Vatikan: Endlich wieder schwarze Zahlen

Der Heilige Stuhl hat im Jahr 2010 ein Plus von 9,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Das teilte das Vatikanische Presseamt an diesem Samstag mit. Einnahmen von rund 245 Millionen Euro stehen im Haushalt für das vergangene Geschäftsjahr Ausgaben in Höhe von gut 235 Millionen Euro gegenüber.

Im Vorjahr musste der Kardinalsrat für Wirtschaftsfragen für die Zentralverwaltung der Weltkirche noch ein Minus von vier Millionen Euro bekannt geben. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzsituation sei jedoch weiterhin ein Faktor für „Unsicherheit und Instabilität", teilte das zuständige Gremium mit. Der größte Teil der Ausgaben entfiel den Angaben zufolge auf die päpstlichen Ministerien und Organe des Heiligen Stuhls, die „auf ihre besondere Weise zum pastoralen Dienst des Papstes in der Weltkirche" beitragen. In den vergangen Jahren wurden hier besonders die Medien, darunter Radio Vatikan, genannt.

Gewinne auch im Vatikanstaat
Große Gewinne verzeichnet der Vatikanstaat im Geschäftsjahr 2010 nach Millionenverlusten in den vergangenen Jahren: Die Bilanz weist ein Plus von rund 21 Millionen Euro auf. Einen großen Beitrag zum Gewinn hätten die hohen Einahmen der Vatikanischen Museen geleistet. Die Zahl der Besucher steige stetig, so der Kardinalsrat. Der Etat des Vatikanstaats war mit Beginn des Haushaltsjahres 2010 neu geordnet worden. Die Wirtschaftsverantwortlichen hatten sich davon bereits einen „vertrauensvolleren Blick in die Zukunft" versprochen. Der Kardinalsrat betont in der aktuellen Erklärung zum Haushalt die wichtige Rolle des Vatikanstaates, der unter anderem für den Erhalt des Petersdomes oder der Sixtinischen Kapelle verantwortlich ist. Er betreue ein enormes „historisch-kulturelles Erbe der Menschheit".

Peterspfennig rückläufig
Der so genannte Peterspfennig brachte dem Heiligen Stuhl im vergangen Jahr 67,7 Millionen US-Dollar ein (umgerechnet derzeit 46,6 Millionen Euro). Die Spendengelder einzelner Gläubigen, der Diözesen und Ordenseinrichtungen sind den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken – um 14,8 Millionen Dollar. Von der Vatikanbank IOR und anderen Einrichtungen erhielt der Heilige Stuhl 55 Millionen Euro zur Finanzierung der Aufgaben.

Zwei Drittel Laien
Die Personaldecke – höchster Kostenfaktor im Hauhalt des Heiligen Stuhles – ist den Angaben zufolge nahezu gleich geblieben. Der Leitung der Weltkirche beschäftigte 2010 2.806 Mitarbeiter, 44 mehr als im Jahr zuvor. In der Verwaltung des Vatikanstaates arbeiteten 1.876 Männer und Frauen, 15 weniger als im Vorjahr. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten von Heiligem Stuhl und Vatikanstaat sind Laien.

Die Haushaltszahlen wurden nach den Beratungen des Kardinalsrat für die organisatorischen und wirtschaftliche Fragen des Heiligen Stuhls vorgelegt. Das Gremium tagte Donnerstag und Freitag unter Leitung von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Vatikan. Deutsches Mitglied ist der Kölner Kardinal Joachim Meisner Mitglied, er nahm an diesem Treffen jedoch nicht teil. (rv)

D: Rainer Maria Woelki neuer Erzbischof von Berlin

Rainer Maria Woelki wird neuer Erzbischof von Berlin. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag den bisherigen Weihbischof in Köln ernannt. Der Vatikan und das Erzbistum veröffentlichten nur zwei Tage nach dem Tod von Kardinal Georg Sterzinsky den Namen seines Nachfolgers zeitgleich in Berlin und Rom.

Geboren 1956 in Köln war Woelki nach seiner Priesterweihe und einer Kaplanszeit Sekretär von Kardinal Meisner, danach leitete er das Studienseminar Collegium Albertinum in Bonn. 2003 zum Weihbischof geweiht war er in Köln zuständig für den ständigen Diakonat. Im Vatikan ist Woelki Konsultor in der Bildungskongregation.

Schlaflose Nächte
Von seiner Wahl zum Bischof habe er telefonisch von einem Mitglied des Berliner Domkapitels erfahren. Der erste Schreck sei groß gewesen, sagte Rainer Maria Woelki dem Domradio in seinem Heimatbistum Köln. „Das hat auch einige schlaflose Nächte für mich bedeutet. Gott sei Dank hatte ich dann aber auch noch die Möglichkeit, darüber ein wenig nachzudenken. Ich hatte eigentlich auch überlegt zu sagen: Ich lass lieber die Finger davon. Dann aber, mit der Zeit dachte ich: Du darfst nicht einfach weglaufen!"

Mehr über Werdegang und Ziele in diesem Portrait, zusammengestellt von Domradio-Redakteur Johannes Schroer:

Ermeländer Blut – wie bei Vorgänger Sterzinsky
Ein Kölner macht sich also auf nach Berlin. Vom Rhein an die Spree. Ein waschechter Kölner? Das stimmt nicht so ganz. Denn es gibt eine tiefe familiäre Verbindung, die in den Osten weist.
„Ich bin zwar in Köln geboren – darüber bin ich froh und stolz, denn ich bin gerne und mit ganzem Herzen Kölner – aber meine Eltern kommen aus dem Ermeland, aus Frauenburg, sind dort geboren und sind nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 von dort geflohen. Sie sind über Norddeutschland hier ins Rheinland gekommen. Insofern fließt eigentlich, wie das auch bei meinem Vorgänger im Amt, Kardinal Sterzinsky, der Fall gewesen ist, ermeländisches Blut in mir."

„Ich freue mich auf die Leute"
Woelki studierte Theologie in Bonn und Freiburg, wo er unter anderem von einem gewissen Professor Karl Lehmann sehr beeindruckt war. Karl Lehmann, dem heutigen Kardinal und Bischof von Mainz, der damals in Freiburg lehrte. 1985 wurde Woelki dann in Köln zum Priester geweiht. „Die Zeit als Kaplan war vor allen Dingen geprägt durch die Jugendarbeit. Das war eine wunderbare Zeit, die wir da miteinander verlebt haben."
Woelki wurde dann 1990 von Kardinal Meisner zu seinem persönlichen Geheimsekretär berufen. Sieben Jahre später wurde er Direktor des Priesterseminars „Collegium Albertinum" in Bonn. 2003 mit erst 46 Jahren wurde er zum Bischof geweiht.
Und nun also Berlin, die Hauptstadt. Für Weihbischof Woelki ist das Neuland, zwar war er als Theologiestudent häufig im noch geteilten Berlin. Er hatte dort Kontakt zu Priesteramtskandidaten und schmuggelte theologische Literatur über die Grenze. Er kennt also einige Priester, aber:
„Ansonsten ist alles unbekannt. Ich denke, dass ich zunächst für Berlin nicht das bin, was Christoph Daum einmal für den 1. FC Köln war. Also jetzt kommt hier keiner, der auf einmal Heilsbringer ist, oder der alles weiß. Ich komme dahin und versuche erst mal die Menschen kennenzulernen. Ich glaube, dass da viel Gutes auch an christlichem Glauben gelebt worden ist. Ich habe immer wieder gehört, auch von den beiden Mitbrüdern, die hier waren, wie lebendig die Kirche in Berlin ist. Da will ich zunächst hinkommen, hinhören, hingucken, die Menschen kennenlernen und dann werden wir schauen, was wir dort gemeinsam machen. Ich freue mich ganz einfach auf die Leute."

…und den Fußball
Und auf die Hauptstadt, mit allem, was sie zu bieten hat. Dazu gehört natürlich auch Woelkis Leidenschaft für den Fußball. Zum Glück jetzt wieder erste Liga für Hertha Berlin, sagt er. „Das ist prima. Und ich drücke ganz fest die Daumen für jedes Spiel – bis auf zwei oder drei Spiele in der Saison. Die zwei Ligaspiele, wenn es auf jeden Fall gegen den FC geht. Und man muss ja damit rechnen, dass man evtl. auch mal im Pokal aufeinander trifft. Da mögen es mir die Berliner verzeihen. Ich bin seit Kindheitstagen mit dem 1.FC Köln verbunden und bin einige Jahre auch Mitglied. Da würde ich dann doch eher aus dieser alten Verbundenheit heraus den Kölnern die Daumen drücken wollen." (rv)

Der Osservatore Romano wird 150 Jahre alt

Für eine Zeitung sind 150 Jahre eine bemerkenswerte Zeit, eine langer Weg voller Freude, Schwierigkeiten, voller Aufgaben und voller Gnade. Das schreibt Papst Benedikt XVI. in einem Breif an den Direktor der Vatikanzeitung Osservatore Romano, Giovanni Maria Vian. Die Vatikanzeitung wird an diesem Freitag 150 Jahre alt. Am 1. Juli 1861 war das Blatt das erste mal erschienen, damals noch ausschließlich auf Italienisch, seitdem kamen andere Sprachen dazu. Astrid Haas leite die deutschsprachige Wochenausgabe des Osservatore.

„Die Idee war von Anfang an, ein unabhängiges Blatt zu gründen, das das Wort des Papstes in der ganzen Welt verbreitet. Das war die ursprüngliche Idee, die sich im Laufe der Zeit weiter entwickelt hat, mit allen Neuigkeiten, mit allenpolitischen Unruhen, die sich in 150 Jahren ergeben haben. Der Osservatore hat das sehr gut überlebt und ist heute noch, nach wie vor, ein unabhängiges und politisches Blatt."

Seit 1971 gibt es diese deutschsprachige Wochenausgabe, wie die italienischsprachige Mutterausgabe dokumentiert sie alles, was der Papst sagt, dazu alle wesentlichen Dokumente aus dem Vatikan. Man habe einen klaren Auftrag, so Haas, „und das ist, eine Brücke zu sein zwischen den Ortskirchen und dem Vatikan. Wir übernehmen natürlich in letzter Zeit auch einige Beiträge aus dem italienischen Osservatore, insofern sie für den deutschen Sprachraum, in dem wir Verbreitung finden, interessant sind."

In seinem Brief an Direktor Vian schreibt Benedikt XVI., der Osservatore sei ein einzigartiges Blatt. Dies vor allem, weil alles, was der Papst sage, im Wortlaut dokumentiert werde, erklärt Haas sich diese Einzigartigkeit „und es ist eine Zeitung der Mitte. Es ist nicht eine Zeitung, die irgendwelchen Strömungen nachgibt. Es ist und bleibt eine Zeitung der Mitte."

150 Jahre liegen hinter dem Osservatore, was wird der nächste Schritt in der Entwicklung sein?

„Ich glaube, dass der Osservatore – sowohl der italienischen als auch die anderen Sprachausgaben – komplett im Internet zu finden sein werden, also online gehen, so dass das Wort des Papstes weitmöglichst verbreitet wird." (rv)

D: Kardinal Sterzinsky gestorben

Der frühere Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, ist tot. Er starb an diesem Donnerstag in den frühen Morgenstunden im Alter von 75 Jahren in der deutschen Hauptstadt, wie das Erzbistum Berlin am Donnerstag bekannt gab. Sterzinsky stand von 1989 bis zum vergangenen Februar an der Spitze des heutigen Erzbistums Berlin, zunächst noch in einem durch die Mauer geteilten Bistum.
Anlässlich der letzten Kardinalserhebungen in Rom im vergangenen November hatten wir die Gelegenheit, mit Kardinal Sterzinsky über das Bistum zu sprechen, das er in den letzten 20 Jahren geprägt hat. 1991 – bei seiner eigenen Kardinalserhebung – habe er sein Bistum erstmals mit den Augen des Papstes gesehen, so Sterzinsky:

„Berlin war für Papst Johannes Paul II. eine Stadt, in der die Fronten aufeinander getroffen waren und die nun zusammen geführt wurden. Er soll einmal gesagt haben ‚Berlin ist das schwierigste Bistum der Welt’, ich hatte es so nicht empfunden. Ich habe dann die Aufgabe, Ost und West zusammen zu führen, als sehr viel schwieriger empfunden, als die Spaltung der Stadt zu ertragen. Die Spaltung war widernatürlich, die war durch Verbrechen zustande gekommen. Und die Einigung war durch eine Heldentat des Volkes zustande gekommen. Aber die Zusammenführung war äußerst, äußerst mühsam. Das konnte man damals, 1991, nur erahnen, das hat sich dann erst gezeigt."

Sterzinkys Motto als Bischof: Deus semper Major, Gott ist immer größer. Für den verstorbenen Alt-Erzbischof wird ab diesem Donnerstag in der St. Hedwigs-Kathedrale ein Kondolenzbuch ausgelegt. Zu den Öffnungszeiten der Kathedrale zwischen 10:00 und 18:00 Uhr besteht die Möglichkeit, sich darin einzutragen.

Schon bevor Papst Benedikt XVI. im Frühjahr den Rücktritt Sterzinskys als Erzbischof von Berlin angenommen hatte wurde er zweimal am Magen operiert. Bereits seinen 75. Geburtstag im Februar dieses Jahres verbrachte er schwer erkrankt in einer Klinik. Ende Januar wurde er in einer Berliner Klinik zweimal am Magen operiert. Rund vier Wochen später wurde er nach Verschlechterung seines Gesundheitszustands erneut in das Krankenhaus verlegt.

Sterzinsky wurde 1936 im ostpreußischen Ermland geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Flucht der Familie wuchs er in Thüringen auf und wurde 1960 in Erfurt zum Priester geweiht. Nach Stationen als Pfarrer in Jena und als Generalvikar in Erfurt wurde er 1989 Bischof von Berlin und 1991 Kardinal. Seit das Bistum Berlin 1994 zum Erzbistum erhoben wurde, trug er den Titel Erzbischof. Am 24. Februar nahm Papst Benedikt XVI. sein Rücktrittsgesuch an. Seither leitet Weihbischof Matthias Heinrich das Erzbistum bis zum Amtsantritt eines neuen Erzbischofs.
In der Deutschen Bischofskonferenz stand Sterzinsky an der Spitze der Kommission für Ehe und Familie sowie der Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft". Zudem war er Stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission. Im Vatikan war Sterzinsky Mitglied der Kongregation für das katholische Bildungswesen und des päpstlichen Migrantenrates. (rv)

Vatikan: Nachrichtenportal news.va freigeschaltet

Der Vatikan hat sein neues Nachrichtenportal im Internet freigeschaltet. Unter www. news. va kann man ab sofort alle wichtigen Meldungen der vatikanischen Medien auf derselben Homepage nachschauen. Den symbolischen Startklick hat der Papst am Dienstagabend gegeben: Es war ein Klick auf einem Tablet-Computer der neuesten Generation. Nach der Freischaltung sandte der Papst eine Twitter-Botschaft: „Liebe Freunde, ich habe soeben News.va gestartet. Gepriesen sei unser Herr Jesus Christus! Mit meinen Gebeten und Segenswünschen, Benedictus XVI."

Was ist neu?
Das Portal führt die unterschiedlichen Medienangebote des Heiligen Stuhls zusammen. Dazu zählen neben offiziellen Mitteilungen des vatikanischen Pressesaals auch Livestreams von Veranstaltungen, die mehrsprachigen Hörfunkkanäle von Radio Vatikan und Social-Media-Angebote über Dienste wie Facebook, YouTube oder Flickr.

Wie empfangbar?
Das neue Internetportal ist wie üblich auf jedem Computer erreichbar, der einen online ist. Die Informationen von news.va kann man aber auch auf mobile Geräte wie Tablets oder Smartphones empfangen. Damit habe der Heilige Stuhl „eine neue Dimension" der Medienaktivitäten erreicht, sagte Erzbischof Claudio Maria Celli am Montag bei der Vorstellung des Nachrichtenportals. Celli ist Präsident des Päpstlichen Medienrats und Initiator des Portals.

Welche Sprachen?
Zunächst ist das www.news.va auf Englisch und Italienisch verfügbar. Im Laufe des Jahres soll es auch eine spanische Version geben. Darüber hinaus plant der Vatikan, den Dienst in Französisch, Portugiesisch und Deutsch bereitzustellen. Offizielle Homepage des Vatikans bleibt allerdings www. vatican. va, unterstrich Erzbischof Celli. (rv)

Vatikan: Neuer Erzbischof von Mailand

Kardinal Angelo Scola wird neuer Erzbischof von Mailand. Papst Benedikt XVI. hat Scola, der bisher Patriarch von Venedig war, an diesem Dienstag in das Amt berufen. Damit ist der Patriarchenstuhl für Venedig frei geworden. Zugleich nahm der Papst an diesem Dienstag den Rücktritt des bisherigen Erzbischofs von Mailand, Kardinal Dionigi Tettamanzi, an. Nach Rom gilt die lombardische Metropole als wichtigster Diözesansitz Italiens. Der ehemalige Erzbischof von Mailand, Kardinal Tettamanzi, würdigte seinen Nachfolger in einem Schreiben als „Mann von großer Kultur, vielfältigen Erfahrungen und einer starken kirchlichen Passion". Scola werde mit „großer Weisheit und Effizienz" die kommenden internationalen Ereignisse im Bistum angehen, so Tettamanzi . Er verwies in dem Zusammenhang auf das 7. Weltfamilientreffen im kommenden Jahr, das 1.700-jährige Jubiläum des Verdiktes von Mailand und die Expo im Jahr 2015.

Scola, geboren 1941, wurde 1970 zum Priester geweiht und 2003 Kardinal. 1995 wurde er zum Rektor der Päpstlichen Lateran-Universität und zum Dekan des Institutes „Johannes Paul II" ernannt, das sich mit Studien zu Ehe und Familie befasst. Er dozierte auch an der Schweizer Universität Fribourg. Der Präsident der Bischofskonferenz der drei Venetien ist im Heiligen Stuhl Mitglied in der Kongregation für Gottesdienst und die Sakramentenordnung, der Kleruskongregation, dem Päpstlichen Kulturrat, dem Rat für Neuevangelisierung und dem Päpstlichen Familienrat. Papst Benedikt XVI. war im Rahmen eines Pastoralbesuches Anfang Mai in Venedig von Kardinal Scola empfangen worden. (rv)

Gesucht: Ghostwriter für den Papst

Ghostwriter für Papst Benedikt sucht derzeit die Konrad Adenauer Stiftung. Konkret geht es um die Rede des Papstes vor dem deutschen Bundestag am 22. September. Das römische Auslandsbüro der Stiftung hat einen Wettbewerb für diese Ansprache ausgeschrieben, erklärt Katja Plate, die Leiterin der Niederlassung:

„Wenn jemand Liebes zu Besuch kommt, bereitet man sich normalerweise vor. Als Vorbereitung der intellektuellen Art haben wir diesen Wettbewerb ausgeschrieben. Denn das Hindenken auf den Besuch und das Eindenken in die Theologie des Papstes bei einem solchen Redeversuch ist unserer Meinung nach eine gute Gelegenheit, sich intensiv vorzubereiten."

Die Stiftung hat die Ausschreibung des Wettbewerbs besonders an die theologischen Hochschulen geschickt. Redevorschläge einreichen darf aber jeder, der sich angesprochen fühlt. Gewertet werden allerdings ausschließlich Beiträge, die in Theologie, Form und Inhalt dem Papst so entsprechen, dass er sie tatsächlich halten könnte. Die Jury ist dreistufig, erklärt Katja Plate.

„Zunächst werden meine Mitarbeiter und ich vorsortieren, dann werden wir mit Professoren, Journalisten und Personen aus dem Vatikan die besten drei aussuchen. Und dann konnten wir Bischof Josef Clemens (den Sekretär des Päpstlichen Laienrates, Anm.) dazu gewinnen, aus den besten drei oder vier Beiträgen den Gewinner auszusuchen."

Als Preis winkt eine der raren Karten für den Reichstag, wenn der Papst seine – eigene – Rede hält. Überdies wird die Stiftung den Gewinnertext auf ihrer Webseite veröffentlichen. Die Ghostwriter-Redemanuskripte für den Papst sollen höchstens fünf Seiten lang sein. Sie müssen der Stiftung bis zum 26. August vorliegen, um Berücksichtigung zu finden. (rv)

Zur Seite:  > > > Konrad Adenauer Stiftung

D: Kardinal Reinhard Marx wird den Papst in Werl vertreten

Das bestätigte der Vatikan an diesem Samstag. Der Erzbischof von München und Freising wird somit Benedikt XVI. bei den 350-Jahrfeiern des westfälischen Wallfahrtsorts am 2. Juli besuchen. Der Vatikan veröffentlichte hierzu ein auf Lateinisch verfasstes Schreiben von Benedikt XVI., in dem er den Erzbischof von München und Freising mit der außerordentlichen Mission beauftragt. Begleitet wird Marx von den Paderborner Domkapitularen Wilhelm Hentze und Theodor Ahrens. (rv)

Vatikan: Papstprogramm für Weltjugendtag veröffentlicht

Der Vatikan hat die Teilnahme des Papstes beim Weltjugendtag bestätigt. Benedikt XVI. wird vom 18. bis 21. August beim 26. Weltjugendtag in Madrid dabei sein. Er wird an der Kreuzweg-Zeremonie, einer abendlichen Gebetswache sowie am Schlusstag an einer großen Messe teilnehmen. Das geht aus dem offiziellen Programm hervor, das am Samstag im Vatikan veröffentlicht wurde.

Weitere Details
Danach wird Benedikt XVI. am Donnerstagmorgen, 18. August, von Rom aus nach Madrid fliegen. Für den Abend ist die erste große Begegnung mit den Jugendlichen auf der Plaza de Cibeles vorgesehen. Am Freitagmorgen stattet Benedikt XVI. dem spanischen Königspaar einen Höflichkeitsbesuch im Zarzuela-Palast ab. Anschließend trifft er zunächst mit jungen Ordensleuten und dann mit jungen Universitätsdozenten zusammen. Danach ist ein gemeinsames Mittagessen mit Jugendlichen in der Nuntiatur von Madrid vorgesehen. An gleicher Stelle trifft Benedikt XVI. vor dem abendlichen Kreuzweg offiziell mit dem spanischen Ministerpräsidenten zusammen. Am Samstagmorgen nimmt der Papst zunächst einigen Jugendlichen das Beichtsakrament ab, bevor er in der Kathedrale eine Messe mit Seminaristen feiert.

Gebetswache
Nach einem Besuch im San-Jose-Institut leitet Benedikt XVI. am Samstagabend auf dem Cuatro-Vientos-Flughafen von Madrid die Gebetswache mit Jugendlichen. Am gleichen Ort findet am Sonntagvormittag die Hauptmesse zum Weltjugendtag statt. Unmittelbar vor der Abschiedszeremonie ist noch ein Treffen mit freiwilligen Helfern des Weltjugendtags vorgesehen. Gegen 21.30 Uhr wird der Papst in Rom-Ciampino zurückerwartet. (rv)

Bosnien: 30 Jahre Medjugorje

Seit 30 Jahren pilgern Menschen nach Medjugorje in Bosnien, wo ununterbrochen seit 24. Juni 1981 die Jungfrau Maria erscheinen soll. Viele sprechen von einer starken spirituellen Erfahrung. Die katholische Kirche hat Medjugorje bisher nicht anerkannt.

Im März vergangenen Jahres setzte die vatikanische Glaubenskongregation, die für derartige Fälle zuständig ist, eine internationale Untersuchungskommission für Medjugorje ein. Geleitet wird sie von Kardinal Camillo Ruini. Dieser sagte vor wenigen Tagen, man sei noch weit von einer Anerkennung von Medjugorje entfernt. Ruini wollte sich aber aufgrund seiner Verschwiegenheitspflicht nicht näher äußern. Der Kommission gehören 13 Kardinäle, Bischöfe und Sachverständige an. Nicht unter ihnen ist der Bischof von Mostar, Ratko Peric, in dessen Diözese Medjugorje liegt. Peric steht den Erscheinungen seit jeher skeptisch gegenüber.

In Medjugorje soll seit dem 24. Juni 1981 Maria erscheinen. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher weiter an. Jedes Jahr pilgern Hunderttausende Menschen nach Medjugorje, unter ihnen viele Kranke und Heilsuchende. Um die Pilgerseelsorge gibt es gelegentlich einen Kompetenzstreit zwischen Franziskanern, ehemaligen Franziskanern, charismatischen Gruppen und dem Ortsbischof.

1991 verbot das Episkopat von Bosnien-Herzegowina offizielle Pilgerfahrten nach Medjugorje, tolerierte aber private. Sieben Jahre später erlaubte auch die Glaubenskongregation, damals geleitet von Kardinal Joseph Ratzinger, private Pilgerreisen an den bosnischen Wallfahrtsort. Allerdings fügte sie einschränkend hinzu, dies sie nicht gleichsam als Anerkennung unter der Hand zu verstehen. Die Vorkommnisse in Medjugorje bedürften noch der Untersuchung.

Im Juli 2009 unterzeichnete Papst Benedikt ein Dekret, mit dem er den früheren spirituellen Begleiter der Seher von Medjugorje, Tomislav Vlasic, in den Laienstand versetzte. Die Glaubenskongregation warf dem Franziskanerpater unter anderem „Verbreitung zweifelhafter Lehren, Manipulation der Gewissen, verdächtigen Mystizismus, Ungehorsam gegenüber Weisungen, die ihm zu Recht auferlegt wurden" und Beschuldigungen gegen das sechste Gebot vor.

Wie die französische katholische Tageszeitung „La Croix" berichtet, kam der Fall Medjugorje durch den Erzbischof von Wien seit 2009 wieder in Schwung. Kardinal Christoph Schönborn lud am 23. September 2009 in den Wiener Stephansdom zwei der „Seher" von Medjugorje ein. Nachdem sie vor hunderten Gläubigen gesprochen hatten, bedankte sich Schönborn für ihre in all diesen Jahren geleisteten Dienste. Ende Dezember 2009 pilgerte der Kardinal selbst an den bosnischen Wallfahrtsort, „privat", wie es hieß. Beim Diözesanbischof Peric löste der Besuch des Kardinals Unverständnis aus. Wenige Wochen später, nach einem Besuch bei Papst Benedikt, wie „la Croix" schreibt, entschuldigte sich Kardinal Schönborn schriftlich bei Bischof Peric.

Marienerscheinungen werden seit dem 18. Jahrhundert zu den „Privatoffenbarungen" gezählt. Diese gehören laut Katechismus nicht zum Glaubensgut. Sie werfen große theologische Probleme auf, da Gottes Offenbarung nach klassischer Lehre mit dem Tod des letzten Apostels an ihr Ende gekommen ist. Das kirchliche Lehramt trennt daher scharf zwischen Offenbarung und Privatoffenbarungen. Letztere können nach katholischer Lehre die ursprüngliche Offenbarung nur in Erinnerung rufen, erklären oder aktualisieren. (rv)