Zypern: Bischöfe wollen Papst an ihre Seite

Es ist der erste Papstbesuch auf Zypern. Am Freitag wird Benedikt XVI. in das mehrheitlich orthodoxe Land aufbrechen. Dass dieses Land bisher als Reisestation fehlte, hat auch sicherlich viel mit der ungeklärten Lage des Landes zu tun. Seit 1974 ist Zypern geteilt. Der Norden der Insel wird nur von der Türkei als Türkische Republik Nordzypern anerkannt. Doch auch um die Ökumene wird auf der Insel gerungen, wie unsere Korrespondentin Gabi Fröhlich berichtet, denn nicht alle Bischöfe scheinen mit der Rom zugewandten Art von Erzbischof Crysostomos einverstanden…
„Wir wollen Sie an unserer Seite, Heiligkeit!. Durch uns lädt der Apostel Barnabas seinen größeren Bruder, den Apostel Petrus, ein, zum ersten Mal sein demütiges Haus zu besuchen – damit er es segne…"
Deutlicher hätte die Einladung nicht sein können: Chrysostomos II., Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche, sprach sie 2007 bei seinem jüngsten Besuch im Vatikan aus. Doch nicht alle Bischöfe auf Zypern sind mit der Ökumene-freundlichen Linie des Erzbischofs einverstanden. Der einflussreiche Bischof Athanasios von Limassol stellte sich vor einigen Wochen an die Spitze der Kritiker des Papstbesuchs. In einem Zeitungsinterview erklärte er:
„Ich glaube, dass der Papstbesuch frommen Christen so manche Gewissensprobleme bereiten wird. Wir können mit allen Menschen Dialog führen, egal welchen Glaubens. Aber es eine Sache, mit jemandem zu sprechen, und eine andere, den Papst als kanonischen Bischof zu empfangen – obwohl er für uns Orthodoxe ein Häretiker ist, und nicht einmal ein Bischof."
Harte Worte im Vorfeld des ersten Papstbesuchs überhaupt auf der Mittelmeerinsel, die Paulus noch selbst mit seinem Gefährten Barnabas missioniert hat. Weitere vier der insgesamt 17 Bischöfe schlossen sich der Kritik an. Die Reaktion von Chrysostomos war scharf: Ein Bischof könne seine Privatmeinung haben, aber nicht einfach tun, was ihm gerade einfalle, erklärte er. Die Bischofssynode habe den Papstbesuch mit großer Mehrheit begrüßt, und dieser Entscheidung hätten sich die einzelnen zu unterwerfen. Und er kündigte an, bei der heutigen Synodensitzung die Entscheidung über den Umgang mit den Abtrünnigen herbeizuführen. Insgesamt gelten die Scharfmacher gegen den Papstbesuch auf Zypern jedoch als kleine Minderheit. Typischer für die zyprische Orthodoxie ist die Haltung des erst 39 Jahre alten Bischof Isaias von Tamasus: Er hofft, dass die orthodoxen Gläubigen sich nicht von einer negativen Stimmungsmache gegen den Gast aus Rom anstecken lassen: „Ich denke, dass wir uns in modernen Zeiten den Luxus, nicht zu kooperieren und in unseren Vorurteilen zu verharren, nicht mehr leisten können. Wir brauchen dringend eine Allianz unter allen Christen, um den großen spirituellen und humanitären Herausforderungen unserer Erde begegnen zu können. Darum ist jede Koalition unter unseren Kirchen wichtig. Und wir sehen den Besuch des Papstes als gute Gelegenheit an, um über alle diese Probleme zu sprechen. So ist er uns in Zypern sehr willkommen." (rv) 

Staatsrechtler Mückl: „Straßburger Kruzifix-Urteil weist Mängel auf“

Im November 2009 wertete der Europäische Menschenrechtsgerichtshof Kruzifixe an italienischen Schulen als Verstoß gegen das Erziehungsrecht der Eltern. Italien erhob Einspruch; Ende Juli kommt das Urteil erneut zur Verhandlung. Ein solches Kruzifix-Verbot „aus der Ferne“ ist vielen Europäern unverständlich. Der Streit unm das Schulkreuz werde sowieso viel zu wenig als öffentliche Debatte geführt. Das bemängelt der Freiburger Staatsrechtler Stefan Mückl, der als Dozent an der Päpstlichen Universität „Santa Croce“ lehrt. Er hat sich das umstrittene Kruzifix-Urteil des Straßburger Gerichtes einmal näher angesehen.
Mückl weist den Straßburger Richtern Fehlschlüsse und schwere handwerkliche Mängel nach. Der supranationale Gerichtshof stütze sich bei seiner Entscheidung auf das Kruzifixurteil des deutschen Bundesverfassungsgerichtes (1995), ohne jedoch Fehler und die Besonderheiten des deutschen Urteils zu berücksichtigen: „Alle Schwachpunkte der Kruzifix-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes finden sich nun wieder in der Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofes“.
Im italienischen Fall hatte der Menschrechtsgerichtshof das Kreuz als Eingriff in Grundrechte gewertet: Die Schule dürfe keine „Schaubühne missionarischer Aktivitäten“ sein, hieß es dort, staatliche Neutralität und Pluralismus müssten dort garantiert sein. Das Kruzifix sei ein „genuin religiöses und appellatives Symbol“, in der Schule sei es für die Kinder unausweichlich und könne als „emotional verstörend“ empfunden werden. Natürlich habe das Kruzifix eine spezifisch religiöse Bedeutung im kirchlichen Kontext, so Mückl dazu. Wie jedes Symbol bedürfe aber auch das Kreuz der Auflösung. Und die fiele eben je nach Kontext anders aus: „Der Symbolbetrachter wird ja nicht zu einer Äußerung der Billigung oder Affirmation oder Anbetung gehalten, es wird noch nicht einmal eine wie auch immer geartete Stellungnahme abverlangt.“ Das Symbol ist an sich also noch lange kein Aufruf zur Bekehrung, stellt der Jurist klar. Größtes Manko des Urteils ist nach Mückl: Das Straßburger Gericht habe den jeweiligen Einschätzungsspielraum der nationalen Regierung, in diesem Fall Italien, komplett übergangen: „Diesen Beurteilungsspielraum hat der Gerichtshof in der Vergangenheit stets respektiert und es nicht unternommen, seine eigene Einschätzung an deren Stelle zu setzen. Von diesem Grundsatz findet sich in der neuen Entscheidung aber rein gar nichts.“
Mit dem Kruzifixurteil wolle Straßburg wohl europaweit Exempel statuieren, vermutet der Staatsrechtler abschließend. Damit würde das Gericht den eigenen Grundsätzen untreu: „Was die Kammer hier nun macht, ist, dass sie letzten Endes die Rolle eines gesamteuropäischen Gesetzgebers einnehmen möchte, indem sie die ihr richtig erscheinende Konzeption des Verhältnisses von Staat und Kirche in die Form eines einzelfallbezogenen Judikates gießt.“ Den wirklichen Schaden aus dieser Entscheidung trüge letztlich nicht Italien, auch nicht das Kruzifix, sondern der Gerichtshof selber, und mit ihm die europäische Idee. Mückl: „Es ist hier einer einzigen Kammer gelungen, in einer einzigen Entscheidung die Autorität des gesamten Gerichtshofes aufs Spiel zu setzen, und zwar eine Autorität, die dieser Gerichtshof bitter braucht, wenn es darum geht, in anderen Fällen, wo in des Wortes wirklicher Bedeutung Menschenrechte auf dem Spiel stehen, diese auch tatsächlich zu schützen.“ (rv)

Vatikan: Papst Benedikt XVI. segnet eine Bronzebüste von Pius XII.

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch am Rande der Generalaudienz eine Büste von Pius XII. (1939-1958) eingesegnet. Das bronzene Kunstwerk soll am Samstag in einem Marienheiligtum in Santa Marinella nördlich von Rom aufgestellt werden. Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt die US-amerikanische Historikerin Margherita Marchione begrüßt, die an der Audienz teilnahm. Die 88-jährige Ordensschwester verfasste mehrere Bücher über die Rolle von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs. Sie hat sich wiederholt für eine Seligsprechung des Pacelli-Papstes ausgesprochen. (rv)

Vatikan: Compostela-Ausstellung beginnt

Die Jakobsmuschel ist in den Vatikan eingezogen. Santiago de Compostela feiert 2010 ein Heiliges Jahr, denn der Namenstag des Stadtpatrons fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Aus Anlass des Jubiläums gibt es jetzt im Vatikan eine Ausstellung. Die Schau ist dem ersten Erzbischof von Santiago de Compostela, Diego Gelmírez, gewidmet. „Compostela und Europa. Die Geschichte des Diego Gelmírez“ – so lautet der Titel der Ausstellung, den die Region Galizien organisiert hat. Der Kultur- und Tourismusminister dieses Gebietes im nordwestlichen Spanien, Roberto Varela, sagte bei der Eröffnung:

„Es ist eine sehr wichtige Veranstaltung: Santiago kommt in die Hauptstadt der christlichen Welt! Das Pilgern ist ein Phänomen, das es jetzt seit 1200 Jahren gibt. Es existieren so viele Wege, die nach Santiago führen… Wege zu Fuß, denn das Laufen ist ja gerade das Schöne daran. Zum Heiligen Jahr bietet Galizien ein volles Kulturprogramm. Und dazu gehört auch die Kunstausstellung. Die Schau verdeutlicht, wie Europa sich um die klassischen Jakobspilgerrouten gebildet hat. Und einen großen Beitrag dazu leistet eben dieser Bischof.“

Erzbischof Diego Gelmírez war ein einflussreicher Mann – und unermüdlicher Reisender. Er wurde vermutlich 1069 als Sohn eines galizischen Adligen geboren. Er knüpfte Beziehungen nach Rom und trieb den Bau der Kathedrale in Santiago stark voran. Vermutlich ist es auch sein Verdienst, dass die Wallfahrt nach Santiago de Compostela ein ähnliches Niveau erlangte wie Pilgerreisen nach Rom oder ins Heilige Land. In der Schau ist vor allem compostelanische Kunst aus dem 12. Jahrhundert zu sehen, dazu auch der Briefwechsel und die Reisestationen von Erzbischof Gelmírez. – Die Wanderausstellung „Compostela und Europa“ verlässt Rom wieder am 1. August. In Paris, wo die Schau den ersten Halt machte, zog sie bereits 13.000 Besucher an. Die Wanderausstellung findet ihren großen Abschluss in Santiago de Compostela. Übrigens: Auch der Papst „pilgert“ in diesem Jahr noch nach Santiago – und zwar Anfang November, kurz bevor das Jubiläumsjahr zu Ende geht. (rv)

Nahost/Vatikan: Papstbesuch in Zypern kann Katholiken psychologisch stärken

 

Die Gläubigen sollen für seine Reise nach Zypern beten. Darum bat Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch nach der Generalaudienz. Die Katholiken im Nahen Osten erhoffen sich von der bevorstehenden Papstreise einen neuen Aufschwung für ihre Kirchen. Das Arbeitspapier für die Sonderbischofssynode zum Nahen Osten, das der Papst in Nikosia vorstellen wird, werde die orientalischen Kirchen ermutigen, zukünftig noch mehr mit einer Stimme zu sprechen. Das sagte Pater Bernt Besch vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem dem Münchner Kirchenradio.
Zwar gebe es bereits eine katholische Bischofskonferenz für Israel. Dieses Gremium könnte aber noch viel mehr als bisher als eine Stimme hörbar sein. Eine verstärkte Einigkeit – das könnte die Frucht der Synode sein, die im Oktober in Rom stattfinden wird. Mit Blick auf den Dialog mit dem Staat Israel und dem Islam sei zudem wichtig, dass auch die griechisch-orthodoxe Kirche zukünftig zu einer stärkeren Zusammenarbeit bereit sei, so Besch.
Christliche Friedenbotschaft
Der Papst wird bei seiner Zypernreise die christliche Friedensbotschaft als Lösungsansatz anbieten. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi bei der Vorstellung der Papstreise vor Journalisten. Bei diesem Besuch gehe es auch um Ökumene, so der Vatikansprecher weiter:
„Patriarch Chrysostomos wird auf Zypern sehr respektiert. Kritische Töne aus orthodoxen Kreisen betreffend kann ich sagen, dass wir zuversichtlich sind. Man muss diesen Stimmen keine große Bedeutung beimessen. Die gesamte orthodoxe Kirche Zyperns hat einstimmig diese Reise gutgeheißen. Des Weiteren schließe ich nicht aus, dass der Papst auf Zypern auch eine muslimische Delegation treffen wird."
Höhepunkt der Visite sei die Überreichung des so genannten „Instrumentum laboris" für die Nahost-Synode im Herbst. Papst Benedikt XVI. wird am kommenden Sonntag das Arbeitspapier der Sonderversammlung der Bischofssynode für den Nahen Osten im Sportpalast Elefteria von Nikosia vorstellen. Die Texte werden in vier Sprachen verfasst und zwar Englisch, Französisch, Italienisch und Arabisch. Dann werden Vertreter aller katholischen Kirchen aus allen Ländern der Region das „Instrumentum laboris" aus der Hand des Papstes in Empfang nehmen.
Problem der Abwanderung
Ob die Synode den Wunsch der Christen nach einem ganz normalen Leben im Heiligen Land erfüllen kann, ist nach Ansicht von Pater Besch fraglich. Dies hänge davon ab, ob sich die politische Lage insgesamt normalisiere. Als dringendstes Problem, dass die Synode angehen müsse, nannte Besch die Abwanderung der Christen aus dem Nahen Osten. Um das zu verhindern, bräuchte man von der Weltkirche noch mehr Unterstützung beim Bau von Wohnungen für junge Familien und bei der Arbeitsbeschaffung. Durch die Synode könnten diese Maßnahmen weiter verstärkt und koordiniert werden. Für die Christen vor Ort müsse spürbar werden, dass die Synode etwas erbracht hat, forderte Besch.
Aufgrund der Brückenfunktion zum Nahen Osten wie auch zur östlichen Christenheit hat der Vatikan Zypern für den Synoden-Countdown ausgewählt. Die Synode will die Anliegen von katholischen Chaldäern, Syrern, Kopten oder Armeniern zu Aufgaben der Weltkirche machen. (rv)

Pax Christi: „Papstreise ist Friedenszeichen für Nahost“

Betroffen und schockiert haben Kirchenvertreter, Politiker und Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt auf die israelische Attacke auf die Solidaritätsflotte vor der Küste Gazas reagiert. Bei der blutigen Auseinandersetzung auf hoher See zwischen israelischen Militärs und Teilen der Besatzung des Hilfskonvois wurden mutmaßlich über 10 Menschen getötet und bis zu 50 teilweise schwer verletzt. Die Ankunft der sechs Schiffe, beladen mit humanitären Gütern für die Menschen im abgeriegelten Gazastreifen, sei schon lange geplant gewesen. Darauf verweist der Vize-Präsident von Pax Christi Deutschland, Johannes Schnettler, im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Insofern muss eine erfahrene Armee in der Lage sein, eine solche Flotte entsprechend einzuschätzen und deeskalierend zu agieren. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, warum denn in der neutralen Zone schon angegriffen worden ist und die Schiffe nicht auf andere Weise gestoppt worden sind.“
Auf der Solidaritätsflotte befanden sich Vertreter ziviler Organisationen aus fast 40 Nationen; treibende Kraft der Aktion sei die US-amerikanische Organisation Freies Gaza. Die Menschenrechtsaktivisten hätten das israelische Militär provoziert und attackiert, hieß es zuletzt von israelischer Seite. Diesen Vorwurf gelte es jetzt sorgfältig zu prüfen, so Schnettler:
„Wenn es zu solchen Provokationen gekommen ist, müssen wir uns natürlich selbstkritisch auch fragen, ist das mit den Zielen einer gewaltfreien Aktion konsequent eingehalten. Andererseits ist natürlich auch vor dem Hintergrund des Einsatzes die Verhältnismäßigkeit des israelischen Einsatzes zu kritisieren.“
Mit der Solidaritätsflotte sollte nicht nur konkrete humanitäre Hilfe geleistet, sondern auch ein politisches Signal gegen die Blockade der Palästinensergebiete gesetzt werden. Dabei sei jedoch, unterstreicht der Vizedirektor von Pax Christi, im Vorfeld mehrfach die gewaltfreie Absicht der Aktion dargestellt worden. Der Vorfall dürfe jetzt nicht zu weiterer Gewalt in der Region führen, warnt Schnettler:
„Wir hoffen natürlich, dass diese Empörung jetzt nicht in exzessive Gewalt umschlägt, also die Empörung, die sich jetzt in Israels Nachbarländern breit macht. Wir müssen weiterhin an dem Ziel des Friedens im Nahen Osten bedingungslos festhalten. Es bedarf einer bedingungslosen Aufklärung des Vorfalls und dann muss man wirklich fragen nach der Verhältnismäßigkeit der Reaktion Israels.“
Nach dem Blutvergießen war international Kritik an Israel laut geworden. Darin sieht Schnettler auch eine Chance – der Vorfall sei ohne Zweifel eine „menschliche und politische Katastrophe“, so Schnettler wörtlich, aber vielleicht könne er auch einen Wechsel in Israels Gaza-Politik einleiten:
„Vielleicht haben wir hier einen Einstieg in die Lösung des Problems gefunden. Es muss jetzt gelingen, dass wir Israel nicht an den Pranger stellen als Buhmann, mit dem die Staatengemeinschaft nicht mehr zusammenarbeiten will, sondern die Öffentlichkeit, so wie sie jetzt reagiert, macht ja deutlich: Israel, denke über die Verhältnismäßigkeit deiner Mittel nach! Es geht den Aktivisten und uns als Pax Christi auch um die Sicherheit Israels in der Region, diese Sicherheit ist dem Land von der internationalen Staatengemeinschaft zugestanden, aber das bedingt natürlich auch, dass es Sicherheit und Freiheit geben muss für die Palästinenser in unmittelbarer Nachbarschaft zu Israel.“
Auch die Papstreise nach Zypern könne hier ein Zeichen der Hoffnung sein, und eine deutliche Botschaft an beide Konfliktparteien in der Region:
„Der Papst ist das moralische Gewissen der Weltgemeinschaft und er kann sowohl Israel als auch Palästina eine deutliche Botschaft schicken, dass es zum Frieden keine Alternative gibt. Das heißt Israel muss den Umgang mit den israelischen Gebieten neu überdenken und die palästinensische Bevölkerung muss sich darüber klar werden, dass sie in einem friedlichen Miteinander mit Israel wird leben müssen und jedwede Drohung auf den Staat Israel unterlassen muss. Wenn der Papst die Kraft hat diese Botschaft in beide Richtungen zu sprechen, dann ist Zypern dafür ein guter symbolischer Ort, weil von dort aus ja auch die Flotte gestartet ist, die die humanitäre Aktion zum Ziel bringen wollte.“ (rv)

Bartholomaios in Moskau: Die Orthodoxen rücken zusammen

Ein Quantensprung für die orthodoxen Kirchen: Konstantinopel und Moskau, also sozusagen das zweite und das dritte Rom, gehen aufeinander zu. Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel war in den letzten Tagen in Moskau. Das könnte der Anfang von umwälzenden Entwicklungen in den orthodoxen Kirchen sein. Eine Einschätzung von Thomas Bremer, Ökumene-Experte aus Münster im Gespräch mit Stefan Kempis.
„Die Beziehungen zwischen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und der russischen orthodoxen Kirche sind in den letzten Jahren einigermaßen belastet gewesen; das hängt zusammen mit strittigen Fragen um die Zuerkennung von Autokephalie, also von Selbständigkeit. Die kirchliche Situation in der Ukraine ist davon besonders betroffen und auch einige andere Fragen… Insofern ist es nach einem Treffen des Ökumenischen Patriarchen mit dem verstorbenen Patriarchen Alexei und einem ersten Besuch des neuen russischen Patriarchen Kyrill in Konstantinopel jetzt ein Zeichen für eine langsame Verbesserung der Beziehungen, dass Patriarch Bartholomaios Moskau und Russland besucht. Und es ist auch interessant, dass er relativ lange bleibt: Es ist ein Besuch von einer Woche gewesen."
Was steckt denn hinter dieser Verbesserung? Warum kommt die jetzt?
„Das ist natürlich von außen schwer zu sagen – aber es hängt wie oft in solchen Fällen sicher auch mit den konkreten Personen zusammen. Und vielleicht auch mit der Einsicht, dass die Kirche, die kanonisch an erster Stelle steht (nämlich die von Konstantinopel), und die Kirche, die mit Abstand die größte orthodoxe Kirche ist (nämlich die russische orthodoxe Kirche) nicht auf die Dauer in einem Spannungszustand sein können. Beide Seiten verstehen, dass sie die Beziehungen verbessern müssen."
Bedeutet denn das engere Zusammenrücken von Moskau und Konstantinopel jetzt auch etwas Gutes für den Dialog der orthodoxen mit der katholischen Kirche?
„Das würde ich nicht so direkt in Zusammenhang bringen. Die Orthodoxie bemüht sich trotz der Spannungen, die es in Ravenna gegeben hat, im Prinzip darum, immer gegenüber der katholischen Kirche (wie auch gegenüber anderen Kirchen) als die Orthodoxie und als die orthodoxe Kirche – also im Singular – aufzutreten. Die Spannungen, von denen ich gerade gesprochen habe und von denen man weiß, dass es sie gibt, sind innerorthodoxe Spannungen. Die katholische Kirche war bisher immer gut beraten (das hat sie ja zum Glück so gemacht), nicht zu versuchen, diese Spannungen irgendwie für eigene Zwecke auszunutzen. Kardinal Kasper hat zum Beispiel sehr deutlich erklärt, dass das Problem, das damals in Ravenna zwischen der russischen Delegation und der Delegation aus Konstantinopel aufgetreten ist, ein Problem sei, das die Orthodoxie in sich lösen muss – und nicht etwas, wozu die katholische Kirche etwas beitragen kann."
Letzte Frage: Ist jetzt der Weg frei für ein erstes orthodoxes Großkonzil (oder eine Großsynode) seit etwa tausend Jahren?
„Das so genannte Pan-orthodoxe Konzil wird seit ca. fünfzig Jahren vorbereitet. Nach einer langen Phase der Stagnation hat dieser Prozess in den letzten Jahren einen gewissen Fortschritt gemacht, und es ist sicher so: Wenn der Besuch erfolgreich verläuft und wenn man diese Dinge besprochen hat, dann ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg zu dieser Pan-orthodoxen Synode, diesem Pan-orthodoxen Konzil." (rv)

Vatikan: Heiligsprechungen im Oktober

Papst Benedikt XVI. wird am 17. Oktober sechs herausragende Christen heilig sprechen; drei von ihnen sind Italiener. Das wurde an diesem Dienstag im Vatikan bekannt. Die Heiligen-Kongregation bestätigte auch, dass der Papst selbst am 19. September während seines Besuches in Großbritannien Kardinal John Henry Newman selig sprechen wird. Benedikt durchbricht damit die von ihm selbst aufgestellte Regel, selbst nur noch Heiligsprechungen vorzunehmen, sich bei Seligsprechungen hingegen von einem Kardinal vertreten zu lassen. Insgesamt hat der Vatikan, wie am Dienstag deutlich wurde, in diesem Jahr 16 Seligsprechungen auf seiner Liste – in der Regel werden sie vom Präfekten der Heiligenkongregation, Erzbischof Angelo Amato, in den jeweiligen Herkunftsländern der Seligen durchgeführt. Nur ausnahmsweise kommt ein neuer Seliger oder Heiliger nicht aus Italien oder Spanien. Herausragende Namen aus dem deutschen Sprachraum stehen nicht auf der Liste – und auch noch nicht der vor fünf Jahren verstorbene Papst Johannes Paul II. . Der wohl bekannteste neue Selige ist der polnische Priester Jerzy Popieluszko, der 1984 von der kommunistischen Geheimpolizei ermordet worden ist. Er wird am 6. Juni in Warschau in das Buch der Seligen eingetragen. Vier der 16 neuen Seligen des Jahres 2010 sind Laien. (rv)