Einundsechzig Teilnehmer für einige Stunden – ein wohl eher symbolischer Beginn, aber ein Beginn. An diesem Freitag trat in Berlin zum ersten Mal der Runde Tisch zum Thema Missbrauch zusammen, die Ministerinnen Christina Schröder, Annette Schavan und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hatten eingeladen. Kirchenvertreter, Politiker, Kinderschutz-Vereinigungen und auch Opfervertreter saßen zusammen. Wir haben einen der Teilnehmer, den Provinzialoberen der Jesuiten in Deutschland, P. Stefan Dartmann, gefragt, mit welchem Ziel man in die Gespräche gegangen ist:
„Diese erste konstituierende Sitzung des Runden Tisches hat vor allen Dingen das Ziel gehabt, einmal die Erwartungen an diesen Runden Tisch abzuklären. Es waren ja 61 Teilnehmer dabei, darunter fünf von der katholischen Kirche. Das zeigt auch schon, dass das Thema viel breiter ist, als dass es nur noch ein Thema der Kirche gewesen wäre, sondern dass es alle gesellschaftlichen Gruppen bewegt.“
Waren das denn überhaupt Gespräche, bei so vielen Teilnehmern?
„Nein, es waren Beiträge – man konnte sich zu Wort melden, und wir haben insgesamt etwa 40 kurze Beiträge von den Repräsentanten verschiedener Organisationen gehört, die jeweils klarmachten, was aus der Sicht ihrer Organisation oder ihrer Kompetenz – es waren auch eine ganze Reihe von Wissenschaftlern dabei – für die kommende Arbeit wichtig wäre.“
Wie geht es weiter?
„Es wird jetzt drei Arbeitsgruppen geben; eine dritte Arbeitsgruppe war eigentlich gar nicht vorgesehen, wurde aber spontan während dieses Gespräches von der Bildungsministerin Frau Schavan ins Gespräch gebracht. Diese drei Arbeitsgruppen sind also: einerseits die Frage nach der Prävention und der Intervention. Die zweite Gruppe behandelt das Thema juristische Aspekte, auch die materielle und immaterielle Anerkennung des erfahrenen Leides. Und die dritte Gruppe handelt von Forschung, von Lehre und auch von Weiterbildung und Ausbildung in dem Bereich.“
Die Bild-Zeitung meldet heute, 77 Prozent der deutschen Katholiken hätten den Eindruck, die Kirche versuche, manches zu vertuschen. Ist dieser Runde Tisch ein Schritt in die andere, die richtige Richtung?
„Ich glaube, es geht hier nicht um die Beantwortung der Vorwürfe, die heute in den Zeitungen stehen, sondern es geht hier um einen konstruktiven Schritt zur Aufklärung – um an der Aufklärung und an der Aufarbeitung dieser Fragen mitzuarbeiten. Insofern würde ich sagen, es ist ein Schritt in diese Richtung.“ (rv)
Tag: 24. April 2010
Vatikan/Nahost: Sondersynode wird konkrete Maßnahmen behandeln
Die Sondersynode zum Nahen Osten wird auch aktuelle Probleme wie der Friede und Auswanderung behandeln. Das bestätigt gegenüber Radio Vatikan der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal. Er ist derzeit in Rom, um an den Vorbereitungsarbeiten teilzunehmen. An diesem Samstag hat Papst Benedikt den Vorstand der Sondersynode bekannt gegeben. Die sechs Kirchenmänner werden innerhalb des Vorstandes verschiedene Aufgaben übernehmen. Drei Vertreter von Ostkirchen werden zusammen mit dem Präfekten der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, als so genannte Delegierten Präsidenten ihre Kirchgemeinschaften vertreten. Der katholisch-koptische Patriarch, Antonios Naguib, aus Ägypten ist zum Generalrelator ernannt worden und der maronitische Erzbischof aus Zypern, Joseph Soueif, ist zum sogenannten Spezialsekretär bestimmt worden. Gemeinsam mit den Bischöfen aus dem Nahen Osten werden sie über viele Bereiche mit Papst Benedikt sprechen, fügt Patriarch Twal an.
„Es gibt beispielsweise bei uns eine palästinensische aber auch eine israelische Generation, die mit einer Mentalität geboren und aufgewachsen wurde, dass der Konflikt und der Krieg eine normale Sache sei. Deshalb wird es immer schwieriger sein, sich eine friedliche Zukunft vorstellen zu können.“
Doch Twal ist zuversichtlich, auch weil die Sondersynode konkrete Maßnahmen besprechen werde.
„Eines Tages wird der Friede hier Fuß fassen. Das wird für alle gelten, für Juden, Christen und Muslime. Es kann ja nicht sein, dass der Friede nur einer Gemeinschaft zuteil wird. Der Friede kann aber in der ganzen Region nur dann erreicht werden, wenn die Jerusalem-Frage gelöst wird. Auch müssen die Lage von rund drei Millionen Flüchtlingen geklärt werden. Und schließlich kann nur dann Frieden herrschen, wenn die Staatsgrenzen respektiert werden.“ (rv)
Lombardi: „Maltareise gab ein Hoffnungszeichen“
Die erste Auslandsreise Benedikts in diesem Jahr war aus Vatikansicht ein voller Erfolg. Das sagt Vatikansprecher P. Federico Lombardi in seinem Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag. Der Papst habe die Reise unter schwierigen Umständen in Angriff genommen, denn die Medien hätten eine ablehnende Einstellung der Malteser erwartet. Das Gegenteil sei der Fall gewesen, fügt Lombardi an.
„Die Reise war eine ständige Bereicherung bis hin zum festlichen Empfang der Jugend am Hafen von La Valletta. Paradoxerweise wurde einer der Höhepunkte der Reise, die von den internationalen Medien mit Spannung erwartet wurde, im Stillen und abseits der Medienblicke durchgeführt: Das Treffen mit einigen Missbrauchsopfern. Doch die Art und Weise, wie sie im Anschluss darüber gesprochen haben, hat viele Menschen tief bewegt.“
Damit sei dieses Treffen, so Lombardi, ein bedeutendes Hoffnungszeichen für die Kirche gewesen. Die Kirche zeige, dass sie lebendig und ihren Weg fortschreitet, indem sie auch ihre Wunden mit Ehrlichkeit angehe, so der Vatikansprecher weiter. Und sagte abschließend:
„Eine solche Botschaft hatten wir wirklich nötig.“ (rv)