Die Vatikanbank IOR bekommt 23 Millionen Euro zurück, die im Zug von Geldwäsche-Ermittlungen gegen das Institut gesperrt worden waren. Grund für die Entscheidung der römischen Staatsanwaltschaft waren die im April in Kraft getretenen strengeren Vorschriften zur Überwachung von Finanzgeschäften im Vatikan. Papst Benedikt XVI. hatte die neuen Finanzgesetze als Reaktion auf die Vorwürfe gegen das IOR erlassen. Im September hatten die Ermittler zwei Konten mit Einlagen in der Höhe von 23 Millionen Euro gesperrt, die das vatikanische Geldinstitut bei zwei verschiedenen italienischen Banken unterhielt. Gleichzeitig hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen IOR-Chef Ettore Gotti Tedeschi und den Generalsekretär der Bank, Paolo Cipriani, eingeleitet. Die italienische Staatsanwaltschaft gab nun bekannt, die neugeschaffene vatikanische Finanzaufsichtsbehörde habe die Zusammenarbeit mit ihrem italienischen Pendant aufgenommen und die nötigen Informationen über die seinerzeit beanstandete Transaktion geliefert. Ob damit die Ermittlungen gegen den Präsidenten und den Generalsekretär des IOR ebenfalls hinfällig geworden sind, blieb zunächst unklar. (rv)
Jahr: 2011
Kardinal von Zagreb: „Kroatien ist offen für EU“
An diesem Wochenende reist Benedikt XVI. nach Kroatien – und die Vorbereitungen der Kirche dort sind geradezu fieberhaft. Bischöfe und Priester wollen die Gelegenheit nutzen, um neue Schubkraft für die Kirche zu bekommen… und vielleicht sogar fürs ganze Land.
„Die Erwartungen in Kroatien sind sehr groß. Kaum wurde die Papstreise offiziell angekündigt, haben wir als Kirche auf Diözesenebene wie auf nationaler Ebene ein Vorbereitungsprogramm gestartet. Jedes Bistum hat versucht, in sein Programm vor allem junge Leute und Familien mit einzubeziehen." Das erzählt der Erzbischof von Zagreb, Kardinal Josip Bozanic. Er hat dafür gesorgt, dass Benedikt XVI. in der kroatischen Hauptstadt vor allem auf Familien und Jugendliche treffen wird: eine Verjüngungskur für die Kirche.
„Die jungen Leute, die den Heiligen Vater treffen werden, sind in der Regel erst nach dem Fall des kommunistischen Regimes geboren worden. Sie teilen also die Vorstellungen und Gefühle der anderen Jugendlichen Europas – aber sie sind auch sehr sensibel für die spirituellen Werte und die Initiativen der Kirche. Oft sind es heute die jungen Leute, die das Leben in den Pfarreien beleben, mit Gebetskreisen oder Wallfahrten…"
Alle zwei Jahre organisiert Kroatiens Kirche ein nationales Jugendtreffen, diesmal stößt auch der Papst dazu. Das nationale Familientreffen hingegen wurde eigens für den Besuch aus Rom arrangiert. Benedikt wird auf ein lebendiges Kroatien treffen, das in die EU drängt:
„Kroatien ist offen für die Europäische Union und bereitet sich auf den Beitritt vor! Auch wir als Kirche sind offen dafür, weil Kroatien doch eigentlich immer schon im Bannkreis europäischer Zivilisation gelebt hat. Uns sind die Schwierigkeiten wie die Möglichkeiten völlig klar, die der Beitritt mit sich bringen kann. Uns geht es um Austausch: Kroatien liegt in einer europäischen Region, in der es auch viele Orthodoxe und Muslime gibt, es kann ein Ort des ökumenischen und des interreligiösen Dialogs sein. Kroatien ist dazu berufen, Brücke in Europa zu sein."
Sehr brückenhaft klingt denn auch das Motto, das sich Kroatiens Bischöfe für den Besuch ausgedacht haben: „Gemeinsam in Christus". Leitbild in den nächsten Tagen wird die Figur des Bekennerkardinals Alois Stepinac: Benedikt will am Grab des Seligen beten, der 1960 in einem Kerker des Tito-Regimes starb.
„Für die Kirche in Kroatien ist Kardinal Stepinac ein Modell der Treue zu Christus, zur Kirche und zum Heiligen Stuhl. Er war ein wahrer Hirte: Er verteidigte die Rechte jedes Menschen und jedes Volkes, jedes Verfolgten. Er stand mit seinem ganzen Leben für die christliche Hoffnung ein. Und um nicht gegen sein Gewissen zu handeln, ging er bis zum Martyrium." (rv)
Irak: Neuer Mord in Mossul
Erneut ist in Mossul im Nordirak ein Christ getötet worden. Diesmal traf es einen 63-jährigen orthodoxen Familienvater, der schon zwei Entführungsversuche überlebt hatte. Er wurde von einem Killerkommando auf dem Weg zur Arbeit erschossen. Immer wieder von neuem ist Mossul Schauplatz von Morden an Christen. Die Täter werden in der Regel im islamistischen bzw. im kriminellen Milieu vermutet. In der Stadt Kirkuk hingegen haben die chaldäischen Christen das Ende des Marienmonats Mai zusammen mit Muslimen begangen. Erzbischof Louis Sako lud einen Imam in der Kathedrale dazu ein, die Myriam-Sure zu rezitieren, die sich mit der Verkündigung des Engels an Maria beschäftigt. Christliche und muslimische Frauen trugen Friedensgebete vor, und mehrere Imame ließen nach der Feier Friedenstauben steigen. (rv)
Belgien: „Mich hat noch keiner um Entschädigung gebeten“
Kommt die belgische Kirche bald wegen der Entschädigungen für Missbrauchsopfer in finanzielle Schwierigkeiten? Am Montag haben die Bischöfe und Ordensoberen im Land allen Missbrauchsopfern, die dies wünschen, Entschädigungen angekündigt. Es gehe darum, „die Würde der Opfer wiederherzustellen", so das Statement, in dem aber keine konkreten Summen genannt werden. Die Bischöfe gehen damit auf den Vorschlag einer Parlamentskommission ein. Sie wollen auch, wie von der Kommission gewünscht, eine Art Schiedsgericht einsetzen, das sich mit verjährten Missbrauchsfällen beschäftigen soll. Wir fragten den Missbrauchsbeauftragten der belgischen Bischofskonferenz, Bischof Guy de Harpigny von Tournai, wie genau diese „Schiedsrichter" vorgehen sollen.
„Das wissen wir im Moment noch nicht. Wir haben vier Experten, die uns Bischöfe und Ordensoberen beraten; sie haben sich schon mit den zwei Experten des Abgeordnetenhauses getroffen, und da ist eine gemeinsame Abmachung in Arbeit. Das wird ziemlich schnell gehen!"
In den USA haben die Entschädigungen für Missbrauchsopfer mehr als ein Bistum in den finanziellen Ruin getrieben. Zeichnet sich jetzt auch in Belgien dasselbe Szenario ab?
„Nicht unbedingt. Einige Opfer von Missbrauch wollen keine Entschädigung – wir haben ja dann doch ziemlich viele von ihnen getroffen –, sondern sie wollen vor allem ein Eingeständnis des Vorgefallenen von seiten der Kirche."
Der Bischof wird ein wenig ungehalten, wenn man ihn fragt, wie weit er bei schon gekommen ist in seinen Begegnungen mit Opfern:
„Wie meinen Sie das: Wie weit sind Sie? Jeder Bischof empfängt Missbrauchsopfer, die um eine Begegnung bitten – das tun wir schon seit einigen Monaten! Da wird über das gesprochen, was geschehen ist, vor langer Zeit oder auch vor kurzem… und wenn es vor kurzem war, lenken wir das sofort auch in Richtung Justiz. Ich frage die Missbrauchsopfer auch jedes Mal bei solchen Begegnungen, was sie konkret von mir jetzt erwarten, und da antworten mir viele: Eine geistliche Heilung. Bis jetzt hat mich niemand um Entschädigung gebeten!"
Aber das könnte sich jetzt ändern, das weiß auch der Bischof von Tournai: Womöglich ermutigt das Statement der Bischöfe vom Montag manches Opfer nunmehr dazu, finanzielle Forderungen zu stellen. Und dann könnte es in manchen belgischen Bistümern finanziell etwas enger werden. Aber de Harpigny findet:
„Das ist egal. Das Leiden der Opfer ist unendlich wichtiger als alles Nachdenken über Geld oder Immobilien. Jetzt geht es wirklich vor allem darum, dem Leiden der Opfer zu begegnen, zuzuhören, um was sie uns bitten – und ansonsten wird man sehen…" (rv)
Kroatienreise: Gotovina-Urteil kein Thema?
Auf den ersten Blick sind es zwei Themen, die beim bevorstehenden Papstbesuch ins Auge fallen – zumindest, wenn man sich in der internationalen Presse umschaut: Der EU-Beitritt des Landes, der schon für das kommende Jahr anvisiert ist, und der Wirbel um die Relikte der jüngeren kroatischen Kriegsvergangenheit, genauer: die Verurteilung der beiden kroatischen Ex-Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac in Den Haag. Sie wurden wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit" im Kontext des Kroatienkrieges in den 90er Jahren zu hohen Haftstrafen verurteilt – zum Unmut nicht nur vieler kroatischer Bürger, sondern auch von Kirchenvertretern. Wird der Papst das Thema in Zagreb ansprechen? Dazu sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Dienstag bei einer Pressekonferenz zur Papstreise:
„Ich denke nicht, dass es einen besonderen Bezug zur Diskussion über die Verurteilung von General Gotovina geben wird. Ich denke, man muss hier die Gründe verstehen, warum das Urteil in Kroatien solche Reaktionen ausgelöst hat. Und auch vor Hintergrund des Krieges ist die Frage, wie dieses Urteil präsentiert wurde. Die Kroaten haben sich da verletzt gefühlt, weil im Urteil kein Platz war für die Anerkennung einer Dimension der Befreiung, die für sie aber – eben vor Hintergrund der letzten Kriege – sehr wichtig war." (rv)
CCEE: „Kirche-Staat, und der Islam?“
Welche Rolle spielt der Islam im Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Europa? Über diese heikle Frage berät ab Dienstag der Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Turin. Als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist Helmuth Wiesmann dabei, der Geschäftsführer der Unterkommission für den interreligiösen Dialog der DBK. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Vertreter der europäischen Bischofskonferenzen über den Islam sprechen, dafür ist aber die Gästeliste länger, so Wiesmann:
„Muslimische Vertreter sind aber diesmal eingeladen. Denn es geht ja primär darum, dass wir uns verständigen und darüber austauschen, was die Erfahrungen in den jeweiligen Ländern im Bezug auf das Verhältnis Staat-Kirche betrifft. Und wir suchen nach Positionen und diese sollen auf den Prüfstand gestellt werden. Eine Begegnung mit Muslimen ist eine andere Ebene. Wir hatten eine solche Begegnung mit Muslimen vor zwei Jahren in Brüssel durchgeführt. Da gab es eine gemeinsame Tagung."
In Turin wird auch der Kurienkardinal Jean-Louis Tauran sprechen. Er ist im Vatikan für den interreligiösen Dialog zuständig. Weiters wird ein nordafrikanischer Bischof die aktuelle Situation im arabischen Raum erklären. Wiesmann dazu:
„Wir freuen uns, dass der Erzbischof von Tunis, Mahoun Laham, dabei sein wird. Wir hoffen, dass er nicht nur über das Leben dort sprechen wird, sondern uns auch Hinweise geben kann, was ihm besonders wichtig erscheint, wenn europäische Kirchen zum Thema Islam sprechen. In so fern verspreche ich mir eine Bereicherung von dieser Tagung. (rv)
Vatikan/D: Marx nimmt St. Korbinian in Besitz
Kardinal Reinhard Marx von München nimmt am Sonntag offiziell seine Titelkirche in Besitz: Eine solche Kirche bekommt jeder Kardinal im Moment seiner „Erhebung" durch den Papst in Rom zugewiesen. Marx wird also in der neuen Kirche Sankt Korbinian im Südosten Roms zum ersten Mal die Messe feiern. Schon am 20. März hatte er die Kirche besucht, als sie von Papst Benedikt feierlich eingeweiht wurde. (rv)
Papst: „Von der Moderne das Gute annehmen“
Ende Juni letzten Jahres hatte er die Gründung eines neuen Vatikan-Rates angekündigt – an diesem Montag nun konnte Papst Benedikt „mit Zufriedenheit feststellen, dass der neue Rat eine Realität geworden ist". Im Vatikan empfing er erstmals die Vollversammlung des „Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung" unter Leitung von Erzbischof Rino Fisichella. Und er gab dem Gremium Hinweise und Hausaufgaben für den Start. Tenor: „Unsere Mission ist die gleiche" wie früher, aber der „kulturelle Wandel" macht es nötig, eine „neue", ja „effizientere… Art und Weise der Verkündigung" zu finden.
„In unserem heutigen Kontext haben die Entwicklungen der Säkularisierung auch in Ländern mit christlicher Tradition tiefe Furchen hinterlassen. Die Krise, die wir heute erleben, schließt häufig Gott aus dem Leben der Menschen aus und zeigt eine weitverbreitete Gleichgültigkeit gegenüber dem christlichen Glauben – bis hin zum Versuch, ihn aus dem öffentlichen Leben abzudrängen. In den letzten Jahrzehnten war es noch möglich, einen allgemeinen christlichen Sinn wiederzufinden, der das gemeinsame Fühlen ganzer Generationen untereinander verband. Heute hingegen erleben wir leider das Drama der Fragmentarisierung: Es gibt kein einigendes Band mehr, und viele Personen, die schon ganz gerne zur Kirche gehören würden, sind zutiefst geprägt von einer Sicht des Lebens, die im Widerspruch zum Glauben steht."
Christliche Verkündigung sei „heute komplexer als in der Vergangenheit" und in hohem Maß auf die persönliche Glaubwürdigkeit der Gläubigen angewiesen: „Es ist vor allem durch ihr Verhalten und durch ihre Lebensführung, dass die Kirche die Welt evangelisiert", zitierte Benedikt XVI. zustimmend seinen Vorgänger Paul VI., den Papst von „Evangelii Nuntiandi" (Apostolische Exhortation von 1975).
„Viele Menschen hängen an ihren christlichen Wurzeln, haben aber eine schwierige Beziehung zur Moderne. Da ist es wichtig, ihnen zu erklären, dass das Christsein nicht eine Art Kleidungsstück ist, das man sich zuhause oder bei ein paar feierlichen Anlässen überstreift, sondern etwas Lebendiges und Umfassendes, das auch alles aufnimmt, was es in der Moderne an Gutem gibt."
Im November nächsten Jahres wird sich eine Bischofssynode im Vatikan mit der Neuevangelisierung beschäftigen. Bis dahin erhofft sich der Papst von seinem neuen Rat zumindest „die Skizzen zu einem Projekt, das der ganzen Kirche und den einzelnen Ortskirchen beim Einsatz für eine Neuevangelisierung helfen kann". (rv)
Sambia: Schmutzkampagne gegen die Kirche
Die Bischöfe haben der Regierung des Landes eine Schmutzkampagne gegen die Kirche vorgeworfen. Die staatlichen Medien hätten in den vergangenen Monaten die katholische Kirche gezielt angegriffen. Das schreibt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof George Lungu, am Sonntag. Diese Aktion sei koordiniert und geplant, so der Bischofsvorsitzende weiter. Gleichzeitig fügte Lungu an, dass sich die Kirche zwar nicht parteipolitisch äußern würde, aber sie habe die Aufgabe, den unterdrückten Bürgern Gehör zu verschaffen. Auch erinnerte der Bischof daran, dass auf diese Weise „kaum die Wählerstimmen der rund drei Millionen Katholiken, die ein Drittel der Bevölkerung stellten, gewinnen" ließe. Noch in diesem Jahr finden die Präsidentschaftswahlen in dem afrikanischen Land statt. Laut Medienberichten war der Kirche unter anderem vorgeworfen worden, für Homosexuelle einzutreten, nachdem die Bischöfe darauf hingewiesen hatten, dass die Kirche zwar homosexuelle Handlungen als schwere Sünde ablehne, aber Homosexuelle nicht diskriminiert werden dürften und Respekt verdienten. In Sambia sind homosexuelle Handlungen strafbar. (rv)
Vatikan: Neuer Untersekretär der Kleruskongregation ernannt
Papst Benedikt XVI. hat Antonio Neri zum Untersekretär der Kleruskongregation ernannt. Der 49-jährige Priester war bereits Mitarbeiter dieser Kurienbehörde. Der Untersekretär bekleidet nach dem Präfekten oder Präsidenten und dem Sekretär den dritten Rang in der Hierarchie eines päpstlichen Ministeriums. Neri stammt aus dem süditalienischen Catanzaro und lehrte bis zu seinem Eintritt in den Dienst des Heiligen Stuhls im Jahr 2008 an den Universitäten Bari und Lugano Kirchenrecht. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bari, der römischen Lateran-Universität sowie der Universität Wien. An allen drei Hochschulen erwarb der 1991 zum Priester geweihte Italiener einen Doktortitel. In Bari wurde er im Fach Jura promoviert, in Rom im Kirchenrecht und in der österreichischen Hauptstadt in Theologie. Neri war zudem von 2003 bis 2008 Mitglied der „Europäischen Gesellschaft für Kirchenrecht" mit Sitz in Wien. (rv)