Vatikan: „Den Christen dabei helfen, im Nahen Osten zu bleiben“

Der Vatikanverantwortliche für das Gespräch mit dem Islam „kann verstehen, dass die Christen im Nahen Osten nicht gerade begeistert sind vom interreligiösen Dialog". Das sagte Kardinal Jean-Louis Tauran an diesem Wochenende in Rom. Oft fühlten sich die Christen in den mehrheitlich islamischen Ländern „als Bürger zweiter Klasse"; das führe sie in die Versuchung, sich von ihrer Umgebung abzuschotten. Aber der interreligiöse Dialog sei letztlich eine Hilfe für sie, „denn er wendet sich gegen Fremdenhass und Hass-Ideologien". Kardinal Tauran leitet den Päpstlichen Rat für den Dialog der Religionen. (rv)

 

Lombardi: „Was wird aus diesem Kind?“

Die katholische Kirche setzt sich weltweit und jederzeit für die Kinder ein. Das bekräftigt Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag. Er ging auf das Treffen des Papstes mit Kindern in Benin ein. Dieser Moment sei von der Frage gekennzeichnet, die bereits in der Bibel bei der Geburt des Johannes des Täufers aufkam: Was wird aus diesem Kind? Gerade für die Kinder Afrikas sei diese Frage eine Herausforderung, so Lombardi.

„Das postsynodale Schreiben, das der Papst nach Afrika gebracht hat, zählt einige schreckliche Tatsachen auf, wie Kinder unsäglich behandelt werden. Es geht um Beispiele wie Abtreibung bis hin zu den Kindersoldaten. Für all diese Menschen weiß die Kirche, dass sie sich um sie kümmern muss."

Die katholische Kirche zählt über 125.000 Hilfsorganisationen, davon sind 20.000 spezifisch auf die Hilfe für Kinder ausgerichtet, erinnert Lombardi.

„Es ist wichtig, daran zu erinnern, wie viele Frauen, Ordensleute und Laien in diesem Bereich tätig sind. Das ist eine der schönsten und nützlichsten Aufgaben der Frauen für die Menschheit und für die Kirche. In der Adventszeit und an Weihnachten, der Zeit des Christkindes, sind das passende Gedanken. Deshalb müssen wir uns weiterhin für die Kinder der Welt einsetzen."

Jesuitenpater Lombardi erinnerte auch an die jüngste internationale Konferenz mit dem vatikanischen „Anwalt der Gerechtigkeit", Monsignor Charles Scicluna, der einen Verhaltenskodex für die Kirche vorstellte. Diese Prinzipien seien von allen mit Beifall gewürdigt worden. (rv)

Vatikan: Illegitime Bischofsweihe in China

Der Vatikan hat mit Ablehnung auf die Teilnahme eines illegitimen Bischofs an einer Bischofsweihe in China reagiert. Nach den „drei jüngsten Bischofsweihen ohne Papstmandat" sei die Weihe eines neuen Bischofs in Einheit mit dem Heiligen Stuhl „sicher positiv", sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Mittwochabend gegenüber Journalisten. Die Anwesenheit des exkommunizierten Bischofs Paul Lei Shiyin bei der Weihe vom Mittwoch gehe aber „nicht in dieselbe Richtung" und löse „Missbilligung und Befremden auf Seite der Gläubigen" aus, fügte Lombardi an. Dies gelte umso mehr, da Lei an der vom Papst genehmigten Weihehandlung und der Eucharistiefeier mitgewirkt habe. Dieser „Ungehorsam gegen die Normen der Kirche" verschlechtere die kirchenrechtliche Position des Bischofs noch weiter. In einer „normalen Situation" hätte die Anwesenheit von Lei verhindert werden müssen, fügte Lombardi an. Auch habe sie kirchenrechtliche Konsequenzen für die anderen Bischöfe mit sich gebracht. Unter den gegebenen Umständen sei es jedoch wahrscheinlich, dass die Bischöfe die Teilnahme des Exkommunizierten „nicht ohne schwerwiegende Nachteile" hätten verhindern können, erklärte der Sprecher weiter. Eine endgültige Bewertung des Falls könne der Heilige Stuhl erst vornehmen, nachdem er gründlichere Informationen erhalten habe. (rv)

Kardinal Ratzinger: Warum wiederverheiratete Geschiedene nicht zur Kommunion dürfen

Zur Vollversammlung des Päpstlichen Familienrates veröffentlicht die Vatikanzeitung Osservatore Romano einen kaum bekannten Text des heutigen Papstes zum Thema Seelsorge für Geschiedene und Wiederverheiratete. Darin geht er konkret auf Einwände gegen die kirchliche Vorschrift ein, dass Geschiedene, die eine neue Ehe eingegangen sind, nicht zur Kommunion gehen dürfen. Das Thema hat vor allem die deutschsprachige Kirche in den letzten Jahrzehnten immer wieder beschäftigt und war zuletzt beim Papstbesuch in Deutschland wieder benannt worden. Den Essay hatte Kardinal Joseph Ratzinger 1998 als Vorwort zu einem vom Vatikan veröffentlichten Buch beigesteuert; an diesem Mittwoch hob ihn der „Osservatore Romano", zusammen mit einem Papst-Text zum selben Thema, auf die Doppelseite im Innenteil.

Unauflöslichkeit
Detailliert geht der damalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation auf Kritik am Kommunionverbot für wiederverheiratete Geschiedene ein. Als erstes widerspricht er der Ansicht einiger Exegeten, gar so streng habe es Jesus mit der Unauflöslichkeit der Ehe gar nicht gemeint. „Das Lehramt betont …, dass sich die kirchliche Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe aus der Treue gegenüber dem Wort Jesu ableitet. Jesus bezeichnet die alttestamentliche Scheidungspraxis eindeutig als Folge der menschlichen Hartherzigkeit," so der heutige Papst. Ähnlich sieht es für Ratzinger zweitens bei einem Blick auf die Kirchenväter aus: Auch hier stellt er fest, dass es „einen klaren Konsens der Väter bezüglich der Unauflöslichkeit der Ehe" gibt und dass „die Kirche der Väterzeit Ehescheidung und Wiederheirat eindeutig ausschließt". Das wiegt aus seiner Sicht schwerer als Hinweise darauf, dass einige der Kirchenväter „auf der pastoralen Ebene eine gewisse Flexibilität mit Rücksicht auf schwierige Einzelsituationen toleriert" haben.

Praxis der Ostkirchen
Dem damaligen Kardinal ist zwar klar, dass die von Rom getrennten Ostkirchen unter Berufung auf „einen Strang der patristischen Tradition … in gewissen Fällen eine Zweit- und auch eine Drittehe erlauben". Doch diese Praxis ist für ihn „die Folge eines komplexen historischen Prozesses, einer immer liberaleren – und sich mehr und mehr vom Herrenwort entfernenden – Interpretation einiger dunkler Vätertexte". Sie könne „von der katholischen Kirche aus lehrmäßigen Gründen nicht übernommen werden". Zumal in dieser Frage die katholische Lehre „die ursprüngliche Auffassung der Väter" wiedergibt.

Der Gewissen der Einzelnen
Aber darf denn die Kirche in einem so delikaten Bereich „nur auf rechtliche Normen verweisen", ohne „auch das Gewissen der einzelnen (zu) achten und (zu) tolerieren"? Das ist der dritte Einwand, dem sich der Essay von Joseph Ratzinger stellt. „Vor allem in der Frage des Sakramentenempfangs solle die Kirche hier Schritte setzen und den betroffenen Gläubigen nicht nur Verbote vorhalten", zitiert er die Kritiker. Seine Replik: „Die Unauflöslichkeit der Ehe ist eine dieser Normen, die auf den Herrn selbst zurückgehen und daher als Normen göttlichen Rechts bezeichnet werden. Die Kirche kann auch nicht pastorale Praktiken – etwa in der Sakramentenpastoral – gutheißen, die dem eindeutigen Gebot des Herrn widersprechen." Allerdings dürfe sie prüfen, „welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit eine Ehe als unauflöslich im Sinne Jesu betrachtet werden kann". Wiederverheiratete Geschiedene, die ihre frühere Ehe als nicht gültig ansehen, sollten sich auf jeden Fall an das kirchliche Ehegericht wenden, statt sich sozusagen selbst freizusprechen. Aber wenn das Ehegericht ein Fehlurteil spricht? Dann könnte es allerdings sein, so Kardinal Ratzinger, dass Gläubige sich nicht daran halten müssten: „Diese Frage bedarf aber weiterer Studien und Klärungen."

Die Tradition des Konzils
Alles zu „legalistisch", ja „vorkonziliar"? Was ist denn, wenn eine Ehe sozusagen stirbt, weil „das personale Band der Liebe zwischen den Ehegatten" reißt? Der heutige Papst zeigt zunächst, dass das Konzil, an dem er als theologischer Berater teilgenommen hat, keineswegs mit „der traditionellen Eheauffassung gebrochen" hat: Wenn es zum Beispiel statt von einem Ehevertrag von einem Bund spricht, dann „darf dabei nicht vergessen werden, dass auch im Bund das Element des Vertrags enthalten" sei. „Ehe ohne rechtliche Normierung, die sie ins ganze Gefüge von Gesellschaft und Kirche einordnet, gibt es nicht", befindet der Präfekt der Glaubenskongregation. Und „wenn die Kirche die Theorie annehmen würde, dass eine Ehe tot ist, wenn die beiden Gatten sich nicht mehr lieben, dann würde sie damit die Ehescheidung gutheißen und die Unauflöslichkeit der Ehe nur noch verbal, aber nicht mehr faktisch vertreten."

Pastoral und Praxis
Der Essay geht fünftens auch auf den Vorwurf ein, die Haltung der Kirche sei heutzutage schwer verständlich, „nicht pastoral" und nicht barmherzig genug. „Gewiss ist es schwierig, dem säkularisierten Menschen die Forderungen des Evangeliums verständlich zu machen", räumt Ratzinger ein. „Aber diese pastorale Schwierigkeit darf nicht zu Kompromissen mit der Wahrheit führen." Immerhin bemühe sich die Kirche doch in letzter Zeit deutlich darum, „die Forderungen der Wahrheit mit jenen der Liebe (zu) verbinden". „Wenn früher bei der Darlegung der Wahrheit vielleicht gelegentlich die Liebe zu wenig aufleuchtete, so ist heute die Gefahr groß, im Namen der Liebe die Wahrheit zu verschweigen oder zu kompromittieren." Letztlich könne doch „nur das Wahre … letzten Endes auch pastoral sein". (rv)

Papst an Orthodoxe: Neuevangelisierung ist gemeinsames Anliegen

Die Wiederbelebung des christlichen Glaubens in säkularisierten Ländern muss nach Worten von Papst Benedikt XVI. ein gemeinsames Anliegen von katholischen und orthodoxen Christen sein. Die Überzeugungskraft der Botschaft Jesu hänge maßgeblich von der Einheit der Christen ab, heißt es in der traditionellen Botschaft des Papstes zum Andreasfest an den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I.. In dem Schreiben, das der päpstliche Ökumene-Minister, Kurienkardinal Kurt Koch, dem Patriarchen am Mittwoch in Istanbul überreichte, überbrachte der Papst dem Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit Grüße und Glückwünsche zum Patronatsfest.

Gleiche Herausforderungen

Das gegenwärtige kulturelle, wirtschaftliche und politische Umfeld stelle Katholiken und Orthodoxe vor „exakt die gleiche Herausforderung", hebt Benedikt XVI. hervor. In den „zahlreichen" einst christlich geprägten und heute weitgehend säkularisierten Regionen der Welt sei eine Verkündigung der Botschaft Jesu auf neuen Wegen besonders dringend. Die Verdrängung der Religion habe den Menschen seiner „tiefsten Dimension" beraubt. Zugleich würdigte Benedikt XVI. die gemeinsamen Bemühungen um den interreligiösen Dialog. Er verwies auf das Weltfriedenstreffen im italienischen Assisi Ende Oktober, an dem auch Bartholomaios I. teilgenommen hatte. Gemeinsam mit ihm habe er die „aufrichtige Freundschaft" und die „wahrhafte Brüderlichkeit" zwischen den Religionen stärken können, so der Papst. (rv)

Benin: Die Arbeit fängt jetzt an

Der Papstbesuch in Benin liegt schon gut eine Woche zurück, doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt: Einige Tage nach Benedikts Reise in das westafrikanische Land hat das Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SCEAM/SECAM) in Zusammenarbeit mit der Kirche in Benin einen Aktionsplan erstellt, mit dem die zentralen Punkte des postsynodalen Schreibens umgesetzt werden sollen.

Die apostolische Exhortation „Africae munus" soll in die afrikanischen Sprachen übersetzt und über die verschiedenen Bischofskonferenzen auf dem ganzen Kontinent verteilt werden. Die Botschaft der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung soll so ihren Weg in den noch so entlegendsten Winkel Afrikas finden. Weiter wollen die afrikanischen Bischofskonferenzen insgesamt besser zusammenarbeiten, es brauche mehr Synergie, so das Stichwort. Drittens sollen die Medien, Jugendliche, Frauen, Sozialarbeiter, Ausbildungsstätten und Theologen in Zukunft eine aktivere Rolle dabei spielen, die Gedanken des postsynodalen Schreibens zu verbreiten. Dass es dem Papst mit „Africae munus" auch um eine „Dynamisierung" der Mission ging, bestätigt im Interview mit Radio Vatikan Erzbischof Nikola Eterović, vatikanischer Generalsekretär der Bischofssynode:

„Der Papst gibt der Kirche in Afrika mit diesem Dokument konkrete Hinweise für die pastorale Aktivität in den nächsten Jahrzehnten und unterstreicht die Priorität der ,missio ad gentes’, es geht um die Verkündigung des Evangeliums gegenüber Menschen, die Jesus Christus noch nicht kennen. Benedikt XVI. lädt auch die Bischöfe und alle Kirchenvertreter dazu ein, die aktuelle Evangelisierung zu dynamisieren, vor allem im Licht der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens."

Eine wesentliche Rolle bei der Mission in Afrika spielen die Laien, so der Erzbischof:

„Die Laien, die im Evangelium und in der Soziallehre der Kirche gut ausgebildet sind, sind dazu eingeladen, in allen Bereichen – ihren Familien, ihren Arbeitsumfeldern, im Bereich der Kultur, der Wirtschaft und auch der Politik – Salz der Erde zu werden. Ein Feld der Laien, das das Dokument hervorhebt, ist das der Glaubensbezeugung: sie sollen keine Angst haben, öffentlich ihr Christsein zu bezeugen. Denn eine der wichtigen Botschaften des postsynodalen Schreibens ist, wie die der Synode selbst, die Gewissheit, dass Jesus Christus Afrika von allen alten Ängsten befreit – etwa von den ,bösen Geistern' und den Praktiken des Aberglaubens." (rv)

Piusbrüder sagen Nein zu Vatikan-Papier

Radio Vatikan berichtete am 29.11.2011 unter Berufung auf die französische Webseite der Piusbruderschaft "La Porte Latine" folgendes:

"Die schismatisch orientierte Piusbruderschaft sagt Nein zu den Bedingungen, die ihr der Vatikan gestellt hat. In einem im Internet veröffentlichten Interview äußerte sich am Montag der Leiter der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, zur so genannten „Doktrinellen Präambel". Diesen Text hatte die vatikanische Glaubenskongregation den Piusbrüdern nach mehreren Gesprächsrunden überreicht. Die Präambel sei „kein definitiver Text" und „kann nicht unsere Zustimmung finden", so Fellay wörtlich. Die Führungsspitze der Piusbrüder hatte am 7. Oktober in Albano bei Rom über die Vatikan-Bedingungen gesprochen; „in diesen Tagen" will sie dem Vatikan eine Antwort zustellen.

Fellay erklärt, er sehe noch „Spielraum für eine legitime Diskussion über einige Punkte des Zweiten Vatikanischen Konzils". Ein Brief, der die Präambel begleite, sehe durchaus „die Möglichkeit vor, einige Klarstellungen am Text vorzunehmen". Fellay wörtlich: „Bevor wir uns auf einen eventuellen kanonischen Status einlassen, studieren wir diese Präambel genau… Wenn wir die Lehrunterschiede beseite schieben würden, die uns seit vierzig Jahren von Rom trennen, nur um einen kanonischen Status zu erhalten, dann würden dieselben Unterschiede unvermeidlich wieder hervorbrechen, so dass der kanonische Status ganz einfach nicht lebbar wäre."

Die zwei Jahre der Gespräche zwischen Piusbrüdern und Glaubenskongregation hätten es „unseren Theologen erlaubt, die Punkte am Konzil zu erläutern, die uns im Licht der kirchlichen Tradition Schwierigkeiten bereiten". Bischof Fellay betont, die „einzige unveränderliche Lehre" sei das Credo, das „den ganzen katholischen Glauben" ausdrücke. Die Piusbruderschaft habe „kein Problem, sich uneingeschränkt zum Credo zu bekennen". Das Konzil habe in den Augen der Piusbrüder – keine Dogmen definiert und auch keine neuen Glaubensartikel aufgestellt: Ich glaube an die Religionsfreiheit, an die Ökumene, an die Kollegialität." (rv/porte latine)

Lombardi: Die zwei Tore Afrikas

Die Kirche in Afrika ist dazu aufgerufen, für Gerechtigkeit und Frieden mitzuwirken. Das hat der Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag betont. Er ging auf die jüngste Papstreise nach Benin ein. Afrika habe zwei Tore, die geöffnet werden müssen, so Lombardi.

„Es gab in Benin früher ein Tor der Unumkehrbarkeit und ein anderes der Rettung. Die Unumkehrbarkeitstür war jene, die die Sklaven auf die Schiffe nach Amerika führte und somit ein Ende ihrer menschlichen Würde setzte. Das „Tor der Rettung" hingegen wurde später von Katholiken erschaffen, um auf jene Gläubigen hinzuweisen, die früher in das Land kamen, um die Frohe Botschaft zu verkünden. In gewisser Weise waren also auf der einen Seite das Böse und auf der anderen die Hoffnung."

Lombardi erinnerte auch daran, dass das postsynodale Schreiben „Africae Munus" von vielen – auch nicht-katholischen – Kommentatoren gewürdigt wurde. Das Schreiben gilt als ein Meilenstein der Darstellung aller Probleme des Kontinents, so Lombardi.

„Es ist ein Werk, das aus einer reinen afrikanischen Sicht entstanden ist, doch vollumfänglich in der christlichen Hoffnung ihre Wurzeln hat. Es ist universal gültig und dennoch afrikanisch und öffnet neue Horizonte für Afrika. Ein Journalist sagte mir, dass er sich hier in Benin wirklich als Teil der Universalkirche gefühlt habe."

Der Papst habe als geistliches Oberhaupt der Kirche ein Zeichen der Hoffnung nach Afrika gebracht, das auch für Europäer gelte, so Lombardi abschließend. (rv)

Vatikan: Expertengruppe zur Bekämpfung von Geldwäsche

Das vatikanische System zur Bekämpfung von Geldwäsche wird von einer Expertengruppe des Europarates bewertet. Dazu haben sich die Mitglieder von MONEYVAL von Montag bis Samstag mit den Experten der zuständigen vatikanischen Behörden getroffen. Die Organisation MONEYVAL bewertet die Antigeldwäschesysteme der Mitgliedsstaaten des Europarates. Der Bewertungsprozess war auf Bitte des Heiligen Stuhles in die Wege geleitet worden. Damit versucht der Heilige Stuhl, seine Regelungen an den internationalen Rechtstandard anzugleichen. Das Ergebnis soll 2012 veröffentlicht werden. (rv)

Vor 30 Jahren: Ratzinger kommt nach Rom

An diesem Freitag vor genau dreißig Jahren kam Joseph Ratzinger nach Rom: Der Münchener Kardinal wurde Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation. Ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben. Ratzinger war damals 54 Jahre alt und erst seit ein paar Jahren Erzbischof. Den neuen Papst Johannes Paul II. hatte er erst im Konklave 1978 richtig kennengelernt, wie er mal im Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald erzählte:

„Ich habe mich spontan mit ihm sehr gut verstehen können, aber dass er da an mich denken würde, das ist mir nicht durch den Sinn gegangen."

Wohl auch deshalb, weil die vatikanische Glaubenskongregation über Jahrhunderte hinweg eine Domäne der Italiener gewesen war. Erst Papst Paul VI. hatte damit angefangen, der Kurie ein internationaleres Gesicht zu geben. Deutsche verirrten sich allerdings so gut wie nie in ein kuriales Spitzenamt. Ratzinger vermutete denn auch, dass sein Ruf nach Rom ein einsamer Entschluss des polnischen Papstes war:

„Das nehme ich an. Ich habe ihn nie danach gefragt… aber ich nehme schon an, dass das seine sehr persönliche Entscheidung war."

Wie das genau ablief mit seinem Sprung von der Isar an den Tiber, das stellte Kardinal Ratzinger im Interview mit Seewald für das Gesprächsbuch „Salz der Erde" folgendermaßen dar:

„Der Papst hat mir dann einmal gesagt, dass er diese Absicht hat, mich nach Rom zu rufen. Ich hab` ihm die Gegengründe dargestellt, und er hat dann gesagt: Überlegen wir das alles noch einmal. Dann haben wir nach dem Attentat noch einmal gesprochen, und er hat gesagt: Ich möchte dabei bleiben. Ich habe gesagt: Ich fühle mich aber doch so sehr der Theologie verpflichtet, dass ich auch weiterhin das Recht haben möchte, auch eigene private Werke herauszubringen – und ich weiß nicht, ob das kompatibel ist mit dieser Aufgabe. Da hat er gesagt: Da will ich mich auch noch einmal beraten lassen… Dann ergab sich aber, dass auch andere vor mir das schon getan hatten, und er hat dann gesagt: Nein, das ist kein Hindernis, das können wir machen."

Am 25. November 1981 also wird Joseph Ratzinger zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation ernannt. Bis er in Rom ankommt, ist es März 1982: Da liegt eine feierliche Verabschiedung auf dem Münchener Marienplatz hinter ihm. Der Abschied von Deutschland fällt ihm nicht leicht. Ratzinger lässt sich in die Pflicht nehmen, aber angesichts des Streits um den Theologen Hans Küng in den zurückliegenden Jahren und angesichts der sich abzeichnenden Auseinandersetzung mit Befreiungstheologen ist ihm klar, dass er im neuen Amt als Chef-Theologe so manche Pfeile auf sich ziehen wird.

„Es gibt eben die bekannten Vorstellungen davon, wie die Deutschen sind, und insofern liegt es nahe, dann Entscheidungen, die Missfallen erregen, dann auch der deutschen Sturheit zuzuschreiben und diesem Prinzipien-Fanatismus, dieser mangelnden Flexibilität – das alles doch auch als Ausdruck deutschen Wesens anzusehen. Als das Wort Panzerkardinal erfunden wurde, war da sicher eine solche Anspielung auf das Deutschtum mit verbunden…"

Hat sich Ratzinger, der einstmals fortschrittliche Theologe, im römischen Amt verhärtet, ist er dort konservativ geworden? Nein, das sah er selbst im Gespräch mit Seewald nicht so. Nicht er habe sich geändert, sondern nur sein Amt.

„Insofern geben die Umstände dem, was einer tut und sagt, wirklich einen anderen Stellenwert. Ich bestreite also nicht, dass es in meinem Leben Entwicklung und Wandel gibt; was ich aber festhalte ist, dass es Entwicklung und Wandel in einer grundlegenden Identität ist und dass ich gerade mich wandelnd versucht habe, dem treu zu bleiben, worum es mir immer gegangen ist."

Obwohl er viele kontroverse Entscheidungen getroffen hat, bemühte sich Joseph Ratzinger an der Spitze der Glaubenskongregation immer um Kollegialität. In kuriale Seilschaften ließ er sich nicht hineinziehen, stattdessen machte er mit seinen klaren Analysen von sich reden. Was er denn gelernt habe in seiner Zeit in Rom, fragte ihn Radio Vatikan vor ein paar Jahren, als er noch Kardinal war. Ratzingers Antwort:

„Ja, ich habe in diesen 25 Jahren vor allem gelernt, mir nichts zu fest vorzunehmen. Was mir aber besonders am Herzen läge, wäre, noch ein Buch über Jesus Christus zu schreiben."

Das hat er dann auch geschafft – aber da war aus dem Kurienkardinal längst Papst Benedikt geworden. Seit 30 Jahren ist er in Rom, seit sechs Jahren Papst. Die Geschichte geht weiter. (rv)