„Von Menschen und Göttern" – so heißt ein Film über Mönche in Algerien, der jetzt auch in Deutschland angelaufen ist. Der Streifen des französischen Regisseurs Xavier Beauvois bekam beim Filmfestival in Cannes den „Großen Preis" der Jury; in Frankreich haben ihn schon über drei Millionen Menschen im Kino gesehen. Sehr angetan von dem „schlichten, aber eindringlichen" Film ist auch der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky. Er sagte dem Kölner Domradio:
„Der Film erzählt die Geschichte von neun Mönchen, die in einem kleinen Kloster in den Bergen Algeriens friedlich ein asketisches Leben führen, nur ihrem Glauben und der Hilfe anderer hingegeben. Aus den unwegsamen Berghängen vor den Klostermauern haben sie blühende Gärten geschaffen. Die Menschen aus den umliegenden Dörfern finden bei ihnen stets Hilfe. In medizinischen Fragen wie in anderen Nöten. Doch dann geraten die Ordensleute zwischen die Fronten. Islamistische Rebellen, im Kampf gegen die Regierung, bringen Gewalt und Zerstörung in die Region."
Eine wahre Geschichte – sie basiert auf der Entführung und Ermordung von neun Trappistenmönchen im Jahr 1996.
„Die Mönche spüren, dass der Terror vor ihrem Kloster nicht Halt machen wird. Ihr christlicher Glaube kann sie in große Gefahr bringen. Man legt ihnen nahe, das Kloster zu verlassen, doch sie zögern. Die gemeinsamen Jahre haben sie nicht nur zu einer Gebetsgemeinschaft gemacht. Sie sind Freunde, eine Familie mit einer bleibenden Aufgabe geworden. Die Menschen ihrer Umgebung verlassen sich auf sie und ihre Hilfe. Die Mönche diskutieren, zweifeln, kämpfen mit sich, schließlich entscheiden sie, dass sie gerade in der Gefährdung bleiben wollen. Jetzt und hier, an diesem Ort werden sie am meisten gebraucht, ungeachtet der Gefahr der sie sich persönlich aussetzen."
Der Film habe kein „happy end", so Kardinal Sterzinsky – die Mönche kämen, wie 1996 wirklich geschehen, ums Leben – übrigens unter bis heute nicht geklärten Umständen.
„Unwillkürlich will man meinen, nichts deutet hier darauf hin, dass Warten auf eine Erlösung aus dem Elend zum gewünschten Erfolg führt. Es kommt kein Erlöser, dennoch sagt der Film viel über Advent und Weihnachten. Er zeigt dass Solidarität mit den Armen wahre Größe ist und dem Leben Sinn gibt. Wir erleben in dem Film Menschen, die aus einem tiefen Glauben heraus mit ihrer Angst und ihrer Unsicherheit ringen. Und den Weg der Solidarität mit den Mitmenschen gehen, auch wenn es schier unmenschliche Kraft kostet und sogar die Hingabe des eigenen Lebens einschließt."
Er könne diesen Film nur empfehlen, so der Berliner Erzbischof. Er lasse die Botschaft von Weihnachten auf eine neue, aktuelle Weise verstehen. Gott zeige „einen Weg auf, wie das Elend der Menschen ertragen und überwunden werden kann". (rv)
Tag: 16. Dezember 2010
Kardinal Turkson: Anschläge von Bagdad als Reaktion auf Nahost-Synode?
In seiner Friedensbotschaft hat sich Papst Benedikt besorgt über die Lage der Christen im Irak geäußert. Wir haben Kardinal Peter Turkson, den Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, zu diesem Thema befragt. Der Kardinal stellte die Friedensbotschaft von Benedikt XVI. am Mittag der Presse vor. Sich einzuigeln, um sich zu schützen – das sei der falsche Weg, sagte uns der Kardinal mit Blick auf den Schutz christlicher Einrichtungen durch Betonmauern in Bagdad und Mossul.
„Wir müssen vielmehr nicht mehr Mauern aufbauen, sondern versuchen mit den Leuten zu reden. Sie sind im Grundprinzip Iraker, im Irak geboren, sie haben die irakische Staatsbürgerschaft. Aber wegen des Glaubens darf man nicht seine staatsbürgerlichen Rechte verlieren! Also keine Mauern bauen, sondern die Leute sollen verstehen, dass man nicht staatsbürgerliche Rechte wegen des Glaubens verlieren darf."
Turkson drängt auf mehr Einsatz europäischer Politiker für die Christen im Irak. Sie müssten mit der irakischen Regierung verhandeln, damit vor Ort Sicherheit geschaffen werde. Obwohl die Christen voll im Irak integriert seien, würden ihre Rechte dort nicht geachtet – sie würden als Fremdkörper gesehen, ihre Bürgerrechte würden missachtet. Und dann geht der aus Ghana stammende Kardinal auch auf das Attentat vom 31. Oktober in Bagdad ein, das zwei Priestern und über 50 Gläubigen das Leben kostete. Er sieht den Vorfall in Zusammenhang mit der Nahostsynode im Vatikan. Turkson:
„Das Attentat, das wir im Irak gehabt haben, wurde von einigen Leuten als Antwort für diese Synode ausgedrückt. Es gibt Leute, die das sozusagen als Strafe sehen." (rv)