Die letzte Papstreise vor den Ferien ist vorbei, die nächste kündigt sich an. Lange war verhandelt worden, einige Termine waren angekündigt und verlegt worden, aber an diesem Montag hat Pressesprecher P. Federico Lombardi offiziell die einzelnen Programmpunkte vorgestellt. Offiziell eingeladen wurde der Papst von Königin Elisabeth II.; ein Treffen mit der Monarchin wird in Holyroodhouse, der königlichen Residenz in Edinburgh, stattfinden. In der Westmister Hall wird er Vertreter von Politik, Kultur und Medien treffen.
Im pastoralen Teil seiner Reise wird Benedikt XVI. im Bellahouston Park in Glasbow und in der Westminster Cathedral in London jeweils eine Messe feiern. Es wird auch eine Gebetsvigil im Hyde Park stattfinden, ebenfalls in London. Die lang erwartete Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman wird im Cofton Park in Birmingham stattfinden. (rv)
Jahr: 2010
Vatikan: Ein neuer Brunnen für den Namenspatron des Papstes
Die Vatikanischen Gärten sind seit diesem Montag um eine Sehenswürdigkeit reicher, und um eine, die der Sommerhitze angemessen ist: Papst Benedikt XVI. hat heute den Josephs-Brunnen eingeweiht. Der neue Brunnen liegt zwischen dem Governatorat – also dem Verwaltungsgebäude – und der Apsis von Sankt Peter an den Ausläufern des Vatikan-Hügels. Er bildet Szene aus den Evangelien ab, in denen es um den Namensgeber geht, den heiligen Joseph, der ja auch der Namenspatron des Papstes ist. Papst Benedikt XVI. lobte in seinen Worten zur Einweihung des Brunnens den Garten, der ja auch ihm sommers wie winters ein Ort für den täglichen Spaziergang ist. Der Garten habe einen „einzigartigen Charme", so der Papst. (rv)
Bischof Jousten: „Kein grundlegender Konflikt mit belgischer Justiz“
Der Streit um die Aufdeckung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche spaltet Belgien. Der Auslöser: Eine Hausdurchsuchung im Bischofspalast in Mechelen, nördlich von Brüssel, bei der die staatlichen Behörden mit den Bischöfen alles andere als rücksichtsvoll verfuhren. Vor einer Woche hatten Polizisten eine Sitzung der belgischen Bischöfe unterbrochen, die Oberhirten neun Stunden festgehalten und währenddessen die Gebäude durchsucht. Nach Angaben des belgischen Justizministers suchten sie vor allem nach Dokumenten, die im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche stehen, zum Beispiel nach Briefen von Opfern pädophiler Priester.
Unter den festgehaltenen Bischöfen war auch der Bischof von Lüttich, Alois Jousten. Unserem Kollegen Mario Galgano erzählt Jousten, wie er jene Stunden in Erinnerung hat.
„Nun, ich habe das so erlebt, dass der Untersuchungsrichter bei uns in den Versammlungsraum rein kam. Er habe einen Durchsuchungsbefehl, sagte er uns. Er müsse über eine Akte zu sexuellem Missbrauch Nachforschungen anstellen. Wir durften deshalb das Haus nicht verlassen. Auf den ersten Blick sah das nicht so schlimm aus. Ich dachte, sie suchen vielleicht irgendein bestimmtes Dossier und die Sache wäre dann erledigt. Keiner von uns konnte ahnen, dass wir dann neun Stunden lang festgehalten werden sollten."
Hatte denn der Untersuchungsrichter Ihnen nicht mittgeteilt, dass die Durchsuchung vielleicht lange dauern könnte?
„Sie konnten uns das nicht sagen. Es gab zwar Andeutungen, dass sie nicht genug Informationen hätten und dass das Erzbistum keine Bereitwilligkeit zur Mitarbeit gezeigt hätte. Ihrer Meinung nach hätten sie als Untersuchungsinstanz selbst die Initiative ergreifen und von sich aus alles durchstöbern müssen. So klang es am Abend."
Und dann wurden sogar zwei Gräber geöffnet.
„Davon haben wir erst im Nachhinein erfahren. Wir waren ja von der Umwelt abgeschnitten. Wir hatten keinen Kontakt mit der Außenwelt. Zuhause haben wir dann in den Nachrichten gehört, dass auch die beiden Gräber von ehemaligen Erzbischöfen von Mechelen durchsucht und sogar geöffnet wurden. Da stehen einem ja die Haare zu Berge, dass so was möglich ist. Es könnte sein, dass jemand gesagt hat, man habe etwas mit ins Grab mitgenommen. Das wurde dann wohl so verstanden, als ob es sich um Papierakten handeln würde."
Wie erklären Sie sich das Verhalten der belgischen Justiz?
„Meines Erachtens handelt es sich hierbei um ein Misstrauen der Justiz gegenüber der Kirche und auch gegenüber der so genannten unabhängigen Untersuchungskommission. Sie ist unabhängig von den Bischöfen. Ich habe den Eindruck, dass der staatliche Untersuchungsrichter der ganzen Angelegenheit nicht ganz traut. Er ist misstrauisch. In anderen Staaten wäre das vielleicht anders gelaufen. Aber hier in Mechelen ist es dann so vor sich gegangen, dass auf der einen Seite dieser entsprechende Richter zusammen mit dem Gerichtsbezirk, und auf der anderen Seite die Bischöfe und die unabhängige Kommission für die Untersuchung von Missbrauchsfällen standen."
Also gibt es einen Konflikt in Belgien zwischen der Justiz und der katholischen Kirche?
„Ich würde nicht sagen, dass da grundlegende Spannungen zwischen Staat und Kirche bestehen. Das kann man nicht daraus schlussfolgern."
Welche Lehre ziehen Sie aus diesem Vorfall in Mechelen?
„Ich hoffe, wenn wir wieder eine unabhängige Kommission errichten, dann soll das – gerade in dieser sehr sensiblen Materie – auch in Absprache mit dem Justizministerium und den entsprechenden Richtern geschehen. Diese Lehre sollten wir daraus ziehen." (rv)
Predigt Benedikts XVI. in Sulmona am 4. Juli 2010
Wir veröffentlichen hier eine Arbeitsübersetzung des italienischen Redemanuskripts
Liebe Schwestern und Brüder,
Ich bin sehr froh, heute in eurer Mitte zu sein um diese feierliche Messe zu feiern. Ich grüße euren Hirten, Bischof Angelo Spina: ich danke ihm für die warmen Worte des Willkommens, die er im Namen aller für mich gefunden hat, und für die Gaben, die er mir angeboten hat und die ich wertschätze; euere Zeichen der echten und wahren Gemeinschaft, die die Menschen dieses lieben Landes der Abruzzen mit dem Nachfolger Petri haben. Ich grüße die Anwesenden Erzbischöfe und Bischöfe, die Priester, die Ordensmänner und -frauen, die Angehörigen der Vereinigungen und kirchlichen Bewegungen. Ich richte ein besonderes Dankeswort an den Bürgermeister, Dottore Fabio Federico, für seine freundlichen Begrüßungsworte, und an die Vertreter der Regierung und der zivilen und militärischen Autoritäten. Ein besonderer Dank gilt allen, die dankenswerterweise ihren großzügigen Einsatz zur Verfügung gestellt haben, damit wir diese meine Pastoralreise realisieren konnten.
Liebe Schwestern und Brüder,
Ich bin gekommen, um mit euch Freude und Hoffnung zu teilen, Mühen und Verpflichtungen, Ideale und Streben dieser Ortskirche. Ich weiß wohl, dass es auch in Sulmona nicht an Schwierigkeiten fehlt, an Problemen und Schwierigkeiten: ich denke besonders an alle, die ihr Leben unter prekären Bedingungen leben, aus Gründen der Arbeitslosigkeit, der Unsicherheit der Zukunft, des physischen und moralischen Leidens, und – wie es euer Bischof gesagt hat – des Verlustes auf Grund des Bebens von 2009. Allen möchte ich meiner Nähe versichern, und meines Gedenkens im Gebet, während ich euch gleichzeitig ermutige, fest zu stehen im Zeugnis für die menschlichen und christlichen Werte, die so tief im Glauben und in der Geschichte dieser Gegend und seiner Bevölkerung verwurzelt sind.
Liebe Freunde!
Mein Besuch erfolgt anlässlich des von den Bischöfen der Abruzzen ausgerufenen Jubiläumsjahres anlässlich des achthundertsten Geburtstages des heiligen Pietro Coelestin. Im Flug über eure Heimat habe ich die Schönheit der Landschaft und vor allem die dem Leben dieser bedeutsamen Person verbundenen Orte bewundert: den Monte Morrone, wo Pietro für lange Zeit als Eremit lebte; die Einsiedelei Co Sant‘Onofrio, wo er 1294 die Nachricht seiner Wahl zum Papst erhielt, die vom Konklave in Perugia kam; die Abtei vom Heiligen Geist, deren Altar von ihm nach seiner Inthronisation geweiht wurde, die in der Basilika von Collemaggio in l‘Aquila stattgefunden hatte. In dieser Basilika habe ich selbst, im April letzten Jahres nach nach dem Erdbeben, das die Region verwüstet hatte, die Urne mit den Überresten des Heiligen verehrt und mein Pallium niedergelegt, das ich zu Beginn meines Pontifikats erhalten habe.
Es sind gut 800 Jahre vergangen seit der Geburt des heiligen Pietro Coelestins V., aber er wird in der Geschichte der Wechselfälle seiner Zeit vor allem wegen seiner Heiligkeit erinnert. Die Heiligkeit verliert nie die Anziehungskraft, fällt nie in Vergessenheit, kommt nie aus der Mode, und – trotz der Wechsel der Zeiten – glänzt immer in hellem Licht, die Spannung des Menschen auf Gott hin ausdrückend. Aus dem Leben des heiligen Pietro Coelestin möchte ich deswegen einige Lehren erinnern, die auch in unseren Tagen noch gültig sind.
Pietro Angelerio war von Jugend an ein „Gottessucher", ein Mensch, der die Antworten auf die großen Fragen suchte: wer bin ich, von wo komme ich, warum lebe ich, wozu lebe ich? Er machte sich auf den Weg der Suche nach Gott und, um die Stimme zu hören, entschied sich, sich von der Welt zu trennen und als Eremit zu leben. Die Stille wurde so zu einem alltäglichen Teil seines Lebens. Und im der äußeren Stille, aber mehr noch in der inneren, hat er die Stimme Gottes gehört, die seinem Leben Orientierung geben konnte. Hier ist ein erster wichtiger Aspekt für uns: wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder Ort, jeder Moment zugeschüttet wird von Initiativen, von Aktivität, von Lärm; Oft gibt es keine Zeit für das Hören und für das Gespräch. Liebe Schwestern und Brüder, haben wir keine Angst vor der Stille um uns und in uns, wenn wir fähig sein wollen, nicht nur die Stimme Gottes zu hören, sondern auch die der Menschen um uns herum, unserer Nächsten.
Aber es ist auch wichtig, ein zweites Element zu unterstreichen: das Finden des Herrn das Pietro Angelerio gelang, war nicht das Ergebnis seiner eigenen Anstrengung, sondern wurde möglich durch die Gnade Gottes selbst, die von ihm kommt. Was er hatte, was er war, kam nicht von ihm: es wurde gegeben, es war die Gnade, und es wurde somit Verantwortung vor Gott und vor den anderen. Unser Leben mag sehr verschieden sein, aber auch für uns gilt dasselbe: alles wichtige unseres Lebens ist uns gegeben ohne unser Zutun. Die Tatsache, dass ich lebe, hängt nicht von mir ab. Die Tatsache, dass es Menschen habe, die mich in das Leben eingeführt haben, die mir beigebracht haben, was es heißt, zu lieben und geliebt zu werden, die mir den Glauben gegeben haben und mir den Blick auf Gott geöffnet haben: Gott sieht dies vor und und in jedem einzelnen Leben können wir leicht in allem Schönen und Guten seine Gnade erkennen, wie einen Schein seiner Güte. Deswegen müssen wir aufmerksam sein und die inneren Augen immer offen haben, die Augen unseres Herzens. Und wenn wir lernen, Gott durch seine unendliche Güte kennen zu lernen, sind wir auch fähig, mit Staunen in unserem Leben – wie die Heiligen – die Zeichen Gottes zu sehen, der immer nahe ist, der immer gut ist zu uns und der uns sagt: „Glaubt an mich!"
In der inneren Stille, in der Wahrnehmung der Anwesenheit Gottes, ist in Pietro Morrone ebenfalls eine lebendige Erfahrung der Schönheit der Schöpfung gereift, Werk der Hände Gottes: er konnte in ihr einen tiefen Sinn entnehmen, er respektierte ihre Zeichen und Rhythmen, er nutze sie für das, was das Leben ausmacht. Ich weiß, dass diese Ortskirche, wie auch die anderen der Abruzzen und von Molise, aktiv sind für die Sensibilisierung für die Förderung des Gemeinwohls und des Schutzes der Schöpfung: ich ermutige euch in euren Anstrengungen, ich ermahne alle, sich verantwortlich für die eigene Zukunft zu fühlen, wie auch für die der Nächsten, und die Schöpfung zu respektieren und zu bewahren, die Frucht und das Zeichen der Liebe Gottes.
In der zweiten Lesung aus dem Brief an die Galater haben wir einen wunderbaren Ausdruck des heiligen Paulus gehört, die auch ein wunderbares geistliches Portrait des heiligen Pietro Coelestin ist: „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt." Das Kreuz war wirklich das Zentrum seines Lebens, es gab ihm die Kraft für die Anstrengung um den harten Bußen und den schwierigsten Momenten zu begegnen, von Jugend an bis zur letzte Stunde: er wusste immer, dass von von ihm die Rettung kommt. Das Kreuz gab dem heiligen Pietro Coelestin ein klares Wissen um die Sünde, immer begleitet von einer ebenso klaren Einsicht in die unendliche Barmherzigkeit Gottes für seine Geschöpfe. Die ausgestreckten auseinander gerissenen Arme seines gekreuzigten Gottes sehend, wusste er sich getragen vom unendlichen Meer der Liebe Gottes. Als Priester, hat er die Erfahrung gemacht von der Schönheit, Verwalter dieser Barmherzigkeit zu sein, indem er den Sündern die Sünden vergab, und, als er auf den Stuhl des Apostels Petrus berufen wurde, wollte er einen besonderen Ablass geben, La Perdonanza genannt. Ich möchte die Priester ermahnen, überzeugende und glaubwürdige Zeugen zu sein für die Gute Nachricht der Versöhnung mit Gott, dem Menschen heute helfend, die unendliche Freude zu erfahren, von der der Prophet Jasaia in der ersten Lesung spricht. Ich schließe mit dem letzten Element: der heilige Pietro Coelestin, obwohl er ein Leben als Eremit lebte, war nicht in sich selbst abgeschlossen, sondern war im Bleiben beim Herrn, im Gebet, wie es im heutigen Evangelium berichtet wird: das erste Gebot ist immer das Gebets zum Herrn. Und erst nach dieser Einladung nennt Jesus seinen Jüngern einige wichtige Gebote: die klare, offene und mutige Verkündigung – auch in den Momenten der Verfolgung – ohne weder der Mode noch der Gewalt nachzugeben; die Abkehr von der Beschäftigung mit den Dingen der Welt – dem Geld oder der Kleidung – und das Vertrauen in die Vorsehung des Vaters; die Sorge und Aufmerksamkeit besonders für die körperlich und geistig Kranken. Diese waren auch die Merkmale der missionarischen Aktivität der Kirche zu jeder Zeit.
Liebe Schwestern und Brüder! Ich bin mitten unter euch um euch im Glauben zu stärken. Ich möchte euch ermahnen, mit Kraft und Zuneigung, in dem Glauben fest zu stehen, den ihr empfangen habt, der dem Leben Sinn gibt und die Kraft zu lieben. Es begleite euch auf diesem Weg das Beispiel und die Fürsprache der Mutter Gottes und des heiligen Pietro Coelestin. Amen!
Übersetzung: P. Bernd Hagenkord SJ (rv)
Papstreise nach Sulmona und zu Papst Coelestin V.: Der Papst, der auf sein Amt verzichtete
Papst Benedikt XVI. besucht an diesem Sonntag das mittelitalienische Sulmona. Anlass ist der 800. Geburtstag von Papst Coelestin V., der lange Zeit nahe der Abruzzen-Stadt als Einsiedler lebte. Laut Programm will Benedikt XVI. vor den Reliquien des Heiligen in der Krypta der Kathedrale beten. Zentrales Ereignis der 19. inneritalienischen Reise von Benedikt XVI. ist am Vormittag eine Messe unter freiem Himmel in der Innenstadt von Sulmona und ein Treffen mit Jugendlichen.
Mit einem Besuch an Coelestins Grab wird Papst Benedikt XVI. einmal mehr die Aufmerksamkeit auf einen seiner Vorgänger lenken, der eine der außergewöhnlichsten Figuren ist, die je auf dem Stuhl Petri saßen. Und obwohl Rom und seine Umgebung an Papstgräbern wirklich nicht arm ist, ist es bereits sein zweiter Besuch am Grab dieses Papstes. Im letzten Jahr hatte er dort als Zeichen der Verbundenheit sogar sein Pallium – die Stola der Erzbischöfe – niedergelegt. Grund genug für uns, zu fragen, was so besonders an diesem mittelalterlichen Papst war. Pater Klaus Schatz, emeritierter Professor für Kirchengeschichte an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen:
„Das besondere an Coelestin ist, dass er nach weniger als einem halben Jahr als Papst abgedankt hat, weil er seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Es hat zwar auch andere Päpste in der Geschichte gegeben, die zurückgetreten sind, Coelestin V. bietet aber den einzigen Fall eines Rücktritts eines Papstes, dessen Legitimität nicht bestritten war.“
Es waren schwierige Zeiten, das Papsttum steckte in einer Krise und viele römische Adelsfamilien stritten mit allen Mitteln um die Macht in Mittelitalien. Die Papstwahlen fielen dem zum Opfer und so gab es immer wieder lange Zeiten ohne Papst.
„Wir sind im Jahre 1294. Vorangegangen war eine von vielen in diesem Fall über zwei Jahre dauernde Sedisvakanz. Coelestin war ein Mönch, ein frommer Einsiedler, Pietro Morone mit Namen. Er stand im Rufe der Heiligkeit und hatte wohl durchaus spirituelles Format. Man kann auch nicht sagen, er sei eine völlig weltfremde Persönlichkeit gewesen, er hatte wohl Leitungserfahrung im klösterlichen Bereich. Er hatte eine Botschaft an das Konklave gerichtet und das göttliche Strafgericht angedroht, wenn sie nicht bald einen Papst wählen würden.“
Und das tat das Konklave dann auch, und es wählte diesen frommen Einsiedler. Als Zeichen der Demut ritt er zu seiner Krönung nach L’Aquila auf einem Esel ein und in der religiös aufgeheizten Zeit war dieser Papst für Viele ein Zeichen.
„Er wurde von vielen Kreisen überschwänglich begrüßt als der Engelspapst, der Papa Angelicus. Aber es zeigte sich bald, dass er auf dem glatten Parkett der Politik völlig überfordert war und ein so kompliziertes Instrument, wie es die römische Kurie schon am Ende des 13. Jahrhunderts war, nicht in den Griff bekam.“
So trat er zurück, einige Historiker behaupten, er tat dies nicht freiwillig. Sein Nachfolger Bonifaz VIII., berühmt geworden durch die Bulle „Unam Sanctam“, führte einen Machtkampf mit dem französischen König. Aber er fürchtete seinen Vorgänger, den Engelspapst, auch.
„Bonifaz VIII. fürchtete, dass sich um den ehemaligen Papst Coelestin V., Pietro Morone, ein Widerstandskreis sammeln würde und setzte ihn nach einem gescheiterten Fluchtversuch fest. Daraufhin ist Pietro Morone in dieser Haft gestorben.“
Beide – Bonifaz und Coelestin – stehen für zwei völlig verschiedene Extreme des mittelalterlichen Papsttums. Auch lange nach dieser kurzen Episode des Papstes Coelestin schwanken die Urteile über ihn:
„Die kirchlichen Kämpfe gingen natürlich weiter und verschärften sich. Um so mehr, da der Rücktritt von Coelestin V. für viele, die auf ein erneuertes Papsttum gehofft hatten, die große Enttäuschung war. Diese Enttäuschung klingt auch bei Dante an, der Coelestin V. in seiner Göttlichen Komödie verurteilt, bzw. in die Vorhölle zu den Lauen und Unentschiedenen versetzt hat. Dort trifft er den Schatten dessen, der „feige beging den großen Amtsverzicht“. Der Vorwurf lautet, aus Egoismus, aus Sorge um das eigene Seelenheil, sei Coelestin V. der Verantwortung entflohen.“ (rv)
Papst Benedikt XVI. bereitet sich schon auf seine Reise nach Großbritannien vor
Im Vatikan empfing er an diesem Freitag mehrere Bischöfe von den Britischen Inseln, um mit ihnen Einzelheiten seiner Visite im September zu besprechen. Der Papst wird u. a. den berühmten Konvertiten und Denker John Henry Newman seligsprechen. Dass die Visite nicht ganz einfach wird, lässt sich heute schon absehen: Organisierte Atheisten sind gegen den Papstbesuch, und auch der radikale Protestantenführer aus Nordirland, Ian Paisley, äußerte an diesem Donnerstag, es sei ein Fehler gewesen, den Papst einzuladen. Auch eine weitere Papstreise warf an diesem Freitag ihre Schatten voraus: die zum Weltjugendtag von Madrid im August 2011. Benedikt empfing im Vatikan das Vorbereitungs-Komitee des Großereignisses. (rv)
Vatikan: Papst ab Mittwoch im Urlaub
Benedikt XVI. verlässt am Mittwoch nach seiner Generalaudienz den Vatikan und siedelt für die Sommermonate nach Castelgandolfo am Albaner See über. Das wurde an diesem Freitag bekannt. Bis Ende Juli wird der Papst keine öffentlichen Termine mehr absolvieren. Erst ab dem 4. August soll es wieder Generalaudienzen geben. Mitte September reist Benedikt XVI. dann nach Großbritannien. (rv)
Vatikan: „Kein Bankrott-Risiko“
„Der Vatikan riskiert den Bankrott", „Das Oberste Gericht der USA verweigert dem Vatikan die Immunität", „Grünes Licht für Millionen-Entschädigungen an USA-Missbrauchsopfer", oder: „Wird der Papst vorgeladen?" Das sind nur einige der Schlagzeilen, wie es sie in den letzten Tagen in der italienischen und in der US-Presse gegeben hat. Hintergrund ist die Entscheidung des Obersten Gerichts in den USA, sich zu einem Appell des Vatikans nicht zu äußern. Der Vatikan wollte eine Klage in Oregon zu Fall bringen, die den Heiligen Stuhl für kirchliche Missbrauchsfälle in den USA verantwortlich macht. Jetzt bleibt der Casus also doch beim Bezirksgericht in Oregon. Wir sprachen mit dem Vatikan-Anwalt in den USA, Jeffrey Lena.
„Also, was das Risiko eines Vatikan-Bankrotts betrifft: Diese Hypothese ist völlig unfundiert. In der ersten Instanz geht es noch um Jurisdiktionsfragen und nicht um Verantwortung für den konkreten Fall. Also, keine Gefahr in dieser Hinsicht. Und auch wenn es dann mal um Verantwortung gehen wird, muss man wissen, dass die Gesetze dazu sehr streng sind; in diesem Fall steht das noch nicht einmal auf der Tagesordnung. Außerdem: Es stimmt nicht, dass das Oberste Gericht dem Vatikan die Immunität verweigert hat. Das Oberste Gericht hat lediglich entschieden, sich mit dem Problem gar nicht erst zu befassen. Das ist keine Verweigerung der Immunität, es ist überhaupt kein Kommentar zu unserer Position. Und dann: „Grünes Licht für Entschädigungen" – nein, so ein grünes Licht gibt es nicht. Wir reden doch gerade erst nur über Jurisdiktions-Kompetenz in Missbrauchsfällen. Und dass der Papst oder Kardinäle verhört werden sollten, ist gänzlich ohne Fundament. Ich habe zwar keinen Zweifel, dass es einen Vorstoß in diesem Sinne geben wird – aber das Recht schützt uns. Der Heilige Stuhl ist nicht in den konkreten Missbrauchsfall von Oregon verwickelt, der Priester, um den es geht, kann nicht als Angestellter des Heiligen Stuhls angesehen werden – und dennoch ist natürlich das Opfer in diesem Fall ein wirkliches Opfer, das müssen wir auch anerkennen. Es hat Dinge erlitten, die kein Kind erleiden sollte, und es gibt gar keinen Zweifel, dass dieser Mann als Kind von einem Priester missbraucht worden ist. Dafür muss jemand zahlen – aber das ist der Orden, zu dem der Priester gehörte und der ihn damals versetzt hat."
Inwiefern kann die Entscheidung des Obersten Gerichts Folgen für andere Missbrauchs-Prozesse in den USA haben? Kommt es jetzt zu einer Lawine neuer Klagen gegen den Vatikan?
„Ich kann das nicht ausschließen. Was das Oberste Gericht im konkreten Fall von Oregon entschieden hat, betrifft einen sehr begrenzten Fall, das deckt nicht alle anderen Fälle ab. Es gibt derzeit eine Klage in Wisconsin, der so genannte Fall Murphy – dieser Fall kommt derzeit nicht weiter. Und dann gibt es einen Prozess in Kentucky, wo darüber verhandelt wird, ob der Bischof von Louisville ein Angestellter des Heiligen Stuhls ist… eine genauso unfundierte These. Also, im Moment gibt es nur diese beiden Fälle. Aber es kann natürlich sein, dass es jetzt noch zu einem oder zwei weiteren Prozessen kommt. Ich glaube allerdings nicht, dass die mehr Erfolg hätten als die, die im Augenblick laufen." (rv)
Ergebnis 13. Voting: Rehabilitierung des emer. Bischof Dr. Mixa
Abstimmung:
Wie bewerten Sie den Vorstoß des emer. Bischof Dr. Mixa auf Rehabilitierung und Rückkehr in sein Augsburger Bischofsamt?
Umfragedauer: 18.06.- 30.06.2010
Gesamtstimmen bisher: 81
Mixa schadet sich nur selbst u. der Kirche. |
38 |
Sein Vorstoß ist deplatziert und peinlich. |
38 |
Der Papst sollte seine Entscheidung überdenken. |
3 |
Seine Rehabilitierung ist gerechtfertigt. |
2 |
Ist mir egal. |
0 |
Neues 14. Voting:
Wer wird Fußball-Weltmeister-2010?
Zum Voting >>>Abstimmen
D: Zollitsch würdigt Kasper
Papst Benedikt XVI. hat an diesem Donnerstag das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Kurienkardinal Walter Kasper angenommen. Neun Jahre war Kardinal Kasper Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Anlässlich des Rücktritts würdigt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Kardinal Kasper mit einer langen Erklärung. (rv)
Hier finden Sie den vollen Wortlaut des Textes.
„Für Walter Kardinal Kasper ist der Begriff Dialog weder eine leere Worthülse noch eine realitätsferne Utopie. Dialog ist bei ihm lebendige Wirklichkeit. Wie kaum ein anderer hat sich Kardinal Kasper in den vergangenen Jahren um den Dialog der Kirche in der Ökumene und mit den Juden verdient gemacht. Ja, Walter Kardinal Kasper ist Garant eines gelebten Dialogs.
Wer Kardinal Kasper kennt, weiß, dass es ihm aus seinem Glauben heraus ganz zentral um die Menschen geht. Der große Gelehrte der Katholischen Theologie hatte gerade in seiner Zeit als Universitätsprofessor stets den Anspruch, die ganze Glaubenswahrheit den Studierenden verständlich zu vermitteln. Seine eindringliche und einfühlsame Sprache, sein stetes Suchen nach einer Antwort auf aktuelle theologische Fragen, sein Mut, komplexe Zusammenhänge der Theologie Stück für Stück nachvollziehbar aufzuschlüsseln, zeichnen Kardinal Kasper aus. Als er 1989 Nachfolger von Bischof Georg Moser im Bistum Rottenburg-Stuttgart wurde, erlebte die Diözese einen sehr weltverbundenen Professor auf dem Bischofsstuhl. Das hat viele Menschen beeindruckt, den Walter Kasper ist immer sich selbst treu geblieben, ganz nach seinem Wahlspruch: „Wahrheit in Nächstenliebe" (Veritatem in caritate).
Das theologische Wirken und umsichtige Handeln in seiner Diözese Rottenburg-Stuttgart war selbstverständlich auch dem Heiligen Stuhl nicht verborgen geblieben. So war es verständlich, dass Papst Johannes Paul II. gerade Walter Kasper zu sich rief, um ihm dort 1999 die wichtige Aufgabe des Sekretärs des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen zu übertragen. Mit Walter Kasper kam ein Dogmatiker aus dem Stammland der Reformation in den Vatikan, der seine vielfältigen Erfahrungen – auch auf dem Gebiet der Ökumene in Deutschland – in die Arbeit der Universalkirche einfließen lassen konnte. Nur zwei Jahre nach seiner Ernennung übertrug der Papst Walter Kasper die Leitung des Päpstlichen Rates und zeichnete ihn mit der Kardinalswürde aus. Papst Benedikt XVI. hat Kardinal Kasper schon wenige Tage nach seiner Wahl im Amt bestätigt.
Mit Kardinal Kasper hat die Ökumene der Weltkirche über viele Jahre ein geschätztes Gesicht erhalten. Es war eindrucksvoll, wenn er von den nicht an zwei Händen abzuzählenden aktuellen Dialogen des Heiligen Stuhls mit anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften berichtete. So wie er sich bei diesen Gemeinschaften als Bruder unter Brüdern aufgehoben fühlte, so war er in der Welt unterwegs. Kardinal Kasper hat in den Jahren seines römischen Wirkens mehrfach die Welt umrundet, im Dienste der Ökumene. Seine Gesprächspartner würdigen ihn als eine Person, der eine „Ökumene des Herzens" ausstrahle. Ich möchte hinzufügen: Das ökumenische Gespräch, die Versöhnung zwischen den Konfessionen ist Walter Kaspers Herzensanliegen. Gerade für Papst Johannes Paul II. hat er viele Wege bereitet, die Papst Benedikt XVI. in Kontinuität übernommen hat. Dabei denke ich vor allem an seine äußerst erfolgreichen Annnäherungen an die griechisch-orthodoxe Kirche, an die Patriarchate der Armenier in Etchmiadzin und Sis und nicht zuletzt an seinen vorsichtigen, mutigen und von tiefer Überzeugung der notwendigen Aussöhnung getragenen Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche von Moskau. Bei aller Internationalität hielt Walter Kasper immer die Erinnerung an die Reformation wach. Bei der Evangelischen Kirche in Deutschland war und ist er ein gern gesehener Gesprächspartner dem gegenüber man den Mut hat, ihm Sorgen anzuvertrauen.
Der Name Walter Kasper ist aber auch unverbrüchlich mit der Aussöhnung mit dem Judentum verbunden. Die Beziehungen zum Judentum sind im Vatikan dem Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen zugeordnet. Kardinal Kasper hat das Wort geprägt, dass es im Aussöhnungsprozess, den die katholische Kirche mit dem Judentum durch das Zweite Vatikanische Konzil angestoßen hat, keine Wende von der Wende geben dürfe. Die katholische Kirche ist – und daran hat Walter Kasper in seinen römischen Jahren unermüdlich und äußerst verdienstvoll, ja selbstlos gearbeitet – unwiderruflich zum Dialog mit dem Judentum verpflichtet. So wurde Kardinal Kasper für den Vatikan der wichtigste Vermittler auf diesem manchmal nicht einfachen Weg. Rabbinerkonferenzen weltweit, Jüdische Gesellschaften und Stiftungen und vor allem das Oberrabbinat von Jerusalem sehen in Kardinal Kasper die lebendige Brücke in den Vatikan. Das Wirken von Kardinal Kasper kann man nur so zusammenfassen: Er war und ist Brückenbauer im besten Sinne des Wortes. Dialog ist für Walter Kasper zur Lebensaufgabe geworden.
Die Kirche in Deutschland und die Weltkirche sind Walter Kardinal Kasper zu tiefem Dank und hohem Respekt für seine Arbeit verpflichtet. Mit seinem heutigen Rücktritt hinterlässt er eine Lücke und ein Erbe. Dieses Erbe ist der Mutterboden für die weiteren theologischen Dialoggespräche in der Ökumene und mit dem Judentum. Ich wünsche mir sehr, dass dieser Boden weiter gut bestellt wird. Wahrheit in Nächstenliebe hat Walter Kasper tatsächlich und in tiefster Überzeugung gelebt."
(dbk)