Der Päpstliche Kulturrat lanciert eine Stiftung für das Gespräch zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden. Sie heißt „Vorhof der Heiden" – eine Anspielung auf den Bereich des Jerusalemer Tempelbezirks, den zur Zeit Jesu auch Nichtjuden betreten durften. Am 24. und 25. März wird die Stiftung in Paris offiziell gegründet. Vorgesehen ist ein Kolloquium zum Thema Religion am Sitz der Unesco, in der Sorbonne, am „Institut de France" und am kirchlichen „Collège des Bernardins". Am 25. März abends soll dann ein Fest auf dem Vorplatz von Notre Dame stattfinden; dabei hofft Kardinal Gianfranco Ravasi vom Kulturrat vor allem auf jugendliches Publikum. Anschließend findet in Notre Dame „für den, der will" eine nächtliche Gebetswache statt. (rv)
Tag: 27. Januar 2011
Kardinal Brandmüller zur Zölibatsdebatte: „Zum Überdruss belästigt“
Mit scharfen Worten widerspricht Kardinal Walter Brandmüller deutschen CDU-Politikern, die letzte Woche schriftlich um die Weihe von „viri probati" zu Priestern gebeten haben. In einer Stellungnahme für die „Frankfurter Allgemeine" spricht der frühere Chef-Historiker des Vatikans von der Fortsetzung einer alten Kampagne.
„Was legitimiert Sie als Politiker, zu einem innerkirchlichen Thema Stellung zu beziehen, das Sie weder von Amts wegen noch persönlich betrifft?" So steigt Brandmüller, der von Papst Benedikt kürzlich in die Reihe der Kardinäle aufgenommen wurde, in seine Stellungnahme ein. „Ihre Berufung auf den Priestermangel erscheint in einem merkwürdigen Licht, bedenkt man die immer geringer werdende Zahl von Gottesdienstbesuchern und Gläubigen, die die Sakramente empfangen wollen", schreibt er. Und weiter: „Wenn Sie dennoch auf Ihrem Begehren bestehen, nähren Sie den Verdacht, es gehe dabei nicht nur um den Zölibat, sondern um ersten Schritte hin zu einer ‘anderen Kirche’." Ein solcher „deutscher Sonderweg" führe „in die Nähe eines Schismas, einer Nationalkirche".
Nach Ansicht von Kardinal Brandmüller setzen die CDU-Granden „nur eine Kampagne fort, die in Deutschland seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts in Gang ist – und die bis heute gescheitert ist". Sie stellten eine „Lebensform" in Frage, „die von der überwältigenden Zahl der Priester überlegt und aus freien Stücken übernommen wurde und treu gelebt wird". Diese Priester könnten sich durch die „Kampagne" beleidigt fühlen. „Es kommt Ihnen anscheinend nicht in den Sinn, dass Sie damit auch Jesus Christus, den Sohn Gottes, selbst beleidigen", so der Kardinal. Schließlich habe auch dieser bewusst ehelos gelebt.
Kardinal Brandmüller weist darauf hin, „dass der Zölibat der Priester auf apostolischer Tradition beruht". Zwar seien in der frühen Kirche tatsächlich „verheiratete Männer zu Bischöfen und Priestern geweiht" worden, doch hätten diese von da an nicht „die eheliche Gemeinschaft" fortgesetzt. Die Weltkirche und auch ein Konzil könnten und dürften „eine apostolische Überlieferung nicht ignorieren". Die von den CDU-Politikern angestoßene Diskussion habe „viele schon zum Überdruss belästigt und beleidigt und darüber hinaus die Verwirrung unter den Gläubigen vermehrt", urteilt Brandmüller. (rv)