Letzter Programmpunkt der Apostolischen Reise war am Sonntagnachmittag ein kurzer Besuch in der maronitischen Kathedrale von Nicosia. Benedikt XVI. würdigte hier besonders die Maroniten, die die größte katholische Eigenkirche im Nahen Osten bilden und seit Jahrhunderten ungespalten in Einheit mit dem Papst von Rom stehen.
Der maronitische Patriarch, Kardinal Nasrallah Sfeir, dankte dem Papst und betete ein Bußgebet der syrischen Liturgietradition. In seiner Ansprache sagte der Papst, die Maroniten hätten oft Schwierigkeiten gehabt, ihrem besonderen christlichen Erbe treu zu bleiben. Dennoch seien sie treu im Glauben ihrer Väter geblieben. Eindringlich bat er die Gläubigen, dieses Erbe in Ehren zu halten.
„Zusammen mit den Christen auf der ganzen Welt sind wir Teil jenes großen Tempels, des mystischen Leibes Christi. Unser geistiger Gottesdienst, der in vielen Sprachen, an vielen Orten und in einer schönen Vielfalt von Liturgien dargebracht wird, ist Ausdruck der einen Stimme des Volkes Gottes, das im Lob und Dank an ihn und in der beständigen Gemeinschaft untereinander geeint ist. Diese Gemeinschaft, die uns sehr am Herzen liegt, drängt uns, die Gute Nachricht unseres neuen Lebens in Christus der ganzen Menschheit zu bringen.“ (rv)
Tag: 6. Juni 2010
D: Kirche fehlt Kommunikationsfähigkeit
Das Fernsehen hat keine Schuld an dem schlechten Image der Kirche. Zu diesem Urteil kommt der Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Peter Frey. Stattdessen sei die aktuelle Krise in einer mangelnden Kommunikationsfähigkeit der Kirche mitbegründet, so der Journalist am Freitag beim 17. Europäischen Festival für religiöse TV-Programme in Berlin. Die Krise sei hausgemacht. Der Chefredakteur nannte verschiedene Beispiele für Kommunikationsschwächen: Bischöfe empfänden „die Journalisten als natürliche Feinde“, Kardinäle täten kritische Berichterstattung als „Geschwätz“ und Kampagnenjournalismus ab, kirchliche Gremien kreisten um sich selbst und vergäßen die Fragen der Menschen. Das alles mache es nicht einfacher, die Kirche im Fernsehen darzustellen. Kirche und Religion sollten seiner Ansicht nach im Fernsehen stärker erzählerisch oder unterhaltend als abstrakt und starr vermittelt werden. „Zuschauer lieben Geschichten. Und das Fernsehen als Erzählmedium ist dafür gut geeignet.“ Der ZDF-Chef verwies auf die Beliebtheit von Unterhaltungssendungen bei den Fernsehzuschauern. Sie vermittelten – trotz aller Zuspitzung – mit spannend erzählten Geschichten Kenntnisse über Glaubensfragen. Dieses Muster, so Frey, „könnte sich für eine differenziertere Vermittlung von Religion anbieten“. Die Religionen sollten den Trend zur erzählerischen Vermittlung nutzen und weniger auf die „herkömmliche Verfilmung religiöser Texte“ setzen, meinte Frey. Der Zuschauer interessiere sich für aktuelle, gelebte und überzeugende Glaubenspraxis, nicht für abstrakte Lehrgebäude und starre Dogmen. Frey ist selbst Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). (rv)
Schweiz: Ok für Moschee in Lugano
Der Stadtrat von Lugano hat den Umbau einer Klinik in ein islamisches Zentrum bewilligt. Das berichtet am Freitag die Neue Luzerner Zeitung. Vizestadtpräsident Erasmo Pelli (FDP) erklärte, es habe keine Argumente inhaltlicher und juristischer Art gegeben, um dem Antrag auf Umnutzung der Räumlichkeiten nicht zu entsprechen. Die islamische Gemeinschaft des Tessins hatte knapp ein Jahr auf einen Entscheid der Stadtregierung Lugano gewartet. Gegen die Umbaupläne läuft die Partei Lega dei Ticinesi Sturm. Im siebenköpfigen Stadtrat stimmten die beiden Lega-Vertreter, Parteipräsident Giuliano Bignasca und „Mattino“-Redakteur Lorenzo Quadri, gegen die Bewilligung. Sie befürchten, dass es in dem Wohnquartier zu einem Verkehrschaos kommt. Schon jetzt gebe es kaum Parkplätze. So zumindest die offizielle Begründung. Noch wichtiger dürfte allerdings die Tatsache sein, dass die Moschee in unmittelbare Nähe zur eigenen Parteizentrale zu stehen kommt, schreibt die Zeitung. In einem Communiqué spricht die Lega, die sich stets islamkritisch zeigte, indirekt von einer Provokation durch die neuen Nachbarn, zumal viele Anwohner der Gegend schon Unterschriften gegen die Umwandlung des Gebäudes in ein islamisches Zentrum gesammelt hätten. Die Anwohner werden aufgerufen, alle Rechtsmittel zu ergreifen, um die Moschee noch zu verhindern. Dies dürfte nach dem Votum im Stadtrat allerdings schwierig werden. (rv)
Zypern: Nikosia letzte geteilte europäische Hauptstadt
Papstreise nach Zypern: 2. Tag
Zum Auftakt des zweiten Tages seiner Zypernreise hat Papst Benedikt XVI. an diesem Samstag dem Präsidenten Dimitris Christofias einen Höflichkeitsbesuch in der Hauptstadt Nikosia abgestattet. Der Papst legte dort einen Kranz am Denkmal des orthodoxen Erzbischofs Makarios III. (1913-1977) ab. Dieser war nach der Unabhängigkeit Zyperns 1960 zudem erster Präsident des Landes. Der amtierende Präsident Christofias dankte dem Papst für sein Kommen. Seine Reise falle zusammen mit dem 50. Jubiläum der Gründung der Republik Zypern. Die Anwesenheit Benedikts bringe moralischen und spirituellen Auftrieb.
„Zypern hat seine Unabhängigkeit 1960 gewonnen. Seit 1974 erfährt das Land eine schmerzhafte militärische Besetzung von mehr als 36 Prozent seines Gebietes. Nikosia ist die letzte geteilte europäische Hauptstadt. Vor einem Jahr sagten Sie im Heiligen Land, soweit ich mich erinnere, die Mauer ist eines der besorgniserregendsten Bilder, die Sie je in ihrem Leben gesehen haben. Ich erinnere mich auch, dass Sie damals für Frieden beteten. Möge dieses Friedensgebet bald in Erfüllung gehen, auch für den Fall Zypern!"
Der Präsident hatte bereits zweimal den Vatikan besucht. Die Erinnerung daran sei noch immer lebendig, so Christofias. Er verwies in seiner Rede auf die weit zurückreichende christliche Geschichte Zyperns.
„Seit dem ersten Besuch der Apostel Paulus und Barnabas 43 nach Christus ist Zypern immer ein apostolisches Land gewesen, mit tiefen christlichen Wurzeln. Leider befindet sich ein großer Teil seines spirituellen und kulturellen Erbes unter der Besatzung der türkischen Armee. Es ist sehr beunruhigend, dass seit 36 Jahren unser kulturelles und religiöses Erbe zerstört wird. Das bedeutet einen Verlust für die gesamte Menschheit."
Der Präsident lobte außerdem die karitative Arbeit der katholischen Kirche. Er versprach Papst Benedikt eine Zusammenarbeit.
„Wir sind beide Reisende auf der Straße, die zu Frieden führt und ein allgemeines moralisches Bewusstsein weckt, auch kämpfen wir gemeinsam gegen Armut, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Hunger." (rv)
Zypern: Papst würdigt Erzbischof Makarios III.
Papstreise nach Zypern: 2. Tag
Für die Geschichte der Republik Zypern spielt Makarios III. (1913-1977) eine große Rolle. Der orthodoxe Erzbischof war nach der Unabhängigkeit Zyperns 1960 auch erster Präsident des Landes. Im Garten des Präsidentenpalastes befindet sich ihm zu Ehren ein Denkmal. Vor diesem Denkmal legte Papst Benedikt am Samstagmorgen einen Kranz ab. Makarios Wirken würdigte Benedikt in einer Rede vor dem amtierenden Präsidenten und hochrangigen Diplomaten:
„Soeben habe ich an der Gedenkstätte für den verstorbenen Erzbischof Makarios, den ersten Präsidenten der Republik Zypern, einen Kranz niedergelegt. Wie er muss sich jeder von Ihnen im öffentlichen Dienst für das Wohl der Anderen in der Gesellschaft einsetzen, sei es auf lokaler, auf nationaler oder internationaler Ebene. Das ist eine edle, von der Kirche mit Wertschätzung bedachte Berufung. Wenn der öffentliche Dienst gewissenhaft ausgeführt wird, kann er uns einen Gewinn an Weisheit, Redlichkeit und persönlicher Erfüllung eintragen."
Die Politik solle sich stärker an ethischen Werten ausrichten. Denn Benedikt warnte, Einzelpersonen, Gemeinschaften und Staaten, die sich nicht von moralischen Wahrheiten leiten ließen, würden egoistisch und skrupellos. Sie machten die Welt gefährlicher. Insbesondere politische Ideologien müssten abgebaut werden.
„Die tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts haben die Unmenschlichkeit aufgedeckt, die aus der Unterdrückung der Wahrheit und der Menschenwürde hervorgeht. In unseren Tagen sind wir Zeugen von Versuchen, unter dem Vorwand von Frieden, Entwicklung und Menschenrechten Scheinwerte zu fördern…Mit diesen Überlegungen bekräftige ich meine Wertschätzung und die der Kirche für Ihren wichtigen Dienst an der Gesellschaft und für den Aufbau einer sicheren Zukunft für unsere Welt. Auf Sie alle rufe ich den göttlichen Segen herab für Weisheit, Kraft und Ausdauer in der Erfüllung Ihrer Pflichten. Ich danke Ihnen." (rv)