Papst Benedikt XVI. hat den Bischof von Görlitz, Konrad Zdarsa, zum Nachfolger für Walter Mixa als Bischof von Augsburg bestimmt. Das gab der Vatikan an diesem Donnerstag bekannt. Das Dokument trägt das Datum vom Mittwoch, ist also noch vor dem Sommerurlaub des Papstes unterschrieben worden. Zdarsa stammt gebürtig aus Hainichen im Bistum Dresden-Meißen und hat vor seiner Ausbildung zum Priester Dreher gelernt. Nach einer Zeit als Pfarrer und einer Promotion in Kirchenrecht an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom wurde er 2004 Generalvikar von Dresden-Meißen, 2007 wurde er zum Bischof von Görlitz ernannt und geweiht. (rv)
Tag: 8. Juli 2010
Belgien: Kardinal Danneels zehn Stunden im Verhör
Der Belgische Kardinal Danneels musste ein Verhör von über zehn Stunden über sich ergehen lassen.
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Schweiz: Afrikanischer Priester vom Papst in den Laienstand versetzt
Ein 38-jähriger afrikanischer Priester, der in den letzten Jahren im Schweizerischen Kanton Freiburg gewirkt hat, ist am Samstag vom Papst in den Laienstand versetzt worden. Die Kirchenstrafe sei aufgrund von Tatbeständen ausgesprochen worden, deren sich der Priester bereits vor seiner Ankunft in der Schweiz schuldig gemacht habe, teilte das Bistum Lausanne-Genf-Freiburg am Dienstag mit. Bischof Bernard Genoud hatte dem Priester bereits am 14. April die kirchliche Beauftragung – die sogenannte „Missio canonica" – entzogen. Ihm wurde vorgeworfen, eine sexuelle Beziehung zu einer Frau in einer Notlage eingegangen zu sein. Die Frau habe später eine Abtreibung vornehmen lassen. Die Anschuldigungen wurden bisher vom Geistlichen stets zurückgewiesen. Angehörige der Seelsorgeeinheit, in welcher der Betreffende tätig ist, haben inzwischen Unterschriften für den Verbleib des beliebten Priesters gesammelt und der Bistumsleitung überreicht. (rv)
D/Italien: Der Fall Mixa hat „große Strukturprobleme“ in der Kirche sichtbar gemacht
Das sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, im Gespräch mit Journalisten in Rom. Dass es keine geregelten Verfahren im Umgang mit derartigen Situationen gebe, begünstige eine Vergiftung des Klimas und Mythenbildung. Verbesserte Strukturen würden der „Vergiftung" entgegenwirken, so Glück. Glück war in die italienische Hauptstadt gereist, um mit Kurienvertretern zu sprechen und einen Vortrag bei der römischen Niederlassung der Konrad-Adenauer-Stiftung zu halten. (rv)
Vatikan: „Pius XII. war ein Schutzengel“
Papst Pius XII. hat sich nicht nur persönlich um die Rettung der Juden gekümmert, er hat sich auch um die Bewahrung jüdischer Kulturgüter verdient gemacht. Das hat der Deutsche Historiker Michael Hesemann herausgefunden. Im Vatikanischen Geheimarchiv hat er dazu einen aufschlussreichen Brief des damaligen Kardinals Eugenio Pacelli, später Pius XII., gefunden. Der Brief trägt das Datum vom 9. Januar 1939.
„Der Brief ist ein Schreiben von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli an 64 katholische Erzbischöfe in aller Welt, in dem er sie aufgrund der neuen antisemitischen Gesetzgebungen in Deutschland – der Nürnberger Rassengesetze – und der Pogromnacht am 9. November bittet, sich darauf einzustellen und dafür zu sorgen, dass Visa beschafft werden für mindestens 200.000 Flüchtlinge aus Deutschland. Es ging um wegen ihrer Rasse verfolgte Menschen aus Deutschland."
Kardinal Pacelli habe also bewusst Juden retten wollen.
„In dem Brief verwendet er für die Fluchtwilligen den Begriff „nicht-arische Katholiken". Der weitere Kontext des Briefes verdeutlicht aber, dass damit eben nicht nur Konvertiten, die nach den Nürnberger Rassengesetzen als Juden galten, sondern auch Glaubensjuden gemeint waren. Im weiteren Verlauf des Briefes steht, dass die Erzbischöfe für die Gründung von Komitees sorgen sollten. Diese Komitees sollten eine vernünftige Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge sichern und vor allem sollten Gebetsstätten für sie errichtet werden. Auch sollten diese Flüchtlinge die Möglichkeit haben, frei ihre Religion, ihre Sitten und Gebräuche auszuüben."
Wären nur Katholiken gemeint gewesen, so hätte dies kein Sinn geben, stellt Hesemann klar. Deshalb sei hinter dem Begriff „nicht-arische Katholiken" mehr zu verstehen. Pacelli habe damals aus diplomatischen Gründen auf diese Weise schreiben müssen.
„Ich war über den Brief – und damit über die Anfrage Pacellis – bereits früher informiert gewesen. Ich hatte diese Anfrage bereits in meinem Buch „Der Papst, der Hitler trotzte" erwähnt. Ich bin dann aber Schritt für Schritt die gesamte verfügbare Aktenlage durchgegangen. Das sind Akten aus der Zeit, als Eugenio Pacelli noch Kardinalstaatssekretär war, da die Akten zu seinem Pontifikat noch nicht verfügbar sind."
Hesemann ist Deutschland-Vertreter der „Pave the way"-Stiftung, die sich auch um die Aufarbeitung der Biographie Pacellis kümmert.
„Der Brief war nicht allein in der Akte. Ihm voraus gingen weitere Texte, in denen Pacelli um die Aufnahme von jüdischen Wissenschaftlern bat. Es gab sehr viele Akademiker unter den Flüchtlingen. Dann folgte am 9. Januar 1939 ein Brief, man sollte doch eben Komitees bilden und bei den Regierungen eruieren, wie viele Visa für Flüchtlinge ausgestellt werden könnten."
Bereits die Briefe Pacellis vor seinem Pontifikatsantritt bewiesen, wie stark er sich für die Juden in Deutschland einsetzte.
„Auf jeden Fall wird man noch mehr finden. Wir haben ja noch alle Antworten von den verschiedenen Erzbischöfen und Nuntien in aller Welt, die Erkenntnisse bringen werden. Wir wissen bereits, dass beispielsweise Brasilien 3.000 Visa zur Verfügung stellte. Die Dominikanische Republik, General Trujillo, hat alle halbe Jahre 800 Visa zur Verfügung gestellt. Wir wissen von Augenzeugen, dass alle sechs Monate auf Kosten des Vatikans von Lissabon her ein Schiff angemietet wurde, mit dem die Flüchtlinge in die Dominikanische Republik gebracht wurden und von dort konnten sie dann weiter reisen."
„Lasst keinen Zweifel aufkommen über die Absichten des Heiligen Stuhls", heißt es in dem Pacelli-Brief vom Januar 1939.
„Im Endeffekt war das, was damals anlief, die größte humanitäre Aktion in der Geschichte und die größte Rettungsaktion für eine verfolgte Minderheit überhaupt. Die ging natürlich auch weiter."
Der Historiker Michael Hesemann ist der Meinung, dass die Geschichtsaufarbeitung um Pius XII. noch für einige Überraschungen sorgen wird.
„Wenn nun in etwa vier Jahren die Akten für das Pontifikat von Pius XII., das im März 1939 begann, freigegeben werden, dann werden wir noch viele neue Funde in diese Richtung machen. Diese werden belegen, wie viel Pius XII. für die verfolgten Juden tat, warum er die Hitler-Regierung nicht öffentlich anprangerte. Das tat er nämlich nicht, weil eben damit seine Bemühungen gefährdet worden wären. Ein öffentlicher Angriff gegen Hitler hätte überhaupt nichts gebracht. Im Gegenteil, das hätte all diese Bemühungen nur unmöglich gemacht. Das hätte Hitler nie im Leben von seinem mörderischen Wahn abgehalten. Von daher werden wir noch viele Überraschungen finden, die schließlich dazu beitragen werden, dass Pius XII. als das wieder rehabilitiert wird, was er war: als Schutzengel der Verfolgten, der alles in Bewegung gesetzt hat, um so viele Menschen wie möglich vor dem Schrecken des Hitler-Regimes zu retten." (rv)