Vatikan/Israel: Kritik an Wortmeldungen, aber nicht am Vatikan

Auch wenn Israel mit einzelnen Wortmeldungen bei der Nahost-Bischofssynode nicht einverstanden ist: Die Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan werden sich deshalb nicht verschlechtern. Das meint Mordechay Lewy, Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, im Gespräch mit uns.
 „Nein, ich glaube nicht, dass sich die Beziehungen verschlechtern. Es hängt auch davon ab, inwieweit der Vatikan den Weg finden wird, sich von den Worten von Bischof Bustros zu distanzieren. Ich bin sicher, dass er hier einen Weg finden wird.“
Der aus dem Libanon stammende Bischof Cyrille Salim Bustros hatte nach der Vorstellung der Schlussbotschaft mündlich auf Fragen geantwortet und dabei sinngemäß gesagt, dass sich der Staat Israel mit einer Rückkehr aller palästinensischen Christen auf demografische Weise erledigen würde. Botschafter Lewy sieht darin eine Wiedergabe „bekannter arabischer Standpunkte“ und betont,
„dass die katholischen Ostkirchen die Tatsache, dass Israel 1948 gegründet wurde, nie begrüßt haben. Sie haben sogar dagegen gearbeitet, lange bevor man von irgendeiner Verwaltung und Kontrolle Israels von gewissen Teilen der Westbank sprechen konnte, als das noch jordanisch war, waren sie schon dagegen. Die Ostkirchen waren auch gegen die Konzilserklärung Nostra Aetate in den 60er Jahren im II. Vatikanischen Konzil, das ist belegt. Sie waren gegen eine Annäherung zwischen Israel und dem Heiligem Stuhl und gegen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in den 90er Jahren.“
Die Nahost-Synode sei trotz anders lautender Vorsätze „politisch“ gewesen, so Lewy. Das sei aber keine Kritik an den Positionen des Heiligen Stuhls.
„Meine Worte und meine Kritik ist gegen die Botschaft der Synode an die Welt und gegen das, was der Wortführer des Entwurfskomitees – Bustros – daraus gemacht hat. Meine Kritikpunkte beziehen sich nicht auf die Haltung des Vatikans.“
Einige wenige Passagen der Synodendokumente seien aus israelischer Sicht immerhin relativ mild ausgefallen, etwa der Punkt 5 der Propositiones, wo „eine milde Formulierung über die Gründe der Emigration vorgebracht wurde“. Doch im Allgemeinen spiegelten die Synodendokumente, so Lewy, eine dezidiert arabische Sicht.
„ Das ist wie ein UN-Forum gewesen, und im UN-Forum gibt es immer eine automatische Mehrheit für die arabische Sicht. Das gab es auch hier in der Synode, und das kann ich nicht gut heißen.“
Kurz vor Beginn der Synode hatte die israelische Botschaft beim Heiligen Stuhl eine Mitteilung verbreitet, die auf die wachsende Zahl von Christen von Christen in Israel hinwies. „Bei uns gibt es wieder Verfolgung noch Exodus von Christen“, betonte Lewy.
„Ich halte die Lage der Christen und Katholiken, soweit sie der israelischen Jurisdiktion unterstehen, für besser als in allen arabischen Staaten, wo Christen unter muslimischer oder anderer Regierung leben müssen. Das wurde in der Synode nicht gewürdigt, weil man es ja viel leichter hat, Israel zu kritisieren, als seine Existenz zu riskieren, wenn man zurückfährt in sein arabisch-muslimisches Land. Das muss gesagt werden, denn in der Synode wurde das nicht gewürdigt. (rv)

Italien: Papstbruder erhält Auszeichnung

Prälat Georg Ratzinger, früherer Domkapellmeister der Regensburger Domspatzen und Bruder von Papst Benedikt XVI., ist in Rom mit dem Ehrenpreis der „Fondazione Pro Musica e Arte Sacra" ausgezeichnet worden. Zwischen Händeschütteln und Glückwünschen ist es uns gelungen, den Papstbruder nach der Preisverleihung kurz vors Mikro zu bekommen. Wir fragten ihn, was dieser Preis für ihn bedeutet – schließlich hat Georg Ratzinger schon viele Auszeichnungen erhalten.
 „Die Auszeichnung ist eine große Freude für mich. Und diese in besonderem Maße, weil sie einen uralten Mann jetzt noch erreicht. Das beweist ja, dass er noch nicht abgeschrieben und vergessen ist."
Es handelt sich um höchste Auszeichnung, die von der römischen Stiftung für geistliche Kunst und Musik vergeben wird. „Der Preis wird nur den Persönlichkeiten von internationalem Rang zuerkannt, die sich ganz besonders weltweit um die Kirchenmusik verdient gemacht haben", erläuterte Hans-Albert Courtial, der Generalpräsident der Stiftung, vor der Preisverleihung. Der 86-jährige Georg Ratzinger habe als Leiter der Regensburger Domspatzen den Knabenchor nachhaltig über viele Jahre hinweg geprägt. Ratzinger habe damit Maßstäbe gesetzt und „einen unverwechselbaren Beitrag zum Reichtum der Kirchenmusik geleistet", begründete Courtial die Entscheidung der Stiftung.
Ausgezeichnet wurde am Montag auch der emeritierte Leiter der Cappella Sistina, der 93-jährige Domenico Bartolucci, der am 20. November ins Kardinalskollegium aufgenommen wird. Eine weitere Ehrung erhielt der 58-jährige Clemens Hellsberg, Vorstand der Wiener Philharmoniker. Er sagte uns ins Mikrofon:
„Es ist für uns eine Überraschung gewesen, und es ist eine Anerkennung der Tätigkeit, die wir für dieses Festival gemacht haben; denn wir sind ja Gründungsmitglied. Und das führt uns natürlich ganz besonders."
Die „Fondazione Pro Musica e Arte Sacra" organisiert regelmäßig Konzertreihen in römischen Kirchen. (rv)

Fisichella: „Evangelisierungssynode soll Kirche stärken“

Nach der Synode ist vor der nächsten: Papst Benedikt XVI. hat am Ende der Sonderbischofssynode zum Nahen Osten eine nächste Bischofssynode für das Jahr 2012 angekündigt, und zwar zum Thema Evangelisierung. Das passt dazu, dass der Papst vor wenigen Wochen einen neuen Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung gegründet hat. Die Ankündigung einer ganzen Synode zum Thema kam dennoch überraschend. Das sagte der Präsident des neuen Gremiums, Erzbischof Rino Fisichella, unseren italienischen Kollegen:
 „Die Entscheidung ruft großes Erstaunen und große Freude hervor – darüber, dass der Papst dem Thema der Evangelisierung, das sich immer wichtiger auch als Merkmal seines Pontifikats darstellt, so viel Platz einräumen will. Papst Benedikt XVI. hat ja vor wenigen Wochen einen neuen Päpstlichen Rat dazu ins Leben gerufen, und jetzt plant er, das Episkopat der gesamten Welt für die entsprechende Synode im Jahr 2012 dazu einzuspannen."
Zwei Jahre intensive Arbeit stehen dem Vatikan, insbesondere dem neuen zuständigen Rat, jetzt bevor. Worum aber soll es auf der Synode konkret gehen?
„Die Linie hat Papst Benedikt XVI. bereits in seinem Apostolischen Brief „Ubicumque et semper" und bei anderen Gelegenheiten umrissen: An erster Stelle soll es um die Erneuerung der kirchlichen Verkündigungsfähigkeit gehen, nämlich den Menschen heute das Evangelium zu verkünden. In vieler Hinsicht kann man da ja von einer „Wüste der Gegenwart" sprechen. Die Menschen der Gegenwart haben nicht gefunden, wonach sie suchten, als sie sich von Gott entfernten. Der Mensch braucht Gott; der Papst hat einmal mehr diese Dimension unterstrichen, die doch das Zentrum seines Lebens ist."
Eine große Herausforderung sei die Säkularisierung, so Fisichella. Auch die Kirche sei davon nicht ausgenommen.
„Papst Benedikt XVI. hat ja darauf hingewiesen, dass es in einer immer säkularisierteren Gesellschaft ein richtiges und ausgewogenes Verhältnis zwischen Glauben und Vernunft braucht. Wie kann eine in sich kohärente Vernunft das Ziel seiner Suche erreichen, nämlich die Wahrheit? Aus dieser Wahrheit kann man die Anwesenheit Gottes nicht ausschließen. Das Phänomen der Säkularisierung muss genau untersucht und beobachtet werden, doch jetzt ist auch der Moment gekommen, darauf eine positive Antwort zu geben." (rv)

Stichwort: Titelkirchen (Diakonien) der Kardinäle

Papst Benedikt XVI. hatte bei der Generalaudienz am 20. Oktober ein Konsistorium für den kommenden 20. November, den Vorabend des Hochfestes Christkönig, angekündigt. Bei diesem Konsistorium werden die 24 neuen Kardinäle durch den Papst kreiert.

In vergangenen Zeiten, um genau zu sein seit dem Jahr 1245, erhielten die neu ernannten Kardinäle bei diesem Konsistorium als Zeichen ihre Würde den Kardinalshut (auch Roter Hut genannt), ein flachrunder, breitkrempiger roter Hut mit 15 Knoten und Quasten an seitlich herabhängenden Schnüren. Diese Tradition wurde 1969 ersetzt durch das Aufsetzen eines Pileolus und eines rotfarbigen Biretts.

Neben diesem sichtbaren Zeichen der Kardinalswürde erfolgt die Zuweisung einer römischen Titelkirche (lat. titulus ecclesiae) an die neuen Purpurträger. Diese Zuweisung gehört zu den zentralen Teilen eines Konsistoriums. Von den rund 1000 Kirchen der Ewigen Stadt fungieren etwa 200 als Titelkirchen. Durch die Internationalisierung des Kardinalskollegiums, primär im 20. Jahrhundert, ist die Titelkirche symbolischer Ausdruck der Verbundenheit des Kardinals zu Rom und dem Papst. Somit ist jeder Kardinal nominell auch Pfarrer einer römischen Kirche. Sein Verhältnis zu seiner römischen Gemeinde beschränkt sich nach der offiziellen Inbesitznahme in der Regel auf einen gelegentlichen Gottesdienst und auf eine Art Schirmherrschaft ohne unmittelbare Leitungsgewalt. Den neuen Kardinälen wird entweder eine Kirche (Titelkirche) oder eine Diakonie (Titeldiakonie) zugewiesen. Mit einer Diakonie ist der Titel Kardinaldiakon und mit einer Kirche der Titel Kardinalpriester verknüpft. Der Kardinaldiakon hat frühestens nach 10 Jahren das Recht, den Papst um Erhebung in den Stand eines Kardinalpriesters zu bitten (lat. optatio). Erfolgt die Ernennung zum Kardinalpriester, muss nicht unbedingt die Titelkirche, die ja eigentlich eine Diakonie ist, gewechselt werden. Der Papst hat die Möglichkeit den Kardinaldiakon „pro hac vice“ zum Kardinalpriester dieser Titeldiakonie zu ernennen.

Die Bekanntgabe der Titelkirchen (Titeldiakonien) der 24 neuen Kardinäle erfolgt durch den Papst beim Konsistorium am Samstag, den 20. November 2010. Erfahrungsgemäß nehmen die neuen Kardinäle ihre Titelkirchen in den folgenden Wochen nach dem Konsistorium in Besitz. Allerdings ist es nicht unüblich, dass zwischen Konsistorium und Inbesitznahme auch viele Monate vergehen können. (vh)

Weiter Informationen zum Thema  >>Titelkirchen der Kardinäle

Kardinal Kasper: Die Synode hat ein Bewußtsein geweckt

Kardinal Walter Kasper war von Anfang an mit der Vorbereitung der Synode befasst, er hat an ihr auch teilgenommen. Ihn haben wir gefragt, ob die Synode ein Erfolg war:
 „Es ist vor allem sehr wichtig gewesen, dass man alle Patriarchen und Bischöfe des mittleren Orients beieinander hat – sie kommen ja normalerweise nicht zusammen – damit sie eine Möglichkeit hatten, ihre Probleme vor dem Papst und vor den anderen Bischöfen auszusprechen. Diese Kirchen brauchen unsere Hilfe und brauchen vor allem auch unsere moralische Unterstützung, unsere Unterstützung durch das Gebet. Ich denke, da hat die Synode schon ein Bewußt sein bei uns und in der Kirche geweckt."
In den deutschsprachigen Ländern begegnet vielfach der Meinung, die Kirche und vor allem Rom wende viel mehr Energie für die Ökumene mit den Ostkirchen auf als für die mit den Lutheranern und Reformierten. Stimmt das?
„Das ist eine Wahrnehmung, die mir in Deutschland sehr oft begegnet, sie trifft aber nicht zu. Als der Papst meinen Nachfolger ausgewählt hat, hat er mir ausdrücklich gesagt, er wolle jemanden, der deutschsprachig ist und der die Kirchen der Reformation kennt. Hier denkt man eher von der Weltkirche her, da kommen ganz andere Aspekte in den Blick, die man in Deutschland so nicht hat. Im Übrigen sind der Nahe und der Mittlere Osten ein Weltproblem und die Mutter sehr vieler anderen Konflikte, damit ist es auch ein enormes deutsches Problem." (rv)

Vatikan: Nächste allgemeine Bischofssynode findet 2012 statt

Papst Benedikt XVI. hat das Thema der Neuevangelisierung zum Thema der nächsten Generalversammlung der Bischofssynode bestimmt. Sie soll 2012 stattfinden. Während seiner Predigt bei der Abschlussmesse zur diesjährigen Versammlung sagte er:
 „Während der Arbeiten der Versammlung wurde häufig die Notwendigkeit unterstrichen, das Evangelium denen zu verkünden, die es wenig kennen, oder die sich geradewegs von der Kirche entfernt haben. Oft wurde der dringende Bedarf nach einer erneuerten Evangelisation auch für den Nahen Osten benannt. Dies ist ein weites Thema, vor allem in den Ländern der ersten Christianisierung. Die jüngst erfolgte Gründung des päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung antwortet unter anderem auf dieses Bedürfnis. Deswegen, nachdem ich durch den Episkopat der ganzen Welt beraten wurde und nachdem ich den der Rat der Generalsynode der Bischöfe gehört habe, habe ich entschieden, die nächste allgemeine Versammlung der Bischofssynode 2012 unter das Thema „Die neue Evangelisierung zur Weitergabe des Christlichen Glaubens" zu stellen."
Ob es eine Sonderversammlung der Bischofssynode wie der in diesem Jahr zum Nahen Osten oder der im vergangenen Jahr zu Afrika auch 2011 geben wird, sagte der Papst nichts. (rv)

Vatikan: IOR unterstützt Depotuntersuchung durch die Justiz

Die Vatikanbank will die Untersuchung eines Vatikandepots bei einer italienischen Bank durch die italienische Justiz unterstützen. Das geht aus einer Erklärung des Vatikans von diesem Freitagabend hervor. Die Verantwortlichen der Vatikanbank (IOR) nähmen die Prüfung des Vatikandepots durch die italienische Justiz zur Kenntnis, ebenso die in dem Zusammenhang erfolgte vorsorgliche Beschlagnahmung, heißt es darin. Und weiter: Die Untersuchungen würden nun auch durch eigene Rechtsanwälte unterstützt. Weiter bekundet Vatikansprecher Federico Lombardi, die Verantwortlichen folgten bei allen Finanzaktionen der „Linie der Transparenz"; diese Linie sei bereits in der Erklärung des Staatssekretärs vom 21. September 2009 festgelegt worden. Der Vatikan hatte bereits in einer ersten Erklärung an diesem Mittwoch versichert, die Vatikanbank (IOR) könne „jede Frage schnellstmöglich aufklären". (rv)

Bischofssynode zum Nahen Osten: Die Abschlussbotschaft

An diesem Samstag hat der Vatikan die Schlussbotschaft der Sonderbischofssynode im Vatikan veröffentlicht. Das Schreiben wurde am Freitagnachmittag von den Synodenvätern gebilligt; es trägt den Titel „Nuntius, Botschaft an das Volk Gottes" und gibt Rechenschaft über die Beratungen und Themen, die in den letzten zwei Wochen auf dem Weltbischofstreffen zur Sprache kamen. Adressaten sind alle Gläubigen, Geistlichen, Schwestern und Laien in den Ländern des Nahen Ostens.
 

Wiege des Christentums
Nach dem Dank an Papst Benedikt XVI. für das Einberufen dieser ersten großen Sonderbischofssynode zum Nahen Osten unterstreichen die Synodenväter einleitend das pastorale Anliegen der Synode. Weiter wird auf den Orient als Wiege der ersten christlichen Gemeinschaft verwiesen. Im Folgenden kommt man schnell auf „Herausforderungen und Erwartungen" zu sprechen, vier an der Zahl, die die Völker des Nahen Ostens betreffen.

Herausforderungen und Erwartungen

Erste Herausforderung ist dem Schreiben nach die innere Einheit der Kirche. Es gehe darum, die Einheit jeder Kirche, darunter auch die innerhalb der verschiedenen katholischen Traditionen, zu stärken und durch Gebet und Akte der Nächstenliebe die Einheit aller Christen zu erreichen.
Als zweite Herausforderung werden politische Bedingungen, Sicherheit und religiöser Pluralismus im Nahen Osten genannt. Im Mittelpunkt stehe hier vor allem der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, der Auswirkungen auf die gesamte Region, insbesondere auf die Bewohner der besetzten Palästinensergebiete habe. Hier werden zahlreiche Einschränkungen wie etwa die Militärbarrieren oder der Abriss von Häusern aufgezählt. Auch die Unsicherheit der Israelis und die Situation der Stadt Jerusalem sei Teil der Reflektionen gewesen, heißt es danach weiter. Mit Blick auf die Einschränkung des Wohnrechtes von Palästinensern in Jerusalem durch jüdische Israelis zeigen sich die Synodenväter „besorgt" über „unilaterale Initiativen", die die Bevölkerungszusammensetzung und den Status Jerusalems „riskieren zu verändern". Nur ein „gerechter und endgültiger Frieden" könne das Wohl der gesamten Region und ihrer Völker sichern, erinnern sie.
Als weiterer Brennpunkt wird der Irak genannt: Hier erklären sich die Synodenväter solidarisch mit dem gesamten irakischen Volk und deren Kirchen und appellieren für Unterstützung der Flüchtlinge, die gezwungen sind, das Land zu verlassen – solange, bis diese wieder in ihre Länder zurückkehren könnten und dort in Sicherheit leben könnten, so heißt es.
Eine andere große „Baustelle" betrifft das Verhältnis von Christen und Moslems. Die Synodenväter unterstreichen, dass die „christliche Vision als ursprüngliches Prinzip" dieses Verhältnis bestimmen müsse. Es gehöre zur christlichen Mission und Berufung, mit Moslems nach dem „Gebot der Liebe und der Kraft des Geistes" zusammenzuleben. Als integraler Bestandteil der Gesellschaften des Nahen Osten seien alle Gläubigen – Moslems, Juden und Christen – zur Entwicklung der Region beizutragen.

Gemeinsam für dauerhaften Frieden in Nahost
Ein weiterer Abschnitt der Botschaft widmet sich dem Dialog mit Juden und Moslems. Hier kommt die Hoffnung zum Ausdruck, dass der christlich-jüdische Dialog auch zur konkreten Lösung des politischen Konfliktes beitragen könne. Dieser dürfe keinen Keil zwischen die Religionen treiben. Schließlich sei der Dialog zwischen Vertretern des Juden- und Christentums seit Jahren in Gang – nicht erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Auch wird an die gemeinsamen Wurzeln der drei abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam erinnert. Erneut mahnen hier die Synodenväter, sich gemeinsam für einen „ehrlichen, gerechten und endgültigen Frieden" einzusetzen.
Der Dialog zwischen Moslems und Christen sei eine die gemeinsame Zukunft bestimmende „Lebensnotwendigkeit", heißt es weiter mit Hinweis auf Papst Benedikts Kölner Rede an die Muslime vom August 2005. Trotz einiger „Schieflagen" im Verhältnis in Vergangenheit und Gegenwart müsse es darum gehen, der Weltgemeinschaft ein positives Modell des Zusammenlebens und der Kooperation zu geben.
 

Zwei-Staaten-Lösung favorisiert
Die Synodenväter rufen die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Vereinten Nationen, in ihrer Abschlussbotschaft dazu auf, „aufrichtig" an einer Lösung für die Region zu arbeiten und dort „gerechten und endgültigen Frieden" zu garantieren. Um die Besetzung der verschiedenen arabischen Gebiete zu beenden, müssten die Entschlüsse des Sicherheitsrates angewendet und „notwendige juristische Schritte" unternommen werden, heißt es weiter.
Es folgt ein klares Plädoyer für die Zweistaatenlösung und die Einrichtung eines „unabhängigen und autonomen" palästinensischen Staates. Dieser könne der Volksgruppe ein Leben „in Würde und Sicherheit" garantieren. Der Staat Israel könne seinerseits „innerhalb der international anerkannten Grenzen" Frieden und Sicherheit genießen, heißt es weiter. Und schließlich könne die Stadt Jerusalem dann zu einem Status finden, der dem religiösen Erbe von Juden, Christen und Moslems gleichermaßen gerecht werde, so die Synodenväter.
 

Verurteilung jeglicher Gewalt
Einstimmig wird in der Botschaft „Gewalt und Terrorismus jeder Herkunft" und „jeglicher religiöser Extremismus" verurteilt, ebenso Rassismus, Antisemitismus, Anti-Christianismus und Islamophobie. Alle Religionen seien aufgefordert, in der Region den Dialog der Kulturen voranzutreiben, heißt es dazu abschließend. (rv)

Vatikan: Seligsprechungsprozess Van Thuans eingeleitet

Das Seligsprechungsverfahren für den vietnamesischen Kardinal Francois-Xavier Nguyen Van Thuan ist an diesem Freitag im Lateranpalast feierlich eröffnet worden. Der Kardinal, den die kommunistischen Machthaber für 13 Jahre ins Gefängnis steckte, davon neun Jahre in Isolationshaft, wurde später an den Vatikan berufen und leitete zuletzt bis 2002 den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden. Kardinal Walter Kasper, der seit wenigen Monaten emeritierte Ökumene-Verantwortliche des Heiligen Stuhles, schildert im Gespräch mit uns Kardinal Van Thuan von seiner persönlichen Seite:
 „Kardinal Van Thuan, den kannte ich, das war ein heiligmäßiger Mann. Er war lange im Gefängnis, aber er hatte Humor. Es ist unglaublich, wie er davon berichtete, so ganz ohne Hass. Er hat dazu auch einmal Exerzitien im Vatikan gehalten, das Buch dazu ist auch auf Deutsch veröffentlicht, es ist wunderbar zu lesen, wie er das beschreibt. Die Seligsprechung würde mich freuen.“
Die Eröffnung des Seligspsrechungsverfahrens leitete für den Papst der Kardinalvikar der Diözese Rom, Agostino Vallini; mehrere Kurienkardinäle nahmen daran teil, unter anderem Van Thuans heutiger Nachfolger als Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter. K. A. Turkson. Die Postulatorin, also Anwältin des Seligsprechungsverfahrens ist die in Rom wirkende Argentinierin Silvia Correale. Sie wurde mit der Causa vom Heiligen Stuhl betraut.
Kardinal Nguyen Van Thuan wurde am 17. April 1928 in Hue geboren und am 11. Juni 1953 zum Priester geweiht. Nach seinem Studium in Rom war er nach seiner Rückkehr in die Heimat als Lehrer und später Rektor des Seminars, Generalvikar und später Bischof von Nha Trang tätig. Er wurde von Papst Paul VI. am 24. April 1975 zum Titularbischof von Vadesi und Bischofskoadjutor von Saigon ernannt. Wenige Monate später wurde er nach der Machtübernahme durch das kommunistische Regime festgenommen und inhaftiert. Er verbrachte bis zu seiner Freilassung am 21. November 1988 insgesamt 13 Jahre in Haft, davon 9 Jahre in Isolationshaft. Das Regime vermutete hinter seiner Ernennung ein Komplott des Vatikans in Absprache mit den imperialistischen Mächten.
Vor seiner Isolationshaft hatte er begonnen, Botschaften an die christliche Glaubensgemeinschaft zu schreiben, nachdem er sich geheim Papier besorgt hatte. Diese Botschaften vertraute er einem Kind an, das sie von seinen Geschwistern vervielfältigen ließ. Während seiner langen Isolationshaft unter Bewachung zweier Wärter war es ihm gelungen, auf gesammelten Papierfetzen 300 Verse aus dem Evangelium zu notieren und kleine christliche Gemeinschaften auf den Weg zu bringen, die sich zum Gebet trafen. Nach seiner Freilassung am 21. November 1988 wurde er zum Koadjutor der Erzdiözese Saigon ernannt. Am 24. November 1994 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum stellvertretenden Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, den er seit 1998 als Präsident leitete. Dieses Amt hatte Van Thuan bis 2002 inne, als er an einer Krebserkrankung starb. (rv)

Bischof Hanke auf Nahost-Synode: Für mehr Solidarität

In Rom geht die Sondersynode von Bischöfen zum Thema Nahost in die letzte Runde: An diesem Donnerstag berieten die Teilnehmer im Vatikan über konkrete Vorschläge („propositiones"), die sie dem Papst unterbreiten wollen. Der einzige deutsche Ortsbischof, der an den Arbeiten teilnimmt, ist der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke. Im Gespräch mit Stefan Kempis berichtet Hanke, dass seine Mitbrüder aus dem Nahen Osten „natürlich sehr wachsam auf unsere Bemühungen im Westen schauen, wie wir mit dem Islam umgehen".

„Da muss man wohl noch viel, viel stärker eine Abstimmung, eine engere Kommunikation schaffen. Es ist sehr viel gesprochen worden von reziprokem Verhalten; nun gut, das kann man vielleicht im Nahen Osten nicht ganz so anwenden, darauf haben einige Bischöfe aufmerksam gemacht. Dann muss man das vielleicht neu übersetzen. Aber für unsere Politiker wäre das auf alle Fälle ein Impuls, das, was bei uns im Westen möglich ist, doch im Rahmen des globalen Geschehens auch in den Stammländern des Islams anzumahnen und unseren christlichen Schwestern und Brüdern Raum zu geben."

Auf der Synode sei ihm klar geworden, "dass der Mittlere und Nahe Osten nicht über einen Leisten geschlagen werden kann", so Bischof Hanke.

„Mir persönlich ist dann noch aus der Schilderung einzelner Bischöfe aufgegangen, wie wichtig unsere Solidarität im Westen mit den Christen in der Bedrängnis dort ist. Ich glaube, da müsste noch wesentlich mehr Bewusstsein entstehen und wachsen in unseren Pfarrgemeinden und Diözesen in Europa und Nordamerika!" (rv)