D: Hotline für Missbrauchsopfer

 

Ab diesem Dienstag gibt es eine Beratungshotline für Opfer sexuellen Missbrauchs in katholischen Einrichtungen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat sie an diesem Morgen vorgestellt. Bischof Stephan Ackermann, ihr Missbrauchs-Beauftragter, sagte in seiner Bischofsstadt Trier: „Wir wollen mit diesem Angebot die Opfer ermutigen, sich bei uns zu melden, gleich ob es sich um verjährte oder um aktuelle Fälle handelt. Wir wollen ansprechbar sein, wollen wissen, was erlitten wurde und den Betroffenen bei der Aufarbeitung beistehen. Das Thema sexueller Missbrauch darf nicht länger als gesellschaftliches Tabu behandelt werden – wir alle müssen lernen, offener darüber zu sprechen und die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen." Die Hotline wird in Trägerschaft der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Lebensberatung im Bistum Trier realisiert.
Bischof Ackermann dankte den Opfern, die bisher den Mut gefunden haben, zu erzählen, was ihnen angetan wurde: „Sie tragen damit wesentlich dazu bei, dass wir als Kirche in Zukunft aufmerksamer hinschauen werden, was in unseren Einrichtungen, in unseren Schulen, Jugendgruppen und Kindergärten passiert. Ich sage ganz deutlich: Wir werden alles uns Mögliche dafür tun, dass sich sexueller Missbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche nicht wiederholen wird!"
Weiter appellierte der Bischof an „diejenigen, die als Täter schuldig geworden sind, sich zu ihren Taten zu bekennen. Nur so öffnet sich der Weg zu Wahrheit und Versöhnung."
Andreas Zimmer ist der Leiter des Arbeitsbereichs Beratungsdienste beim Bistum Trier. Er betonte vor den Journalisten: „Die Beratungen folgen dem Grundsatz, dass die Kontrolle über das Vorgehen bei den Anrufern bleibt. Wem sexuelle Gewalt durch sexuellen Missbrauch zugefügt wurde, der musste erleben, dass ein anderer ihm die Kontrolle genommen hat, als er ihn zum Opfer machte. Unsere Berater werden darauf achten, dass nur die Anrufer entscheiden, wie die weiteren Schritte aussehen. Wir wollen Türöffner sein und die Anrufer ermutigen, den nächsten Schritt zu gehen."
Die kostenlose Hotline ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 13.00 Uhr bis 20.30 Uhr unter 0800-120 1000 erreichbar. (rv)

Experte: Große Schritte hin auf orthodoxes Konzil

1,5 Millionen orthodoxe Christen gibt es in Deutschland – damit sind sie die drittgrößte Kirche im Land. Jetzt haben sich die sieben Nationalkirchen auf deutschem Boden zu einer orthodoxen Bischofskonferenz vereinigt – nach zwanzig Jahren Vorbereitungszeit. Tihomir Popovic von der Nachrichtenagentur SOK der serbisch-orthodoxen Kirche erklärt:

„Die orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland ist im Prinzip ein Zusammenschluss aller kanonischen orthodoxen Diözesen in Deutschland: Griechische, serbische, russische, bulgarische, rumänische etc. Sie hat eine beratende Funktion; jeder Bischof ist weiterhin seiner Mutterkirche gegenüber verantwortlich. Darüber hinaus gibt es aber Bereiche, in denen diese Bischofskonferenz als Einheit auftritt, z.B. in den Bereichen Religionsunterricht an Schulen, Pastoral in den Justizvollzugsanstalten usw.“
Geleitet wird Deutschlands orthodoxe Bischofskonferenz vom griechisch-orthodoxen Metropoliten Agoustinos aus Bonn. Die Geschäfte führt von Bochum aus Ipodiakon Nikolaj Thon, ein enger Mitarbeiter des russisch-orthodoxen Erzbischofs Longin. Deutschlands Orthodoxe wollen durch den neuen Verbund zunächst einmal erreichen, dass ihre Stimme im Land vernehmbarer wird.

„Der wichtigste Grund ist, dass die jetzige Situation der Orthodoxie nicht kanonisch ist: Wir haben eigentlich in den Canones nicht vorgesehen, dass auf ein und demselben Territorium zwei oder drei Bischöfe ihre Jurisdiktion haben, und das ist jetzt in der Tat der Fall. Das, was jetzt vollzogen wird, ist eigentlich eine Annäherung an eine kanonische Situation, die aber erst ein Ökumenisches Konzil der orthodoxen Kirche lösen kann.“
Schon seit Anfang der sechziger Jahre ist der Prozess hin zu einem solchen orthodoxen Konzil im Gange; erst letztes Jahr tagte in diesem Sinn die vierte Panorthodoxe Konferenz in Chambésy bei Genf. Sie beschloss u.a., dass in allen zwölf orthodoxen Diasporagebieten gemeinsame Bischofskonferenzen eingerichtet werden – und schon wenige Monate darauf wird das jetzt u.a. in Deutschland konkret. Popovic meint:

„Das zeigt die Bereitschaft aller orthodoxen Ortskirchen, diesen Prozess voranzutreiben und dieses Konzil tatsächlich in absehbarer Zeit stattfinden zu lassen. Ich denke, jetzt gibt es keine politischen Prozesse mehr, die dem im Wege stehen: Kein Osmanisches Imperium mehr und auch keinen Eisernen Vorhang, kein kommunistisches Imperium im Osten Europas – jetzt müsste es eigentlich dazu kommen!“ (rv)

Kardinal Cordes: „Jetzt nicht in Depression verfallen“

Der deutsche Kardinal Paul Josef Cordes rät den Katholiken in Deutschland, jetzt „nicht in eine Depression (zu) verfallen“. Das sagte er im Gespräch mit Radio Vatikan. Er könne sich vorstellen, so ließ der Leiter des Päpstlichen Hilfswerks „Cor Unum“ erkennen, dass Benedikt XVI. in seiner „Urbi et Orbi“-Botschaft einige ermutigende Worte in Richtung Deutschland finden wird.„Es gibt eine Wendung auch in der deutschen Sprache, dass man von dem österlichen „Scherz“ spricht, vom „risus pascalis“. Ich würde mir sehr wünschen, dass diese Freude, die aus dem Glauben kommt, einen neuen Impuls gibt – auch in Deutschland, gerade in der jetzigen Situation, für die deutsche Kirche, die deutschen Bischöfe, die Priester und das ganze Volk Gottes. Ich bin ziemlich sicher, dass der Heilige Vater gerade aus seiner Verwurzelung in Jesus Christus und aus seiner Glaubensstärke heraus sehr dazu beitragen wird, dass die Christen in Deutschland neu aufleben. Dass sie nicht in eine Depression verfallen, in eine Selbstbezogenheit, in eine Nabelschau, die ihre Energie lähmt, sondern dass sie, wenn sie den Heiligen Vater am Ostersonntag mit seiner Botschaft hören, neu aufatmen und sicher sind: Christus ist mit ihnen! Und auch wenn der Widerstand in der Gesellschaft vielleicht groß ist, bedeutet das nicht, dass Gott sie verlassen hat.“ (rv)