Kardinal Walter Kasper: „Eine Kirche für heute und morgen“

Kardinal Walter Kasper will eine erneuerte Lehre von der Kirche für heute darstellen. So schreibt es der ehemalige Präsident des Päpstlichen Einheitsrates in seinem an diesem Mittwoch erscheinenden Buch. Der Blick auf die Kirche heute, aber auch der Blick auf die Grundlagen sollen zu einer tragfähigen Bestimmung beitragen.

Das Buch beginnt sehr persönlich, mit Kaspers eigener Geschichte in dieser Kirche. Das, was er ein zeitgemäßes Kirchenverständnis nennt, beginnt für ihn und damit für jeden von seinen Lesern bei der Person, ihrer Erfahrung von Gemeinschaft und der Entwicklung, die die Kirche nimmt. Für Kasper waren das seine theologischen Prägungen und vor allem das Zweite Vatikanische Konzil, dann aber auch seine weltkirchlichen Erfahrungen als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates im Vatikan.

Anlässlich des Erscheinens des Buches hat Pater Bernd Hagenkord mit Kardinal Kasper gesprochen und ihn gefragt, ob jedes Denken über Kirche mit der eigenen Erfahrung beginnen muss.

„Selbstverständlich. Jeder Christ, jeder Mensch, der in unserer Gesellschaft lebt, begegnet zunächst einmal der aktuellen Kirche mit den Schwierigkeiten und Krisen, die da sind. Aber dann muss eine theologische Betrachtung fragen, wie Jesus die Kirche gewollt hat und wie sich die Kirche in den großen Konzilien der Vergangenheit darstellt. Wir können ja heute keine neue Kirche machen, sondern eine er-neuerte Kirche. Darauf kommt es mir an: Was kann erneuerte Kirche heute und morgen sein?"

Der Kompass: Das Zweite Vatikanum
Was kann das sein, erneuerte Kirche heute und morgen?

„Man muss ausgehen vom Zweiten Vatikanischen Konzil. Das Konzil ist der Kompass für die Kirche des dritten Jahrtausends. Die große Idee des Konzils war, Kirche als eine Communio zu bestimmen, als eine Gemeinschaft. Gemeinschaft mit Gott, und deshalb eine Kirche die hört, die Eucharistie feiert, die betet und anbetet. Und auch eine Kirche, die Communio unter sich selber ist. Das eigentliche Problem der Kirche der Gegenwart scheint mir ein Kommunikationsdefizit zu sein, da mache ich gewisse Vorschläge, wie man das überwinden kann."

Synodale Strukturen – Erneuerung für die Kirche
Zum Beispiel?

„Es gibt eine alte Tradition der synodalen Strukturen. Das ist nicht Demokratisierung im heutigen Sinn, aber es ist eine authentische originäre kirchliche Struktur und ich meine, eine Erneuerung dieser Strukturen – und zwar auf allen Ebenen – scheint mir sehr wichtig zu sein. Das ist so ein Modell, wie ich mir das vorstellen könnte."

Wir heute haben nicht mehr heiligen Geist als die Vergangenheit
Mindestens in den deutschsprachigen Ländern wird sehr gestritten um die Frage, was Kirche sein kann. Es wird auch zunehmend polemisch. Was kann eine Ekklesiologie, was kann eine akademische Theologie beitragen?

„Die akademische Theologie hat auf die Wesensstrukturen der Kirche zu achten. In Deutschland hat man sich auf bestimmte Themen fixiert, die schon Themen sind. Man muss aber überlegen, was Kirche überhaupt ist und wie Christus die Kirche gewollt hat, man muss auf die großen Zeugnisse der Vergangenheit schauen, wir dürfen uns ja heute nicht einbilden, wir hätten mehr heilige Geister als die Vergangenheit. Aus diesem reichen Schatz der Tradition und der Bibel heraus müssen wir uns erneuern.

Es gehören immer zwei Sachen zusammen: Die innere Erneuerung und die äußere Form. Reformen ohne innere geistliche Erneuerung sind seelenlos und enden in einem Aktionismus. Das ist heute eine große Gefahr. Umgekehrt: Eine rein geistliche Erneuerung ohne praktische Konsequenzen wäre lebensfremd und wirklichkeitsfremd. Beides muss zusammen kommen.

Ich bin an sich, von meinem Wesen her, ein Mann der Hoffnung und ich denke, auch die Kirche kann mit Hoffnung in die Zukunft schauen, auch wenn sich konkret sehr viel verändern wird."

Das Wesen der Kirche für heute und morgen gestalten
Ihr Buch kommt in Deutschland in einer ganz bestimmten kirchlichen Situation heraus, es ist eine aufgeheizte Situation: Die einen wollen Strukturen umwerfen, die anderen wollen zurück zu etwas, von dem sie glauben, dass es früher einmal war. An dieser Situation wird ihr Buch ja gemessen werden. Es wird auch gemessen an einer Kirche, die jetzt auf den Papstbesuch wartet. Wozu wollen sie mit ihrem Buch beitragen?

„Ich hoffe zunächst einmal, dass diese Polarisierung überwunden werden kann, die führt zu nichts, das hat keinen Sinn, wie das momentan geschieht. Natürlich kann man nicht total die Strukturen ändern; die Kirche hat feste Strukturen, die ihr von Jesus Christus gegeben sind. Auf der anderen Seite kann man nicht zurück in eine vergangene Epoche, das ist eine reine Utopie. Man muss das Wesen der Kirche heutig und für morgen gestalten. Das ist sozusagen ein dritter Weg, der der einzig realistische für mich ist. Man muss von den falschen Diskussionen in Deutschland Abschied nehmen und auch von gewissen illusionären Hoffnungen. Alle setzen auf die Abschaffung des Zölibates oder auf Frauenordination. Jeder in der universalen Kirche weiß, dass das eine Illusion ist, eine Utopie, damit blockiert man ganz viel wichtige und realistische Ziele. Ich denke, dass es realistische Reformschritte gibt, die möglich sind, die aber nicht ohne ein gewisses Umdenken und ohne Anstrengung geschehen. Wir können nicht eine Wohlfühlkirche werden und es werden in gewissem Sinn schwere Zeiten auf die Kirche zukommen. Das hat ihr im Grunde aber schon immer gut getan.

Ein ganz wichtiges Wort für mich ist ein Wort aus dem Hohen Lied. Das ist ursprünglich ja ein Liebeslied gewesen, das bei den Kirchenvätern aber wichtig wurde. Da heißt es gleich im ersten Kapitel: Du meine Freundin, du bist schwarz, aber schön. So hat die Kirche viele schwarze Punkte, die man gar nicht wegdiskutieren soll. Trotzdem hat sie ihre Schönheit, ihren Glanz und kann Hoffnung und Mut machen für das Leben und für die Zukunft."

Walter Kardinal Kasper: Katholische Kirche. Wesen Wirklichkeit Sendung. Herder Verlag, etwa 580 Seiten. (rv)

Pakistan: Radikale Muslime wollen Bibel verbieten

Die Christen in Pakistan sorgen sich wegen Forderungen aus radikalislamischen Kreisen, die Bibel zu verbieten. Radikale muslimische Gelehrte empfinden Teile des Alten Testaments als „pornographisch" und gotteslästerlich. Beispielsweise kritisieren die Islamisten, dass die für Muslime als Propheten verehrte Gestalten wie etwa die Könige David und Salomo in der Bibel als Menschen mit Fehlern und Schwächen beschrieben werden. Mit ihrer Forderung nach einem Bibelverbot haben sie sich an den Obersten Gerichtshof Pakistans gewandt. Der Sprecher von „Kirche in Not", John Pontifex, erläutert uns, wie es zu dieser Eskalation kommen konnte.

„Eine radikale islamistische Partei nutzt das Blasphemiegesetz, um die Christen unter Druck zu setzen. Sie hatten zuerst gesagt, dass die Bibel ein pornographisches Werk sei. Dann fügten sie an, dass die Bibel zu unmoralischen Handlungen aufrufe. Man muss betonen, dass nicht alle Muslime in Pakistan dieses Ansinnen teilen. Es geht um eine ganz bestimmte Partei. Der Oberste Gerichtshof hat bisher noch nichts entschieden."

Nach den Worten des Anführers dieser Partei ist das Vorhaben eine Antwort auf die seinerzeit geplante, aber letztlich abgesagte Koranverbrennung des US-amerikanischen Geistlichen Terry Jones. Dieser hatte einen Scheinprozess gegen den Koran veranstaltet und das Buch für „schuldig" befunden, zu Mord und Vergewaltigung aufzurufen.

„Wir sollten nicht vergessen, dass die katholische Kirche in Pakistan unter sehr schweren Umständen lebt. Ich erinnere beispielsweise an den Mord an dem katholischen Politiker Shabaz Bhatti. Wer sich in Pakistan derzeit gegen das Blasphemiegesetz einsetzt, muss um sein Leben fürchten. Deshalb muss die katholische Kirche in Pakistan immer mit Bedacht auf solche Forderungen wie das Bibel-Verbot reagieren."

96 Prozent der 173 Millionen Einwohner Pakistans sind Muslime, 1,8 Prozent Hindus und 1,6 Prozent Christen. (rv)

Irland: „Kirche braucht tiefe Erneuerung“

Die katholische Kirche in Irland muss einen Neuanfang wagen. Das fordert der emeritierte Erzbischof von Westminster und frühere Primas von England und Wales, Kardinal Cormac Murphy-O’Connor, im Gespräch mit Radio Vatikan. Am Montag teilte der Vatikan mit, dass die erste Phase der von Papst Benedikt XVI. angeordneten Untersuchung abgeschlossen sei. Die Ergebnisse der Apostolischen Visitation werden derzeit von den zuständigen Kurienbehörden ausgewertet. Kardinal Murphy-O´Connor ruft alle Gläubigen auf, für die katholische Kirche in Irland zu beten.

„Die Untersuchungen in Irland waren für alle Diözesen ein wichtiger Schritt. Die Kirche dort macht eine schwere Zeit durch. Es braucht aber noch einige Zeit, damit dieser Sturm vorüber geht. Wichtig ist, dass ein Weg in die Zukunft gefunden wird. Denn die Kirche kennt immer wieder Phasen der Erneuerungen."

Der ehemalige englische Primas hat eine besondere Beziehung zu Irland, sagt er uns.

„Die Kirche braucht überall eine offene Haltung. Ich liebe Irland und die Kirche. Deshalb ermutige ich die irischen Katholiken zu einer wahren und tiefen Erneuerung des Glaubens. Alle Gläubigen sollen deshalb für dieses Anliegen beten. Die Iren sollen diese Erneuerung vor allem der Liebe zum Glauben willen tun."

Papst Benedikt hatte im Frühjahr 2010 angeordnet, dass die Hintergründe der Missbrauchsfälle in der irischen Kirche in Form einer Apostolischen Visitation eingehend untersucht werden. Anhand der Untersuchungsergebnisse sollen Richtlinien für die wirksame Vorbeugung entwickelt werden. (rv)

Vatikan/Irland: Untersuchung zu Kirche und Missbrauch kommt voran

Der Vatikan kommt voran bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der Kirche von Irland: Die erste Phase der so genannten Apostolischen Visitation ist abgeschlossen. Das gab der Heilige Stuhl am Montag Mittag bekannt. Das Statement legt Wert auf die Feststellung, dass man im Zeitplan liege. Der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, hatte vor wenigen Tagen mit deutlichen Worten Verzögerungen beklagt und Vatikan-Mitarbeiter dafür verantwortlich gemacht.
„In Übereinstimmung mit dem Zeitplan, der am 12. November letzten Jahres veröffentlicht wurde" – darauf weist das Vatikan-Statement von diesem Montag schon in der ersten Zeile hin. Im Auftrag des Papstes hätten die Visitatoren in den letzten Monaten u.a. überprüft, „ob die derzeitigen Verfahren beim Umgang mit Missbrauchsfällen effizient sind" und „welche Unterstützung den Opfern geboten wird". Die Kontrolleure hätten in den vier Erzbistümern, in den Priesterseminaren und Ordenseinrichtungen offene Türen vorgefunden: Dafür dankt der Papst vor allem den vier Erzbischöfen, also auch dem aus Dublin.
„Die Berichte der Visitatoren sind den zuständigen Behörden des Heiligen Stuhls ausgehändigt worden", so das Vatikan-Statement wörtlich. Die Behörden hätten bei gemeinsamen „interdikasteriellen" Treffen eine erste Auswertung getroffen. Daraus ergebe sich, dass es zumindest in den irischen Bistümern und Priesterseminaren „keine weiteren Apostolischen Visitationen" von seiten der vatikanischen Bischofskongregation mehr geben soll. Das Bild, das die Kontrolleure zeichneten, sei „hinreichend vollständig". Anders ist die Lage bei den Ordensgemeinschaften: Die zuständige Vatikan-Kongregation hat Fragebogen ausgewertet, die an alle Ordenseinrichtungen in Irland geschickt worden waren, und plant schon bald „Besuche vor Ort".
In den nächsten Monaten wollen die Vatikan-Behörden den Bischöfen in Irland „Hinweise für die geistliche Erneuerung in den Bistümern und Priesterseminaren" geben; dasselbe gilt für die Ordensgemeinschaften und Bewegungen. Anfang 2012 (auf englisch hört sich das so an: „by early 2012") will der Heilige Stuhl eine „umfassende Übersicht über die Ergebnisse der Visitation und die künftigen Aussichten" veröffentlichen. Dabei soll auch die landesweite Mission berücksichtigt werden, die Papst Benedikt für die irische Kirche angeordnet hat.
Benedikt XVI. war es auch gewesen, der in seinem Brief an irische Katholiken im März 2010 die Apostolische Visitation angekündigt hatte. Als Ziel hatte er genannt, „der Ortskirche auf ihrem Weg der Erneuerung zu helfen". Dem gleichen Ziel wird nächstes Jahr auch der Eucharistische Weltkongress in Dublin dienen, für den vor ein paar Tagen die Vorbereitungen gestartet sind. Irlands Kirche, die traditionell stark im Schulwesen engagiert ist, hat durch das Bekanntwerden von Missbrauchsskandalen im letzten Jahr einen Vertrauensverlust ohnegleichen erlebt. (rv)

Abschlussrede des Papstes beim Flughafen von Zagreb

Herr Präsident,
sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
Brüder und Schwestern im Herrn!
Mein Besuch in Ihrem Land geht zu Ende. Auch wenn er kurz war, ist er doch reich an Begegnungen gewesen, die mir das Gefühl vermittelt haben, einer von Ihnen zu sein, an Ihrer Geschichte teilzuhaben, und die mir die Gelegenheit gegeben haben, die pilgernde Kirche in Kroatien im Glauben an Jesus Christus, den einzigen Erlöser, zu stärken. Diesen Glauben, der zu Ihnen gelangt ist über das mutige und treue Zeugnis so vieler Ihrer Brüder und Schwestern, von denen einige nicht gezögert haben, für Christus und sein Evangelium zu sterben, habe ich hier in lebendiger und echter Form angetroffen. Gott wollen wir für die Fülle an Gnadengaben loben, die er seinen Kindern auf ihrem täglichen Weg reichlich schenkt! Danken möchte ich allen, die zur Organisation meines Besuches und zu seinem ordnungsgemäßen Ablauf beigetragen haben.
In meinem Geist und in meinem Herzen sind die Erinnerungen dieser Tage lebendig. Einmütig und tief empfunden war heute morgen die Teilnahme an der heiligen Messe anläßlich des Nationalen Familientages. Die gestrige Begegnung im Nationaltheater hat mir die Gelegenheit gegeben, einige Überlegungen mit den Vertretern der Zivilgesellschaft und der Ordensgemeinschaften zu teilen. Während der intensiven Gebetsvigil haben mir dann die Jugendlichen das strahlende Gesicht Kroatiens gezeigt, das der Zukunft zugewandt und von einem lebendigen Glauben erleuchtet ist wie von der Flamme eines kostbaren, von den Vätern empfangen Lichtes – einer Flamme, die auf dem Weg gehütet und genährt werden will. Das Gebet am Grab des seligen Kardinals Stepinac hat uns in besonderer Weise an alle erinnert, die aufgrund ihres Glaubens an das Evangelium gelitten haben – und auch heute leiden. Bitten wir diesen unerschrockenen Zeugen des auferstandenen Herrn weiter um seine Fürsprache, damit jede Prüfung und jedes Opfer, die Gott aus Liebe zu ihm und zu den Mitmenschen dargebracht werden, wie ein Weizenkorn sein können, das in die Erde fällt und stirbt, um Frucht zu bringen.
Es war für mich ein Grund zur Freude festzustellen, wie lebendig heute weiterhin die alte christliche Tradition Ihres Volkes ist. Ich konnte mich dessen vor allem bei dem herzlichen Empfang vergewissern, den die Menschen mir bereitet haben, wie sie es bei den drei Besuchen des seligen Johannes Paul II. getan hatten; sie haben den Besuch des Nachfolgers des heiligen Petrus erkannt, der kommt, um die Brüder im Glauben zu stärken. Diese kirchliche Vitalität, die zu bewahren und zu kräftigen ist, wird dank der – wie ich mir wünsche – immer sachlichen und nützlichen Zusammenarbeit zwischen der Kirche und den öffentlichen Einrichtungen unweigerlich seine positiven Wirkungen auf die gesamte Gesellschaft ausüben. Mögen in dieser Zeit, in der feste und verläßliche Bezugspunkte zu fehlen scheinen, die Christen – „gemeinsam in Christus", dem Eckstein, vereint – weiterhin gleichsam die Seele der Nation sein und ihr so helfen, sich zu entfalten und voranzuschreiten.
Da ich wieder nach Rom abreise, vertraue ich Sie alle der Hand Gottes an. Er, der Geber alles Guten und die unendliche Vorsehung, segne stets dieses Land und das kroatische Volk und gewähre jeder Familie Frieden und Wohlergehen. Die Jungfrau Maria wache über dem geschichtlichen Weg Ihrer Vaterlandes und über dem Weg ganz Europas. Es begleite Sie auch mein Apostolischer Segen, den ich Ihnen von Herzen erteile. (rv)

Pater Lombardi: „Papst macht Kroaten Mut für Europa“

Papst Benedikt XVI. macht den Kroaten Mut für Europa. Zugleich erinnert er sie daran, dass sie selbst ein reiches kulturelles Erbe vorzuweisen haben, mit tiefen christlichen Wurzeln. Das kann nach Vatikansprecher Federico Lombardi ein wichtiger Effekt der Pastoralreise des Papstes nach Kroatien sein. Lombardi zieht zu den Treffen des Papstes mit Vertretern aus Politik, Religion und Zivilgesellschaft am ersten Reisetag eine sehr positive Bilanz. Der tiefe Willen des Landes, in der gesamten Region zu Frieden und Stabilität beizutragen, sei deutlich geworden, sagte er Anne Preckel vor Ort am Abend des ersten Tages der Papstvisite.

Pater Lombardi, welche Bilanz ziehen Sie vom ersten Tag der Papstreise?

„Natürlich eine sehr positive Bilanz. Ich glaube, dass der Papst Kroatien liebt und er kennt das Land ja auch schon von vergangenen Reisen als Kardinal. Er empfindet die Persönlichkeit der Kroaten als frohe Persönlichkeit. Er ist zufrieden und fühlt sich zu Hause. Und ich glaube wirklich, dass die Atmosphäre an diesem Tag (Samstag) durch Freundlichkeit geprägt war und auch durch Dankbarkeit. Dankbarkeit eines Volkes, das sich oft in seiner Geschichte durch den Heiligen Stuhl und durch die Päpste unterstützt gefühlt hat. Vor allem vor 20 Jahren, als Kroatien unabhängig wurde und der Heilige Stuhl sehr schnell das auch anerkannt hat. Damit war Kroatien Beispiel für andere Länder, die auch unabhängig wurden."

Der Papst hat auch die christlichen Wurzeln Kroatiens angesprochen… Sind die nach der langen Zeit des Kommunismus verschüttet?

„Wir fühlen, dass die christlichen Wurzeln der Geschichte Kroatiens lebendig und tief sind. Das haben auch die Leute, die am Samstag im Zagreber Nationaltheater gesprochen haben, deutlich gemacht. Die Kultur dieses Landes ist zum großen Teil eine Kultur christlichen Ursprungs. Und das hat seine besondere Wirkung auch auf das Bild des Landes: Die Menschen haben von der Kultur des Landes eine Vorstellung wie der Jesuit und Philosoph Ruggiero Giuseppe Boscovich: Das war ein guter Priester und auch Wissenschaftler, der die Synthese von Glauben und Wissenschaft sehr gut gelebt hat. 3.30 Und wenn der Papst in Kroatien von christlichen Wurzeln spricht, dann spricht er von etwas, was den Leuten familiär ist, sie verstehen, was das bedeutet. Und ich glaube, dass sie sich auch verantwortlich fühlen, das weiterzubringen. Auch im Gespräch mit dem kroatischen Präsidenten und der kroatischen Premierministerin haben Kardinalstaatssekretär Bertone und der Papst über Erziehung der Jugend und Familie gesprochen – das sind gemeinsame Probleme der Gesellschaft und der Kirche. Und es sind Probleme, für die man zusammenarbeiten kann und muss. Ich glaube, das war der Sinn dieses Tages."

Welchen Eindruck hatten sie von der Gebetsvigil?

„Bei der Gebetsvigil (heute) hat die Jugend mit ihren Gesängen und ihrem Enthusiasmus erklärt, dass sie im Glauben und in der Kirche auch ihre Zukunft sieht. Sie wollen im Glauben wachsen, auch wenn sie ganz normale junge Leute sind, auch wenn sie heute in Europa leben. Aber sie fühlen sich in der Kirche gut und tief verwurzelt und haben den Papst gern. Er ist ein Freund, jemand, der ihnen den Weg zeigen kann. Und sie wollen ihn auch weiter begleiten auf dem Weg zum Weltjugendtag in Madrid und zu weiteren Begegnungen mit jungen Leuten. Die Kirche ist auch jung und hat eine Zukunft."

Der Papst hat betont, dass Kroatien von je her zu Europa gehörte – historisch und kulturell. Weiter sprach er vom Gewissen als Orientierung für Zivilgesellschaft und Demokratie. Was heißt das für Kroatien konkret?

„Das hat eine allgemeine Bedeutung und gilt nicht nur für Kroatien, sondern für alle. In diesem Sinne glaube ich, dass die Papstrede im Nationaltheater deshalb so gut angenommen wurde, weil so etwas in Kroatien vielleicht besser verstanden wird. Das Problem der objektiven Werte, an denen das Gewissen sich orientieren muss, das ist etwas, das der Papst immer wieder erwähnt: Er hat sehr oft von den Gefahren des Subjektivismus gesprochen, und er will uns die Werte der Wahrheit und der Güte wirklich zeigen als etwas, das gemeinsam gesucht werden muss. Und das Gewissen ist nicht nur ein persönliches Gewissen, sondern etwas, das im Dialog mit den anderen nach Wahrheit und Güte sucht. In diesem Sinne kann man auch eine Gesellschaft gründen, die zusammensteht und nicht zerfällt."

Man kann nicht darüber hinwegsehen: Es gab in der letzten Zeit viel Wirbel um Kroatien – die EU-Beitrittsverhandlungen, das Kriegsverbrecherurteil… Hat der Papstbesuch da doch auch einen politischen Effekt?

„Ja, ich glaube, dass der Papst ganz klar gesagt hat, dass er das kroatische Volk ermutigen will, dass es weiter geht in die Richtung des Beitritts in die europäische Gemeinschaft – ohne Angst und mit dem Willen, einen eigenen Beitrag zu geben. Jedes Volk hat seine Probleme, wir müssen immer unseren Weg finden und auch die Werte, an die wir glauben und behaupten. Wir müssen sie dem anderen als etwas Wichtiges vermitteln. Und das ist es, was der Papst den Kroaten sagt: Ihr habt eine große und wichtige Geschichte, ihr habt große und positive Werte, ihr habt eine tausendjähriges Kultur. Sie haben viel zu geben für die europäische Gemeinschaft. Gebt das ohne Angst und mit der Sicherheit, dass ihr etwas Positives zu geben habt. In diesem Sinne hat der Papst ganz klar eine Ermutigung geben wollen. 10.33 Und der Präsident war auch sehr dankbar darüber. Denn Kroatien erlebt gerade einen nicht einfachen Moment, es gibt keine große Begeisterung für Europa – auch in Kroatien, wie in vielen anderen Ländern. Da muss man wieder Motivation und Willen finden."

Der Heilige Vater hat von der Religion als Kraft des Friedens gesprochen – steht auch diese Reise, wie bei Papst Johannes Paul II, im Zeichen der Versöhnung?

„Ich war beeindruckt, wie viel der Präsident Ivo Josipovic in seiner ersten Rede am Flughafen von Versöhnung gesprochen hat, als er den Papst begrüßte. Das fand ich sehr gut und sehr positiv. Das heißt, dass Kroatien durch den Präsidenten zeigt, dass es aufmerksam ist für die Notwendigkeit, immer wieder Versöhnungsarbeit zu leisten und tiefe Wurzeln für den Frieden zu finden. Und der Papst erbringt dazu natürlich seinen Beitrag. Er hilft immer und allen, das Gemeinsame zu sehen. Und in seiner Rede im Nationaltheater hat er von den Religionen gesprochen als einer Kraft für den Frieden, weil sie mit den Blick auf den Schöpfer für die Menschheitsfamilie sorgen. Und da ist natürlich ein Fundament des Friedens und der Brüderlichkeit unter den Völkern. Und die Anwesenheit der Religionsvertreter von orthodoxer, jüdischer und muslimischer Seite war sicher ein Zeichen – wir haben alle gesehen und gehört, wie die Leute geklatscht haben, als der Papst genau diese Vertreter der verschiedenen Konfessionen und Religionen begrüßt hat. Kroatien ist in der Mehrheit katholisch. In diesem Sinne ist die Ökumene nicht das brennende Thema. Aber die Begegnung war ein Zeichen der Gemeinschaft und hat eine Rolle für den Frieden." (rv)

Papst in Kroatien – Messe mit 400.000 Teilnehmern

Mit eindringlichen Worten hat Papst Benedikt XVI. die Auflösung der Familie in Europa angeprangert. Beliebigkeit und Materialismus bedrohten die grundlegenden Werte der Gesellschaft, so Benedikt XVI am Sonntag Morgen. Bei einer Messe im Hippodrom der Hauptstadt Zagreb waren Gläubige aus dem ganzen Land angereist, über 1000 Priester und 60 Bischöfe nahmen an der Feier teil, 500 Sänger bildeten den liturgischen Chor. Benedikt appellierte in seiner Predigt, sich mutig für den Schutz der Familie und des Lebens einzusetzen.

„Leider müssen wir feststellen, dass sich – speziell in Europa – eine Säkularisierung ausbreitet, die zu einer Ausgrenzung Gottes aus dem Leben und zu einer zunehmenden Auflösung der Familie führt. Eine Freiheit ohne Verpflichtung gegenüber der Wahrheit wird absolut gesetzt; als Ideal pflegt man den individuellen Wohlstand durch den Konsum materieller Güter sowie durch flüchtige Erlebnisse, wobei die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen und die tiefsten menschlichen Werte vernachlässigt werden. Die Liebe wird auf eine gefühlsselige Gemütsbewegung reduziert und auf die Befriedigung instinktiver Triebe, ohne dass man sich darum bemüht, dauerhafte Bindungen gegenseitiger Zugehörigkeit aufzubauen, und ohne ein Offensein für das Leben. Wir sind berufen, dieser Mentalität entgegenzuwirken!"

Neben dem Wort der Kirche sei das Zeugnis und der Einsatz der christlichen Familien von entscheidender Bedeutung:

„Euer konkretes Zeugnis, besonders um die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zu seinem natürlichen Ende zu betonen, den einzigartigen und unersetzlichen Wert der auf die Ehe gegründeten Familie und die Notwendigkeit gesetzlicher Maßnahmen zur Unterstützung der Familien in ihrer Aufgabe, Kinder zu zeugen und zu erziehen. Liebe Familien, seid mutig! Gebt nicht jener säkularisierten Mentalität nach, die das Zusammenleben als Vorbereitung oder sogar als Ersatz für die Ehe propagiert! Zeigt mit eurem Lebenszeugnis, dass es möglich ist, wie Christus ohne Vorbehalte zu lieben, dass man keine Angst haben muss, einem anderen Menschen gegenüber eine Verpflichtung einzugehen! Liebe Familien, freut euch über die Elternschaft! Das Offensein für das Leben ist ein Zeichen für das Offensein gegenüber der Zukunft, für Vertrauen in die Zukunft, so wie die Achtung der natürlichen Moral den Menschen befreit, anstatt ihn zu beeinträchtigen! Das Wohl der Familie ist auch das Wohl der Kirche."

Am Schluss betete der Papst das Regina Caeli und grüßte bei der Gelegenheit auch die deutschsprachigen Teilnehmer des Gottesdienstes:

„Liebe Familien, habt keine Angst! Der Herr liebt die Familie und ist ihr nahe!"

Großer Applaus brandete während der Papstmesse auf, als Benedikt XVI. beim Regina-Coeli-Gebet seine Grüße in albanischer Sprache vorlas. Vorher rief er zur Teilnahme am VII. Weltfamilientreffen im Juni 2012 in Mailand auf. Benedikt XVI. kündigte an, selbst in die norditalienische Metropole kommen zu wollen.

Ebenfalls beim Regina-Coeli-Gebet wies der Papst auf die gleichzeitig mit der Messe in Zagreb stattfindende aktuelle Seligsprechung von Juan Palafox y Mendoza (1600-1659) hin. Ort der Seligsprechungsfeier am Sonntagvormittag war Burgo de Osma in Spanien. Palafox, Bischof von Puebla und von Ciudad de Mexico, sei ein "Mann von umfassender Bildung und tiefer Spiritualität, ein großer Reformer, ein unermüdlicher Hirte und ein Verteidiger der Indios" gewesen, betonte Benedikt XVI. Die von Palafox gegründete "Biblioteca Palafoxiana" in Puebla, die 42.000 Bücher und Handschriften umfasst, ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler Lateinamerikas und steht unter Schutz der UNESCO.

Am Nachmittag feiert der Papst in der Kathedrale einen Gottesdienst mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laienvertretern. Anschließend will er dort am Grab des seligen Kardinals Alojzije Stepinac (1898-1960) beten, eines Märtyrers der kommunistischen Verfolgung. Am Abend kehrt das Kirchenoberhaupt nach Rom zurück. (rv)

Stichworte: Katholische Kirche in Kroatien – Kardinal Stepinac

Kroatien ist nach Polen eines der am stärksten katholisch geprägten Länder Mittel- und Osteuropas. Rund 90 Prozent der viereinhalb Millionen Einwohner sind Katholiken. Das Vertrauen in die Institution Kirche sinkt Wertestudien zufolge auch in Kroatien: von 85 Prozent im Jahr 1997 auf 53 Prozent im Jahr 2008.

Die wechselvolle Geschichte der katholischen Kirche in Kroatien reicht bis ins frühe Mittelalter zurück. Unter dem faschistischen Ustascha-Regime von 1941 bis 1945 kollaborierte ein Teil des Klerus mit den Machthabern. Nach der kommunistischen Machtübernahme unter Josip Tito wurde die katholische Kirche im Vielvölkerstaat Jugoslawien unterdrückt. Nach der staatlichen Unabhängigkeitserklärung Kroatiens konstituierte sich 1993 die nationale Bischofskonferenz.

Die wichtigste Figur der kroatischen Kirche: Kardinal Aloisius Stepinac (1898-1960), von 1937 bis zu seinem Tod 1960 Erzbischof von Zagreb und Primas von Kroatien. Johannes Paul II. sprach Stepinac 1998 als Märtyrer selig – ein stark umstrittener Akt.

1941 begrüßte der national gesinnte Erzbischof zunächst die Proklamation eines „Unabhängigen Staates Kroatien" durch die faschistische Ustascha-Bewegung. Ein Jahr später wandte er sich aber ebenso öffentlich gegen deren totalitäre Gewaltherrschaft. Stepinac‘ Kritiker werfen ihm vor, zu den Massakern an orthodoxen Serben, Juden sowie Sinti und Roma geschwiegen zu haben. Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten um Josip Tito verweigerte sich Stepinac der Idee einer regimetreuen Staatskirche und trat entschieden für Religionsfreiheit ein.

Das Oberste Gericht der Teilrepublik Kroatien verurteilte Stepinac in einem politischen Schauprozess 1946 wegen angeblicher Kollaboration mit dem Ustascha-Regime zu 16 Jahren Haft. 1951 entlassen, lebte der Kirchenmann bis zu seinem Tod 1960 unter Hausarrest in seinem Geburtsort Krasic in der Nähe Zagrebs. Als Papst Pius XII. ihn 1953 zum Kardinal erhob, brach Jugoslawien seine diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl ab. Laut der Unterlagen zum Seligsprechungsprozess wurde Stepinac während seiner Haft vergiftet. Eine Untersuchung seiner Gebeine wies Spuren von Kadmium, Chrom, Arsen und Blei nach. (rv)

Papst am Flughafen: „Kroatien gehört zu Europa“

Benedikt XVI. ist zu seiner 19. Apostolischen Reise in Kroatien eingetroffen. Auf dem Flughafen in Zagreb wurde er von Präsident Ivo Josipovic und den Bischöfen des Landes begrüßt. Der Präsident stellte dem Papst in seiner Ansprache Kroatien als „modernen demokratischen Staat" vor und würdigte die christliche Inspiration hinter der Einigung Europas. In einem Interview kurz vor dem Eintreffen hatte Josipovic erklärt, er sei persönlich zwar Agnostiker, habe aber großen Respekt vor dem Papst und der katholischen Kirche.

Benedikt XVI. betonte in seiner ersten Rede auf kroatischem Boden, dass er als „Pilger im Namen Jesu Christi" komme. Er knüpfe an die zwei Pastoralreisen seines Vorgängers Johannes Paul II. nach Kroatien an.

„Wir können auf dreizehn Jahrhunderte starker und besonderer Bande zurückblicken, die in zuweilen schwierigen und schmerzlichen Umständen gelebt und gefestigt wurden. Diese Geschichte ist ein beredtes Zeugnis für die Liebe Ihres Volkes zum Evangelium und zur Kirche. Von Anfang an gehört Ihre Nation zu Europa und leistet ihm in besonderer Weise den Beitrag an geistigen und moralischen Werten, die jahrhundertelang das tägliche Leben und die persönliche wie nationale Identität ihrer Söhne und Töchter geprägt haben."

Die „heutige Kultur" stelle allerdings auch an Kroatien einige „Herausforderungen", so der Papst: „Soziale Differenzierung, geringe Stabilität und ein Individualismus, der eine Sicht des Lebens ohne Verpflichtungen und die ständige Suche nach „Räumen des Privaten" begünstigt". Angesichts einer solchen Lage sei „ein überzeugtes Zeugnis" gefragt – „und eine unternehmungsfreudige Dynamik zur Förderung der moralischen Grundwerte, auf denen das gesellschaftliche Leben und die Identität Europas basieren".

„Zwanzig Jahre nach der Erklärung seiner Unabhängigkeit und am Vorabend der vollen Aufnahme Kroatiens in die Europäische Union kann die frühere wie die jüngste Geschichte Ihres Landes ein Grund zur Reflexion für alle anderen Völker des Kontinentes sein und jedem von ihnen sowie dem gesamten Gefüge helfen, das unschätzbare gemeinsame Erbe an menschlichen und christlichen Werten zu bewahren und neu zu beleben. Möge so diese werte, in ihrer reichen Tradition starke Nation dazu beitragen, dass die Europäische Union diesen geistigen und kulturellen Schatz vollends zur Geltung bringt!"

Kroatiens Präsident würdigt Rolle des Vatikan bei Staatsgründung
Kroatiens Staatspräsident Ivo Josipovic hat die wichtige Rolle des Heiligen Stuhls für die völkerrechtliche Anerkennung seines Landes gewürdigt. Der Vatikan habe damals eine „historische Schlüsselrolle im politische Sinne" gespielt, sagte Josipovic am Samstag bei der Begrüßung von Papst Benedikt XVI. auf dem Flughafen von Zagreb. Die moralische und politische Autorität des Vatikan sowie der katholischen Kirche habe eine Einstellung der „Aggression" gegen Kroatien bewirkt und das Überleben des Staates gesichert, so Josipovic. Der Heilige Stuhl war Mitte Januar 1992 nach Deutschland eine der ersten diplomatischen Instanzen, die Kroatien nach dessen Unabhängigkeitserklärung am 25. Juni 1991 anerkannten; die Europäische Gemeinschaft folgte zwei Tage später. Zugleich hob das kroatische Staatoberhaupt hervor, dass sein Land eine Versöhnung mit seinen Nachbarn anstrebe und zu einer großzügigen Vergebung bereit sei. Das moderne Kroatien fördere die Toleranz und den ökumenischen Dialog, sagte Josipovic. (rv)

Kardinal Scherer: „Neuevangelisierung geht die ganze Kirche an“

Neuevangelisierung heißt nicht, dass das, was bisher auf dem Feld der Evangelisierung geschah, falsch und ungenügend war. Neuevangelisierung ist aber auf einen neuen Kontext angelegt. Zu diesem Ergebnis kamen die Mitglieder des päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung bei ihrer ersten Arbeitssitzung im Vatikan. Odilo Scherer, Erzbischof von Sao Paolo, sagte uns:

„Vieles wurde getan, die vergangenen Generationen haben das ihre getan für das kirchliche Leben, das Evangelium, die Mission. Neuevangelisierung bedeutet, dass auch wir tun sollen, was uns angeht in dieser Zeit, in dieser Generation, und in dieser Gegenwart mit ihren neuen Problemen der Gesellschaft, die neue Umgebung, kulturelle und religiöse Umgebung, die wir erleben."

Und noch einen Punkt hebt der brasilianische Kardinal hervor: Der päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung ist zwar vor kurzem erst errichtet, aber die Neuevangelisierung selbst muss ein missionarisches Tun der ganzen Kirche sein.

„Neuevangelisierung bedeutet nicht, dass manche Organisationen etwas tun sollen, sondern die ganze Kirche. Deshalb ist die sie eine Bewegung, die die ganze Kirche irgendwie bewegen muss, damit die ganze Kirche sich neu vornimmt, das Evangelium zu verkünden. Wie der Papst gesagt hat: das Evangelium ist immer dasselbe, aber wir wollen dies neu der Welt weitergeben. Wir haben es als Geschenk bekommen von der vorhergegangenen Generation und wollen es weitergeben, es ist ein Gut, nicht nur für uns, sondern für die ganze Menschheit." (rv)