Vatikan/Großbritannien: Eckpunkte der Papstreise

Drei große Messen in Glasgow, London und Birmingham, davon eine mit Seligsprechung, Treffen mit allen Bischöfen Großbritanniens, mit dem Premier, seinem Vize und dem Oppositionsführer sowie ein Höflichkeitsbesuch bei der Queen – das alles und mehr steht beim Besuch Papst Benedikts in England und Schottland auf dem Programm. Der Vatikan hat die Eckpunkte der bevorstehenden Papstvisite vom 16. bis 19. September an diesem Mittwoch bekannt gegeben. Anlass der Reise ist die Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman in Birmingham.
Erste Station Papst Benedikts ist das schottische Edinburgh. Im historischen Königspalast empfängt Queen Elizabeth II. das den Papst und sein Gefolge zum Höflichkeitsbesuch. Nach dem Mittagessen mit dem Erzbischof von Edinburgh in dessen Residenz reist der Papst nach Glasgow weiter, wo er am Nachmittag eine Messe zelebriert. Danach geht es per Flugzeug weiter nach London.
In der Hauptstadt trifft Papst Benedikt am Freitag Vormittag im St. Marys University College Exponenten des katholischen Bildungswesens sowie im Anschluss verschiedene Religionsführer. Am Nachmittag der ökumenische Teil der Papstvisite: Benedikt wird im Lambeth Palace, dem Sitz des Oberhauptes der Anglikanischen Kirche von England, vom Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, empfangen. Nach einem Sammeltreffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft, der Diplomatie, der Kultur, der Wirtschaft und der akademischen Welt, an dem auch die Religionsführer teilnehmen, kommt es zu einer ökumenischen Feier in der Westminster Abbey.
Der frühe Samstag Vormittag steht im Zeichen der Politik. So wird der Papst im Erzbischöflichen Palast von Westminster nacheinander mit dem britischen Premierminister David Cameron, dessen Vize Nick Clegg und dem Führer der Opposition sprechen. Um 10 Uhr feiert Benedikt XVI. in der Kathedrale von London die Heilige Messe. Am Nachmittag besucht er ein Altersheim, während er am Abend im Hyde Park eine Gebetsvigil zur Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman leitet.

Sonntag Morgen bringt ein Hubschrauber den Papst nach Birmingham, wo der Gottesdienst mit Seligsprechung stattfindet. Es folgt ein Privatbesuch im Oratorium St. Philipp Neri von Birmingham. Das Mittagessen nimmt Benedikt mit den Bischöfen von England, Wales und Schottland ein, die er am Nachmittag auch zu einer Unterredung empfängt. Am späten Sonntagabend wird der Papst in Rom zurück erwartet. (rv)

Generalaudienz: Papst gedenkt Pius X.

Ein ‚konservativer Reformer’ unter seinen Vorgängern auf dem Papstthron stand an diesem Mittwoch im Zentrum der Papstaudienz: der heilige Pius X. Das Pontifikat des ersten im 20. Jahrhundert gewählten Papstes habe die Kirche tief geprägt, so Benedikt XVI. Pius habe seinen Antrieb in Reformbemühungen gehabt, zunächst in der römischen Kurie, dann aber auch in der Priesterausbildung und in akademischen Institutionen wie dem von ihm gegründeten päpstlichen Bibelinstitut, dem Biblicum, hier in Rom. Sein Motto: „instaurare omnia in Christo", „alles in Christus erneuern." Sein Augenmerk lag auf der Glaubensbildung der Christen durch einen Katechismus, „einfach, klar und präzise" verfasst, so Benedikt XVI.
 „Beträchtliche Aufmerksamkeit hat er der Reform der Liturgie gewidmet, um ein echtes Gebets- und Glaubensleben zu ermöglichen und eine vollere Teilnahme an den Sakramenten. In seinem ersten Motu Proprio als Papst bestätigt er 1903, dass der echte christliche Geist seine erste und unverzichtbare Quelle in der aktiven Teilnahme – der participatio actuosa – an den heiligen Sakramenten und dem öffentlichen Gebet in den Feiern der Kirche hat."
Um den Glauben der Menschen zu schützen, habe sich Pius entschieden einigen theologischen Tendenzen entgegengestellt. Er habe den sogenannten Modernismus verurteilt und eine wissenschaftliche Methode befördert, die die Offenbarung in Übereinstimmung mit der Tradition der Kirche betrachtet. (rv)

Frankreich: Vikar, „Roma haben ein Aufenthaltsrecht“

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy will Wohnsiedlungen von Roma räumen und die Menschen zu Hunderten abschieben. Sarkozy reagiert damit auf eine Welle von Straßenkrawallen im Juli. In Städten wie Bordeaux gibt es Reaktionen von Seiten betroffener Roma: 240 Wohnwagen blockierten am Sonntag eine vielbefahrene Brücke aus Protest gegen das asphaltierte Gelände, das die Stadt ihnen zugewiesen hatte. Der Bischofsvikar von Bordeaux, Francis Bakeris, kennt die Lage des sogenannten „fahrenden Volkes".
 „Die Roma haben ein Aufenthaltsrecht: Sie kommen ursprünglich aus Bulgarien oder Rumänien, haben aber kein Recht zu arbeiten. Und sie wohnen in äußerst armseligen sanitären Umständen."
An die 15.000 Roma leben derzeit in Frankreich. Nach dem EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien hat Frankreich sich eine Übergangsregelung zu eigen gemacht: Erst ab 2014 dürfen die Roma – wie andere Rumänen und Bulgaren – dauerhaft in Frankreich bleiben und arbeiten. Das könnten zwei weitere Jahre voller Unruhen werden. Die Haltung der katholischen Kirche zu dieser Minderheit skizziert der Bischofsvikar so:
„Die Kirche beharrt darauf, dass man diesen Menschen Wohnräume schafft und sie so wenig wie möglich von den anderen unterscheidet. Die meisten ‚Fahrenden’ sind ganz und gar Franzosen. Sie haben Rechte, aber auch Pflichten."
Die Frage, wie und ob sich die Roma an Gesetze halten, betrifft vor allem die französische Bevölkerung. Nämlich dann, wenn die Kriminalität steigt oder die Roma unbefugt Grundstücke besiedeln. Allerdings macht die Politik in Frankreich ihr eigenes Chaos auf der Straße, mit Großrazzien und Straßenschlachten zwischen den Polizisten und den Roma. Die Mehrheit der Franzosen hat eine eigene Ansicht zu dem Vorgehen ihres Präsidenten. Francis Bakeris:
„Ich bin nicht sicher, ob die Aussagen von Sarkozy die Bevölkerung so sehr schockiert haben. Denn im Grunde denken sie ähnlich – nämlich ablehnend gegenüber den Roma. Die Kirche will sich dieser Meinung widersetzen. Es gibt eine spezielle Seelsorge für die Roma. Aber das Verhältnis ist nicht einfach. Die Mehrheit der 240 Wohnwagen in Bordeaux haben Probleme mit dem Bürgeramt. Aber die Seelsorge ist in Kontakt mit den Roma." (rv)

D: Keine Rede von „Durchregieren“ der Bischöfe

Eine „handstreichartige Übernahme" der katholischen Journalistenschule ifp in München durch die deutschen Bischöfe befürchtet der Deutsche Journalistenverband laut seinem Sprecher Hendrik Zörner. Am vergangenen Freitag ist der geistliche Rektor des ifp, Pfarrer Michael Broch, von seinem Amt zurück getreten. Er zog damit die Konsequenzen aus seinen kritischen Äußerungen zu Papst Benedikt und den deutschen Bischöfen. Seitdem wird die Befürchtung laut, kritischer Journalismus sei in der Kirche nicht erwünscht. Elvira Steppacher ist journalistische Direktorin des ifp. Ihr haben wir die Frage gestellt, ob es sich wirklich um eine „handstreichartige Übernahme" handelt.
 „Ich halte diese Aussage für zugespitzt, obwohl ich die Lage sehr ernst einschätze. Man muss klar unterscheiden zwischen zwei Dingen: zum einen dem, was der geistliche Direktor durch eine wirkliche Ungeschicklichkeit an Folgen aushält – daraus hat er ja auch für sich Konsequenzen gezogen. Ich bedaure das und wünschte mir, dass es für ihn einen Weg zurück geben könnte. Das andere ist, dass der Vertrauensentzug genau auf diese Profilierungsfunktion zielt, die dem geistlichen Direktor zugebilligt wurde. Diese Funktion hat eine Erschütterung erfahren. Daraus aber abzuleiten, dass die Bischöfe hier nun unmittelbar durchregieren würden, halte ich für völlig an der Realität vorbei. Ich habe in meinen acht Jahren hier noch nicht einmal erlebt, dass ein Bischof sich zu einem Kurrikulum geäußert hätte."
Das ifp sei bestürzt, so Steppacher, auch wenn die Ausbildung der Nachwuchsjournalisten weitergehe. Die Schule lege großen Wert auf die Einbindung des geistlichen Direktors in die Ausbildung. Man sei zwar eine Ausbildungsstätte für Journalisten,
„gleichzeitig aber – und das ist das Proprium des ifp – kann man das nicht trennen von dem besonderen katholischen Geist, der hier herrscht. Der geistliche Direktors ist deshalb eigens eingeführt worden, nicht nur um Seelsorger für Mitarbeiter und Auszubildende zu sein, sondern er sollte darüber hinaus deutlich die Vermittlung des katholischen Profils in die kirchliche und säkulare Öffentlichkeitsarbeit leisten."
Das ifp wurde 1968 von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet, es ist – wenn man so will – die katholische Journalistenschule. Dort wird Nachwuchs für alle Medienbereiche ausgebildet, nicht nur für konfessionelle Medien.
„Zunächst steht das ifp für eine handwerklich solide Ausbildung. Weiters ist es eine Besonderheit des ifp, dass wir in erster Linie katholische Studierende ausbilden beziehungsweise Volontäre, die in der konfessionellen Presse arbeiten. Insofern ist es eine Versammlung von Christen, die sich hier treffen. Und das hat Einfluss auf die Arbeit. Nicht zuletzt deswegen, weil der Journalismus als Beruf für Christen auch eine Berufungsdimension hat. Das merkt man auch in der Art und Weise, wie Leute, auch Anfänger, ihre Arbeit hier ausüben, wie sie sich einlassen auf die Themen, die ihnen wichtig sind." (rv)

Australien: Keine Wahlempfehlung der Bischöfe

Am kommenden Samstag wird in Australien ein neues Parlament gewählt, traditionell auch ein Termin, zu dem sich die Bischöfe des Landes zu Wort melden. Was haben sie den australischen Wählern zu sagen? Das erklärt im Gespräch mit uns der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Philip Wilson von Adelaide:
 „Wir haben zuerst festgestellt, dass katholische Bischöfe den Menschen nicht vorschreiben, wen sie zu wählen haben. Aber während des Wahlkampfes schauen viele auf die Kirche auf der Suche nach einem Wegweiser bei wichtigen Themen. Wir ermutigen die Menschen in Australien ernsthaft, genau darüber nachzudenken, wem sie ihre Stimme geben."
Die Bischöfe nennen eine ganze Reihe von Punkten, die Australiens Katholiken für ihre Wahlentscheidung prüfen sollten. Da gehe es etwa um Fragen der Gesundheits- und Umweltpolitik, der sozialen Gerechtigkeit, der Flüchtlinge und der Erziehung. Eines dieser vielen Anliegen findet Wilson besonders wichtig:
„Einer der Punkte, den viele Menschen in den letzten Tagen so kurz vor den Wahlen angemerkt haben, ist das Schweigen der Politiker in den Debatten und im Wahlkampf über die Ureinwohner Australiens. Wir Bischöfe haben in unserem Statement betont, dass solange die am meisten benachteiligten unserer Ureinwohner aus dem Dritte-Welt-Lebensbedingungen herauskommen, in denen sie im Augenblick leben müssen, so lange sollten wir Australier beschämt sein. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Lebensbedingungen dieser Menschen zu verbessern."
Nach jüngsten Umfragen könnte die konservative Opposition unter Tony Abbott am Samstag genügend Sitze erringen, um die sozialdemokratische Premierministerin Julia Gillard aus dem Amt zu drängen. Abbott tritt als Katholik auf, während die Premierministerin sich als Atheistin bezeichnet. Die umstrittensten Wahlkampfthemen waren Flüchtlingspolitik und generell Einwanderung. Abbott tritt dafür ein, die in Australien landenden Bootsflüchtlinge, meist aus Afghanistan und Sri Lanka, zurückzuschicken. Gillard will sie unter Aufsicht der UNO in einem Lager in Osttimor unterbringen, das nördlich von Australien liegt. Dieser Vorschlag war mit dem wirtschaftlich armen Nachbarland kaum abgesprochen und wurde von dessen Parlament bereits abgelehnt. Generell wünschen Australiens Wähler keinen großen Bevölkerungszuwachs, obwohl ihr Land zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt gehört und seit Jahren ein umfassendes Einwanderungsprogramm betreibt.
In Australien herrscht Wahlpflicht. 14 Millionen Menschen sind am Samstag zum Urnengang aufgerufen. Dabei kommt den christlichen Stimmen ein besonderes Gewicht zu, glaubt Bischof Wilson.
„Ich denke, dass die Stimmen der Christen und der Katholiken wichtig sind, zum einen weil ein bedeutender Teil der Bevölkerung, nämlich 27 Prozent, Katholiken sind. Es ist wichtig, dass sie und die anderen Christen genau überlegen, wem sie ihre Stimme geben wollen. Und dann natürlich auch intelligent zu wählen, bestimmt nicht nur durch normale politische Überlegungen, sondern auch durch die Vision ihres Glaubens, die uns sagt, wie wir in dieser Welt leben wollen." (rv)

Papstmesse in Castel Gandolfo

Tausende von Menschen haben am Sonntag Morgen in Castel Gandolfo mit dem Papst das Fest Mariä Himmelfahrt gefeiert. Wegen der Hitze zelebrierte Benedikt schon in den frühen Morgenstunden die Messe in der Pfarrkirche, die nur wenige Schritte von seiner Sommerresidenz entfernt liegt. In seiner Predigt erinnerte er daran, dass Pius XII. das Dogma von der Aufnahme Mariens in den Himmel im November vor genau sechzig Jahren verkündet hat; der Papst las – „auch wenn er ein bißchen kompliziert ist" – den genauen Wortlaut des Dogmas vor.
 „Das ist also der Kern unseres Glaubens an die Aufnahme Mariens: Wir glauben, dass Maria – wie ihr Sohn Christus – schon den Tod besiegt hat und schon in der himmlischen Glorie triumphiert, und zwar in der Ganzheit ihres Wesens, in Seele und Leib."
Die Mutter Jesu sei „zutiefst eingeschrieben ins Geheimnis Christi", und zwar wegen ihres gehorsamen Glaubens. Wenn das Dogma von ihrer Aufnahme „in den Himmel" spricht, sei damit „nicht irgendein Ort im Universum, ein Stern oder sowas" gemeint:
„Wir verstehen unter dem Himmel etwas viel Größeres und mit unseren begrenzten menschlichen Begriffen schwieriger zu Definierendes. Mit dem Wort „Himmel" wollen wir sagen, dass Gott uns auch im Tod oder jenseits des Todes nicht alleinläßt, sondern einen Platz für uns hat – dass in Gott ein Platz für uns ist. Um das zu verstehen, schauen wir mal auf unser eigenes Leben: Wir alle erleben ja, dass eine tote Person in gewisser Weise weiterlebt – im Gedächtnis und Herzen derer, die sie gekannt und geliebt haben. Ein Teil dieser Person lebt gewissermassen noch eine Weile in anderen weiter…"
Aber dieses Weiterleben sei „wie ein Schatten" und gehe einmal zu Ende. „Gott hingegen", so der Papst, „vergeht nicht, und wir alle existieren kraft seiner Liebe."
„Wir existieren in den Gedanken und der Liebe Gottes. Wir existieren dort in unserer ganzen Realität, nicht nur als Schatten. In Gott, seinen Gedanken und seiner Liebe, überlebt nicht nur ein Schatten von uns, sondern wir sind in seiner schöpferischen Liebe aufgehoben und geborgen mit unserem ganzen Leben und unserem ganzen Sein. Es ist seine Liebe, die den Tod besiegt und die uns die Ewigkeit schenkt; und es ist seine Liebe, die wir Himmel nennen!" (rv)

Großbritannien: BBC-Streiks während Papstreise befürchtet

Während der Reise von Papst Benedikt XVI. nach Großbritannien im September könnte es laut Medienberichten zu Streiks beim britischen Rundfunksender BBC kommen. Weil das Unternehmen Veränderungen bei den Unternehmensrenten plane, hätten fünf Gewerkschaften zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Als frühestes Datum für einen Beginn der Arbeitsniederlegung sei der 9. September im Gespräch, hieß es. Allerdings wäre dies nicht der einzige befürchtete Streik: Eine Arbeitsniederlegung seitens Mitarbeiter der Agentur „Glasgow Life“, die jene Sporthallen und Museen betreut, die auch zur Papstmesse am 16. September genutzt werden sollen, war laut schottischen Medienberichten vor rund einer Woche ebenfalls bereits im Raum gestanden. (rv)

USA: Obama für Moschee an Ground Zero

Präsident Barack Obama hat sich für den Bau einer Moschee in der Nähe des „Ground Zero" ausgesprochen. Damit bezieht er eine klare Position in einem Moscheestreit, der längst über New York hinausgeht. Das geplante islamische Gemeindezentrum soll nur hundert Meter von der Stelle entstehen, wo islamistische Attentäter am 11. September 2001 das „World Trade Center" zerstörten; dabei rissen sie etwa zweitausend Menschen in den Tod.
 „Natürlich müssen wir alle die Sensibilitäten wahrnehmen und respektieren, die die Entwicklung an der Südspitze von Manhattan betreffen". Das sagte Obama am Freitag in Washington bei einem abendlichen Fastenbrechen im Weißen Haus anlässlich des islamischen Fastenmonats Ramadan. „Die Angriffe vom 11. September waren zutiefst traumatisch für unser Land; die Angst und das Leiden derer, die damals nahestehende Menschen verloren haben, sind kaum vorstellbar. Ich verstehe also die Emotionen, die dieses Thema weckt."
„In der Tat ist der Ground Zero ein heiliger Boden", so der Präsident weiter. „Aber lassen Sie mich klar sein, als Bürger und als Präsident: Ich glaube, Moslems haben das gleiche Recht wie alle anderen in diesem Land, ihren Glauben zu praktizieren – und dazu gehört das Recht auf einen Gebetsort und ein Gemeindezentrum auf einem privaten Grundstück in Lower Manhattan, dem örtlichen Baurecht entsprechend. Das ist Amerika – unser Einsatz für Religionsfreiheit muss unerschütterlich sein. Menschen aller Religionen sind in diesem Land willkommen und werden von der Regierung alle gleich behandelt – das gehört zu unserem Wesen!"
Obama verwies auf den ersten Zusatz zur US-Verfassung, der die Religionsfreiheit garantiert und eine Diskriminierung aus religiösen Motiven verbietet, und bemühte auch die Gründungsväter, die die USA klar auf dem Prinzip der Religionsfreiheit begründet hätten. „Unsere Gründer verstanden, wie zentral die Freiheit der Glaubenspraxis war. Thomas Jefferson schrieb, dass alle ihre Meinung in religiösen Dingen frei heraussagen können." Genau das haben in den letzten Wochen allerdings auch die Gegner des New Yorker Moscheeprojekts getan, darunter die konservative Politikerin Sarah Palin. Die New Yorker Behörden haben den Bau, der 15 Stockwerke hoch sein soll, allerdings vor ein paar Tagen genehmigt.
„Gesegneten Ramadan", wünschte Obama am Freitagabend. Das Ende des Ramadan fällt dieses Jahr ausgerechnet auf den 11. September; US-Moslemverbände bitten deshalb um besondere Aufmerksamkeit der Polizei, damit es an diesem Jahrestag der Terroranschläge nicht zu anti-islamischen Gefühlsaufwallungen kommt. (rv)

Papst belässt zwei irische Bischöfe im Amt

Sie hatten dem Papst ihren Rücktritt angeboten, weil sie an der Vertuschung von Missbrauchsskandalen beteiligt gewesen sein sollen: die zwei Weihbischöfe der irischen Hauptstadt Dublin, Eamonn Walsh und Raymond Field. Doch Benedikt XVI. hat offenbar beschlossen, die Rücktritte nicht anzunehmen. Die zwei „auxiliary bishops" bleiben auf ihrem Posten.
 Es ist der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin, der die Entscheidung aus Rom in einem Brief seinem Klerus mitgeteilt hat. Das vertrauliche Schreiben wurde vom Erzbistum nicht veröffentlicht, doch die Nachrichtenagentur ap zitiert daraus. Danach habe der Vatikan beschlossen, die Aufgaben zu überprüfen, die die zwei Weihbischöfe künftig im Erzbistum wahrnehmen werden. Papstsprecher Federico Lombardi erklärte der Nachrichtenagentur, der Vatikan gehe nur dann an die Öffentlichkeit, wenn der Rücktritt eines Bischofs angenommen, nicht wenn er zurückgewiesen werde.
Diarmuid Martin ist seit 2004 Erzbischof von Dublin. Angesichts des Missbrauchsskandals, der der irischen Kirche wie kaum einer anderen zu schaffen macht, ist der frühere Vatikan-Diplomat Martin immer deutlich für schonungslose Offenheit eingetreten. Eine unabhängige Kommission zum Erzbistum Dublin hat Ende November mehr als zehn Bischöfen, darunter auch mehreren noch aktiven, vorgeworfen, binnen zwanzig Jahren mehr als 170 Missbrauchs- oder Gewalttäter aus dem Klerus gedeckt zu haben. Erzbischof Martin hatte die Kommission unterstützt, indem er tausende von vertraulichen Dokumenten veröffentlichte.
Im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen hatte Papst Benedikt in den letzten Monaten den Rücktritt von zwei Bischöfen angenommen: Beide, Donal Murray von Limerick und James Moriarty von Kildare, waren frühere Weihbischöfe von Dublin, und beide waren im Kommissionsbericht kritisiert worden. Die jetzigen Weihbischöfe Walsh und Field hatten Vertuschungsvorwürfe zurückgewiesen; an Weihnachten allerdings erklärten sie in einem gemeinsamen Statement, dass sie den Papst um ihren Rücktritt gebeten hätten. Damit wollten sie „dazu beitragen, den Opfern und Überlebenden von sexuellem Missbrauch den Frieden und die Versöhnung Jesu Christi zu bringen". Weiter hieß es in dem Text: „Wir entschuldigen uns erneut bei ihnen."
Im Vatikan traf sich Papst Benedikt im Februar 2010 mit den irischen Bischöfen zu einem Krisengipfel zum Thema sexueller Missbrauch. Einen Monat später veröffentlichte er einen Hirtenbrief zu diesem Thema. (rv)

Italien: Streit um Einwanderung

Mitten im Sommerloch streiten sich die italienische Caritas und die Regierung über das Thema illegale Einwanderer. Das Innenministerium behauptet, die Landung von Bootsflüchtlingen an Italiens Küsten sei im letzten Jahr um 88 Prozent zurückgegangen – dank einem Abkommen zwischen Regierungschef Silvio Berlusconi mit Libyens Machthaber Muammer al-Gaddafi. Die Caritas widerspricht dieser Zahl heftig: Nach ihren Erkenntnissen haben die Schlepper einfach nur die Routen geändert, die Zahl der Bootsflüchtlinge nehme längst wieder zu. An diesem Wochenende sind fast vierzig „Illegale" in Sizilien gelandet, weitere zwölf in Sardinien.
„Wir müssen diese Brüder im Geist der Solidarität aufnehmen", mahnt der Erzbischof von Catanzaro in Kalabrien, Antonio Ciliberti. „Unser Vaterland ist die Welt, und jeder Mensch ist unser Bruder. Keiner kann für sich alleine glücklich sein – unser Glück besteht darin, andere glücklich zu machen."
Das sind in der aufgeheizten innenpolitischen Debatte Italiens, die derzeit noch durch eine Regierungskrise angereichert wird, ungewohnt pastorale Töne.
„Jeder Mensch hat das Recht zu emigrieren – das Recht, dahin zu gehen, wo er seine Identität voll realisieren kann. Diese Menschen kommen mit ihrer Armut und mit ihren Bedürfnissen – man darf sie nicht zurückstoßen. Welches Delikt haben sie denn begangen? Nur, dass sie in einem anderen Land geboren sind als in dem Land, auf das sich ihre Hoffnung richtet? Das ist doch nicht gerecht!
Vielleicht nicht gerecht, aber doch Rechtslage: Illegale Einwanderung ist nämlich in Italien – wie in vielen anderen europäischen Ländern auch – durchaus ein Delikt. Erzbischof Ciliberti fordert denn auch ein neues Einwanderergesetz:
„Wir müssen uns für ein Gesetz engagieren, dass die Menschenwürde bewahrt!"
Doch die Mahnungen des Erzbischofs werden wohl auf taube Ohren stossen – Berlusconi hat nämlich in diesen Wochen alle Hände voll zu tun, um seine Regierungsmehrheit zu retten. Seinen immigrantenfeindlichen Koalitionspartner, die Regionalpartei Lega Nord, die auch den Innenminister stellt, kann er in seiner heiklen Lage nicht vor den Kopf stossen. (rv)