Der Vatikan distanziert sich von der Befürwortung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen, die Teilnehmer einer Tagung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften ausgesprochen haben. Die von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften veranstaltete Tagung fand im Mai 2009 statt; in dem Abschlussdokument sprachen sich Wissenschaftler grundsätzlich für einen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen aus. Das Statement dürfe nicht als offizielle Erklärung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften oder des Vatikan verstanden werden, schreibt Papstsprecher Federico Lombardi in einer Erklärung von diesem Mittwoch. Die Akademie sei zu dem Abschlussdokument nicht konsultiert worden, so Lombardi weiter. Die Wissenschaftler hatten propagiert, dass eine „verantwortlich angewandte" Gentechnologie in vielfacher Hinsicht einen „wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität" leisten könne. Das Thesenpapier wurde in der jüngsten Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift „New Biotechnology" veröffentlicht. Die Studienwoche zum Thema fand im Vatikan vom 15. bis zum 19. Mai 2009 statt; 40 Wissenschaftler nahmen teil, darunter sieben der Päpstlichen Universitäten. (rv)
Jahr: 2010
Alte Messe, Piusbruderschaft und Tradition: Ein Gespräch in der Glaubenskongregation
Wo steht die Alte Messe heute? Gut drei Jahre sind vergangen seit dem Inkrafttreten des Motu proprio Summorum Pontificum, mit dem Papst Benedikt XVI. die Liturgie nach den alten Büchern wieder zuließ. Über die Umsetzung des Motu proprio wacht die Glaubenskongregation, genauer gesagt die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei. Diese ist auch zuständig für die Gespräche mit den Traditionalisten der Piusbruderschaft. Über beide Themen – die Alte Messe und die Piusbruderschaft – haben wir dem Sekretär der Kommission, Mons. Guido Pozzo, gesprochen. Ecclesia Dei hat im vergangenen Sommer in den Diözesen der Weltkirche nachgehakt, ob es jetzt überall möglich ist, an einer Messe in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus teilzunehmen. Wie es damit steht, wollten wir zunächst von Mons. Pozzo wissen.
„Drei Jahre nach der Veröffentlichung des Motu proprio Summorum Pontificum hat die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei – in Befolgung dessen, was der Heilige Vater damals in seinem Begleitbrief schrieb – über die Nuntiaturen alle Bischöfe gebeten, über ihre Erfahrungen in diesen drei Jahren zu berichten. Gut ein Drittel des Weltepiskopates hat uns eine solche Einschätzung geschickt. Dazu muss man sagen, dass die Antworten zum Großteil aus jenen Diözesen kamen, in denen eine Nachfrage nach der Messe in der außerordentlichen Form besteht. Deshalb ist dieser Rücklauf sehr zufriedenstellend."
Konkret: In welchen Ländern besteht das größte Interesse an der sogenannten Alten Messe?
„Im Moment besteht das größte Interesse und die meiste Nachfrage in Europa, in den Vereinigten Staaten von Amerika und auch in Australien. Viel weniger in Lateinamerika, Afrika und Asien."
Papst Benedikt bat um „Nächstenliebe und pastorale Behutsamkeit" für die traditionalistischen Gläubigen. Die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei ist ja nun eine Art Feuerwache für jene Fälle, in denen das nicht zutrifft. Wo stoßen Sie auf Widerstände? Und mit welcher Begründung?
„Der Ausdruck "wachen" übersetzt das altgriechische „episcopein". Die erste Aufgabe eines Bischofs ist es zu wachen. In diesem Sinn übt die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei das Amt der Beobachtung und des Wachens über die Anwendung des Motu Proprio aus. Sicher bestehen noch Vorurteile und Widerstände gegen die Messe im alten Ritus, sei es aus ideologischen Gründen, sei es, weil die Nachfrage nach der Messe in der alten Form teilweise als Ausdruck einer Antithese, ja einer Opposition zur Liturgiereform gesehen wird, wie das II. Vatikanische Konzil sie wollte. Klarerweise sind diese immer noch verbreiteten Vorurteile zu überwinden und anzufechten. Wir müssen vor allem die Einheit der Liturgiegeschichte wiederherstellen, die Einheit der lex orandi als Ausdruck der Einheit der lex credendi, wenngleich in der Eigenart der liturgischen Formen des einen Römischen Ritus."
Eine Präzisierung: Welche Einwände erheben Pfarrer oder Bischöfe, die die alte Messe nicht schätzen, um die Nachfrage abzublocken?
„Es gibt Bischöfe und Priester, die in der Nachfrage nach dem alten Ritus vor allem das Risiko einer Sehnsucht nach dem Ästhetischen, rein Ornamentalen, Formalistischen sehen. Ich will nicht ausschließen, dass das in manchen Fällen stimmt, aber generell zeigt das doch eine Art Vorurteil. Denn der alte Messritus hat einen tiefen Reichtum, der nicht nur respektiert, sondern auch wiederentdeckt werden muss, zum Vorteil der Liturgie, wie man sie auch heute feiert. Diese Vorurteile und Widerstände müssen durch eine Änderung der forma mentis, der Gesinnung, überwunden werden. Es braucht eine angemessenere liturgische Bildung."
Wie sehen Sie das Interesse für die außerordentliche Form des Römischen Ritus: wachsend, abnehmend, konstant?
„Ich würde sagen: wachsend. Auch weil wir beobachten, dass besonders in den jungen Generationen Interesse an und Zulauf zur alten Form der Messe besteht. Und das ist eine überraschende Neuigkeit."
Können Sie eine Schätzung geben, wie viele Gläubige es beispielsweise in Europa gibt, die konstant an der alten Messe interessiert sind?
„Wirklich zuverlässige Zahlen sind der Kommission nicht bekannt, auch weil sich die Situation sehr vielfältig und weitverzweigt darstellt. Man kann aber etwa sagen, dass in Frankreich die Zahl der Gläubigen, die der alten Form des Römischen Ritus verbunden sind, erheblich größer ist als in Deutschland, Italien oder Spanien. Es ist freilich auch klar, dass ein Werturteil über die außerordentliche Form des Ritus nichts mit Zahlen zu tun hat. Beide Formen sind gleich an Wert und Würde. Die ordentliche Form ist die normale, übliche, verbreitete; die außerordentliche Form ist die spezielle und besondere."
Das Motu proprio spricht nicht über die Ausbildung von Priestern, die das Zelebrieren der Messe nach den alten Büchern erlernen möchten. Viele empfinden das als Lücke, zumal das Feiern der alten Liturgie einer gründlichen Vorbereitung bedarf. Was raten Sie interessierten Priestern?
„Sicherlich ist das Problem des geeigneten Priesters für die Feier des alten Ritus wichtig und dringend. Ich muss sagen: Der Grund, weshalb die Bischöfe oft Schwierigkeiten haben, dem Wunsch nach einer Messe in der alten Form nachzukommen, ist eben der Mangel an geeigneten Priestern, die diese Messe wirklich feiern können. Hier müssen also die betreffenden Gläubigen Verständnis und viel Geduld haben. Ich bin der Ansicht, dass man den Seminaristen in den Priesterseminaren die Möglichkeit bieten sollte, das Zelebrieren auch in der außerordentlichen Form angemessen zu erlernen – nicht als Verpflichtung, sondern als Möglichkeit. Wo es möglich ist, könnte man für die Ausbildung auf die Priester jener Institute zurückgreifen, die unter der Jurisdiktion der Kommission Ecclesia Dei stehen und die traditionelle liturgische Disziplin befolgen. Essentiell ist jedenfalls die liturgische und theologische Ausbildung, weshalb man entschieden die Idee zurückweisen muss, dass es eine vorkonziliare Liturgie in Opposition zu einer postkonziliaren gäbe, oder eine vorkonziliare Ekklesiologie in Opposition zu einer postkonziliaren. Vielmehr gibt es ein Wachstum und eine Vertiefung in der Geschichte des Glaubens und der Liturgie der Kirche, aber immer in Kontinuität und in der wesentlichen Einheit, die niemals verloren gehen oder geschmälert werden kann und darf."
Papst Benedikt wünscht, dass sich die beiden Formen des Römischen Ritus gegenseitig bereichern, allerdings ohne sich zu vermischen. Was kann die alte Liturgie von der neuen „lernen"?
„Zunächst: Im Begleitbrief zum Motu proprio an die Bischöfe erwähnt Papst Benedikt zum einen die Notwendigkeit, den Heiligenkalender zu aktualisieren, also die nach 1962 proklamierten Heiligen einzufügen, und zum anderen einige Präfationen aus dem Messbuch von Paul VI. aufzunehmen, um die Sammlung der Präfationen des Messbuchs von 1962 anzureichern. Die Kommission Ecclesia Dei hat ein Studienverfahren eingesetzt, um dem Willen des Heiligen Vaters nachzukommen. Hier wird man bald, so denke ich, zu einem Vorschlag gelangen, der dem Heiligen Vater in Kürze zur Approbierung vorgelegt wird. Ich glaube man muss auch anerkennen, dass die ordentliche Form des Römischen Ritus eine ausführlichere Lesung der Heiligen Schrift bietet als das Messbuch von 1962. Dennoch ist eine diesbezügliche Änderung des Messbuchs von 1962 nicht einfach, weil man die Beziehung zwischen den einzelnen Schriftlesungen und den Antiphonen oder Responsorien des Römischen Breviers für den betreffenden Tag im Blick haben muss. Es darf aber auch daran erinnert werden, dass unter Papst Pius XII. eine Reihe von ergänzenden Lesungen zur Gemeinschaft der Heiligen hinzugefügt wurde. Daher kann man eine eventuelle Erweiterung auch für die Lesungen der Messe nicht ausschließen. Das heißt aber nicht, dass man als zelebrierender Priester oder als Bischof subjektiv und willkürlich die Abfolge des Lektionars ändern darf oder die beiden Formen mischen kann, sodass die Eigenart beider verloren geht."
Die Alte Messe im Petersdom: Kann man sie heute ohne wenn und aber feiern?
„Mit dem Inkrafttreten des Motu proprio Summorum Pontificum steht die außerordentliche Form der Messe nicht mehr unter Indult, so wie davor, sondern sie ist von den Normen des Motu proprio geregelt. Also werden im Petersdom, so wie in allen anderen Kirchen, die Normen des Motu proprio angewendet."
Das heißt, auch in der Sakristei von Sankt Peter steht alles bereit, um nach dem alten Ritus feiern zu können?
„Ja, soweit mir bekannt ist. In der Tat feiern dort viele Priester morgens die Messe im alten Ritus, auch mit Messdiener."
Wird Papst Benedikt eines Tages eine große Messe in der außerordentlichen Form feiern?
„Ich glaube, die Frage ist dem falschen Adressaten gestellt!"
Zu den Gesprächen des Heiligen Stuhles mit den Lefebvrianern, also der Priesterbruderschaft des Heiligen Pius X. (FSSPX): Können Sie sagen, ob es bisher Fortschritte gab?
„Die Vertraulichkeit ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg der Gespräche, die zwischen den Fachleuten der Glaubenskongregation und der FSSPX im Gang sind. Und ich will von diesem Prinzip nicht abweichen. Aber ich kann sagen, dass das Klima der Gespräche positiv ist, konstruktiv und von gegenseitiger Wertschätzung getragen. Bisher zielten die Gespräche darauf ab, die Gründe und Argumente der einen und der anderen Seite bekannt zu machen, um die Basis oder die Wurzel der bestehenden lehramtlichen Schwierigkeiten freizulegen. Diese Wurzel und die letzten Gründe der Schwierigkeiten mit Klarheit zu ergründen, ist aus meiner Sicht ein Fortschritt."
Der Gebrauch der Alten Messe ist seit dem Motu proprio kein Streitpunkt mehr zwischen Heiligem Stuhl und der Priesterbruderschaft. Es bleiben aber viele lehramtliche Differenzen, etwa Religionsfreiheit, Ökumene, der Begriff der Tradition. Welches ist der wirklich harte Punkt?
„Die umstrittenen Punkte sind genau jene, die in der Frage angesprochen sind. Es handelt sich nicht um eine Ablehnung der Autorität des II. Vatikanischen Konzils als solchem oder des nachfolgenden päpstlichen Lehramtes. Vielmehr geht es um einige Feststellungen oder Lehren in den Konzilsdokumenten über Religionsfreiheit, Ökumene, die Beziehungen zu nichtchristlichen Religionen, die Auffassung der Liturgiereform, die Einheit des Lehramts hinsichtlich der Tradition. Allgemein betreffen die Schwierigkeiten der FSSPX die Kontinuität oder gleichmäßige Entwicklung einiger Lehren des Konzils und des nachfolgenden päpstlichen Lehramts im Hinblick auf das gleichbleibende Lehramt der Kirche und der Tradition. Mir scheint nicht, dass die FSSPX prinzipiell die Möglichkeit oder die Legitimität ablehnt, dass es eine Entwicklung oder eine gleichmäßige, kohärente Vertiefung der katholischen Doktrin geben könnte. Was die FSSPX von der Position des Heiligen Stuhles unterscheidet, ist das Urteil in Bezug auf die Kontinuität oder Kohärenz zwischen bestimmten Lehren des II. Vatikanischen Konzils und früheren Aussagen des Lehramtes. Ich denke, die jüngste Äußerung Papst Benedikts über die Hermeneutik der Erneuerung in Kontinuität mit der Tradition und dem gleichbleibenden Lehramt der Kirche stellt ein Basisprinzip für die Lösung des Konflikts dar. Es dreht sich darum, dieses Prinzip auf die einzelnen Fälle und in seiner ganzen Tragweite anzuwenden – mehr als man das bisher getan hat."
Auch die Priester der Gemeinschaften, die der alten Form der Römischen Ritus anhängen, können die Feier nach den neuen Büchern nicht prinzipiell ausschließen, schrieb Papst Benedikt. Wie sieht das die Priesterbruderschaft St. Pius X.?
„Das müsste man die FSSPX fragen. Ich denke, wie ich vorhin sagte, dass auch die Frage der liturgischen Bücher der Reform durch Paul VI. einzuordnen ist in das rechte Verständnis der Liturgiereform und der folgenden korrekten Anwendung. Die Grundfrage, die die FSSPX beantworten muss, ist, ob die ordentliche Form des Römischen Ritus, die Paul VI. promulgiert hat, in sich gültig und legitim ist. Zu diesem Punkt darf es keine Zweifel und kein Zögern geben. Die Antwort muss unzweifelhaft „ja" sein. Auf einem anderen Blatt stehen die Zweideutigkeiten, Mängel und auch doktrinären Fehler, die sich in der Zeit nach dem Konzil verbreitet haben, sei es beim theologische Verständnis, sei es bei der Anwendung der Liturgiereform. Der damalige Kardinal Ratzinger, heute Papst Benedikt, sprach von einem „Zerfall" der Liturgie. Aus diesem Blickwinkel kann man nicht sagen, dass viele vorgebrachte Kritiken im Unrecht wären."
Wenn wir die Frage nach dem Missbrauch der Liturgie im ordentlichen Ritus einmal ausblenden: Die ordentliche Form der Messe, so wie sie beispielsweise Papst Benedikt selbst feiert, muss von allen akzeptiert werden, die der Katholischen Kirche angehören wollen. Also auch von den Lefebvrianern. Ist das der Fall?
„Ich glaube nicht, dass es schon soweit ist. Auch wenn, wie gesagt, das Verständnis der liturgischen Form, wie sie sich in vielen Darstellungen der Liturgiereform findet, in liturgischer Theologie und dann in sehr vielen Anwendungen, die sich als Missbrauch oder als mangelhaft erwiesen, ein objektives Problem darstellt. Wir müssen heute den wahren Sinn und die wahre Bedeutung der Liturgiereform wieder entdecken. Der Papst zelebriert nach dem Messbuch von Paul VI., das ist ein absolut normativer Bezugspunkt. Wir wissen aber, dass es viele Messfeiern gibt, die nicht der wahren Lehre und dem wahren Geist der Liturgiereform und des Messbuchs von Paul VI. entsprechen. Warum ist das geschehen? Warum hat es diese missbräuchliche Verwendung gegeben, diese Mängel, dieses Falschverstehen? Auf diese Frage müssen wir antworten."
Vor kurzem hat Bernard Fellay, der Obere der Piusbruderschaft, Richard Williamson den Ausschluss aus der Bruderschaft angedroht, sollte er sich in seinem Gerichtsprozess in Deutschland weiterhin von einem Anwalt aus der Rechtsextremen-Szene vertreten lassen. Steht die Piusbruderschaft vor der Spaltung?
„Der Fall von Mons. Williamson ist ein Einzelfall, und es obliegt dem Oberen der FSSPX, ihn innerhalb der Bruderschaft zu behandeln, auch mit disziplinären Maßnahmen, wenn es die Umstände erfordern. Über die Positionen von Mons. Williamson hat sich der Heilige Stuhl schon vor Zeiten mit absoluter Klarheit geäußert. Der Heilige Vater hat im Buch „Licht der Welt", das dieser Tage veröffentlich wurde, auch bestätigt, dass der Fall Williamson, soweit er die irrigen Erklärungen bezüglich des Holocaust betrifft, ein Fall für sich ist und vollkommen abgetrennt werden muss von der Frage der Beziehungen zwischen FSSPX und Heiligem Stuhl, die doktrinäre und kirchenrechtliche Probleme betreffen."
Wo sehen Sie das echte Handicap der Lefebvrianer: in der Doktrin oder in der Politik?
„Ich bin überzeugt, dass die Fragen, die die volle Aussöhnung der FSSPX mit dem Heiligen Stuhl verhindern, die Doktrin betreffen. Reflexe oder mögliche ideologisch-politische Implikationen können sich daraus ergeben, aber sie sind kein vorrangiges oder bestimmendes Element der Diskussionen."
Kann die Kommission Ecclesia Dei den Gläubigen dazu raten, bei Priestern der Piusbruderschaft zur Messe zu gehen oder dort die Sakramente zu empfangen, oder rät sie davon ab?
„In seinem Brief an die Bischöfe nach der Aufhebung der Exkommunikation für die vier illegal von Mons. Lefebvre geweihten Bischöfe klärt der Papst, dass die Aufhebung der Exkommunikation, also der schweren disziplinären Strafe, nicht bedeutet, dass die FSSPX bereits kirchenrechtlich anerkannt ist und dass folglich auch die Priester der FSSPX ihr Priesteramt legitim ausüben. Im Licht dieser Ausführungen ist es klar, dass die katholischen Gläubigen dazu angehalten sind, die Teilnahme an der Messe oder am Empfang der Sakramente von einem Priester der Piusbruderschaft zu vermeiden, da sie kirchenrechtlich irregulär sind. Dasselbe gilt für jeden anderen Priester, der sich in einer irregulären kirchenrechtlichen Situation befindet oder ohne Bischof ist."
Können Sie abschätzen, wie lange die Rückkehr der Lefebvrianer zur Katholischen Kirche dauern könnte?
„Wir haben uns kein Datum gesetzt. Wir beten, arbeiten und wirken darauf hin, dass die Wiedereingliederung der FSSPX in die volle kirchliche Gemeinschaft nicht mehr lange Zeit dauert." (rv)
Krippe aus Ex-DDR wird ins Pantheon aufgenommen
Es ist auch für Rom eine Premiere: Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall zieht ein Stück Ex-DDR ins Pantheon ein. In dem antiken Rundtempel im Zentrum Roms, der heute als Kirche dient, ist ab dem kommenden Sonntag eine Krippe aus dem sächsischen Zwickau zu sehen, die aus mannshohen Holzfiguren des Künstlers Jo Harbort besteht. Dass eine solche Krippe einmal eine prominente römische Kirche schmücken könnte, hätten sich die Diaspora-Katholiken aus dem Erzgebirge zu DDR-Zeiten nicht träumen lassen: Damals waren sie vielerlei Schikanen ausgesetzt, wurden bei der Vergabe von Studienplätzen und Wohnraum benachteiligt – und durften z.B. Krippenengel nur für den Export nach Westen herstellen, nicht aber zum Eigengebrauch. Und jetzt das: eine Zwickauer Krippe für das Zentrum der katholischen Kirche.
„Er ist da – mitten unter uns. Mit Menschen aus dem Osten, aus dem Westen, aus dem Süden, aus Rom": Das sagt der italienische Geistliche, der das Pantheon betreut und gleichzeitig das Deutsche Pilgerzentrum leitet. Don Antonio Tedesco hat den „Krippen-Deal" (wie die Chemnitzer „ Neue Presse" ihn nennt) mit eingefädelt.
„Es ist zu einer Tradition geworden, Advent im Pantheon besonders zu feiern; das Pantheon ist sowieso wie eine riesige Grotte von Betlehem aus Stein, wo alle Hoffnungen, Sorgen und auch Erwartungen aller Religionen vertreten waren. Dort, wo man steht (an der tiefsten Stelle von Rom), kann man die Augen nach oben erheben, den Linien der Königin aller Kuppeln folgen und den Himmel erreichen. Wo kann man noch schöner das Weihnachtsmysterium betrachten?"
Der umtriebige Süditaliener organisiert schon seit langem die Ausstellung von Krippen aus aller Welt in „seinem" Pantheon: „Ich habe Krippen bekommen aus Afrika, aus Südamerika, aus Österreich, aus Bayern – und letztes Jahr aus Böhmen. Und da hatte ich die Idee: Ex oriente lux, aus dem Osten kommt das Licht. Die Weisen aus dem Morgenland. Und dann habe ich realisiert, dass Sachsen im Orient von Deutschland ist, nicht wahr?"
So kam es, dass sich Don Antonio für 2010 eine Krippe aus Sachsen wünschte. Dafür, dass das möglich wurde, sorgten dann ausgerechnet ein Protestant sowie ein Nachkomme von Martin Luther. Der Protestant ist der Leiter des römischen Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, Wilhelm Staudacher; er hatte einem Zwickauer CDU-Politiker anvertraut, dass der Pantheon-Seelsorger dringend nach einer Krippe suchte. Das kam wiederum dem sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Luther (Nachfahre des Reformators, aber katholisch) zu Ohren, der zügig handelte. Mit tatkräftiger Hilfe der Adenauer-Stiftung sorgte er dafür, dass eine Krippe des Künstlers Jo Harbort, die der Stadt Zwickau gehört und normalerweise in der Adventszeit den dortigen Domhof schmückt, dieses Jahr in Rom zu sehen ist. „Bessere Werbung für Zwickau kann man nicht machen", so der Parlamentarier.
„Die Weihnachtskrippe ist riesig", schwärmt Don Antonio: „Wir werden sie auf einem Areal von 15 x 5 Metern aufstellen. Die Statuen haben Lebensgröße: Ich habe gehört, Joseph wiegt dreihundert Kilo! Ich finde, das ist ein besonderer Moment für die Geschichte des Pantheon – und für die Geschichte der Weihnachtskrippen-Tradition sowieso. Es ist ein besonderer Moment für Sachsen (ex oriente lux!), aber auch für Rom, wo die Weihnachtskrippe eine ganz besondere Rolle spielt!"
Eine Rolle, die auch Wilhelm Staudacher von der Adenauer-Stiftung kennt: Die Krippe könne doch Römer und Touristen auf ihre Weise an den Fall der Berliner Mauer vor zwanzig Jahren erinnern. „Die Sprache der Krippe verstehen die Leute hier", meint er; „in der Adventszeit ziehen die Römer gerne von einer Kirche zur anderen, um sich die Krippen anzusehen." Weil das Pantheon in unmittelbarer Nähe des Weihnachtsmarktes von Piazza Navona liegt, ist Sachsens größter Krippe das Interesse allemal sicher. „Das Pantheon ist die Synthese der ganzen Geschichte Roms", meint wiederum Don Antonio, „der Menschheits-, der römischen, der Kirchengeschichte. Da kommen die Leute, da strömen die Leute. Und deswegen passt die Weihnachtskrippe aus Zwickau, Sachsen, sehr gut ins Pantheon in Rom!"
Das Ensemble aus naturalistischen Eichenfiguren, von denen jede ca. zehn Tonnen wiegt, wird am Zweiten Adventssonntag, dem 5. Dezember, im Pantheon gesegnet. Zu der „Erzgebirgischen Weihnachtsfeier", wie sie der im 2. Jahrhundert von Kaiser Hadrian erbaute, kuppelgekrönte Tempel noch nie erlebt hat, reisen viele Zwickauer eigens an; auch ca. 300 hochrangige Gäste aus Italiens Politik, Kirchen und Gesellschaft sind eingeladen. Anschließend gibt es einen Empfang im Deutschen Pilgerzentrum am Tiber – in dem übrigens ebenfalls Holzkunstwerke aus dem Erzgebirge ausgestellt werden. Don Antonio Tedesco fasst die Botschaft der Zwickauer Krippe so zusammen: „Der Herr wird zum Menschen, um uns zu provozieren. Damit wir den anderen entdecken und ihm in die Augen schauen können…"
Vielleicht wird ja am Zweiten Advent auch Papst Benedikt XVI., der für nächstes Jahr eine Deutschlandreise u.a. nach Berlin und ins katholische Eichsfeld in Thüringen plant, die Gäste aus Sachsen begrüßen? Staudacher will noch keine Details des Programms verraten: „Aber angefragt habe ich", gibt er zu. „Das wird auf jeden Fall etwas ganz Besonderes." (rv)
Papstbesuch: Erste konkrete Planungen für Deutschland
Ein Tag Berlin, ein Tag Erfurt, etwa eineinhalb Tage in Freiburg: Soweit stehen im Augenblick die Planungen für die Papstreise im September 2011. Als Datum habe sich die Zeit vom 22. bis zum 25. September herausgeschält, andere Termine hätten sich zerschlagen, so meldet die ARD. Was der Papst in diesen Tagen genau machen wird, steht noch nicht fest. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verrät aber schon erste Überlegungen. So sei für Berlin natürlich der politische Teil der Reise vorgesehen. Ob der Papst aber wie sein Vorgänger ans Brandenburger Tor gehen oder Missbrauchsopfer treffen werde, sei noch nicht geklärt.
„Wir sind in der Detailplanung noch nicht so weit. Es gibt die Überlegung, Maria Regina Martyrum zu besuchen, die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus, des Kommunismus und des Zweiten Weltkrieges. Wir werden schauen müssen, was wir in dieser knappen Zeit von vier Tagen tatsächlich auch unterbringen."
Ob der Papst in den Bundestag eingeladen werde, sei eine Frage an den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert; da müsse man die Gespräche zwischen Rom und Berlin abwarten.
Die zweite Station werde das Bistum Erfurt sein. Dort liegt unter anderem auch die Wartburg, ein Luther-Gedenkort, aber auch lange Zeit Wohnort der heiligen Elisabeth von Thüringen. Wäre das eine Möglichkeit für ein ökumenisches Treffen?
„Erfurt ist zunächst einmal der Grundgedanke: Der Papst will in den neuen Bundesländern sein und dort auch ein Zeichen setzen. Da gibt es die Überlegung, ob es sinnvoll ist, ins katholische Eichsfeld zu gehen. Bis jetzt waren die Überlegungen zur Frage ‚Martin Luther’ weniger im Mittelpunkt, zumal das eigentliche Luther-Gedenkjahr 2017 ja noch aussteht. Wir werden natürlich auch eine Begegnung mit den evangelischen Christenvertretern haben, auch den Vertretern des Judentums, auch mit dem Islam. Das hängt aber noch einmal von dem Programm in Berlin ab."
Der letzte Teil wird dann Freiburg sein. Zollitsch habe den Papst darauf hingewiesen, dass nur ein Tag im Südwesten zu kurz sei. Eineinhalb brauche man schon, um dort den pastoralen Teil stattfinden zu lassen.
„So wie unsere Vorüberlegungen sind, die allerdings noch nicht von der Regierung bestätigt wurden, wird der Abschluss der Reise in Freiburg sein – das wären dann Samstag und Sonntag – und das ist natürlich für uns eine große Chance. Wir werden wohl am Sonntag einen großen Gottesdienst im Freien halten. Wir werden auch das Freiburger Münster für einen Abendgottesdienst benützen, ob nun für die Berufungspastoral oder für die Jugend, wird sich zeigen." (rv)
USA: „Wikileaks“ betrifft auch Vatikan
Die Veröffentlichung von US-Geheimdokumenten auf der Webseite „Wikileaks" betrifft auch den Vatikan. Aus den Geheimpapieren des US-Außenministeriums, die an diesem Montag bekannt wurden, geht u.a. hervor, dass US-Diplomaten beim letzten Konklave 2005 am ehesten mit der Wahl eines lateinamerikanischen Papstes rechneten – „angesichts der hohen Zahl der Katholiken dort". Dass sich die Kardinäle für Joseph Ratzinger entschieden, werten die Papiere als „Überraschung für viele" bzw. als „Schock". Doch obwohl der bislang „mächtige Kardinal" von den Medien „wie ein autokratischer Despot" beschrieben werde, sei er im direkten Gespräch „überraschend demütig, spirituell und angenehm". Das Pontifikat werde im Zeichen der Kontinuität stehen und europäisch geprägt sein, so die Geheimpapiere weiter.
Ein vertraulicher Bericht der US-Botschaft in Berlin, den „Wikileaks" öffentlich macht, spricht von einer möglichen neuen „Achse Rom-Köln"; im deutschen Klerus herrsche „Skepsis, ob die Wahl Ratzingers der deutschen Kirche auf lange Sicht etwas bringt". Ein „einflußreicher Jesuit" habe den Diplomaten in einem Hintergrundgespräch gesagt, „Ratzingers konservative Züge müßten nicht unbedingt bestimmend für seine Amtsführung als Papst werden"; Benedikt XVI. könne durchaus „zu den reformerischen Positionen seiner Anfänge zurückkehren".
„Wikileaks" veröffentlicht außerdem eine siebenseitige Geheimanalyse der US-Regierung vom 12. Mai 2005. Darin heißt es: „In Zeiten der Krise flüchtet sich die Kirche in ihre europäische Identität". Der neue Papst kenne die Probleme der Weltkirche sehr gut; er sei ein Gegner eines türkischen Beitritts zur EU und werde sich „kämpferisch gegen den Säkularismus in den USA und anderen Nationen des Westens engagieren". (rv)
Papstbesuch: Erste konkrete Planungen für Deutschland
Ein Tag Berlin, ein Tag Erfurt, etwa eineinhalb Tage in Freiburg: soweit stehen im Augenblick die Planungen für die Papstreise im September 2011. Was der Papst in diesen Tagen genau machen wird, steht noch nicht fest. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, verrät aber schon erste Überlegungen. So sei für Berlin natürlich der politische Teil der Reise vorgesehen. Ob der Papst aber wie sein Vorgänger ans Brandenburger Tor gehen oder Missbrauchsopfer treffen werde, sei noch nicht geklärt.
„Wir sind in der Detailplanung noch nicht so weit. Es gibt die Überlegung, Maria Regina Martyrum zu besuchen, die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus, des Kommunismus und des zweiten Weltkrieges. Wir werden schauen müssen, was wir in dieser knappen Zeit von vier Tagen tatsächlich auch unterbringen."
Ob der Papst in den Bundestag eingeladen werde, sei eine Frage an den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert; Da müsse man die Gespräche zwischen Rom und Berlin abwarten.
Die zweite Station werde das Bistum Erfurt sein. Dort liegt unter anderem auch die Wartburg, ein Luther-Gedenkort. Wäre das eine Möglichkeit für ein Ökumenisches Treffen?
„Erfurt ist zunächst einmal der Grundgedanke, der Papst will in den neuen Bundesländern sein und dort auch ein Zeichen setzen. Da gibt es die Überlegung, ob es sinnvoll ist, ins katholische Eichsfeld zu gehen. Bis jetzt waren die Überlegungen zur Frage ‚Martin Luther’ weniger im Mittelpunkt gestanden, zumal das eigentliche Luther-Gedenkjahr 2017 ja noch aussteht. Wir werden natürlich auch eine Begegnung mit den evangelischen Christenvertretern haben, auch den Vertretern des Judentums, auch mit dem Islam. Das hängt aber noch einmal von dem Programm in Berlin ab."
Der letzte Teil wird dann Freiburg sein. Zollitsch habe den Papst darauf hingewiesen, dass nur ein Tag im Südwesten zu kurz sei. Eineinhalb brauche man schon, um dort den pastoralen Teil stattfinden zu lassen.
„So wie unsere Vorüberlegungen sind, die allerdings noch nicht von der Regierung bestätigt worden sind, wird der Abschluss der Reise in Freiburg sein – das wäre dann Samstag und Sonntag – und das ist natürlich für uns eine große Chance. Wir werden wohl am Sonntag einen großen Gottesdienst im Freien halten. Wir werden auch das Freiburger Münster für einen Abendgottesdienst benützen, ob nun für die Berufungspastoral oder für die Jugend, wird sich zeigen." (rv)
Italien: Die größte Diözese der Welt startet eine E-Mail-Initiative
Kardinal Dionigi Tettamanzi, Erzbischof von Mailand, hat die ihm unterstellten Seelsorger dazu aufgerufen, in allen 1.107 Pfarren des Bistums Mailadressen von Gläubigen und anderen Interessierter zu sammeln. Tettamanzi möchte in von Zeit zu Zeit verschickter elektronischer Post im Kontakt mit den Menschen bleiben, heißt es in einer – per Mail verschickten – Mitteilung aus dem Erzbistum. Es wird auch möglich sein, dem Kardinal auf diesem Weg Fragen zu stellen und sogar Antworten zu erhalten. Tettamanzi habe dazu einen Stab von Mitarbeitern und Fachleuten zusammengestellt. (rv)
Vatikan/Türkei: Kardinal Koch beim Andreasfest
Kardinal Kurt Koch leitet in diesem Jahr erstmals die vatikanische Delegation, die zum orthodoxen Andreasfest am 30. November nach Istanbul reist. Koch, der seit Sommer den Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen leitet, wird mit der Delegation an der Göttlichen Liturgie im Fanar teilnehmen, dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Im Anschluss sind Gespräche mit Patriarch Bartholomaios I. sowie mit der Kommission geplant, die für die Beziehungen zur Katholischen Kirche zuständig ist. Außer Kardinal Koch gehören der vatikanischen Delegation Bischof Brian Farrell, der Sekretär des Rates, sowie der für die Ökumene mit der Orthodoxie zuständige Mitarbeiter an. In Istanbul stößt der Apostolische Nuntius in der Türkei dazu, Erzbischof Antonio Lucibello. Heiliger Stuhl und Ökumenisches Patriarchat schicken zum Patronatsfest der jeweils anderen Seite wechselseitig eine Delegation. (rv)
Buchtipp der Woche
Philip Jenkins: Das goldene Zeitalter des Christentums, eine Rezension von Stefan Kempis.
So wie Religionen wachsen und sich ausbreiten, so können sie auch untergehen und verschwinden: Davon erzählt der US-Historiker Philip Jenkins am Beispiel der größten Weltreligion. Nein, nicht des Islams – das Christentum ist gemeint! Es ist bewegend zu lesen, wie das Christentum bis ins Mittelalter hinein auch in Afrika oder Asien blühte; ein Christentum, das allerdings in vielem anders war als das, was wir heute kennen. Mit Leichtigkeit und ohne Scheu vor dem Anekdotischen läßt Jenkins eine ganze Welt wieder aufstehen – und mit einem Mal wird klar, warum etwa die nordafrikanische Kirche des heiligen Augustinus dem Ansturm des Islam erlag, während die Kopten sich bis heute auch in mehrheitlich islamischem Umfeld halten konnten. Eine wichtige Lektüre in einem historischen Moment, in dem das Christentum im Irak offenbar gerade ausstirbt.
Überraschend sind die Zahlen, die Jenkins ausbreitet: Danach stellten die Christen in Nahost zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts mehr als zehn Prozent der dortigen Bevölkerung. Ihre Zahl ging vor allem durch „organisierte Gewalt" zurück, durch „Massaker, Vertreibungen oder" – wie derzeit im Irak – durch „erzwungene Migration". Etwas gewagt, doch durchaus nachdenklich stimmend, ist in dieser Hinsicht der Vergleich Jenkins zwischen Christenverfolgung in Nahost und der Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten. Aber nennt nicht auch Régis Débray die Christen des Nahen Ostens „die Juden unserer Zeit"?
Dieses klarsichtige Buch hat aber auch einiges Tröstliche: Nichts verschwindet ganz, so gibt Jenkins zu bedenken, auch von untergegangenen religiösen Landschaften bleiben Residuen bestehen. Und gerade diese Spurensuche, etwa nach christlichen Spurenelementen in der islamischen Volksfrömmigkeit, gerät ihm ausgesprochen interessant.
Philip Jenkins: Das goldene Zeitalter des Christentums, Herder Verlag, ca. 25 Euro. (rv)
Vatikan/Frankreich: „Migranten sind Menschen“
Der zweite Mann im Vatikan hat bei einem Besuch in Paris an die Rechte von Migranten erinnert. „Jeder Migrant ist ein Mensch und hat daher unveräußerliche Rechte, die zu respektieren sind", sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone bei der Sozialwoche der französischen Kirche. Der Vatikan hatte im Sommer die Kampagne der französischen Regierung gegen Roma kritisiert. Präsident Nicolas Sarkozy sah sich aus diesem Grund zu einer kurzfristig anberaumten Aussprache mit dem Papst genötigt. Kurienerzbischof Agostino Marchetto trat kurz nach einigen heftigen Bemerkungen in Richtung Paris aus Altersgründen von seinem Amt im Päpstlichen Migrantenrat zurück, wiederholte danach aber seine deutliche Kritik. Kardinal Bertone ging in Paris nicht ausdrücklich auf den Umgang der Behörden mit den Roma ein. (rv)