Vatikan: Staatssekretariat weist „Verleumdungs-Kampagne“ zurück

Das Staatssekretariat unter Kardinal Tarcisio Bertone weist Darstellungen in den italienischen Medien scharf zurück. Ein Kommuniqué der Vatikanspitze bezieht sich auf die so genannte Affäre Dino Boffo: Der Direktor der katholischen italienischen Tageszeitung „Avvenire" war im letzten Herbst zurückgetreten, nachdem die regierungsnahe Zeitung „Il Giornale" eine Kampagne gegen ihn eröffnet hatte. Es stimme nicht, was italienische Medien derzeit behaupteten – dass nämlich der Direktor des „Osservatore Romano" Gianmaria Vian und Kardinal Bertone selbst irgendetwas mit diesem Skandal zu tun hätten: „Diese Nachrichten und Berichte entbehren jeden Fundaments", so das Statement aus dem Staatssekretariat. Nachdem es detailliert einzelne Vorwürfe, die derzeit durch die Presse geistern, dementiert, stellt es fest: „Es gibt derzeit eine Verleumdungskampagne gegen den Heiligen Stuhl, die auch den Papst selbst mit einbezieht." Benedikt XVI. werde „ständig auf dem Laufenden gehalten" über die Entwicklungen in dieser Angelegenheit; er bedaure „diese ungerechten und beleidigenden Angriffe" und spreche seinen engsten Mitarbeitern sein Vertrauen aus. „Wem wirklich das Wohl der Kirche am Herzen liegt" – so das Statement abschließend –, „der möge alles tun, damit sich letztlich Wahrheit und Gerechtigkeit durchsetzen." (rv)

Kardinal Kasper wünscht sich „dialogischen Stil“

Der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Walter Kasper, ist nicht völlig zufrieden mit der Rezeption des Dokuments „Dominus Iesus“ aus dem Jahr 2000. Das Papier wurde von der Glaubenskongregation unter dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger erstellt, der heute Papst ist, und handelt vom Wesen der Kirche. Es sei „unser Fehler gewesen“, dass der katholische Kirchenbegriff, wie er in dem Text entfaltet wird, in der anschließenden Debatte von einigen als Abgrenzung gegenüber anderen empfunden wurde „und nicht stattdessen als eine Öffnung“. Das sagte Kasper am Montag bei einem ökumenischen Kongress in Rom. Uns gegenüber erklärt der deutsche Kardinal seine Haltung so:
„Natürlich ist das kein Fehler in der lehrhaften Aussage, denn dieses Dokument repräsentiert die katholische Lehre – aber ich hätte mir einen etwas dialogischeren Stil gewünscht, einen Stil, der zugänglicher und ansprechender ist, für unsere eigenen Leute wie für unsere Partner. Das Dokument sagt auch ein bißchen zuviel, was die anderen nicht haben; ich würde eher betonen, was wir haben, was wir schenken können – und dann, dass wir auch von den anderen erwarten, bereichert zu werden. Also ein dialogischerer Stil – das mangelt diesem Dokument etwas, das ist eigentlich schade. Und das hat die Rezeption auch sehr erschwert.“
Das Dokument „Dominus Iesus“ zeigt auf, was aus katholischer Sicht Kirche ausmacht. Es sorgte im Jahr 2000 in Deutschland für Widerspruch bei anderen christlichen Konfessionen, die bemängelten, sie würden von den Katholiken nicht als Kirche anerkannt. Gleichzeitig ist es aber ein wichtiger Text für das katholische Selbstverständnis und für das Gespräch mit anderen christlichen Kirchen. Auf dem ökumenischen Kongress „Die Früchte ernten“ will Kasper mit hochrangingen Vertretern anderer Kirchen auch über das Vatikan-Dokument von 2000 sprechen. (rv)

Benedikt verurteilt jede Form von Kindesmissbrauch

„Jesus nannte die Kinder als Vorbild, um in das Reich Gottes zu gelangen. Seine Lehre über die Kinder und seine Zärtlichkeit im Umgang mit ihnen sind uns heute Appell zu Sorge und Respekt ihnen gegenüber.“ Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Montag bei einer Ansprache vor der Vollversammlung des päpstlichen Familienrates in Rom. Christus folgend habe die Kirche im Laufe der Jahrhunderte den Schutz der Würde und der Rechte Minderjähriger gefördert und sich selbst ihrer angenommen, so Benedikt. Leider gebe es einige Glieder der Kirche, die diese Rechte verletzt hätten, so der Papst mit Blick auf die jüngsten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Sie verhielten sich damit gegen ihren Auftrag. Ein solches Verhalten habe die Kirche zu jeder Zeit missbilligt und verurteilt. Und genau das werde sie auch weiter tun, so Benedikt. Jesus habe harte Worte benutzt gegen die, die „einen dieser Kleinen zum Bösen verführt“ hätten.
Es sei vor allem die Familie, basierend auf der Ehe von Mann und Frau, die Kinderrechte gewährleiste, so der Papst weiter. Insbesondere verwies er dabei auf die UN-Kinderrechtskonvention, die in diesem Jahr 20 Jahre alt wird und Thema bei der Versammlung des päpstlichen Familienrates ist. Der Heilige Stuhl begrüße diese Konvention, da sie positive Aussagen zu Adoption, Gesundheitsversorgung, Erziehung, Behindertenschutz enthalte. Auch sei in ihr der Schutz von Kindern vor Verwahrlosung, sexuellem Missbrauch und Ausbeutung durch Kinderarbeit enthalten, so Benedikt.
Auch der Präsident des Rates, Kardinal Ennio Antonelli, betonte, Kinder bräuchten einen Vater und eine Mutter, damit sie in einer ausgeglichenen Umgebung aufwachsen könnten. Von diesem Befund ausgehend sei es wichtig, bei allen familienpolitischen Erwägungen immer das Kindeswohl in den Mittelpunkt zu stellen. Gleichzeitig kündigte Antonelli ein Schreiben des Rates an, dass sich mit den Grundlagen einer ernsthaften Vorbereitung auf die Ehe befassen soll. Die beiden Themen Ehe und Kinder gehörten untrennbar zusammen, so der Kardinal. Deshalb dürfe die Vorbereitung auf die Ehe nicht zu einer Pflichtübung verkommen. (rv)