Vatikan: Transferierung des Leichams von Papst Johannes Paul II.

Die sterblichen Überreste von Papst Johannes Paul II. werden nach seiner Seligsprechung in die Sebastianskapelle des Petersdoms umgebettet. Das hat der Vatikan jetzt bestätigt. Die Vorbereitungen in der Kapelle, die nahe am Eingang in die Basilika liegt, sind demnach abgeschlossen. Der Vatikan präzisiert, dass der Sarg Johannes Pauls am 1. Mai, dem Tag seiner Seligsprechung, in den Petersdom vor den Hauptaltar überführt wird. In den Stunden davor ist er in den Vatikanischen Grotten unweit der jetzigen Grabstätte des polnischen Papstes zu sehen. Am Tag der Seligsprechung können die Gläubigen in St. Peter am Sarg des neuen Seligen beten; später findet der Sarg dann in der Sebastianskapelle seinen endgültigen Platz. (rv)

Zum Thema   >>Transferierung der Grabstätte

Iran: Bibelverbrennungen im Iran

Unter dem Titel "Erneute Bibelverbrennungen im Iran" berichtete heute das unabhängiges, katholisches, österreichisches Internetmagazin KATH.NET folgendes (Auszug):

 
"Frankfurt am Main (kath.net) Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) weist darauf hin, dass die Verbrennung von Hunderten von Bibeln durch die Behörden der Islamischen Republik Iran weltweit ignoriert wird. Gleichzeitig habe die Verbrennung eines einzelnen Korans in Florida durch eine winzige christliche Splittergruppe zu Regierungserklärungen, Massenprotesten, Gewaltexzessen und Enthauptungen geführt."

Hat man den Artikel gelesen, stellen sich mindestens zwei Fragen:

1. Ist der Islam wirklich eine Religion?

2. Wo bleibt der Protest der deutschen Bischöfe zu den Bibelverbrennungen???

Artikel bei  >>KATH.NET

Aartikel bei  >>Welt Online

Artikel bei  >>Politically Incorrect (PI)

(vh)

Zollitsch: „Wir sind klar gegen PID“

 Die Debatte um die Präimplantationsdiagnostik – kurz PID – wird offenbar verschoben. Eigentlich hätte der Bundestag bereits vor zwei Wochen darüber befinden sollen. Wegen der Katastrophe in Japan wurde dann die Debatte an diesem Donnerstag ins Auge gefasst. Nun heißt es aber, dass die Erörterung auf den 14. April verschoben werde. Die Meinungen bleiben gespalten, eine klare Mehrheit für oder gegen die Einführung der umstrittenen Diagnostik zeichnet sich nicht ab.
Die katholische Kirche spricht jedenfalls Klartext in Sachen PID. Das sagte im Gespräch mit uns der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch.
„Wir selber haben eine klare Position als katholische Kirche: Es gibt keine Möglichkeit für die Präimplantationsdiagnostik. Denn das würde bedeuten, Menschen auf diese Weise auszuwählen, und somit wären wir Herren über das Leben. Es war gut, dass auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe dieses Thema sehr lebhaft diskutiert wurde. Unsere Haltung gewann dort, allerdings nur mit einer schwachen Mehrheit."
Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur liegen die strikten Gegner der PID um die Abgeordneten Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Johannes Singhammer (CSU) sowie die Gruppe mit dem liberalsten Ansatz um Ulrike Flach (FDP) und Peter Hintze (CDU) mit jeweils rund 190 Unterschriften ungefähr gleichauf.
„Wir haben im Augenblick drei verschiedene Vorschläge im Bundestag. Gott sei Dank lautet einer davon, dass es keine Ausnahme bei der Diagnostik geben soll. Ich hoffe, dass es in der Diskussion im Bundestag gelingt, sie im gleichen Ernst wie auf dem CDU-Parteitag zu führen. Die Abgeordneten sollen erkennen, hier ist eine Grenze, die dürfen wir nicht überschreiten. Wenn wir das aber tun, dann ist ein Damm gebrochen, und wir machen uns zum Herrn über den Menschen. Wir dürfen nicht aufhören, das den Bürgern bewusst zu machen!" (rv)

Vatikan: „Kirche und Sponsoren finanzieren Seligsprechung“

Der italienische Staat wird keinen Cent für die Seligsprechung von Johannes Paul II. ausgegeben. Das versicherte der Kardinalvikar für die Diözese Rom, Agostino Vallini, an diesem Dienstag. Er stellte im Vatikanischen Pressesaal Einzelheiten für das Großevent auf dem Petersplatz am 1. Mai vor.
 „Wir erleben derzeit eine schwere Wirtschaftkrise. Deshalb möchte die Kirche ein klares Signal geben und selber die gesamte Kosten der Durchführung übernehmen. Für uns war und ist es klar, dass wir keine Last für den italienischen Staat sein möchten. Wir sind aber froh, dass die Stadtverwaltung uns dafür die öffentlichen Dienste zur Verfügung stellt."
Deshalb werde die Kirche zusammen mit einzelnen Sponsoren aus der Privatwirtschaft alle Kosten übernehmen, so Kardinal Vallini weiter. Für die logistische Durchführung zuständig ist das römische Werk für Wallfahrten „Opera Romana Pellegrinaggi". Das Werk kümmert sich um die Organisation der Unterkünfte der Pilger, die logistische Koordinierung des Ereignisses sowie um die Orte für die Verpflegung der Pilger mit Nahrung und Wasser.
„Die Seligsprechung von Johannes Paul II. wird aus drei Momenten bestehen: der Gebetsvigil am 30. April beim Circus Maximus, der Seligsprechungsfeier am 1. Mai auf dem Petersplatz und dem Dankgottesdienst am 2. Mai mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Diese drei Momente bilden sozusagen eine Verbindung zwischen Rom und der Welt."
Bei der Vorstellung des Programms war auch Monsignore Marco Frisina anwesend. Er leitet das Liturgiebüro des Vikariats der Ewigen Stadt und hat eine offizielle Hymne zur Seligsprechung komponiert.
Mindestens 300.000 Pilger erwartet
Insgesamt werden mindestens 300.000 Pilger erwartet. Die Diözese Rom sei aber vorbereitet, falls noch mehr Gäste kommen. Rund 2.500 Freiwillige werden in den Zonen des größten Zustroms den Pilgern mit Informationen zur Verfügung stehen. Bereits im Vorfeld des Ereignisses wurde ein „ethisches Abkommen" mit dem römischen Hotelierverband unterzeichnet, wodurch Spekulationen mit den Preisen für Zimmer in der Stadt zuvorgekommen werden soll. (rv)

Australien: Aufgerieben von den Skandalen

 Papst Benedikt XVI. hat das Rücktrittsgesuch des Bischofs von Maitland-Newcastle, Michael John Malone, angenommen. Malone hat seit mehr als 15 Jahren der Diözese in der Nähe von Sydney vorgestanden, die in den letzten Monaten wegen Missbrauchsvorwürfe in die Schlagzeilen gekommen ist. Einigen Geistlichen der Diözese wird vorgeworfen, bereits vor Malones Zeit als Bischof Kinder missbraucht zu haben. Der 71-jährige Bischof hat den Papst um den Rücktritt gebeten, um früher in den Ruhestand gehen zu können. Malone hat bekannt gegeben, von dem Missbrauchskandal schwer mitgenommen und enttäuscht zu sein. Katholische Bischöfe müssen spätestens im Alter von 75 Jahren beim Papst um ihren Rücktritt ansuchen. (rv)

Pater von Gemmingen wird 75

 Der wahrscheinlich berühmteste Jesuitenpater Deutschlands wird an diesem Montag 75 Jahre alt: Pater Eberhard von Gemmingen. 1982 nach Rom gekommen, leitete er 27 Jahre lang den deutschsprachigen Dienst von Radio Vatikan. Heute lebt und wirkt er in München für seinen Orden und ist nach wie vor ein gefragter Gesprächspartner, wenn es darum geht, „den Vatikan zu erklären". Antje Dechert sprach mit Pater Gemmingen und fragte ihn zunächst nach seiner prägendsten Erinnerung an seine Zeit im Vatikan.
Das wichtigste war die lange Zeit des Sterbens von Johannes Paul II. und die Wahl von Papst Benedikt. Da war für Radio Vatikan viel zu tun, daneben aber auch die vielen Fernsehauftritte, die Flüge von Rom nach Deutschland und zurück, um bei allen möglichen Sendungen dabeizusein. Einmal bin ich mit einem italienischen Politiker im Privatflugzeug von Berlin nach Rom geflogen, wir wurden dann auch abgeholt mit Blaulicht, und er sagt mir: Vor uns im Auto, das ist Tony Blair. So kamen wir in die Stadt, um am nächsten Tag war die Beerdigung von Johannes Paul."
Ist der Vatikan weltfremd? Sehen Sie diesen Vorwurf an den Vatikan heute mit neuen Augen?
„Die Gefahr der Weltfremdheit besteht schon wirklich. Aber der entscheidende Hintergrund ist, dass die Mentalitäten der Populationen außerordentlich verschieden sind. So, wie wir Deutsche beispielsweise in Sachen Kernkraft denken, denkt fast niemand auf dieser Erde. Und so wie wir Deutsche mit dem Vatikan kritisch sind, so ist fast niemand sonst kritisch, mit Ausnahme vielleicht von einigen Missionaren rund um den Globus, die haben auch gute Gründe. Aber wenn wir hier sagen, der Vatikan ist eine Katastrophe, würden wahrscheinlich viele Katholiken auf der Welt entgegnen, der Vatikan ist eine große Hilfe, denn er tritt für uns ein, für Menschenrechte und so weiter. Der Papst ist ein armer Uhrensteller, der die verschieden gehenden Uhren gleichrichten soll, und das ist furchtbar schwierig. Ich sehe den Vatikan durchaus auch kritisch, sehe aber, dass vieles, was uns ärgert, nicht Schuld des Vatikans ist, sondern weil halt bei uns die Uhren sehr anders gehen. Die Weihe von verheirateten Männern wird vielleicht auch ein wenig anderswo gefordert, aber im deutschen Sprachraum ganz kräftig. Wir sollten nicht vergessen, dass man anderswo ganz andere Fragestellungen hat."
Die Priesterweihe für „Viri probati" ist eine der Forderungen des Theologenmemorandums: Haben Sie Verständnis für diese Forderungen?
„Ich würde sagen, man müsste offen und christlich darüber reden. Man kann nicht sagen, es kommt nicht in Frage, ich wünsche mir, das solche Bitten auch im Vatikan offen vorgetragen werden, aber eben nicht als Forderungen im Stil von „es muss jetzt…", sondern „müssten wir nicht Viri probati weihen aus diesem und jenem Grund", sodass man Argumente in Frieden und Ruhe und christlich austauscht."
Sie haben Ihren Dienst in München – Fundraising für den Jesuitenorden – genau zu dem Zeitpunkt begonnen, als der Skandal in Sachen Kindesmissbrauch ausgerechnet durch Fälle im Jesuitenorden losgetreten wurde. War das für Sie sozusagen ein besonders gründlicher Abschied von Rom?
„Ja, das war natürlich schon besonders schwer für unseren Orden, aber Gottseidank am Ende des Jahres 2010 waren die spenden nicht zurückgegangen, sondern sogar gestiegen. Ich interpretiere das so, dass die Leute, die uns wohlgesonnen sind, wissen, dass es zwar ganz böse Sachen bei uns gegeben hat, aber dass die allermeisten Jesuiten und überhaupt Priester anständig arbeiten und das, was in der Zeitung steht, nicht überinterpretiert werden darf." (rv)

Johannes Paul: Ein hieb- und stichfester Seliger

 Die Heiligkeit von Papst Johannes Paul II. wird auch dann noch über jeden Zweifel erhaben sein, wenn der Vatikan in mehreren Jahrzehnten die Geheimarchive über das Wojtyla-Pontifikat öffnet. Das glaubt der Anwalt des Seligsprechungsverfahrens für Johannes Paul, Slawomir Oder. Im Gespräch mit uns sagte der polnische Priester und Kirchenrechtler, ein solcher Seligsprechungsprozess sei langwierig und gründlich.
„Alle, die daran teilnehmen, haben die Pflicht, zur Wahrheit der Fakten vorzudringen. Auch in diesem Fall wurden Zeugen einberufen, die abweichende Meinungen vertraten, solche also, die nicht im Einklang stehen mit dem Chor, der rief: Sofort heilig."
Ingesamt hörte der Untersuchungsrichter im Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul 114 Zeugen. Welche, ist vom Prozessgeheimnis gedeckt. Allerdings ist bekannt, dass unter anderem General Wojciech Jaruzelski aussagte, der letzte kommunistische Präsident Polens in der Zeit des Kalten Kriegs. Unterstützte Johannes Paul die polnische Gewerkschaft Solidarnosc finanziell? Handelte er nicht entschieden genug im Fall des Gründers der Legionäre Christi, der ein Doppelleben führte? Auch darüber, welche Streitpunkte genau der Prozess untersuchte, muss Slawomir Oder, dem Kirchenrecht gehorchend, Stillschweigen wahren. Sicher ist er sich aber darüber, dass die Seligsprechung hieb- und stichfest ist.
„Die Kirche bewegt sich, was die Heiligen betrifft, immer mit übergroßer Vorsicht. Auch hier kann ich sagen: Was immer vorgebracht werden konnte an Beobachtungen, Problemen, Schwierigkeiten, das wurde mit den geeigneten Werkzeugen untersucht. Ich bin da zuversichtlich. Wir haben gut gearbeitet."
Mehrere hunderttausend Pilger aus aller Welt werden am 1. Mai in Rom erwartet, wenn Papst Benedikt seinen Vorgänger ins Buch der Seligen einschreibt. Gestorben ist Johannes Paul an diesem Samstag vor sechs Jahren. (rv)

Zollitsch: „Mit dem Papst über Theologen-Memorandum gesprochen“

Zu Gast bei Radio Vatikan war an diesem Freitagnachmittag der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Wir haben mit ihm über die Papstreise, den Dialogprozess und das Theologenmemorandum gesprochen.
Deutschlandreise des Papstes
Bundesministerin Annette Schavan hat Radio Vatikan gegenüber im Interview gesagt, der Papst sei „innerlich sehr beschäftigt" mit seinem bevorstehenden Deutschlandbesuch. Haben Sie das bei Ihrer Audienz auch so erlebt?
„Ja. Ich konnte ausführlich mit dem Heiligen Vater über seinen Besuch sprechen, wir haben die einzelnen Stationen miteinander besprochen. Er ist auch sehr interessiert daran, welche Botschaft in Berlin von ihm erwartet wird, denn die Rede im Deutschen Bundestag ist etwas Besonderes und für ihn eine Chance, dem deutschen Volk, seinem Volk, einiges zu sagen. Das beschäftigt ihn sehr bewusst. Ihn beschäftigt auch die Frage, wie katholische Kirche in Berlin lebendig wird und wie der Gottesdienst, den wir dort feiern, für möglichst viele Berliner zu einem Zeugnis des Glaubens wird.
Ein besonderer Schwerpunkt ist für ihn dann die Begegnung mit der evangelischen Kirche in Erfurt. Der Papst selber hat Wert darauf gelegt, dass mehr Zeit eingeplant wird für die Begegnung mit den Vertretern der evangelischen Kirche, dass es einerseits ein Gespräch gibt und zum anderen auch eine gemeinsame Form des Gottesdienstes, des Gebetes – weil er zeigen will, dass wir nicht nur die sind, die miteinander sprechen oder gar übereinander sprechen, sondern vor allem auch die, die gemeinsam zu Gott sprechen und damit gemeinsam auf einem Weg sind. Da überlegt er sich sehr intensiv, welche Botschaft von ihm in Erfurt erwartet wird und welche er dort mitbringen kann.
Dann ist für ihn auch eine schöne Station Freiburg selber, was der Schwerpunkt sein wird. Dort feiern wir den großen Gottesdienst am Sonntag, am Abend zuvor ist eine Vigilfeier mit der Jugend, auf die er sich besonders freut. Er hat sich erinnert an eine Vigilfeier beim Katholikentag 1978 in Freiburg mit Mutter Teresa und hat auch noch hinzugefügt, „Das war zur Zeit von Papst Johannes Paul I.". Das ist ihm sehr lebendig in Erinnerung.
Diese Fragen beschäftigen ihn, und er ist dankbar, wenn wir ihm auch unsere Hinweise geben, unsere Wünsche formulieren, unsere Anregungen. Er sagte mir, dass er dann im August in Castelgandolfo genauer überlegen wird, was Herausforderung, was Chance und was die Botschaft ist, so dass die beiden Schwerpunkte, die Frage nach Gott und nach der Zukunft, auch wirklich durchkommen."
Der Dialogprozess
Herr Erzbischof, die deutschen Bischöfe haben einen Brief an die Gemeinden geschrieben. Gab es da schon erste Rückmeldungen oder Reaktionen?
„Wir wollen die Gemeinden damit einladen, den Weg des Dialoges und Gespräches mitzugehen und sich engagiert daran zu beteiligen. Zugleich wollen wir das tun im Bewußtsein, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind, gemeinsam auf Gott und auf einander hören wollen.
Ich habe verschiedene Echos gehört, was mich freut – denn es zeigt, dass Interesse da ist.
Es sind viele dankbar dafür, dass wir gemeinsam einen Weg nach vorne gehen wollen und dass die Fragen, die da sind, angesprochen werden sollen und dass wir schauen wollen, wie uns Gott den Weg in die Zukunft zeigt. Es sind auch manche Echos gekommen, die mir sagten, dass sie das noch etwas konkreter erwartet hätten, dass wir noch konkreter hätten sagen können, was die Herausforderungen sind, aber wir wollten ja nicht als Bischöfe die Vorgaben machen, um welche die Themen es geht, sondern wir wollen einladen, gemeinsam diesen Weg zu gehen und dann die großen zentralen Anliegen im Blick auf das Evangelium miteinander zu klären versuchen… und uns dabei Wege zeigen zu lassen, vor allem wenn wir auf einander und gemeinsam auf Gott hören."
Auffällig war, dass Sie vor einer Emotionalisierung der Debatte gewarnt haben. Was ist daran so gefährlich?
„Die Gefahr besteht, dass jeder Forderungen stellt, die nach seiner Weise erfüllt werden müssen, bevor man miteinander spricht. Das halte ich für gefährlich, denn man muss erst miteinander sprechen, um dann auch zu erkennen, wie die Position des anderen ist, was meine Position ist und wie ich die dann auch darlegen kann. Wir sollten nicht zuerst sagen, dass dies oder jenes erfüllt sein muss, bevor wir uns auf den Weg machen. Wir sollen den Mut haben, zu sagen: ‚Wir machen uns gemeinsam auf den Weg’. Emotionen sind in Gefahr, den anderen zu verletzen, sind in Gefahr, dass man sich selber verschließt, und nur auf sich selbst zu sehen und bei sich selbst zu verharren.
Die Gefahr ist doch die: Man kann auf Barrikaden nicht miteinander diskutieren, und Emotionen können leicht auf Barrikaden führen. Also ist das Anliegen, sachlich, menschlich so miteinander zu sprechen, dass ich dem anderen dabei ins Auge sehen kann, ohne ihn zu verletzen. Dann können wir auch das Gemeinsame viel besser finden, denn Verletzungen verschließen."
Wie macht man das? Wie komme ich über den moralischen Appell, offen miteinander zu reden, hinaus? Wie strukturiere ich das so, dass alle Parteien eben nicht diese Emotionalisierung betreiben?
„Wir machen in der Erzdiözese Freiburg den Versuch über eine Hilfe, die wir geben, die „Dialogbox". Dort wird angeregt, wie man miteinander spricht, welche Fragen wir stellen, wie wir aufeinander zugehen. Und wir laden auch ein, das Gespräch über all diese Fragen schon mit einer geistlichen Besinnung und im Gebet mit einer Besinnung auf die Heilige Schrift zu beginnen.
Und wenn da die Positionen aufeinander stoßen, zu fragen, was Gott mir durch die Position des anderen sagen will. Dass wir einander ernst nehmen und auf diese Weise das Gemeinsame sehen, das uns verbindet im christlichen Glauben in unserer katholischen Kirche. Sich für den anderen öffnen heißt auf den anderen hören, seine Position ernst nehmen und kennen lernen wollen. Und dann kommen wir weiter."
Das Theologenmemorandum
Zu der ganzen Debatte gehört auch das Theologenmemorandum. Wo stehen wir da im Augenblick?
„Die Theologen haben sich zu Wort gemeldet und haben Punkte benannt, die eigentlich überall bekannt sind, und zwar Forderungen, die viele Leute in der Kirche auch stellen. Sie haben das noch einmal namhaft gemacht. Ich hätte mir natürlich von den Theologen erwartet, dass sie auch theologisch arbeiten, etwa die große Frage nach Gott stellen, auch die große Frage stellen, wie es zu dieser Säkularisierung kommt, in der wir leben, denn die hat ja Wurzeln, die weit, weit zurück reichen. Oder auch die Frage theologisch zu stellen, wir wir heute einen Weg nach vorne gehen können – und was ist nun heute die Chance des Glaubens, wie kann ich im Heute glauben, wie kann ich heute über Gott sprechen, wie kann ich heute die Wahrheiten verkünden, um die es uns allen geht? Das sind für mich die ersten und die grundlegenden Fragen.
Die anderen Fragen werden wir auch ansprechen im Laufe des Dialogsprozesses und schauen, wo die Positionen der Kirche klar sind – darüber braucht man nicht mehr zu sprechen, denn die Wertschätzung der Ehe ist für uns selbstverständlich –, dann aber auch die anderen Fragen zu stellen.

Es wird sicher Situationen geben, wo wir sagen, dass wir hier als Kirche in Deutschland nicht weiter kommen: Hier sind weltkirchliche Fragen angesprochen, die auch nur auf der Ebene der Weltkirche entschieden werden können. Dann gibt es theologische Positionen, über die man miteinander sprechen und die man auch weitergeben kann. Es wird aber auch Situationen geben (wenn ich etwa das Verhältnis Priester und Laien anspreche oder wenn ich an manche Strukturfragen der Kirche in Deutschland denke), wo wir selber Entscheidungen treffen und Wege nach vorne gehen können."
Memorandum – Im Gespräch mit dem Papst
Haben Sie auch mit dem Papst über das Memorandum gesprochen?
„Ja, ich habe auch mit dem Papst darüber gesprochen und meine Position gesagt. Ich habe auch dargelegt, dass ich bei uns in Freiburg das Professorenkollegium der theologischen Fakultät der Universität zum Gespräch eingeladen habe. Wir haben miteinander gesprochen und wir haben vereinbart, beim nächsten Gespräch, das im Mai sein wird, über die Frage Theologie und Lehramt zu sprechen. Wir wollen schauen, wie wir mit diesen Fragen weiter kommen."
Der Dialogprozess: 300 Christen treffen sich in Mannheim
Mit diesen Vorstellungen machen Sie auch den ersten Schritt im Juli in den Gesprächsprozess der Bischofskonferenz hinein.
„Wir wollen im Juli etwa 300 Personen aus allen deutschen Diözesen einladen zu einem gemeinsamen Treffen von zwei Tagen in Mannheim, um dann einzusteigen mit diesen Fragen: Wie wir aufeinander hören, und was es heißt, im Heute zu glauben. Dass wir Erfahrungen zusammentragen, dass wir Ängste zusammentragen, dass wir auch Wege aufzeigen, die wir bisher gegangen sind, um zu schauen, wie der Weg nach vorne weiter geht."
Herr Erzbischof, herzlichen Dank für das Gespräch. (rv)

Vatikan/Indien: Kardinal Vithayathil ist tot

Papst Benedikt XVI. hat sein Beileid für den Tod des Großerzbischofs der syro-malabarischen Kirche ausgesprochen. Kardinal Varkey Vithayathil war 84 Jahre alt. Seit 2001 war der indische Würdenträger auch Kardinalpriester und nahm 2005 am Konklave teil. Vithayathils Erzbistum Ernakulam-Angamaly befindet sich im indischen Kerala. Der entsprechende Erzbischof ist Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche. (rv)

Zum Verzeichnis der >>Verstorbenen<<  Kardinäle seit 1996 und ihren Kurzbiographien.

Seligsprechung: „Habt keine Angst!“

 Am Samstag jährt sich zum sechsten Mal der Tod von Johannes Paul II. Dieses Jahr steht der Todestag ganz im Zeichen der Seligsprechung, die genau in einem Monat am 1. Mai in Rom gefeiert wird. Über diese Verbindung von Tod und Seligkeit haben wir mit dem Päpstlichen Vikar des Vatikans, Kardinal Angelo Comastri gesprochen.
„Wir müssen uns bewusst machen, dass sich das Volk Gottes im Moment des Todes Johannes Pauls II. sicher war, dass ein Heiliger in den Himmel aufstieg. Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger hat dann am 8. April 2005 während der Begräbnisfeierlichkeiten am Petersplatz davon gesprochen, wie Johannes Paul jetzt am Fenster des Himmels stünde und heruntersegne – schon im Wissen, dass es sich bei ihm in gewisser Weise um einen Heiligen gehandelt hat. Wir alle erinnern uns noch an die berührenden Worte: „Heiliger Vater, segne uns vom Fenster des Himmels aus!" Mit der Seligsprechung wird die Empfindung des Volks Gottes in einem feierlichen und offiziellen Akt des Heiligen Vaters bestätigt."
Zur Seligsprechung Johannes Pauls II. werden Millionen Pilger aus aller Welt in Rom erwartet. Kardinal Comastri weist auf die geschichtliche Bedeutung dieses Ereignisses hin:
„Ich glaube, es ist das erste Mal in der Geschichte der Kirche, dass ein Papst die Ehre hat, seinen Vorgänger selig zu sprechen. Es wird sicher eine besondere Erfahrung für Benedikt XVI., auch in spiritueller Hinsicht. Der Papst hat in seiner ersten großen Ansprache gesagt: „Mir scheint, als ob ich seine Stimme immer noch höre, die mir sagt: „Hab keine Angst!". Diese Einladung, die Aufforderung, die der Papst an die ganze Welt gerichtet hat, an alle Christen, verstreut in allen Ländern: „Habt keine Angst!" Vor allem jetzt, in diesem dramatischen Moment der Geschichte, ruft er dies aus dem Himmel auch Benedikt XVI. zu. In diesem Moment, in dem die Wogen des Meeres der Geschichte hoch zu gehen scheinen. Halte dich an Jesus, und unter dem Schutz Mariens können wir alle Unwetter der Geschichte überstehen und den Hafen Gottes sicher erreichen."
(rv)