Pater Lombardi, mal über sich selbst

Pater Federico Lombardi, Vatikansprecher und Generaldirektor von Radio Vatikan, hat in einem Interview etwas getan, was er von Haus aus sehr selten tut: Er hat über sich selbst gesprochen. Aus Anlass seines Eintritts in den Jesuitenorden vor genau 50 Jahren – am 12. November 1960 – erzählte Lombardi unseren brasilianischen Kollegen:
„Ich hatte eine wunderbare Kindheit und Jugend in Turin, an die ich mit viel Freude zurückdenke. Meine Familie war sehr vereint und auch sehr religiös, ich ging bei den Jesuiten zur Schule, ein Erziehungsumfeld, an das ich mich mit großer Dankbarkeit erinnere. Mit 18 Jahren stellte sich die Frage, wie es mit mir weitergehen sollte, und ich muss sagen, die Entscheidung, mein Leben in den Dienst des Herrn zu stellen, war damals eher spontan."
Was aus ihm geworden wäre, wenn nicht Priester, wollten die Kollegen von Lombardi wissen. „Eine ganz hypothetische Frage", so die Antwort. Naturwissenschaften, besonders Physik, habe ihn immer interessiert. Und Bergsteigen. Vor kurzem ist ihm eine ausgedehnte Radtour, die er als Jugendlicher machte, sehr plastisch ins Gedächtnis zurückgekehrt:
„Als ich 13 war, habe ich mit den Pfadfindern meine erste große Europareise mit dem Fahrrad gemacht. Wir radelten von Turin nach Barcelona. Das war recht spartanisch, wir aßen Käse und Tomaten, die Zelte führten wir auf dem Gepäckträger mit. Als wir in Barcelona ankamen, wussten wir nicht wohin. Da sahen wir in der Ferne vier Turmspitzen und sagten uns: Dort gehen wir hin! Es war die Naixement-Fassade der Sagrada Familia, die damals noch lange nicht vollendet war. Und als letzten Sonntag dort der Papst den Angelus gebetet hat, konnte ich aus dem Abstand von 55 Jahren sehen, wie dieses Gebäude gewachsen war. Und ich habe an mein eigenes Leben gedacht, wie es sich, ausgehend von jenem Tag, entwickelt hat im Dienst der Kirche."
Generaldirektor von Radio Vatikan und vom Vatikan-Fernsehen CTV, und nebenbei Leiter des vatikanischen Pressesaales, also: Papst- und Kuriensprecher. „Auch mein Tag hat nur 24 Stunden", so Lombardi. Er will diese Häufung von Verantwortung nicht als Frucht „besonders straffer Organisation" verstanden wissen, sondern als Ergebnis einer Gemeinschaft von „Menschen, die im Medienbereich einen Dienst an der Kirche ausüben".
„Der Papst definiert sich als Diener der Diener Gottes. Das heißt dann, ich und alle, die mit mir zusammenarbeiten, sind quasi „Diener des Dieners der Diener Gottes!"
Papst Benedikt hatte Lombardi recht zügig nach Beginn seines Pontifikates zum Vatikansprecher gemacht. Wie die Zusammenarbeit mit dem Kirchenoberhaupt so ist, fragten die Kollegen noch.
„Es ist nicht so, dass ich jeden Tag ein Privatgespräch mit dem Heiligen Vater hätte. Mein Dienst gilt ja nicht nur ihm, sondern auch dem Heiligen Stuhl insgesamt, der Kurie. Mit ihm genügt manchmal ein Blick, ein Wort. Er ist ein unendlich aufmerksamer Mensch, der mit größter Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Tiefe dem zuhört, was sein Gegenüber sagt. Ich denke, auch wir sollten ihm gegenüber dieselbe Aufmerksamkeit an den Tag legen, denn seine Sätze sind viel wichtiger als unsere." (rv)

Vor 67 Jahren: Bomben auf den Vatikan

Über die Rolle von Pius XII. im Zweiten Weltkrieg ist fast alles schon gesagt, vermutet und geschrieben worden. Aber dass über dem Vatikan im November 1943 Bomben abgeworfen wurden, weiß kaum jemand. Ein Journalist hat sich jetzt eingehend mit der Sache beschäftigt: Hier ist seine Geschichte.
 „Es fing alles damit an, dass ich an einem Verkaufsstand einen Briefumschlag mit etwa dreißig Fotos fand: Die waren am Tag nach den Bombenabwürfen gemacht worden, und der Fotograf hatte die Zeiten seiner Aufnahmen dazunotiert."
Sagt Augusto Ferrara, Autor des Buches „Bombe sul Vaticano", das an diesem Wochenende vorgestellt wurde. Am 5. November 1943, nachts um 20.10 Uhr, regneten fünf Bomben auf den kleinen Kirchenstaat herab:
„Eine explodierte nicht, die anderen vier richteten hinter Sankt Peter einige Schäden an. Zerbrochene Fenster in der Apsis, Löcher im Weg, der zur Bahnstation hinaufführt; an der Fassade der Bahnstation und sogar an der Seite des Gouverneurspalastes sind die Bombenschäden bis heute zu sehen."
Ferrara recherchierte, und daraus wurde ein Buch von 160 Seiten, das er auch dem Papst schon überreicht hat.
„Das erste, was er sagte, als er die Fotos sah: Wer steckte dahinter?"
Gute Frage – Ferrara hat eine Antwort darauf. Schon im Italien der vierziger Jahre gab es nämlich, wie heute auch, Mitschnitte von Telefongesprächen.
„Es gibt ein Telefonat von einem Priester aus Viterbo, da heißt es: Also, diesmal haben die Amerikaner aber wirklich übertrieben! Und die Antwort darauf lautet: Welche Amerikaner denn? Das Flugzeug ist in Viterbo gestartet, ich komme gerade von dort – es waren die Faschisten, die das getan haben!"
Fragt sich nur, warum. Aus Ferraras Sicht wollten die Faschisten Radio Vatikan treffen, das damals noch ganz in der Nähe der vatikanischen Bahnstation in der so genannten „Palazzina" in den Vatikanischen Gärten untergebracht war.
„Sie wollten Radio Vatikan dafür bestrafen, dass es Botschaften ausstrahlte, die an die Amerikaner gerichtet waren."
Die Belege dafür sind allerdings dürr. Das Geheimnis der Bomben auf den Vatikan in diesem Herbst vor 67 Jahren ist noch nicht gelöst. (rv)

Vatikan: Benedikt bedauert Regensburg

Papst Benedikt XVI. bedauert offenbar eine islamkritische Wendung in seiner Regensburger Rede vom September 2005. Das sagte der deutsche Journalist Peter Seewald, der Ende November ein Gesprächsbuch mit Papst Benedikt vorlegt, der italienischen Zeitung „Il Foglio". Der Papst habe ihm gesagt, dass die Rede „ein vor allem wissenschaftlicher Beitrag" hätte sein sollen; er habe zuwenig bedacht, dass er in Regensburg nicht als früherer Professor spreche, sondern auch als Papst. Benedikt ziehe die Äußerung, die in Teilen der islamischen Welt für Empörung sorge, zwar nicht zurück, hätte sie aber nicht in den Text aufgenommen, wenn er eine solchen Reaktion vorausgesehen hätte. Das Gesprächsbuch namens „Licht der Welt" wird am 23. November veröffentlicht; es fußt auf Gesprächen Seewalds mit Benedikt in der letzten Juliwoche 2010 in Castelgandolfo.
 Das italienische Nachrichtenmagazin „Panorama" erklärt an diesem Freitag, das Manuskript des Buches hätten in Rom außer dem Papst nur seine Übersetzerin und ein Kardinal gelesen; nicht einmal Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone kenne es. Sorgen in der Kurie, dass es zu „Polemiken" führen könnte, nennt „Panorama" „begründet": „Viele werden überrascht sein." Benedikt XVI. äußere sich freimütig zu Themen wie Pädophilie, Islam, verheiratete Priester, Scheidung, Verhütung oder Kirchenreform. (rv)

Vatikan: Beratungen aller Dikasterien-Chefs

Papst Benedikt XVI. schart an diesem Freitag die Leiter aller Vatikan-Ministerien um sich. Solche Vollversammlungen mit den Präsidenten von Kongregationen bzw. den Leitern Päpstlicher Räte sind im Vatikan eine Seltenheit; sie finden hinter verschlossenen Türen statt. Dem Vernehmen nach könnte es bei den Beratungen unter anderem um das Thema Neuevangelisierung gehen. Der Papst hat zu diesem Thema, einem der wichtigsten seines Pontifikates, einen eigenen Rat gegründet, der von Erzbischof Rino Fisichella geleitet wird. Mit der Neuevangelisierung beschäftigt sich auch die nächste große Bischofssynode im Jahr 2012. Für den Freitag nächster Woche hat Papst Benedikt ein außerordentliches Konsistorium der Kardinäle angesetzt – auch das eine Seltenheit. Als Themen dieser Beratungen mit Kardinälen nennt der Vatikan u.a. die Missbrauchsskandale und der Umgang mit Anglikanern, die zur katholischen Kirche übertreten wollen. (rv) 

Vatikan: Visitation in Irland beginnt

Der Heilige Stuhl beginnt mit der Apostolischen Visitation in der Kirche von Irland: Sie soll die Hintergründe der Missbrauchsskandale erhellen, die die irische Kirche schwer erschüttert haben. Der Vatikan hat jetzt einen Aktionsplan für die Visitation veröffentlicht. Danach sollen die vom Papst beauftragten Untersucher prüfen, ob die Anti-Missbrauchs-Normen wirklich effizient sind und ob in der irischen Kirche tatsächlich eine „Erneuerung" begonnen hat. Papst Benedikt hatte die Visitation am 19. März in einem Brief an die irischen Katholiken angekündigt. Im einzelnen ist eine Visitation in mehreren irischen Bistümern, in den Priesterseminaren und bei den Orden vorgesehen.
„Die Visitation ist keine Untersuchung über die Hintergründe einzelner Missbrauchsfälle und kein Prozess, um über Vergangenes zu richten", präzisiert der Vatikan. Die vom Vatikan beauftragten Kontrolleure wollten sich auch „nicht in die Aktivität der Justizbehörden oder der vom Parlament eingesetzten Untersuchungskommissionen einmischen". Es sei auch „nicht geplant, dass die Visitatoren Anzeigen über neue oder alte Missbrauchsfälle entgegennehmen": Solche Hinweise seien weiter an die Bistümer zu richten, und diese hätten dann „die Pflicht, sich den zivilen und kirchlichen Normen entsprechend an die zivilen bzw. kirchlichen Behörden zu wenden". Die Visitatoren seien aber „bereit, alle zu treffen, die von Missbrauch verwundet sind", vor allem Opfer und ihre Familienangehörigen. Post an die Visitatoren, die bei der Nuntiatur eingehe, werde absolut vertraulich behandelt.
Der Vatikan empfiehlt, „dass jedes Erzbistum eine Bußfeier oder eine ähnliche Feier in Anwesenheit des Visitators veranstaltet". Die Überprüfung der Orden, die in Irland viele Schul- und Bildungseinrichtungen leiten, soll mit einem ausführlichen Fragebogen beginnen; die Visitatoren wollen die Antworten der Orden auswerten und dann Empfehlungen an die päpstliche Ordenskongregation formulieren. Während der ersten Phase der Visitation, die bis Ostern 2011 dauern soll, wollen die Visitatoren keine Interviews geben; stattdessen sollen sie dem Vatikan bis zum Mai die Ergebnisse ihrer Recherchen vorstellen. Der Vatikan will dann schriftlich „die nächsten Schritte, die zu tun sind", festlegen. Beim Abschluss der Visitation will der Heilige Stuhl – so verspricht die Erklärung – eine „ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse" veröffentlichen.
(rv)

Papst: Auch Frauen als Lektoren zulassen

Benedikt XVI. plant anscheinend, auch Frauen grundsätzlich als Lektoren zuzulassen. Das hat der neue Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, jetzt bestätigt. Ouellet äußerte sich am Donnerstag am Rand der Vorstellung eines großen Vatikan-Dokuments zum Thema Bibel. In diesem postsynodalen Schreiben „Verbum Domini" schreibt der Papst wörtlich:
 „Bekanntlich wird das Evangelium vom Priester oder vom Diakon verkündet, die Erste und Zweite Lesung hingegen in der lateinischen Tradition vom damit beauftragten Lektor, einem Mann oder einer Frau."
„Der Papst greift damit indirekt Vorschlag 17 der Bischofssynode zur Bibel von 2008 auf", so Kardinal Ouellet. „Die Synodenväter fordern, dass das Amt des Lektors auch den Frauen geöffnet wird – das ist also gehört worden, und der Heilige Vater studiert diese Frage aufmerksam."
Bisher dürfen offiziell – auch wenn das in vielen Pfarreien im deutschen Sprachraum anders gehandhabt wird – nur Männer die Erste und Zweite Lesung im Wortgottesdienst vortragen. Dafür werden sie vom Ortsbischof in aller Form berufen. Dass nicht ausdrücklich berufene Männer oder Frauen den Lektorendienst ausüben, ist eigentlich nur für Ausnahmefälle vorgesehen. Dass der Papst auch Frauen als Lektoren zulassen möchte, könnte auch die Debatte um weibliche Diakone wieder beleben. Sie wird seit neuestem schon durch eine Änderung des Kirchenrechts durch Papst Benedikt genährt. Einen Schritt in Richtung Laienpredigt bedeutet die Neuerung, von der Kardinal Ouellet spricht, allerdings ganz und gar nicht. (rv)

Vatikan: Wichtiges Dokument zur Bibel veröffentlicht

Der Vatikan hat heute das Päpstliche Schreiben veröffentlicht, das Benedikt XVI. auf der Grundlage der Ergebnisse der Bischofssynode aus dem Jahr 2008 zum Thema Bibel verfasste. Das so genannte nachsynodale Schreiben ist 200 Seiten lang und trägt den Titel „Verbum Domini". In dem Schlüsseldokument fordert der Papst die Gläubigen auf, sich wieder auf die zentrale Rolle der Heilige Schrift für das kirchliche Leben zu besinnen. Über die Interpretation der Bibel heißt es darin:
 „Es ist ein grundlegendes Kriterium der Bibelhermeneutik, dass das Leben der Kirche der ursprüngliche Ort der Schriftauslegung ist. Dies verweist auf den kirchlichen Bezug nicht als äußeres Kriterium, dem die Exegeten sich beugen müssen, sondern es ist ein Erfordernis, das in der Schrift selbst und in der Weise, wie sie sich im Laufe der Zeit herausgebildet hat, liegt. Das richtige Verständnis des biblischen Textes ist nur dem zugänglich, der eine lebendige Beziehung zu dem hat, wovon der Text spricht.
Natürlich muß der Nutzen anerkannt werden, der dem Leben der Kirche aus der historischkritischen Exegese und den anderen Methoden der Textanalyse, die in jüngerer Zeit entwickelt wurden, erwachsen ist. Für die katholische Sichtweise der Heiligen Schrift ist die Berücksichtigung dieser Methoden unverzichtbar. Ein wichtiger Beitrag zur Wiedererlangung einer angemessenen Schrifthermeneutik ergibt sich aus dem erneuten Hören auf die Kirchenväter und ihren exegetischen Ansatz."
In dem nachsynodalen Schreiben betont der Papst im Hinblick auf die gemeinsame Geschichte die Bedeutung des Dialogs mit dem Judentum:
„Papst Johannes Paul II. hat zu den Juden gesagt: Ihr seid »unsere „bevorzugten Brüder". Natürlich bedeuten diese Worte keine Absage an den Bruch, von dem das Neue Testament in bezug auf die Institutionen des Alten Testaments spricht, und erst recht nicht an die Erfüllung der Schriften im Geheimnis Jesu Christi, der als Messias und Sohn Gottes erkannt wird. Dieser tiefe und radikale Unterschied beinhaltet jedoch keineswegs eine gegenseitige Feindschaft. Das Beispiel des hl. Paulus zeigt im Gegenteil, daß eine Haltung des Respekts, der Hochschätzung und der Liebe gegenüber dem jüdischen Volk … die einzige wirklich christliche Haltung in einer heilsgeschichtlichen Situation [ist], die in geheimnisvoller Weise Teil des ganz positiven Heilsplans Gottes ist. Wir nähren uns aus denselben spirituellen Wurzeln. Wir begegnen einander als Brüder – Brüder, die in gewissen Augenblicken ihrer Geschichte ein gespanntes Verhältnis zueinander hatten, sich aber jetzt fest entschlossen darum bemühen, Brücken beständiger Freundschaft zu bauen. Ich möchte noch einmal bekräftigen, wie wertvoll für die Kirche der Dialog mit den Juden ist."
Das Schreiben „Verbum Dei" demonstriert darüber hinaus, wie wichtig Benedikt der Dialog mit anderen Kirchen ist. Dabei warnt er jedoch vor Gesten der Einheit, die theologisch nicht untermauert sind:
„Mit Blick auf die Ökumene sind wir überzeugt, daß das gemeinsame Hören und Meditieren der Schrift uns eine reale, wenn auch noch nicht volle Gemeinschaft leben läßt. Es ist daher gut, unter Wahrung der geltenden Normen und der verschiedenen Traditionen die ökumenischen Wortgottesdienste zu vermehren. Diese liturgischen Feiern nutzen der Ökumene. Es muß jedoch darauf geachtet werden, daß sie den Gläubigen nicht als Ersatz für die Teilnahme an der Heiligen Messe angeboten werden."
Das Thema Dialog in der Kirche kann heute nicht mehr ohne einen Blick auf das Gespräch mit dem Islam gedacht werden. Das zeigen Passagen des Papstbriefs zur Bibelsynode, in denen er die Richtung für künftige Dialogbemühungen vorgibt:
„Wir anerkennen, dass in der Überlieferung des Islam viele biblische Gestalten, Symbole und Themen vorhanden sind. Ich wünsche, dass die vor vielen Jahren geknüpften vertrauensvollen Beziehungen zwischen Christen und Muslimen fortbestehen und sich in einem Geist des aufrichtigen und respektvollen Dialogs weiterentwickeln. Die Synode hat den Wunsch geäußert, dass in diesem Dialog die Achtung vor dem Leben als Grundwert, die unveräußerlichen Rechte des Mannes und der Frau und ihre gleiche Würde vertieft werden mögen. Unter Berücksichtigung der Unterscheidung zwischen sozio-politischer Ordnung und religiöser Ordnung müssen die Religionen ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Ein Dialog der Religionen untereinander wäre nicht fruchtbar, wenn er nicht auch die wahre Achtung jedes Menschen einschließen würde, damit dieser seine Religion frei ausüben kann. Achtung und Dialog verlangen Gegenseitigkeit in allen
Bereichen, vor allem was die Grundfreiheiten, und ganz speziell die Religionsfreiheit, betrifft." (rv)

Einmal vatikanische Bücherschätze durchblättern dürfen…

Drei Jahre war sie wegen Renovierung geschlossen, seit wenigen Wochen steht sie wieder offen: die Biblioteca Apostolica Vaticana. Die Schätze der päpstlichen Büchersammlung sind keineswegs geheim, aber doch bei einem größeren Publikum unbekannt. Diesem Umstand möchte eine Ausstellung abhelfen, die an diesem Donnerstag im „Braccio di Carlo Magno" auf dem Petersplatz ihre Pforten öffnet. Kardinalbibliothekar Raffaele Farina:
 "Die Ausstellung wendet sich in erster Linie an das allgemeine Publikum, aber auch an die üblichen Benutzer der Bibliothek. Sie lenkt ihre Aufmerksamkeit auf das, was tagtäglich in der Bibliothek, aber eben außerhalb der Katalogsäle vor sich geht. Sogar die Mitarbeiter der Bibliothek selbst, da bin ich sicher, werden in der Ausstellung und im Katalog bestimmte Dinge am Alltagsleben dieser Institution entdecken, die ihnen vorher unbekannt waren, obwohl sie hier arbeiten."
Zu sehen sind in der Ausstellung unter anderem Faksimile-Handschriften, die die Besucher nicht nur anschauen, sondern sogar durchblättern können. Außerdem wird eine multmediale Nachbildung des berühmten Salone Sistino geboten, dem mit Fresken verzierten, ältesten Lesesaal der Bibliothek. Den Arbeitsalltag illustriert ein Labor zur Restaurierung von Büchern, das in den Ausstellungsräumen aufgebaut ist und nebenbei darauf verweist, dass in der „Vaticana" die älteste Buchrestaurierungs-Werkstatt Europas zu Hause ist. Barbara Jatta, Bibliotheksmitarbeiterin und Kuratorin der Schau:
„Unsere Restauratoren werden während der Ausstellung stundenweise anwesend sein und lassen sich bei der Arbeit über die Schulter schauen. Daneben ist auch ein hochmodernes Foto-Labor aufgebaut, mit Scannern der neuesten Bauart. Hier zeigen wir, mit welchen Mitteln die Vatikan-Bibliothek Bücher schützt, indem sie sie vervielfältigt."
Die Ausstellung mit dem Titel "Die Vatikanische Bibliothek kennenlernen. Eine für die Zukunft offene Geschichte" ist bis 31. Januar 2011 zu sehen. Papst Benedikt XVI., bekennender Büchernarr, wird die renovierte Vatikan-Bibliothek am 18. Dezember in Augenschein nehmen, sagte Kardinal Farina bei der Präsentation der Ausstellung. (rv)

Kroatien: Papstbesuch im Frühjahr 2011

Der Papst wird im Frühjahr voraussichtlich nach Kroatien reisen. Der Kardinal von Zagreb, Josip Bozanic, sagte der kroatischen Kirchenzeitung „Glas Koncila", Benedikt XVI. werde an einem Wochenende in der ersten Jahreshälfte 2011 kommen. Zum Papstbesuch, der wahrscheinlich nur in Zagreb stattfinden wird, werde ein „Nationaler Tag der Familie" organisiert, denn der zunehmende Zerfall der Familienstruktur sei ein Problem in dem Land, sagt Erzbischof Marin Srakic von Djakovo-Osijek. – Nach Johannes Paul II. ist Benedikt der zweite Papst, der seit Kroatiens Unabhängigkeitserklärung 1991 das Land besucht. Der Vatikan ist entschieden für eine Aufnahme des mehrheitlich katholischen Kroatien in der EU. (rv) 

Italien: Römische Juden wollen nicht bekehrt werden

Die jüdischen Gemeinden in Rom wollen nicht durch die katholische Kirche bekehrt werden. Das schreibt der Präsident der Union der jüdischen Gemeinden in Rom, Renzo Gattenga, an diesem Mittwoch in einem Gastbeitrag der Vatikanzeitung „Osservatore Romano". Eine „hilfreiche, notwendige Geste" wäre, wenn die Kirche erklären würde, dass sie keinerlei Missionsabsicht gegenüber den Juden habe und auch auf die Karfreitagsfürbitte für die Juden verzichte. Dies wäre ein „starkes und bedeutendes Signal" für gegenseitigen Respekt und Gleichrangigkeit im jüdisch-katholischen Verhältnis, schreibt Renzo weiter. Eine große Karfreitagsfürbitte für die Juden wurde vor zwei Jahren von Papst Benedikt für die so genannte außerordentliche Form des lateinischen Ritus neu formuliert. (rv)