Vatikan: 34 neue Schweizergardisten

In diesem Jahr sind es 34 neue Schweizergardisten, die am Freitag ihren Diensteid auf den Papst ablegen werden. Das teilte die Garde am Donnerstag mit. Bei schönem Wetter wird die Zeremonie im Innenhof des Apostolischen Palastes durchgeführt. Unter den 34 Rekruten sind 28 aus der deutschsprachigen Schweiz, drei stammen aus den französischsprechenden Kantonen. Weiter sind zwei Tessiner und ein Rätoromane bei der Feier. Zu der Vereidigung erwartet die Schweizer Garde nach eigenen Angaben rund 3.000 Gäste aus der Schweiz sowie der römischen Kurie. Die gegenwärtig 114 Mann zählende Schweizergarde bewacht die Päpste und ihren Palast seit 1506. (rv)

Vatikan: Umbettung von Johannes Paul II.

   Der Sarg mit den Reliquien des seligen Papstes Johannes Paul II. ist am Montagabend umgebettet worden. Die letzte Ehre erwiesen dem Papst – nach der feierlichen öffentlichen Seligsprechung vom Sonntag und der Dankesmesse vom Montag – diesmal im kleinen Rahmen neun Kardinäle, Bischöfe, Erzbischöfe und Ministranten: Mit einer stillen und doch feierlichen Prozession innerhalb der Petersbasilika, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, wurde der Sarg des polnischen Papstes vom Hauptaltar in die Sebastianskapelle in den Grotten des Petersdoms gebracht. Bis Montag war er noch im Petersdom den Gläubigen zum Gebet zugänglich.
Angeführt von Kardinal Angelo Comastri, dem Erzpriester des Petersdoms, hielt die Prozession vor dem Petrusgrab unter dem Altar des Petersdoms für ein erstes Gebet. Danach zog sie weiter vor den Sebastiansaltar. Nach einer weiteren Gebetslitanei mit dem dreimaligen Ruf „Seliger Johannes Paul" beteten die Geistlichen das Gebet zu Ehren des neuen Seligen. Danach folgte die Einsegnung des Grabes mit Weihrauch, das danach mit einer Marmorgedenktafel versehen wurde. Sie trägt die Aufschrift „Beatus Ioannes Paulus PP".
Unter den Anwesenden waren neben Kardinal Comastri auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Kardinal Angelo Sodano. Weiter erwiesen Wojtylas Nachfolger im Bischofssitz von Krakau, die Kardinäle Macharski und Dziwisz, ihrem Landsmann die letzte Ehre, ebenso der ehemalige Privatsekretär von Johannes Paul, Erzbischof Mokrzycki. Auch der Postulator des Seligsprechungsverfahrens Slawomir Oder war mit dabei. (rv)

Pilger erweisen Johannes Paul II. die letzte Ehre

Bis Montagmorgen noch waren Pilger zum Sarg Johannes Pauls gekommen. Nach der Seligsprechungsfeier am Sonntag kamen allein 250.000 Gläubige in die Petersbasilika vor den Hauptaltar, um dem Seligen die letzte Ehre zu erweisen. Sie verharrten im Gebet und legten Briefe und Karten, Blumen, Kerzen und andere Geschenke am Fuße des Sarges ab. Diese werden – so will es das Kirchenrecht – unter anderem auch nach einem möglichen Wunder durchsucht, das auf Fürsprache Johannes Pauls erwirkt worden sein soll – nach seiner Seligsprechung wohlgemerkt, sonst kommt das Wunder für einen Heiligsprechungsprozess nicht in Frage.
Radio Vatikan hat einige Eindrücke der Gläubigen vor dem Sarg eingefangen:
„Ich erinnere mich, als er 1979 in Warschau den Heiligen Geist um Veränderung für unser Land anrief, das war noch zur Zeit des kommunistischen Regimes. Aber für mich war immer sein Glaube am wichtigsten, denn er hat etwas in der Welt verändert. Er hat uns ein Stück des Himmels auf die Erde gebracht."
„Johannes Paul erinnert daran, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind: sie gibt dem Leben Sinn."
„Ich denke, vor allem für Menschen, die leiden oder krank sind, ist er eine große Hoffnung."
(rv)

Vatikan/Medienwelt: 1,3 Presseberichte pro Sekunde

Die Seligsprechung von Johannes Paul II. war ein Medienereignis ohne gleichen: Gemäß einer Presseanalyse wurden am Wochenende 1,3 Artikel pro Sekunde veröffentlicht. Einzig die Verkündung des Todes von Osama Bin Laden hat die Tendenz verlangsamt, so eine Analyse von Radio Vatikan. Weitere Zahlen: Die Medienberichte schwanken zwischen ein und 1,5 Millionen Pilger für die Seligsprechung. Man rechnet mit etwa zwei Milliarden TV-Zuschauer für das Großereignis in Rom.

Die deutschsprachigen Medien

Papst Benedikt XVI. habe seinen Vorgänger Johannes Paul II. „in einer bewegenden Predigt selig gesprochen", schreibt das Hamburger Abendblatt. „Das Jahrhundert Lenins, Stalins, Hitlers oder Maos hatte Johannes Paul II. als eine Gestalt von einem anderen Stern bereichert, als ein Mann vom Himmel", schreibt Paul Badde in der Welt. „Auge in Auge mit dem Vorgänger" fasst die Süddeutsche Zeitung an diesem Montag die Seligsprechung zusammen. „Polen feiern „ihren" Papst", titelt Focus-Online am Sonntag ihren Beitrag zu Feier in Rom. Die katholische Kirche tue gut daran, „das Ansehen des verstorbenen Kirchenführers zu wahren", schreibt die FAZ. Die Online-Ausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung" geht hingegen auch auf die kritischen Stimmen ein, die das schnelle Verfahren sowie das Pontifikat Johannes Paul II. kritisiert haben. (rv)

Vatikan/Australien: Bischof suspendiert

Papst Benedikt XVI. hat Bischof William M. Morris die pastorale Leitung des Bistums Toowoomba entzogen. Das teilte der Pressesaal an diesem Montag mit. Bischof Morris hatte sich 2006 in einem Hirtenbrief für die Priesterweihe für verheiratete Männer und für Frauen ausgesprochen. Am Sonntag hatte er allerdings erklärt, er sei missverstanden worden. Er wolle nicht „die Gemeinschaft mit der Kirche" brechen, so Morris. Über die Entscheidung des Papstes gab der Vatikan nichts Weiteres bekannt. (rv)

Vatikan/Spanien: Kardinal Garcia-Gasco verstorben

Kardinal Agustin Garcia-Gasco y Vicente ist am Sonntagmorgen in Rom einem Herzinfarkt erlegen. Der Alterzbischof von Valencia war zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. in die Ewige Stadt gereist, wie Radio Vatikan meldet. In einem Beileidstelegramm an den Erzbischof von Valencia bekundet Papst Benedikt XVI. seine Trauer und sein Gebet für den Verstorbenen. Kardinal Garcia-Gasco y Vicente starb nur wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag. Nach seinem Tod zählt das Kardinalskollegium noch 198 Mitglieder. Von ihnen könnten jedoch nur die 115 unter 80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen. Garcia-Gasco leitete die spanische Erzdiözese von 1992 bis 2009. Im Jahr 2006 war er Gastgeber des Papstes zum Weltfamilientag in seiner Bischofsstadt. Im Jahr danach wurde er zum Kardinal erhoben. (rv)

Zum Verzeichnis der >>Verstorbenen<< Kardinäle seit 1996 und ihren Kurzbiographien.

Die Feier auf dem Petersplatz: Die Pilger feiern ihren Seligen

Während der Seligsprechung auf dem Petersplatz dabei war unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord. Wie war das, dabei zu sein?
„Zunächst einmal war es unglaublich voll. Die Organisatoren haben das Ganze wunderbar im Griff gehabt, aber bei der Masse Menschen in einer Stadt ist das gar nicht so einfach. Ich habe eine würdige aber auch sehr freudige Feier erlebt. Und als Höhepunkt kam genau mit der Seligsprechung auch die Sonne hervor. Augenzwinkernd kann man das also als himmlische Zustimmung deuten. Aber im Ernst, die weltweite Kirche hat gefeiert."
Vor sechs Jahren hat man auf dem Platz ‚santo subito’ gehört, ist die Verehrung für Johannes Paul ungebrochen?
„Zur Seligsprechung gehört die fama sanctitatis, also der Ruf der Seligkeit unter den Gläubigen. Das konnte man heute sehen. Und hören. Da feierte sich die Kirche nicht selber, da haben Hunderttausende einen Gläubigen gefeiert, der für sie Vorbild im Glauben und ein großer Verkündiger war. Und der nun als Seliger verehrt wird. Das Andenken und die Verehrung für diesen Papst ist vielleicht nicht mehr von den emotionalen Momenten seines Todes und den letzten ausdrucksstarken Lebensjahren geprägt, man sieht jetzt wieder auf das ganze Leben des Papstes, aber die Verehrung ist ungebrochen. Und das ‚santo subito’ war auch heute wieder zu hören."
Hier vor dem Radio hat man Jubel und Applaus gehört und aus dem Fenster können wir die Menschenmassen sehen, wie hat sich das auf dem Platz von einer der anderen kirchlichen Großevents unterschieden.
„Die Menschen haben einen Seligen gefeiert. Da war wenig Festivalcharakter oder Geschiebe, es wurde gebetet und gefeiert. Die Stille, die bei Papstgottesdiensten mittlerweile ein fixes Element ist, war besonders beeindruckend. Die Menge, so divers und müde sie auch war, sie hat dort Gottesdienst gefeiert."
Von den angereisten Pilgern konnten ja nicht alle auf dem Platz oder auch nur auf der Straße zum Petersdom dabei sein.
„Es gab jede Menge Menschen, die nichts sehen und kaum etwas hören konnten. Und doch waren sie dabei. Wie mir ein Techniker nachher sagte: Hier kann man Glauben sehen." (rv)

„Habemus Beatum!“

Mehr als eine Million Menschen haben an diesem Sonntag die Seligsprechung Johannes Pauls II. am Petersplatz gefeiert. Dicht gedrängt standen die Menschen vom Petersplatz zurück bis hinter die Engelsburg.
„Habt keine Angst!", unter diesem zum Leitwort gewordenen Satz aus der ersten Ansprache Johannes Pauls II. stand die gesamte Feier. Und um 10.37 Uhr war es dann soweit: Zu Beginn der Messfeier, nachdem der Generalvikar für das Bistum Rom, Kardinal Agostino Vallini, den Papst offiziell um die Seligsprechung gebeten und eine Vita des 2005 verstorbenen Papstes vorgelesen hatte, nahm Benedikt XVI. die Seligsprechung vor.
„Wir haben den Wunsch unseres Mitbruders Agostio Vallini entgegengenommen, unseres Generalvikars für das Bistum Rom, und von vielen anderen Brüdern im Bischofsamt und von vielen Gläubigen. Nachdem wir die Meinung der Kongregation für die Heiligsprechungen angehört haben, erlauben wir nun mit unserer apostolischen Autorität, dass der verehrungswürdige Diener Gottes Papst Johannes Paul II. von jetzt an selig genannt werden darf und dass sein Gedenktag an den Orsten und nach den Weisen, die das Kirchenrecht festgesetzt hat, jährlich am 22. Oktober gefeiert wird."
Rund 16 Staatschefs haben an der Seligsprechung teilgenommen, darunter Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der ehemalige Staatspräsident Polens, Lech Walesa, sowie der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, der wegen des Vorwurfs der Menschenrechtsverbrechen für seinen Besuch ein EU-Einreiseverbot umgehen musste. Überraschend ist auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nach Rom gekommen. Ebenso nahmen Mitglieder europäischer Königshäuser wie Spaniens Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia an der Messe teil.
Die Polizei hat den Vatikan und die römische Innenstadt kilometerweit abgeriegelt. Hubschrauber haben den Flugraum überwacht, Polizeiboote haben auf dem nahe gelegenen Tiber patrouilliert. Tausende Pilger, viele von ihnen aus Polen, hatten die Nacht in Schlafsäcken unter den Tiber-Brücken und auf den umliegenden Plätzen und Straßen verbracht, bis der Petersplatz in den frühen Morgenstunden seine Tore bereits eine Stunde als geplant öffnete, weil der Andrang einfach zu groß war.
Nach Feier der Messe verehrte Papst Benedikt seinen Vorgänger an dessen Sarg, der für diesen Tag in der Petersbasilika aufgebart wurde. Danach haben auch die Gläubigen die Gelegenheit, ihre Verehrung dort auszudrücken. (rv)