Vatikan: Die Größte der Geschichte

Kardinal Claudio Hummes ist tief beeindruckt vom Abschluss des Priesterjahres. Er hätte nie mit so vielen Teilnehmern an der Papstmesse von Freitag gerechnet, meinte der aus Brasilien stammende Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation im Gespräch mit uns. „15.000 Priester aus aller Welt – das ist doch wirklich etwas Außerordentliches! Das war eine schöne und deutliche Antwort von seiten der Priester. Mich hat auch der Geist, in dem sie mitgemacht haben, berührt – aber bestimmt war das die zahlenmäßig größte Konzelebration in der Geschichte: 15.000 Priester mit dem Papst!“
Er sehe das Priesterjahr – auch wenn es von kirchlichen Missbrauchsskandalen überschattet wurde – als einen großen Erfolg, so Hummes. „Es ist ja auch in den einzelnen Gemeinschaften vor Ort gefeiert worden. Von Anfang an gab es viel Einsatz, damit das Priesterjahr vor Ort bei den Leuten ankommt… und das ist weltweit gelungen.“ (rv)

Spanien: Schreibmaschine unterm Hausaltar – Der erste selige Journalist

Er ist der erste selige Journalist: Der Spanier Manuel Lozano Garrido wird an diesem Samstag in seiner Heimatstadt, dem andalusischen Linares, zur Ehre der Altäre erhoben. Die Zeremonie wird vom Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Erzbischof Angelo Amato, in Stellvertretung von Papst Benedikt XVI. durchgeführt. Als unermüdlicher Wahrheitssucher bezeichnet der Leiter des vatikanischen Medienrates, Erzbischof Claudio Maria Celli, den Journalisten. Im Interview mit Radio Vatikan sagte der Erzbischof:
„Was mich beeindruckt: Er war ein Mann, der intensiv nach der Wahrheit suchte. Er war kein einfacher oder bequemer Journalist, sondern ein Mann, der Leidenschaft in diese Suche steckte. Mir hat sehr seine Glaubensstärke gefallen: Als zum ersten Mal eine Messe in seinem Haus gefeiert wurde, da war er schon krank, ließ er seine Schreibmaschine unter den Altar stellen. Er sagte: Ich wünsche mir, dass das Kreuz in meinem Schreiben Früchte trägt.“
„Ein guter Journalist zu sein ist einfach, ein christlicher dagegen heldenhaft“, so der Postulator des Seligsprechungsverfahrens, Pater Rafael Higueras, mit Blick auf das bewegte Leben des Journalisten und Freundes. Schon als Jugendlicher trat der im Jahr 1920 geborene Garrido der Katholischen Aktion bei. Während des spanischen Bürgerkrieges brachte er Kriegsgefangenen die Kommunion, wurde dabei zeitweise selbst gefangen genommen. Sein Haus wurde in dieser schweren Zeit zum Zentrum für Verfolgte und Bedürftige. Auch am Ende seines Lebens ging der Journalist, der 1942 an Spondilitis (einem schweren Rückenleiden) erkrankte, seiner Berufung nach. In der Tat wurde Garrido, der 1971 verstarb, für viele seiner Werke dieser Jahre posthum mit Preisen überhäuft. Erzbischof Celli:
„Er hat am Ende seines Lebens, das von Krankheit gezeichnet war, intensiv diese Berufung gelebt, hat gelitten, Zeuge der Wahrheit zu sein. Er war jedoch ein glücklicher Kranker – das ist beeindruckend – denn ihm gelang es, sein Leiden in der Einheit mit Christus in Liebe zu verwandeln.“
Manuel Lozano Garrido schrieb für Tageszeitungen, katholische Zeitschriften und Presseagenturen. Er gründete die Zeitschrift Sinai und wurde 1969 mit dem „Bravo“-Preis für Journalismus ausgezeichnet. Zudem ist er Autor von 9 Büchern zu Themen der Spiritualität. Im Dezember letzten Jahres wurde das Wunder, das durch die Fürsprache Lolos erwirkt worden sein soll, von Papst Benedikt XVI. anerkannt: 1972 wurde ein zweijähriges Kind auf „wissenschaftlich unerklärbare Weise“ von einer Multiorganischen Insuffizienz geheilt. (rv)

Papst beendet Priesterjahr – Mea Culpa zu Missbrauchsfällen

Mit einer großen Messe auf dem römischen Petersplatz ist das „Jahr der Priester" zu Ende gegangen. Mit Benedikt XVI. konzelebrierten 15.000 Priester aus aller Welt; der Papst ermutigte sie, auch in schwierigen Zeiten ihrer Berufung treu zu bleiben. Und: Er bat Gott und die Menschen um Vergebung für kirchliche Missbrauchsskandale.
Die große Heiligenlitanei setzte am Freitag den Schlußakzent des Priesterjahres: Auch der heilige Jean-Marie Vianney wurde da angerufen, der beinahe – so hatten ursprüngliche Planungen gelautet – in diesem Moment zum Patron der Priester erhoben worden wäre. Auf der „Piazza San Pietro" in der prallen Sonne: Tausende von Geistlichen in weißen Gewändern, die feierlich ihre Versprechen vom Weihetag erneuern. Der Papst erinnert an das Herz-Jesu-Fest an diesem Freitag, er vertraut seine Mitbrüder im Priesteramt feierlich dem Unbefleckten Herzen Mariens an – und er mahnt die Priester eindringlich, keine „einsamen Wölfe" zu sein.
„Liebe Mitbrüder, wo kein Zusammenhalt ist, da gibt es keinen Fortschritt. Wenn wir miteinander verbunden bleiben, wenn wir in Christus, dem wahren Weinstock, bleiben, dann können wir starke und lebendige Zeugen der Liebe und der Wahrheit sein, können uns die Winde des Augenblicks nicht verbiegen oder brechen. Christus ist die Wurzel, die uns trägt und uns Leben gibt. Danken wir dem Herrn für die Gnade des Priestertums; dafür, daß er uns jeden Tag neu Gelegenheit gibt, in seiner Nachfolge gute Hirten zu sein!"
Ein Priester sei „nicht einfach ein Amtsträger", so der Papst:
„Er tut vielmehr etwas, das kein Mensch aus sich heraus kann: Er spricht in Christi Namen das Wort der Vergebung für unsere Sünden und ändert so von Gott her den Zustand unseres Lebens. Er spricht über die Gaben von Brot und Wein die Dankesworte Christi, die Wandlungsworte sind (und die) die Elemente der Welt verändern: die Welt auf Gott hin aufreißen und mit ihm zusammenfügen. So ist Priestertum nicht einfach „Amt", sondern Sakrament: Gott bedient sich eines armseligen Menschen, um durch ihn für die Menschen da zu sein und zu handeln. Diese Kühnheit Gottes, der sich Menschen anvertraut, Menschen zutraut, für ihn zu handeln und da zu sein, obwohl er unsere Schwächen kennt – die ist das wirklich Große, das sich im Wort Priestertum verbirgt."
Ohne Umschweife erinnerte Benedikt XVI. aber auch an die Missbrauchsskandale, die der Kirche gerade in den letzten Monaten zu schaffen gemacht haben:
„Es war zu erwarten, daß dem bösen Feind das neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde… So ist es geschehen, daß gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden – vor allem der Mißbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, daß wir alles tun wollen, um solchen Mißbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen; daß wir bei der Zulassung zum priesterlichen Dienst und bei der Formung auf dem Weg dahin alles tun werden, was wir können, um die Rechtheit der Berufung zu prüfen, und daß wir die Priester mehr noch auf ihrem Weg begleiten wollen, damit der Herr sie in Bedrängnissen und Gefahren des Lebens schütze und behüte."
„Wenn das Priesterjahr eine Rühmung unserer eigenen menschlichen Leistung hätte sein sollen", so der Papst, „dann wäre es durch diese Vorgänge zerstört worden." Aber es gehe „gerade um das Gegenteil: Das Dankbar-Werden für die Gabe Gottes, die sich „in irdenen Gefäßen" birgt und die immer wieder durch alle menschliche Schwachheit hindurch seine Liebe in dieser Welt praktisch werden läßt."
„So sehen wir das Geschehene als Auftrag zur Reinigung an, der uns in die Zukunft begleitet und der uns erst recht die große Gabe Gottes erkennen und lieben läßt."
Priester sollten Hirten sein und ihre Schäfchen „von Gott her kennen". Sie sollten als gute Hirten auch einmal den Stock einsetzen, um den Glauben zu schützen „gegen die Verfälscher". „Heute sehen wir, daß es keine Liebe ist, wenn ein für das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet wird", so der Papst wörtlich. „So ist es auch nicht Liebe, wenn man die Irrlehre, die Entstellung und Auflösung des Glaubens wuchern läßt, als ob wir den Glauben selbst erfänden. Als ob er nicht mehr Gottes Geschenk, die kostbare Perle wäre, die wir uns nicht nehmen lassen." Durch Versuchungen oder Mutlosigkeit sollten die Priester sich nicht irremachen lassen: „Auch in diesen finsteren Tälern des Lebens ist ER da."
„Ja, Herr, zeige mir in den Dunkelheiten der Versuchung, in den Stunden der Verfinsterung, in denen alle Lichter zu erlöschen scheinen, daß du da bist. Hilf uns Priestern, daß wir den uns anvertrauten Menschen in diesen dunklen Nächten beistehen können. Ihnen dein Licht zeigen dürfen."
Fürbitten in allen großen Sprachen der Welt machten deutlich, dass an diesem Freitag auf dem Petersplatz gewissermassen die ganze Weltkirche zu Hause war. In Erinnerung bleiben wird das Weiß der Messgewänder auf der ganzen Piazza: Ausnahmsweise einmal war der Papst nicht der Einzige in Weiß. Wie sagte doch Kardinal Claudio Hummes, der Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation: „Am liebsten wäre uns, das Priesterjahr würde gar nicht mehr enden… und wir könnten unser ganzes Leben lang solche Aufmerksamkeit für unseren Dienst spüren, und soviel Unterstützung durch die Gläubigen."
Am Donnerstag Abend hatten in der vatikanischen Audienzhalle mehr als 20 Seelsorger ihre Erfahrungen aus dem priesterlichen Alltag vorgestellt. „Wir haben ein Massaker an einer Schule überlebt", berichtete der eine aus Burundi, „Ich habe mit Hilfe meiner Gemeinde den Alkoholismus überwunden", sagte ein zweiter aus Deutschland. Veranstalter des Treffens waren die Fokolar- und die Schönstatt-Bewegung. (rv)

Türkei: Gerüchteküche brodelt nach Mord an Padovese

Vor genau einer Woche starb Bischof Luigi Padovese. Joachim Kardinal Meisner sagte dazu an diesem Donnerstag:
„Das ist ein wirklicher Märtyrer, der mitten unter uns gelebt hat. Dass er ermordet wurde, das hat mich tief bewegt. Wir werden sein Vermächtnis übernehmen. Die christliche Überzeugung, dass das Blut der Märtyrer der Samen für neue Christen ist – das möge sich wirklich auch in der Türkei zeigen!"
Eine Woche liegt der tragische Mord an Bischof Padovese in der Türkei jetzt zurück. Und noch immer tappen die Ermittler im Dunkeln, was das Mordmotiv betrifft. Klar ist nur, dass der Chauffeur gestanden hat, den Bischof erstochen zu haben. Rudolf Grulich ist Kirchenhistoriker und hat sich in seinem Buch „Christen unterm Halbmond" (Sankt Ulrich Verlag 2008) mit der Rolle des Christentums in der Türkei befasst. Das Vorwort schrieb damals Bischof Padovese. Zunächst hat es geheißen, die Tat sei persönlich motiviert gewesen. Jetzt berichtet die Agentur asianews, dass der Täter während des Attentats „Allah ist groß" gerufen habe. Also doch ein religiöses Motiv?
„Momentan gibt es in Iskerun so viele Gerüchte, so viele Unklarheiten, dass man da einfach genaue Angaben abwarten muss, auch des türkischen Gerichtes, um etwas genaues zu sagen. Man weiß, dass der Täter wirklich psychisch gestört war, das ist in diesem Fall sicher keine Ausrede, denn der Bischof Padovese hat für den jungen Mann die Kosten für die Behandlungen übernommen."
Erst sollte der Täter katholisch sein, dann wurde das widerrufen. Auch war die Rede von einem weiteren unbekannten Täter. Das alles löst bei Grulich Kopfschütteln aus. Das neueste Gerücht hat er erst am Mittwoch gehört.
„Was wir seit gestern wissen ist das Gerücht, dass eventuell die Stornierung des Fluges von Padovese nach Zypern zum Papstbesuch deshalb erfolgt ist, weil der Bischof gewarnt wurde, dass der Fahrer etwas gegen den Papst in Schilde führe. Das ist ein ganz neuer Aspekt des Ganzen."
Grulich hatte in der vergangenen Woche einen Anruf auf dem Handy bekommen und von dem Unglück erfahren. Regelmäßig steht er in Kontakt mit Christen in der Türkei.
„Die Bekannten sind noch selber sehr misstrauisch gegen alle Gerüchte. Alle sind zunächst einmal schockiert, denn der Bischof war sehr beliebt. Ich habe ihn selber vor zwei Jahren erlebt. Da bin ich nachts mit ihm ohne Leibwächter durch die Stadt gelaufen. Er hatte keine Angst. Ich muss sagen, ich bin auch sehr betroffen, aber ich möchte jetzt nicht Leute verdächtigen. Ich glaube, es muss alles getan werden, notfalls auch mit Druck auf die Regierung, dass das Ganze wirklich aufgeklärt wird."
Für einen Nachfolger von Padovese kämen bei den italienischen Kapuzinern „einige gute Leute" in Frage, so Grulich. Der Türkeiexperte erinnert an die Benachteiligung der Christen in der Türkei. Auf einem Gebiet, das größer ist als die ganze Bundesrepublik, gebe es gerade einmal nur 4.000 Christen, so der Wissenschaftler:
„Eine Minderheit von 0,1 Prozent im Lande hat immer Nachteile. Auf dem Gebiet hat Bischof Padovese sehr offensiv die Lage dargestellt, er hat darauf hingewiesen, was alles im Argen liegt. Man muss sagen, dass er doch in den letzten Jahren Manches erreicht hat. Etwa die Rückgabe der Kirche der syrischen Katholiken in Iskerun, die ja ein Porno-Kino gewesen ist. Er hat voller Hoffnung geglaubt, es ginge weiter. Er hat auch gehofft, dass nach dem Paulus-Jahr sich etwas täte. Ich glaube, diese Hoffnung müssen wir auch weiter tragen und alles tun, um die wenigen Christen dort zu unterstützen und um das Vermächtnis des Bischofs zu erfüllen." (rv)

Vatikan: Vianney doch nicht Patron der Priester

 

Der heilige Pfarrer von Ars, Jean-Marie Vianney, wird nicht von Papst Benedikt XVI. zum Patron der Priester proklamiert. Das teilte der Vatikan an diesem Donnerstag mit. Papst Benedikt XVI. habe es vorgezogen, Jean-Marie Vianney den Titel des Patrons der Pfarrer zu erhalten, da dies sein hauptsächliches Amt gewesen sei, so Vatikansprecher Federico Lombardi in der Mitteilung. Es gebe dagegen viele andere große Priesterfiguren, die Inspiration und Modell für die vielfältigen Formen des Berufes sein könnten, so Lombardi weiter. Schließlich habe Papst Bendikt XVI. im Laufe des Jahres auch andere heilige Priester ernannt, so etwa auf seiner Reise nach Turin. Es hatte ursprünglich geheißen, der Papst wolle Jean-Marie Vianney im Rahmen der Abschlussfeierlichkeiten zum Priesterjahr an diesem Freitag zum Patron aller Priester ernennen. (rv)

Peru: Gedenken an die Opfer von Bagua

Peru gedenkt der Opfer des gewaltsamen Vorgehens der Polizei gegen Demonstranten von vor genau einem Jahr. Damals durchbrachen Spezialeinheiten Straßensperren in der Stadt Bagua; über 30 Demonstranten und 24 Polizisten verloren dabei ihr Leben. Bei den Demonstrationen ging es um die Nutzung des peruanischen Amazonasgebietes für den Abbau von Bodenschätzen, vor allem von Öl. Mangelnder Dialog habe den Streit um die Bodenschätze eskalieren lassen. Das betonte der Präsident der Bischofskonferenz von Peru, Erzbischof Miguel Cabrejos Vidarte, in einer offiziellen Stellungnahme. Für die einen sei Amazonien Lebensraum, für andere lediglich ein an Ressourcen reiches Gebiet. Dabei stelle sich die Kirche ganz auf die Seite der Einwohner dieser Amazonasgebiete. Erzbischof Cabrejos Vidarte rief weiter zur Versöhnung auf und begrüßte die seit einigen Tagen gültigen Gesetze zum Schutz der Rechte der Ureinwohner. Die Gesetze schützen die Ureinwohner vor einschränkenden Maßnahmen des Staates. Noch vor einem Jahr hatte Präsident Alan García die Ureinwohner als Menschen zweiter Klasse bezeichnet. Die Regierung wollte die Landrechte der Indigenen beschneiden, um schnell zu den vermuteten Ölvorkommen im Amazonas vorzudringen. Im Juni 2009 kam es dann zur Eskalation des Konfliktes. (rv)

Abschluss des Priesterjahres: Würdigung und Nachwuchssorgen

Im Vatikan wird ein Priesteransturm erwartet: Mehrere tausend katholische Geistliche aus der ganzen Welt wollen von Mittwoch bis Freitag zusammen kommen, um das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr feierlich zu beschließen. Rund 9.000 Priester aus 91 Ländern werden nach Vatikanangaben zu der internationalen Begegnung in Rom erwartet. An diesem Dienstag beginnen bereits die ersten Feierlichkeiten. Zum Abschluss des Priesterjahres gibt es einige Bilanzen zu ziehen, so zum Beispiel über die Probleme beim Nachwuchs. Laut Päpstlichem Jahrbuch stieg zwischen den Jahren 2000 und 2008 die Priesterschaft weltweit um rund ein Prozent auf etwa 409.000 leicht an. Dieser Anstieg verteilt sich jedoch sehr ungleich auf die Kontinente. Die Zahl der Priester nahm in Asien um rund ein Viertel, in Afrika sogar um rund ein Drittel zu, während sie in Europa um sieben Prozent abnahm.
Der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz ist bei der österreichischen Bischofskonferenz unter anderem für die Bereiche Priesterseminare, Allgemeine Pastoral und das Laienapostolat zuständig. Er sei, so Bischof Schwarz, froh darüber, dass Papst Benedikt XVI. im diesjährigen weltweiten „Jahr der Priester“ dazu ermuntere und herausfordere, die Situation der Priester näher zu betrachten. Damit setze man auch ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung gegenüber den Priestern. Im Interview mit unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord geht Bischof Schwarz auf die Probleme der heutigen Priester ein.

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Das Interview mit Bischof Alois Schwarz zum Priesterjahr

 

RV: Wir gehen auf das Ende des Priesterjahres zu, in das Priesterjahr hinein sind diese Missbrauchsfälle gekommen, aber wir reden ja auch schon länger über zurückgehende Zahlen, sowohl von Gläubigen als auch von Priestern, bei gleichbleibender Pfarrzahl sozusagen, was ja auch sehr viel Spannungen verursacht. Was sind Ihrer Meinung nach die größten, oder die größte Herausforderung des Priesterseins, die jetzt auf uns zukommen? 

Schwarz: Also ich sehe die große Herausforderung des Priesterseins darin, wie kann er in der heutigen Zeit, in der so säkularen Welt die Spur zur Spiritualität legen. Wie kann er den Weg zur Mystik gleichsam freilegen, um dem Menschen zu helfen, seine inneren Quellen der Gottsuche zu entdecken. Das ist für mich die ganz große Herausforderung in der heutigen Zeit, und da sind die Priester in der Zukunft noch mehr gefordert, die spirituellen Quellen zu entdecken. Ich beobachte ja, dass die Menschen oft viel spirituellen Ersatz suchen – in Esoterik, in philosophischen Strömungen, in manchen Praktiken, die sie sich aneignen, und eigentlich haben wir in unserem europäischen Raum aus der christlichen, aus der jüdisch-christlichen Tradition heraus einen großen Schatz an mystischen Quellen. Und wenn es dem Priester gelingt, diese Quellen freizulegen in seiner alltäglichen Arbeit, dann werden die Menschen ihn als Gesprächspartner suchen.

RV: Also ein Mystagoge?

 
Schwarz: Das eine ist, er muss Mystagoge sein, also hinführen zum Heiligen, das andere ist, er muss ein sehr lebenserfahrener Deuter von Alltagsgeschichten sein – das suchen die Leute ja auch, sie suchen eine Deutung ihres Lebens, sie suchen gleichsam Sinnstiftung und fragen, wie geht es bei der Vergänglichkeit des Lebens den Blick für das Schöne zu wahren. Und vielleicht ist genau das etwas, was unsere Religion, ich sage jetzt das Christentum, auszeichnet: dass wir einen Blick auf Vergänglichkeit haben – und gleichzeitig einen Blick auf das Schöne. Also, in dieser Paradoxie leben wir, und diese Spannung mit den Leuten zu besprechen, auszuhalten, sich da einzulassen auf ihre Vergänglichkeit und ihnen gleichzeitig den Blick auf Herrlichkeit – oder ich kann es auch anders sagen – auf den offenen Himmel hin zu öffnen.
 

RV: Gleichzeitig wird das Priestersein aber ganz rein materiell nicht einfacher, die Zahlen werden geringer. Das wird ja auch nicht von heute auf morgen sich ändern. Sie sind ja auch in der Bischofskonferenz für Priesterseminare, für die Priesterausbildung also zuständig. Was brauchen wir für Elemente in unserer Priesterausbildung, um solche Priester, die das können, unter den augenblicklichen Bedingungen, heranzubilden?

Schwarz: In der Priesterausbildung ist wichtig, was wir in Österreich mit dem Propädeutikum versuchen, dass die Männer, die kommen, zunächst ihren eigenen Glaubensweg sehr präzise unter Anleitung der Rektoren reflektieren. Dass sie selber in ihrer eigenen Glaubensgeschichte herausschälen, was ihre Motive sind, und was sie auf diesem Weg zum Priestertum hin an katechetischen Hilfen brauchen. Das Priesterseminar ist ja für mich die große Katechese auf die Weihe hin, und diese Katechese des Priesterseminars gilt es jetzt neu anzuschauen, im Blick auf die menschlichen Entfaltungsmöglichkeiten, im Blick auf die geistig-geistliche Prägung und im Blick vor allen Dingen auch auf die theologische Auseinandersetzung. Ich glaube, wir brauchen in Zukunft Priester, die eine starke theologische Ausbildung haben, die also mit der Gabe der Vernunft den Glauben deuten können. Ich denke, dass ist die ganz große Herausforderung an die Priesterseminare, also dass wir nicht in einer Art Nivellierung nach unten, nehmen, wer halt eine spirituelle Sinnsuche in sich entdeckt hat, sondern dass wir Männer suchen, die eine große intellektuelle Spannweite haben und gleichzeitig auf der Spurensuche nach Spiritualität sind.

 

RV: Im Norden Deutschlands gibt es das sehr unschöne Wort der „Seelsorgekolchose“, weil da ja teilweise in gigantischen Flächen Seelsorge betrieben werden muss. Der Priester, ich habe das selber in Chile erlebt, muss dann teilweise wild durch die Gegend fahren, dass also quasi Sonntag ist, wenn der Pfarrer kommt. Das sind natürlich nicht Bedingungen, unter denen so etwas Wurzeln fassen kann. Werden Priesteramtskandidaten auf diese sehr belastende Situation ausreichend vorbereitet?

Schwarz: Ich glaube, der Regens muss im Laufe der Priesterausbildung bei den Kandidaten herausfinden, helfen, für welche Form des priesterlichen Einsatzes ist der Betreffende begabt. Bei mir ist es so: Nicht jeder, der Priester wird, muss gleichsam Pfarrer von mehreren Pfarren werden. Wir brauchen auch den Priester, der als Spiritual da ist, wir brauchen den Priester, der in der Trauerbegleitung da ist, einen anderen Priester wieder, der in der geistlichen Begleitung sich auszeichnet, wir haben einen Priester, der da ist für die Pilger- und Wallfahrtsbewegung. Und andere Männer sind wieder geeignet, einen größeren Raum als Seelsorger gleichsam missionarisch zu betreuen. Ich denke, zumindest ich versuche das als Bischof, meine Seminaristen zu entlasten, dass jeder für sich sieht, er muss gleichsam so Großraumpfarrer werden.
 

RV: Abschließende Frage: Im Rückblick, was hat dieses Priesterjahr für Sie in Ihrer Diözese für Sie selber an Funken geschlagen, an Dingen gebracht?

Schwarz: Also wir hatten das Priesterjahr begonnen mit einer großen gemeinsamen Feier zur Eröffnung des Priesterjahres, wo die Priester zusammengekommen sind und die Erfahrung gemacht haben, dass wir als Presbyterium zusammenstehen. Dann hat das Priesterjahr auch in der Herausforderung durch die Missbrauchsfälle ein neues Zusammenstehen der Priester gebracht. Als Priester dafür einzustehen den Weg mit der Kirche zu gehen, auch wenn man in der Öffentlichkeit belächelt, manchmal sogar beschimpft oder mit Aggressionen bedacht wird, das führte zu einem inneren Zusammenstehen des Presbyteriums. Wir werden das Priesterjahr mit einer Priesterwallfahrt abschließen, um wieder deutlich zu machen: Die Priester in unserer Diözese stehen zusammen, sie verdächtigen einander nicht, sondern sie versuchen einander zu helfen, auch im Bestehen der Herausforderung der konkreten Lebensform der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen.
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Eröffnet wird die internationale Zusammenkunft am Mittwochvormittag mit einer geistlichen Betrachtung des Kölner Kardinals Joachim Meisner in der Basilika St. Paul vor den Mauern. Mit dem Priestertreffen endet das am 19. Juni vergangenen Jahres von Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr. Ziel dieser Initiative ist es nach den Worten des Papstes, den „Wert der Mission der Priester in der Kirche und der Welt“ wieder stärker ins Bewusstsein zu rufen.
Höhepunkt des dreitägigen Priestertreffens ist am Freitag, 11. Juni, eine feierliche Messe mit Papst Benedikt XVI. zum Herz-Jesu-Fest auf dem Petersplatz. In diesem Gottesdienst wird der Papst den Heiligen Pfarrer von Ars zum Patron aller Priester ausrufen.
Weitere Programmpunkte des Priestertreffens sind am Donnerstag eine Begegnung der Priester mit dem Papst auf dem Petersplatz sowie eine Messe mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern. Nach der Meditation Meisners am Mittwoch zelebriert der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Claudio Hummes, eine Messe in der Basilika. (rv)

Papstreise: Kasper zieht erste positive Bilanz

Vor Ort hat unser arabischer Kollege Jean Mouhanna den deutschen Kardinal Walter Kasper getroffen, der den Papst gemeinsam mit dem Präfekten der Ostkirchenkongregation, Leonardo Sandri, auf dieser Reise begleitet. Kasper zieht eine positive erste Bilanz:

„Wir hoffen, dass diese Pilgerfahrt ein Zeichen für die Einheit dieser Insel und noch mehr für die Einheit der Kirche ist zwischen orthodoxen, protestantischen und katholischen Christen. Und natürlich wollen wir auch das Gespräch suchen mit den Muslimen. Ich denke alle Menschen guten Willens müssen in dieser schwierigen Situation zusammenstehen und auch zusammen beten.“ (rv)

Dritter und letzter Tag der Papstreise nach Zypern

Papstreise nach Zypern: 3. Tag

Höhepunkt des dritten und letzten Tags der Apostolischen Reise Papst Benedikts XVI. nach Zypern war am Sonntagmorgen ein Gottesdienst im Sportstadium von Nicosia. Am Ende der Hl. Messe überreichte er das „Instrumentum Laboris“ der Nahostsynode, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Dabei handelt es sich um ein Arbeitsdokument, das erstellt wurde aufgrund von Eingaben der Bischöfe, Priester und Laien aus dem Nahen Osten. Auch gedachte Benedikt erneut des am Donnerstag ermordeten anatolischen Bischofs Luigi Padovese und lancierte einen eindringlichen Friedensappell.

Nach einem Mittagessen in der Apostolischen Nuntiatur mit einigen Patriarchen und Bischöfen und dem orthodoxen Kirchenoberhaupt von Zypern, Chrysostomus II., besuchte der Papst am Nachmittag die maronitische Kathedrale „Unsere Liebe Frau der Gnaden“ in Nicosia.

Am frühen Sonntagabend ist die Abschlusszeremonie auf dem Flughafen von Larnaca geplant. Die Maschine der Cyprus Airways, die den Papst wieder nach Hause bringt, landet am Sonntagabend um 20.45 h auf dem Flughafen Ciampino.

Am Samstag war es nicht zu der Begegnung mit dem Großmufti gekommen, die Vatikansprecher Lombardi als möglich angesehen hatte. Stattdessen begegnete er einem Sufi-Scheich aus dem Nordteil der Insel. Am Samstagabend feiert Benedikt eine Messe in der Hl-Kreuz-Kirche. In der Predigt meditierte der Papst über das Geheimnis des Kreuzes und seine Bedeutung im Leben des Christen. (rv)