D/Vatikan: Mixa ersucht in Rom um Rehabilitierung

Der zurückgetretene Bischof von Augsburg, Walter Mixa, soll um seine Rehabilitierung bemüht sein. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung an diesem Freitag meldet, habe Mixa diesbezüglich kürzlich eine 90-minütige Unterredung mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Giovanni Re, in Rom geführt. Dabei soll er darauf hingewiesen haben, dass er sich ungerecht behandelt sehe. Er sei nicht zuletzt deswegen in den Ruhestand gedrängt worden, weil ihn Weihbischof Anton Losinger und Generalvikar Karlheinz Knebel unter öffentlichem Druck wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger angezeigt hätten. Die Ermittlungen dazu seien allerdings eingestellt worden. Mixa soll sich zudem gegen den Vorwurf verteidigt haben, in seiner Dienstzeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Stiftungsgelder veruntreut zu haben. Ohrfeigen ausgeteilt zu haben, habe Mixa hingegen zugegeben, so die FAZ. Beim Vorwurf von Prügelstrafen stehe aber Aussage gegen Aussage. – Über die Antwort Kardinal Res ist nichts Näheres bekannt. Ein vom Papst angenommener Rücktritt gilt kirchenrechtlich jedoch als abgeschlossen. Papst Benedikt XVI. selbst empfing Mixa nicht. (rv)

Mord an Bischof in der Türkei – Entsetzen und Fassungslosigkeit

 

Mord an Bischof Luigi Padovese in der Türkei: Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist am Donnerstag in Iskanderun erstochen worden. Tatverdächtiger ist sein Fahrer Murat A. Er wurde offenbar mit der Tatwaffe festgenommen. Der Fahrer, der kurdischer Herkunft und katholisch ist, arbeitete offenbar seit viereinhalb Jahren für den Bischof; er soll in psychologischer Behandlung gewesen sein. An diesem Freitag wurde Anklage gegen ihn erhoben. Nach türkischen Medienberichten gibt der 26-Jährige an, er habe aus einer „göttlichen Eingebung heraus" gehandelt. Die türkischen Behörden vermuten „persönliche Motive" hinter der Bluttat. Padovese, der aus Italien stammte, war 63 Jahre alt; er arbeitete seit 2004 als Apostolische Vikar von Anatolien in der Nähe der Ruinen von Antiochia. In dieser Stadt wurde den Anhängern Jesu in der Antike zum ersten Mal der Name „Christen" beigelegt.
Erschütterte Reaktionen
Aus aller Welt kommen erschütterte Reaktionen auf die Bluttat in der Türkei. Unterwegs nach Zypern sagte Papst Benedikt XVI. im Flugzeug: „Selbstverständlich bin ich tief erschüttert über den Mord an Monsignore Padovese. Er hatte einen großen Anteil an den Vorbereitungen der Synode gehabt. Auch in der Synode selbst sollte er eine elementare Rolle übernehmen. Wir vertrauen Gott seine Seele an… Dieser Schatten hat nichts zu tun mit den wirklichen Themen der Reise, wir dürfen diese Tat nicht der Türkei oder den Türken zuschreiben. Es ist eine Tat, über die wir noch sehr wenig wissen. Sicher ist nur, dass es kein politisches oder religiöses Attentat war, sondern es handelt sich um persönliche Motive. Wir warten das vollständige Bild ab, aber wir dürfen diese tragische Situation jetzt nicht mit dem Dialog mit dem Islam vermengen und anderen Problemen unserer Reise. Es ist ein so trauriger Vorfall, aber er darf in keiner Weise den Dialog verdunkeln, der das Thema und die Intention dieser Reise ist."
„Wir sind extrem beunruhigt und traurig über diese dramatische Nachricht", sagt der Sprecher des Papstes, Jesuitenpater Federico Lombardi. „Allerdings hinterläßt uns Bischof Padovese sehr schöne Erinnerungen: Er hat Jahrzehnte seines Lebens das Evangelium in der Türkei bezeugt und wurde von den Türken, auch von den Moslems, sehr respektiert. – Auch wir sind fast sicher, dass keine politischen oder religiösen Motive hinter dem Mord stehen und dass es keine Verbindung zu den Spannungen dieser Tage gibt. Was uns bewegt, ist, dass diese Nachricht jetzt kommt, wo der Papst uns darum bittet, an die Bischofssynode für den Nahen Osten zu denken. Man sieht, dass der Herr auch durch dieses Zeichen eine große Solidarität für diese katholischen Gemeinschaften in Nahost herbeiführen will…"
Die Deutsche Bischofskonferenz fordert eine zügige und lückenlose Aufklärung des Mordes. Der Konferenzvorsitzende Erzbischof Robert Zollitsch spricht in einem Statement von einem „brutalen und feigen Mord". Der Kölner Kardinal Joachim Meisner bewertet den Tod Padoveses als großen Verlust für die Katholiken in der Türkei. Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zeigt sich „zutiefst erschüttert". Auch die deutsche Bundesregierung zeigt sich bestürzt und hat Kontakt mit der türkischen Seite aufgenommen. „Wir sind überzeugt, dass die türkischen Behörden alles tun werden, um diese schreckliche Tat aufzuklären", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Die EU-Kommission äußerte sich besorgt über die Ermordung. Jeder Verlust an Menschenleben sei zu verurteilen, sagte eine Sprecherin von EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle; der Täter müsse vor Gericht gestellt werden.
Rufe nach einer Untersuchung
Schon 2007 war in der türkischen Hafenstadt Izmir der italienische Priester Andrea Santoro ermordet worden; auch damals hieß es gleich, der Täter sei ein junger Mann mit psychischen Problemen. Der am Donnerstag ermordete Bischof Padovese urteilte damals, die Tat sei Ausdruck eines „allgemein spürbaren Unbehagens". Kurz zuvor waren im ostanatolischen Malatya drei christliche Aktivisten, Mitarbeiter eines Bibelverlages, getötet worden, darunter ein Deutscher. Immer wieder kommt es im EU-Anwärterland Türkei, das eine muslimische Bevölkerungsmehrheit hat, zu Schikanen gegen Christen.
Nicht alle Kirchenleute scheinen allerdings davon überzeugt, dass die Motive für den Mord an Padovese nur persönlicher Art waren. Es sei „schon eigenartig, dass auch Santoro schon auf diese Weise ums Leben kam", sagt ein Vatikan-Mitarbeiter. Er verweist auf Äußerungen eines Kapuziner-Verantwortlichen auf der italienischen Heiligland-Homepage „terrasanta": Der Geistliche zeigt sich perplex und weist darauf hin, dass der Fahrer und seine Familie schon sehr lange für die Kapuziner in der Türkei arbeiteten; es sei wichtig, die Todesumstände Padoveses eingehend zu untersuchen. Kirchenkreise gehen davon aus, dass die sterblichen Überreste des Ermordeten in sein Heimatbistum Mailand überführt und dort beigesetzt werden.
Der Mord an Bischof Padovese ist eine „doppelte Katastrophe", meint der missio-Experte in der Türkei, Ottmar Oehring: „Es ist eine menschliche Tragödie, es ist aber auch eine Katastrophe für die Kirche und damit für die Gläubigen. Sie sind jetzt in gewisser Weise führungslos." Oehring ist fest davon überzeugt, dass die Tat persönlich motiviert war, auch wenn die äußeren Umstände zunächst auf einen antichristlichen Mord hinwiesen.
„Zunächst einmal hätte man befürchten müssen, dass es sich tatsächlich um einen politischen Akt handelt, insbesondere, weil die Situation in der Türkei vor dem Hintergrund der Ereignisse im Meer vor Israel in den letzten Tagen natürlich massiv aufgeheizt worden ist. Zunächst hat sich die Wut eines Teils der Bevölkerung gegen Israel gewandt; in der Türkei ist es oftmals so gewesen, dass eine Gruppe gemeint war und am Ende dann aber eine andere angegriffen worden ist. Und deswegen wäre es natürlich durchaus nachvollziehbar gewesen, dass jemand aus einer christlichen Kirche angegriffen wird. Es war aber tatsächlich nicht so!" Oehring beruft sich auf Quellen aus dem kirchlichen Umfeld. Genaueres werden voraussichtlich die Ermittlungen der türkischen Behörden ergeben. Die kleine türkische Bischofskonferenz ist über die Tat entsetzt. Oehring hat den Eindruck, dass die Mitglieder zurzeit auch noch nicht genau wissen, wie es weiter geht. Zum jetzigen Zeitpunkt Namen eines Nachfolgers zu nennen, sei verfrüht. Padovese hatte sich in den vergangenen Jahren auch im Dialog mit der türkischen Politik einen festen Stand erarbeitet.
„Das ist natürlich in der Türkei schon eine wichtige Sache, dass man einen starken Führer hat, der Gespräche mit den Regierungsstellen führt. Auch wenn natürlich in den letzten Jahren viele dieser Gespräche nicht zu dem erwünschten Erfolg geführt haben – man denke nur an die Auseinandersetzungen um die Kirche in Tarsus. Aber Padovese war natürlich vor dem Hintergrund seines freundlichen Wesens ein regelmäßiger Gesprächspartner auch der türkischen Behörden. Und dass diese Gespräche oftmals nichts gebracht haben, ist sicher nicht ihm anzulasten, sondern einfach den Verhältnissen in der Türkei." (rv)

Zypern: Ökumenisches Gebet mit dem Papst

Papstreise Zypern: 1.Tag

Erstes Reiseziel des Papstes auf Zypern: die Kirche Hagia Kiriaki Chrysopolitissa – ein orthodoxes Gotteshaus, das aber auch Anglikanern und Katholiken offen steht. Es liegt in der Nähe der Ausgrabungen einer frühchristlichen Basilika aus dem vierten Jahrhundert. Hier, am Schauplatz der ersten Missionsreise des heiligen Paulus, feierte Benedikt XVI. einen ökumenischen Gottesdienst zusammen mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. Für diesen Papst ist es die erste Visite in einem Land mit orthodoxer Bevölkerungsmehrheit; eine breite Mehrheit der Zyprioten freut sich über den Besuch. Allerdings war aus der zweiten Reihe der orthodoxen Bischöfe auch ein gewisses Grummeln zu vernehmen – ein Hinweis darauf, dass die Ökumene eine bleibende Aufgabe ist. Genau das sprach der Papst denn auch in seiner Rede an:
„Die Einheit aller Jünger Christi ist ein Geschenk, um das wir beim Vater bitten müssen – in der Hoffnung, dass dadurch das Zeugnis des Evangeliums in der Welt von heute gestärkt wird. Der Herr selbst hat ja für die Heiligkeit und Einheit seiner Jünger gebetet, ‚damit die Welt glaube‛. Vor genau hundert Jahren ist von einer Konferenz in Edinburgh die moderne ökumenische Bewegung ausgegangen. Heute können wir dem Herrn dafür danken, dass er uns – vor allem in den letzten Jahrzehnten – das reiche apostolische Erbe neu entdecken ließ, das Ost und West gemeinsam haben.“
Der Weg zur vollen kirchlichen Einheit sei „sicher nicht leicht“, räumte Benedikt ein. Aber die Menschen unserer Zeit hungerten geradezu nach dem Glauben, „nach der Wahrheit, die den Namen Jesus trägt“. Vielleicht könne ja die bevorstehende Nahost-Bischofssynode auch zu einer stärkeren Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen in der Region führen.
Die ökumenische Feier mit dem Papst verlief bunt und herzlich. Nur 25.000 der fast 800.000 Inselbewohner sind Katholiken; das sind 3,15 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Erzbischof Chrysostomos klagte gegenüber dem Gast aus Rom über den Angriff der Türkei; sie habe 1974 mit Waffengewalt 37% des zypriotischen Bodens erobert. Die so genannte kultivierte Menschheit sehe tatenlos zu, wie die Türkei versuche, auf die Dauer ganz Zypern unter seine Kontrolle zu bringen. Der Kirchenmann sprach von einer Art „ethnischer Säuberung“, von Vertreibung der orthodoxen Christen, von der Neubesiedlung ihres früheren Lands durch Siedler aus Anatolien. Der oberste Orthodoxe auf der Insel wörtlich: „Unser kulturelles Erbe wurde gnadenlos geplündert, und auch unsere christlichen Monumente werden zerstört oder auf illegalen Antiquitäten-Märkten verkauft – das ist ein Versuch, alles Griechische und Christliche auszulöschen.“ Hier bitte er den Papst – der in der von UNO-Soldaten bewachten Pufferzone genau auf der Grünen Grenze übernachtet – um Hilfe.
Auf dem Flug nach Zypern hatte sich der Papst auch diesmal den Fragen von mitreisenden Journalisten gestellt. Dabei mahnte er eindringlich dazu, eine Friedenslösung für das geteilte Zypern „in den Herzen der Menschen vorzubereiten“. Mit Blick auf die Israel-Militäraktion vor Gaza meinte Benedikt, man dürfe auf dem Weg zum Frieden „nie die Geduld und den Mut verlieren“. (rv)

Zypern: Erste Rede des Papstes auf dem Flughafen

Papstreise Zypern: 1.Tag

Um 14 Uhr Ortszeit ist der Papst in der „Republik Zypern" gelandet – in dem griechischen Teil der Insel also, der seit 2004 zur EU gehört. Auf dem Flughafen des Hafenstädtchens Paphos an der Westküste begrüßte ihn Präsident Demetris Christofias. Seine ersten Worte auf Zypern sprach der Gast aus Rom in griechischer Sprache: „Freut euch – der Friede sei mit euch!"
Χαίρετε ! Ειρήνη μαζί σας ! Еίναι μεγάλη η χαρά μου που είμαι σήμερα μαζί σας!"
Zypern liege „an einer Kreuzung von Kulturen und Religionen und von alten epischen Geschichten", so der Papst. Er hoffe, dass die EU-Mitgliedschaft der Republik zu Wohlstand führe – „und dass auch andere europäische Länder aus eurem reichen Erbe schöpfen, das geistlich wie kulturell ist. Es spiegelt eure historische Rolle zwischen Europa, Asien und Afrika wider."
„Mögen eure Liebe zur Heimat und zu euren Familien und euer Wille, mit den Nachbarn in Frieden zu leben, euch bei den geduldigen Versuchen leiten, um die ungelösten Probleme zu lösen, die die Zukunft eurer Insel betreffen!"
Er komme als Pilger, so der Papst weiter, und grüße die orthodoxe Mehrheitskirche der Insel „als ein Bruder im Glauben". Zypern sei „der richtige Ort", um die Nahost-Bischofssynode vom nächsten Herbst vorzubereiten: Die Kirche wolle nachdenken über ihre langjährige Verwurzelung in der Region.
„Wir wollen unsere Solidarität mit allen Christen in der Region ausdrücken – und unsere Überzeugung, dass sie eine unersetzliche Rolle für den Frieden und die Versöhnung aller hier lebenden Völker haben… Gott segne das Volk von Zypern!" (rv)

Türkei: Vorsitzender der Bischofskonferenz erstochen

Erzbischof Luigi Padovese, Vorsitzender der Türkischen Bischofskonferenz, ist in seinem Haus erstochen worden. Das bestätigt die türkische Bischofskonferenz am Donnerstag. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärt dazu: „Es handelt sich um eine schreckliche Nachricht, die uns sehr tief bewegt und natürlich sehr traurig macht.“ Der am 31. März 1947 in Mailand geborene Padovese, der dem Franziskanerorden angehörte, wurde 2004 von Papst Johannes Paul II. zum Apostolischen Vikar ernannt und empfing die Bischofsweihe. Zuvor war er Professor an der Franziskaner-Universität „Antonianum“ in Rom. Er war für die rund 4.500 Katholiken im Süden und Osten der Türkei zuständig. Padovese sollte am Freitag nach Zypern fliegen, um dort mit Papst Benedikt XVI. zusammenzutreffen. Als Vorsitzender der Türkischen Bischofskonferenz sollte er am kommenden Sonntag im Sportpalast von Nikosia aus Hand des Papstes das Arbeitspapier für die Nahost-Bischofssynode in Empfang nehmen, die im Herbst in Rom zusammentritt. In der Vergangenheit hatte es wiederholt gewaltsame Übergriffe gegen katholische Priester in der Türkei gegeben. Im Februar 2006 sorgte die Ermordung des in Trabzon tätigen römischen Priesters Andrea Santoro für breites Aufsehen.
Hintergrund noch unklar
Die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, dass Padovese nach dem Angriff am Nachmittag ins Krankenhaus eingeliefert wurde und dort seinen Verletzungen erlag. Dem türkischen Fernsehen zufolge wurde der Bischof von seinem Chauffeur erstochen. Dieser sei flüchtig. Die Motive der Tat sind noch unklar. (rv)

Zypern: Bischöfe wollen Papst an ihre Seite

Es ist der erste Papstbesuch auf Zypern. Am Freitag wird Benedikt XVI. in das mehrheitlich orthodoxe Land aufbrechen. Dass dieses Land bisher als Reisestation fehlte, hat auch sicherlich viel mit der ungeklärten Lage des Landes zu tun. Seit 1974 ist Zypern geteilt. Der Norden der Insel wird nur von der Türkei als Türkische Republik Nordzypern anerkannt. Doch auch um die Ökumene wird auf der Insel gerungen, wie unsere Korrespondentin Gabi Fröhlich berichtet, denn nicht alle Bischöfe scheinen mit der Rom zugewandten Art von Erzbischof Crysostomos einverstanden…
„Wir wollen Sie an unserer Seite, Heiligkeit!. Durch uns lädt der Apostel Barnabas seinen größeren Bruder, den Apostel Petrus, ein, zum ersten Mal sein demütiges Haus zu besuchen – damit er es segne…"
Deutlicher hätte die Einladung nicht sein können: Chrysostomos II., Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche, sprach sie 2007 bei seinem jüngsten Besuch im Vatikan aus. Doch nicht alle Bischöfe auf Zypern sind mit der Ökumene-freundlichen Linie des Erzbischofs einverstanden. Der einflussreiche Bischof Athanasios von Limassol stellte sich vor einigen Wochen an die Spitze der Kritiker des Papstbesuchs. In einem Zeitungsinterview erklärte er:
„Ich glaube, dass der Papstbesuch frommen Christen so manche Gewissensprobleme bereiten wird. Wir können mit allen Menschen Dialog führen, egal welchen Glaubens. Aber es eine Sache, mit jemandem zu sprechen, und eine andere, den Papst als kanonischen Bischof zu empfangen – obwohl er für uns Orthodoxe ein Häretiker ist, und nicht einmal ein Bischof."
Harte Worte im Vorfeld des ersten Papstbesuchs überhaupt auf der Mittelmeerinsel, die Paulus noch selbst mit seinem Gefährten Barnabas missioniert hat. Weitere vier der insgesamt 17 Bischöfe schlossen sich der Kritik an. Die Reaktion von Chrysostomos war scharf: Ein Bischof könne seine Privatmeinung haben, aber nicht einfach tun, was ihm gerade einfalle, erklärte er. Die Bischofssynode habe den Papstbesuch mit großer Mehrheit begrüßt, und dieser Entscheidung hätten sich die einzelnen zu unterwerfen. Und er kündigte an, bei der heutigen Synodensitzung die Entscheidung über den Umgang mit den Abtrünnigen herbeizuführen. Insgesamt gelten die Scharfmacher gegen den Papstbesuch auf Zypern jedoch als kleine Minderheit. Typischer für die zyprische Orthodoxie ist die Haltung des erst 39 Jahre alten Bischof Isaias von Tamasus: Er hofft, dass die orthodoxen Gläubigen sich nicht von einer negativen Stimmungsmache gegen den Gast aus Rom anstecken lassen: „Ich denke, dass wir uns in modernen Zeiten den Luxus, nicht zu kooperieren und in unseren Vorurteilen zu verharren, nicht mehr leisten können. Wir brauchen dringend eine Allianz unter allen Christen, um den großen spirituellen und humanitären Herausforderungen unserer Erde begegnen zu können. Darum ist jede Koalition unter unseren Kirchen wichtig. Und wir sehen den Besuch des Papstes als gute Gelegenheit an, um über alle diese Probleme zu sprechen. So ist er uns in Zypern sehr willkommen." (rv) 

Staatsrechtler Mückl: „Straßburger Kruzifix-Urteil weist Mängel auf“

Im November 2009 wertete der Europäische Menschenrechtsgerichtshof Kruzifixe an italienischen Schulen als Verstoß gegen das Erziehungsrecht der Eltern. Italien erhob Einspruch; Ende Juli kommt das Urteil erneut zur Verhandlung. Ein solches Kruzifix-Verbot „aus der Ferne“ ist vielen Europäern unverständlich. Der Streit unm das Schulkreuz werde sowieso viel zu wenig als öffentliche Debatte geführt. Das bemängelt der Freiburger Staatsrechtler Stefan Mückl, der als Dozent an der Päpstlichen Universität „Santa Croce“ lehrt. Er hat sich das umstrittene Kruzifix-Urteil des Straßburger Gerichtes einmal näher angesehen.
Mückl weist den Straßburger Richtern Fehlschlüsse und schwere handwerkliche Mängel nach. Der supranationale Gerichtshof stütze sich bei seiner Entscheidung auf das Kruzifixurteil des deutschen Bundesverfassungsgerichtes (1995), ohne jedoch Fehler und die Besonderheiten des deutschen Urteils zu berücksichtigen: „Alle Schwachpunkte der Kruzifix-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes finden sich nun wieder in der Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofes“.
Im italienischen Fall hatte der Menschrechtsgerichtshof das Kreuz als Eingriff in Grundrechte gewertet: Die Schule dürfe keine „Schaubühne missionarischer Aktivitäten“ sein, hieß es dort, staatliche Neutralität und Pluralismus müssten dort garantiert sein. Das Kruzifix sei ein „genuin religiöses und appellatives Symbol“, in der Schule sei es für die Kinder unausweichlich und könne als „emotional verstörend“ empfunden werden. Natürlich habe das Kruzifix eine spezifisch religiöse Bedeutung im kirchlichen Kontext, so Mückl dazu. Wie jedes Symbol bedürfe aber auch das Kreuz der Auflösung. Und die fiele eben je nach Kontext anders aus: „Der Symbolbetrachter wird ja nicht zu einer Äußerung der Billigung oder Affirmation oder Anbetung gehalten, es wird noch nicht einmal eine wie auch immer geartete Stellungnahme abverlangt.“ Das Symbol ist an sich also noch lange kein Aufruf zur Bekehrung, stellt der Jurist klar. Größtes Manko des Urteils ist nach Mückl: Das Straßburger Gericht habe den jeweiligen Einschätzungsspielraum der nationalen Regierung, in diesem Fall Italien, komplett übergangen: „Diesen Beurteilungsspielraum hat der Gerichtshof in der Vergangenheit stets respektiert und es nicht unternommen, seine eigene Einschätzung an deren Stelle zu setzen. Von diesem Grundsatz findet sich in der neuen Entscheidung aber rein gar nichts.“
Mit dem Kruzifixurteil wolle Straßburg wohl europaweit Exempel statuieren, vermutet der Staatsrechtler abschließend. Damit würde das Gericht den eigenen Grundsätzen untreu: „Was die Kammer hier nun macht, ist, dass sie letzten Endes die Rolle eines gesamteuropäischen Gesetzgebers einnehmen möchte, indem sie die ihr richtig erscheinende Konzeption des Verhältnisses von Staat und Kirche in die Form eines einzelfallbezogenen Judikates gießt.“ Den wirklichen Schaden aus dieser Entscheidung trüge letztlich nicht Italien, auch nicht das Kruzifix, sondern der Gerichtshof selber, und mit ihm die europäische Idee. Mückl: „Es ist hier einer einzigen Kammer gelungen, in einer einzigen Entscheidung die Autorität des gesamten Gerichtshofes aufs Spiel zu setzen, und zwar eine Autorität, die dieser Gerichtshof bitter braucht, wenn es darum geht, in anderen Fällen, wo in des Wortes wirklicher Bedeutung Menschenrechte auf dem Spiel stehen, diese auch tatsächlich zu schützen.“ (rv)

Vatikan: Papst Benedikt XVI. segnet eine Bronzebüste von Pius XII.

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch am Rande der Generalaudienz eine Büste von Pius XII. (1939-1958) eingesegnet. Das bronzene Kunstwerk soll am Samstag in einem Marienheiligtum in Santa Marinella nördlich von Rom aufgestellt werden. Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt die US-amerikanische Historikerin Margherita Marchione begrüßt, die an der Audienz teilnahm. Die 88-jährige Ordensschwester verfasste mehrere Bücher über die Rolle von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs. Sie hat sich wiederholt für eine Seligsprechung des Pacelli-Papstes ausgesprochen. (rv)

Vatikan: Compostela-Ausstellung beginnt

Die Jakobsmuschel ist in den Vatikan eingezogen. Santiago de Compostela feiert 2010 ein Heiliges Jahr, denn der Namenstag des Stadtpatrons fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Aus Anlass des Jubiläums gibt es jetzt im Vatikan eine Ausstellung. Die Schau ist dem ersten Erzbischof von Santiago de Compostela, Diego Gelmírez, gewidmet. „Compostela und Europa. Die Geschichte des Diego Gelmírez“ – so lautet der Titel der Ausstellung, den die Region Galizien organisiert hat. Der Kultur- und Tourismusminister dieses Gebietes im nordwestlichen Spanien, Roberto Varela, sagte bei der Eröffnung:

„Es ist eine sehr wichtige Veranstaltung: Santiago kommt in die Hauptstadt der christlichen Welt! Das Pilgern ist ein Phänomen, das es jetzt seit 1200 Jahren gibt. Es existieren so viele Wege, die nach Santiago führen… Wege zu Fuß, denn das Laufen ist ja gerade das Schöne daran. Zum Heiligen Jahr bietet Galizien ein volles Kulturprogramm. Und dazu gehört auch die Kunstausstellung. Die Schau verdeutlicht, wie Europa sich um die klassischen Jakobspilgerrouten gebildet hat. Und einen großen Beitrag dazu leistet eben dieser Bischof.“

Erzbischof Diego Gelmírez war ein einflussreicher Mann – und unermüdlicher Reisender. Er wurde vermutlich 1069 als Sohn eines galizischen Adligen geboren. Er knüpfte Beziehungen nach Rom und trieb den Bau der Kathedrale in Santiago stark voran. Vermutlich ist es auch sein Verdienst, dass die Wallfahrt nach Santiago de Compostela ein ähnliches Niveau erlangte wie Pilgerreisen nach Rom oder ins Heilige Land. In der Schau ist vor allem compostelanische Kunst aus dem 12. Jahrhundert zu sehen, dazu auch der Briefwechsel und die Reisestationen von Erzbischof Gelmírez. – Die Wanderausstellung „Compostela und Europa“ verlässt Rom wieder am 1. August. In Paris, wo die Schau den ersten Halt machte, zog sie bereits 13.000 Besucher an. Die Wanderausstellung findet ihren großen Abschluss in Santiago de Compostela. Übrigens: Auch der Papst „pilgert“ in diesem Jahr noch nach Santiago – und zwar Anfang November, kurz bevor das Jubiläumsjahr zu Ende geht. (rv)