Vatikan: Kardinalskonsitorium im November?

Von den 179 Kardinälen sind derzeit lediglich 103 wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. Bis 14. November wird diese Zahl sogar auf 101 Eminenzen sinken. Für eine Papstwahl ist die Apostolische Konstitution "Universi Dominici Gregis" von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996 gültig und anzuwenden. In ihr ist eine Höchstgrenze von 120 Kardinälen (im Lebensalter unter 80 Jahren) für diese Wahl festgelegt. Papst Johannes Paul II. hat diese Größe von 120 wahlberechtigten Kardinälen mehrmals bei den Kardinalskreierungen überschritten. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., hat bei seinen beiden Kardinalserhebungen 2006 und 2007 die Höchstzahl jedoch eingehalten. Man darf annehmen, dass er beim nächsten Kardinalskonsistorium ebenso verfahren wird. Somit ergibt sich eine rein rechnerische Zahl von 19 Kardinälen, um der Wahlordnung gerecht zu werden.

Zählt man alle zum Kardinal heranstehenden Kirchenfürsten zusammen, so ergibt sich derzeit eine Zahl von über 40 Anwärtern auf den Roten Hut. In dieser hohen Zahl sind Leiter der vatikanischen Dikasterien und Erzbischöfe aus allen Kontinenten vertreten, deren Amt in der Kardinalstradition steht (siehe hierzu in VH >>Kardinalstradition). Erfahrungsgemäß erfolgen auch einige Ernennungen von verdienten Kirchenleuten, die das 80. Lebensjahr bereits überschritten haben oder kurz davor stehen. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren ist eine Anzahl von 20-25 Kardinalsernennungen sicher realistisch.

Da die Zeit drängt, darf man wohl davon ausgehen, dass Papst Benedikt XVI. während der zur Zeit laufenden Bischofssynode in den nächsten Tagen ein Kardinalskonsistorium ankündigen und somit seine Kardinalskreierungen bekannt geben wird. Das Konsistorium selbst wird sicherlich im November stattfinden. Erfahrungsgemäß erfolgt einen Monat nach der Bekanntgabe der Namen die Kardinalserhebung mit dem Purpur. (vh)

Papst: „Schauen wir auf die Christen im Nahen Osten“

Benedikt XVI. hat offiziell die Nahostsynode im Vatikan eröffnet. An diesem Sonntag feierte er zusammen mit 250 Konzelebranten den Eröffnungsgottesdienst im Petersdom. Zum ersten Mal nehmen nahezu alle 120 Kirchenführer der Region an einem internationalen Bischofstreffen mit dem Papst teil.
Zu Beginn der Messe zogen in langer Prozession neun katholische Patriarchen, 19 Kardinäle, 75 Erzbischöfe und 75 Bischöfe in die Vatikan-Basilika ein. Zu Beginn der Zeremonie besprengten die beiden Synoden-Präsidenten – der vatikanische Ostkirchen-Präfekt Kardinal Leonardo Sandri und der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan – die versammelte Gemeinde mit Weihwasser. Der Gottesdienst folgte im Wesentlichen dem lateinischen Ritus; es waren jedoch einige ostkirchliche Elemente eingebaut. Die feierliche Messe war geprägt von den typischen Farben der verschiedenen Riten sowie durch die Gesänge auf Latein, Griechisch und Arabisch.
Christliche Minderheit beachten
In seiner Predigt wies der Papst auf den Hauptzweck der Synode hin: Die zweiwöchige Versammlung soll das Augenmerk auf die christliche Minderheit lenken, die in ihren Ländern meist unter erheblichen Problemen lebt, und ihr Rückenstärkung der Universalkirche geben. An der Nahostsynode nehmen auch die Leiter der wichtigsten Kurienbehörden sowie Vertreter der Weltkirche teil.
Benedikt XVI. nannte die erste Nahost-Synode ein bedeutendes Ereignis für die ganze Weltkirche. Es gehe dabei um die Gegenwart und die Zukunft der Kirche in den Ursprungsländern des Christentums und der Heilsgeschichte insgesamt.
„Der Nahe Osten ist das Land Abrahams, das Land des Exodus und der Rückkehr aus dem Exil, das Land des Tempels und der Propheten, das Land, in dem Jesus Christus von Maria geboren wurde."
Die Synode verfolge in erster Linie pastorale und kirchliche Anliegen, betonte der Papst. Jedoch könne man dabei nicht die mitunter dramatische soziale und politische Situation in einigen Ländern der Region ignorieren.
„Es geht daher um eine Gemeinschaft der unterschiedlichen katholischen Kirchen und Riten, aber auch um die ökumenischen Beziehungen zu den anderen Kirchen. Schließlich ist auch der Dialog mit dem Judentum und dem Islam notwendig."
Weiter fügte der Papst an, dass das Bischofstreffen das Profil der Christen in ihren Ursprungsländern schärfen und den Dialog mit den anderen Kirchen sowie mit Juden und Muslimen fördern wolle. Außerdem soll es ausloten, welchen Beitrag die Christen zu Frieden und Gerechtigkeit in den Krisenregionen des Nahen Ostens leisten können. Papst Benedikt XVI. rief in seiner Predigt auf, den Christen im Nahen Osten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
„In der teils dramatischen Situation in einigen Ländern des Nahen Ostens muss es ihnen ermöglicht werden, als lebendige Steine weiter an den Orten der Heilsgeschichte bleiben zu können. Es ist ein Menschenrecht, in Würde in seinem Heimatland leben zu können. Frieden und Gerechtigkeit sind unverzichtbare Voraussetzungen für ein harmonisches Zusammenleben aller Bewohner der Region.
Auch die internationale Gemeinschaft soll dazu beitragen, indem sie konstruktiv für Friedenslösungen eintrete, so Benedikt XVI.
„Auch die anderen Religionen sollen ihren Beitrag dazu leisten, indem sie geistige und kulturelle Werte fördern und jede Form von Gewalt ablehnen. Die Christen selbst werden weiter ihren Beitrag leisten, nicht nur mit Einrichtungen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen, sondern im Geist der Bergpredigt, die Vergebung und Versöhnung fördert."
Hintergrund
Es handelt sich um die 24. Bischofssynode, seit Papst Paul VI. (1963-1978) diese Konferenzform zum Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) als Instrument weltkirchlicher Kollegialität einrichtete. Von den 185 Mitglieder der Nahost-Synode kommen 140 aus den mit Rom unierten Ostkirchen, 14 weitere leiten lateinische Diözesen in der Region. Neben Vertretern des lateinischen Ritus nehmen an der Synode Oberhirten von sechs mit Rom verbundenen Ostkirchen teil: Chaldäer, Maroniten, Melkiten sowie katholische Kopten, Syrer und Armenier. Aus Europa wurden unter anderen der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der aus der Schweiz stammende Bischof von Reykjavik, Pierre Bürcher, sowie der ungarische Kardinal Peter Erdö berufen. Letzterer ist Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). (rv)