Kolumbien: Priester tot aufgefunden

Im Nordwesten des Landes ist ein Pfarrer in seinem Pfarrhaus tot aufgefunden worden. Die Polizei untersucht seine Todesumstände und geht bislang von Mord aus: Allerdings habe der Verstorbene vor seinem Tod weder Drohungen erhalten, noch gebe es bislang Hinweise auf einen Einbruch. Die Region Uraba, in der Pater Roman de Jesus Zapata starb, ist eine der gewalttätigsten in ganz Kolumbien, vor allem rechte Paramilitärs machen sie unsicher. Erst am 20. März ist in der Hauptstadt Bogota ein Salesianerpater ermordet worden. (rv)

Papstsprecher: „Weg für innere Reinigung ist bereitet“

 

Der Vatikan sieht die einzelnen Länder und Bischofskonferenzen in Sachen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle auf einem guten Weg. In seinem Kommentar für Radio Vatikan anlässlich des Beginns der Karwoche äußert sich Papstsprecher Pater Frederico Lombardi zuversichtlich, dass die vom Papst in seinem Hirtenbrief an die Katholiken in Irland intendierten Werke der „Heilung und Erneuerung" Früchte tragen werden.

Es sei kein Wunder, dass die Missbrauchsfälle in den letzten Wochen und Monaten in den Medien eine solch gewaltige Aufmerksamkeit erfahren hätten, so Lombardi. Er unterstreicht, dass es nun an der Kirche sei, Buße zu tun und gegenüber den Opfern Abbitte zu leisten. Nur so könne wirkliche Gerechtigkeit entstehen und die dringend nötige innere Reinigung stattfinden.

Gleichzeitig lobt Lombardi die Aufklärungsbemühungen in den einzelnen Ländern. Die vielfach erneuerten Richtlinien, unter anderem in Deutschland und Österreich, seien positive Zeichen. Auch die Kirche in den USA habe eine gute Richtung eingeschlagen – nicht erst seit der dort verabschiedeten ‚Charta zum Schutz von Kindern und jungen Menschen’. Die meisten der neu gemeldeten Missbrauchsfälle würden mittlerweile Geschehnisse vor über dreißig Jahren betreffen.

Dieses Faktum unterstreicht Lombardi ausdrücklich, gerade im Angesicht gegenteiliger Medienberichterstattung in den letzten Wochen. Den Brief von Benedikt XVI. an die irischen Katholiken wertet er als einen entschlossenen Schritt, der den Aufklärungswillen des Papstes bezeuge. Benedikt habe mit dem Schreiben seine Autorität in dieser Angelegenheit gestärkt und den Weg für eine zukünftige Linie vorgegeben, die sich an den Parametern „Heilung, Erneuerung und Wiedergutmachung" orientiere. (rv)

D: „Unaufgeregt und aufmerksam Vertrauen wieder gewinnen“

Seit etwa acht Wochen wird in den deutschsprachigen Kirchen und in den Medien über Missbrauch gesprochen – seit einigen Wochen auch über den Umgang der Kirche mit Öffentlichkeit und den Umgang der Medien mit der Kirche. Der Medienbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Rottenburg Stuttgart, Gebhard Fürst, zieht gegenüber Radio Vatikan einige Lehren aus den letzten Wochen:
„Ich habe gelernt oder eine Lernerfahrung bestätigt bekommen, dass wir auf Dinge, die in der Gesellschaft aufkommen, sehr zeitnah reagieren müssen. Wir müssen uns sehr früh in ein konstruktives Gespräch einklinken, damit wir im Gespräch an diesem Medienereignis beteiligt und damit verwoben sind.“
Es sei eine Medienkampagne gegen die Kirche gestartet worden, hat man in den vergangenen Tagen immer wieder mal gehört. Bischof Fürst sieht das differenzierter:
„Ich finde, dass es eine Atmosphäre ist, die sehr angespannt ist, voll hoher Erwartungen vieler Medien an die Kirche hinsichtlich sehr intensiver Mitarbeit, Kommunikationsarbeit, Interviews. Ich sehe aber auch, dass das eine sehr unterschiedliche Landschaft ist. Ich erlebe Medien und einzelne Redakteure und Journalisten, die sehr fair mit der Situation umgehen. Ich erlebe aber auch andere, die eine vorgefertigte Meinung haben, die in einer gewissen Ideologie verankert ist, in welche die ganzen Informationen hinein genommen werden. Es gibt einen breiten Fächer von verschiedenen Reaktionsweisen.“
Die derzeitige Krise der Kirche betreffe aber nicht nur den Umgang mit Missbrauch, so Fürst:
„Wir haben eine große Vertrauenskrise in der katholischen Kirche in Deutschland. Es ist meine große Sorge, dass wir in unserer Verkündigung dadurch ins Leere laufen. Deshalb müssen wir in der Zukunft relativ unaufgeregt, aber mit großer Aufmerksamkeit schauen, wie wir dieses verlorene Vertrauen bei vielen Leuten wieder zurückgewinnen können. Je weiter weg die Menschen von der Kirche sind, umso geringer ist das Vertrauen geworden. Und dann erreichen wir sie kaum und können nur ganz, ganz schwer, wenn überhaupt, Vertrauen zurück gewinnen.“ (rv)

Italien: Politiker verteidigen den Papst

Zwei Tage vor Beginn der Regionalwahlen in Italien betonen führende Politiker der Mitte-Rechts-Parteien ihre Nähe zum Papst. Außenminister Franco Frattini, der der Partei „Volk der Freiheit" von Ministerpräsident Silvio Berlusconi angehört, verteidigt Benedikt XVI. gegen den Vorwurf, er habe Fälle sexuellen Missbrauchs vertuscht. Auf seiner Homepage spricht Frattini von „skandalösen Attacken". Auch der Bürgermeister von Rom, Gianni Alemanno, weist den „furchtbaren Angriff" auf den Papst zurück; Alemanno gehört ebenfalls zu Berlusconis Partei, vorher war er Mitglied der rechtsnationalen „Alleanza Nazionale". Der Spitzenmann der christdemokratischen „UDC", Pierferdinando Casini, sieht in den Vorwürfen gegen den Papst ein Manöver gegen die Kirche. – Derweil rückt das Thema Missbrauch nun auch in Italien immer mehr in den Mittelpunkt des Medieninteresses. Die linke Tageszeitung „La Repubblica" hat eine Landkarte der bisher bekannten Missbrauchsfälle an kirchlichen Einrichtungen in Italien veröffentlicht. Die Zeitschrift „L`Espresso" hat mehr als vierzig Vergehen von Geistlichen zwischen der Toskana und Südtirol recherchiert. (rv)
 

Vatikan: Dokumente der Vatikan Bibliotheken online verfügbar

Wichtige Texte, die bisher in den Bibliotheken des Vatikan in Papierform verfügbar waren, werden nun online zur Verfügung gestellt. Unter www.vatican.va können diese unter „testi fondamentali" (Grundlagentexte) eingesehen werden. Es geht um sämtliche Sammlungen der Akten des Heiligen Stuhls (ASS) und der Akten des Apostolischen Stuhls (AAS), konkret sind dies die Sammlungen von 1865 bis 2007 im PDF-Format, also die amtlichen Akten des Heiligen Stuhls aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. – Ferner werden die 12 Bände der Actes et Documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre Mondiale (Akten und Dokumenten des Heiligen Stuhls aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges) online gestellt. Letzteres ist eine von vier Jesuiten unter Paul VI. 1965 zusammengestellte Sammlung von Dokumenten zu Pius XII. (rv)

Vatikan: Medienberichte über Kardinal Ratzinger zurückgewiesen

Der Vatikan hat US-amerikanische Medienberichte zurückgewiesen, Kardinal Joseph Ratzinger habe als Leiter der Glaubenskongregation einen Missbrauchsfall in der Erzdiözese Milwaukee „verheimlicht". Father Lawrence Murphy soll zwischen 1950 und 1974 an einer Gehörlosenschule rund hundert Kinder missbraucht haben. Die Vergehen von Pater Murphy seien der Glaubenskongregation erst 1996 gemeldet worden, stellte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Donnerstag in einer Erklärung klar. Hintergrund der Anschuldigungen ist die Behauptung der Zeitung „The New York Times" von diesem Mittwoch, aufgrund kirchlicher Vorschriften sei eine Weiterleitung des Falls an die staatlichen Behörden untersagt gewesen. Der Vorgang sei 1996 nach Rom gemeldet worden, so Pater Lombardi weiter, weil mit ihm auch ein Verstoß gegen das Beichtgeheimnis verbunden war. Mit Blick auf das Alter und die angeschlagene Gesundheit des Geistlichen habe der Vatikan dann auf eine kirchliche Strafe, etwa die Versetzung in den Laienstand, verzichtet. Rom habe die Erzdiözese Milwaukee gebeten, geeignete Maßnahmen gegen den Geistlichen zu verfügen, der damals bereits in Klausur lebte und vier Monate später starb. – Eine Meldepflicht für alle Missbrauchsfälle an die vatikanische Glaubensbehörde war erst im Jahr 2001 auf Drängen Ratzingers für die Weltkirche verfügt worden. (rv)

Haiti: Voodoo und der Krieg der Religionen

Dass im Januar in Haiti die Erde gebebt hat, daran ist Voodoo schuld. Sagen viele US-Protestanten, etwa der Fernsehprediger Robertson. Wohl noch nicht einmal der Islam hat einen so üblen Ruf im Westen wie Voodoo, die Religion Haitis. Was ist davon zu halten? Das erklärt uns Dimitri Bechack, ein Anthropologe und Ethnologe aus Paris

„Voodoo ist eine Religion, die ursprünglich aus dem afrikanischen Benin kommt und die mit dem Sklavenhandel dann nach Haiti kam, also nach Santo Domingo. Die haitianische Geschichte behauptet, dass es beim Sklavenaufstand von Haiti im August 1791 eine Voodoo-Zeremonie gegeben hat. Voodoo gehört also zur Geschichte Haitis und zum Aufbau dieses Landes. Heute heißt es, dass in Haiti die Hälfte der Bevölkerung katholisch ist; zwischen zwanzig und dreißig Prozent sind Protestanten – und die Voodoo-Anhänger sind 100 Prozent! Das bedeutet: Das ist eine Bewegung, die die Religionsgrenze sozusagen sprengt – manche sagen: Es ist die Matrix der haitianischen Kultur. Heute findet sich diese Religion überall, wo es Immigranten aus Haiti gibt, und seit 1986 hat sie sich strukturell verändert.

Das war der Abgang von Duvalier; der Diktator Francois Duvalier hatte eine ganze Reihe von Voodoo-Elementen mit seiner Herrschaft verknüpft. Als er dann 1986 ins Exil musste, haben die Menschen gegen viele Symbole seiner Herrschaft revoltiert, und darunter vor allem gegen die Voodoo-Tempel. Es dauerte dann ein Jahr, bis die Verfassung Voodoo-Praktiken nicht mehr unter Strafe stellte. Seit damals beobachten wir die Gründung vieler Voodoo-Gruppen und –Zirkel. 2008 wurde dann ein Oberer Voodoo-Führer gewählt.

Man muss erst katholisch getauft sein, um in Voodoo eingeführt zu werden. Eine Voodoo-Zeremonie hat als erstes das Ziel, die Geister zu ernähren. Die Geister sind die Mittler zwischen den Menschen und dem guten Gott; Voodoo-Anhänger glauben an Gott, an einen Gott. Aber um in Verbindung mit ihm zu treten, braucht man die Geister. Die Voodoo-Zeremonien stimmen also diese Geister gnädig, geben ihnen zu essen, durch Opfer zum Beispiel oder durch Trance: Solche Trance zeigt an, dass die Geister herabgestiegen sind zu den Menschen. Es ist eine ziemlich komplexe Religion mit zahlreichen Riten, und je nach Region in Haiti sehr unterschiedlich. Übrigens gibt es noch eine starke Übereinstimmung zwischen Voodoo und dem katholischen Glauben: Die Voodoo-Geister werden nämlich durch Bildnisse der katholischen Heiligen verehrt. Schon in der Sklavenzeit nutzten ja die Sklaven die Heiligenbildchen, um Gott zu verehren; sobald sie in der Kolonie Santo Domingo ankamen, wurden sie getauft. Und alle Voodoo-Riten beginnen mit katholischen Gebeten.

Heute hat Voodoo in Haiti Konkurrenz – und zwar vor allem von protestantischer Seite. Am 23. Februar – nach dem verheerenden Erdbeben – haben wir erlebt, dass eine evangelikale Gruppe in Cité-Soleil eine Voodoo-Zeremonie überfallen und mit Steinen beworfen hat. Die katholische Kirche hat Voodoo immer rigoros bekämpft, vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts und dann wieder 1941-42: Damals führte sie eine Kampagne gegen Voodoo durch und zerstörte dabei zahlreiche Tempel. Auch der Staat in Haiti hat Voodoo lange entschieden bekämpft – bis zu Duvalier. Dieser hat Voodoo in seine Machtstruktur miteingebaut. Was wir nach dem Erdbeben vom Januar erleben, ist ein Kampf der Protestanten gegen Voodoo. Das hat mit der Rolle zu tun, die Voodoo während und nach der Staatsgründung von Haiti gespielt hat: Weil Voodoo von Anfang an bestimmend war für die Herausbildung Haitis nach dem Sklavenaufstand, assoziieren viele Protestanten alle Übel Haitis mit Voodoo. In dieser Hinsicht hat das Erdbeben Spannungen verstärkt, die es vorher schon gab. Voodoo versucht nicht, andere zu seiner Religion zu bekehren. Die Protestanten hingegen versuchen, Voodoo auszurotten und die Gläubigen für sich zu gewinnen.

Das gelingt ihnen auch bis zu einem gewissen Punkt; es gibt viele Übertritte von Voodoo-Anhängern zum Protestantismus – und zwar, weil viele Voodoo-Adepten sich der Verwünschungspraktiken nicht mehr zu erwehren wissen. Ich habe eine ganze Reihe früherer Voodoo-Anhänger getroffen, die wegen solcher Verwünschungspraktiken zum Protestantismus übergetreten sind. Seit 2003 ist Voodoo per Dekret als Nationalreligion anerkannt – seitdem gibt es eine noch stärkere Konkurrenz unter den Religionen in Haiti. Eigentlich würde man sich vom Staat eine eher neutrale Haltung erwarten, etwa wie im laizistischen Frankreich; aber in Haiti hängen einige staatliche Organismen eng mit Voodoo zusammen. Dafür sind dann aber auch wieder wichtige Vertreter des Protestantismus in den politischen Instanzen vertreten und die Voodoo-Leute nicht. Voodoo fordert im Moment zum Beispiel einen Platz im nationalen Wahlrat. Sie versuchen, mehr Platz in der Politik zu bekommen.

Das Erdbeben hat eigentlich nur die religiösen Überzeugungen verstärkt, die schon da waren. Für die Protestanten ist Voodoo daran schuld, dass es das Erdbeben gegeben hat. Schon vor dem Erdbeben wurde Voodoo für alle Übel in Haiti verantwortlich gemacht. Ich glaube nicht, dass es zwischen den Protestanten und Voodoo zu einem – wie der oberste Voodoo-Führer angekündigt hat – „offenen Krieg" kommen wird; daran haben eigentlich beide Seiten kein Interesse. Voodoo ist eher auf dem Rückzug, im Moment. Allerdings muss man diese Eskalation schon im Auge behalten: Der Angriff von Evangelikalen auf eine Voodoo-Zeremonie am 23. Februar war das erste Mal, vorher war die Gewalt nur verbal gewesen, in der Presse vor allem. Im wesentlichen sind die Voodoo-Anhänger aber daran gewöhnt, immer in der Defensive zu sein: Oft hat man, wenn es Probleme oder Katastrophen in Haiti gegeben hat, die Voodoo-Anhänger und Voodoo-Tempel angegriffen." (rv)

Vatikan/Südafrika: „Der Glaube macht stark im Kampf gegen Aids“

Die Südafrikanerin Zanele strahlt über das ganze Gesicht. Sie hatte an diesem Mittwoch einen großen Tag. Die 25-jährige konnte nach der Generalaudienz Papst Benedikt treffen und ihm ihr Buch „Sie nennen mich Smiley“ überreichen. Elfi Vomberg hat mit ihr gesprochen:

Dass Zanele immer noch Lachen kann, grenzt bei ihrer Lebensgeschichte an ein Wunder: Sie wurde im Alter von neun Jahren von ihrem Stiefbruder vergewaltigt und infizierte sich mit dem HI-Virus. Doch die Katholikin schöpfte aus ihrem Glauben neue Kraft und begann, im Kinderschutzzentrum Sankt Philomena zu arbeiten. Sie erklärt, warum sie ihre Lebensgeschichte nun niedergeschrieben hat:

„Es geht in dem Buch darum, Hoffnung zu geben. Man muss lernen, vergeben zu können. Ohne meinen Glauben hätte ich das nicht geschafft. Bei der Vergebung spielt der Glaube an Gott eine sehr große Rolle.“ Durch ihren Glauben konnte Zanele wieder Freude und Glück in ihrem Leben erfahren – und auch wieder Lächeln. Nun sieht sie sich als Botschafterin im Kampf gegen Aids. Wichtig ist ihr dabei, dass die Opfer den Virus akzeptieren und die Krankheit nicht deren Leben bestimmt. Die Menschen müssten im Kampf gegen Aids eng zusammenstehen. Ihre Botschaft:

„Jungen Menschen Hoffnung geben. Vielen Aids-Opfern Hoffnung geben. Nicht nur in Afrika, sondern auch in anderen Ländern. Ich möchte den Menschen beibringen, dass man, wenn man an Gott glaubt und ihn an seinem Leben teilnehmen lässt, alles schaffen kann. (rv)

USA: Bischöfe erinnern Obama an sein Versprechen

Die Bischofskonferenz wird Präsident Barack Obama in den nächsten Monaten mit Argusaugen beobachten. Das kündigte ihr Vorsitzender an: Kardinal Francis George, der Erzbischof von Obamas Wahlheimat Chicago. Ihm geht es darum, dass die Gesundheitsreform nicht ein Hintertürchen für Abtreibungen öffnet.

Gerade erst hatte Obama seine mühsam durchgesetzte Reform unterschrieben, da meldete sich schon Kardinal George zu Wort: „Wir freuen uns über das Vorhaben, Krankenversicherungen für alle zu ermöglichen“, sagte er im Namen des Ständigen Rats der US-Bischöfe. Einige Bedenken gebe es da aber noch: Etwa die Frage, ob Ärzte und Krankenhelfer unter Berufung auf ihr Gewissen die Mitwirkung an Abtreibungen verweigern können. Abtreibungen – das ist das Reizwort, das nicht nur bei den Republikanern, sondern auch bei vielen von Obamas Demokraten für eine Ablehnung der Gesundheitsreform sorgte. Und dafür, dass sie das Abgeordnetenhaus schließlich am Wochenende nur mit sehr knapper Mehrheit passierte. Der Präsident hat den Lebensschützern ein Dekret versprochen, das die staatliche Finanzierung von Abtreibungen verbietet. Aber „wir verstehen nicht, wie so ein Dekret auch beim besten Willen ein richtiges Gesetz ersetzen soll“, meint Kardinal George: „Wir brauchen einen funktionierenden Mechanismus, der verhindert, dass doch Bundesgelder für Abtreibungen verwendet werden“. Und weiter: „Wir und viele andere werden die Regierung bei der Umsetzung der Gesundheitsreform genau beobachten und dafür sorgen, dass Kongress und Regierung ihre Versprechungen halten. Und wir sind uns fast sicher, dass die Reform weitere Gesetze brauchen wird, um ihre Defizite anzugehen.“

Weniger umwölkt sind US-Bischofsstirnen, wenn es um das Thema Kindesmissbrauch geht: Da zeigt sich immer klarer, dass die Kirche ihre Lektion nach den großen Skandalen vor zehn Jahren gelernt hat. Der jetzt veröffentlichte Jahresbericht für 2009 spricht von der niedrigsten Zahl von berichteten Fällen seit 2004, und die Zahl der Diözesanpriester, die des Missbrauchs beschuldigt werden, ist seit dem Vorjahr um ein Drittel gefallen. Außerdem sind nahezu alle Fälle, von denen die Kirche 2009 erfuhr, Jahrzehnte alt. Insgesamt gab es laut Bericht fast vierhundert Fälle, die Zahl der Täter wird mit 286 angegeben. Ein Achtel der Beschuldigungen hätten sich im Lauf des Jahres als „nicht substanziell oder falsch“ herausgestellt. 96 Prozent der Kinder in katholischen Schulen oder Einrichtungen der USA haben mittlerweile ein Anti-Missbrauch-Training durchlaufen; nur zwei kleine Bistümer haben sich dem offenbar verweigert.

Ein drittes Thema, das die Bischöfe der Vereinigten Staaten derzeit umtreibt, sind ihre Beziehungen zur anglikanischen Kirche, die in den USA Episkopalkirche heißt. In Florida sprach die katholisch-anglikanische Dialogkommission vor ein paar Tagen u.a. über den Schachzug des Vatikans, für übertrittswillige Anglikaner eigene Strukturen innerhalb der katholischen Kirche zu schaffen. Bei den Beratungen wurde die Sorge laut, ob das die Beziehungen zwischen den Kirchen und auch „das innere Leben der katholischen Kirche“ belasten könnte. Die anglikanische Seite wies darauf hin, dass aus ihrer Sicht ein solcher Übertritt nur für Gruppen interessant sei, die sich schon früher von der Episkopalkirche abgespalten haben. Seit die US-Anglikaner die Frauenordination erlaubten, hätten schon „einige Personen und Gruppen“ von einer Regelung der katholischen US-Kirche Gebrauch gemacht: Diese erlaubt immerhin schon seit 1980 einen Übertritt unter Beibehaltung von „Elementen der liturgischen Tradition der Anglikaner“. (rv)

Vatikan/Irland: Bischof Magee tritt ab

Bischof John Magee tritt zurück: Der Papst hat den Rücktritt des irischen Bischofs von Cloyne angenommen. Die Begründung aus dem Vatikan führt keine an und geht nicht auf den auch in Magees Bistum tobenden Missbrauchs-Skandal ein. Magee war in den siebziger Jahren päpstlicher Privatsekretär: Nach Vatikan-Darstellung war er derjenige, der im Herbst 1978 Johannes Paul I. nach nur 33 Tagen Amtszeit tot aufgefunden hat.
Magee war in der letzten Zeit stark kritisiert worden, in seinem Bistum sollen Informationen nur in sehr geringem Umfang an die Polizei weitergeleitet worden sein. Magee entschuldigte sich in einer am Mittwoch von der Irischen Bischofskonferenz veröffentlichten Stellungnahme bei Opfern sexuellen Missbrauchs. Er bitte diejenigen um Vergebung, die wegen Unterlassung oder Fehlern seinerseits gelitten hätten. Der Bischof bekräftigte, er übernehme die volle Verantwortung für das Missmanagement, das von einer unabhängigen Kinderschutzkommission kritisiert worden war. Zugleich bot er an, einer Untersuchungskommission der Regierung weiter zur Verfügung zu stehen. (rv)