Peru: Gedenken an die Opfer von Bagua

Peru gedenkt der Opfer des gewaltsamen Vorgehens der Polizei gegen Demonstranten von vor genau einem Jahr. Damals durchbrachen Spezialeinheiten Straßensperren in der Stadt Bagua; über 30 Demonstranten und 24 Polizisten verloren dabei ihr Leben. Bei den Demonstrationen ging es um die Nutzung des peruanischen Amazonasgebietes für den Abbau von Bodenschätzen, vor allem von Öl. Mangelnder Dialog habe den Streit um die Bodenschätze eskalieren lassen. Das betonte der Präsident der Bischofskonferenz von Peru, Erzbischof Miguel Cabrejos Vidarte, in einer offiziellen Stellungnahme. Für die einen sei Amazonien Lebensraum, für andere lediglich ein an Ressourcen reiches Gebiet. Dabei stelle sich die Kirche ganz auf die Seite der Einwohner dieser Amazonasgebiete. Erzbischof Cabrejos Vidarte rief weiter zur Versöhnung auf und begrüßte die seit einigen Tagen gültigen Gesetze zum Schutz der Rechte der Ureinwohner. Die Gesetze schützen die Ureinwohner vor einschränkenden Maßnahmen des Staates. Noch vor einem Jahr hatte Präsident Alan García die Ureinwohner als Menschen zweiter Klasse bezeichnet. Die Regierung wollte die Landrechte der Indigenen beschneiden, um schnell zu den vermuteten Ölvorkommen im Amazonas vorzudringen. Im Juni 2009 kam es dann zur Eskalation des Konfliktes. (rv)

Abschluss des Priesterjahres: Würdigung und Nachwuchssorgen

Im Vatikan wird ein Priesteransturm erwartet: Mehrere tausend katholische Geistliche aus der ganzen Welt wollen von Mittwoch bis Freitag zusammen kommen, um das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr feierlich zu beschließen. Rund 9.000 Priester aus 91 Ländern werden nach Vatikanangaben zu der internationalen Begegnung in Rom erwartet. An diesem Dienstag beginnen bereits die ersten Feierlichkeiten. Zum Abschluss des Priesterjahres gibt es einige Bilanzen zu ziehen, so zum Beispiel über die Probleme beim Nachwuchs. Laut Päpstlichem Jahrbuch stieg zwischen den Jahren 2000 und 2008 die Priesterschaft weltweit um rund ein Prozent auf etwa 409.000 leicht an. Dieser Anstieg verteilt sich jedoch sehr ungleich auf die Kontinente. Die Zahl der Priester nahm in Asien um rund ein Viertel, in Afrika sogar um rund ein Drittel zu, während sie in Europa um sieben Prozent abnahm.
Der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz ist bei der österreichischen Bischofskonferenz unter anderem für die Bereiche Priesterseminare, Allgemeine Pastoral und das Laienapostolat zuständig. Er sei, so Bischof Schwarz, froh darüber, dass Papst Benedikt XVI. im diesjährigen weltweiten „Jahr der Priester“ dazu ermuntere und herausfordere, die Situation der Priester näher zu betrachten. Damit setze man auch ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung gegenüber den Priestern. Im Interview mit unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord geht Bischof Schwarz auf die Probleme der heutigen Priester ein.

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Das Interview mit Bischof Alois Schwarz zum Priesterjahr

 

RV: Wir gehen auf das Ende des Priesterjahres zu, in das Priesterjahr hinein sind diese Missbrauchsfälle gekommen, aber wir reden ja auch schon länger über zurückgehende Zahlen, sowohl von Gläubigen als auch von Priestern, bei gleichbleibender Pfarrzahl sozusagen, was ja auch sehr viel Spannungen verursacht. Was sind Ihrer Meinung nach die größten, oder die größte Herausforderung des Priesterseins, die jetzt auf uns zukommen? 

Schwarz: Also ich sehe die große Herausforderung des Priesterseins darin, wie kann er in der heutigen Zeit, in der so säkularen Welt die Spur zur Spiritualität legen. Wie kann er den Weg zur Mystik gleichsam freilegen, um dem Menschen zu helfen, seine inneren Quellen der Gottsuche zu entdecken. Das ist für mich die ganz große Herausforderung in der heutigen Zeit, und da sind die Priester in der Zukunft noch mehr gefordert, die spirituellen Quellen zu entdecken. Ich beobachte ja, dass die Menschen oft viel spirituellen Ersatz suchen – in Esoterik, in philosophischen Strömungen, in manchen Praktiken, die sie sich aneignen, und eigentlich haben wir in unserem europäischen Raum aus der christlichen, aus der jüdisch-christlichen Tradition heraus einen großen Schatz an mystischen Quellen. Und wenn es dem Priester gelingt, diese Quellen freizulegen in seiner alltäglichen Arbeit, dann werden die Menschen ihn als Gesprächspartner suchen.

RV: Also ein Mystagoge?

 
Schwarz: Das eine ist, er muss Mystagoge sein, also hinführen zum Heiligen, das andere ist, er muss ein sehr lebenserfahrener Deuter von Alltagsgeschichten sein – das suchen die Leute ja auch, sie suchen eine Deutung ihres Lebens, sie suchen gleichsam Sinnstiftung und fragen, wie geht es bei der Vergänglichkeit des Lebens den Blick für das Schöne zu wahren. Und vielleicht ist genau das etwas, was unsere Religion, ich sage jetzt das Christentum, auszeichnet: dass wir einen Blick auf Vergänglichkeit haben – und gleichzeitig einen Blick auf das Schöne. Also, in dieser Paradoxie leben wir, und diese Spannung mit den Leuten zu besprechen, auszuhalten, sich da einzulassen auf ihre Vergänglichkeit und ihnen gleichzeitig den Blick auf Herrlichkeit – oder ich kann es auch anders sagen – auf den offenen Himmel hin zu öffnen.
 

RV: Gleichzeitig wird das Priestersein aber ganz rein materiell nicht einfacher, die Zahlen werden geringer. Das wird ja auch nicht von heute auf morgen sich ändern. Sie sind ja auch in der Bischofskonferenz für Priesterseminare, für die Priesterausbildung also zuständig. Was brauchen wir für Elemente in unserer Priesterausbildung, um solche Priester, die das können, unter den augenblicklichen Bedingungen, heranzubilden?

Schwarz: In der Priesterausbildung ist wichtig, was wir in Österreich mit dem Propädeutikum versuchen, dass die Männer, die kommen, zunächst ihren eigenen Glaubensweg sehr präzise unter Anleitung der Rektoren reflektieren. Dass sie selber in ihrer eigenen Glaubensgeschichte herausschälen, was ihre Motive sind, und was sie auf diesem Weg zum Priestertum hin an katechetischen Hilfen brauchen. Das Priesterseminar ist ja für mich die große Katechese auf die Weihe hin, und diese Katechese des Priesterseminars gilt es jetzt neu anzuschauen, im Blick auf die menschlichen Entfaltungsmöglichkeiten, im Blick auf die geistig-geistliche Prägung und im Blick vor allen Dingen auch auf die theologische Auseinandersetzung. Ich glaube, wir brauchen in Zukunft Priester, die eine starke theologische Ausbildung haben, die also mit der Gabe der Vernunft den Glauben deuten können. Ich denke, dass ist die ganz große Herausforderung an die Priesterseminare, also dass wir nicht in einer Art Nivellierung nach unten, nehmen, wer halt eine spirituelle Sinnsuche in sich entdeckt hat, sondern dass wir Männer suchen, die eine große intellektuelle Spannweite haben und gleichzeitig auf der Spurensuche nach Spiritualität sind.

 

RV: Im Norden Deutschlands gibt es das sehr unschöne Wort der „Seelsorgekolchose“, weil da ja teilweise in gigantischen Flächen Seelsorge betrieben werden muss. Der Priester, ich habe das selber in Chile erlebt, muss dann teilweise wild durch die Gegend fahren, dass also quasi Sonntag ist, wenn der Pfarrer kommt. Das sind natürlich nicht Bedingungen, unter denen so etwas Wurzeln fassen kann. Werden Priesteramtskandidaten auf diese sehr belastende Situation ausreichend vorbereitet?

Schwarz: Ich glaube, der Regens muss im Laufe der Priesterausbildung bei den Kandidaten herausfinden, helfen, für welche Form des priesterlichen Einsatzes ist der Betreffende begabt. Bei mir ist es so: Nicht jeder, der Priester wird, muss gleichsam Pfarrer von mehreren Pfarren werden. Wir brauchen auch den Priester, der als Spiritual da ist, wir brauchen den Priester, der in der Trauerbegleitung da ist, einen anderen Priester wieder, der in der geistlichen Begleitung sich auszeichnet, wir haben einen Priester, der da ist für die Pilger- und Wallfahrtsbewegung. Und andere Männer sind wieder geeignet, einen größeren Raum als Seelsorger gleichsam missionarisch zu betreuen. Ich denke, zumindest ich versuche das als Bischof, meine Seminaristen zu entlasten, dass jeder für sich sieht, er muss gleichsam so Großraumpfarrer werden.
 

RV: Abschließende Frage: Im Rückblick, was hat dieses Priesterjahr für Sie in Ihrer Diözese für Sie selber an Funken geschlagen, an Dingen gebracht?

Schwarz: Also wir hatten das Priesterjahr begonnen mit einer großen gemeinsamen Feier zur Eröffnung des Priesterjahres, wo die Priester zusammengekommen sind und die Erfahrung gemacht haben, dass wir als Presbyterium zusammenstehen. Dann hat das Priesterjahr auch in der Herausforderung durch die Missbrauchsfälle ein neues Zusammenstehen der Priester gebracht. Als Priester dafür einzustehen den Weg mit der Kirche zu gehen, auch wenn man in der Öffentlichkeit belächelt, manchmal sogar beschimpft oder mit Aggressionen bedacht wird, das führte zu einem inneren Zusammenstehen des Presbyteriums. Wir werden das Priesterjahr mit einer Priesterwallfahrt abschließen, um wieder deutlich zu machen: Die Priester in unserer Diözese stehen zusammen, sie verdächtigen einander nicht, sondern sie versuchen einander zu helfen, auch im Bestehen der Herausforderung der konkreten Lebensform der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen.
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Eröffnet wird die internationale Zusammenkunft am Mittwochvormittag mit einer geistlichen Betrachtung des Kölner Kardinals Joachim Meisner in der Basilika St. Paul vor den Mauern. Mit dem Priestertreffen endet das am 19. Juni vergangenen Jahres von Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr. Ziel dieser Initiative ist es nach den Worten des Papstes, den „Wert der Mission der Priester in der Kirche und der Welt“ wieder stärker ins Bewusstsein zu rufen.
Höhepunkt des dreitägigen Priestertreffens ist am Freitag, 11. Juni, eine feierliche Messe mit Papst Benedikt XVI. zum Herz-Jesu-Fest auf dem Petersplatz. In diesem Gottesdienst wird der Papst den Heiligen Pfarrer von Ars zum Patron aller Priester ausrufen.
Weitere Programmpunkte des Priestertreffens sind am Donnerstag eine Begegnung der Priester mit dem Papst auf dem Petersplatz sowie eine Messe mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern. Nach der Meditation Meisners am Mittwoch zelebriert der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Claudio Hummes, eine Messe in der Basilika. (rv)

Papstreise: Kasper zieht erste positive Bilanz

Vor Ort hat unser arabischer Kollege Jean Mouhanna den deutschen Kardinal Walter Kasper getroffen, der den Papst gemeinsam mit dem Präfekten der Ostkirchenkongregation, Leonardo Sandri, auf dieser Reise begleitet. Kasper zieht eine positive erste Bilanz:

„Wir hoffen, dass diese Pilgerfahrt ein Zeichen für die Einheit dieser Insel und noch mehr für die Einheit der Kirche ist zwischen orthodoxen, protestantischen und katholischen Christen. Und natürlich wollen wir auch das Gespräch suchen mit den Muslimen. Ich denke alle Menschen guten Willens müssen in dieser schwierigen Situation zusammenstehen und auch zusammen beten.“ (rv)

Dritter und letzter Tag der Papstreise nach Zypern

Papstreise nach Zypern: 3. Tag

Höhepunkt des dritten und letzten Tags der Apostolischen Reise Papst Benedikts XVI. nach Zypern war am Sonntagmorgen ein Gottesdienst im Sportstadium von Nicosia. Am Ende der Hl. Messe überreichte er das „Instrumentum Laboris“ der Nahostsynode, die im Oktober im Vatikan stattfindet. Dabei handelt es sich um ein Arbeitsdokument, das erstellt wurde aufgrund von Eingaben der Bischöfe, Priester und Laien aus dem Nahen Osten. Auch gedachte Benedikt erneut des am Donnerstag ermordeten anatolischen Bischofs Luigi Padovese und lancierte einen eindringlichen Friedensappell.

Nach einem Mittagessen in der Apostolischen Nuntiatur mit einigen Patriarchen und Bischöfen und dem orthodoxen Kirchenoberhaupt von Zypern, Chrysostomus II., besuchte der Papst am Nachmittag die maronitische Kathedrale „Unsere Liebe Frau der Gnaden“ in Nicosia.

Am frühen Sonntagabend ist die Abschlusszeremonie auf dem Flughafen von Larnaca geplant. Die Maschine der Cyprus Airways, die den Papst wieder nach Hause bringt, landet am Sonntagabend um 20.45 h auf dem Flughafen Ciampino.

Am Samstag war es nicht zu der Begegnung mit dem Großmufti gekommen, die Vatikansprecher Lombardi als möglich angesehen hatte. Stattdessen begegnete er einem Sufi-Scheich aus dem Nordteil der Insel. Am Samstagabend feiert Benedikt eine Messe in der Hl-Kreuz-Kirche. In der Predigt meditierte der Papst über das Geheimnis des Kreuzes und seine Bedeutung im Leben des Christen. (rv)

Papst: „Maroniten, bleibt eurem Erbe treu!“

Letzter Programmpunkt der Apostolischen Reise war am Sonntagnachmittag ein kurzer Besuch in der maronitischen Kathedrale von Nicosia. Benedikt XVI. würdigte hier besonders die Maroniten, die die größte katholische Eigenkirche im Nahen Osten bilden und seit Jahrhunderten ungespalten in Einheit mit dem Papst von Rom stehen.
Der maronitische Patriarch, Kardinal Nasrallah Sfeir, dankte dem Papst und betete ein Bußgebet der syrischen Liturgietradition. In seiner Ansprache sagte der Papst, die Maroniten hätten oft Schwierigkeiten gehabt, ihrem besonderen christlichen Erbe treu zu bleiben. Dennoch seien sie treu im Glauben ihrer Väter geblieben. Eindringlich bat er die Gläubigen, dieses Erbe in Ehren zu halten.
„Zusammen mit den Christen auf der ganzen Welt sind wir Teil jenes großen Tempels, des mystischen Leibes Christi. Unser geistiger Gottesdienst, der in vielen Sprachen, an vielen Orten und in einer schönen Vielfalt von Liturgien dargebracht wird, ist Ausdruck der einen Stimme des Volkes Gottes, das im Lob und Dank an ihn und in der beständigen Gemeinschaft untereinander geeint ist. Diese Gemeinschaft, die uns sehr am Herzen liegt, drängt uns, die Gute Nachricht unseres neuen Lebens in Christus der ganzen Menschheit zu bringen.“ (rv)

D: Kirche fehlt Kommunikationsfähigkeit

Das Fernsehen hat keine Schuld an dem schlechten Image der Kirche. Zu diesem Urteil kommt der Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Peter Frey. Stattdessen sei die aktuelle Krise in einer mangelnden Kommunikationsfähigkeit der Kirche mitbegründet, so der Journalist am Freitag beim 17. Europäischen Festival für religiöse TV-Programme in Berlin. Die Krise sei hausgemacht. Der Chefredakteur nannte verschiedene Beispiele für Kommunikationsschwächen: Bischöfe empfänden „die Journalisten als natürliche Feinde“, Kardinäle täten kritische Berichterstattung als „Geschwätz“ und Kampagnenjournalismus ab, kirchliche Gremien kreisten um sich selbst und vergäßen die Fragen der Menschen. Das alles mache es nicht einfacher, die Kirche im Fernsehen darzustellen. Kirche und Religion sollten seiner Ansicht nach im Fernsehen stärker erzählerisch oder unterhaltend als abstrakt und starr vermittelt werden. „Zuschauer lieben Geschichten. Und das Fernsehen als Erzählmedium ist dafür gut geeignet.“ Der ZDF-Chef verwies auf die Beliebtheit von Unterhaltungssendungen bei den Fernsehzuschauern. Sie vermittelten – trotz aller Zuspitzung – mit spannend erzählten Geschichten Kenntnisse über Glaubensfragen. Dieses Muster, so Frey, „könnte sich für eine differenziertere Vermittlung von Religion anbieten“. Die Religionen sollten den Trend zur erzählerischen Vermittlung nutzen und weniger auf die „herkömmliche Verfilmung religiöser Texte“ setzen, meinte Frey. Der Zuschauer interessiere sich für aktuelle, gelebte und überzeugende Glaubenspraxis, nicht für abstrakte Lehrgebäude und starre Dogmen. Frey ist selbst Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). (rv)

Schweiz: Ok für Moschee in Lugano

Der Stadtrat von Lugano hat den Umbau einer Klinik in ein islamisches Zentrum bewilligt. Das berichtet am Freitag die Neue Luzerner Zeitung. Vizestadtpräsident Erasmo Pelli (FDP) erklärte, es habe keine Argumente inhaltlicher und juristischer Art gegeben, um dem Antrag auf Umnutzung der Räumlichkeiten nicht zu entsprechen. Die islamische Gemeinschaft des Tessins hatte knapp ein Jahr auf einen Entscheid der Stadtregierung Lugano gewartet. Gegen die Umbaupläne läuft die Partei Lega dei Ticinesi Sturm. Im siebenköpfigen Stadtrat stimmten die beiden Lega-Vertreter, Parteipräsident Giuliano Bignasca und „Mattino“-Redakteur Lorenzo Quadri, gegen die Bewilligung. Sie befürchten, dass es in dem Wohnquartier zu einem Verkehrschaos kommt. Schon jetzt gebe es kaum Parkplätze. So zumindest die offizielle Begründung. Noch wichtiger dürfte allerdings die Tatsache sein, dass die Moschee in unmittelbare Nähe zur eigenen Parteizentrale zu stehen kommt, schreibt die Zeitung. In einem Communiqué spricht die Lega, die sich stets islamkritisch zeigte, indirekt von einer Provokation durch die neuen Nachbarn, zumal viele Anwohner der Gegend schon Unterschriften gegen die Umwandlung des Gebäudes in ein islamisches Zentrum gesammelt hätten. Die Anwohner werden aufgerufen, alle Rechtsmittel zu ergreifen, um die Moschee noch zu verhindern. Dies dürfte nach dem Votum im Stadtrat allerdings schwierig werden. (rv)

Zypern: Nikosia letzte geteilte europäische Hauptstadt

 Papstreise nach Zypern: 2. Tag

Zum Auftakt des zweiten Tages seiner Zypernreise hat Papst Benedikt XVI. an diesem Samstag dem Präsidenten Dimitris Christofias einen Höflichkeitsbesuch in der Hauptstadt Nikosia abgestattet. Der Papst legte dort einen Kranz am Denkmal des orthodoxen Erzbischofs Makarios III. (1913-1977) ab. Dieser war nach der Unabhängigkeit Zyperns 1960 zudem erster Präsident des Landes. Der amtierende Präsident Christofias dankte dem Papst für sein Kommen. Seine Reise falle zusammen mit dem 50. Jubiläum der Gründung der Republik Zypern. Die Anwesenheit Benedikts bringe moralischen und spirituellen Auftrieb.
„Zypern hat seine Unabhängigkeit 1960 gewonnen. Seit 1974 erfährt das Land eine schmerzhafte militärische Besetzung von mehr als 36 Prozent seines Gebietes. Nikosia ist die letzte geteilte europäische Hauptstadt. Vor einem Jahr sagten Sie im Heiligen Land, soweit ich mich erinnere, die Mauer ist eines der besorgniserregendsten Bilder, die Sie je in ihrem Leben gesehen haben. Ich erinnere mich auch, dass Sie damals für Frieden beteten. Möge dieses Friedensgebet bald in Erfüllung gehen, auch für den Fall Zypern!"
Der Präsident hatte bereits zweimal den Vatikan besucht. Die Erinnerung daran sei noch immer lebendig, so Christofias. Er verwies in seiner Rede auf die weit zurückreichende christliche Geschichte Zyperns.
„Seit dem ersten Besuch der Apostel Paulus und Barnabas 43 nach Christus ist Zypern immer ein apostolisches Land gewesen, mit tiefen christlichen Wurzeln. Leider befindet sich ein großer Teil seines spirituellen und kulturellen Erbes unter der Besatzung der türkischen Armee. Es ist sehr beunruhigend, dass seit 36 Jahren unser kulturelles und religiöses Erbe zerstört wird. Das bedeutet einen Verlust für die gesamte Menschheit."
Der Präsident lobte außerdem die karitative Arbeit der katholischen Kirche. Er versprach Papst Benedikt eine Zusammenarbeit.
„Wir sind beide Reisende auf der Straße, die zu Frieden führt und ein allgemeines moralisches Bewusstsein weckt, auch kämpfen wir gemeinsam gegen Armut, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Hunger." (rv)

Zypern: Papst würdigt Erzbischof Makarios III.

Papstreise nach Zypern: 2. Tag

Für die Geschichte der Republik Zypern spielt Makarios III. (1913-1977) eine große Rolle. Der orthodoxe Erzbischof war nach der Unabhängigkeit Zyperns 1960 auch erster Präsident des Landes. Im Garten des Präsidentenpalastes befindet sich ihm zu Ehren ein Denkmal. Vor diesem Denkmal legte Papst Benedikt am Samstagmorgen einen Kranz ab. Makarios Wirken würdigte Benedikt in einer Rede vor dem amtierenden Präsidenten und hochrangigen Diplomaten:
„Soeben habe ich an der Gedenkstätte für den verstorbenen Erzbischof Makarios, den ersten Präsidenten der Republik Zypern, einen Kranz niedergelegt. Wie er muss sich jeder von Ihnen im öffentlichen Dienst für das Wohl der Anderen in der Gesellschaft einsetzen, sei es auf lokaler, auf nationaler oder internationaler Ebene. Das ist eine edle, von der Kirche mit Wertschätzung bedachte Berufung. Wenn der öffentliche Dienst gewissenhaft ausgeführt wird, kann er uns einen Gewinn an Weisheit, Redlichkeit und persönlicher Erfüllung eintragen."
Die Politik solle sich stärker an ethischen Werten ausrichten. Denn Benedikt warnte, Einzelpersonen, Gemeinschaften und Staaten, die sich nicht von moralischen Wahrheiten leiten ließen, würden egoistisch und skrupellos. Sie machten die Welt gefährlicher. Insbesondere politische Ideologien müssten abgebaut werden.
„Die tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts haben die Unmenschlichkeit aufgedeckt, die aus der Unterdrückung der Wahrheit und der Menschenwürde hervorgeht. In unseren Tagen sind wir Zeugen von Versuchen, unter dem Vorwand von Frieden, Entwicklung und Menschenrechten Scheinwerte zu fördern…Mit diesen Überlegungen bekräftige ich meine Wertschätzung und die der Kirche für Ihren wichtigen Dienst an der Gesellschaft und für den Aufbau einer sicheren Zukunft für unsere Welt. Auf Sie alle rufe ich den göttlichen Segen herab für Weisheit, Kraft und Ausdauer in der Erfüllung Ihrer Pflichten. Ich danke Ihnen." (rv)