Sie wurden am Heiligen Abend in der römischen Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern geweiht. Kardinal Velasio de Paolis, der Päpstliche Delegat für die Ordensgemeinschaft, nahm die Weihe vor, informierte die Ordensprovinz Mitteleuropa der „Legionäre" an diesem Sonntag. Unter den Neupriestern sind ein Deutscher aus Vaihingen bei Stuttgart sowie ein Brüderpaar aus Südtirol, fast die Hälfte der Neupriester stammt hingegen aus Mexiko, wo der Orden gegründet wurde. Die „Legionäre Christi" sind damit beschäftigt, eine tiefe interne Krise zu überwinden, die entstand, als das Doppelleben ihres Gründers Pater Marcial Maciel Degollado bekannt wurde. Der Mexikaner war Vater von drei Kindern und soll Seminaristen sexuell missbraucht haben. (rv)
Jahr: 2010
Benedikt XVI.: „Tätiger Glauben“ mit verfolgten Christen weltweit
Mit tausenden Gläubigen hat Papst Benedikt XVI. am ersten Weihnachtstag an Gottes Menschwerdung erinnert: „Gott ist mit uns; er ist kein Unbekannter, er hat ein Gesicht: das Gesicht Jesu", so der Papst von der Loggia des Petersdoms zu seinen Zuhörern in aller Welt. In seiner Weihnachtsbotschaft rief der Papst zu Solidarität mit den Christen im Nahen Osten auf, auch der Irak und die Volksrepublik China standen im Mittelpunkt seiner Gedanken. Nach der Ansprache spendete er den traditionellen Segen „Urbi et orbi" – in über 60 Sprachen wünschte er danach frohe Weinachten.
„Tätige Solidarität"
In seiner Weihnachtsbotschaft rief Benedikt XVI. zu Frieden im Heiligen Land auf. Die Nähe Christi möge Israelis und Palästinenser bei der „Suche nach einem gerechten und friedlichen Zusammenleben" leiten, so der Papst, und die Christen im ganzen Nahen Osten „in ihren Prüfungen" stärken. Hier nannte der Papst explizit die Christen im Irak:
„Die Trost bringende Verkündigung des Kommens des Immanuels lindere den Schmerz der geliebten christlichen Gemeinden im Irak und im ganzen Nahen Osten und stärke sie in ihren Prüfungen; sie schenke ihnen Kraft und Hoffnung für die Zukunft und beseele die Verantwortlichen der Nationen zu einer tätigen Solidarität ihnen gegenüber."
Unterstützung und „tätige Solidarität" – sie forderte der Papst weiter für die Opfer der letzten Naturkatastrophen auf Haiti, in Kolumbien, Venezuela, Guatemala und Costa Rica ein. Zur Achtung der Menschenrechte rief er mit Blick auf Afghanistan und Pakistan auf; „beständigen Frieden" und „echten Fortschritt" wünschte er den Menschen in der Elfenbeinküste sowie in Somalia, Darfur und Madagaskar. Dialog und Versöhnung wünschte er dem geteilten Korea sowie Nicaragua und Costa Rica.
„Volle Achtung der Religionsfreiheit"
Die Religionsfreiheit – sie ist dieses Weihnachten ein besonderes Anliegen des Papstes, sie ist auch Thema der päpstlichen Friedensbotschaft für den 1. Januar 2011. Besondere Aufmerksamkeit schenkte der Papst in seiner Weihnachtsbotschaft den Christen in China: Angesichts des Drucks, unter dem Gläubige in der Volksrepublik und auch in anderen Ländern der Welt stehen, wünschte der Papst diesen Menschen besondere Kraft und Glaubensstärke:
„Die Feier der Geburt des Erlösers stärke die Gläubigen der Kirche in Kontinental-China im Geist des Glaubens, der Geduld und des Mutes, dass sie wegen der Einschränkungen ihrer Religions- und Gewissensfreiheit nicht verzagen, sondern in der Treue zu Christus und seiner Kirche ausharren und die Flamme der Hoffnung am Leben erhalten. Die Liebe des ‚Gottes mit uns‛ verleihe Beharrlichkeit allen christlichen Gemeinden, die Diskriminierung und Verfolgung erleiden, und leite die politischen und religiösen Führungskräfte dazu an, sich für die volle Achtung der Religionsfreiheit aller einzusetzen."
„Botschaft der Liebe gibt auch heute Hoffnung"Die Botschaft Christi sei immer „neu" und „überraschend", sie übersteige unsere „kühnsten Hoffnungen", so der Papst. Das gelte auch in einer Zeit voller Widersprüche, erinnerte er. Denn die Wahrheit Christi zeige sich dem Gläubigen als „Geheimnis der Liebe":
„Nur wer sich der Liebe öffnet, wird vom Licht der Weihnacht umfangen. So war es in der Nacht von Bethlehem, und so ist es auch heute. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes ist ein Ereignis, das in der Geschichte geschehen ist, über diese aber zugleich hinausgeht. (…) An Gott glauben, der unsere Geschichte teilen wollte, ist eine ständige Ermutigung, sich für diese Geschichte, auch inmitten ihrer Widersprüchlichkeiten, einzusetzen. Es ist Grund zur Hoffnung für all jene, deren Würde beleidigt oder verletzt wurde, da ER, der zu Bethlehem geboren wurde, gekommen ist, den Menschen von der Wurzel jeder Knechtschaft zu befreien." (rv)
Stichwort „urbi et orbi“
„Urbi et orbi“ in über 60 Sprachen – Papst Benedikt hat am ersten Weihnachtstag viel zu tun. Der feierliche Segensspruch heißt übersetzt „der Stadt und dem Erdkreis“, Benedikt XVI. spendet ihn traditionell zu Weihnachten und Ostern von der Loggia über den Portalen des Petersdoms. Damit unterstreicht die katholische Kirche ihren universalen Geltungsanspruch. Rom galt im Weltbild der Antike als Inbegriff der Stadt (urbs) und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis). Das aus dem 13. Jahrhundert stammende Ritual wird auch im Rahmen der Papstwahl verwendet – im ersten Segen des neuen Papstes. Die römische Kurie nutzt die Formel weiter für bestimmte Dokumente, die weltweit gelten sollen. Andere Anlässe sind Selig- und Heiligsprechungen und besondere Ablässe.
Auch virtuell
Zunächst war für den Sündenablass die Anwesenheit auf dem Petersplatz oder in Sichtweite des Spenders nötig. Seit 1967 kann der Segen auch über Radio, seit 1985 über das Fernsehen und seit 1995 sogar über das Internet empfangen werden. (rv)
Vatikan: Kardinal Koch nimmt Titelkirche in Besitz
Am Neujahrstag nimmt Kardinal Kurt Koch seine Titelkirche in Rom in Besitz. Das teilte der Vatikan mit. Die Kirche Nostra Signora del Sacro Cuore liegt am Corso Rinascimento im historischen Zentrum Roms, ein Nebeneingang geht auf die Piazza Navona. Die Basilika ist eine sogenannte ‚Diakonie’, also die Titelkirche eines Kardinaldiakons. Vor einem Monat hatte Papst Benedikt den Präsidenten des päpstlichen Einheitsrates zum Kardinal erhoben. Mit der Inbesitznahme ist die Übernahme der Kardinalswürde abgeschlossen. Die Zeremonie beginnt um 18 Uhr. (rv)
Die Note der Glaubenskongregation: Der vollständige Text
Der vollständige Text:
Note der Kongregation für die Glaubenslehre – Über die Banalisierung der Sexualität,
im Hinblick auf einige Textstellen aus „Licht der Welt".
Aus Anlass der Veröffentlichung des Interview-Buches „Licht der Welt" von Papst Benedikt XVI. sind verschiedene abwegige Interpretationen verbreitet worden, die Verwirrung über die Haltung der katholischen Kirche zu einigen Fragen der Sexualmoral gestiftet haben. Die Gedanken des Papstes wurden nicht selten für Absichten und Interessen missbraucht, die mit dem Sinn seiner Worte nichts zu tun haben. Deren Bedeutung ist aber klar, wenn man die Kapitel vollständig liest, in denen von der menschlichen Sexualität die Rede ist. Die Intention des Heiligen Vaters ist eindeutig: Es geht ihm darum, die Größe des göttlichen Plans über die Sexualität wiederzufinden und dabei die heute verbreitete Banalisierung zu vermeiden.
Einige Interpretationen haben die Worte des Papstes als Aussagen im Widerspruch zur moralischen Tradition der Kirche dargestellt. Dies haben manche als positive Wende begrüßt, andere haben es mit Sorge aufgenommen, als würde es sich um einen Bruch mit der Lehre über die Empfängnisverhütung und mit der Haltung der Kirche im Kampf gegen AIDS handeln. In Wirklichkeit ändern die Worte des Papstes, die insbesondere auf das schwer ungeordnete Verhalten der Prostitution eingehen (vgl. „Licht der Welt", S. 146-147), weder die Morallehre noch die pastorale Praxis der Kirche.
Eine aufmerksame Lektüre des betreffenden Abschnittes zeigt, dass der Heilige Vater hier nicht von der eheliche Liebe und auch nicht von der sittlichen Norm bezüglich der Empfängnisverhütung spricht. Diese Norm, die zur Tradition der Kirche gehört, ist von Papst Paul VI. in der Nummer 14 der Enzyklika Humanae vitae in sehr präzisen Worten aufgegriffen worden. Darin schrieb er, dass „jede Handlung verwerflich <ist>, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel". Die Meinung, aus den Worten von Papst Benedikt XVI. könne man ableiten, dass die Verwendung des Kondoms in einigen Fällen zulässig sei, um unerwünschte Schwangerschaften zu vermeiden, ist völlig willkürlich und entspricht weder seinen Worten noch seinem Denken. In diesem Zusammenhang verweist der Papst vielmehr auf menschliche und ethische Wege der Lebbarkeit, für die sich die Seelsorger „noch mehr und noch besser" („Licht der Welt", S. 175) einsetzen sollen. Dabei geht es um Wege, bei denen der unlösbare Zusammenhang der beiden Sinngehalte der liebenden Vereinigung und der Fortpflanzung in jedem ehelichen Akt respektiert wird, auch durch die Anwendung der Methoden der natürlichen Empfängnisregelung im Blick auf eine verantwortliche Elternschaft.
In dem betreffenden Abschnitt bezog sich der Heilige Vater auf den völlig andersartigen Fall der Prostitution, die von der christlichen Moral immer als schwer sündhaft betrachtet worden ist (vgl. II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, Nr. 27; Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2355). Die Weisung der gesamten christlichen Tradition – und nicht nur dieser – im Bezug auf die Prostitution lässt sich in den Worten des Heiligen Paulus zusammenfassen: „Hütet euch vor der Unzucht!" (1 Kor 6,18). Die Prostitution ist also zu bekämpfen und die Hilfswerke der Kirche, der Zivilgesellschaft und des Staates müssen sich dafür einsetzen, die betroffenen Personen daraus zu befreien.
In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass die Lage, die aufgrund der Verbreitung von AIDS in vielen Gebieten der Welt entstanden ist, das Problem der Prostitution noch dramatischer gemacht hat. Wer weiß, dass er mit HIV infiziert ist und deshalb die Infektion weitergeben kann, begeht neben der schweren Sünde gegen das sechste Gebot auch eine Sünde gegen das fünfte Gebot, weil er bewusst das Leben einer anderen Person ernsthaft gefährdet, mit Folgen auch für die öffentliche Gesundheit. Dazu stellt der Heilige Vater eindeutig fest, dass Kondome „nicht als wirkliche und moralische Lösung" des AIDS-Problems betrachtet werden können und dass „die bloße Fixierung auf das Kondom eine Banalisierung der Sexualität" bedeutet. Denn man will die menschliche Verwahrlosung nicht angehen, die sich hinter der Verbreitung der Pandemie verbirgt. Es kann allerdings nicht geleugnet werden, dass derjenige, der ein Kondom verwendet, um das Risiko für das Leben einer anderen Person zu verringern, den Schaden begrenzen möchte, der mit seinem falschen Verhalten verbunden ist. In diesem Sinn bemerkt der Heilige Vater, dass die Verwendung des Kondoms „in der Absicht, Ansteckungsgefahr zu verringern, jedoch ein erster Schritt sein <kann> auf dem Weg hin zu einer anders gelebten, menschlicheren Sexualität". Dabei handelt es sich um eine Anmerkung, die mit der anderen Aussage des Heiligen Vaters in vollem Einklang steht: „Aber es ist nicht die eigentliche Art, dem Übel der HIV-Infektion beizukommen".
Einige haben die Worte von Papst Benedikt XVI. mit Bezugnahme auf die Theorie vom so genannten „kleineren Übel" interpretiert. Diese Theorie ist aber für abwegige Auslegungen im Sinn des Proportionalismus anfällig (vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Veritatis splendor, Nr. 75-77). Eine Handlung, die aufgrund ihres Gegenstands ein Übel ist, und sei es auch ein kleineres Übel, darf nicht angestrebt werden. Der Heilige Vater hat nicht gesagt, dass Prostitution mit Verwendung eines Kondoms als kleineres Übel angestrebt werden darf, wie einige behauptet haben. Die Kirche lehrt, dass Prostitution sündhaft ist und bekämpft werden muss. Betreibt jemand dennoch Prostitution und ist er darüber hinaus mit HIV infiziert, kann es ein erster Schritt hin zu einer Achtung vor dem Leben der anderen sein, wenn er sich, auch durch die Verwendung des Kondoms, dafür einsetzt, die Ansteckungsgefahr zu verringern, wobei die Prostitution natürlich schwer sündhaft bleibt. Solche Bewertungen stehen im Einklang mit dem, was die moraltheologische Tradition auch in der Vergangenheit vertreten hat.
Abschließend ist anzumerken, dass die Mitglieder und die Einrichtungen der katholischen Kirche im Kampf gegen AIDS wissen müssen, dass es darum geht, den Menschen nahe zu sein, die Kranken zu pflegen und alle dazu zu erziehen, vor der Ehe enthaltsam zu leben und in der Ehe die Treue zu halten. Dabei müssen sie auch Verhaltensweisen aufdecken, die die Sexualität banalisieren. Wie der Heilige Vater sagt, sind gerade diese Verhaltensweisen die gefährliche Quelle dafür, dass viele Menschen in der Sexualität nicht mehr den Ausdruck ihrer Liebe finden. „Deshalb ist auch der Kampf gegen die Banalisierung des Sexualität ein Teil des Ringens darum, dass Sexualität positiv gewertet wird und ihre positive Wirkung im Ganzen des Menschseins entfalten kann" („Licht der Welt", S. 146). (rv)
Glaubenskongregation: „Banalisierung der Sexualität“, eine Note zum Interviewbuch des Papstes
Das „Kondom-Zitat" aus dem jüngsten Interviewbuch Papst Benedikt XVI. mit dem Journalisten Peter Seewald hatte vor einigen Wochen einiges Aufsehen erregt. Viele Journalisten und auch Theologen wussten nicht so recht, wie damit umzugehen ist und was der Papst genau gemeint hat. Erst hat der Vatikan das durch seinen Sprecher Pater Federico Lombardi erklären lassen, nun hat die Glaubenskongregation in einer Note zu der Textstelle ab Seite 146 im Buch Stellung bezogen.
Die Note wendet sich gegen die Verwirrung und gegen bewusste Fehlinterpretationen der Textstelle. „In Wirklichkeit ändern die Worte des Papstes, die insbesondere auf das schwer ungeordnete Verhalten der Prostitution eingehen, weder die Morallehre noch die pastorale Praxis der Kirche", so die Note wörtlich. Nach einer Klarstellung der kirchlichen Lehre sagt die Note: „Die Meinung, aus den Worten von Papst Benedikt XVI. könne man ableiten, dass die Verwendung des Kondoms in einigen Fällen zulässig sei, um unerwünschte Schwangerschaften zu vermeiden, ist völlig willkürlich und entspricht weder seinen Worten noch seinem Denken." Dem Papst gehe es vielmehr um „ethische und menschliche Wege der Lebbarkeit". Danach geht die Note ausführlich auf die Probleme der Prostitution ein, in deren Zusammenhang der Papst vom Gebrauch von Kondomen sprach.
Wer wisse, dass er mit HIV infiziert ist und deshalb die Infektion weitergeben kann, bringt bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr bewusst das Leben einer anderen Person ernsthaft in Gefahr. Dazu stelle der Heilige Vater eindeutig fest, dass Kondome „nicht als wirkliche und moralische Lösung" des AIDS-Problems betrachtet werden können und dass „die bloße Fixierung auf das Kondom eine Banalisierung der Sexualität" bedeute, so die Note.
Abschließend nimmt die Glaubenskongregation noch einmal Bezug auf die Theorie des kleineren Übels, die vielfach im Zusammenhang mit dem Papstzitat genannt worden sei. Hierbei warnt sie vor abwegigen Auslegungen. „Eine Handlung, die aufgrund ihres Gegenstands ein Übel ist, und sei es auch ein kleineres Übel, darf nicht angestrebt werden", so die Note. „Der Heilige Vater hat nicht gesagt, dass Prostitution mit Verwendung eines Kondoms als kleineres Übel angestrebt werden darf, wie einige behauptet haben. (…) Betreibt jemand dennoch Prostitution und ist er darüber hinaus mit HIV infiziert, kann es ein erster Schritt hin zu einer Achtung vor dem Leben der anderen sein, wenn er sich, auch durch die Verwendung des Kondoms, dafür einsetzt, die Ansteckungsgefahr zu verringern." (rv)
D: Priesterbruderschaft St. Pius X. kauft Kirche in Köln
Die von der katholischen Kirche nicht anerkannte Priesterbruderschaft St. Pius X. hat in Köln eine Kirche gekauft. Das teilte die Gemeinschaft an diesem Dienstag mit. Es ist bereits die siebte Kirche, die die Bruderschaft in Deutschland erworben hat. Vorheriger Eigentümer war die neuapostolische Kirche. Das Erzbistum Köln teilte auf Anfrage mit, dass es sich bei dem Gebäude nach wie vor nicht um eine katholische Kirche handele, da die kirchliche Einheit nicht bestehe. Deswegen könne man hier lediglich ein Immobiliengeschäft zur Kenntnis nehmen. (rv)
Jahresrückblick: Papst erinnert an Missbrauch und Christenverfolgung
Die Missbrauchsskandale der vergangenen Monate standen im Mittelpunkt des Jahresrückblicks von Papst Benedikt XVI. Bei dem traditionellen Weihnachtsempfang für die vatikanische Kurie machte er den zunehmenden moralischen Relativismus für die Missbrauchsskandale in der Kirche mitverantwortlich. Insgesamt seien politische wie auch moralische Instanzen vom sinkenden moralischen Konsens bedroht.
In seiner Jahrsbilanz beklagte der Papst erneut das ungeahnte Ausmaß sexuellen Missbrauchs von Priestern an Kindern und Jugendlichen in der Kirche.
„Wir waren erschüttert, ausgerechnet während des Priesterjahrs von Missbrauch an Minderjährigen durch Geistliche in einem unvorstellbaren Ausmaß zu erfahren, die das Sakrament in sein Gegenteil verkehren. Unter dem Mantel des Heiligen verletzen sie zutiefst einen Menschen in seiner Kindheit und fügen ihm damit für sein Leben lang Schaden zu."
In seiner Ansprache an die Kurienmitglieder zeigte der Papst Strategien für den weiteren Umgang mit den Missbrauchsfällen auf:
„Wir müssen diese Erniedrigung als Aufforderung zur Erneuerung auffassen. Allein die Wahrheit kann uns erlösen. Wir müssen uns fragen, was an unserer Verkündigung falsch war, was an unserem Christsein, dass so etwas geschehen konnte. Wir müssen zu Buße bereit sein und bei der Vorbereitung auf das Priestertum dafür sorgen, das es sich nicht wiederholen kann."
Der Papst dankte in diesem Zusammenhang ausdrücklich vor allem denjenigen, die Missbrauchsopfer betreuen. Gleichzeitig sah er sexuelle Übergriffe von Geistlichen nicht als isoliertes Phänomen sondern erklärte es mit gesellschaftlichen Grundbedingungen:
„Wir dürfen den Kontext nicht übersehen, in dem diese Vorfälle sich ereignen konnten. Der Markt der Kinderpornographie wird von der Gesellschaft zunehmend als normal angesehen. Die psychologische Zerstörung von Kindern, die auf eine Ware reduziert werden ist ein erschreckendes Zeichen unserer Zeit."
Bischöfe aus Entwicklungsländern erinnerten immer wieder an Sextourismus, der eine ganze Generation schädige und in ihrer Freiheit einschränke, mahnte der Papst beim Weihnachtsempfang für die Kurie. In diesem Zusammenhang sah er auch das Problem des Drogenhandels:
„Der Drogenhandel streckt mit wachsender Kraft seine Tentakel nach dem gesamten Globus aus. Er ist ein Zeichen für die Diktatur des Mammon, die den Menschen pervertiert."
Moralischer Relativismus ist nach Auffassung des Papstes mit verantwortlich auch für kirchliche Missbrauchsskandale:
„Um uns diesen Phänomenen zu widersetzen, müssen wir einen Blick auf die ideologischen Grundlagen werfen. In den siebziger Jahren wurde Pädophilie als konform mit dem Wesen des Menschen und des Kindes betrachtet. Dies war Teil einer Perversion des Begriffs von Ethos. Selbst in der katholischen Theologie hieß es, dass es kein Gutes oder Böses in sich gebe. Alles hing demnach von den Umständen und vom beabsichtigten Zweck ab."
Bei einem Rückblick auf die jüngste Nahost-Synode im Vatikan beklagte der Papst vor den Kurienmitgliedern überdies erneut wachsende Christenverfolgung und neue Spaltungen in der Region.
„Christen sind derzeit die am stärkten unterdrückte und gequälte Minderheit. Über Jahrhunderte lebte sie friedlich mit ihren jüdischen und muslimischen Nachbarn zusammen. Aus der Synode sollte ein starker Impuls an die politisch und religiös Verantwortlichen ergehen, damit sie die Christianophobie stoppen."
Islamische Stimmen, die Gewalt gegen Christen anprangern, wie
dies ein libanesischer Gast bei der Synode getan hatte, bezeichnete der Papst als „zu schwach". (rv)
Irland: Kapitel 19 des Murphy-Berichts freigegeben
Das Oberste Gericht hat die Veröffentlichung eines bislang vertraulichen Kapitels des so genannten Murphy-Berichts erlaubt. Damit liegt der Bericht, der sich mit Missbrauchsfällen an kirchlichen Schulen und Einrichtungen beschäftigt, mit der Ausnahme eines anderen Kapitels vollständig öffentlich vor. Die unabhängige Murphy-Kommission hatte zahlreiche Missbrauchsfälle im Erzbistum Dublin in den Jahren 1975 bis 2004 ans Licht gebracht. Kapitel 19 des Berichts konnte erst an diesem Freitag veröffentlicht werden, weil der Prozess gegen den darin beschuldigten Priester Tony Walsh erst Anfang Dezember endete. Walsh wurde wegen Kindesmissbrauchs in den siebziger und achtziger Jahren zu sechzehn Jahren Haft verurteilt. (rv)
Sire, geben Sie Religionsfreiheit!
„Die Christen sind derzeit weltweit die religiöse Gruppe, die am häufigsten Verfolgung um des Glaubens willen erleidet": Daran erinnert Papstsprecher Federico Lombardi. In einem Editorial für Radio Vatikan, dessen Generaldirektor er ist, geht der Jesuit von der großen Friedensbotschaft von Papst Benedikt aus, die am Freitag im Vatikan veröffentlicht wurde:
„Viele Menschen haben die irrige Vorstellung, als ob die Christen allgemein in Machtpositionen säßen und als ob die, die diskriminiert werden, in der Regel Angehörige anderer Religionen wären – ja als wären auch noch die Christen daran schuld. Aber die wachsende Dokumentation aus verläßlichen Quellen zwingt allmählich doch dazu, diese Perspektive zu korrigieren. Und das sollte man unterstreichen!"
Allerdings gehe es dem Papst mit seiner Friedensbotschaft gar nicht nur um die Christen – er wende sich an alle Menschen guten Willens und fordere Religionsfreiheit für alle ein.
„Das ist keine Botschaft nur für die Christen. Das ist eine Botschaft für alle. Aus der direkten, schwierigen Erfahrung von Christen heraus wird da nach dem Recht gerufen, Gott zu suchen, zu finden, zu verehren. Ohne den Respekt vor diesem Recht für alle läßt sich keine friedliche Gesellschaft aufbauen. Fanatismen, Fundamentalismen, auch aggressiver Säkularismus sind Feinde des wahren Friedens!" (rv)