Die Schweiz und Liechtenstein haben einen neuen Apostolischen Nuntius. Papst Benedikt XVI. berief an diesem Samstag den italienischen Erzbischof Diego Causero in dieses Amt. Der 71-jährige Geistliche war zuletzt Nuntius in der Tschechischen Republik. In den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles trat Causero 1973 ein. Er wirkte unter anderem bei den Vereinten Nationen in Genf, in Albanien, wo er 1991 die Nuntiatur aufbaute, und in verschiedenen afrikanischen Staaten. Erzbischof Causero stammt aus der Diözese Udine und spricht unter anderem Deutsch. Er löst an seinem Dienstsitz in der Schweiz Erzbischof Francesco Canalini ab, der kürzlich das 75. Lebensjahr vollendete. (rv)
Jahr: 2011
Eine Magna Charta der Kommunikation – Vierzig Jahre Communio et Progressio
In dieser Woche wird Communio et Progressio 40 Jahre alt, ein Schreiben Papst Pauls VI. im Anschluss an das Konzil. Es geht um das Kommunikationsverständnis der Kirche, es ist eine Art Magna Charta, Das Ideal einer Welt, in der Medien eine wesentliche Rolle spielen. Diese Beschreibung stammt von Claudia Nothelle, Programmdirektorin des Rundfunks Berlin Brandenburg. Sie hat anlässlich des Jahrestages in der katholischen Journalistenschule ifp in München mit Kardinal Reinhard Marx über die Kirche und die Medien heute gesprochen und das päpstliche Schreiben als „prophetisch" charakterisiert, es habe auch heute noch, trotz veränderter Mediennutzung, seine Aussage behalten. Nach Selbstaussage des Textes soll er ein Anfang sein, kein Ende. (rv)
Vatikan-Tagung zu Aids: „Das Kondom schützt nicht“
Unter vatikanischer Spitzenbeteiligung läuft derzeit der zweitägige Kongress über HIV/Aids im Vatikan. Am Freitagabend sprach Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone vor den aus aller Welt angereisten Fachleuten, die über Strategien gegen die Immunschwächekrankheit und pastorale Pläne für die spirituelle „Verarztung" der Betroffenen diskutieren. Einer der prominentesten Teilnehmer ist der Medizin-Soziologe und Senior Harvard Forscher im Bereich Aids-Verhütung, Edward Green. Im Gespräch mit uns wies der Fachmann erneut die verbreitete Ansicht zurück, Kondome schützten zuverlässig vor Aids.
„Kondome werden typischerweise verwendet mit Gelegenheitspartnern oder bei Prostitution. Wenn die Kondomnutzung steigt, könnte das auf einen Zuwachs bei kommerziellem Sex hindeuten. Wir wissen heute, dass das häufige Wechseln von Sexualpartnern die Aids-Massenepidemie wie in Süd- und Ostafrika begünstigt. Die wichtigste Einzelmaßnahme gegen Aids ist also, vor dem Kontakt mit häufig wechselnden Partnern zu warnen. Hingegen vermindert eine Verhaltensänderung die HIV-Ansteckungsrate."
Das geschehe zurzeit in Afrika: Dort gehen die Ansteckungsraten zurück, berichtet der Fachmann. Und das, obwohl diverse Regierungsprogramme gegen Aids den Zusammenhang zwischen Gelegenheits-Sex und hoher Ansteckungsrate eher verschweigen.
„Es geht darum, Treue zwischen Partnern mehr zu fördern. Das kann man übrigens auch für polygame Lebensformen propagieren, die es in Afrika nicht selten gibt. Doch obwohl da nicht genug aufgeklärt wird, sehen wir, dass die Leute das von alleine machen. Da ist Common Sense am Werk, gesunder Menschenverstand – wohl aufgrund des Einflusses der Kirche." (rv)
Vatikan: „Neue Richtlinien“ im Umgang mit Aids gefragt
Viele Ortskirchen in Entwicklungsländern, die an vorderster Front gegen HIV/Aids kämpfen, wünschen sich „neue seelsorgerliche Richtlinien" im Umgang mit den Menschen, die an der Immunschwächekrankheit leiden oder eine Infektion fürchten müssen. Das sagte der vatikanische „Gesundheitsminister" vor Beginn der großen Vatikan-Konferenz zum Thema Aids, die an diesem Freitag und Samstag ranghohe Vertreter des Heiligen Stuhles und internationaler Organisationen in Rom zusammenführt.
„Die Ortskirchen möchten eine Hilfestellung bei der Verbesserung ihrer seelsorgerlichen und medizinischen Initiativen", sagte Erzbischof Zygmunt Zimowski, der Präsident des päpstlichen Rates für die Krankenpastoral, in einer vorab aufgezeichneten Video-Botschaft. Er erinnerte auch daran, dass die katholische Kirche weltweit rund 117.000 Gesundheitszentren betreibt, die HIV-Infizierte und Aids-Kranke versorgen oder in der Prävention arbeiten.
„Deshalb ist dieser Kongress eine neue Gelegenheit für ein Tiefenstudium der Problematik, das darauf zielt, das katholische Lehramt in diesem Bereich immer besser anzuwenden. Es geht darum, sowohl das ethische Bewusstsein bei denen zu stärken, die den Kranken beistehen, als auch den Respekt vor der Würde jeder infizierten Person."
Außerdem rief Erzbischof Zimowski die reichen Nationen zu mehr Solidarität mit Aids-Kranken in armen Ländern auf.
„Ein weiteres wichtiges Ziel der Konferenz besteht darin, die Aufmerksamkeit und Solidarität der reichen Länder den wirtschaftlich benachteiligten Ländern gegenüber neu anzusprechen. Dort sterben weiterhin zahlreiche, viel zu viele Menschen, weil ihnen der Zugang zu den erforderlichen Heilmaßnahmen versagt ist, insbesondere zu den so genannten antiretroviralen Therapien."
Die Tagung steht unter dem Titel „Die zentrale Bedeutung der Fürsorge für die Person bei der Vorbeugung und Behandlung von HIV/Aids". Zu den Vortragenden zählen neben Zimowski selbst der Beobachter des Heiligen Stuhls beim Uno-Menschenrechtsrat in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, sowie der Direktor von Unaids, dem Programm der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit, Michel Sidibe. Auch der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, John Dalli, wird zu der Konferenz erwartet. Veranstalter der Tagung ist die Stiftung „Der barmherzige Samariter", die dem päpstlichen Gesundheitsratsrat untersteht. (rv)
Vatikan: Neuer Großerzbischof von Ernakulam-Angamaly der Syro-Malabarischen Kirche
Papst Benedikt XVI. hat George Alencherry als Großerzbischof von Ernakulam und damit als Oberhaupt der Syro-Malabarischen Kirche bestätigt. Das teilt der Vatikanische Pressesaal an diesem Donnerstag mit. Alencherry war am Dienstag in dieses Amt gewählt worden, das Kirchenrecht sieht die Bestätigung durch den Papst vor. Die Syro-Malabarische Kirche ist eine mit Rom unierte Ostkirche. Die Gläubigen dieser Kirche leben vor allem im Süden und Südwesten Indiens. (rv)
Vatikan: Kardinal Maradiaga für weitere vier Jahre wiedergewählt
Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga bleibt an der Spitze von Caritas Internationalis. Bei der 19. Generalversammlung des Dachverbands in Rom wurde er am Dienstag für weitere vier Jahre wiedergewählt. Der honduranische Salesianer-Kardinal bekam 75 Prozent der Stimmen. Zum Schatzmeister bestimmten die Delegierten den Schweizer Jürg Krummenacher. Ein Generalsekretär soll am Donnerstag bestimmt werden. Die bisherige Generalsekretärin von Caritas Internationalis, Lesley-Anne Knight aus Großbritannien, kandidiert auf Bitte des Vatikans nicht für ein zweites Mandat. Aus dem Vatikan wurde das mit dem Wunsch nach einem stärker katholischen Profil des Verbands begründet. (rv)
Malta: Votum über mögliche Einführung eines zivilen Scheidungsgesetzes
Mit großem Unbehagen sehen die Bischöfe der Insel die Volksabstimmung zum Thema Scheidung näherrücken. Am nächsten Samstag können die Malteser ihr Votum über eine mögliche Einführung der zivilen Ehescheidung abgeben. Bisher ist Malta das einzige Mitgliedsland der Europäischen Union, in dem es kein Scheidungsgesetz gibt. Nach dem Referendum wird sich das Parlament in La Valletta mit der Frage beschäftigen. In einem Hirtenbrief bezeichnen Maltas Bischöfe die Abstimmung als „eine Gelegenheit für die Bürger, ihre Überzeugungen in Sachen Ehe auszudrücken". Wer am Votum nicht teilnehme, lege „wenig Bürgersinn und wenig religiöse Reife" an den Tag. Nach den Umfragen ist derzeit noch fast die Hälfte der Stimmberechtigten unentschlossen. (rv)
D: Bundesbeauftragte legt Abschlussbericht zum Missbrauch vor
Für einmalige Entschädigungszahlungen der Kirchen an Missbrauchsopfer plädiert die Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Christine Bergmann. Die ehemalige Bundesfamilienministerin stellte an diesem Dienstag in Berlin ihren Missbrauchsbericht der Presse vor. Untersucht hat sie Missbrauchsfälle in Kirchen, Schulen, Sportvereinen und in der Familie. Etwa die Hälfte des 300-seitigen Abschlussberichtes nehmen die Empfehlungen für den Runden Tisch Missbrauch ein, der von der Bundesregierung als Reaktion auf Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und in Internaten eingesetzt wurde; der Runde Tisch befasst sich am kommenden 6. Juni mit der Entschädigungsfrage. Die Institutionen, in denen es Missbrauchsfälle gab, sollen auf Wunsch der Betroffenen einmalige Entschädigungen zahlen, so Bergmann am Dienstag in Berlin. Die Summen sollten sich an dem Schmerzensgeld orientieren, das zum Zeitpunkt der Tat in Deutschland gezahlt worden wäre, so Bergmann:
„Das liegt in der Zuständigkeit der jeweiligen Institution, die hier Verantwortung trägt. Aber nicht jeder, wie er lustig ist, sondern unter Einhaltung verbindlicher Standards. Das sind freiwillige Leitungen, zu denen man sich verpflichten muss. Es gibt Schmerzensgeldtabellen, daran kann man sich orientieren, je nach Schwere des Vorfalls."
Weiter empfiehlt Bergmann den Institutionen die rückwirkende Übernahme von Therapiekosten sowie die Einrichtung einer internen Beschwerdemöglichkeit. Offenbar Abstand genommen hat die Missbrauchsbeauftragte von der Idee, dass Kirchen, Schulen und Sportvereine in einen gemeinsamen Fonds des Bundes und der Länder einzahlen. Über einen „Topf" des Bundes finanziert werden sollen die Opfer sexueller Gewalt in Familien:
„Es geht um Erbringung von Leitungen bei Therapie und Beratung, die eben nicht von der Kasse übernommen werden …
Hintergrund
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im Februar 2011 bereits Regeln für die Entschädigung von kirchlichen Missbrauchsopfern angekündigt. Sie entsprechen im Großen und Ganzen Bergmanns Forderungen: Vorgesehen ist eine einmalige Zahlung an die Opfer sowie die Unterstützung von Therapiekosten. (rv)
Vatikan/D: Sorger vor der Klerikalisierung der Caritas
Die Caritas Internationalis verhandelt in diesen Tagen ihre Zukunft, personell wie auch strukturell. Unter anderem muss ein neuer Generalsekretär gewählt werden. Der Vatikan hatte seine Zustimmung für eine erneute Kandidatur der bisherigen Generalsekretärin Leslie Ann Knight verweigert, eine Haltung, die im Vorfeld Unruhe in die Diskussion gebracht hat. Peter Neher ist Präsident der deutschen Caritas und sieht die Vorgänge mit Sorge:
„Was für mich eine gewisse Schwierigkeit ist, ist der Eindruck, dass wir in der Gefahr sind, eine gewisse Reklerikalisierung zu betreiben. Das heißt, dass im Grunde sehr stark hierarchisch gedacht wird und meinem Eindruck nach zu wenig aufgenommen wird, dass Gottes Geist und Gegenwart auch in der sich versammelnden Gemeinde ist. Das heißt, Gottes Geist ist auch wahrnehmbar in den Menschen, in den Mitarbeitenden in der Caritas und der Kirche und nicht nur in der Hierarchie von oben nach unten. Das macht mir im Moment eine gewisse Sorge."
Insgesamt müsse sich die Caritas aber weiter entwickeln, so Neher. Und sie hat damit auch schon begonnen. Auf dem Hintergrund von Deus est Caritas, der Enzyklika Benedikts XVI. aus dem Jahr 2005, wurde eine Statusänderung der Caritasvereinigung umgesetzt, die tätige und auch institutionelle Nächstenliebe wurde neu in der Gesamtkirche verankert, eine Sicht, die auch Neher für wichtig erachtet.
„Die Frage wird sein, welche Kirchenrechtlichen Folgen sich hier aus der theologischen Verankerung der Caritas in der Kirche ableiten. Und vor allem: Was hat das für weitere Konsequenzen für die nationalen und diözesanen Caritasorganisationen". (rv)
Caritas-Kardinal: „Ohne Kampf gegen Armut kein Weltfrieden“
Caritas Internationalis tagt ab diesem Montag in Rom – und feiert: Denn der Dachverband von 165 nationalen Caritasverbänden ist jetzt sechzig Jahre alt. Für den Präsidenten von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga aus Honduras, hat Caritas „immer eine Zukunft, solange jemand mitmacht!"
„Es war Monsignore Montini (der spätere Papst Paul VI.), der die Idee zu Caritas Internationalis hatte. Ihm schwebte eine Art Dirigent vor, der alle Initiativen für die Armen und vor allem die Nothilfen dirigieren sollte. So hat Caritas internationalis angefangen. Bis heute wird sie vor allem mit ihrer Not- und Katastrophenhilfe assoziiert; aber ihr Ziel ist noch umfassender. Es geht generell um die Förderung der menschlichen Person, und zwar im Geist der katholischen Soziallehre."
Die katholische Soziallehre ist der entscheidende Kompass bei aller Hilfe – das unterstrich bei einer Festmesse am Sonntagabend auch der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Wenn die Kirche nicht im Geist Christi helfe, sondern sich um vermeintliche Neutralität bemühe, leiste sie einer „materialistischen Mentalität" Vorschub. Und das sei auf die Dauer ein Bärendienst am Menschen. Kardinal Maradiaga:
„Viele sagen uns: Warum macht ihr dies, warum tut ihr das? Warum helft ihr zum Beispiel Japan, welches Interesse steht dahinter? Ich sage dazu: Wir tun das, weil wir Christen sind. Christsein heißt, das Evangelium in die Wirklichkeit umzusetzen – und das Evangelium zeigt uns deutlich den Weg der Liebe. Darum nennen wir uns ja auch Caritas: Liebe!"
„Armut null, eine einzige Menschheitsfamilie" – das ist das Motto bei den Beratungen in Rom, die bis Freitag dauern sollen und auf denen die Globalstrategie der Caritas für die nächsten Jahre festgelegt wird. „Armut null" erinnert im Wortlaut stark an Sozialprogramme des früheren brasilianischen Präsidenten „Lula" – und an die Millenniumsversprechen der Industrieländer aus dem Jahr 2000. Zu diesen Zielen gehörte u.a. die fast völlige Beseitigung des Hungers auf der Welt bis zum Jahr 2015.
„Das wäre möglich gewesen – aber der Wille dazu fehlte. Ich bezweifle gar nicht den guten Willen derer, die damals die so genannten Millenniumsziele formuliert haben. Aber der politische Wille, sie umzusetzen, hat dann eben doch gefehlt. Wenn wir mit internationalen Finanzinstituten sprechen, sagen die uns alle: Aber ihr seht doch, dass die Armut zurückgegangen ist! Dann antworten wir: Ja, schon – auf dem Papier. Weil einige Länder jetzt Wachstums-Indizes präsentieren. Aber die Wirklichkeit der Armut ist immer noch da, und sie ist unerträglich! Armut null – das ist wohl auch unser Motto für die nächsten vier Jahre: Denn es ist wirklich nötig, die Armut spürbar zu reduzieren. Sonst gibt es auch keinen Frieden!" (rv)