Vatikan: „Radio Vatikan zählt nicht zu den Top-Mannschaften“

Der Vatikan ist zwar nicht Mitglied des Fußballverbandes FIFA. Trotzdem hat der kleinste Staat der Welt eine eigene Fußball-Nationalmannschaft und sogar eine Liga mit zehn Mannschaften. 1966 gründete der Vatikanmitarbeiter und Laie Sergio Valci die vatikanische Fußball-Liga. Sein Ziel war es, etwas für die körperliche Fitness und das Gemeinschaftsgefühl der Vatikan-Mitarbeiter zu tun. Die Mannschaften rekrutieren sich aus den Verwaltungsabteilungen des Vatikans – etwa den Museen, dem Radio oder der Post.
„Bevor ich meine Karriere im Vatikan startete, war ich im Fußballbereich tätig. Leider hat eine Verletzung, die aber nichts mit dem Sport zu tun hat, meiner Fußballkarriere einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da ich im Gesundheitsbereich im Vatikan tätig wurde und ich eben Fußballfan bin, kam ich auf die Idee, eine solche Liga ins Leben zu rufen.“

Die Spiele der vatikanischen Liga finden in der Nähe des Petersdomes statt, aber nicht im Vatikan selbst, da es dort keinen Sportplatz gibt.
„Es gibt zwei Wettbewerbe: Einerseits gibt es die übliche Meisterschaft mit maximal zehn Mannschaften und dann gibt es auch einen sogenannten Vatikan-Cup. Die Gewinner der Meisterschaft spielen dann gegen die Vatikan-Cup-Sieger – und zwar geht es um den Super-Cup. Dieses Sportereignis findet normalerweise im Herbst statt. Im übrigen finden die Spiele jeweils am Abend statt. Die Kicker sind ja alle Mitarbeiter im Vatikan, die tagsüber normal ihren Tätigkeiten hinter den vatikanischen Mauern nachgehen.“

Die Meister sind aus verständlichen Gründen nicht für internationale Wettbewerbe qualifiziert – das heißt, keine Mannschaft wird wohl jemals bei der Uefa-Championsleague dabei sein.
„Ehrlich gesagt, die Mannschaften sind nicht so professionell. Sie könnten vielleicht in der dritten Regionalliga mithalten. Einzig die Torhüter sind externe Fußballspieler, da wir in den ersten Liga-Jahren Match-Resultate hatten, die man sonst nur beim Tennis sieht.“
Zu den Top-Mannschaften zählen die „squadra“ der Vatikan-Post oder der Gendarmerie. Radio Vatikan war früher eine starke Mannschaft, zählt aber mittlerweile nicht mehr zu der Top-Auswahl.
„Unter den Zuschauern gibt es ab und an auch Monsignori und sogar Kardinäle. Bei der Siegerehrung ist beispielsweise Kardinal Angelo Comastri anwesend. Der Erzpriester der Vatikanischen Basilika spendet uns dann jeweils einen Segen, was uns Fußballer sehr bestärkt.“
Und wer wird in Südafrika Weltmeister? Dazu sagt uns Sergio Valci, Gründer und Präsident der Vatikan-Fußballliga:
„Nun, ich glaube, dass fünf Nationalmannschaften es sicher bis ins Halbfinale schaffen könnten. Neben Argentinien, Brasilien, Italien und den Niederlanden hat mich am meisten die deutsche Nationalmannschaft beeindruckt. Normalerweise beginnen die Mannschaften mit angezogener Handbremse solche Turniere. Wenn also Deutschland so weiter macht wie gegen Australien, dann werden sie sehr sehr weit kommen.“
Clericus-Cup
Neben der Vatikan-Liga für Vatikan-Mitarbeiter gibt es noch eine weitere Meisterschaft. Der als Fußballfan bekannte Staatssekretär Tarcisio Bertone initiierte für Priester und Seminaristen den Clericus Cup, der erstmals 2007 stattfand. Es spielen internationale katholische Teams von allen Kontinenten gegeneinander. Die Regeln wurden leicht abgeändert, so gibt es zum Beispiel keine roten Karten, sondern zuerst noch blaue Karten, bei denen der betroffene Spieler fünf Minuten aussetzen muss. (rv)

England/Wales: Die Kirchen von England und Wales stimmen auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. ein

An diesem Dienstag haben sie offiziell ihre Öffentlichkeitskampagne gestartet, wie der Vatikan mitteilt. In Vorbereitung auf den Besuch aus Rom sollen alle Gemeinden in England, Wales und Schottland an diesem Wochenende einen Leitfaden erhalten. In der Broschüre werden einige Fragen über den Besuch vom 16. bis 19. September beantwortet; dazu gibt es grundlegende Informationen über die katholische Kirche. „Im Allgemeinwissen der Bevölkerung klaffen heutzutage viele Löcher zu diesen Themen“, sagte Erzbischof Vincent Nichols von Westminster. Mit der Broschüre wolle die Kirche vor Ort kein tiefes Wissen über die Kirche vermitteln, aber eindeutige Antworten geben. (rv)

Vatikan im Fußballfieber

Einer aktuellen Studie zufolge wird der Fußballweltmeisterschafts-Erfolg umso wahrscheinlicher, je größer der Katholikenanteil in einem Land ausfällt. Man denke hierbei an die Rekordhalter Brasilien oder Italien. Auf der anderen Seite vermag die Korrelation so hoch nun auch wieder nicht auszufallen, sonst müsste ja der Vatikan Rekordweltmeister sein. Das sagte Roland Loy dem „Rheinischen Merkur" vergangene Woche. Loy war Berater Franz Beckenbauers beim Titelgewinn 1990 in Italien. Zwar ist der Vatikan nicht bei der WM dabei, dennoch gibt es hinter den vatikanischen Mauern Fußballexperten in Hülle und Fülle. 

Bertone für Italien 

Unsere Kollegen von der italienischen Zeitschrift „Panorama" haben mal genauer nachgeforscht. Der wohl fußballverückteste Kurienmann ist zweifellos Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Als er noch Erzbischof von Genua war, kommentierte er ab und an im italienischen Fernsehen Fußballspiele. Er gilt als alter Juventus-Turin-Fan. Fast die Hälfte der italienischen Nationalmannschaft sind Spieler jener norditalienischen Mannschaft. Sein Fußballherz schlägt eindeutig für Italien. 

Etchegaray für Frankreich

Der ehemalige Vatikan-Diplomat, Kardinal Roger Etchegaray, ist ein großer Frankreich-Fan. Früher sah er sich alle Spiele seiner Nationalmannschaft im Fernsehen an. Als 87-jähriger kümmere er sich weniger um Fußball, sagt er mittlerweile. Es sei für ihn die Zeit gekommen, an Fußballaustragungen im Himmel zu denken, so der französische Kardinal. 

Rodé für Slowenien

Der Präfekt für die Institute des gottgeweihten Lebens, Kardinal Franc Rodé, ist glücklich, dass seine Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika dabei ist. Slowenien ist nämlich erst zum zweiten Mal präsent. Kardinal Rodé kennt seine Mannschaft gut: Der Star der Slowenen sei klar die Mannschaft. Jeder kämpfe für jeden. Die Mannschaft sei eine klare Einheit und als solche stark, so Rodé. Mit dieser Stärke besiegten die Slowenen übrigens bereits auch stärkere Teams, wie Russland im entscheidenden WM-Relegationsspiel für die WM-Endrunde in Südafrika. 

Fox Napier für Südafrika 

Als Gastgeber gilt Kardinal Wilfrid Fox Napier: Der Erzbischof von Durban wird alle Spiele im TV anschauen. Er ist zuversichtlich, dass die Bafana Bafana sehr weit kommen werden. Die südafrikanische Mannschaft bestehe aus guten Kickern, so Kardinal Fox Napier. 

P. Funes hofft auf Argentinien 

Der argentinische Stürmerstar Lionel Messi hat auch im Vatikan viele Anhänger. Unter ihnen ist sein Landsmann Jesuitenpater José Gabriel Funes. Der Direktor der vatikanischen Sternwarte liebt Fußball. Maradona sei ein guter Trainer und könne die Spieler sicher gut motivieren. 

 

Monteiro de Castro für Portugal

 

Der Sekretär der Bischofskongregation, Erzbischof Manuel Monteiro de Castro, trägt selber einen Namen, der nach Kickerstar klingt. Der Portugiese spielte einmal selber Fußball. Seinen größten Triumph erlebte er aber als Nuntius in Madrid. Da konnte er nämlich seinen Lieblingsspieler persönlich treffen: Cristiano Ronaldo wurde damals frisch von Manchester United eingekauft. Wichtig ist dem Kurienmitarbeiter aber, dass alle Spieler bei der WM korrekt, fair und spielstark auf dem Spielfeld sind. (rv)

 

 

Irland:Kardinal O’Connor ruft zu Erneuerung auf

„Ich bin selbst nicht frei von Schuld, sondern musste aus meinen Fehlern lernen, um ein verwundeter Heiler zu werden." Das sagte der emeritierte Erzbischof Kardinal Cormac Murphy-O’Connor zum Abschluss des Priesterjahres in Maynooth. Vor irischen Priestern nahm er in seiner Rede vom Dienstag vor allem zu den Missbrauchsfällen, die die irische Kirche in den letzten Monaten erschüttert hatten, Stellung. Wie schmerzvoll auch die letzte Zeit gewesen sein möge, es sei auch „eine Zeit des Lernens, der Reinigung und des Vertrauens" gewesen, so der Kardinal. Für einen Neuanfang gebe es keine „Zauberformel", mit der die Probleme gelöst werden können. Man müsse jetzt ohne Hast abschätzen, „wo Strukturen und Prozeduren gescheitert sind, und zwar nicht nur auf rechtlicher oder kanonischer Ebene, sondern auf menschlicher Ebene", so der Kardinal wörtlich.
Die drei Schritte auf dem Weg zu Erneuerung seien eine „Verwandlung der Herzen", eine „Erneuerung der inneren Einstellung" und schließlich die „uneingeschränkte Liebe". Zentrum der Erneuerung bliebe dabei stets die Messe – als Quelle von Einheit, Kraft und Hoffnung. O’Connor rief dazu auf, die Laienbewegung fest in das kirchliche Leben zu integrieren: „Das Selbstverständnis und die Mission der Laien in Kirche und Welt zu pflegen und zu fördern – das ist eine Hauptaufgabe der Priester und Bischöfe." Die Angst vor einem Kontrollverlust durch eine stärkere Einbindung der Laien sei unbegründet, so der Kardinal. (rv)

Österreich: Der Bettel-Kongress

Gibt es gute und schlechte Bettler? In Österreich schwillt seit einiger Zeit eine Debatte um das Betteln an. So ist in Wien seit rund zwei Wochen das gewerbsmäßige Bitten um Geld verboten und kann mit einer Strafe von bis zu 700 Euro geahndet werden. Jede österreichische Region oder Stadt hat ihre eigene Regelung. In manchen Gegenden dürfen sich Bettler etwa nicht auf potentielle Spender zubewegen, sondern nur im Sitzen bitten. An diesem Wochenende hat es am Institut für Moraltheologie an der Universität in Wien zum Thema Betteln einen Kongress gegeben. Hier diskutierten Juristen, Soziologen, Historiker und Theologen unter anderem über die Ursachen der starken Ablehnung von Bettlern. Für den Dekan der Universität, Martin Jäggle, steht fest:
„Betteln gehört zu den Grundrechten. Die kirchlichen Bettelorden signalisieren ja auch, dass Betteln nicht etwas Unschickliches ist, sondern einfach auch ein Recht."
Bettelmönche, der Name spricht Bände. Gerade für Ordensmitglieder gehört das Betteln zur Lebensphilosophie, die von Bescheidenheit und der Annahme von Spenden bestimmt ist. Im Alten Testament sei die Rede von der „Sünde, dass es Bettler unter euch gibt". Mit einem Bettelei-Verbot werde „auch die Wahrnehmung realer Armut ausgesperrt", mahnt Jäggle.
„Alle Gesellschaften, soweit ich das überblicke, kennen Betteln, und nur bestimmte Gesellschaften versuchen es aus dem Bereich der Öffentlichkeit zurückzudrängen; das Kennzeichen dieser Gesellschaft ist, dass die sozialen Gegensätze zunehmen, dass sogenannte Wohlstandsregionen „bettelfrei" sein wollen, also sich im Konsum nicht behindern lassen wollen."
Scharfe Kritik übt der Grazer „Obdachlosenpfarrer" Wolfgang Pucher an rechtspopulistischen Politikern. Sie gingen oft gegen besseres Wissen – mit Unterstellungen gegenüber den Roma – auf Stimmenfang. Der Pfarrer berichtete an der Universität von Untersuchungen in Graz. Dort habe eine sechsmonatige Recherche der Polizei, ob es vor Ort „organisierte Bettelei" mit dahinter stehenden kriminellen Ausbeutern gibt, keine Hinweise erbracht, so Pucher. Vorurteile gegen Roma hätten sich jedoch über Jahrzehnte hinweg verfestigt, berichtet Pucher aus eigener Erfahrung.
„Ich muss zugeben, dieses Vorurteil habe ich selbst als Kind noch mitbekommen. In meiner Heimat hieß es, wenn die Roma durch mein Dorf gekommen sind: ´Sperrt die Hühner ein, nehmt die Wäsche ab, tut die Kinder ins Haus, denn die Roma stehlen alles.´ Ich gebe zu, dass ich das selber geglaubt habe. Und jetzt ist in Graz seit dem Jahre 1996 diese Gruppe in einer großen Zahl vertreten, und bis vor kurzem hat es nicht eine einzige Anzeige bei der Polizei wegen Diebstahls gegeben."
Bei dem Workshop „Betteln in Wien" waren weitere Themen die grundrechtlichen Bedenken gegenüber Bettelverboten und rassistische Ressentiments gegenüber bettelnden Roma. Die Teilnehmer planen ein längerfristiges interdisziplinäres Forschungsprojekt. (rv)

Paris: Maronitischer Patriarch beginnt Frankreichreise

Der maronitische Patriarch von Antiochia, Kardinal Nasrallah Pierre Sfeir, beginnt an diesem Montag seinen Frankreichbesuch. Der libanesische Würdenträger folgt damit einer Einladung des französischen Senatspräsidenten, Gérard Larcher. Auf dem Besuchsprogramm des Kardinals stehen neben dem Treffen mit Staatschef Nicolas Sarkozy und Außenminister Bernard Kouchner auch ein Gespräch mit dem Erzbischof von Paris, Kardinal André Vingt-Trois, und ein Zusammentreffen mit Vertretern der arabischen Presse in Paris. (rv)

Papst: „Nuntien sind keine Bürokraten“

Vatikanvertreter sind keine Bürokraten. Daran erinnerte der Papst an diesem Montag die künftigen Apostolischen Nuntien bei einem Empfang im Vatikan. Er sprach nämlich vor den Mitgliedern der Päpstlichen Diplomaten-Akademie. Der Dienst eines Nuntius sei tiefgründig und eben nicht bürokratisch, so der Papst.
„Als Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Ortskirchen und den weltlichen Behörden müssen die Apostolischen Nuntien die Normen und Richtlinien der Kirche nicht einfach als Gesetze verbreiten, sondern als Zeichen der Liebe gegenüber der Kirche verkünden. Deshalb müssen Vatikan-Diplomaten einen gepflegten Lebensstil an den Tag legen. Das heißt, sie sollten eine Leidenschaft für die kirchliche Gemeinschaft entwickeln.“
Selbstverständlich zähle auch die Treue gegenüber dem Papst zu den Qualitäten eines Nuntius. Es gehe in erster Linie nicht um formale Richtlinien, fügte der Papst aus.
„Meistens stellt man sich die Diplomatenarbeit als eine Tätigkeit vor, die einzig mit Äußerlichkeiten zu habe. Doch die Arbeit eines Nuntius besteht gerade darin, persönliche Ansprüche beiseite zu stellen und einen priesterlichen Dienst auszuüben. Besonders unter schwierigen Umständen ist es wichtig, die Verbindung mit dem Stuhl Petri und der Gemeinschaft mit der Kirche herzustellen.“
Hintergrund:
Die 1701 gegründete päpstliche Diplomatenakademie ist ein Ausbildungsinstitut für angehende Botschafter des Heiligen Stuhls. In einem zweijährigen Aufbaustudiengang werden die Priester auf ihre künftige Aufgabe als Vatikandiplomat vorbereitet. Schwerpunkte des Studiums sind Völkerrecht, Diplomatiegeschichte sowie Fremdsprachen. Ein Ausbildungsjahrgang umfasst rund zehn Kleriker. Seit dem Wiener Kongress 1815 steht der Apostolische Nuntius im Rang eines Botschafters. Außerdem vertritt er den Papst bei den jeweiligen Bischofskonferenzen. Ein Nuntius muss wie jeder Diplomat vom aufnehmenden Staat akkreditiert werden. Ist der Gesandte des Papstes nicht beim Staatsoberhaupt oder bei der Regierung des Aufnahmestaates akkreditiert, sondern pflegt nur den Kontakt zu den kirchlichen Institutionen und Personen, so heißt er Apostolischer Delegat. (rv)

Kuba: Regime läßt Gefangenen frei

Das kommunistische Regime hat tatsächlich einen politischen Häftling freigelassen: Der schwerkrankre Ariel Sigler bekräftigte bei seiner Rückkehr nach Hause in der Provinz Matanzas, dass er auch weiterhin „für Freiheit und Demokratie auf Kuba kämpfen“ will. Es war Kardinal Jaime Ortega von Havanna, der Siglers Freilassung angekündigt hatte; Präsident Raul Castro hatte dem Kardinal kürzlich bei einem Treffen, für das es in Kubas Geschichte kein Beispiel gibt, Konzessionen gemacht. Weitere sechs politische Häftlinge sollen in Anstalten in ihrer Herkunftsprovinz verlegt werden, in die Nähe ihrer Familien.
„Das ist eine sehr wichtige Nachricht“, kommentiert unser Lateinamerika-Experte Luis Badilla. „Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein politischer Häftling, ein Dissident, definitiv auf freien Fuß gesetzt wird. Zwar steht er, wie Dutzende andere Dissidenten, künftig unter Hausarrest – aber es handelt sich dennoch um eine Freilassung, und das ist fundamental.“
Eine gute Nachricht für die Kirche, die sich für die politischen Häftlinge eingesetzt hatte.
„Dafür wurde die Kirche auch von einigen kritisiert – man fürchtete, die Regierung könne sie instrumentalisieren. Aber so war`s dann nicht. Die Staat-Kirche-Verhandlungen waren ehrlich und offen, und die Nachrichten der letzten drei Wochen zeigen, dass der Dialog nicht nur überfällig war, sondern auch im allgemeinen Interesse des kubanischen Volkes liegt. Nicht nur im Interesse der Kirche, sondern für die Zukunft der kubanischen Nation.“
In wenigen Tagen trifft der vatikanische „Außenminister“, Erzbischof Dominique Mamberti, auf der Insel ein – dafür hatten sich vor ein paar Tagen bei einem Vatikanbesuch auch Spaniens Regierungschef Joseluis Zapatero und sein Außenminister besonders interessiert. Spanien, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, fühlt sich als Fürsprecher der Kubaner in Europa.
„Man sollte allerdings die Dinge auch nicht durcheinanderbringen: Erzbischof Mambertis Besuch hat nämlich überhaupt nichts mit dem zu tun, was derzeit in Kuba geschieht. Die Visite wurde vielmehr schon vor sehr langer Zeit anberaumt: Er kommt als Gast der kubanischen Kirche, um deren „Soziale Woche“ zu eröffnen, und gleichzeitig werden in diesen Tagen 75 Jahre ununterbrochener diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und dem Heiligen Stuhl gefeiert.“
Der 46-jährige Sigler war 2003 wegen Aktivitäten gegen die Castro-Brüder zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zuletzt hatte er seit August 2009 in einem Gefängniskrankenhaus gelegen. (rv)

Vatikan/Türkei: Papst ernennt Padovese-Nachfolger ad interim

Papst Benedikt hat am Samstag einen Interims-Nachfolger für den ermordeten Bischof Luigi Padovese ernannt. Padoveses italienischer Landsmann, Erzbischof Ruggero Franceschini, wird der neue Apostolische Administrator für Anatolien in der Türkei. Der 70-jährige Kapuziner, der in den 90-er Jahren schon einmal Apostolischer Vikar von Anatolien war, ist derzeit Erzbischof im westtürkischen Izmir. Ein Apostolischer Administrator kann vom Papst eingesetzt werden, um eine vakante Diözese bis zur Ernennung eines neuen Bischofs zu leiten.
„Die Aufgabe wird nicht leicht“, meint Franceschini im Gespräch mit uns, „denn die christliche Gemeinschaft in Anatolien ist völlig verunsichert; aber es ist eine Gemeinschaft von jungen Leuten, die diese schwierigen Momente überwinden wollen. Ich habe mit den jungen Leuten gesprochen, und die sagen, dass sich in ihre Gemeinschaft viele Moslems sozusagen infiltriert haben – vielleicht hätte man da besser aufpassen sollen… Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, wir werden alles tun, um diese schöne, kleine Gemeinschaft wieder aufleben zu lassen.“
Padovese war am 3. Juni von seinem Fahrer, einem jungen Moslem, erstochen worden. Für Franceschini – der damit auch dem Vatikan widerspricht – deutet alles auf ein islamisches Tatmotiv hin.
„Ich war vor zwei Tagen dort und habe viel Wut erlebt, vor allem aber Tränen – die Menschen dort haben ihren geistlichen Führer verloren und sehen jetzt keine Zukunft mehr für sich.“
Die sterblichen Überreste Padoveses sind derzeit in einem Kapuzinerkloster in Mailand aufgebahrt; Tausende defilieren täglich daran vorüber. Am Montag wird der ermordete Bischof feierlich beigesetzt. Dazu werden im Mailänder Dom 40 Bischöfe aus ganz Europa erwartet; aus Deutschland kommt der frühere Münchener Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter. Der Heilige Stuhl schickt seinen früheren Nuntius in der Türkei (und übrigens auch in Österreich), Erzbischof Edmund Farhat. (rv)