Kardinal Marx zum Deutschlandbesuch des Papstes

Der neu kreierte Kardinal und Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, äußerte sich am Samstag nach dem Konsistoriums-Gottesdienst in einer Pressekonferenz ebenfalls zum Deutschlandbesuch des Papstes. Aufgrund der Erfahrung in anderen Ländern, sei er der Meinung, dass Benedikt mit seinen Worten auch in seiner Heimat Zuhörer finden kann:
 „Wir haben das in England erlebt, auch in Spanien. Natürlich sind nicht alle Leute seiner Meinung, oder halten ihn jetzt für völlig überholt. Das ist normal und gehört dazu. Wir leben in einer offenen Gesellschaft. Aber der Papst – in seiner Verkündigung, wenn er eine Ansprache hält – wenn ich an die Ansprache in der Westminster Hall denke, das ist einfach etwas, wo auch manche, die vielleicht nicht Christen oder katholisch sind, sagen: ‚Na ja, Respekt, das kann man sich anhören. Was ist hier gemeint, wofür steht dieser Mann. Was steht hier im Raum und zur Debatte. Und das wird auf einem hohen Niveau gesagt."
Daher sei er zuversichtlich, sagte der Kardinal, dass der Papst besonders in Deutschland, seinem Heimatland, durchaus gute Impulse und Denkanstöße wird geben können:
„Und das kann Deutschland sicher nicht schaden. Erst recht in seinem Heimatland, wo er in seiner Muttersprache dann reden kann mit der ganzen Tradition im Kopf und mit seinem Wissen über die Situation in unserem Land. Da kann er, glaube ich, etwas sagen. Es werden auch danach nicht alle seiner Meinung sein, aber ich glaube, ein Papstbesuch, der die richtigen Akzente setzt, kann auch in Deutschland noch einmal deutlich machen, was denn die christliche Botschaft in diesem Land einbringen will, was denn das Niveau ist, auf dem wir hier argumentieren." (rv)

Spanien: Kardinal Navarrete Cortés verstorben

Urbano Kardinal Navarrete Cortés ist heute im Alter von 90 Jahren verstorben. Er war emeritierter Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana und Angehöriger der Ordensgemeinschaft der Jesuiten. Papst Benedikt XVI. erhob den Spanier am 21.11.2007 zum Kardinal und übertrug ihm die Diakonie „San Ponziano“. (vh)

P. Lombardi: „Keine Revolution, sondern mutiger Schritt“

In einer ersten Reaktion würdigte Vatikansprecher P. Federico Lombardi die Äußerungen als klärenden Beitrag in der Frage der Nutzung von Kondomen. Die Überlegungen seien nicht neu und könnten keineswegs als „revolutionär" bezeichnet werden. Gleichwohl habe erstmals ein Papst diese Überlegungen auch öffentlich geäußert:
 „Zahlreiche Theologen und angesehene kirchliche Würdenträger vertraten und vertreten weiterhin ähnliche Positionen. Es ist allerdings wahr, dass wir das noch nie mit solcher Klarheit aus dem Mund eines Papstes gehört haben, auch wenn es in einer Unterhaltung geschah und nicht in einer lehramtlichen Äußerung."
Benedikt XVI. schenke also mutig einen wichtigen und klärenden Beitrag in einer Frage, die schon lange diskutiert werde.
„Es ist ein ganz besonderer Beitrag, denn auf der einen Seite bleibt er den Moralprinzipien treu und verwirft hellsichtig einen illusorischen Weg wie allein auf das Präservativ zu vertrauen. Auf der anderen Seite zeigt er Weitsicht und Verständnis, und ist aufmerksam für die kleinen Schritte – auch wenn sie noch anfanghaft sind und konfus – einer spirituell und kulturell armen Menschheit hin zu einer menschlicheren und verantwortungsbewussteren Ausübung der Sexualität." (rv)

Sexualität und Verantwortung: ein Kommentar

Von Pater Bernd Hagenkord SJ.
 Dass es ausgerechnet der Osservatore Romano ist, der noch vor der Buchvorstellung lange Passagen aus dem neuen Interviewbuch mit Benedikt XVI. veröffentlicht, ist überraschend. Weniger überraschend ist aber vielleicht, dass der Papst seine Überlegungen wieder in den Zusammenhang von Sexualität und Verantwortung stellt. Denn da gehören sie hin.
In seinem Interview auf dem Weg nach Afrika vor eineinhalb Jahren hatte Benedikt XVI. gesagt: „Man kann das Aids-Problem nicht durch die Verteilung von Kondomen regeln. Ihre Benutzung verschlimmert vielmehr das Problem". Die Lösung liege vielmehr in einem „spirituellen und menschlichen Erwachen" und der „Freundschaft für die Leidenden". Das war in den Medien als „Papst verbietet Kondome" zitiert worden, Benedikt verurteile das Nutzen von Kondomen im Kampf gegen Aids. Die Stimmen Afrikas, die dem Papst damals recht gaben und die regelrecht zornig wurden, dass wir Europäer das Leiden dieser Länder auf eine einzige Frage reduzierten, sind wenig gehört worden.
Schauen wir uns das Zitat genauer an, dass der Osservatore an diesem Sonntag veröffentlicht, dann ist sein zentraler Punkt dem sehr ähnlich, was der Papst in Afrika gesagt hatte, es geht ihm um die „Vermenschlichung der Sexualität". Die Benutzung des Kondoms kann ein Schritt zu einer Moralisierung sein, die Sexualität nicht als Selbstzweck, sondern als Teil des Menschen betrachtet. Hier ist das wirkliche Anliegen des Papstes. Redet man nur von Kondomen, so ist das eine „Banalisierung des Problems", und das gilt sowohl für unsere Länder als auch für den Kampf gegen die HIV-Infektion in Afrika.
Bei aller inneren Übereinstimmung ist es aber trotzdem neu, dass der Papst das Kondom in seinen Aussagen nicht mit einem absoluten und strikten „Nein" belegt. Es kann Mittel sein, zu einem ganz bestimmten Ziel. Damit leistet Benedikt XVI. seinen Beitrag, damit wieder mehr über Menschlichkeit und Hilfe, und weniger über verhärtete Positionen gesprochen werden kann. Was das moraltheologisch bedeutet und was das für die innerkirchliche Diskussion bedeutet, dazu werden wir mit Sicherheit in den nächsten Tagen und Wochen noch viel hören. (rv)