Vatikan/Benin: Programm der Papstreise nach Benin am 18.-20. November 2011

Der Vatikan hat das Programm der Papstreise nach Benin bekannt gegeben. Der Papst besucht das zentralafrikanische Land vom 18.-20. November 2011. Ausgangspunkt der Reise bildet das Abschlusspapier der Bischofssynode zu Afrika vom Oktober 2009. Papst Benedikt wird das postsynodale Schreiben am 19. November in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis Mariens in Ouidah unterschreiben. Übergeben wird es dann am darauf folgenden Sonntag bei einer Messe im Stadion der Freundschaft in Cotonou. Weitere Schwerpunkte der Reise sind ein Besuch am Grab von Kardinal Bernard Gantin und in Afrika Treffen mit Vertretern der Regierung und Gesellschaft und mit Vertretern der Kirche Afrikas. (rv)

Eheverfahren: Mehr Kompetenzen für die Rota

Papst Benedikt XVI. stärkt das Gericht der Römischen Rota. Mit einem Erlass, der am Dienstag Abend veröffentlicht wurde, werden dem zweithöchsten Gerichtshof der Kirche neue Kompetenzen übertragen. Dabei geht es um Verfahren zur Ehe-Annullierung sowie zur Nichtigkeitserklärung von geistlichen Weihen. Bisher lagen diese Kompetenzen bei der Liturgiekongregation. Sie soll sich nach dem Papst stärker auf die Förderung der Liturgie konzentrieren.

„Quaerit semper, er bemüht sich immer" – so heißt das „Motu proprio" Benedikts, das das Datum 30. August trägt, aber schon seit einiger Zeit erwartet wurde. Der Heilige Stuhl versuche „immer, seine Struktur an die pastoralen Bedürfnisse der Zeit anzupassen", schreibt der Papst. Und er weist der Römischen Rota nun auch die Kompetenz zu, geschlossene, aber „nicht vollzogene" Ehen für ungültig zu erklären. Die Rota kann, dem christlichen Bild von Ehe und Familie verpflichtet, keine Ehen scheiden, sondern nur „annullieren", also auflösen, wenn sie für nicht gültig erkannt werden. Fälle von „nicht vollzogenen" Ehen werden vor allem aus Asien gemeldet, wo Minderjährige von den Eltern arrangierte Ehen eingehen. Jährlich werden rund 500 solcher Fälle an den Vatikan überwiesen. Generell ist die Rota seit ihrer Wiederbegründung zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Papst Pius X. für Annullierungs-Fälle zuständig. Mit der neuen Verfügung sind ihre Kompetenzen in dieser Hinsicht nun komplett.

Am 1. Oktober tritt außerdem die neue Norm in Kraft, dass die Richter der Rota auch über die Nichtigkeit einer geistlichen Weihe, vor allem der Priesterweihe, befinden dürfen. Der Papst erwähnt in seinem Apostolischen Brief, dass der Präfekt der Liturgiekongregation die Kompetenzverschiebungen selbst vorgeschlagen habe. Wegen der Änderungen wird in der Rota eine neue Abteilung gegründet. Der Dekan des Gerichts, Antoni Stankiewicz, dankt dem Papst in einem Kommentar im „Osservatore Romano" für dessen Vertrauen in die „mehrere Jahrhunderte umspannende juridische Erfahrung" der Rota. Eine Entmachtung der Liturgiekongregation unter Kardinal Antonio  bedeuten die neuen Verfügungen nicht: Angesichts des Interesses Benedikts an der Liturgie und angesichts der Wiederaufwertung der Messe im „Alten Ritus" gehört die Liturgiekongregation weiter zu den wichtigsten Ministerien im Vatikan. (rv)

Das Herbstprogramm des Papstes

Der Heilige Stuhl hat das Herbstprogramm des Papstes veröffentlicht. Die nächste Reise führt den Papst nach Kalabrien. Am Sonntag, 9. Oktober, wird Benedikt XVI. in Lamezia Terme einen Gottesdienst feiern. Radio Vatikan überträgt die Messe live und mit Deutschem Kommentar. Am Abend ist dann eine Vesper in der Kirche der Kartäuser in Serra San Bruno geplant. Es ist die 25. Italienreise von Benedikt XVI. Das Kloster in Serra San Bruno wurde vom Gründer des Kartäuserordens errichtet und zwar vom Heiligen Bruno von Köln.

Am 16. Oktober wird Benedikt XVI. in der St. Peterskirche einen Gottesdienst für die Neuevangelisierung zelebrieren. Die Heilige Messe beginnt um 9.30 Uhr. Eine Woche später wird er auf dem Petersplatz drei Selige heiligsprechen. Es handelt sich um Guido Maria Conforti, Luigi Guanella und Bonifacia Rodriguez De Castro.

Am 26. Oktober findet um 10.30 Uhr auf dem Petersplatz in Rom ein Gebetstreffen als Vorbereitung auf das Treffen in Assisi statt. Das Friedenstreffen selbst findet am 27. Oktober statt, es wird nach 2007 der zweite Besuch Papst Benedikt XVI. in der Stadt des heiligen Franziskus sein.

Im November wird der Papst seine nächste Auslandsreise unternehmen. Vom 18. bis 20. November geht es nach Benin. Vorher wird er noch am 2. November bei den Grotten in den vatikanischen Gärten einer Feier zu Ehren der Verstorbenen vorstehen.

Am 3. November zelebriert er eine Heilige Messe in Erinnerung an die im vergangenen Jahr verstorbenen Bischöfe und Kardinäle. Am Freitag, 4. November, findet eine Vesper für den Studienbeginn der Päpstlichen Universitäten statt. (rv)

D: Gesandter des Papstes

Kardinal Walter Kasper tritt am 2. Oktober als Gesandter des Papstes in Speyer auf. Der emeritierten Präsident des päpstlichen Rats für die Förderung der Einheit der Christen vertritt Papst Benedikt XVI. bei der 950-Jahresfeier der Weihe der Kathedrale von Speyer. Höhepunkt des Jubiläums bildet ein Gottesdienst im Mariendom. Die Messe ist zugleich der Beginn einer Wallfahrtswoche, die unter dem Motto „Gottes Tempel seid ihr" steht. (rv)

Kardinal Bagnasco: Frischer Wind für Italiens Politik

Frischen Wind für Italiens Politik. Das hält der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, für dringend nötig. Das italienische Volk sei schockiert über das Verhalten mancher Politiker, die in der Öffentlichkeit stehen. Das Ansehen Italiens im Ausland sei beschädigt. Der Kardinal appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Politiker:

„Es ist nicht das erste Mal, dass wir darüber sprechen. Wer sich politisch engagiert, muss sich entsprechend moralisch einwandfrei verhalten. Das schreibt auch die italienische Verfassung vor. Man erzählt sich in der Öffentlichkeit Geschichten, und wenn der Inhalt dieser Geschichten stimmen würde, dann muss man ganz klar sagen, dass es sich um Lebensstile handelt, die wahrlich nicht zu diesem Land passen."

Schon auf seiner Reise nach Deutschland hatte Papst Benedikt XVI. in seinen Grußtelegrammen an die Staatsoberhäupter eine besondere Botschaft für Italien im Gepäck. In dem Schreiben an den italienischen Präsidenten wünschte der Papst dem Land eine „moralische Erneuerung" und den Italienern, dass sie die Kraft finden mögen, einen gerechteren und solidarischeren Staat aufzubauen. Kardinal Bagnasco schließt sich dem an:

„Gerade was die derzeitige Lage betrifft, muss man sagen, dass soziale Gerechtigkeit ein unabdingbares Gut ist. Man kann nicht auf Kosten der Armen eine Zukunft aufbauen. Die Korruption ist ein unersättliches Monstrum. Gerade die Politik muss mit gutem Beispiel vorangehen und diese Plage bekämpfen." (rv)

Argentinien: Kritik an Buenos Aires

Kardinal Jorge Bergoglio hat die Zustände in der argentinischen Hauptstadt kritisiert. „Buenos Aires ist eine bestechliche Stadt", zitiert die Tageszeitung „La Gaceta" den Erzbischof der Hauptstadtdiözese. In der argentinischen Metropole gebe es ein gesellschaftliches Klima, das Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung fördere. Vor allem Migranten sowie Mädchen und Frauen aus den Armenvierteln seien Opfer einer geduldeten Versklavung. „Selbst einen Hund behandeln wir besser", sagte Bergoglio. (rv)

Presseschau am Montag: Erfolgreiches Glaubensfest

Nahezu alle Zeitungen berichten an diesem Montag auf ihren Titelseiten ausführlich über die Papstreise nach Deutschland; auch im deutschen Fernsehen wurde der Abschluss des Besuches am Sonntagabend übertragen und kommentiert. Die Zeitungen bilden die Reise einerseits als erfolgreiches und schönes Glaubensfest ab. Weiter gehen sie ausführlich auf Kritik und Reaktionen ein und leiten aus Benedikts Worten ganz unterschiedliche Fragen ab: die Papstreise hat ganz offensichtlich in mehrere Richtungen zu denken gegeben.

Die „Süddeutsche Zeitung" und „Die Welt" heben Benedikts Appell zur Vatikantreue auf ihre Titelseiten: „Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt", hatte der Papst beim größten Gottesdienst der Reise in Freiburg gesagt.

Die Papstreise habe die Vitalität des Katholizismus in Deutschland aufgezeigt, heißt es in einem Leitartikel der Zeitung „Die Welt", der die insgesamt große Beteiligung und Zustimmung der Bevölkerung bei den Reden und Messen des Papstes unterstreicht. Atheismus in Deutschland sei keine wirkliche Gefahr, und das könne für Benedikt XVI. „Trost und Bestätigung sein", schreibt darin Matthias Kamann. Zur gegenseitigen Anerkennung von Kirchenspitze und Kirchenbasis habe die Reise beigetragen. Der evangelischen Kirche habe der Papst allerdings die Orthodoxen „vorgezogen", fährt Kamann fort, der eine „Eiszeit" im Verhältnis von Katholiken und Protestanten vorhersagt – auch wenn die christlichen Bürger in Deutschland „in Heiratsverhalten, Alltagshandeln und auch Glaubensleben" konfessionelle Grenzen „viel früher" überwunden hätten, „als es den Bischöfen möglich war".

Der Papst habe auf der Reise durch Deutschland „manches überhört", meint die „Süddeutsche Zeitung", die die Mahnung Benedikts XVI. zur Romtreue als Deckelung des Dialogprozesses und Absage an reformwillige Katholiken interpretiert. In einem Beitrag über die Messe vom Sonntagmorgen mit rund 100.000 Menschen, darunter vielen Jugendlichen, attestiert das Blatt der „Generation Benedikt" Papstnähe und zugleich „Selbstbewusstsein". Auf die Frage hin, ob sie sich in ihrer Lebensführung an der Meinung des Papstes orientieren, hatte die Mehrheit der rund 30.000 Jugendlichen beim Vorprogramm der Vigilfeier am Samstag mit „nein" gestimmt. Die „Badische Zeitung" wertet das als Zeichen dafür, dass Papstkritik kein Anligen der Jugend mehr sei, sondern „innerkirchlich vor allem von denen getragen wird, die sich vom Zweiten Vatikanischen Konzil mehr Reformen erhofften".

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" hebt Teile der Papstrede im Freiburger Konzerthaus auf ihre Titelseite und dokumentiert die ganze Ansprache im Innenteil im genauen Wortlaut. Benedikt XVI. hatte in seinen Ausführungen zum Wesen und zur Rolle der Kirche die seiner Meinung nach notwendige „Distanz" der Kirche zu ihrer Umgebung betont und unterstrichen, dass das missionarische Zeugnis einer entweltlichten Kirche „klarer zutage" trete. Im Bericht zur Abschlussmesse vom Sonntag zitiert das Blatt auch Pilger, bei denen dieser Gedanke des Papstes auf Unverständnis stößt. Benedikts Kirchenverständnis habe „keine Spielräume für eine Änderung der Ämterstruktur in der Kirche" gelassen, kommentiert das Blatt die Konzerthausrede des Papstes. In seiner Passage über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche habe Benedikt XVI. das Wort „Missbrauch" nicht ausgesprochen, merkt die Zeitung an.

Papst Benedikt XVI. habe die katholische Kirche „durch die Blume verurteilt", dabei habe diese ihn doch eigentlich eingeladen, schreibt „Die Tageszeitung" zur Konzerthausrede und den päpstlichen Worten bei der Abschiedsmesse auf dem Freiburger Flughafengelände. Das sei „etwas unhöflich" gewesen, so die TAZ.

Die „Badische Zeitung" räumt dem Abschluss des Papstbesuches mit sieben Seiten viel Platz in ihrer Montagsausgabe ein. Ausführlich berichtet die Zeitung von den Freiburger Gottesdiensten mit dem Papst – für die hätten viele junge Katholiken „Wochenende und Nachtschlaf" geopfert. Bei diesen Begegnungen, an denen zahlreiche junge Gläubige teilnahmen, habe der Papst deutlich gemacht, dass die Kirche lebt und den stärkenden Charakter der Gemeinschaft betont, so der Grundtonus der Artikel. Mit seiner Bemerkung, Agnostiker und Kirchenkritiker seien Gott oft näher als manch ein kirchentreuer Routinier habe den Besuchern Diskussionsstoff mit auf den Weg gegeben.

Die Papstrede im Konzerthaus sei „ehrlich" und „ohne rhetorischen Weihrauch" gewesen, schreibt das Blatt weiter: „Benedikt hat nicht bestritten, dass man Glauben gesellschaftlich nicht erzwingen kann, aber vor den Folgen der Verhandelbarkeit von Werten gewarnt". Immer wieder habe der Papst während seiner Deutschlandreise unerwartete Themen angesprochen, die verschiedenen Stationen der genutzt, „um seine Argumentation logisch zu entfalten". Der Dialogprozess sei zwar nur „am Rande" erwähnt worden, erstmals habe sich ein Papst überhaupt Zeit für die Begegnung mit der offiziellen deutschen Laienvertretung genommen, schreibt die „Badische Zeitung" über das Treffen mit dem ZdK.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, sieht die Arbeit des höchsten Laiengremiums der Katholiken bestätigt. „Der Papst hat unsere Arbeit gewürdigt", sagte Glück im ZDF. Zugleich nannte der CSU-Politiker den Papstbesuch „ein großes Fest des Glaubens". Es habe gezeigt, „dass die Katholiken in Deutschland nicht so distanziert zu ihrem Papst stehen, wie das im Vorfeld immer behauptet worden ist".

Auch andere Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft hatten am Wochenende ein erstes positives Fazit zur Papstreise gezogen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse würdigt in der Montagsausgabe der „Saarbrücker Zeitung" das Ökumenetreffen von Erfurt mit den Worten, Benedikt XVI. habe die Gemeinsamkeiten zwischen den Christen beider Konfessionen betont. „Auf der Basis dieser grundlegenden Gemeinsamkeit des Glaubens kann man weiter gehen – bis zur gemeinsamen Feier des Reformationsjubiläums im Jahr 2017", meinte der SPD-Politiker, der auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist. Ähnlich äußert sich Thierses Amtskollegin Katrin Göring-Eckardt in der Wochenzeitung „Das Parlament". Darin bezeichnet die Grünen-Politikerin, die als Präses der Synode der evangelischen Kirche an dem Treffen in Erfurt teilnahm, die Zusammenkunft als „bedeutendes Signal". (rv)

Abschied des Papstes von Deutschland

Auf dem Freiburger Flughafen hat sich Papst Benedikt XVI. am Sonntag Abend von Deutschland verabschiedet. Zu der Feier war auch Bundespräsident Christian Wulff gekommen. In seiner Rede sprach der Papst von einer „eindrucksvollen Zeit" und bedankte sich vor allem bei den vielen ehrenamtlichen Helfern in Berlin, Thüringen und Baden-Württemberg.
„Im Land der Reformation bildete naturgemäß die Ökumene einen Schwerpunkt der Reise. Hier möchte ich die Begegnung mit den Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland im Augustinerkloster in Erfurt hervorheben. Für den brüderlichen Austausch und das gemeinsame Gebet bin ich von Herzen dankbar."
Er sei „zuversichtlich für die Zukunft des Christentums in Deutschland", meinte der Papst. Die deutsche Kirche solle „mit Kraft und Zuversicht … zu den Wurzeln, zum wesentlichen Kern der Frohbotschaft Christi zurückkehren".
„Es wird kleine Gemeinschaften von Glaubenden geben – und es gibt sie schon –, die in die pluralistische Gesellschaft mit ihrer Begeisterung hineinstrahlen und andere neugierig machen, nach dem Licht zu suchen, das Leben in Fülle schenkt."
„Wo Gott ist, da ist Zukunft!" – dieses Motto der Reise habe in den letzten Tagen seine Gültigkeit eindrucksvoll gezeigt.
„Wo Gott zugegen ist, da ist Hoffnung und da eröffnen sich neue, oft ungeahnte Perspektiven, die über den Tag und das nur Kurzlebige hinausreichen." (rv)

Papst in Deutschland: Presseschau vom Sonntag

Die Presse behandelt an diesem Sonntag im Schwerpunkt die Freiburger Station der Papstreise, darunter auch die Treffen mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) und mit politischen Vertretern aus der Region. Ausführlicher wird die Messe in Erfurt vom Samstagabend aufgegriffen. Die Bundestagsrede des Papstes hinterlässt in mehreren Zeitungen weiter ihre Spuren.

Der Papst sei im katholischen Freiburg zum „Teil der bürgerlichen Öffentlichkeit" geworden, anders als in Erfurt und Berlin, schreibt die "Welt am Sonntag" über die begeisterte Begrüßung des Papstes auf dem Freiburger Münsterplatz am Samstagmittag. Schon in Berlin und Erfurt habe Benedikt XVI. „Bemerkenswertes" geleistet, heißt es weiter: Jede seiner Reden sei „theologisch reich und seelsorglich ansprechend" gewesen.

Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) benennt Benedikt XVI. als „Papst für alle", der als „Gast" angereist ist: „Eine Messe für 60.000 Menschen im Stadion, ein Erweckungserlebnis für die Ostdeutschen, Gehör für die Missbrauchten und Lob für die Ökos. Nur für die Ökumene ist nichts herausgesprungen", schreibt das Blatt auf Seite vier und fünf.

„Der Papst ermuntert den Grünen Kretschmann und ehrt den Kanzler der Einheit" titelt die „Bild am Sonntag" mit Blick auf den Empfang des Papstes in Baden-Württemberg und das Treffen mit Altbundeskanzler Helmut Kohl. Im Innenteil geht die Zeitung auf das Treffen des Papstes mit Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ein. Der Papst habe „ein düsteres Bild von Kirche und Gesellschaft in seinem Heimatland gezeichnet", als er die „menschliche und religiöse Armut" in Deutschland angeprangert habe. Das Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern in Erfurt sei der „wohl schwerste Termin der Deutschlandreise" gewesen, heißt es weiter.

Die Begegnung mit den Missbrauchsopfern war „von langer Hand vorbereitet", notiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Zum Thema Missbrauch werde spätestens an diesem Sonntag „ein klärendes Wort erwartet", mutmaßt die „NZZ am Sonntag" (Neue Züricher Zeitung, internationale Ausgabe). „Beständigkeit ist die Stärke wie die Schwäche des Papstes", überschreibt NZZ-Autor Thomas Binotto sein Porträt von Benedikt XVI.

Die FAS geht in zwei kürzeren Beiträgen noch einmal auf die Bundestagsrede des Papstes ein. Der Papst habe den Abgeordneten „ins Gewissen geredet" und sie daran erinnert, „dass die Gewissensfreiheit nicht nur ein Recht ist, mit dem der Abgeordnete Zumutungen des Fraktionszwangs abwehren kann, sondern auch eine Pflicht, selbst nach Gerechtigkeit zu streben", schreibt Thomas Gutschker. Mit seinem Satz „Der Mensch macht sich nicht selbst", nehme der Papst einen „entschieden antiliberalen Standpunkt" ein, meint Cord Riechelmann einige Seiten weiter. Benedikt XVI. habe bewiesen, dass „eine wirklich ethische Einstellung ihren Preis hat" und „eine vage, angenehme Spiritualität mit ihm nicht zu haben ist". (rv)

Benedikt XVI.: „Erneuerung der Kirche nur durch Umkehr“

Papst Benedikt XVI., rund 100.000 Gläubige und strahlender Sonnenschein. Am letzten Tag seines viertägigen Besuchs in Deutschland hat der Papst an diesem Sonntag die Heilige Messe am Flughafengelände in Freiburg gefeiert. Seit den frühen Morgenstunden haben viele Pilger stundenlange Märsche auf sich genommen, um zusammen mit dem Papst den Gottesdienst zu feiern. Einige haben sogar in Schlafsäcken die Nacht im Freien verbracht, um die besten Plätze zu ergattern. Musikalisch hat ein Chor, bestehend aus 450 Sängerinnen und Sängern, die Messe begleitet. Alex Kofler mit den Eindrücken der Messfeier:

In seiner Predigt in Freiburg bemerkte Papst Benedikt, einige Theologen von heute hielten Gott nicht für allmächtig, und sie verwiesen dabei auf „alles Schreckliche, was in der Welt geschieht".

„Demgegenüber bekennen wir uns zu Gott, dem Allmächtigen, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Wir sind froh und dankbar, daß er allmächtig ist. Aber wir müssen zugleich uns bewußt werden, daß er seine Macht anders ausübt, als Menschen es zu tun pflegen. Er hat seiner Macht selbst eine Grenze gesetzt, indem er die Freiheit seiner Geschöpfe anerkennt."

Man könne zwar manchmal „erschrecken", wenn man sehe, wie der Mensch seine Freiheit missbrauche, doch eigentlich sollte man „froh und dankbar für die Gabe der Freiheit" sein, meinte der Papst. Gott achte unsere Freiheit, „er zwingt uns nicht". Benedikt riet: „Trauen wir Gott, dessen Macht sich vor allem im Erbarmen und Verzeihen zeigt!" Die Menschen heute sollten sich öffnen für Gott – auch und gerade die Christen sollten das tun. Denn:

„Nicht auf das Reden, sondern auf das Tun kommt es an, auf die Taten der Umkehr und des Glaubens… Agnostiker, die von der Frage nach Gott umgetrieben werden; Menschen, die unter unserer Sünde leiden und Sehnsucht nach dem reinen Herzen haben, sind näher am Reich Gottes als kirchliche Routiniers, die in ihr nur noch den Apparat sehen, ohne dass ihr Herz vom Glauben berührt wäre!"

Das bedeute aber nicht, „dass nun alle, die in der Kirche leben und für sie arbeiten, eher als fern von Jesus und Gottes Reich einzustufen wären", so der Papst beschwichtigend. „Ganz und gar nicht!"

„Nein, dies ist vielmehr der Augenblick, um den vielen haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitern, ohne die das Leben in den Pfarreien und in der Kirche als ganzer nicht denkbar wäre, ein Wort sehr herzlichen Dankes zu sagen."

Sie sollten sich bei ihrem Einsatz nicht nur um ihre „sachliche und berufliche Kompetenz" kümmern, sondern vor allem um ein „offenes Herz, das sich von der Liebe Christi treffen lässt und so dem Nächsten, der unser bedarf, mehr gibt als technischen Service".

„Fragen wir uns dann: Wie steht es mit meiner persönlichen Gottesbeziehung – im Gebet, in der sonntäglichen Meßfeier, in der Vertiefung des Glaubens durch die Betrachtung der Heiligen Schrift und das Studium des Katechismus der Katholischen Kirche? Liebe Freunde! Die Erneuerung der Kirche kann letztlich nur durch die Bereitschaft zur Umkehr und durch einen erneuerten Glauben kommen."

Dazu gehöre auch die Demut, die Christus selbst durch seinen Gehorsam dem Vater gegenüber an den Tag gelegt habe. Christliches Leben müsse „stets neu an Christus Maß nehmen", rief Benedikt XVI.. Demut stehe heute zwar „nicht hoch im Kurs", aber schon die Jünger Jesu hätten gewußt, dass sie „gleichsam das Öl ist, das Gesprächsprozesse fruchtbar, Zusammenarbeit einfach und Einheit herzlich macht".

„Die Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und christgläubige Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten; wenn Pfarreien, Gemeinschaften und Bewegungen sich gegenseitig stützen und bereichern; wenn die Getauften und Gefirmten die Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit mit dem Bischof hochhalten und ihr reiches Wissen und Können davon erleuchten lassen. Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt, die Zusammenarbeit mit den Missionsländern in vielfältiger Weise pflegt und sich dabei auch von der Glaubensfreude der jungen Kirchen anstecken läßt." (rv)