Niedersachsen: „Konkordatsneuerung zeigt gegenseitige Wertschätzung“

Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland sieht eine Trennung von Staat und Kirche vor. Umso wichtiger ist der Dialog zwischen der Kirche und der Politik, findet die Landesregierung Niedersachsens und hält beständig an dem 1965 unterzeichneten Niedersachsenkonkordat fest, das die Beziehungen zwischen Land und Kirche in Einvernehmen regelt. Von dieser Regelung betroffen ist besonders auch das Schulwesen. Vergangene Woche wurde in Hannover eine Änderung im Abkommen unterzeichnet. Es geht um katholische Schulen in den Diözesen Hildesheim, Münster und Osnabrück. Der Leiter des Katholischen Büros in Hannover, Professor Felix Bernhard, beschreibt im Gespräch mit Radio Vatikan diese Neuerungen folgendermaßen:

„Das Epochale an der Neuerung des Konkordates ist, dass man an einem Schulstandort, nämlich in Osnabrück, ein im Aufbau befindliches staatliches Gymnasium in die Trägerschaft der bischöflichen Schulstiftung übernimmt. Das ist etwas total Neues, die Übernahme einer staatlichen Schule in die Trägerschaft der Kirche. Finanzierungsfragen spielen dabei natürlich immer auch eine Rolle. Es handelt sich also um die Weiterentwicklung des Schulwesens in Niedersachsen, die konkordatär begleitet wird. Das Konkordat dient dabei als vertragsrechtliche Grundlage, schafft Klarheit und beidseitige Absicherung."

An dieser bestehenden Basis halten die Unterzeichnenden, der Heilige Stuhl und das Land Niedersachsen, auch angesichts der Neuerungen fest, betont Professor Bernhard. Aus der langen Tradition ihrer Zusammenarbeit heraus:

„Das Niedersachsenkonkordat ist ja nach dem Reichskonkordat das erste Konkordat, das wieder mit einem Bundesland in Deutschland geschlossen wurde. Einmal hat es damit die föderale Struktur unterstrichen. Von Anfang an hat aber auch das Schulwesen dabei einen wichtigen Platz eingenommen. Und in Gegenseitigkeit, in partnerschaftlichem, freundschaftlichem Geist soll die Ausgestaltung des Schulwesens, wie es im Konkordat heißt, weiter vorgenommen werden. In diesem Kontext ist auch die jetzige Vertragsneuregelung einzuordnen."

Mit der Unterzeichnung des Niedersachsenkonkordates durch Ministerpräsident Georg Diederichs und dem Apostolischen Nuntius Corrado Bafile am 26. Februar 1965 wurden die rechtlichen Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und dem Land Niedersachsen auf eine vertragliche Grundlage gestellt. Seit den sechziger Jahren gibt es in Niedersachsen damit die so genannten Konkordatsschulen: Katholische Schulen in der Trägerschaft der Bistümer. (rv)

Vatikan: Erste Sitzung der Medjugorje-Kommission

Eine Vatikan-Kommission hat mit der Untersuchung des Wallfahrtsortes Medjugorje in Bosnien-Herzegowina begonnen. Das bestätigt der Pressesaal des Heiligen Stuhls. In Medjugorje soll es seit 1981 zu häufigen Marienerscheinungen kommen; der Vatikan will vor allem die Seelsorge vor Ort für die zahlreich nach Medjugorje strömenden Pilger und Neugierigen sicherstellen. Um ein Urteil zur Echtheit der angeblichen Erscheinungen geht es der Kommission zunächst einmal nicht. Vorsitzender des Gremiums ist der italienische Kardinal Camillo Ruini; es traf sich am 26. März zu einer ersten Sitzung. Zu den Mitgliedern der Kommission gehören von Kurienseite u.a. die Kardinäle Josef Tomko und Julian Herranz sowie Erzbischof Angelo Amato. Aus Bosnien bzw. Kroatien sind die Kardinäle Vinko Puljic von Sarajewo und Josip Bozanic von Zagreb mit dabei. (rv)

USA: „Ratzinger hat verstanden worum es geht“

US-amerikanische Medien greifen in jüngster Zeit vermehrt den Papst an. Dabei werden immer wieder einzelne Missbrauchsfälle diskutiert, die belegen sollen, dass der Papst angeblich persönlich Verantwortung trage für Wegsehen und Vertuschen. Dass dies eine völlige Fehleinschätzung sei, das betonte in einem Interview mit Radio Vatikan der Erzbischof von Atlanta, Wilton Gregory, der in seiner Amtszeit als Präsident der Bischofskonferenz des Landes von 2001 – 2004 viel mit dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger zu tun hatte.

„Die Kurienmitarbeiter haben bei meinen Besuchen schwierig zu beantwortende Fragen gestellt, genau so, wie es ihre Aufgabe war; es ist ihre Verantwortung, diese Sichtweise einzunehmen. Aber ich muss auch sagen, dass derjenige, der die Tragweite dieses Problems am besten verstanden hat und uns in unseren Aufklärungsbemühungen am klarsten unterstützt und zum Weitermachen ermutigt hat, Kardinal Ratzinger gewesen ist.“

Der einzige Weg, Vertrauen bei den Gläubigen wieder zu gewinnen, sei die klare Versicherung, dass kein Priester, gegen den es glaubwürdige Vorwürfe des Missbrauchs gebe, in der Seelsorge arbeitet. Es sei den Bischöfen in den USA in ihren Aufklärungsbemühungen immer darum gegangen, den Schutz der Kinder in den Vordergrund zu stellen.

„Während meiner dreijährigen Amtszeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz war ich dreizehn Mal in Rom, und bei fast jedem Mal hatte ich ein privates Treffen mit Kardinal Ratzinger. Er hat uns Bischöfen die Unterstützung und Ermutigung gegeben, die uns ermöglicht haben, auf unserem Weg weiter voran zu gehen.“ (rv)

Programm der Papstreise nach Malta (17./18.04.2010)

Programm der Papstreise

Samstag, 17. April 2010

Rom
15.25 Abflug vom Internationalen Flughafen „Leonardo da Vinci“, Fiumicino (Rom) nach Malta

Luqa
17.00 Begrüßungszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Malta in Luqa Ansprache des Hl. Vaters

La Valletta
18.15 Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik im Palast der Großmeister in La Valletta Ansprache des Hl. Vaters

Rabat
19.45 Besuch der Grotte des Hl. Apostels Paulus in Rabat Gebet und Grußworte des Hl. Vaters

Sonntag, 18. April 2010

Floriana
10.00 Hl. Messe auf dem „Piazzale dei Granai“ in Floriana Predigt des Hl. Vaters Regina Caeli Worte des Hl. Vaters

Rabat
13.00 Mittagessen mit den Bischöfen von Malta und dem Päpstlichen Gefolge in der Apostolischen Nuntiatur von Rabat
16.00 Abschied von der Apostolischen Nuntiatur in Rabat

Kalkara
16.45 Bootsfahrt vom Hafen von Kalkara zum Großen Hafen von La Valletta

La Valletta
17.15 Treffen mit den Jugendlichen im Großen Hafen von La Valletta Ansprache des Hl. Vaters

Luqa
18.40 Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Malta in Luqa Ansprache des Hl. Vaters
19.10 Abflug vom Internationalen Flughafen von Malta in Luqa nach Rom

Rom
20.45 Ankunft auf dem Flughafen von Ciampino (Rom)

(vh)

Vatikan: Richtlinien zu Missbrauch veröffentlicht

Bei Fällen von sexuellen Übergriffen auf Kindern und Jugendlichen durch Kleriker sollen „immer“ die Behörden eingeschaltet werden. Das steht in Vatikan-Richtlinien, die an diesem Montag auf der Homepage des Heiligen Stuhls veröffentlicht worden sind. In den schwersten Fällen kann der Papst einen Täter-Priester gleich laisieren, auch wenn noch kein kanonisches Urteil vorliegt, so die Richtlinien. Vatikansprecher Pater Ciro Benedettini präzisierte, das jetzt veröffentlichte Regelwerk sei nicht neu, sondern stamme von 2003. Es werde jetzt veröffentlicht, um „die vom Papst gewünschte absolute Transparenz“ deutlich zu machen. Bei Übergriffen auf Erwachsene gelten andere Normen.

Vieles ist eigentlich schon bekannt von dem, was in den jetzt veröffentlichten Richtlinien steht. Immerhin findet sich dort aber ganz klar der – an den verantwortlichen Ortsbischof gerichtete – Satz: „Das bürgerliche Gesetz, das die Anzeige von Verbrechen bei den Behörden betrifft, soll immer befolgt werden.“

Die Glaubenskongregation hat – so wird in den Richtlinien deutlich – mehrere Optionen, wenn ihr ein Missbrauchsfall zur Kenntnis gelangt. Je nach der Schwere der Vorwürfe kann sie entweder den Ortsbischof ermächtigen, selbst vor einem lokalen Kirchengericht einen Strafprozess durchzuführen; in diesem Fall kann der Beschuldigte gegen sein Urteil Revision bei der Glaubenskongregation einlegen. Oder die Kongregation kann im entsprechenden Bistum einen Verwaltungsprozess anstoßen: Werden dabei kanonische Strafen verhängt, darf der Beschuldigte ebenfalls bei der Kongregation dagegen Berufung einlegen. „Die Entscheidung, die die Kardinalsmitglieder der Glaubenskongregation dazu fällen, ist endgültig“, so die Richtlinien.

Und dann eine interessante weitere Regelung: „In wirklich schwerwiegenden Fällen, also wenn ein ziviles Gericht einen Priester wegen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt hat oder wenn es evidente Beweise gibt, kann die Glaubenskongregation den Fall direkt dem Heiligen Vater unterbreiten – mit der Bitte, dass der Papst ein „ex-ufficio“-Dekret für die Zurückstufung in den Laienstand erlässt. Gegen ein solches päpstliches Dekret ist keine kanonische Berufung möglich.“ Wenn beschuldigte Priester selbst um Dispens vom Priesteramt bäten, dann „genehmigt der Heilige Vater das um des Wohles der Kirche willen“, so der Text wörtlich. Von „Vertuschung“ oder von „Geschwätz“ ist in dem Regelwerk keine Rede. (rv)

Deutsche Übersetzung der Vatikan-Richtlinien bei kath.net  <<<hier>>>

Essener Bischof: Kirche in der Krise

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat Vorwürfe zurückgewiesen, der Papst schweige zum Thema sexueller Missbrauch durch Geistliche. In der ARD-Talkshow „Anne Will“ meinte Overbeck am Sonntag Abend, an der Haltung Benedikts zum Thema Missbrauch könne es keinen Zweifel geben.
„Der Papst selber hat von Anfang an immer deutlich gemacht, dass es ihm darum geht zu sagen: Missbrauch ist ein Verbrechen, ist Todsünde, und wir müssen alles tun, um es aufzuklären. Wenn Sie allein lesen, was er während seines Pontifikats zu diesem Thema gesagt hat, ist seine Botschaft sehr eindeutig – bis hin zu seinen Gesprächen mit Missbrauchsopfern in Australien und in den USA.“

Overbeck unterstrich in der teilweise hitzigen Debatte, Benedikt XVI. übe „ein universales Amt für die ganze Kirche“ aus. „Das müssen auch wir Deutschen lernen“, so der Bischof. Es stimme allerdings, dass seine klare Botschaft gegen Missbrauch in Deutschland derzeit nicht gehört werde.
„Ich glaube, sie verfängt deswegen nicht, weil wir in eine Krise in der deutschen Kirche geraten sind, die sehr damit zu tun hat, dass Priester das Vertrauen der Menschen gebrochen haben: dadurch, dass sie sich durch sexuelle Taten an ihnen vergangen haben und damit ihre Macht mißbraucht haben, die dafür da ist, dass Menschen Vertrauen gewinnen. Wenn das nicht geschieht, haben wir als Priester und Bischöfe ein großes Problem – und dieses Problem haben wir zur Zeit.“

Auf die Frage, warum die Krise vor allem dem Papst angelastet wird, meinte Overbeck:
„Die wird dem Papst nicht alleine angelastet; er ist derjenige, der als Oberhaupt unserer Kirche der oberste Sprecher ist. Sie ist gleichzeitig eine Krise, die auch uns Bischöfen angelastet wird, und sie ist in vielfacher Weise eine Krise des Vertrauens in die vielen Priester, die gut ihren Dienst tun.“
Deutlich distanzierte sich der Essener Oberhirte von der Solidaritätsbekundung von Kardinal Angelo Sodano an die Adresse des Papstes. Der Dekan des Kardinalskollegiums hatte am Ostersonntag das – so wörtlich – derzeitige „Geschwätz“ zurückgewiesen. Overbeck dazu:
„Dafür ist die Sache viel zu ernst – dafür ist jedes Opfer ein Opfer zuviel… Ich habe für mich – weil mich auch Journalisten gefragt haben – deutlich gesagt, dass ich das für mich und unser Bistum in keinster Weise unterstütze. Wenn ich das italienische Wort für das, was mit „Geschwätz“ übersetzt wird, nehme, dann ist das auch ein „Vielreden“. Wenn das gemeint ist, dann ist es durchaus nicht ganz unwahr.“ (rv)

Gemmingen: „Wir regen uns über Nebensächlichkeiten auf“

Vor fünf Jahren – am 19. April 2005 – wurde der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger zum 265. Nachfolger des Apostel Petrus gewählt. Hautnah dabei war auch der damalige Redaktionsleiter der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan, P. Eberhard von Gemmingen. In unserem Wocheninterview hat ihn Mario Galgano gefragt, welche Zwischenbilanz zu Benedikts Amtsführung zu ziehen gibt.

„Zunächst gab es ja einen großen Sturm der Begeisterung in Deutschland mit dem Slogan „Wir sind Papst" und dann kam der Papst auch noch nach Köln und Bayern und man hat sich große Hoffnungen gemacht. Und die andere Seite hat kritisiert, „um Gottes Willen Ratzinger". Und beides war meiner Ansicht nach sehr oberflächlich. Die einen haben gejubelt, weil man dachte, jetzt ist Deutschland eben vorgerückt und die anderen haben protestiert, weil sie meinten, Ratzinger oder Benedikt sei eben entsetzlich konservativ. Das heißt die öffentliche Wahrnehmung ist fast immer wahnsinnig oberflächlich und vor allem ist sie im deutschen Sprachraum auch anders als anderswo. Und das muss man sich völlig klar machen, dass, was uns deutschsprachige sehr bewegt – die Piusbruderschaft, die tridentinische Messe – das wird in anderen Weltteile, und zwar in den allerallermeisten Weltteilen, überhaupt nicht wahrgenommen. Das heißt, wir regen uns zum Teil auf über Nebensächlichkeiten und es gibt viel wichtigeres, was der Papst tut und sagt und er wird von anderen, von Christen in anderen Ländern auch ganz anders wahrgenommen als im deutschen Sprachraum."

Was ist denn Ihrer Meinung nach so die Hauptbotschaft, die der Papst in diesen fünf Jahren weitergetragen hat – sozusagen der rote Faden seines Pontifikats?

„Ich glaube er hat das Stichwort selber gegeben am Tag bevor das Konklave losging, das ihn dann gewählt hat, nämlich mit dem Wort „Diktatur des Relativismus" – also er sagt glaube ich, das ist meine Interpretation, in unserer heutigen Welt haben wir die Tendenz, nichts mehr als verbindlich, wahr, gut und sicher anzusehen. Alles wird als vergänglich angesehen, im Sinne „von heute glauben wir so, morgen werden wir anders glauben", „heute ist dies wahr, morgen wird etwas anderes wahr sein" – die Diktatur des Relativismus. Und nachdem er aber nun nicht kritisieren will, macht er es umgekehrt: Er zeigt eben auf, was Glaube ist und was der Glaube bedeutet für die Welt – auch in dem Weltauftrag und es kommt besonders zum Zug in seinen Enzykliken „Deus caritas est", Gott ist die Liebe und „Spe salvi", über die Hoffnung und dann auch in der Sozialenzyklika. Also ich meine seine guten, positiven, aufbauenden Botschaften gibt es, aber weil die Presse und die Medien meistens oberflächlich sind, wird das zu wenig wahrgenommen. Und der Vatikan hat es auch noch nicht geschafft, die konstruktiven Botschaften des Papstes so der Welt zu präsentieren, dass sie wahrgenommen werden."

Sie waren in diesen fünf Jahren Benedikt meistens in Rom, im Vatikan selber – jetzt sind Sie seit einiger Zeit außerhalb des Vatikans. Wie hat sich Ihre Sicht gegenüber dem Papst verändert?

„Die Sicht hat sich vor allem deswegen jetzt verändert, weil ich seit Anfang des Jahres hier bin und seit Anfang des Jahres haben wir die Missbrauchsvorwürfe gegen Priester. Und dadurch wird natürlich alles noch einmal besonders davon gefärbt. Also ich meine, das was wir Deutsche jetzt tun, nämlich wirklich zu sagen, wir müssen den Opfern versuchen Gerecht zu werden, indem wir sie zur Sprache bringen können. Wir dürfen nicht unser System oder die Kirche verteidigen, auch wenn die Medien ungerecht sind. Aber zunächst müssen wir den Sturm ertragen, hinnehmen und uns den Opfern zuwenden. Es war bei uns die Rede von der kopernikanischen Wende, nämlich dass man sich nicht mehr dem Schutz der Einrichtung der Kirche zuwendet, sondern der Hilfe für die Opfer. Und zwar nicht aus pragmatischen Gründen, sondern grundsätzlich – das Evangelium fordert, dass das Opfer, dass der Geschlagene, der Getretene in den Mittelpunkt gestellt wird – das ist Jesus Christus und nur wenn wir das tun, tun wir das, was Jesus täte – er würde auch nicht die Jünger verteidigen, wenn die Jünger etwas Böses tun, würde er nicht sagen „Na ja die Jünger sind schwache Leute" – sondern er würde zunächst mal den Angegriffenen verteidigen. Und das müsste glaube ich in der gesamten Weltkirche noch deutlicher geschehen. Aber Papst Benedikt hat ja da auch sehr deutlich gesprochen. Er ist für die totale Aufklärung, für Konsequenzen etc.. Nur es gibt so viele Stimmen – und dann geht die Stimme des Papstes zum Teil auch unter. Wir deutschsprachige sind in der Gefahr, aber in der Gefahr sind alle, dass man nur den Blickwinkel sieht, der einen selbst betrifft. Für die Afrikaner, Asiaten, Lateinamerikaner oder auch Nordamerikaner sieht die Kirche ganz anders aus – da spielen also gerade die Gespräche mit der Pius-Bruderschaft oder die Liturgiereform der tridentinischen Messe fast gar keine Rolle. Und dummerweise konzentrieren wir uns hier in Mitteleuropa oft nur auf diese Sachen, die uns mehr oder weniger ärgern, aber es ist eine sehr sehr einseitige Sicht und wer mit etwas mehr Informationen nach Rom schaut, der kriegt auch ein anderes Bild." (rv)

Vatikan/USA: „Kardinal Ratzinger hatte richtig gehandelt“

Der Anwalt des Heiligen Stuhls in den USA hat einen Bericht der Agentur associated press zurückgewiesen. Am Freitag behauptete ap, Papst Benedikt XVI. habe in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation in den 80er Jahren viel Zeit verstreichen lassen, als ihm die Entlassung eines katholischen Priesters wegen mehrerer Missbrauchsfälle an Kindern angetragen wurde. Dabei verwies die Nachrichtenagentur auf Dokumenten aus dem Vatikan hin. Darin ersuchte der Bischof von Oakland, John Cummins, den Vatikan im Juni 1981 erstmals, den Priester Stephen Kiesle aus dem Kirchendienst zu entlassen.

Der US-Anwalt des Heiligen Stuhls, Jeffrey Lena, konnte nicht feststellen, ob es sich bei den veröffentlichten Dokumenten um echte Vatikanpapiere handelt. Der Anwalt verweist aber darauf, dass auch in den von ap veröffentlichten Schreiben kein Hinweis nachzulesen sei, dass der damalige Präfekt der Glaubenskongregation dem Wunsch des Bischofs von Oakland nicht stattgegeben habe. Cummins kam in dem Schreiben vom Februar 1982, das an Kardinal Joseph Ratzinger gerichtet war, auf den Fall Kiesle zurück und beharrte darauf, dass der Geistliche entlassen werden müsse. Kiesle wurde dann zwei weitere Jahre später aus dem Kirchendienst entlassen.

Der Vatikan wies diese neuen Vorwürfe gegen den Papst zurück. Kardinal Ratzinger hat den Fall Stephen Kiesle aus Kalifornien nicht gedeckt. Vielmehr habe der heutige Papst, wie auch aus dem Briefwechsel klar ersichtlich sei, „einzig darum gebeten, die Sache gründlicher zu untersuchen zum Wohl aller Beteiligten.“ Das sagte der Vizepressesprecher des Vatikans, P. Ciro Benedettini. (rv)

Vatikan: Papstreise auf Zypern

Inzwischen wurde das Programm der apostolischen Reise nach Zypern bekannt gegeben. Benedikt XVI. wird am 4. Juni zunächst im Ausgrabungsgebiet von Paphos in der Kirche von Agia Kiriaki Chrysopolitissa einen ökumenischen Gottesdienst feiern. Nach einem Besuch beim Präsidenten der Republik am nächsten Tag, sowie dem Zusammentreffen mit der katholischen Gemeinschaft und dem Erzbischof von Zypern wird er abends die Heilige Messe in der Kirche des Heiligen Kreuzes von Nicosia zelebrieren. Am Sonntag, den 6. Juni, wird Papst Benedikt dann zum Ende seiner apostolischen Reise die Heilige Messe feiern, sowie die maronitische Kathedrale in Zypern besuchen. (rv)

Papst: „Pius XII. war barmherzig“

Pius XII. war ein barmherziger Papst. Das hat Benedikt XVI. über ihn am Freitagabend gesagt. Benedikt sah in Castel Gandolfo einen Film über Pius XII.(1939-1958). Papst Benedikt XVI. würdigte die Rolle Pius XII. insbesondere während des Zweiten Weltkriegs. Der Pacelli-Papst sei in dieser schweren Zeit ein „Vater für alle" gewesen. Der Papst habe für die Rettung Roms und vieler Verfolgter in den Jahren 1943 und 1944 eine „fundamentale Rolle" gespielt. Wie der vatikanische Informationsdienst berichtete, handelt es sich beim Film um eine Vorabschau der internationalen Produktion „Unter dem Himmel Roms". Der Film spielt in der italienischen Hauptstadt zur Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Er schildert unter anderem die Hilfsmaßnahmen Papst Pius' XII. für verfolgte Juden. Benedikt sagte über seinen Vorgänger:

„Pius XII. war der Papst unserer Jugendzeit. Mit seinem tiefen Wissen hat er den Menschen seiner Zeit viel weitergegeben. Damit zeigte er den Weg der Wahrheit. Und mit seiner Weisheit hat er der Kirche die Richtung in das dritte Jahrtausend gezeigt. Insbesondere liegt mir am Herzen, Pius XII. als den barmherzigen Papst in Erinnerung zu behalten. Das war er in einer sehr schwierigen Zeit."

Der Pacelli-Papst wird im Spielfilm von dem 70-jährigen US-amerikanischen Schauspieler James Cromwell verkörpert, der 2006 schon in einem Film über Papst Johannes Paul II. (1978-2005) mitspielte. (rv)