Die Katholische Kirche und das Dritte Reich: Das Thema ist heiß umstritten und bis heute von zahllosen Kontroversen und Debatten gekennzeichnet. Anpassung oder Widerstand, Kollaboration oder Distanz – das sind die Pole der Kontroversen. Besonders heftig ist der Streit um Papst Pius XII. und den Holocaust. Aldo Parmeggiani hat Dr. Karl-Joseph Hummel, Direktor der Kommission für Zeitgeschichte an der Forschungsstelle Bonn, gesprochen. Auf die Frage, ob es wahr ist, dass Papst Pius XII. geschwiegen hat, obwohl er hätte reden können, sagt er:
„Wir hatten in der Vergangenheit die Situation, dass Pius XII. reduziert worden ist auf die Frage: Der Papst und der Holocaust. Durch die Öffnung der vatikanischen Archive wissen wir, dass hier sehr viel mehr Perspektiven eine Rolle spielen. Hier kann man eine letztlich gültige Antwort erst geben, wenn wir die Akten zur Verfügung haben bis 1945 oder 1958. Aber man kann soviel bereits sagen, dass es wahrscheinlich ein vatikanisches Konzept gegeben hat mit der Bezeichnung ‚retten statt reden‘. Wenn man die vielfältigen Aktivitäten sieht, die über die Nuntiaturen unternommen worden sind, um Juden zu retten, dann hat dieses Konzept ‚retten statt reden‘ eben zur Folge, dass es unterhalb der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stattfindet und das wäre eine Erklärung für das öffentliche, diplomatische Schweigen des Papstes. Weil das die Voraussetzung für Rettung von Juden gewesen ist.“ (rv)
Jahr: 2010
Vatikan/Polen: Jozef Kowalczyk, ist neuer Primas von Polen
Jozef Kowalczyk, bislang Vatikan-Botschafter in Polen, ist am Samstag von Papst Benedikt XVI. zum neuen Erzbischof von Gnesen und zum polnischen Primas ernannt worden. Er folgt in diesen Funktionen auf Erzbischof Henryk Jozef Muszynski, dessen Rücktritt der Papst am gleichen Tag annahm. Kowalczyk war ab 1969 für 20 Jahre an der römischen Kurie tätig, bevor Johannes Paul II. ihn 1989 als erster Apostolischer Nuntius in seine polnische Heimat entsandte. Zwischen 1969 und 1978 war Kowalczyk in der vatikanischen Gottesdienstkongregation tätig. In den Jahren 1976 bis 1978 begleitete er den vor einer Woche verstorbenen vatikanischen Sondernuntius Luigi Poggi bei seinen Reisen nach Polen. Von 1978 bis 1989 war er verantwortlich für die Polnischen Sektion im Vatikanischen Staatssekretariat. Als Nuntius koordinierte er auch die Pastoralreisen von Johannes Paul II. sowie von Benedikt XVI. nach Polen. (rv)
Papst: „Belgiens Kirche ist von Sünden geprüft“
Benedikt XVI. hat die Bischöfe Belgiens dazu ermuntert, sich gegenseitig besser zu unterstützen. Das gelte insbesondere in der gegenwärtigen schwierigen Zeit, so der Papst in einer Rede an die belgischen Oberhirten. Diese besuchten an diesem Samstagmittag das katholische Kirchenoberhaupt anlässlich ihres Ad Limina-Besuchs im Vatikan. Die katholische Kirche in Belgien sei durch die Sünden der Missbrauchsfälle beschädigt, so der Papst. Benedikt XVI. rief deshalb die belgischen Bischöfe und die gesamte Kirche des Landes zu Mut und Geschlossenheit in der aktuellen schwierigen Situation auf.
„Eure Kirche ist von Sünden geprüft. Nur Christus kann wieder die Ruhe nach dem Sturm herbeiführen. Nur Er kann wieder Mut und Kraft spenden. Ich bitte deshalb die Bischöfe darum, dass sie den Priester und Ordensleuten, aber auch den Laien meine Ermutigung weiterreichen."
Beim Treffen wurden auch andere Probleme angesprochen, wie der Rückgang an Taufen und der Mangel an Priesterberufungen. Die Kirche Belgiens stehe derzeit vor einer Vielzahl von Herausforderungen, führte Benedikt XVI. in seiner Ansprache aus.
„Der Rückgang an Priestern sollte aber nicht als unausweichlicher Prozess angesehen werden. Das Zweite Vatikanische Konzil hat ganz klar und bewusst festgehalten, dass die Kirche ohne die Priester nicht auskommen kann. Deshalb ist es wichtig und dringend notwendig, dass dem Priester seine wahre Stellung und seine sakramentale Bedeutung zuerkannt wird."
In seiner Grußadresse an den Papst verwies Erzbischof Andre-Joseph Leonard von Brüssel ausdrücklich auf die Missbrauchsfälle durch katholische Priester, an denen die Kirche Belgiens leide. Besonders gravierend sei der nach einem schweren Skandal erzwungene Rücktritt eines Mitbischofs, hob er hervor. Damit meinte er den Bischof von Brügge, der den Missbrauch eines Jugendlichen zugegeben hat. Die Kirche Belgiens leide, aber sie sei zugleich entschlossen, diese Probleme entschieden und in Klarheit zu lösen, so Leonard. (rv)
Vatikan/Deutschland: Papst nimmt Mixas Rücktritt an
Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag den Rücktritt Walter Mixas angenommen. Damit ist Mixa nicht mehr Bischof von Augsburg. Auch ist er nicht mehr Militärbischof der Bundeswehr. Der Papst habe Mixas Rücktrittsgesuch „gemäß Artikel 401, Paragraph 2 des kanonischen Rechts" angenommen, erklärte der vatikanische Pressesaal. Dieser Paragraph sieht den Ruhestand eines Geistlichen wegen Krankheit oder „anderer schwerwiegender Gründe" vor.
Zum Rücktritt Mixas erklärte der Generalvikar des Bistums Augsburg, Prälat Karlheinz Knebel:
„Das Augsburger Domkapitel wird sich an diesem Samstagnachmittag zur Wahl des Diözesanadministrators zusammenfinden, der dann umgehend die Bistumsleitung während der Sedisvakanz übernehmen wird. Das gilt, bis ein neuer Bischof vom Papst ernannt wird. Damit ist die Bistumsleitung bis zur Ernennung eines Nachfolgers für den Augsburger Bischofssitz gewährleistet."
Mittlerweile wurde der Diözesanadministrator des Bistums Augsburg gewählt: Es handelt sich um Weihbischof Josef Grünwald. Das Bistum Augsburg habe Vorwürfe, die gegen Bischof Mixa erhoben werden, bereits vergangene Woche der Generalstaatsanwaltschaft in München zur Kenntnis gebracht. Über die Zukunft von Bischof Mixa könne erst nach Prüfung und Klärung der gegen ihn in letzter Zeit erhobenen Anschuldigungen entschieden werden, so Knebel.
„Damit hat das Bistum, in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahre 2002, die Verantwortung übernommen, gehandelt und einen Verdachtsfall ohne Ansehen der Person zur Anzeige gebracht. Mit unserem Vorgehen folgen wir dem Anspruch der deutschen Bischöfe nach Transparenz und Wahrheit. Ich bitte die Gläubigen, den Klerus und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser schwierigen Zeit die Einheit der Kirche zu wahren. Wir sind an einem Neuanfang, den wir gemeinsam versuchen müssen."
Die Bistumsleitung werde generell vor Abschluss aller Untersuchungen und staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen keine weiteren Stellungnahmen zu Bischof Mixa abgeben. (rv)
Großbritannien: Die Gretchenfrage auf englisch
Mehr als 45 Millionen Großbritannien sind an diesem Donnerstag zu den Urnen gerufen, um ein neues Parlament zu wählen. Welches Ergebnis es um 21 Uhr bei Schließung der Wahllokale geben wird, ist derzeit noch schwer vorherzusagen ; erstmals seit 1974 scheint es möglich, dass keine Partei eine absolute Mehrheit bekommt und dass eine Koalition nötig wird. Religion spielt in Wahlkämpfen auf der Insel – anders als etwa in den USA – so gut wie keine Rolle. „Wir machen nicht Gott" – dieses Diktum des Politikers und „Spin-Doktors" Alastair Campbell gilt weiterhin im Geburtsland der anglikanischen Kirche. Allerdings hat der Senkrechtstarter Nick Clegg, Parteichef der Liberalen, in den letzten Wochen immer wieder betont, er setze sich für christliche Werte ein… obwohl er Atheist sei. Es sei seine katholische – übrigens aus Spanien stammende – Frau, die u.a. dafür sorge, dass seine Kinder katholisch erzogen würden. Und der frühere Premier Tony Blair hat nach seinem Rückzug aus der Downing Street viel Interesse geweckt, als er von der anglikanischen zur katholischen Kirche übertrat. „Aber immer, wenn ich Interviews zum Thema Religion gegeben habe", so meinte Blair einmal, „bekam ich hinterher Riesen-Schwierigkeiten." Labour-Ministerpräsident Gordon Brown ist Sohn eines protestantischen schottischen Geistlichen und versteht sich gut mit dem Papst, etwa wenn es um Dritte-Welt-Fragen geht; er hat im Wahlkampf manchmal von seinem inneren „moralischen Kompass" gesprochen. Aber ob ihm das helfen wird, im Amt zu bleiben? Browns konservativer Herausforderer David Cameron sagt, der Glaube habe ihm geholfen, als letztes Jahr sein sechsjähriger Sohn starb, doch ansonsten sei er „ein eher durchschnittlicher Anglikaner mit einem wechselhaften Glauben". Wer auch immer in diesen Stunden das Rennen macht, ob Brown, Cameron oder Clegg – er wird im Herbst den Papst auf britischem Boden begrüßen können. (rv)
D: Erschütterungen und Kritik der Menschen ernst nehmen
Der Anlass waren die Austrittszahlen des Bistums Rottenburg Stuttgart für Februar und März dieses Jahres: 3.500 Menschen wollen nicht mehr Christen sein, eine erheblich höhere Zahl als im letzten Jahr. Bischof Gebhard Fürst wollte das nicht einfach so stehen lassen, sondern wissen, woran das liegt, wo die einzelnen Motivationen liegen:
„Jetzt habe ich alle angeschrieben, mit persönlichem Namen und persönlicher Adresse, also keine anonyme Postwurfsendung oder so etwas, sondern ich habe alle angeschrieben und sie eingeladen, zu einem Gespräch mit dem Bischof – eines im Mai, ein Termin im Juni und im Juli, auch an verschiedenen Orten unserer Diözese – um einfach zu hören, was sie auf dem Herzen haben, was sie bewegt hat, der Kirche den Rücken zu kehren; um ihnen auch zu signalisieren, dass ich das sehr Ernst nehme. Es ist sicher auch über die Personen, die ich eingeladen habe, hinaus ein Zeichen, dass ich mit dieser Vertrauenskrise irgendwie umgehen möchte.“
Umgehen, das heißt für Bischof Fürst aber nicht das Setzen auf schnelle Lösungen, um möglichst viele Menschen von ihrem Entschluss abzubringen. Es geht um die Rückgewinnung des Vertrauens Schritt für Schritt. Deswegen ist sein Gesprächsangebot auch keine Webeveranstaltung, auch wenn er die in der Krise weniger sichtbaren guten Seiten der Kirche aufzeigen möchte. Aber:
„Das ist nicht der Hauptgrund, natürlich nicht. Ich möchte aber andererseits doch auch sagen, wenn es bezogen wäre auf den sexuellen Missbrauch, oder auf die Krise mit den Piusbrüdern und so weiter, dass dies nicht die einzigen Facetten der katholischen Kirche sind. Wir dürfen auch nicht alles Gute, das in der Kirche auch geschieht von Menschen, die Christus nachfolgen in Berufen, im Ehrenamt, in ihrer Gläubigkeit vor Ort, nicht alles auffressen lassen. Aber das ist nicht der Hauptteil dieser Gespräche, sondern das erste heißt zuhören, zuhören, zuhören und Ernst nehmen.“
Hier sieht Bischof Fürst auch eine der Hauptverantwortungen der Bischöfe, in der Krise zu handeln, gemeinsam mit dem Volk Gottes, aber trotzdem in einer besonderen Leitungsverantwortung:
„Wir haben eine Verantwortung, aus der wir uns nicht herausnehmen dürfen und da meine ich, dass wir als Bischöfe die Menschen in ihren Erschütterungen und in ihrer Kirchenkritik auch wirklich ernst nehmen und nicht gleich alles besser wissen.“ (rv)
Vatikan: Ernennungen hier, Ernennungen da
Papst Benedikt hat an diesem Donnerstag einige wichtige Personalentscheidungen getroffen. So machte er den Generalsekretär der „Scalabriniani"-Missionare, Pater Gabriele Ferdinando Bentoglio, zum Untersekretär des päpstlichen Migrantenrates. Der Migrantenrat setzt sich gemäß vatikanischen Statuten ein für Flüchtlinge, Asylsuchende, Migranten, Nomaden sowie für alle, die zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen wurden oder die eine solche gar nicht haben. Zudem fördert er die Seelsorge unter Seeleuten sowie auf Flughäfen.
Vor allem aber nahm der Papst zwei Rücktritte von Bischöfen aus Irland an; beide erfolgten aus Altersgründen. Für das Bistum Clogher ernannte Benedikt auch gleich einen neuen Bischof namens Liam MacDaid. In Irland sind in den letzten Monaten angesichts der schweren Missbrauchs-Skandale mehrere Oberhirten zurückgetreten. Auch Bischof Joseph Duffy von Clogher, der jetzt aus Altersgründen zurücktrat, war in letzter Zeit vorgeworfen worden, er habe einen kirchlichen Missbrauchsfall vertuscht. Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal William Joseph Levada, betonte kürzlich in einem Fernsehinterview, bisher seien alle Rücktritte von Bischöfen wegen Missbrauchsfällen „freiwillig" erfolgt. (rv)
Vatikan: Programm der Papstreise nach Portugal
Programm zur Apostolischen Reise von Papst Benedikt XVI. vom 11.-14.05.2010 nach Portugal:
Dienstag, 11. Mai 2010
Rom
08.50 Abflug vom Internationalen Flughafen "Leonardo da Vinci" in Fiumicino (Rom) nach Lissabon
Lissabon
11.00 Ankunft auf dem Lisbon Portela International Airport. Offizielle Begrüßung auf dem Lisbon Portela International Airport Ansprache des Hl. Vaters.
12.45 Begrüßungszeremonie im Kloster "Mosteiro do Jerónimos" von Lissabon. Kurze Besichtigung des Klosters "Mosteiro dos Jeróminos" von Lissabon.
13.30 Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik im Palacio de Belém von Lissabon.
18.15 Hl. Messe auf dem Platz Terreiro do Paço di Lissabon Predigt des Hl. Vaters. Botschaft anlässlich des 50. Jubiläums des Christkönig-Heiligtums von Almada.
Mittwoch, 12. Mai 2010
07.30 Private Hl. Messe in der Kapelle der Apostolischen Nuntiatur von Lissabon.
10.00 Begegnung mit Vertretern aus der Welt der Kultur im Kulturzentrum von Belém di Lissabon Ansprache des Hl. Vaters.
12.00 Incontro con il Primo Ministro nella Nunziatura Apostolica di Lissabon.
15.45 Abschied von der Apostolischen Nuntiatur in Lissabon.
16.40 Abflug im Helikopter vom Internationalen Flughafen Portela in Lissabon nach Fatima.
Fatima
17.10 Ankunft auf dem Parkplatz beim neuen Stadion in Fatima.
17.30 Besuch der Erscheinungskapelle im Heiligtum von Fatima.
18.00 Feier der Vesper mit den Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Diakonen in der Dreifaltigkeitskirche von Fatima Ansprache des Hl. Vaters.
21.30 Segnung der Fackeln im Heiligtum von Fatima. Rosenkranzgebet in der Erscheinungskapelle des Heiligtums von Fatima Ansprache des Hl. Vaters.
Donnerstag, 13. Mai 2010
10.00 Hl. Messe im Heiligtum von Fatima Predigt des Hl. Vaters. Grußworte des Hl. Vaters.
13.00 Mittagessen mit den Bischöfen Portugals und dem Päpstlichen Gefolge im Großen Refektorium des Hauses "Nossa Senhora do Carmo" in Fatima.
17.00 Begegnung mit den Organisatoren der Sozialpastoral in der Dreifaltigkeitskirche von Fatima Ansprache des Hl. Vaters.
18.45 Begegnung mit den Bischöfen von Portugal im Konferenzsaal des Hauses "Casa Nossa Senhora do Carmo" in Fatima Ansprache des Hl. Vaters.
Freitag, 14. Mai 2010
08.00 Abschied von der "Casa Nossa Senhora do Carmo" in Fatima.
08.40 Abreise im Helikopter von Fatima nach Porto.
Gaia
09.30 Ankunft auf dem Flugplatz der Kaserne "Serra do Pilar" in Gaia.
Porto
10.15 Hl. Messe auf dem Großen Platz von Av. dos Aliados in Porto Predigt des Hl. Vaters.
13.30 Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Porto Ansprache des Hl. Vaters.
14.00 Abflug vom Internationalen Flughafen von Porto nach Roma.
Rom
18.00 Ankunft auf dem Flughafen Ciampino-Rom. (rv)
Vatikan: Päpstliche Akademie warnt vor Krise des Sozialsystems
Die Weltgemeinschaft braucht eine neue gerechtere soziale Ordnung. Das ist das Fazit der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften zum Abschluss ihrer jüngsten Vollversammlung im Vatikan. Die Präsidentin der Päpstlichen Akademie, Mary Ann Glendon, warnte vor einer tiefgreifenden Krise staatlicher Sozialfürsorge. Angesichts des Geburtenrückgangs und der Überalterung vieler Gesellschaften könne diese in ihrem heutigen Umfang schon bald nicht mehr finanziert werden, sagte Glendon.
„Eine solche Krise der Sozialversicherungssysteme wird nicht so dramatisch wie die gegenwärtige Finanzkrise sein. Diese kann jedoch zu einem schwerwiegenden Konflikt zwischen den Generationen führen. Zugleich ist auf die Schwierigkeiten einer politischen Regulierung der Weltwirtschaft hinzuweisen. Die Wissenschaft kann in vielen Fällen nicht zuverlässig vorhersagen, welche langfristigen Folgen ein bestimmter Eingriff in das globale wirtschaftliche Gefüge hat. Wie wenig man über die ökonomischen Mechanismen weiß, hat nicht zuletzt die Finanzkrise gezeigt. Diese ist in ihrem Ausmaß auch von renommierten Fachleuten nicht vorhergesehen worden"
An der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften unter dem Thema „Krise in einer Weltwirtschaft – Neuplanung der Reise" nahm als Gast auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen teil. Der CDU-Politiker hielt am Dienstag einen Vortrag über erneuerbare Energien. Der frühere Präsident der Bundesbank, Hans Tietmeyer, sprach vor den Akademiemitgliedern über eine Regulierung der Finanzmärkte.
Die 1994 gegründete Akademie für Sozialwissenschaften hat die Aufgabe, das Studium der sozialen, wirtschaftlichen, politischen und juristischen Wissenschaften im Licht der Soziallehre der Kirche zu vertiefen und zu fördern. Ihr gehören rund 35 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Religionen an, darunter etliche Nobelpreisträger. (rv)
Papst: „Atomwaffen vollständig abschaffen!“
Papst Benedikt XVI. hofft darauf, dass „Atomwaffen vollständig vom Antlitz der Erde verschwinden". Das sagte er an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz in Rom. Vor Tausenden von Pilgern und Besuchern betete der Papst für die UNO-Konferenz, die sich seit Montag in New York mit der Nichtverbreitung von Atomwaffen beschäftigt.
„Der Prozess einer einvernehmlichen und sicheren nuklearen Abrüstung hängt eng zusammen mit dem Erfüllen der Abmachungen, die man in dieser Hinsicht international eingegangen ist. Frieden beruht nämlich auf Vertrauen und auf dem Erfüllen der Abmachungen, nicht etwa nur auf dem Gleichgewicht der Stärke. In diesem Sinn ermuntere ich alle Initiativen, die für Abrüstung sind und für die Schaffung atomwaffenfreier Zonen… Die Perspektive ist das vollständige Tilgen der Atomwaffen vom Antlitz der Erde."
Die Gesprächsteilnehmer in New York sollten „über ihren Schatten springen" und „geduldig" an den politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen des Friedens arbeiten: „Damit helfen sie der integralen menschlichen Entwicklung und dem wahren Willen der Völker."
In einer deutschsprachigen Katechese beschäftigte sich Papst Benedikt an diesem Mittwoch wieder mit dem „Priesterjahr", das im Juni zu Ende geht. Dabei betonte er, Priester müssten sich um Heiligkeit bemühen, um andere zu Gott führen zu können.
„Die Heiligkeit ist eine besondere Eigenschaft Gottes, der absolute Wahrheit und Güte, Liebe und Schönheit ist. Eine Person heiligen heißt dann, sie in Kontakt mit Gott zu bringen, mit seinem Licht, mit der Wahrheit und der reinen Liebe. Und dieser Kontakt wird den Menschen verwandeln. Wir glauben fest: Es ist Christus selbst, der heilig macht. Die Mission seiner Jünger begann damit, daß er sie in seine heiligende Nähe rief (vgl. Mk 3, 14). Dieser Ruf setzt sich in der Geschichte durch das Weihesakrament fort, mit dem der Herr die Priester zu Trägern und Vermittlern seines Heilswirkens an die Menschen macht. Die Priester sind berufen, bei diesem Werk mitzuwirken und danach zu streben, in ihrem eigenen Leben mit der Person des Erlösers immer mehr eins zu werden.
Papst Benedikt hob bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch ansonsten die zentrale Bedeutung der Sakramente für Kirche und Priester hervor. In den vergangenen Jahrzehnten sei in der Glaubensverkündigung häufig das Wort in den Vordergrund gestellt worden; doch die Botschaft Christi lasse sich nicht allein durch Predigten vermitteln. Aufgabe des Priesters sei es, das Evangelium Christi sowohl durch Worte als auch durch die Sakramente zu verkünden, hob der Papst hervor. Die Eucharistiefeier müsse hierbei im Mittelpunkt stehen. (rv)