapitel: Du meine Freundin, du bist schwarz, aber schön. So hat die Kirche viele schwarze Punkte, die man gar nicht wegdiskutieren soll. Trotzdem hat sie ihre Schönheit, ihren Glanz und kann Hoffnung und Mut machen für das Leben und für die Zukunft."

Walter Kardinal Kasper: Katholische Kirche. Wesen Wirklichkeit Sendung. Herder Verlag, etwa 580 Seiten. (rv)

Deutschland: Als Militärbischof dem Frieden dienen

An diesem Freitag wird der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in der Berliner Sankt-Johannes Basilika in sein Amt als Militärbischof eingeführt. Papst Benedikt XVI. hatte Overbeck Ende Februar zum neuen Militärbischof ernannt. Der mit 46 Jahren jüngste deutsche Bischof übernimmt damit die Verantwortung und die Leitung für die Seelsorge unter den deutschen Soldaten und deren Familienangehörigen. Vor seiner Amtseinführung haben wir mit dem Militärbischof über die Position Deutschlands in der Libyen-Krise gesprochen:
„Die Bundesrepublik Deutschland hat eine politische Entscheidung getroffen. Der katholische Militärbischof für die deutsche Bundeswehr hat eher zu bewerten, was ethisch möglich und vertretbar ist. Das bedeutet, dass es wichtig ist, dafür zu sorgen, dass das, was die deutsche Bundeswehr tut, dem Frieden dient. Das gilt in dieser Situation, in der sich viele arabische Länder bewegen, und das gilt auch für Libyen, wie wir in der derzeitigen Lage sehen. Als katholischer Militärbischof sage ich es ist gut, dass wir die Dinge tun, die dem Frieden dienen und uns jeder möglichen Gewaltausübung enthalten."
Bei dem Gottesdienst am Freitag in Berlin wird der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Périsset, die Päpstliche Ernennungsurkunde verlesen und den Bischofsstab überreichen. Neben dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, werden auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière und der evangelische Militärbischof Dr. Martin Dutzmann teilnehmen. (rv)