Vom Leben der Christen im Irak gibt es nicht nur alarmierende Nachrichten, sondern durchaus auch Zeichen der Hoffnung. Das machte der chaldäische Weihbischof von Bagdad, Jacques Ishaq, deutlich: Er berichtete den Synodenvätern am Freitag Abend vom „Babel College", dessen Rektor er ist. Das „Babel College" ist eine theologisch-philosophische Fakultät im Irak, die mit der vatikanischen Missions-Universität Urbania zusammenarbeitet. „Diese Fakultät wird von Seminaristen aller Kirchen im Irak besucht, auch von den orthodoxen", so Ishaq; seit 1991 hätten fast vierhundert Studenten dort ihr Diplom in Theologie oder Philosophie gemacht; dazu kämen fast 350, die eine dreijährige Ausbildung in Religionswissenschaften durchlaufen hätten. „Babel College hat also 735 Arbeiter für den Weinberg des Herrn ausgebildet." Er wolle mit „dieser kleinen Statistik" zeigen, dass „die Schwierigkeiten und Massaker" die Kirche im Irak nicht zerstört hätten, so der Weihbischof. „Stellen Sie sich vor, dass wir allein dieses Jahr 12 Priesterweihen von Absolventen des Babel College haben! Ich würde sogar sagen, dass die Schwierigkeiten und Massaker ein Stimulus für Berufungen sind, denn die Zahl der chaldäischen Priesteramtskandidaten ist dieses Jahr gestiegen." Einige Anwärter seien auch aus dem Ausland gekommen, darunter auch einer aus Deutschland.
Hier ist ein Überblick über weitere wichtige Wortmeldungen auf der Nahost-Synode der Bischöfe im Vatikan am Freitag Abend:
Kardinal William Levada von der Glaubenskongregation: „Mehrere Synodenväter haben sich auf die Enzyklika Ut unum sint bezogen, in der dieser 1985 zum Nachdenken über eine neue und ökumenisch akzeptable Form der Ausübung des Petrusdienstes einlud… Wir denken über die Einberufung der Kommissionen zu Glaubensfragen der Synoden und Bischofskonferenzen der östlichen und orientalischen Kirchen eigenen Rechts nach – dabei denke ich auch an ein Studium und einen Gedankenaustausch über das Petrusamt in dieser Hinsicht…"
Patriarchalvikar Mikael Moradian aus dem Libanon: „Wir haben im Nahen Osten eine Berufungskrise; der können wir nur über neue Anstrengungen in der Familienpastoral begegnen."
Der melkitische Weihbischof Joseph Absi aus Damaskus: „Die Bischofskonferenzen der einzelnen Länder sollten sich von Zeit zu Zeit gemeinsam treffen. Man sollte den Bi-Ritualismus erlauben, so dass keine Pfarrei ohne Gottesdienst bleibt, ganz gleich zu welcher Kirche sie gehört."
Der melkitische Weihbischof Georges Bakar aus Ägypten: „Ich wünsche mir die Einberufung eines panarabischen Generalkongresses: Dazu sollten Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe aller Kirchen des Nahen Ostens kommen und über die Ausbildung der künftigen christlichen Generationen beraten."
Der libanesische Bischof Simon Atallah, ein Maronit: „Christus hat uns nicht gesagt: Ihr seid eine Minderheit!, sondern: Ihr seid Sauerteig."
Der melkitische Erzbischof Jean-Clément Jeanbart aus Aleppo in Syrien: „Ich schlage (angesichts der Emigration von Christen) vor, Optimismus unter unseren Gläubigen zu verbreiten, was ihre Zukunft im Land betrifft. Unsere Länder sind doch auch nicht ganz ohne Ressourcen und Werte! Lernen wir doch, Freunde unserer muslimischen Brüder zu sein; helfen wir ihnen, sich uns gegenüber zu öffnen!"
Der melkitische Erzbischof Michel Abrass aus Syrien: „Sind wir überhaupt dazu in der Lage, die Probleme all unserer Kirchen zu lösen? Ich bezweifle es! Nehmen wir doch zum Beispiel die Probleme der christlichen Kirchen im Irak – die sind doch politischer Natur und können daher nur politisch gelöst werden… Viele Laien fragen sich, wie man sie behandeln wird, wenn sie sich als Christen bekennen – darum geben sie sich einen Schuss Laizität, je nachdem wie emanzipiert ihr (häufig muslimischer) Gesprächspartner ist. Wir sollten diesen Laien einen gewissen Liberalismus zugestehen…"
Der Schweizer Erzbischof Kurt Koch, neuer Leiter des Päpstlichen Einheitsrates: „Die Ostkirchen sind besonders dazu aufgerufen, mit zwei Lungen zu atmen… Helft uns und der ganzen Weltkirche, so zu atmen – auf ökumenische Weise!"
Der armenische Erzbischof von Bagdad im Irak, Emmanuel Dabbaghian: „Das Heilige Land ist ein Pilgerziel – der Herr will, dass man ihn besucht. Im Vatikan gibt es ja auch keine Einwohner, und trotzdem sind das ganze Jahr über Pilger da. (Lachen im Auditorium, darunter Papst Benedikt.) Umso mehr sollte auch das Heilige Land immer von Pilgern übervölkert sein! Die Synode sollte über den Papst alle Bischöfe in West und Ost auffordern, jedes Jahr zu einer genau festgesetzen Zeit auf Wallfahrt ins Heilige Land zu kommen: So wären dann alle Tage im Jahr mit Pilgerfahrten besetzt… und das würde auch die Emigrierten davon überzeugen, wieder in ihr Land zurückzukommen!"
Der syrisch-katholische Erzbischof Denys Antoine Chahda aus Aleppo: „Ich glaube, was uns von unseren orthodoxen Brüdern trennt, ist der Primat des Petrus. Da sollten die Theologen bald eine neue Interpretation finden! Warum nicht zu einer Einheit im Glauben, aber in der Verschiedenheit kommen?"
Der maronitische Bischof Michel Aoun aus dem Libanon (diese und die folgenden drei Stellungnahmen stammen noch vom Freitag Vormittag: „Ich hoffe, dass diese Synode die Kirchen im Nahen Osten ermutigt, die neuen geistlichen Bewegungen als einen neuen Frühling der Kirche willkommen zu heißen!"
Der Leiter der neuen „Domus Galilaeae" auf dem Berg der Seligpreisungen in Israel, Rino Rossi: „Seit der Eröffnung unseres Zentrums kommen viele Juden zu uns – allein im letzten Jahr mehr als 100.000! Sie werden angezogen von der Aufnahmebereitschaft und der Ästhetik des Hauses. Viele von ihnen kennen weder die Kirche noch Jesus Christus. Sie stellen uns viele Fragen über unseren Glauben."
Der Palästinenser Husan Wahhab: „Wir sollten nicht nur auf Kirchenspaltung und Emigration achten, sondern auch auf die Gefahr, dass die Christen in der palästinensischen Gesellschaft immer mehr an den Rand gedrängt werden!" (rv)
Tag: 16. Oktober 2010
Vatikan: Kein neues Papstwappen
Am letzten Sonntag hatte am päpstlichen Palast während des Angelusgebetes eine neue Form des päpstlichen Wappens gehangen. Der Schmuckteppich vor dem Papstfenster zeigte die vertrauten Symbole, aber statt der schlichten Einfassung war eine barocke Version zu sehen, angeleht an das Barberini-Wappen im Petersdom. Ebenfalls war statt der Mitra, die seit Amtsantritt Benedikts XVI. das Wappen krönt, wieder die traditionelle Tiara abgebildet. Seitdem haben viele Medien versucht, diesen vermeintlichen Wandel zu interpretieren und ihm einen kirchenpolitischen Sinn abzugewinnen. Gegenüber Radio Vatikan stellte Papstsprecher Federico Lombardi nun klar, dass das Papstwappen keinesfalls geändert worden sei, es sei immer noch das schlichte, das zu Beginn des Pontifikats vorgestellt wurde. Der Schmuckteppich am vergangenen Sonntag sei lediglich ein Geschenk gewesen, nicht die Darstellung des offiziellen Wappens. Um weiterhin benutzt werden zu können, müsste dieses Geschenk an das offizielle Wappen angepasst werden, so Lombardi weiter. (rv)