Guatemala: Kardinal Quezada Toruno feiert 80. Geburtstag

Rodolfo Kardinal Quezada Toruno feiert heute seinen 80. Geburtstag. Der emeritierte Erzbischof von Guatemala wurde im Oktober 2003 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben und verliert mit seinem Geburtstag das aktive Wahlrecht bei einem künftigen Konklave. Somit haben 124 der 213 lebenden Kardinäle das Recht an einer Papstwahl teilzunehmen. (vh)

Italien: Kardinal Bagnasco bleibt Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz

Der Papst hat Kardinal Angelo Bagnasco als Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz bestätigt. Das teilte der Vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch mit. Bagnasco ist Erzbischof von Genua. Der Präsident der Italienischen Bischofskonferenz wird vom Papst ernannt, da dieser Primas von Italien ist. Benedikt XVI. hat an diesem Mittwoch darüber hinaus einen neuen Sekretär für das Kardinalskollegium ernannt. Es handelt sich um Erzbischof Lorenzo Baldisseri, Sekretär der Bischofskongregation. Außerdem gab der Vatikan an diesem Mittwoch bekannt, dass Kardinal Reinhard Marx Mitglied der Ostkirchenkongregation wird, ebenso wie Kardinal Angelo Scola von Mailand, Kurienkardinal Marc Ouellet und Erzbischof André Vingt-Trois von Paris. (rv)

Italien: Verarmung der Medienlandschaft

Italiens Medienlandschaft droht eine weitere Verarmung und noch mehr Show statt Information. Das fürchten Exponenten katholischer Medien. Einige von ihnen haben – zusammen mit kleineren säkularen Medien – nun an das italienische Staatsfernsehen RAI einen offenen Brief geschrieben, in dem sie gegen die geplante Schließung mehrerer Korrespondentenbüros in Entwicklungsländern protestieren. Der Direktor der katholischen Tageszeitung Avvenire, Marco Tarquinio, sagte uns:

„Wir beobachten in der italienischen Medienlandschaft insgesamt, dass die Fähigkeit dramatisch abnimmt, den Italienern über die großen Vorgänge in der Welt die Augen zu öffnen. Das gilt für Fernsehen, Print und Radio gleichermaßen. Wir sind in einem Land, das eine Art Abrüstung der Information über die Welt betreibt. Wären da nicht die katholischen Medien, würde da schon jetzt eine große Lücke klaffen."

Besonders kritisiert der Leiter von Avvenire, dass die RAI zwar einerseits finanzielle Gründe für die Schließung von Auslandsbüros geltend macht, für Unterhaltungsprogramm aber jederzeit Geld findet.

„Mit Blick auf die nachrichtliche Information der RAI besonders aus den Entwicklungsländern habe ich schon mehrmals darauf verwiesen, wie hoch die Honorare sind, die der Staatssender den „großen Fernseh-Stars" zahlt. Dieses Ungleichgewicht ist nicht gerecht. Wir leben aktuell in einer Zeit hoher Opferbereitschaft in unserem Land. Zu hören, dass die RAI Hunderttausende Euro für Auftritte ausgibt, die vielleicht irgendwie ihren Sinn haben, aber nichts Substantielles hinzufügen, spricht für sich selbst, und sicher nicht im Positiven."

Das Medienangebot der RAI wird immer seichter, lokale Chronik-Berichte verdrängen Nachrichten aus der Welt, beklagt der Avvenire-Mann.

„Die Wirklichkeit der Chronik, des Klatsch-Journalismus und der Neuigkeiten aus der Glamour-Welt ist die große bunte Lawine, die dazu beiträgt, grundlegende Fragen aus den Augen zu verlieren. Fragen wie die nach dem wirtschaftlichen Gleichgewicht der Welt, nach den großen Themen der Lebensethik, die daraus entstehen, die Frage der zerstörung von Arbeitsplätzen. Diese Krise hat allein in der industrialisierten Welt schon 30 Millionen Arbeitsplätze gekostet. Das sind die Themen, die ich bevorzugen würde." (rv)

Aktenzeichen: Enzyklika „Mit brennender Sorge“

Vor 75 Jahren veröffentlichte Papst Pius XI. seine Enzyklika an die Deutschen. Papst Pius XI. wandte sich ab 1931 erstmals per Radio aus dem Vatikan direkt an die Menschen. Noch herrschte Frieden auf der Welt. Aber es sollte nicht mehr lange dauern bis zur Katastrophe des 2. Weltkrieges. In der Tat: 1933 kam Adolf Hitler zur Macht, im Vatikan sah man mit zunehmender Sorge auf das dumpfe Geschehen in Berlin. Papst Pius XI. und sein Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli – langjähriger Nuntius in Deutschland – trugen immer schwerer die Last einer großen Verantwortung.

„Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten Wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes, dem St. Bonifatius einst die Licht- und Frohbotschaft von Christus und dem Reiche Gottes gebracht hat."

Es ist in diesen Tagen 75 Jahre her, dass Papst Pius XI. sich mit diesen Worten an alle deutschen Katholiken wandte. „Mit brennender Sorge" ist die erste und bisher einzige Enzyklika in deutscher Sprache. Lange hatten fünf deutsche Bischöfe und der Papst darum gerungen, in welcher Form und mit welchen Inhalten es klug und richtig sei, in aller Öffentlichkeit die Rechte der deutschen Katholiken gegenüber dem nationalsozialistischen Staat einzuklagen. Die Enzyklika trug die Handschrift Eugenio Pacellis und Kardinal Michael Faulhabers. Alle diplomatischen Bemühungen hatten nichts erbracht.

Diese Enzyklika vom Passionssonntag 1937 sollten sich alle diejenigen zu Gemüte führen, die es sich angewöhnt haben, die katholische Kirche anzuklagen, man habe damals nichts und zu wenig gegen den Nationalsozialismus unternommen. Natürlich blieb der Kirche keine andere Basis als die der geistig-geistlichen Auseinandersetzung mit dieser christusfeindlichen Ideologie. Sie nutzte aber auch alle Möglichkeiten, die den Konkordatspartnern offenstanden. Drei Bände umfassten allein die Briefe zwischen 1934 und 1936, die Nuntius Pacelli, der spätere Pius XII., an die deutsche Seite in Berlin richtete. Und dabei war eine der ersten und wichtigsten Forderungen Pacellis, die Freiheit der Katholischen Presse. Später kamen alle Bereiche hinzu, in denen die Rechte einer freien Religionsausübung und grundsätzliche Menschenrechte verletzt wurden. Dass dies alles mit scheinbar leiser Stimme geschah, lag am Charakter diplomatischer Beziehungen, aber auch an der alles überdröhnenden nationalsozialistischen Propaganda. Wohl auch deshalb stellte Nuntius Pacelli allen deutschen Bischöfen seine Korrespondenz mit der Reichsregierung zu. Der Grat war schmal zwischen Einmischung in staatliche Angelegenheiten und dem Bestehen auf kirchlichen Belangen. Deshalb gilt für die Enzyklika "Mit brennender Sorge":

„Die Enzyklika blieb ein geistliches Wort…. Die Beschreibung, die das politische System Deutschlands in der Enzyklika fand, war zugleich seine Verurteilung. Es war vertragsbrüchig, kirchenfeindlich, verletzte Rechte und Menschenwürde, Freiheit der Religion und des Gewissens, vergötzte Rasse, Volk, Staat und Führer."

14. März 1937 unterschrieben, wurde der Brief bereits am darauffolgenden Sonntag in allen deutschen katholischen Kirchen verlesen. Viele Priester verschlossen ihn, um ganz sicher zu gehen, nach Erhalt im Tabernakel in der Kirche. Keiner der Priester hat sich geweigert, den recht langen Text zu verlesen. Die Berichte über die Wirkung der Enzyklika betonen den tiefen Eindruck, den die Verlesung bei den Zuhörern hinterließ. Die Enzyklika war „bei weitem das Schärfste, was eine souveräne Instanz in Ausübung ihres Amtes über das Dritte Reich bisher öffentlich ausgesprochen hat..

Nicht zufällig wurden aber noch zwei andere totalitäre Systeme in den gleichen Tagen angeprangert. In „Divini Redemptoris" klagte Pius XI. den leninistisch-stalinistischen Kommunismus an, unterschrieben am 19. März 1937, und am 28. März richtete sich der Papst an die Kirche in Mexiko (Firmissimam constanziam), die schwer unter ihren antichristlichen Machthabern zu leiden hatte. Diese drei Enzykliken zusammen waren das Kernstück der Lehramtlichen Aussagen gegenüber den totalitären Systemen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Es hat etwas Tragisches an sich, dass die deutsche Bischofskonferenz zwar von Rom klare Worte erwartete, selbst aber durch Uneinigkeit gelähmt war. Das betraf aber niemals die generelle Analyse, dass dieses Regime kirchenfeindlich war, sondern die sehr verschiedenen Vorstellungen, wie damit seelsorglich und öffentlich umzugehen sei. Jeder Vorschlag einzelner Bischöfe wurde von anderen nicht akzeptiert und damit wieder lahm gelegt. Die Angst, dass durch weitere Worte im Stil der Enzyklika „Mit brennender Sorge", der Hass der Nationalsozialisten ins Irrationale gesteigert werde, war allenthalben groß und nicht unberechtigt. Die Sittlichkeitsprozesse gegen Priester und Ordensleute gaben Anlass zu schlimmen Befürchtungen. Es zeigte sich Hass gegen die Kirche auch in unteren Parteiorganisationen. Dies beweisen nicht nur die zahlreichen Kreuzfrevel dieser Zeit, sondern auch eine Vielzahl anderer Aktionen. An die Tür des Bischofs von Eichstätt schmierte man: "Schurken, schwarze Brut, Schweinehunde, Volksverhetzer, Römlinge.

„Hängt die Juden, stellt die Schwarzen an die Wand" – das war Repertoire nationalsozialistischer Hetze. Die Zeugnisse dieser Art ließen sich fortsetzen. Aber es waren ja nicht nur Worte. Über eintausend Priester und Ordensleute starben in Gefängnissen und im KZ. Zehntausende litten wegen ihres christlichen Bekenntnisses und wurden umgebracht. All das hatte 1937 bereits seinen Anfang genommen und wurde in den folgenden acht Jahren bittere Realität.

‚Mit brennender Sorge’ verurteilt nicht nur die Kirchenverfolgung in Deutschland, sondern auch das Neuheidentum der nationalsozialistischen Theorien, die Vergötterung des Staates und den Gebrauch von Rasse und Blutlinien, um den menschlichen Wert zu bestimmen.

Sie sagt:
„Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben und einer solchem Glauben entsprechenden Lebensauffassung entfernt."

Eine Stelle ist insbesondere ein offensichtlicher Schlag gegen Hitler und den Nationalsozialismus:
„Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen Gott, von einer nationalen Religion zu sprechen, können den Wahnversuch unternehmen, Gott, den Schöpfer aller Welt, den König und Gesetzgeber aller Völker, vor dessen Größe die Nationen klein sind wie Tropfen am Wassereimer, in die Grenze eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen."

Die Enzyklika schließt mit dem Satz: „Dann – das sind Wir gewiss – werden die Feinde der Kirche, die ihre Stunde gekommen wähnen, bald erkennen, dass sie zu früh gejubelt haben." Die Nationalsozialisten konfiszierten alle verfügbaren Ausgaben der Enzyklika, verhafteten die Drucker, welche die Texte herstellten und beschlagnahmten ihre Druckerei. Die Verteiler der Enzyklika wurden verhaftet. Zahlungen, die Deutschland unter dem Konkordat an die Kirche leisten sollte, wurden reduziert. Verschiedene Priester wurden mit fabrizierten Anklagen, Devisenvergehen oder moralischer Verfehlungen angeklagt.

Im Mai des gleichen Jahres zitierte eine Schweizer Zeitung Adolg Hitler mit den Worten:

„Das Dritte Reich sehnt sich nicht nach einem Modus vivendi mit der katholischen Kirche, sondern nach ihrer Zerstörung mit Lügen und Unehre, um einer deutschen Kirche Platz zu machen, in der die deutsche Rasse verherrlicht wird."

Von diesem Zeitpunkt an betrachteten die Nationalsozialisten Papst Pius XI. als ihren Feind.

Aus diesem Wissen und dunkler Ahnung heraus sagt Pius XI. zum Schluss seiner Enzyklika: „Jedes Wort dieses Sendschreibens haben Wir abgewogen auf der Waage der Wahrheit und zugleich der Liebe. Weder wollten Wir durch unzeitgemäßes Schweigen mitschuldig werden an der mangelnden Aufklärung, noch durch unnötige Strenge an der Herzensverhärtung irgend eines von denen, die Unserer Hirtenverantwortung unterstehen und denen Unsere Hirtenliebe deshalb nicht weniger gilt, weil sie zur Zeit Wege des Irrtums und des Fremdseins wandeln."

‚Mit brennender Sorge’ verurteilte nicht nur die Kirchenverfolgung in Deutschland, sondern auch das Neuheidentum der nationalsozialistischen Theorien, die Vergötterung des Staates und den Gebrauch von Rasse und Blutlinien, um den menschlichen Wert zu bestimmen.

Soviel zur Enzyklika „Mit brennender Sorge"

Eugenio Pacelli wurde am 2. März 1939, seinem 63. Geburtstag, als Nachfolger von Pius XI. zum Papst gewählt. Das NS-Regime sandte als eine von sehr wenigen Regierungen keine Delegation zur Amtseinführung des neuen Papstes. Gleich zu Beginn seines Pontifikats wurde Pius XII. mit der Kriegsgefahr konfrontiert. Am 15. März brach Hitler das Münchner Abkommen. Der Angriff auf Polen – der Beginn des 2. Weltkrieges – stand vor der Tür. Pius XII. hielt an der politischen Neutralität fest und erklärte in seiner legendären Rundfunkrede im Radio Vatikan am 31. August 1939:

„Mit dem Frieden ist nichts verloren, aber alles kann mit dem Krieg verloren werden".

Wie sein Vorgänger Benedikt XV. im Ersten, so veröffentlichte Pius XII. im Zweiten Weltkrieg hunderte von Friedensappellen – sie gingen im Donner des Kriegsgeschehens und der Totenstille der Konzentrationslager unter. Die unzähligen Hilfsaktionen des Vatikan ebenso. Sie kamen und kommen erst allmählich ans Tageslicht der Historie. Umso mehr beeindrucken sie. (rv)

Kardinal Ouellet als Papstgesandter bei der Heilig-Rock-Wallfahrt

Kardinal Marc Ouellet wird den Papst bei der Eröffnungszeremonie der kommenden Heilig-Rock-Wallfahrt am 13. April in Trier vertreten. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Samstag mit. Kardinal Ouellet ist Präfekt der Bischofskongregation. Das Leitwort der Wallfahrt 2012 lautet „Und führe zusammen, was getrennt ist". Erstmals wird auch die Evangelische Kirche im Rheinland sich an der Heilig-Rock-Wallfahrt beteiligen. Die Wallfahrt erinnert an den 500. Jahrestag der ersten öffentlichen Zurschaustellung der Reliquie, die als Leibrock Christi gilt. Der Leibrock, den Jesus bei der Kreuzigung getragen haben soll, soll der Überlieferung nach durch die Heilige Helena, Mutter des Kaisers Konstantin, nach Trier gebracht worden sein. (rv)

Benedikt XVI. bedankt sich beim Exerzitienmeister

Papst Benedikt XVI. hat sich bei Kardinal Laurent Monsengwo für die Meditationen bei den Fastenexerzitien bedankt. Der afrikanische Erzbischof hatte den einwöchigen geistlichen Rückzug des Papstes und der Kurie geleitet, der an diesem Samstag zu Ende ging.

„Mit großer exegetischer Kompetenz und spiritueller und seelsorgerlicher Erfahrung haben Sie uns durch diesen, wie soll ich sagen, „großen Garten" des Ersten Johannesbriefs geführt", sagte der Papst in einer kurzen, frei gehaltenen Ansprache am Ende der Exerzitien.

„Und Sie haben Ihre Meditationen gewürzt mit schönen Beispielen, vorwiegend aus Ihrer geliebten afrikanischen Heimat, die uns sehr erfreut und geholfen haben. Ich selbst war besonders beeindruckt von der Geschichte, die Sie über einen Freund erzählten, der im Koma lag und sich wie in einem langen schwarzen Tunnel fühlte, am Ende aber das Licht sehen konnte und von dort eine schöne Musik hörte. Mir kommt das wie eine Parabel für unser Leben vor. Oft fühlen wir uns wie in einem Tunnel in dunkler Nacht, aber aufgrund des Glaubens sehen wir Licht und hören Musik, wir nehmen die Schönheit Gottes wahr, des Himmels und der Erde, des Schöpfergottes und der Kreatur. Und so ist es wahr: Durch die Hoffnung sind wir gerettet."

Das spirituelle Erbe des afrikanischen Kontinents ist „ein großer Reichtum für das Volk Gottes und die ganze Welt, besonders in der Perspektive der Neuevangelisierung", heißt es gleichzeitig in einem Dankesbrief des Papstes an Kardinal Monsengwo. (rv)

Vatikan/UNO: Religionsfreiheit auch im Westen ein Thema

Jeder vierte Mensch auf der Welt wird an der freien Ausübung seiner Religion gehindert: in absoluten Zahlen sind es nach vatikanischen Angaben mehr als 2,2 Milliarden Menschen. Dabei handle es sich um einen steigenden Trend, sagte der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, vor dem UN-Menschenrechtsrat. Auch hätten Terrorakte gegen Christen in Afrika, Asien und dem Nahen Osten stark zugenommen. Ihre Zahl habe sich in sieben Jahren verdreifacht. Gleichzeitig warnt der päpstliche Diplomat im Gespräch mit Radio Vatikan davor, den abnehmenden Grad der Religionsfreiheit in der westlichen Welt aus dem Blick zu verlieren.

„Die Aufmerksamkeit der Medien konzentriert sich, wo es um Religionsfreiheit geht, oft um spektakuläre Fälle in Entwicklungsländern. In solchen Situationen ist die Gewalt sichtbar, dramatisch und gut für Sensationen. Parallel dazu finden wir in den großen und reichen Ländern der Welt eine Tendenz zur Privatisierung der Religion und zur kulturellen Ablehnung, ja mitunter zur offenen Feindseligkeit gegenüber der Wahrnehmung des Rechts auf Religionsfreiheit. Dass religiöse Überzeugungen in der Öffentlichkeit etwas zu sagen haben könnten, wird in eben dieser Öffentlichkeit nur ungern akzeptiert oder rundweg abgelehnt."

Christen, so das Fazit, werden im öffentlichen Leben der säkularisierten Länder zunehmend an den Rand gedrängt. Strategien der Bewusstmachung dieses Phäonems müssen an vielen Ecken ansetzen, sagt Erzbischof Tomasi: Bei der Schulbildung und bei den Medien in erster Linie.

„Dort muss eine korrekte und ausgewogene Information geboten werden über alle Gruppen, die eine Gesellschaft bilden. Der Mangel an Information und an Bildung erleichtert die Manipulierbarkeit der Leute für unmittelbare politische Zwecke, die dann mitunter zur Verfolgung von Gruppen Andersgläubiger führen. Wir müssen aber auch für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen. Nur indem wir Armut in den reichen Nationen verhindern und sicherstellen, dass alle sich in der Verwaltung des öffentlichen Lebens einbringen können, schaffen wir das richtige Ambiente für Religionsfreiheit." (rv)

Kuba: „Willkommen, Pilger der Nächstenliebe!“

Mit einer „Botschaft an alle Kubaner" heißen die Bischöfe den Papst auf ihrer Insel willkommen. Der Besuch am Monatsende erfülle einen „langgehegten Wunsch" von Kubas Katholiken; Benedikt XVI. komme vor allem „in seiner Eigenschaft als Hirte der Weltkirche" und als „Pilger der Nächstenliebe". „Wie wir wissen, ist Nächstenliebe – Caridad – der Name, den die Kubaner der Jungfrau Maria geben", so die Bischöfe wörtlich. Unter diesem Namen habe Unsere Liebe Frau von Cobre, die „virgen de la caridad", Kuba im Lauf seiner Geschichte beschützt. Das Anliegen des Papstes werde es sein, „Gefühle der christlichen Liebe, Barmherzigkeit und Versöhnung unter allen Kubanern zu wecken". Die Bischöfe ermuntern ausdrücklich „alle Gläubigen und das ganze Volk", an den zwei großen Messfeiern Benedikts XVI. in Santiago de Cuba und in Havanna teilzunehmen. Die Katholiken werden gebeten, vor der Ankunft des Papstes auf Kuba drei Tage des Gebets einzulegen. Der erste dieser drei Tage soll der eucharistischen Anbetung, der zweiten dem Fasten und der dritte Werken der Barmherzigkeit gewidmet sein. (rv)

Kardinal Lehmann: Theologe ist ein Anwalt der Gläubigen

Am dritten und vorletzten Tag der Deutschen Bischofskonferenz in Regensburg geht es um die theologische Ausbildung und Forschung. Bei einem Studientag informierten sich die Bischöfe der Konferenz mit der Lage an den 20 theologischen Fakultäten in Deutschland. Dabei kam auch der Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs zur Sprache. Seinen Mitbrüdern gab der Mainzer Kardinal Karl Lehmann bei der Frühmesse am Mittwoch Denkanstöße zum Thema: In seiner Predigt in der Schottenkirche warnte er vor einer künstlichen Trennung von Glaube und Vernunft.

„Religionswissenschaft ist legitim, aber Theologie fragt immer auch nach der Gegenwartsbedeutung der christlichen Botschaft. Der denkende Glaube muss dafür Sorge tragen, dass der konkrete Mensch in der Geschichte bis in alle Lebensbereiche und faktischen Aufenthalte hinein die eigene Mächtigkeit und daseinsverwandelnde Kraft des Glaubens erfahren kann. Die Theologie wird dadurch zum Anwalt des Menschen im Verstehen der Offenbarung. Gerade weil hier Gott spricht, darf mehr und radikaler, gründlicher und kritischer gefragt werden als anderswo."

Theologen agierten weder losgelöst vom Rückhalt der Kirche, noch der Zustimmung und Akzeptanz der Gläubigen. Sie müssten den Willen aufbringen, sich auch korrigieren und weiterführen zu lassen.

„Dabei wird der Theologe, gerade wenn er neue Verstehensversuche schafft, immer daran denken müssen, dass er diese nicht nur in eine grundsätzliche Übereinstimmung mit dem bleibenden Wesen des Glaubens der Kirche bringt, sondern dass er sich bewusst ist, den Menschen der Kirche ein Verständnis anzubieten, das auch seinerseits Zustimmung und Akzeptanz erfährt. Er macht ein Verstehensangebot, ist aber auch hier abhängig vom Einvernehmen der Kirche. Dies gilt nicht nur für das kirchliche Lehramt, sondern auch für den Bezug zum Glaubenssinn der Christen."

Lehmann zitierte den Schweizer Theologen Hans Urs von Balthasar: Manche Fehlentwicklungen rührten daher, dass es in der Moderne „einen kaum mehr zu überwindenden Graben gibt zwischen Theologie und Heiligkeit". (rv)

Das vatikanische Geheimarchiv öffnet sich

Lang vorbereitet, endlich eröffnet: Die große Ausstellung „Lux in Arcana" über das Vatikanische Geheimarchiv in den Kapitolinischen Museen in Rom. 100 der wichtigsten, seltensten, schönsten und kuriosesten Dokumente des päpstlichen Privatarchivs sind zu sehen. Rund zehn davon betreffen den deutschen Sprachraum, darunter besonders Martin Luther. Der Präfekt des Geheimarchivs, Bischof Sergio Pagano:

„In der Ausstellung ist zu sehen das Register, das die Bulle Exsurge domine von 1520 beinhaltet. Damit verurteilte Leo X. die Thesen Luthers. Im selben Register ist auch die Bulle verzeichnet, mit der Luther exkommuniziert wurde. Das ist ein päpstliches Register, also ein schmuckloses Verwaltungsdokument, aber eben mit sehr weitreichenden Folgen. Auch weil die originalen Bullen, die nach Deutschland geschickt wurden, von Luther bekanntlich verbrannt wurden. Das heißt, man kennt nicht den Wortlaut des Textes, außer durch spätere Kopien."

Die reformatorische Kirchenspaltung ist derart bedeutend, dass noch ein weiteres Dokument über Luther in der Ausstellung zu sehen ist: Das Wormser Edikt von Karl V. gegen Martin Luther von 1521, die Verhängung der Reichsacht über Reformator.

Die übrigen Dokumente, die den deutschen Sprachraum betreffen, sind in chronologischer Reihenfolge: Aus dem Jahr 962 das Privilegium Ottonianum von Otto I., eine Bestätigung des Kirchenstaates. Dann das Wormser Konkordat von 1122 zwischen Papst Calixtus II. und Kaiser Heinrich V., das den Investiturstreit über die Einsetzung der Bischöfe beendete. Aus dem Jahr 1164 stammt ein kaiserliches Dokument von Friedrich I. Barbarossa. Es folgen zwei päpstliche Bullen, die deutsche Kaiser betreffen, nämlich aus dem Jahr 1245 die Bulle Papst Innozenz IV. zur Absetzung Kaiser Friedrich II.; und die Bulle Clemens VII. zur Kaiserkrönung von Karl V. aus dem Jahr 1530. Aus dem Jahr 1770 stammt ein Dokument, das Wolfgang Amadeus Mozart betrifft: Die Verleihung des „Goldsporns" an den erst 14-jährigen Musiker. Bischof Pagano:

„Mozart kam nach Rom, für eine Reise mit dem Vater. Berühmt ist, dass er in der Sixtinischen Kapelle das Miserere von Allegri hörte, das er dann Ton für Ton nur vom Hören her niedergeschrieben haben soll. Da der 13jährige so berühmt war, wollte ihn der Papst in Privataudienz empfangen, und dabei verlieh er ihm eine sehr hohe Auszeichnung, den so genannten Goldsporn, mit dem auch ein Titel verbunden war, „Palatin-Graf". Das zeigt die Wertschätzung, die der Papst für den jungen Musiker hat, denn der Goldsporn wurde nur sehr selten verliehen."

Aus dem 1868 stammt ein kleiner handschriftlicher Brief der Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt Sissi, an Papst Pius IX. und aus dem Jahr 1945 schließlich ein ganz unscheinbarer, tragischer Brief, die Frage nach Auskunft über den Verbleib von Edith und Rosa Stein im Zweiten Weltkrieg.

Das Vatikanische Geheimarchiv hat seit jeher die Phantasien beflügelt: Romanciers und Filmregisseure fabrizierten ganze Mystery-Thriller rund um die mutmaßlichen Inhalte oder Nicht-Inhalte der päpstlichen Dokumentesammlung. Die Ausstellung greift das so entstandene Interesse auf und stellt in eigens gedrehten Filmen das Archiv in der Realität vor: Die langen unterirdischen Gänge, die Menschen, die die Archivalien katalogisieren, die Restaurateure, die alte Pergamente in die Zukunft retten.

Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone eröffnete die Ausstellung an diesem Mittwoch. Bei der Vorstellung der großen Schau vor im Juli vergangenen Jahres erklärte er den Zweck der Öffnung:

„Lux in Arcana, ein sehr passender Titel für die Ausstellung: Arcana meint hier nicht „Regierungsgeheimnis", sondern die verborgenen, sehr weitläufigen Räumlichkeiten der Archive, die dazu da sind, die Schätze zu erhalten, die sie bergen. Ich wünsche mir also, dass sich in den sieben Monaten der Ausstellung das Licht ausbreitet und die Archive solcherart erhellt werden, sodass die Besucher die echten Schätze des Vatikanischen Geheimarchivs sehen können. Das sind seine unzähligen Pergamente und Handschriften und Codices, Akte, Dokumente, die von den römischen Päpsten seit nunmehr vier Jahrhunderten dort abgelegt werden, damit sie den Historikern und der Gelehrten zur Verfügung stehen."

Die Ausstellung ist bis zum 9. September in den Kapitolinischen Museen zu sehen. (rv)