Vatikan/Deutschland: Kardinal Kasper erwidert „Querschüsse von evangelischer Seite“

Wir feiern die Gebetswoche für die Einheit der Christen, und in Deutschland bereiten sich die Kirchen auf den zweiten Ökumenischen Kirchentag in München vor. Aber der ökumenische Haussegen hängt einmal mehr schief. Am vergangenen Sonntag hatte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Margot Käßmann in Berlin in einer Talkshow gesagt, sie erwarte sich in Sachen Ökumene von diesem Papst „nichts". Käßmann weiter: „Wenn etwas zu erwarten gewesen wäre, hätte sich das bis jetzt gezeigt". Das fordert nun den Ökumeneverantwortlichen des Vatikan zu einer Erwiderung heraus. Man könne nicht stehen lassen, dass Rom und der Papst sich nicht einsetzten. „Ich halte es für sehr bedauerlich, dass immer wieder solche Querschüsse kommen; sie kommen leider Gottes in letzter Zeit öffentlich sehr von evangelischer Seite. Das führt überhaupt nicht weiter. Das zerstört gewachsenes Vertrauen und entspricht auch nicht der Wirklichkeit." Radio Vatikan hat Kardinal Kasper gefragt, ob Streit und öffentliche Diskussion nicht manchmal nötig seien. Kasper:

„Streit und Diskussion sind zwei unterschiedliche Dinge. Bei der öffentlichen Diskussion, die notwendig ist, über die Unterschiede, die tatsächlich noch bestehen, ist vorausgesetzt, dass man sich gegenseitig respektiert, sich gegenseitig achtet und auch die Anliegen des anderen, so gut es geht, positiv aufnimmt. Aber man darf sie nicht von vornherein abwerten, indem man sagt, Diskussion nützt gar nichts, man hat nichts mehr zu erwarten von diesem Papst. Das schließt ja eigentlich eine Diskussion aus." (rv)

Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone bleibt im Amt

Bereits am 15. Januar hat Papst Benedikt XVI. seinen langjährigen Mitarbeiter in seinem Amt bestätigt. In einem Brief, der an diesem Freitag veröffentlicht wurde, bekräftigt er sein Vertrauen in den zweiten Mann im Vatikan. Bertone hatte mit Erreichen seines 75. Geburtstages am 2. Dezember dem Papst, wie das Kirchenrecht es fordert, seinen Rücktritt angeboten. Papst Benedikt XVI. bedankt sich bei Kardinal Bertone für seine wertvolle Arbeit und erinnert an den langen Weg, den sie gemeinsam gegangen sind. Bertone war Sekretär der Glaubenskongregation und damit engster Mitarbeiter des Papstes, als Kardinal Joseph Ratzinger die Behörde leitete. Besonders denke er – schreibt der Papst – an die heikle Arbeit, die Bertone damals in den 80er Jahren bei der Ermöglichung des Dialoges mit Erzbischof Marcel Lefebvre geleistet habe. Seine gesamte Zeit, seitdem er von Papst Johannes Paul II. nach Rom gerufen wurde, seien intensive und anspruchsvolle Jahre gewesen, in denen wichtige Lehrentscheidungen gefällt wurden, so der Papst in seinem Brief. Zu seiner Entscheidung, Bertone 2006 zum Kardinalstaatssekretär zu ernennen, hätten vor allem zwei Dinge beigetragen: sein „sensus fidei“, also sein Gespür für den Glauben, und seine „humanitas“, seine Menschlichkeit, die schon bei der Arbeit in der Kongregation für die Glaubenslehre ein Klima der echten Vertrautheit geschaffen habe. Sie seien auch der Grund, weswegen er Bertone nun bitte, das Amt weiter auszuüben. (rv)