In einem Gerichtsgutachten wird Radio Vatikan vorgeworfen, durch jahrelanges Überschreiten der Grenzwerte für Krebsfälle verantwortlich zu sein. Der Vatikan weist jeglichen Zusammenhang zurück. Vom Sendemast des Papstsenders verursachter Elektrosmog sei für einen Anstieg von Krebserkrankungen bei Kindern in den Gemeinden nördlich von Rom verantwortlich. Zu diesem Schluss kam der von einem römischen Gericht bestellte Gutachter Andrea Micheli nach fünfjährigen Studien. Dazu erklärt der Chef unseres Senders: „Radio Vatikan hält sich an die italienischen und internationalen Grenzwerte für elektromagnetische Emissionen. Die Wissenschaft hat keineswegs festgestellt, dass Elektrosmog negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat." (rv)
Monat: Juli 2010
Vatikan: Papst gibt Motto für den Weltfriedenstag 2011 bekannt
„Religionsfreiheit, der Weg zum Frieden" – dieses Motto hat Papst Benedikt XVI. für den Weltfriedenstag 2011 gewählt. In vielen Teilen der Erde werde die Religionsfreiheit beschränkt oder verleugnet, begründete der Vatikan an diesem Dienstag die Wahl des Mottos. Diese Einschränkungen reichten etwa von einer religiösen Diskriminierung und Ausgrenzung bis hin zu Gewalt gegen religiöse Minderheiten. Dabei könne Religionsfreiheit als die „Freiheit aller Freiheiten" bezeichnet werden, heißt es in dem Vatikan-Schreiben. Sie sei ein Grundrecht, das den Horizont von Menschlichkeit und Freiheit weite. Zudem erlaube die Religionsfreiheit eine tiefe Beziehung mit einem selbst, mit anderen und mit der Welt. Der Grundgedanke von Religionsfreiheit versage Fundamentalismus klar den Anspruch auf „Religiosität", gleiches gelte auch für die Manipulation und Instrumentalisierung der Wahrheit. – Der Weltfriedenstag wird seit 1968 jeweils am Neujahrstag begangen. (rv)
Somalia: Die Wiege der Attentäter von Uganda
Das Ende der Fußballweltmeisterschaft wurde von blutigen Anschlägen in Afrika überschattet. Während der Übertragung des Endspiels am Sonntagabend sprengten sich in Uganda islamische Extremisten in zwei Lokalen in die Luft. Sie rissen mindestens 74 Menschen mit in den Tod. Zu den Anschlägen bekannten sich islamische Extremisten aus Somalia; nach Angaben der ugandischen Regierung wurden inzwischen mehrere mutmaßliche Tatbeteiligte festgenommen. Werfen wir einen Blick auf das Land am Horn von Afrika, aus dem die Attentäter kommen. Axel Rottländer ist Mitarbeiter des Hilfswerkes „Care“ und dort zuständig für Somalia. Zu den Hintergründen des Extremismus in Somalia sagte er uns im Interview:
„Das größte Problem in Somalia ist die fehlende Regierung; seit 1991 gibt es dort keine Führung mehr. Seitdem herrscht dort ein Durcheinander von verschiedenen Interessen der Nachbarländer und verschiedener kultureller, religiöser und wirtschaftlicher Gruppen innerhalb des Landes. Und es gibt auch Interessen, die von weit her, zum Beispiel von den USA herrühren.“
Seit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Äthiopien und somalischen Islamisten Ende 2006 flammten rund um Mogadischu immer wieder Konflikte auf, an denen verschiedene ethnische und religiöse Gruppen beteiligt waren. Die USA verstärkten seitdem ihren Kampf gegen islamistische Organisationen wie die radikalislamische Miliz El Shabaab und El Kaida von Äthiopien aus. Dazu Rottländer:
„Es ist bekannt, dass die USA seit der Machtübernahme der Islamisten doch etwas besorgt sind, dass Somalia ein Gebiet wird, das Al Kaida als Rückzugs- und Ausbildungsort dient.“
Selbst für vor Ort operierende Hilfsorganisationen sei es schwierig, die landesinternen Machtkämpfe noch zu überblicken. Besonders im Zentrum und Süden des Landes herrsche Anarchie. Das habe zuletzt auch Konsequenzen für die humanitäre Arbeit gehabt und auch für die Versuche der internationalen Gemeinschaft, das Land zu befrieden:
„Für Hilfsorganisationen wie Care war das eine sehr schwierige Situation. Wir haben unsere Mitarbeiter abziehen müssen, ganz einfach, weil wir bedroht worden sind. Ein Mitarbeitet ist entführt worden. Auch die internationale Gemeinschaft kann in dem Land nicht arbeiten: Selbst das Welternährungsprogramm musste seine Tätigkeit in Zentral- und Südsomalia einstellen. Der Eindruck, der sich aufdrängt, ist: Dass sich die internationale Gemeinschaft kaum noch die Finger verbrennen will. Sie versucht zwar, die Piraterie auf dem Seeweg zu stoppen, aber es geht eigentlich keiner mehr an Land.“
Ein zweites großes Problem in Somalia sie die allgemeine Armut. Der Großteil der Bevölkerung lebt als Nomaden und ist auch auf Wasser für Vieh angewiesen. Dazu Rottländer:
„Man könnte sagen, in einem funktionierenden Staat wären Dürren und Trockenperioden kontrollierbar. Jetzt funktioniert dieser Staat aber nur in Ansätzen. Es gibt zwar auf Gemeinde- und Dorfebene funktionierende Strukturen, nur sind die natürlich nicht in der Lage, für tausende Menschen, die Wassermangel und Lebensmittelknappheit erfahren, die Versorgung zu organisieren. So potenziert sich alles.“ (rv)
Südafrika: Hilfsprojekte – Nach der WM ist vor der WM
Einen Monat lang war Südafrika das Zentrum der Weltöffentlichkeit, seit gestern ist alles vorbei: Spanien ist Weltmeister, Deutschland muss weiter auf den vierten Stern hoffen, für die Heimmannschaft war leider schon in der Vorrunde Schluss. Doch nach der WM ist vor der WM: Für die Mitarbeiter der Organisation „Catholic Welfare Development“ muss die Arbeit weitergehen, auch wenn Fernsehkameras und Fanmeile wieder abgebaut sind. Deswegen hat das Hilfswerk die „Kampagne 2011″ gestartet. Ziel dieses Projektes ist es, das Interesse an Südafrika mit all seinen Problemen wachzuhalten und soziale Projekte auch abseits der WM fortzuführen. Wir haben mit Alrika Hefers gesprochen, Mitarbeiterin des „Catholic Welfare Development“ in Kapstadt.
„All die jetzt begonnenen Initiativen sind erst der Anfang der Initiativen, die wir im nächsten Jahr fortführen werden. Wir haben gerade ein Café und einen Laden für Kunsthandwerk eröffnet, auch unsere Jugendprogramme werden weiterlaufen. Wir möchten auch bei der Frauenfußball-WM in Deutschland im nächsten Jahr eine größere Rolle spielen. In den verschiedenen Townships haben wir jeweils einen Koordinator, mit denen wir unsere Jugendprogramme direkt in den Townships abstimmen. Für viele schwarze Frauen haben sich die Dinge nicht verändert, manchen geht es schlechter als vor ein paar Jahren. Deswegen liegt unser Augenmerk hauptsächlich auf den Jugendlichen und den Frauen am Rande der Gesellschaft.“
Bereits während der WM waren die Projekte des katholischen Entwicklungswerkes ein voller Erfolg, wie Alrika Hefers erzählt. Es war die einzige soziale Organisation, die auf der Fanmeile in Kapstadt vertreten war. So konnte sie den bis zu 300.000 Fans ihre Projekte vorstellen und mit dem Verkauf von Hotdogs Geld für die „Kampagne 2011″ sammeln.
Der Angst, dass nach der WM wieder fremdenfeindliche Unruhen gegen Immigranten ausbrechen, sollte man nicht zuviel Bedeutung beimessen, findet Alrika Hefers:
„Wir wissen nicht, was uns erwartet. Vor einer Woche gab es ein Treffen zwischen Regierung und Nichtregierungs-Organisationen, bei dem wir geplant haben, was im Fall von fremdenfeindlichen Angriffen zu tun ist und welche präventiven Maßnahmen zu treffen sind – denn wir spielen eine große Rolle in der Gesellschaft. Heute Morgen gab es keine Gewalt. Ich bin auch nicht sicher, inwieweit Gerüchte dabei helfen, Menschen zum Handeln zu bewegen. Wir passen auf, nicht auf Gerüchte zu reagieren. Aber wenn Gewalt ausbricht, werden wir sofort eingreifen und unsere Aufgabe erfüllen.“ (rv)
Dem. Rep. Kongo: „Selbstbedienungsladen“ im Herzen Afrikas
Am 30. Juni 2010 beging der Kongo den 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit. Zu den pompösen Festlichkeiten war sogar der König Albert II. in die ehemalige belgische Kolonie gereist. Viel zu feiern hat das afrikanische Land jedoch nicht, unterstreicht Cornelia Füllkrug-Weitzel. Sie ist Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe und soeben von einer zweiwöchigen Reise durch den Ostkongo zurückgekehrt, wo die Pfarrerin Hilfsprojekte der Diakonie und von Brot für die Welt besuchte. Im Interview mit Radio Vatikan schildert sie ihre Eindrücke:
„Wir haben dort erfahren, dass es zwar keine kriegerische Gewalt mehr gibt, aber dass das Maß an alltäglicher Gewalt extrem hoch ist. Es gibt außerdem nach wie vor 1,5 Millionen Binnenvertriebene im Ostkongo, die keinerlei Unterstützung haben staatlicherseits, die also darauf angewiesen sind, dass die Bevölkerung ihnen hilft. Und die steht selbst täglich unter einem hohen Maß an Terror, weil sie von Vergewaltigungen, Soldaten und Rebellen bedroht werden.“
Die Grenzregion zu den Nachbarländern Sudan, Uganda und Ruanda kommt nicht zur Ruhe. Nach Ende des Kongokrieges 2003 blüht dort der internationale Waffenhandel weiter. Ethnisch instrumentalisierte und wirtschaftliche Konflikte brechen im Ostkongo immer wieder auf. Füllkrug-Weitzel:
„Zum einen sind nach wie vor die Hutu-Rebellen aus Ruanda aktiv auf ostkongolesischem Gebiet. Weiter ist an der Grenze die ugandische Lord Resistance Army aktiv. Es haben sich inzwischen auch viele Trittbrett fahrende Banden, ich sage mal „ganz normale Kriminelle“, zusammengetan. Es sind die Soldaten und Milizen, die die Bevölkerung terrorisieren, weil sie selber keinen Lohn haben und sich nur mit dem über Wasser halten, was sie der Bevölkerung wegreißen. Das gilt auch für die Rebellen.“
Angesichts dieser anarchischen Zustände müsse schnellstens für Recht und Ordnung gesorgt werden, so Füllkrug-Weitzel, wenn nicht von Staatsseite, dann mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft. Ein großes Problem sei jedoch, dass selbst die Exekutive – also Militärs und Polizei – die Bevölkerung beraubten oder sie gar terrorisierten statt sie zu schützen.
„Nicht nur die fremden Rebellengruppen, sondern auch die eigenen Militärs vergewaltigen im Ostkongo Frauen im massiven Umfang. Man geht davon aus, dass 60-70 Prozent aller Frauen zwischen 10 und 90 Jahren mindestens einmal oder mehrmals in den vergangenen Jahren vergewaltigt worden sind, entweder von Militärs und Soldaten oder von Rebellen! Solange das nicht geahndet wird mit aller Entschiedenheit, wird sich daran auch wenig ändern.“
Für die Befriedung der Region seien nicht nur humanitäre, sondern auch finanzielle Hilfen unerlässlich. Das gesamte Rechtssystem des Landes müsse neu „befähigt“ werden:
„Entscheidend ist, dass die Polizei und das Militär einen regulären Lohn bekommen. Wenn sie keinen Pfennig sehen, obwohl sie den ganzen Tag im Einsatz sind, fallen sie über die Felder und Viehbestände her, und diese Lösung nimmt die Regierung billigend in Kauf. Sie bereichern sich gnadenlos auf Kosten der Bevölkerung.“
Der Kongo werde aber auch von ganz anderer Seite ausgebeutet, erinnert die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe. Das Land sei reich an Rohstoffen und Bodenschätzen; ob Tropenholz, Gold und Diamanten oder Mineralien – die Schätze des Kongo zögen nicht nur afrikanische Interessenten an:
„Wir profitieren alle mit großer Freude an den Ressourcen des Kongo, ohne Geld im Land lassen zu wollen. Dazu ist ja die Gewalt so „schön“ – da muss man keine Regeln finden, wie zumindest ein Teil der Einkünfte im Land bleiben kann. Auch europäische Firmen sind in massivem Umfang am Waldeinschlag im Kongo beteiligt. Hier wird behauptet, das würde alles nach guten Regeln geschehen. Wenn man aber vor Ort ist, hört und sieht man ganz und gar das Gegenteil. Solange das nicht klappt, solange wir das Land nach wie vor als großen Selbstbedienungsladen betrachten, solange die Regierung Teil dieser Selbstbedienung ist und noch dazu ermuntert wird statt Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen, ist es natürlich sehr schwierig.“
Die Diakonie Katastrophenhilfe und das Hilfswerk Brot für die Welt setzen sich im Ostkongo vor allem für die Binnenflüchtlinge ein. Davon gibt es rund 1,5 Millionen bei einer Gesamtbevölkerung von 6,5 Millionen. Sie werden, genau wie die lokale Landbevölkerung, mit Decken, Töpfen, Saatgut und Anbauhilfen für die Landwirtschaft versorgt. Ein weiterer Schwerpunkt der Hilfswerke ist die psychosoziale und medizinische Betreuung vergewaltigter Frauen. (rv)
Zdarsa im Wocheninterview – „Kirche bildet Anlaufpunkt“
Der künftige Bischof von Augsburg, Konrad Zdarsa, hat die Katholiken in seiner neuen Diözese dazu aufgerufen, die Streitigkeiten zu beenden. „Rechthaberei", sagte Zdarsa im Gespräch mit der „Augsburger Allgemeine", stehe Christen schlecht zu Gesicht. Es sei jetzt an der Zeit, nach vorn zu schauen. Und wie die Zukunft der Kirche aussehen soll, dazu hatte während des Kirchentages in München Pater Bernd Hagenkord Gelegenheit, Bischof Zdarsa zu fragen. Seine erste Frage lautete, in welche Richtung sich die Pastoral entwickeln werde.
„Ich sprach jetzt vor kurzen erst mit einem der Domkapitulare und er sagte, dass unsere Sicht auf die Sonntagsgottesdienstbesucher und viele unserer Urteile, die wir so als Bilanzen ziehen, immer noch aus dem volkskirchlichen Denken schöpfen. Das werden wir, die wir darin aufgewachsen sind, so schnell nicht ablegen. Aber ich denke, wir müssen mehr den gegenwärtig gelebten Glauben sehen, und das auch mehr bewerten und darauf auch mehr eingehen. Wie das so geht, weiß ich noch nicht. Sie sagten schon mit Recht, dass es eine Flächendeckende Seelsorge nicht gibt. Bei den Gebieten in Brandenburg, da können sie in der Früh schauen, wer nachmittags zum Kaffeetrinken kommt. Und da gefällt mir eigentlich der Gedanke gut – unter anderen – dass man auch solche seelsorglichen Zentren bilden kann, bzw. fördern sollte, die dann in die Weite ausstrahlen bzw. vor Ort viele Möglichkeiten bieten. Ein großes umliegendes Gebiet, dass es – das das Wort will ich eigentlich gar nicht sagen: versorgen gelte, für das es Aufmerksamkeit braucht, nach wie vor. Hier kann Kirche immer wieder zeigen, dass sie da ist und auch entsprechend einen Anlaufpunkt bildet."
Zdarsa spricht von seinem Hintergrund im Grenzland von Polen und Deutschland, von zweisprachigen Seelsorgern besonders für die Jugend, aber auch von einer zunehmenden Entchristlichung, die der Osten Deutschlands vielen anderen Teilen des Landes zeitlich voraus hat. Trotzdem sind wir so zögerlich, von Mission oder Neuevangelisierung zu sprechen. Warum?
„Wissen Sie, der Misskredit, in den das Wort missio, Mission, geraten ist, ist mir eigentlich nicht ganz verständlich, denn es heißt ja nicht Überredung, es bezieht sich ja zunächst gar nicht auf die Anderen, sondern es bezieht sich auf uns. Es heißt ja: „Sendung". Das bedeutet, wir sind mit diesem Wort angesprochen. Wir sollten uns das erst einmal sagen, dass das unsere erste Aufgabe ist und genuine Aufgabe als Jüngerinnen und Jünger Jesu. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das allein durch die Präsenz von Katholiken – Priestern, Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten – dass dadurch das Gespräch möglich wird, und wenn es ein glaubwürdiges Auftreten ist, dann wird da auch zustande kommen. Aber wissen sie, es braucht eben immer auch Menschen, die vor Ort beschäftigt sind und die da sind, um sie zu gewinnen. Wir kämpfen ja auch mit dem demographischen Problem und insofern gilt es auch für uns mit unseren geringen Mitteln, die Kräfte so zu bündeln und so einzusetzen, dass wir auf der einen Seite das schultern können und auf der anderen Seite die Menschen erreichen."
Der Wandel der Kirche ist ja keineswegs vorbei, auch im Westen und Süden des Landes, auch in seiner neuen Diözese Augsburg wird sich Glaube und Kirche weiter verändern. Wenn er in die Glaskugel schaut und ein wenig die Zukunft vorwegnimmt: wo steht die Kirche in 25 Jahren? Gibt es Hoffnung auf eine Besserung oder müssen wir uns mit dem einrichten, was übrig bleibt?
„Dann mache ich mal ein Beispiel aus der Vergangenheit und hoffe, mich damit nicht herauszureden: aber wenn sie etwa 1970, 1975 oder 1980 noch die Dinge angesprochen hätten, die dann 1989 tatsächlich geschehen sind, wissen sie, was die Leute da gemacht hätten mit ihnen, wie die reagiert hätten? Wenn sogar – und das habe ich oft gesagt – nichtgläubige Menschen glaubten, von einem Wundere sprechen zu müssen, dann dürfen wir wohl erst recht immer wieder auf das Wunder warten. Bzw. uns nicht so verhalten, dass wir sagen, wir machen als Letzte das Licht aus. Sondern es geht nicht um Erfolg, es geht um Fruchtbarkeit, und sie wissen, es gibt Bäume, es gibt Weinstöcke, die tragen erst sehr spät. Sie kennen auch das Sprichwort: der eine säht, der andere erntet. Wir haben uns nicht auszumalen, wie es in dem von ihnen genannten großen Zeitraum sein wird, sondern wir haben heute das unsere zu tun und investieren, als Samenkorn. So haben wir in der DDR als Priester jede unserer Beerdigungspredigten verstanden. Ich habe die Leute nie wieder gesehen, aber ich habe immer gedacht, ich muss denen das beste, was ich glaube und auf das ich mich stütze, weitergeben, in der Hoffnung, dass das irgendwo, irgendwann einmal zu einer Entscheidung kommt, die darauf aufbaut. Inwieweit wir hier auch so glaubwürdig und authentisch auftreten, dass sich Menschen an uns gern erinnern, dann wird vorgesorgt sein für die Zukunft, für das Kommende." (rv)
Vatikan: Vier Millionen Euro im Minus
Der Vatikan hat zum dritten Mal in Folge ein Haushaltsdefizit verzeichnet. Wie aus dem am Wochenende veröffentlichten Bericht für das Jahr 2009 hervorgeht, standen den Einnahmen von 250 Millionen Euro Ausgaben von 254 Millionen Euro gegenüber. Mit rund 4,1 Millionen Euro ist das Defizit deutlich höher als im Vorjahr: 2008 lag es bei 900.000 Euro. Der größte Teil der Ausgaben entfiel laut Kardinalsrat für Wirtschaftsfragen auf die päpstlichen Ministerien sowie die Kommunikationsmittel, besonders Radio Vatikan. Einen deutlichen Anstieg meldete hingegen der Vatikan bei den finanziellen Zuwendungen der Katholiken für die Arbeit des Papstes, dem sogenannten Peterspfennig. Da kamen im vergangenen Jahr 65 Millionen Euro zusammen – im Vergleich zu 60 Millionen Euro im Jahr 2008. Am großzügigsten waren die Gläubigen in den USA, Italien und Frankreich. Gemessen an der Katholikenzahl seien zudem die Zuwendungen aus Japan und Südkorea besonders hoch gewesen. Aus den Bistümern flossen weitere 24,9 Millionen Euro. Den größten Beitrag leisteten dabei die US-amerikanischen und die deutschen Diözesen. Zudem erhielt der Heilige Stuhl im vergangenen Jahr von der Vatikanbank IOR 50 Millionen Euro zur Finanzierung seiner Aufgaben.
2.762 Mitarbeiter für die Weltkirche
Die Leitungsbehörde der katholischen Weltkirche beschäftigt laut Angaben des Kardinalsrates gegenwärtig 2.762 Personen, unter ihnen 766 Priester, 344 Ordensleute, davon 261 Männer und 83 Frauen sowie 1.652 Laien, davon 1.201 Männer und 451 Frauen.
Vatikanstaat ebenfalls im Minus
Die Bilanz des Vatikanstaates weist für das vergangene Jahr ein Minus von rund acht Millionen Euro auf. Dies seien rund 7,5 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Die Reduzierung sei vor allem durch Sparmaßnahmen erreicht worden, teilte der Kardinalsrat mit. Große Ausgabeposten seien der der Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur sowie die Restaurierungsarbeiten an den Kolonnaden des Petersdoms und an den römischen Basiliken gewesen. Der Vatikanstaat beschäftigt demnach gegenwärtig 1.891 Personen, unter ihnen 38 Ordensmänner und 27 Ordensfrauen sowie 1.826 Laien, davon 1.543 Männer und 283 Frauen.
Hintergrund
Der Kardinalsrat ist für die Beratung der organisatorischen und wirtschaftlichen Fragen des Heiligen Stuhls zuständig. Von deutscher Seite ist der Kölner Kardinal Joachim Meisner in dem Gremium vertreten, der an dem diesmaligen Treffen allerdings nicht teilnahm. Der Rat tagte von Mittwoch bis Freitag unter der Leitung von Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone im Vatikan. (rv)
Thailand: Interreligiöser Rat tagt
Der Päpstliche Interreligiöse Rat organisiert eine Tagung zur aktuellen Situation in Asien. In der nächsten Woche treffen sich alle Mitglieder des Rates und ihre Berater in der Nähe von Bangkok, um Bericht über den Dialog mit den verschiedenen in Asien vertretenen Religionen zu erstatten. Es werden 36 Teilnehmer erwartet, hauptsächlich Bischöfe, unter ihnen auch der Präsident des Rates, Kardinal Jean-Louis Tauran. Es ist bereits das fünfte Asientreffen des Rates, das erste fand 1988 statt. (rv)
Vatikan/Kuba: Gute Neuigkeiten aus Kuba
Die Freilassung von mehr als 50 Häftlingen aus den kubanischen Gefängnissen und der Abbruch des Hungerstreiks des Journalisten Guillermo Farinas sind die guten Neuigkeiten von der Karibik-Insel. Das erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan. Seit einigen Wochen habe der Vatikan mit diesen „bedeutenden Zeichen" gerechnet. „Wir hoffen, dass sie auf einen stabilen Prozess hindeuten, hin zu einem Klima des erneuerten Zusammenlebens in sozialer und politischer Hinsicht. Denn das ist es, was alle der kubanischen Nation wünschen", so Pater Lombardi wörtlich. Der kubanischen Kirche sei eine Schlüsselrolle in der Verständigung zwischen Staatsführung und Oppositionellen zugekommen. Der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, und der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Kuba, Dionisio Garcia, hätten die verhärteten Fronten als glaubwürdige Vermittler aufbrechen können, zumal die katholische Kirche tief im Volk verwurzelt sei, wie der vatikanische Pressechef betonte. Und er erinnerte weiter: „Seit der Reise Johannes Pauls II. bis hin zu den jüngsten Besuchen des Staatssekretärs, Kardinal Tarcisio Bertone und Monsignore Dominque Mamberti, bis hin zu diplomatischen Kontakten im Vatikan, in deren Mittelpunkt die Situation auf Kuba stand, hat sich der Heilige Stuhl immer gegen das Embargo ausgesprochen und sich damit solidarisch mit den Leiden des Volkes gezeigt. Und er hat sich für die Unterstützung jedes konstruktiven Dialogs bereit gezeigt." Geduldig seien wichtige Schritte in diese Richtung getan worden. Der Heilige Stuhl wünsche ausdrücklich, dass dieser Weg weiterführt werde. (rv)
Italien: Kath. Medien im Streik gegen Mediengesetz
Am Streik gegen ein Mediengesetz der Regierung Silvio Berlusconis beteiligen sich auch die katholischen Medien Italiens. Der bischöfliche Pressedienst gibt an diesem Freitag keine Nachrichten heraus, die vatikanischen Informationsdienste Fides und Misna melden nicht, die kircheneigene Zeitung Avvenire erscheint nicht: insgesamt rund 40 konfessionelle Organe schlossen sich der Aktion an. Der Protest richtet sich gegen ein neues Pressegesetz, das „unrechtmäßige" Zitate aus Telefonmitschnitten und Ermittlungsunterlagen unter teils drastische Strafen stellen will. Insgesamt soll das Abhören auch für die Justiz schwieriger gemacht werden, ein Schlag gegen den Kampf gegen die Mafia, fürchten die Medien. Außerdem dürfe man über laufende Gerichtsverfahren nicht mehr berichten, so das Vorhaben des Gesetzes. Misna betonte in einer Erklärung, das geplante Abhörgesetz behindere in ungerechtfertigter Weise die Recherche und behindere die Medien in ihren Aufgaben, die ihnen auch nach der katholischen Soziallehre zukämen. Zu dem „Tag des Schweigens" – so der Name der Aktion – hatte der nationale Journalistenverband FNSI aufgerufen. Lediglich die Medien, an denen die Familie von Silvio Berlusconi beteiligt ist, beteiligten sich nicht. Dazu gehören die Tageszeitung „Il Giornale" und der rechtskonservative „Libero". (rv)