Der Papst bei der Ankunft im Wortlaut

Hier lesen Sie die Ansprache des Papstes bei der Begrüßungszeremonie beim Flughafen von Santiago de Compostela. (rv)
 Königliche Hoheiten,sehr geehrte Vertreter der nationalen, regionalen und lokalen Behörden,
Herr Erzbischof von Santiago de Compostela,
Herr Kardinal, Präsident der spanischen Bischofskonferenz,
meine Herren Kardinäle und Mitbrüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern,
meine lieben Freunde!
Vielen Dank, Königliche Hoheit, für die ehrerbietigen Worte, die Sie in Ihrer aller Namen an mich gerichtet haben und die die innige Zuneigung widerspiegeln, die die Menschen dieses edlen Landes für den Nachfolger Petri hegen.
Herzlich grüße ich die hier Anwesenden wie auch alle, die über die Medien mit uns verbunden sind, und ich danke auch allen, die auf verschiedenen kirchlichen und öffentlichen Ebenen großzügig dazu beigetragen haben, daß diese kurze, aber intensive Reise nach Santiago de Compostela und Barcelona reiche Frucht bringen wird.
Im tiefsten Inneren seines Seins ist der Mensch immer auf dem Weg, ist er auf der Suche nach der Wahrheit. Die Kirche nimmt an diesem tiefen Streben des menschlichen Seins teil. Sie macht sich selbst auf den Weg und begleitet den Menschen, der sich nach der Fülle seines Seins sehnt. Zugleich legt die Kirche einen eigenen inneren Weg zurück, der sie durch den Glauben, die Hoffnung und die Liebe dazu führt, Lichtschein Christi für die Welt zu werden. Das ist ihre Sendung, und das ist ihr Weg: inmitten der Menschen immer mehr Gegenwart Christi zu sein, „den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung" (1 Kor 1,30). Darum habe auch ich mich auf den Weg gemacht, um meine Brüder im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32).
Ich komme als Pilger in diesem Heiligen Jahr von Compostela, und bringe im Herzen die gleiche Liebe mit, die den heiligen Apostel Paulus antrieb, seine Reisen zu unternehmen, wobei er den Wunsch hatte, auch Spanien zu erreichen (vgl. Röm 15,22-29). Ich möchte mich in die große Schar der Männer und Frauen einreihen, die im Lauf der Jahrhunderte von allen Winkeln der Iberischen Halbinsel, von Europa und selbst aus der ganzen Welt nach Compostela gekommen sind, um vor den heiligen Jakobus hinzutreten und sich vom Zeugnis seines Glaubens umformen zu lassen. Mit ihren Spuren und voller Hoffnung schufen sie einen Weg der Kultur, des Gebets, der Barmherzigkeit und der Umkehr, der in Kirchen und Hospitälern, in Herbergen, Brücken und Klöstern Gestalt angenommen hat. Auf diese Weise haben Spanien und Europa ein geistiges Gesicht entfaltet, das auf unauflösliche Weise vom Evangelium gekennzeichnet ist.
Gerade als Bote und Zeuge des Evangeliums werde ich auch nach Barcelona gehen, um den Glauben seiner gastfreundlichen und tatkräftigen Bewohner zu stärken. Ein Glaube, der schon in der Frühzeit des Christentums gesät worden ist und der unter dem Klima zahlloser Beispiele von Heiligen keimte und wuchs und zur Gründung sehr vieler Wohlfahrts-, Kultur- und Bildungseinrichtungen führte. Dieser Glaube inspirierte den genialen Architekten Antoni Gaudí, dort, mit dem Eifer und der Mitarbeit vieler Helfer, jenes Wunderwerk in Angriff zu nehmen, welches die Kirche der „Sacrada Familia" darstellt. Ich werde die Freude haben, diese Kirche zu weihen, in der sich die ganze Größe des menschlichen Geistes, der sich Gott öffnet, widerspiegelt.
Ich empfinde eine tiefe Freude, erneut hier in Spanien zu sein, das der Welt eine Vielzahl großer Heiliger geschenkt hat, Ordensgründer und Schriftsteller, wie Ignatius von Loyola, Theresia von Jesus, Johannes vom Kreuz und Franz Xaver und viele andere mehr. Spanien hat im 20. Jahrhundert neue Einrichtungen, Gruppen und Gemeinschaften christlichen Lebens und des Apostolats hervorgebracht. In den vergangenen Jahrzehnten schreitet es nun in Eintracht und Gemeinsamkeit, in Freiheit und Frieden voran und blickt zuversichtlich und verantwortungsvoll in die Zukunft. Von seinem reichen Erbe an menschlichen und geistlichen Werten angespornt, sucht es auch inmitten der Schwierigkeiten weiterzukommen und seine Solidarität der internationalen Gemeinschaft anzubieten.
Diese Beiträge und Initiativen Ihrer langen Geschichte wie auch der Gegenwart, gemeinsam mit der Bedeutung dieser beiden Orte Ihres schönen Landes, die ich bei dieser Gelegenheit besuchen werde, geben mir den Anstoß, meine Gedanken auf alle Völker Spaniens und Europas auszuweiten. Wie der Diener Gottes Papst Johannes Paul II. von Compostela aus den Alten Kontinent ermahnte, seinen christlichen Wurzeln neue Kraft zu geben, so will auch ich Spanien und Europa auffordern, ihre Gegenwart aufzubauen und ihre Zukunft zu planen auf der Grundlage der echten Wahrheit des Menschen, der Freiheit, die diese Wahrheit respektiert und sie nie verletzt, wie auch der Gerechtigkeit für alle, angefangen bei den Ärmsten und den Einsamen. Ein Spanien und ein Europa, die sich nicht nur um die materiellen Bedürfnisse der Menschen Sorgen machen, sondern auch um die moralischen und sozialen Werte sowie um die spirituellen und religiösen Anliegen kümmern, weil all diese echte Ansprüche des einen und alleinigen Menschen sind und man nur so in wirksamer, umfassender und fruchtbarer Weise für sein Wohl wirkt.
Liebe Freunde, nochmals bekunde ich Ihnen meinen Dank für Ihren herzlichen Empfang und Ihre Anwesenheit an diesem Flughafen. Erneut bringe ich den geliebten Söhnen und Töchtern Galiziens, Kataloniens und allen anderen Völkern Spaniens meine Zuneigung und Nähe zum Ausdruck. Ich empfehle meinen Aufenthalt bei Ihnen der Fürsprache des heiligen Apostels Jakobus an und bitte Gott, daß er Ihnen allen seinen Segen schenke. Vielen Dank. (rv)

Der Papst in der Kathedrale von Santiago im Wortlaut

Papstbesuch in Spanien. 1. Tag

Der Papst hat die Kathedrale von Santiago de Compostela besucht. Lesen Sie hier die Ansprache auf Deutsch. (rv)
 Hochwürdigste Herren Kardinäle,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
geschätzte Vertreter des öffentlichen Lebens,
liebe Priester, Seminaristen, Ordensmänner und Ordensfrauen,
liebe Brüder und Schwestern,
liebe Freunde!
Ich danke dem Herrn Erzbischof Julián Barrio Barrio von Santiago de Compostela für die freundlichen Worte, die er soeben an mich gerichtet hat, die ich gerne erwidere. So grüße ich euch alle herzlich in Christus und danke euch für euer Kommen an diesen so bedeutsamen Ort.
Pilgern heißt nicht einfach irgendeinen Ort aufsuchen, um seine Naturschönheiten, Kunstschätze oder seine Geschichte zu bewundern. Pilgern bedeutet vielmehr, aus uns herauszutreten, um Gott dort zu begegnen, wo er sich offenbart hat, wo sich die göttliche Gnade mit besonderem Glanz gezeigt hat und unter den Gläubigen überaus große Früchte der Bekehrung und Heiligkeit hervorgebracht hat. Christen pilgerten zunächst zu den Orten, die mit dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung des Herrn verbunden sind, in das Heilige Land. Dann nach Rom, der Stadt des Martyriums der Apostel Petrus und Paulus, und ebenso nach Compostela, das als ein mit dem Andenken des heiligen Jakobus verbundener Ort viele Pilger aus aller Welt aufgenommen hat, die Sehnsucht danach hatten, ihren Geist mit dem Zeugnis des Glaubens und der Liebe des Apostels zu stärken.
In diesem Heiligen Jahr von Compostela wollte auch ich als Nachfolger des heiligen Petrus zum Haus des „Señor Santiago", des heiligen Jakobus, pilgern, das sich anschickt, sein 800jähriges Weihejubiläum zu feiern. Ich komme, um euren Glauben zu stärken, eure Hoffnung zu beleben und eure Sorgen, Mühen und Anstrengungen für das Evangelium der Fürbitte des Apostels anzuvertrauen. Als ich sein heiliges Bild umarmte, habe ich im Gebet auch alle Söhne und Töchter der Kirche mitgenommen. Die Kirche hat ja ihren Ursprung im Geheimnis der Gemeinschaft, die Gott ist. Durch den Glauben sind wir hineingeführt in das Geheimnis der Liebe, das die Heiligste Dreifaltigkeit ist. Wir werden in gewisser Weise von Gott umarmt und umgewandelt von seiner Liebe. Die Kirche ist diese Umarmung Gottes, in der die Gläubigen auch lernen, die eigenen Brüder zu umarmen, indem sie in ihnen Abbild und Ähnlichkeit Gottes entdecken, die die tiefste Wahrheit ihres Seins begründen und Ursprung der wahren Freiheit sind.
Zwischen Wahrheit und Freiheit gibt es einen engen und notwendigen Zusammenhang. Das aufrichtige Suchen und Streben nach der Wahrheit ist die Bedingung für eine authentische Freiheit. Man kann nicht das eine ohne das andere leben. Die Kirche, die bemüht ist, der menschlichen Person und ihrer Würde mit allen ihren Kräften zu dienen, steht im Dienst beider, der Wahrheit und der Freiheit. Die Kirche kann auf beide nicht verzichten, weil hier das Sein des Menschen auf dem Spiel steht und weil die Liebe zum Menschen, „der auf Erden das einzige Geschöpf ist, das Gott um seiner selbst willen gewollt hat" (Gaudium et spes, 24), sie bewegt. Ohne solches Streben nach Wahrheit, nach Gerechtigkeit und nach Freiheit würde der Mensch sich selbst verlieren.
Erlaubt mir, hier in Compostela, dem geistlichen Herzen Galiciens und zugleich Lehrstätte einer Universalität ohne Grenzen, alle Gläubigen dieser geschätzten Erzdiözese und alle Gläubigen der Kirche in Spanien aufzufordern, im Licht der Wahrheit Christi zu leben, den Glauben mit Freude, Konsequenz und Schlichtheit zu Hause, bei der Arbeit und bei den staatsbürgerlichen Aufgaben zu bekennen.
Die Freude, sich als geliebte Kinder Gottes zu erkennen, führe euch auch zu einer immer tieferen Liebe zur Kirche, indem ihr sie in ihrer Aufgabe unterstützt, Christus zu allen Menschen zu bringen. Betet zum Herrn der Ernte, daß sich viele junge Menschen dieser Sendung im Amt des Priesters und im gottgeweihten Leben übereignen: Heute, wie immer, lohnt es sich, das ganze Leben der Aufgabe zu widmen, die Neuheit des Evangeliums zu verkünden.
Ich will nicht schließen, ohne vorher allen spanischen Katholiken meine Segenswünsche und meinen Dank für die Großzügigkeit bekundet zu haben, mit der sie zahlreiche Einrichtungen der Caritas und der humanitären Hilfe unterstützen. Werdet nicht müde, diese Werke aufrecht zu erhalten, die der ganzen Gesellschaft zugute kommen und deren Wirksamkeit sich besonders in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise sowie bei den großen Naturkatastrophen, von denen verschiedene Länder heimgesucht wurden, gezeigt hat.Mit diesen Gedanken bitte ich den Allerhöchsten, daß er allen den Mut gebe, den der heilige Jakobus hatte, um den auferstandenen Christus zu bezeugen. Bleibt ebenso treu auf den Wegen der Heiligkeit. Gebt euch für die Ehre Gottes und das Wohl der am meisten verlassenen Brüder hin. Vielen Dank. (rv)

Papstreise: Schlechtes Wetter und gute Stimmung

Es wird keine politische, sondern eine pastorale Reise sein, die Benedikt XVI. an diesem Wochenende nach Spanien unternimmt. Die Hauptbotschaft des Papstes beim Besuch in Santiago ist wohl allen klar: Es geht ihm vor allem darum, das Pilgern auf dem Jakobsweg wieder christlich zu deuten. Der Abschluss des „Heiligen Jahres" in Santiago bietet dem Papst dazu die passende Gelegenheit. Mario Galgano ist für uns vor Ort. Wir haben unseren Korrespondenten gefragt, wie die Stimmung vor dem Papstbesuch ist.
„Wenn es nach den Wettervoraussagen geht, dann sieht es düster aus. Aber die Pilger und Besucher in Santiago sind zuversichtlich. Zumindest sieht man sie zahlreich und fröhlich in den Straßen und in der Jakobskathedrale. Vatikan-Fähnchen und Papst-Bilder hängen und trotzen dem Atlantikwind. Aus allen Ecken der Welt trifft man hier Menschen. Alles in allem ist die Stimmung aber auch sehr besinnlich, schließlich ist Santiago ein Ort der Einkehr und des Gebets."
Wie sieht das Papstprogramm in Santiago überhaupt aus? Gibt es Besonderheiten?
„Ja, die gibt es in der Tat. An diesem Samstag wird der Papst zum Auftakt seiner Wochenendvisite und aus Anlass des Heiligen Jahres das Grab des Apostels Jakob in der Kathedrale von Santiago besuchen. Doch im Gegensatz zu den anderen Wallfahrern wird der Papst kein Pilger-Zertifikat erhalten. Der Erzbischof von Santiago hat uns Journalisten gerade vor wenigen Augenblicken erklärt, dass man wenigstens 100 Kilometer zu Fuß oder 200 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen muss. Der Papst hingegen kommt vom Flughafen direkt mit dem Papamobil und das zählt eben nicht als Pilgermarsch."
Sie haben mit dem Erzbischof Julián Barrio gesprochen. Was hat er zur Papstvisite gesagt?
„Er sagte uns Journalisten, dass der Besuch des Papstes die Pilgerrouten des Jakobswegs in aller Welt bekanntmachen werde. Und er fügte an, dass der Papst eine solche Pilger-Bescheinigung wirklich nicht nötig habe. Benedikt XVI. sei ein Vorbild für alle Pilger, so Bischof Barrio."
In den spanischen Medien wird auch von Protesten berichtet. Was ist im Augenblick von den Protesten zu sehen?
„Es gibt Gruppen, die den Papstbesuch für persönliche Zwecke „missbrauchen" möchten. Aber diese Gruppen sind marginal. Das schreiben auch die Medien selber. Man kann schon sagen, dass Benedikts Reise nach Santiago und Barcelona eher konfliktfrei sein dürfte. Auch wenn wir nicht vergessen dürfen, dass es noch bis vor wenigen Jahren ziemliche Spannungen zwischen dem Vatikan und Madrid gegeben hatte. Spaniens Vatikan-Botschafter Francisco Vázquez sagte in den spanischen Medien hierzu, die Beziehungen zwischen Spanien und Vatikan bzw. Staat und Kirche seien hervorragend und es gebe nichts, was diesen Besuch stören könnte." (rv)

Kuba: Erstes Priesterseminar seit 50 Jahren

In Kuba ist seit 50 Jahren erstmals wieder ein Priesterseminar eröffnet worden. Kardinal Jaime Ortega weihte das Seminar im Beisein des Staatspräsidenten Raúl Castro am Mittwoch in der Nähe der Hauptstadt Havanna ein. Der nun ehemalige Präsident Fidel Castro habe mit dem Bau des Seminars ein Versprechen eingelöst, das er Papst Johannes Paul II. bei dessen Kuba-Besuch 1998 gegeben hatte, sagte Ortega bei der Zeremonie. Papst Benedikt XVI. übermittelte einen besonderen apostolischen Segen den neuen Seminaristen und Teilnehmern der Eröffnungsfeier und denjenigen, die „so großzügig zum Bau des neuen Gebäudes beigetragen haben". Möglich wurde der Bau durch Spenden aus der Lateinamerikakommission des Heiligen Stuhls, der Bischofskonferenzen sowie aus den USA und Europa. Unter den Teilnehmern war auch eine hochrangige Delegation der US-amerikanischen Kirche. (rv) 

Neue Anweisungen über das Engelwerk

Seit Wochen war darüber spekuliert worden – nun ist es offiziell: Es gibt Neuigkeiten der Glaubenskongregation über die Bewegung „Engelwerk". In einem Schreiben an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen fasst das Dikasterium die Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre zusammen. Das letzte offizielle Dokument war am 6. Juni 1992 erschienen. Es sei „angebracht", die Bischofskonferenzen über die „seither eingetretenen Entwicklungen zu informieren, damit sie besser damit umgehen" könnten, heißt es in dem Schreiben.

Prinzipiell kann man sagen: Die Glaubenskongregation sieht eine positive Entwicklung beim „Opus Angelorum", dem „Engelwerk". Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Wie sich das Opus Angelorum heute darstellt, ist es ein öffentlicher Verein der Kirche in Übereinstimmung mit der überlieferten Lehre und den Weisungen der höchsten Autorität." Es bestehe daher für die Bischöfe „kein Hindernis lehrmäßiger oder disziplinärer Art, diesen Verein in ihren Diözesen aufzunehmen und sein Wachstum zu fördern."Das Engelwerk führt sich auf die als „Mutter" verehrte Gabriele Bitterlich aus Tirol zurück. Ihre Privatoffenbarungen über Engel und deren Namen sind Grundlage einer besonderen Engelsfrömmigkeit. Außerdem gehören zwei Ordensgemeinschaften mit zu dieser Bewegung, nämlich der Orden der Regularkanoniker von Heiligen Kreuz und die Schwestern vom Heiligen Kreuz.In zwei Dokumenten von 1983 und 1992 hatte die Glaubenskongregation verfügt, „dass die Mitglieder des Opus Angelorum sich bei der Förderung der Verehrung der heiligen Engel an die Lehre der Kirche, an die heiligen Väter und an die Kirchenlehrer halten müssen und weder die „Namen" gebrauchen, die aus den Frau Gabriele Bitterlich zugeschriebenen angeblichen Privatoffenbarungen stammen, noch die aus diesen angeblichen Offenbarungen hervorgegangenen Theorien in irgend einer Weise lehren, verbreiten oder benutzen dürfen." Außerdem war geregelt worden, dass die Mitglieder sich streng an die liturgischen Vorschriften zu halten haben, besonders bei der Feier der Eucharistie.
Um das zu überprüfen und die Entwicklung des Engelwerks zu begleiten, hatte der Vatikan einen Delegaten ernannt. Der Dominikanerpater Benoît Duroux hatte in den vergangenen Jahren diese Aufgabe inne. Ihm folgte im Frühjahr der Dominikaner Daniel Ols nach. Durch deren Arbeit, so die Glaubenskongregation, sei eine „Normalisierung der Situation" im Engelwerk zu verzeichnen. Diese Normalisierung zeigt sich dem Schreiben nach vor allem darin, dass am 31. Mai 2000 die Glaubenskongregation für das Opus Angelorum die Formel einer Weihe an die heiligen Engel approbiert hat. Außerdem hat die Ordenskongregation dann das „Statut des Opus Sanctorum Angelorum" approbiert, in dem unter anderem die Beziehungen zwischen dem Opus Angelorum und dem Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz geregelt werden.
Das neue Dokument enthält aber auch eine deutliche Warnung: In den vergangenen Jahren haben einige Mitglieder des Engelwerk, darunter verschiedene ausgetretene oder entlassene Priester des Ordens der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz, die von der Kongregation erlassenen Normen nicht akzeptiert. Diese Engelwerks-Mitglieder arbeiteten daran, das ihrer Auffassung nach „echte Engelwerk" wieder herzustellen. Wörtlich schreibt die Glaubenskongregation: „In dieser Bewegung wird all das vertreten und praktiziert, was in den genannten Dokumenten verboten worden ist." Diese Bewegung weicht nach Aussage des neuen Schreibens „vom gesunden Weg ab" und sei „jeglicher kirchlicher Kontrolle entzogen". Die Werbung dafür geschehe „auf sehr diskrete Weise; sie präsentiert sich, als ob sie in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stünde." (rv)

Italien: Kirche betroffen über Berlusconis Skandale

Ist Silvio Berlusconi als italienischer Ministerpräsident noch tragbar? Nicht nur außerhalb der Landesgrenzen fragt man sich das. Der x-te Skandal rund um den Regierungschef, bei dem es wieder einmal um rauschende Feste mit jungen Mädchen in seiner Villa geht, läßt auch die italienische Kirche immer mehr von dem fidelen Premier abrücken.
 „Ich bin nun mal ein Mensch mit einem guten Herzen, und ich helfe immer, wenn jemand Hilfe braucht." So rechtfertigt es Berlusconi, dass er vor ein paar Monaten persönlich bei einer Polizeistation in Norditalien anrief, um Druck auf die Beamten zu machen: Sie sollten die minderjährige Marokkanerin, die sie wegen Diebstahls verhörten, gehen lassen. Durch diese Intervention von ganz oben kam heraus, dass das Mädchen mindestens zweimal an einem der peinlichen Feste im Hause Berlusconi teilgenommen hat, die manche Staatsanwälte mit Prostitution und Kokain in Verbindung bringen.
„Ich bin hier, um über Müll zu reden – echten Müll. Den medialen Müll überlasse ich euch", sagt Berlusconi bei einem Besuch in Neapel, wo wieder einmal Müllberge brennen. Und auch die seit Montag endlich 18-jährige Marokkanerin – Künstlername „Ruby" – die den neuesten Skandal ins Rollen gebracht hat, will mit dem „Müll" (auf italienisch heißt das „spazzatura") nichts zu tun haben. „Die Presse wühlt doch nur im Müll, wie Silvio richtig gesagt hat: Die blasen alles auf, damit die Leute die Zeitungen kaufen. Aber mir macht das nichts aus."
Anderen macht das schon was aus: Etwa der italienischen Kirche. Sie hat in den letzten Jahren immer mehr oder weniger zu Berlusconi gehalten, weil der nicht an den Schutz des Lebens rührt und kirchlichen Schulen nicht den Geldhahn zudreht. Jetzt ist aber auch ihre Geduld erschöpft: „Unglaublich", dass Berlusconi „nicht genug Selbstkontrolle aufbringt", schimpft Italiens verbreitetstes Wochenmagazin „Famiglia Cristiana": Nicht nur „die Glaubwürdigkeit und Würde des Regierungschefs" sei beschädigt, sondern die politische Kultur Italiens überhaupt und die Beziehungen zum Ausland. Berlusconi solle „alles aufklären", fordert die Bischofszeitung „Avvenire" – dessen Direktor Berlusconi letztes Jahr, nachdem er sich scharf zu einem ähnlichen Skandal geäußert hatte, aus dem Amt mobben ließ. „Das heutige Italien ist krank", sagt Mailands Kardinal Dionigi Tettamanzi der Zeitung „Repubblica" von diesem Donnerstag: „Wie sollen denn Eltern das alles ihren Kindern erklären, die das gleiche Alter haben wie die Mädchen, die man im Moment in den Zeitungen sieht?"
„Die Politik hat doch das Gemeinwohl zum Ziel", räsonniert der Philosoph Antonio Maria Baggio bei Radio Vatikan: „Das Gemeinwohl ist aber nicht nur materiell, sondern hat auch eine ethische Dimension – da geht es um positive Beziehungen, um in der Gesellschaft gut zusammenzuleben. Dafür braucht man Sauberkeit."
Schon wieder dieses Bild vom Müll und von der Sauberkeit – es kehrt in diesen Tagen, von Berlusconi selbst ausgehend, immer wieder. Und da ist es schon bemerkenswert, dass auch der Papst an diesem Mittwoch auf einmal von „Müll" gesprochen hat. Als er eine französische Mystikerin des Hochmittelalters vorstellte, kam er auf einmal – in freier Rede – darauf zu sprechen, sie habe „ihr Gewissen von Christus erleuchten lassen" und wurde dadurch „innerlich gesäubert". „Und genau das brauchen wir auch: dass Chrsti Wort, Leben und Licht unser Gewissen erleuchten und säubern. Den Müll gibt es nicht nur auf den Straßen der Welt – auch in unseren Gewissen gibt es Müll, und in unseren Seelen. Nur das Licht des Herrn, seine Kraft und seine Liebe reinigen und säubern uns und bringen uns auf den rechten Weg."
Nein, ein direkter Kommentar zu Berlusconi war das nicht. Trotzdem auffällig, dass Papst Benedikt XVI., übrigens ein aufmerksamer Zuschauer der italienischen Fernsehnachrichten, in diesen Tagen auf italienisch dieses Wort „Müll" ausspricht: „spazzatura". (rv)

Vatikan: Das Priestertum in der Theologie Josef Ratzingers

Der neueste Band der Gesammelten Schriften Josef Ratzingers wurde heute im Vatikan von Bischof Gerhard Ludwig Müller vorgestellt. Müller, der der Herausgeber der Schriften ist, erfüllte damit den Wunsch des jetzigen Papstes, der Theologie des Weihesakramentes einen eigenen Band zu widmen. Die wissenschaftlichen Studien, Meditationen und Predigten zum Dienst des Bischofs, Priesters und Diakons im Band 12 der Schriften umfassen einen Zeitrahmen von fast 50 Jahren und reichen vom den Beginn des II. Vatikanischen bis zum Beginn des Pontifikates. Papst Benedikt XVI. sehe in der Verkündigung des allem menschlichen Tun vorausgehenden Wortes Gottes die besondere Aufgabe des bischöflichen und priesterlichen Dienstes, so Müller. (rv) 

USA: „Wählt moralisch-einwandfreie Kandidaten!“

 Die katholische Kirche ruft die US-Bürger auf, bei den Kongresswahlen „moralisch-einwandfreien" Kandidaten ihre Stimme abzugeben. In einem Interview mit dem Catholic News Service sagt der Präfekt der Apostolischen Signatur und baldige Kardinal Raymond Leo Burke:
„Ich habe die Pflicht als Katholik darauf hinzuweisen, dass Gläubige jene Politiker wählen müssen, die sich für moralisch richtige Angelegenheiten einsetzen. Dazu zählt beispielsweise der Lebensschutz. Wer für Abtreibung eintritt, handelt moralisch gesehen falsch. Vielmehr brauchen wir Volksvertreter, die sich für das Leben einsetzen. Hierbei geht es ja um das wichtigste Gut, dass unsere Gesellschaft überhaupt zur Verfügung hat."
Burke ist selber US-Amerikaner. Bei den sogenannten Midterms wird ein Großteil des Kongresses neu gewählt, unter anderem das ganze House of Representatives. Die Wahlen zählen aber vor allem als Stimmungsmesser für den US-Präsidenten Barack Obama. Experten gehen davon aus, dass die Wähler vor allem wirtschaftliche Fragen für wichtig erachten. Erzbischof Burke betont jedoch, dass Politiker ausdrücklich auf ihre ethischen Grundhaltungen zu prüfen seien.
„Wissen Sie, was ein Skandal ist? Nun, ein Skandal ist, wenn Menschen andere Mitmenschen dazu verleiten, moralisch falsch zu handeln. Hierbei denke ich beispielsweise an jene katholischen Politiker, die in ihrer politischen Karriere gegen das katholische Lehramt gewirkt haben. Das gilt für jene Abgeordnete oder auch Richter, die uns klarmachen wollen, dass beispielsweise Abtreibung gar nicht so schlimm sei. Deshalb darf man nicht jemand wählen, der sich für die freie Wahl in Sachen Abtreibung einsetzt. Das wäre verheerend."
Einen Tag vor den Wahlen hat der amerikanische Präsident am Sonntag seinen Wahlkampf-Endspurt im Bundesstaat Ohio beendet. Im Endspurt des amerikanischen Kongresswahlkampfs bemühte sich US-Präsident Obama, die erwartete Niederlage seiner Demokratischen Partei in letzter Minute abzuwenden. Ob er es schaffen wird, zeigt sich am Mittwoch. (rv)

Vatikan: Papst wird am kommenden Wochenende in Spanien erwartet

Aus Anlass des laufenden „Heiligen Jahres des Apostels Jakobus" besucht der Papst am Samstag das Wallfahrtszentrum Santiago de Compostela und reist von dort nach Barcelona weiter, wo er am Sonntag den Altar der weltberühmten Basilika Sagrada Familia des Architekten Gaudis weihen wird. Höhepunkte des Besuchs sind die beiden Gottesdienste am Samstag auf der Plaza del Obradoiro in Santiago und am Sonntag in der Sagrada Familia. Dort wird der Papst auch eine der Außenemporen besteigen und von dort aus mit den Gläubigen den Angelus beten. (rv)

Vatikan prüft neue sprachliche Wege

Die Kirche muss an der Art und Weise feilen, wie sie die Frohe Botschaft verbreitet. Das denkt Erzbischof Gianfranco Ravasi, der Präsident des päpstlichen Kulturrates. „Kultur der Kommunikation und neue Sprachformen" ist deshalb das Thema der kommenden Vollversammlung des Kulturrates ab 10. November. Die Sprache der katholischen Kirche verweise mitunter nur auf sich selbst; sogar einfache Wörter aus dem kirchlichen Kontext hätten keine Referenz in der Außenwelt, sondern nur nach innen, sagte Ravasi im Gespräch mit uns.
 „Oft hat die Sprache innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft quasi ihre Stimme verloren. Denken wir an die extrem anspruchsvolle Sprache der Theologie, die selbst bei einer katholische, gläubigen, praktizierenden Bevölkerung kein Gehör mehr findet. Die Leute hören am Sonntag eine schöne Predigt, aber die Sprache, mit der sie sie verarbeiten, ist die des Fernsehens und des Internet. Und andererseits braucht es auch Kräfte nach außen. Unsere Kommunikation muss selbstverständlich ihre Logik, ihre Kohärenz, ihr Vokabular haben. Aber gleichzeitig muss sie versuchen, ihre Botschaft mit neuen Sprachformen auf neue Horizonte hin auszulegen."
Aus Ravasis Sicht ist das ein drängendes Anliegen. Denn wo es keine Verständigung gibt, da kann eine Botschaft von vornherein nicht ankommen, so der zukünftige Kardinal:
„Wenn wir nicht das gemeinsame sprachliche Gewebe wiederfinden, die Vokabeln, die Grammatik, die Stilistik, mit denen wir den anderen begegnen und mit ihnen in Beziehung treten können, dann sind wir auch nicht dazu in der Lage, über Inhalte zu sprechen."
Ravasi hat deshalb zur Vollversammlung Kommunikations-Fachleute verschiedenster Disziplinen eingeladen: aus der Welt der Liturgie, der Kunst, des Films und der neuen Medien.
(rv)