Vatikan feiert fünf Jahre Benedikt

Papst Benedikt XVI. begeht an diesem Montag den fünften Jahrestag seiner Wahl. Den Jahrestag, der im Vatikan als Feiertag gilt und für die Angestellten dienstfrei ist, verbringt der 83-Jährige ohne protokollarische Termine. Um die Mittagszeit gibt Kardinaldekan Angelo Sodano mit den in Rom anwesenden Kardinälen ein Essen zu Ehren des Papstes. Es handele sich nicht um eine Dienstbesprechung oder Krisensitzung sondern um ein Festtreffen, hebt man im Vatikan hervor. Ort des gemeinsamen Essens ist die Sala Ducale, einer der Prunkräume des Apostolischen Palastes. Geladen und zugesagt haben dem Vernehmen nach zwischen 40 und 50 Personen. Die mit aufwendigen Fresken ausgestaltete Sala Ducale, die zwischen der Sixtinischen Kapelle und der Cappella Paolina liegt, gibt unter anderen den Rahmen für die jährlichen Neujahrsempfänge des Papstes für das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Corps. – Am 19. April 2005 wählten die zum Konklave versammelten Kardinäle im vierten Wahlgang den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, zum Kirchenoberhaupt. (rv)

Papst trifft Missbrauchsopfer auf Malta

Papst Benedikt XVI. ist am Sonntagmittag in Malta mit einer kleinen Gruppe von Missbrauchsopfern zusammengetroffen. Das teilte der Vatikan anschließend mit. Die Begegnung fand nach Abschluss der großen Messe in der Apostolischen Nuntiatur von Valletta statt, wo der Papst sich während seines zweitägigen Besuchs in Malta aufhält. Das katholische Kirchenoberhaupt sei tief bewegt gewesen von den Schilderungen der Teilnehmer und habe seine Scham und sein Leid über den Schmerz der Opfer und ihrer Familien bekundet, heißt es in der Vatikan-Erklärung. Er habe mit den Opfern gemeinsam gebetet und ihnen versichert, dass die Kirche jetzt und in Zukunft alles in ihrer Macht stehende tun werde, um die Anschuldigungen aufzuklären, die für den Missbrauch Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um junge Menschen in Zukunft zu schützen. „Im Geist des jüngsten Briefes an die Katholiken von Irland hat der Papst gebetet, dass alle Opfer des Missbrauchs Heilung und Versöhnung erfahren und fähig werden, mit neuer Hoffung in die Zukunft zu gehen“, heißt es in der Vatikanmitteilung. (rv)

„Nicht triumphalistisch, sondern mutig“ – Ein eine Bilanz der Papstreise nach Malta

Papstreise Malta 2. Tag

Malta kann weder als Hauptschauplatz der Weltpolitik gelten, noch spielt es kirchlich eine übergeordnete Rolle. Und doch: Die Papstreise zum kleinen südeuropäischen Inselstaat hat einen sehr starken Eindruck hinterlassen – besonders auch wegen der Papstbegegnung mit Missbrauchsopfern, aber nicht nur. Hören Sie aus Malta das Fazit unseres Korrespondenten Stefan Kempis zur Papstreise:
Etwas mehr als 24 Stunden hat Benedikt XVI. an diesem Wochenende auf der Insel Malta verbracht – Besuch bei einer selbstbewussten Ortskirche, deren tiefer Glauben und Feierfreude bestechen. Stefan Kempis mit einer Bilanz der 14. Auslandsreise unseres Papstes.
Was hat der Papst getan auf Malta? Er hat mit den Maltesern gefeiert und sie im Glauben gestärkt. Hört sich an wie ein Gemeinplatz – ist aber keiner: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe“, das ist der Auftrag Jesu an Petrus, wie wir gerade an diesem Sonntag im Johannesevangelium gelesen haben. Genau das hat Petrusnachfolger Benedikt auf Malta getan – und er konnte dabei auf einem bemerkenswerten Fundament an Glaubensstärke bei den Einwohnern aufbauen, wie es anderswo in Europa längst zerbröselt ist.
Oft sind bei Reisen dieses Papstes seine Predigten und Ansprachen bemerkenswert – aber diesmal scheint mir das (von seiner ersten auf dem Flughafen abgesehen) nicht so zu sein. Stattdessen war es eine Geste Benedikts, die berührte: sein Treffen mit Missbrauchsopfern. Er hat da den schwierigeren Teil erwählt: Statt eine flammende Rede gegen Missbrauch zu halten, hat er die Anklagen und erschütternden Berichte der Opfer aus-gehalten. Er soll sogar geweint haben vor Scham über die Verbrechen vieler Priester. Ohne diese Begegnung abseits der Teleobjektive wäre das Reiseprogramm Benedikts womöglich peinlich und triumphalistisch erschienen. Aber der Steuermann des Schiffleins Petri ist eben nicht nur im Katamaran an La Vallettas malerischen Mauern entlang gefahren – er hat auch im Stillen bei seinem Treffen mit Missbrauchsopfern Mut bewiesen.
Die eindrucksvollen Reden dieser Reise kamen diesmal nicht so sehr vom Papst – jedenfalls nach meinem Eindruck – als vielmehr von den Maltesern selbst: Beeindruckender Klartext. „Es ist ein Krieg im Gang zwischen Laizismus und Christentum“, sagt Präsident Abela. – „Wir können nicht einfach mit dem Kirchenmodell so weitermachen, wie wir es seit Jahrzehnten gewohnt waren“, sagt Erzbischof Cremona, und: „Wir müssen zurück zu einer Kirche, die demütig genug ist, ihr Versagen und ihre Sünden einzugestehen, aber stark genug, um auf den Heiligen Geist zu setzen.“ – „Die Kirche gibt denen, die an ihrem Rand stehen, das Gefühl, nicht dazuzugehören; wir wünschen uns mehr Verständnis, weniger strenge Urteile“, sagt ein Jugendlicher zum Papst. – „Wir leben wie zwischen zwei Wirklichkeiten eingequetscht“, sagt ihm ein junges Paar: „Wir können doch unsere Kinder nicht einfach zu Gottvertrauen erziehen, wenn die in eine Welt des Konkurrenzkampfs hineinwachsen!“ – „Man nimmt uns oft nicht ernst, man sieht uns als eine negative Kraft“, meint ein Priesteramtskandidat, und weiter: „Wir müssen doch zugeben, dass die Kirche durch Episoden gegangen ist, die man heute kaum noch erklären oder rechtfertigen kann… Und zitternd“ – das ist ein bemerkenswerter Satz aus dem Mund eines Seminaristen – „bitten wir Gott um Vergebung unserer Sünden, und dass er uns von Gefahren fernhält, denn wir wollen anderen keinen Schaden zufügen!“
Also, diesmal war es mindestens ebenso Malta, das zum Papst sprach, wie umgekehrt Benedikt, der zu den Maltesern sprach. Fazit: Man kann nach dieser Reise nicht mehr sagen, der Papst lebe in einem Elfenbeinturm und kriege die Probleme in Kirche und Welt nicht so richtig mit. Die Malteser haben Klartext geredet und dem Papst das gesagt, was viele Katholiken denken. Das Beeindruckende war: Sie haben das mit einer ungebrochenen Glaubensfreude verbunden. Eine bemerkenswerte, sehr souveräne Kombination.
Was hat der Papst getan auf Malta? Er hat die Menschen hier im Glauben gestärkt – aber vor allem hat er sehr genau hingehört. (rv)

Ergebnis des 9. Votings: Medien- Berichterstattung

Abstimmung:
Was halten sie von der Berichterstattung zum Thema „Missbrauchsfälle in der kath. Kirche“ von den Medien?

Umfragedauer 16.03. – 18.04.2010
Gesamtstimmen bisher: 161

Diffamierung steht vor seriöser Berichterstattung. 95
Anzahl und Ausmaß werden unverhältnismäßig dargestellt. 15
Medien berichten noch zu sanft. 7
Medien berichten korrekt. 44

Neues 10. Voting:

Wie bewerten Sie das 5-jährige Pontifikat von Papst Benedikt XVI.? Vergeben Sie Noten von 1-6.

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Lombardi: „Viele Feiernde, wenige Polizisten“

Viel mehr feiernde Menschen am Straßenrand als gedacht – und fast keine Polizisten zu sehen: Das war der Eindruck, den Papst-Sprecher Federico Lombardi in den ersten Stunden der Maltareise des Papstes gewann. In La Valletta meinte der Jesuit am Samstagabend vor Journalisten, die Reise habe viel enthusiastischer begonnen als erwartet. Stefan Kempis mit Fragen an P. Lombardi.
Was sind Ihre Eindrücke von den ersten Stunden des Papstes auf Malta?
„Ich glaube, wir können begeistert sein! Denn die Aufnahme durch das maltesische Volk ist wirklich wunderbar. Die ganze Bevölkerung ist auf der Straße, wie zu einem großen Fest. Die Leute sind sehr zufrieden, den Papst hier zu haben, und eine solche Gelegenheit zu haben, ihren Glauben auf eine volkstümliche und tiefe Weise auszudrücken! Ich glaube wirklich, dass diese Wurzel, die bis auf den heiligen Paulus zurückgeht, tief und gesund ist. Man sieht, wie dieses Ereignis des Schiffsbruchs des Paulus hier auf dieser Insel immer noch etwas Aktuelles ist: Wir sehen, wie der Glaube hier neues Leben gibt und Mission erweckt. Die Freude, den anderen den Glauben weiterzugeben, und die große Tradition des Missionswerks der Malteser in der Welt- das ist beeindruckend. Diese kleine Bevölkerung, die wirklich überall zerstreut war und jedes Mal den Glauben mit sich gebracht hat in viele Teile der Welt: Das konnte man heute Abend in dieser Pauluskirche und in der Paulusgrotte erleben.“
Viele hatten vorher die Befürchtung, die Reise werde durch die Missbrauchs-Skandale überschattet. Das scheint aber heute nicht so auszusehen…
„Für die maltesische Bevölkerung sicher nicht! Wir haben heute sicher 100.000 Leute gesehen, und ich glaube, dass wir morgen noch einmal 100.000 Menschen sehen werden… die waren nicht besonders von diesem Problem bedrückt. Natürlich – das Problem besteht in der Kirche, und es besteht auch hier, aber man muss die richtigen Proportionen sehen, und wenn etwas zu korrigieren ist, muss man das tun, klar und entschieden. Hier allerdings haben wir eine Bevölkerung, die aus dem Glauben feiert, und das müssen wir ihr erlauben… Es gibt ja in der Welt nicht nur das, was uns die Zeitungen sagen!“ (rv)

Papst schenkt goldene Rose für Marienheiligtum

Benedikt XVI. hat die Gläubigen Maltas für ihre Treue gedankt. Wörtlich sagte zum der großen Messe in Floriana:
„Ich danke euch für alles, was ich von euch erhalten habe, für den freundlichen Empfang und vor allem für die Gebete für mein Dienstamt.“
Der Gottesdienst auf dem größten Platz des Landes war einer der Höhepunkte der zweitätigen Pastoralreise des Kirchenoberhaupts nach Malta. Beim anschließendem „Regina caeli“-Gebet wandte sich Benedikt XVI. auf Deutsch an eine Gruppe deutscher Pilger, die nach Malta gekommen war. Zum Abschluss der Messe übergab der Papst der Kirche Maltas eine goldene Rose für das Marienheiligtum „Unsere Liebe Frau von Ta‘ Pinu“ auf der Nachbarinsel Gozo. Das Marienbild des vielbesuchten Heiligtums war eigens zur Papstmesse nach Floriana gebracht und neben dem Altar aufgestellt worden. (rv)

Papst Benedikt im maltesischen Präsidentenpalast

Nach einer guten halben Stunde ist die Begrüßungszeremonie schon vorüber; Benedikt steigt in das Papamobil und fährt in Richtung Hauptstadt, zu einem längeren Gespräch mit dem Präsidenten. Vor dem Palast der Großmeister im Zentrum von La Valletta herrscht eine wirklich ausgelassene Stimmung: Hunderte von Kindern winken mit gelb-weißen Fähnchen, bringen dem Papst ein (leicht verspätetes) Geburtstagsständchen, skandieren „Oh happy day“. Im Innern des prachtvollen Palastes, von dem aus die Malteserritter einst die Insel regierten, macht der Präsident für den Papst den Fremdenführer, und Benedikt wirkt äußerst interessiert. Ein privates Gespräch zwischen den beiden Staatschefs, dann schenkt der Papst Abela ein Mosaik, das den Schiffbruch des Paulus darstellt.
Es ist mit einem gerüttelt Maß Verspätung, dass Benedikt dann an seinem nächsten Programmpunkt eintrifft: Im Städtchen Rabat, wo unter einer barocken Basilika die Paulusgrotte liegt. Hier soll der Völkerapostel mehrere Monate in römischer Haft gewesen sein. Tausende haben hier auf den Papst gewartet, die Stimmung in der einsetzenden Dämmerung ist volksfesthaft – ein Kind hat sich als Schweizergardist verkleidet. Diese Grotte, in der schon Johannes Paul II. betete, ist die Keimzelle des Christentums auf der Insel: Erst mit seinem Gebet hier ist Benedikt, der Nachfolger des Petrus, aber auch des Paulus – wie Paul VI. gern betonte – so richtig angekommen auf Malta, da wo alles anfing… (rv)

Papst in der Paulusgrotte auf Malta

Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch auf Malta am Samstagabend die Paulusgrotte besucht. Die Grotte befindet sich in Rabat, eine Ortschaft in der Nähe der Hauptstadt Valletta. Der Völkerapostel Paulus strandete der Tradition nach vor genau 1.950 Jahren und lebte drei Monate lang auf Malta. In der Grotte sagte der Papst:
„Der Aufenthalt des Völkerapostels Paulus ist ein unvergessliches Ereignis für die Geschichte der Insel. Mit seiner Botschaft hat Paulus das Christentum tief verwurzelt und die nationale Identität Maltas geprägt. Auch heute ist diese Insel ein christliches Zeugnis angesichts der vielen Bedrohungen gegen die Heiligkeit des Lebens und die Würde von Ehe und Familie notwendig. Nach wie vor braucht die Gesellschaft grundlegende moralische Werte. Nur sie bilden die Grundlage für echte Freiheit und tatsächlichen Fortschritt. Das gleiche Evangelium, das vor 1.950 Jahren der Apostel Paulus auf der Insel predigte, muss auch heute im Rahmen einer Neuevangelisierung die Menschen zur Umkehr, zu einem neuen Leben und zu einer Zukunft in Hoffnung anhalten."
Nach seiner Ankunft in Rabat betete der Papst zunächst still vor dem Tabernakel in der Kirche. Dann stieg er in die Grotte hinab. Als Geschenk hinterließ er eine silberne Votivlampe und seinen Pileolus, die weiße Kopfbedeckung des Papstes.
Geistigen Vater Maltas
Paulus sei durch seinen durch einen heftigen Sturm erzwungenen Aufenthalt zum geistigen Vater Maltas geworden, sagte der Papst. Er dankte den rund 250 Missionaren für ihre Arbeit, die an dem Gebetstreffen in der Paulusgrotte teilnahmen. Wie der Völkerapostel Paulus verkündeten und bezeugten sie das Christentum in der Welt. Rund um die Kirche in Rabat herrschte Volksfeststimmung. (rv)

Papstpredigt auf Malta im Wortlaut

Liebe Brüder und Schwestern in Jesus Christus,
Maħbubin uliedi! [Meine lieben Söhne und Töchter!]

Ich bin sehr froh, heute mit euch allen hier vor dieser schönen Kirche von Sankt Publius zu sein, um das große Mysterium der Liebe Gottes zu feiern, das in der heiligen Eucharistie sichtbar wird. In dieser Zeit erfüllt die Osterfreude unsere Herzen, weil wir den Sieg Christi feiern, den Sieg des Lebens über Sünde und Tod. Es ist eine Freude, die unser Leben verwandelt und uns mit der Hoffnung auf die Verwirklichung von Gottes Verheißungen erfüllt. Christus ist auferstanden, halleluja!
Ich begrüße den Präsidenten der Republik und seine Gattin, die Vertreter des öffentlichen Lebens dieser geschätzten Nation und alle Einwohner von Malta und Gozo. Ich danke Erzbischof Cremona für seine freundlichen Worte und grüße auch Bischof Grech und Weihbischof Depasquale, Erzbischof Mercieca, Bischof Cauchi und die anderen hier anwesenden Bischöfe und Priester sowie die Gläubigen der Kirche in Malta und Gozo. Seit meiner Ankunft gestern Abend habe ich eine ebenso herzliche Aufnahme erfahren, mit der eure Vorfahren im Jahr sechzig den Apostel Paulus empfingen.
Viele Reisende sind hier im Laufe eurer Geschichte an Land gegangen. Der Reichtum und die Vielfalt der maltesischen Kultur sind ein Zeichen dafür, daß euer Volk einen großen Gewinn aus dem Austausch der Gaben und aus der Gastfreundschaft gegenüber den Besuchern gezogen hat, die über das Meer hierher kamen. Und sie zeigen, daß ihr mit Unterscheidungsvermögen das Beste von dem auszumachen wußtet, was sie zu bieten hatten.
Ich rate euch dringend, auch weiterhin so zu handeln. Nicht alles, was die Welt von heute vorschlägt, ist wert, von den Maltesern angenommen zu werden. Viele Stimmen versuchen uns einzureden, unseren Glauben an Gott und seine Kirche abzulegen und selbst die Werte und Glaubensüberzeugungen zu wählen, nach denen wir leben wollen. Sie sagen uns, daß wir Gott oder die Kirche nicht brauchen. Wenn wir versucht sind, ihnen zu glauben, sollten wir uns an die Episode aus dem heutigen Evangelium erinnern, als die Jünger – alles erfahrene Fischer – sich die ganze Nacht abgemüht, aber nicht einen einzigen Fisch gefangen hatten. Als dann Jesus am Ufer erschien, wies er ihnen die Richtung zu einem so großen Fang, daß sie ihn kaum einholen konnten. Solange sie sich selbst überlassen waren, blieben ihre Anstrengungen erfolglos; als Jesus bei ihnen stand, fingen sie eine gewaltige Menge Fische. Meine lieben Brüder und Schwestern, wenn wir unser Vertrauen auf den Herrn setzen und seinen Lehren folgen, werden wir immer überreichen Lohn erhalten.
Unsere erste Lesung in der Messe heute ist eine Erzählung, die ihr, wie ich weiß, gerne hört, nämlich die vom Schiffbruch des heiligen Paulus vor der Küste von Malta und von seiner herzlichen Aufnahme durch die Menschen dieser Inseln. Beachtet dabei, wie die Schiffsbesatzung, um zu überleben, gezwungen war, die Ladung, die Schiffsausrüstung und sogar den Weizen über Bord zu werfen, der ihre einzige Nahrung war. Paulus hatte sie gedrängt, ihr Vertrauen allein auf Gott zu setzen, während das Schiff von den Wellen hin und her geworfen wurde. Auch wir müssen unser Vertrauen allein auf ihn setzen. Wir sind versucht zu denken, daß die heutige fortgeschrittene Technik all unseren Bedürfnissen entsprechen und uns aus allen Bedrohungen und Gefahren retten kann. Aber so ist es nicht. In jedem Moment unseres Lebens sind wir ganz und gar abhängig von Gott, in dem wir leben, uns bewegen und sind. Nur er kann uns vor Schaden bewahren, nur er kann uns durch die Stürme des Lebens führen, nur er kann uns in einen sicheren Hafen bringen, wie er es für Paulus und seine Begleiter getan hat, die an die Küste Maltas getrieben wurden. Sie taten das, wozu Paulus sie gedrängt hatte, und so kam es, „daß alle ans Land gerettet wurden“ (Apg 27,44).
Mehr als alle Ladung, die wir bei uns tragen können – im Sinn unserer menschlichen Leistungen, unseres Besitzes, unserer Technik –, ist es unsere Beziehung zum Herrn, die den Schlüssel zu unserem Glück und zu unserer menschlichen Erfüllung liefert. Und er beruft uns in eine Beziehung der Liebe. Achtet auf die Frage, die er am Seeufer dreimal an Petrus richtet: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Auf der Basis der bejahenden Antwort des Petrus vertraut Jesus ihm eine Aufgabe an – die Aufgabe, seine Herde zu weiden. Hier sehen wir das Fundament jeglichen pastoralen Dienstes in der Kirche. Unsere Liebe zum Herrn ist es, die jeden Aspekt unseres Predigens und Lehrens, unserer Feier der Sakramente und unserer Sorge für das Gottesvolk prägen muß. Unsere Liebe zum Herrn spornt uns an, alle jene zu lieben, die er liebt, und dankbar die Aufgabe zu übernehmen, seine Liebe den Menschen mitzuteilen, in deren Dienst wir stehen. Während der Passion unseres Herrn hat Petrus ihn dreimal verleugnet. Jetzt, nach der Auferstehung, lädt Jesus ihn dreimal ein, seine Liebe zu bekennen, bietet ihm auf diese Weise Heilung und Vergebung an und überträgt ihm zugleich seine Sendung. Der wunderbare Fischfang machte deutlich, daß die Apostel für den Erfolg ihrer irdischen Unternehmungen von Gott abhängig sind. Das Gespräch zwischen Petrus und Jesus unterstrich, daß sie für die Heilung ihrer geistigen Wunden, der Wunden der Sünde, der göttlichen Barmherzigkeit bedürfen. In jedem Bereich unseres Lebens brauchen wir die Hilfe der Gnade Gottes. Mit ihm vermögen wir alles; ohne ihn können wir nichts tun.
Aus dem Markus-Evangelium kennen wir die Zeichen, welche jene begleiten, die ihr Vertrauen auf Jesus setzen: Wenn sie Schlangen anfassen, wird es ihnen nicht schaden, und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden (vgl. Mk 16,18). Diese Zeichen sind von euren Vorfahren sofort erkannt worden, als Paulus zu ihnen kam. Eine Viper biß sich an seiner Hand fest, er aber schleuderte sie einfach ins Feuer und erlitt keinen Schaden. Er wurde zum Vater des Publius, des Protos der Insel, geholt, und nachdem Paulus gebetet und ihm die Hände aufgelegt hatte, heilte er ihn von seinem Fieber. Von allen Gaben, die im Laufe der Geschichte eures Volkes an diese Küsten gebracht wurden, ist die, welche Paulus brachte, die größte, und es ist euer Verdienst, daß sie sofort angenommen und in Ehren gehalten wurde. Għożżu l-fidi u l-valuri li takom l-Appostlu Missierkom San Pawl. [Bewahrt den Glauben und die Werte, die euch von eurem Vater, dem heiligen Apostel Paulus, überbracht worden sind.] Fahrt fort, den Reichtum und die Tiefe des Geschenkes zu ergründen, das Paulus euch gemacht hat, und sorgt dafür, es nicht nur an eure Kinder weiterzugeben, sondern an alle, denen ihr heute begegnet. Kein Besucher von Malta könnte unbeeindruckt bleiben von der Frömmigkeit eures Volkes, von dem lebendigen Glauben, der sich in euren Festen und in der Schönheit eurer Kirchen und Heiligtümer zeigt. Aber diese Gabe muß mit anderen geteilt, sie muß mitgeteilt werden. Wie Mose das Volk Israel lehrte, sollen die Worte des Herrn „auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Söhnen wiederholen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst“ (Dtn 6,6-7). Das hatte der erste heiliggesprochene Malteser, Dun Ġorġ Preca, gut verstanden. Mit seiner unermüdlichen katechetischen Arbeit, die in jung und alt eine Liebe zur christlichen Lehre und eine tiefe Verehrung für das menschgewordene Wort erweckte, hat er ein Beispiel gegeben, das ich euch dringend zur Nachahmung empfehle. Erinnert euch daran, daß der Austausch der Güter zwischen diesen Inseln und der übrigen Welt ein wechselseitiger Prozeß ist. Prüft sorgfältig, was ihr empfangt, und seht zu, daß ihr mit den anderen teilt, was ihr an Wertvollem besitzt.
In diesem Jahr, das dem Gedenken des großen Geschenks des Priestertums gewidmet ist, möchte ich gern ein besonderes Wort an die hier anwesenden Priester richten. Dun Ġorġ war ein Priester von außergewöhnlicher Demut, Güte, Sanftmut und Großherzigkeit, zutiefst dem Gebet hingegeben und voller Leidenschaft für die Verkündigung der Wahrheiten des Evangeliums. Nehmt ihn euch zum Vorbild und laßt euch von ihm inspirieren, wenn ihr euch bemüht, die Sendung zu erfüllen, die ihr empfangen habt, nämlich die Herde des Herrn zu weiden. Erinnert euch auch an die Frage, die der Auferstandene dreimal an Petrus richtete: „Liebst du mich?“ Das ist die Frage, die er einem jeden von euch stellt. Liebt ihr ihn? Habt ihr den Wunsch, ihm mit der Gabe eures ganzen Lebens zu dienen? Möchtet ihr andere dazu führen, ihn zu kennen und zu lieben? Habt mit Petrus den Mut zu antworten: „Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe“, und nehmt dankbaren Herzens die schöne Aufgabe an, die er euch zugedacht hat. Die den Priestern anvertraute Sendung ist wirklich ein Dienst an der Freude, an der Freude Gottes, die in der Welt Einzug halten möchte (vgl. Homilie, 24. April 2005).
Wenn ich nun um mich herum auf die große Menschenmenge blicke, die hier in Floriana zu unserer Eucharistiefeier versammelt ist, kommt mir die Szene in den Sinn, die in unserer heutigen zweiten Lesung beschrieben ist und in der zehntausendmal Zehntausende und tausendmal Tausende ihre Stimmen zu einem einzigen großen Lobgesang vereinten: „Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit“ (Offb 5,13). Fahrt fort mit diesem Gesang, singt ihn zum Lob des auferstandenen Herrn und als Dank für seine vielfältigen Gaben. Mit den Worten des heiligen Paulus, des Apostels von Malta, beschließe ich an diesem Morgen meine Worte an euch: „L-imħabba tiegħi tkun magħkom ilkoll fi Kristu Ġesù“ [„Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus“] (1 Kor 16,24).
Ikun imfaħħar Ġesù Kristu! [Gelobt sei Jesus Christus!] (rv)

Protestanten auf Malta: „Auch wir werden Flaggen schwingen“

Für eine Nacht der Nachbar des Papstes: Wilfried Steen wohnt in Rabat nur wenige Schritte von der Nuntiatur entfernt, in der sein Landsmann Benedikt die Nacht von Samstag auf Sonntag verbringt. Allerdings – Steen ist Protestant. Er leitet die deutsche protestantische Gemeinde auf Malta. Und trotzdem freut er sich über den Besuch aus Rom und plant dazu sogar eine Art ökumenischer Gartenparty. Stefan Kempis sprach mit ihm über die Nähe der meisten Malteser zur katholischen Kirche – und ob er das nicht manchmal mit Befremden sieht.
„Nein – eigentlich mit Bewunderung. Ich erlebe nämlich hier als evangelischer Pfarrer eine ausgeprägt ökumenische Arbeit der katholischen Kirche und sehe mich hier als Vertreter einer kleinen Minderheit doch sehr akzeptiert und angenommen, auch von meinen katholischen Amtsbrüdern. Ich glaube, dass hier ein großes Selbstbewusstsein der katholischen Kirche dabei hilft, „Andersgläubigen" im ökumenischen Verbund die Tür zu öffnen und zu sagen: Jawohl, ihr seid ein bisschen anders als wir, aber ihr seid unsere Geschwister!"
Das ist aber in anderen sehr katholischen Gegenden, etwa in Polen, nicht so…
Nein."
Wie erklären Sie sich, dass hier in Malta funktioniert, was anderswo nicht immer klappt?
„Ich glaube, es funktioniert hier deshalb, weil es in der Vergangenheit in der Geschichte dieses Volkes nie solche Auseinandersetzungen auch um die konfessionellen Fragen gegeben hat: Malta war ja immer eindeutig ein katholisches Land und ist das auch noch heute. Und das hilft, glaube ich, sehr, sich zu öffnen und zu sehen, dass es neue Bewegungen gibt, dass wir als Kirche eigentlich an einem Strange ziehen."
Als deutscher Besucher kann man im Moment in Valletta das Gefühl haben, hier wird jetzt mit dem Papst noch einmal Paulus und die große Belagerung des 16. Jahrhunderts sozusagen nachgespielt…
„Sie haben natürlich nicht unrecht, dass das manchmal etwas skurril wirkt. Aber eigentlich hat das etwas sehr Liebenswertes, das man sich so zu seiner eigenen Geschichte bekennt – und ich glaube, das macht die Malteser sehr selbstbewusst."
Haben Sie Verbindungslinien zum Papstbesuch?
„Wir werden natürlich hier im Haus, weil wir hier ganz nah dran sind und der Papst hier vorbeifährt, dazu beitragen, dass er eine freundliche Begrüßung hat… Wir werden hier mit unserer deutschen Flagge ein Zeichen setzen und werden auch entsprechend alles schmücken. Wir treffen uns hier als protestantische Gemeinde, aber auch die katholische deutsche Gemeinde: Wir versammeln uns hier, trinken gemeinsam Kaffee, vergnügen uns – und warten darauf, dass der Papst vorbeifährt. Benedikt fährt hier durch unsere Strasse, und das werden wir natürlich nutzen, um als evangelische und katholische Deutsche hier zu stehen und Flaggen zu schwingen und ihn mit Hallo auch auf seinem Weg zu begleiten!" (rv)