Hildegard von Bingen ist eine Ermutigung für Frauen in der Kirche, sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen und die Kirche mitzugestalten. Das meinte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Sonntag bei einem Empfang in Rom nach Hildegards Erhebung zur Kirchenlehrerin. Kurz vor dem 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, dessen theologische Kraft bis heute nichts an Bedeutung verloren habe und mit Leben gefüllt werden müsse, gelte es auch, Hildegards großes theologisches Erbe lebendig zu halten, in die Gegenwart und in das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens" hineinzutragen, so Erzbischof Zollitsch. „Das Konzil als Auftrag und Verpflichtung, den Glauben in die Welt hinein zu tragen, und die mystische Theologie Hildegards helfen uns, keine falsche Trennlinie zwischen Gott und der Welt zu errichten", so Zollitsch wörtlich. „Wir leben in dieser Welt, um als Kirche die Menschen unserer Tage für die frohe Botschaft Gottes aufzuschließen und so dem Auftrag unseres Herrn zu folgen." (rv)
Monat: Oktober 2012
Hildegard von Bingen ist Kirchenlehrerin
Die hl. Hildegard von Bingen ist zur Kirchenlehrerin erhoben. Der Papst proklamierte die Äbtissin und Visionärin des 12. Jahrhunderts sowie den hl. Johannes von Avila auf dem Petersplatz feierlich zu „Ecclesiae Universalis doctores". Er tat dies am Sonntag, umgeben von mehreren hundert Bischöfen, bei einer Messfeier zur Eröffnung einer vatikanischen Bischofssynode zum Thema Neuevangelisierung. Eine riesige Darstellung Hildegards – sie ist die erste deutsche Kirchenlehrerin – sowie eine weitere des Johannes von Avila, eines Priesters aus dem 16. Jahrhundert, hing während der Feier von der Fassade des Petersdomes herab. In seiner Predigt warb Benedikt XVI. für das christliche Bild von Ehe und Familie. Die rheinhessische Mystikerin und neue Kirchenlehrerin würdigte er als „eine Frau von lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität". Hildegard ist erst die vierte Frau, die zur Kirchenlehrerin erklärt wird. Insgesamt gibt es etwa drei Dutzend herausragende Christen, die den Titel Kirchenlehrer tragen.
„Laudes Regiae": Es ist eine Liturgie aus dem Frankenreich, mit der die Feier auf der „Piazza San Pietro" startet. Papst Benedikt und die über zweihundert Väter der Bischofssynode, darunter fast fünfzig Kardinäle und mehrere Patriarchen, tragen grüne Messgewänder; insgesamt konzelebrieren über vierhundert Priester. Die Bischofskonferenzen Deutschlands und Spaniens sind mit 75 Bischöfen vertreten, allerdings ist der Petersplatz nur halbvoll – wie oft im Oktober. Dabei sind aus Spanien und auch aus Deutschland viele Pilger eigens angereist. In der Litanei wird unter den Kirchenlehrerinnen erstmals auch die eigenwillige Hildegard von Bingen angerufen, die überhaupt erst im Frühjahr dieses Jahres, nach über achthundert Jahren Wartezeit, in die offizielle Heiligenliste aufgenommen worden ist.
Erste Kirchenlehrerin aus Deutschland
„Johannes von Avila und Hildegard von Bingen haben vor allem auf Gott gehört", erklärt der Präfekt der Heiligenkongregation, Kardinal Angelo Amato, in einer kurzen Ansprache. „Sie haben Gottes Wirken in der Geschichte der Welt in seiner Tiefe wahrgenommen und mit Leidenschaft und Intelligenz neue Horizonte der ewigen, geoffenbarten Schönheit erkundet." Zwei Frauen verlesen die Biografien der neuen Kirchenlehrer; Hildegard wird von der Äbtissin der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Eibingen, Clementia Killewald, vorgestellt. Das Kloster ist 1165 von Hildegard gegründet worden.Dann erheben sich alle, und Papst Benedikt XVI. spricht – als einziger sitzend – die lateinische Formel der Proklamation von zwei Kirchenlehrern. Damit ist die Autorin des Visionsbuches „Scivias", die im 12. Jahrhundert Kaisern und Klerikern die Stirn bot, die erste Kirchenlehrerin aus Deutschland. Der einzige weitere deutsche Kirchenlehrer ist Albertus Magnus.
In seiner Predigt konzentriert sich der Heilige Vater vor allem auf das Thema Neuevangelisierung, dem sich die „XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode" verschrieben hat; die eigentlichen Arbeiten und Beratungen dazu starten am Montag im Vatikan. „Die Kirche existiert, um zu evangelisieren… Auch in unserer Zeit hat der Heilige Geist in der Kirche einen neuen Elan, die Frohe Botschaft zu verkündigen, erzeugt – eine geistliche und pastorale Dynamik, die ihren umfassendsten Ausdruck und ihren maßgeblichsten Impuls im Zweiten Vatikanischen Konzil gefunden hat." Das Konzil wurde am 11. Oktober vor genau fünfzig Jahren eröffnet; Benedikt will am exakten Jahrestag, der auf den Donnerstag fällt, von den Synodenvätern umgeben ein eigenes „Jahr des Glaubens" beginnen.
„Ehe ist in sich ein Evangelium"
„Die neue Evangelisierung richtet sich hauptsächlich an die Menschen, die zwar getauft sind, sich aber von der Kirche entfernt haben und in ihrem Leben keine Beziehung zur christlichen Praxis haben. Die Synodenversammlung (will) in jenen Menschen eine neue Begegnung mit dem Herrn begünstigen, der allein dem Leben einen tiefen Sinn verleiht und es mit Frieden erfüllt; um die Wiederentdeckung des Glaubens zu fördern, der eine Quelle der Gnade ist, die Freude und Hoffnung in das persönliche, familiäre und gesellschaftliche Leben trägt."
Etwas überraschend kommt der Papst in seiner Predigt auf das Thema Ehe und Familie zu sprechen. Er wolle eine „vielleicht nicht voll zur Geltung gebrachte Wahrheit deutlicher ins Bewußtsein rufen":
„Die Ehe ist in sich ein Evangelium, eine Frohe Botschaft für die Welt von heute und besonders für die entchristlichte Welt. Die Vereinigung von Mann und Frau, durch die sie „ein Fleisch" werden in der Liebe, in der fruchtbaren und unauflösbaren Liebe, ist ein Zeichen, das mit Nachdruck von Gott spricht, mit einer Beredsamkeit, die in unseren Tagen noch gewichtiger geworden ist, weil die Ehe leider gerade in den seit alten Zeiten evangelisierten Gebieten jetzt aus verschiedenen Gründen eine tiefe Krise durchmacht. Und das ist kein Zufall."
Die Ehe sei in tiefer Weise „an den Glauben gebunden", sie fuße auf einer vom dreifaltigen Gott kommenden Gnade. „Heute können wir im Kontrast zu der schmerzlichen Wirklichkeit so vieler Ehen, die leider schlecht ausgehen, die ganze Wahrheit dieser Aussage erfassen. Es besteht eine offenkundige Entsprechung zwischen der Krise des Glaubens und der Krise der Ehe. Und wie die Kirche seit langem behauptet und bezeugt, ist die Ehe berufen, nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt der neuen Evangelisierung zu sein."
„Hildegard – Patronin des guten Rates"
Mit Verve erinnert der Papst auch an die vom Konzil neu in Erinnerung gerufene „allgemeine Berufung zur Heiligkeit". Die Heiligen seien „die wahren Protagonisten der Evangelisierung in all ihren Ausdrucksformen". Ihre Sprache – „die der Liebe und der Wahrheit" – sei „allen Menschen guten Willens verständlich". Benedikt würdigt zunächst den heiligen Johannes von Avila, einen Ordenspriester, der in Südspanien missionierte und übrigens auch unliebsame Bekanntschaft mit der Inquisition machte. Er sei „von einem brennenden missionarischen Geist erfüllt" gewesen. Dann kommt Benedikt auf die neue Kirchenlehrerin zu sprechen:
„Die heilige Hildegard von Bingen, eine bedeutende weibliche Gestalt des 12. Jahrhunderts, hat ihren wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit geleistet, indem sie ihre von Gott erhaltenen Gaben zur Geltung brachte, wobei sie sich als eine Frau von lebhafter Intelligenz, tiefer Sensibilität und anerkannter geistlicher Autorität erwies. Der Herr schenkte ihr einen prophetischen Geist und eine leidenschaftliche Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu unterscheiden. Hildegard besaß eine ausgeprägte Liebe zur Schöpfung und beschäftigte sich mit Medizin, Dichtung und Musik. Vor allem bewahrte sie immer eine große und treue Liebe zu Christus und seiner Kirche."
Eine Würdigung Hildegard aus dem Mund ihres Landsmannes auf dem Stuhl Petri gibt es später dann auch noch mal auf deutsch: als der Papst zum Abschluß der Messe den „Engel des Herrn" betet.
„Einen frohen Gruß richte ich an die vielen Gäste aus den Ländern deutscher Sprache. Mit der heiligen Messe heute morgen habe ich die 13. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode mit dem Thema „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens" eröffnet. Als Vorbilder für die Weitergabe des Glaubens begleiten uns die beiden neuen Kirchenlehrer: Johannes von Avila und Hildegard von Bingen. Johannes beschreibt die Nachfolge Christi als ein inneres Voranschreiten, das sich auf das persönliche Gebet und die Einübung der Tugenden stützt. Hildegard ist eine Patronin des guten Rates. Sie setzt ihr großes Wissen ein, um Menschen zu helfen, mehr im Einklang mit Gott, unserem Schöpfer und Erlöser, zu leben. Begleiten auch wir mit unserem Gebet diese Synodenversammlung und bitten wir, daß der Heilige Geist uns führe auf allen Wegen!"
Für das am Donnerstag startende Glaubensjahr empfahl Papst Benedikt in seiner Angelus-Ansprache ein häufigeres Beten des Rosenkranzes in den Familien. (rv)
Eineinhalb Jahre Haft für Paolo Gabriele
Der frühere päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele ist vom vatikanischen Gericht zu anderthalb Jahren Haft und zur Übernahme der Prozesskosten verurteilt worden. Richter Giuseppe della Torre blieb damit am Samstag unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die drei Jahre wegen schweren Diebstahls gefordert hatte. Dagegen hatte Gabrieles Verteidigerin Cristina Arru auf einfache „Veruntreuung", für die ein wesentlich geringeres Strafmaß vorgesehen wäre, plädiert. Gabriele selbst betonte in seinem Schlusswort, er habe aus „Liebe zur Kirche und zum Papst" gehandelt und fühle sich nicht als Dieb. Die Anwältin des Angeklagten zeigte sich nach dem Urteilsspruch zufrieden über dessen „Ausgewogenheit". Wie Pater Lombardi, der Pressesprecher des Vatikans, in seinem Briefing für die Journalisten mitteilte, hätten die Richter beim Urteilsspruch große Milde walten lassen:
„Die Richter sind auf Basis des vatikanischen Strafrechts Zanardelli vorgegangen, und sind zu dem Schluss gekommen, drei Jahre wäre das angemessene Strafmaß für das Vergehen gewesen. Dann haben sie jedoch ein Gesetz von Paul VI. angewandt, das Strafminderung in bestimmten Fällen vorsieht. In diesem Fall ist die Strafe halbiert worden, also eine großmütige Reduzierung. Die Milderungsumstände waren das bisherige Fehlen von strafrechtlichen Verurteilungen, ein bis zu den Diebstählen unfehlbares Dienstzeugnis, das subjektive, wenn auch irrige Empfinden des Gabriele, der Kirche helfen zu wollen und die Reue darüber, das Vertrauen des Papstes missbraucht zu haben."
Der Justizpromotor habe nun veranlasst, dass Gabriele nach Hause in seinen so genannten „Hausarrest" zurückkehre, und nun laufe die Frist von drei Tagen, innerhalb derer bekannt gegeben werden muss, ob die Absicht bestehe, Einspruch einzulegen. Der Papst, so Lombardi weiter, habe nun alle Elemente in der Hand, um eine eventuelle Begnadigung auszusprechen. Lombardi:
„Ich kann sagen, dass die Möglichkeit der Begnadigung sehr konkret und auch wahrscheinlich ist, aber ich kann natürlich nichts über einen Zeitrahmen oder Modalitäten sagen. Der Papst wird nun die Unterlagen studieren. Höchst wahrscheinlich denkt er an eine Begnadigung, das kann ich sagen, ohne zu fürchten, dass ich ins Unrecht gesetzt werde."
Der Prozess gegen den wegen Beihilfe Mitangeklagten Claudio Sciarpelletti wird in einem eigenen Verfahren verhandelt werden. Er werde wohl nach der großen Bischofssynode, die in diesen Tagen im Vatikan beginnt und den gesamten Monat dauern werde, aufgenommen. Lombardi würdigte die Schnelligkeit und Gradlinigkeit, mit der der Prozess geführt worden sei:
„Ich habe feststellen können, dass das Vatikantribunal von den anderen Autoritäten im Vatikanstaat komplett unabhängig ist. Gleichfalls habe ich einen großen Respekt seitens des Staatssekretariats beobachtet; es wurde keinerlei Druck auf das Gericht ausgeübt oder in irgendeiner Weise die Verhandlung beeinflusst. Das war meines Erachtens ein wunderbares Beispiel für Gewaltenteilung, mit der dieser Prozess durchgeführt wurde."
Die Schnelligkeit, mit der dieser Prozess abgeschlossen worden sei, sei sicherlich auch dadurch ermöglicht worden, dass nach vatikanischem Strafrecht die Untersuchungsergebnisse direkt im Prozess eingebracht werden könnten, ohne für den Prozess eine neue Beweisführung zusammenstellen zu müssen. Die Strafe sei von den Parteien als gerecht empfunden worden, und, ohne sich im Einzelnen zum Strafmaß zu äußern, meinte Lombardi, die großzügige Reduzierung des Strafmaßes sei sicherlich ein Beweis für die Menschlichkeit des vatikanischen Strafsystems gewesen.
Rasche Prozessabwicklung
Der Prozess gegen Gabriele war am Samstag vor einer Woche eröffnet worden. Der Angeklagte hat gestanden, vertrauliche Dokumente des Papstes entwendet, kopiert und an den Journalisten Gianluigi Nuzzi weitergegeben zu haben. Mittäter gebe es nicht. Auch Geld habe er nicht erhalten. Den Vorwurf des „schweren Diebstahls" wies Gabriele zurück. Schuldig sei er allein gegenüber dem Papst, den er verraten habe, erklärte er vor Gericht. Als Motiv für seine Tat nannte er Unbehagen über Missstände an der Kurie. Von dem in seiner Wohnung sichergestellten Scheck über 100.000 Euro für Benedikt XVI. sowie von dem Goldstück aus dem päpstlichen Geschenkfundus bestritt er jede Kenntnis. Die kostbare Ausgabe der „Aeneas", die die vatikanische Gendarmerie ebenfalls in seiner Wohnung gefunden hatte, habe er nur seinen Kindern zeigen wollen. Der Wert des Buches sei ihm nicht bewusst gewesen.
Während des Prozesses vernahm das Gericht neun Zeugen, unter ihnen den päpstlichen Privatsekretär Georg Gänswein sowie eine der vier Ordensschwestern, die den Haushalt des Papstes führen. Gänswein gab an, bis kurz vor der Verhaftung des Kammerdieners keinerlei Verdacht gegen diesen gehegt zu haben. Die sieben weiteren Zeugen waren vatikanische Gendarmen.
Haft in italienischem Gefängnis
Die Haft muss Gabriele in einem italienischen Gefängnis absitzen. Der Papst als Oberhaupt des Vatikanstaates könnte ihn jedoch begnadigen. Zudem kann Gabriele gegen das Urteil beim vatikanischen Appellationsgerichtshof Berufung einlegen.
Gabriele war am 23. Mai von der vatikanischen Gendarmerie verhaftet worden und verbrachte 59 Tage in Untersuchungshaft in einer vatikanischen Arrestzelle. Die Gendarmerie hatte am gleichen Tag gut 1.000 vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan sowie einige Wertgegenstände aus päpstlichem Besitz in seiner Wohnung sichergestellt. Seit dem 21. Juli steht Gabriele in seiner Wohnung im Vatikan unter Hausarrest. (rv)
Größte Bischofssynode der Neuzeit
Die Bischofssynode, die am Sonntag im Vatikan beginnt, ist die größte in der Neuzeit. Das wurde an diesem Freitag im Vatikan bekannt. Der Generalsekretär der Bischofssynode, Erzbischof Nikola Eterović, stellte den Journalisten Einzelheiten der Großveranstaltung vor, die vom 7. bis zum 28. Oktober dauert und das Thema Neuevangelisierung hat.
„An der 13. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynde werden 262 Synodenväter teilnehmen: Das ist die höchste Zahl in der Geschichte der Synoden. Aus Europa kommen 103, aus Amerika 63, aus Afrika 50, aus Asien 39 und aus Ozeanien sieben. Die Mehrheit der Synodenväter, nämlich 182, ist gewählt worden (…). Unter den Synodenvätern sind sechs Patriarchen, 49 Kardinäle, 71 Erzbischöfe, 120 Bischöfe und vierzehn Priester. 32 Synodenväter sind jeweils Vorsitzende einer Bischofskonferenz, 26 leiten Dikasterien der römischen Kurie. Generalrelator ist Kardinal Donald William Wuerl, Erzbischof von Washington in den USA; Sondersekretär ist Pierre-Marie Carré, Erzbischof von Montpellier in Frankreich."
Die drei „delegierten Präsidenten" der Synode kommen interessanterweise nicht aus den USA oder Europa: Es sind Kardinal John Tong Hon von Hongkong in China, Kardinal Francisco Robles Ortega von Guadalajara in Mexiko und Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya von Kinshasa im Kongo. Erzbischof Eterović nannte an diesem Freitag vor der Presse weitere Zahlen: 45 Experten sind zur Synode geladen und 49 Beobachter.
Anglikanischer Primas hält Vortrag auf Synode
„An den Arbeiten werden auch Brüderliche Delegierte teilnehmen, die fünfzehn Kirchen und kirchliche Gemeinschaften vertreten, welche noch nicht in voller Einheit mit der katholischen Kirche stehen. In dieser Hinsicht ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch der anglikanische Primas, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, im Lauf der Synode das Wort ergreifen wird. Außerdem hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., seine Teilnahme an der feierlichen Eucharistie vom 11. Oktober zugesagt. Diese beiden Personen leisten einen beachtlichen Beitrag zum ökumenischen Inhalt der Synode."
Bartholomaios I. hatte vor vier Jahren bei einer vatikanischen Bischofssynode zum Thema Heilige Schrift als erster griechisch-orthodoxer Patriarch einen Vortrag gehalten. Eingeladen hatte ihn dazu Benedikt XVI. Mit der Eucharistiefeier vom 11. Oktober startet das vom Papst ausgerufene „Jahr des Glaubens". Rowan Williams ist scheidendes Oberhaupt der anglikanischen Weltkirche, er tritt zum Jahresende zurück, die Gespräche über einen Nachfolger laufen derzeit. Er wird sich am Nachmittag des 10. Oktober an die Synode wenden. Eterović verriet, dass es bei der Synode zur Neuevangelisierung drei spezielle Gäste geben soll, von denen zwei aus dem deutschen Sprachraum stammen:
„Als gesondert Eingeladene nehmen an der Synode Bruder Alois teil, der Prior der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, dann Lamar Vest, Leiter der Amerikanischen Bibelgesellschaft und schließlich Werner Arber, Professor für Mikrobiologie in Basel und Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Den Synodenvätern werden in diesen Tagen 32 Assistenten und dreißig Übersetzer zur Hand gehen. Insgesamt nehmen an der Bischofssynode mehr als vierhundert Personen teil."
Schweizer Mikrobiologe spricht über Wissenschaft und Glauben
Der Schweizer Professor Werner Arber – ein reformierter Christ – wird sogar am Freitagnachmittag, dem 12. Oktober, einen Vortrag vor den Synodenvätern halten. Darin geht es um die Beziehung zwischen Wissenschaft und Glauben. Bereits am Dienstagnachmittag, dem 9. Oktober, ist außerdem ein Referat von Kardinal Marc Ouellet angesetzt. Der Kanadier, der die Bischofskongregation leitet, will über die Aufnahme des Schlussdokuments zur Bibelsynode von 2008 berichten.
„Die erwähnten Vorträge dürften Stoff liefern für die freie Diskussion, die am Ende jeder nachmittäglichen Generalkongregation vorgesehen ist."
23 Generalkongregationen – also Aussprachen im Plenarsaal – und acht Sitzungsrunden in insgesamt 12 kleineren Zirkeln, die nach Sprachen aufgeteilt sind: Das wird die Struktur der Synode. Zu Beginn der Arbeiten werden die Synodenväter acht Personen wählen, die die Schlussbotschaft der Synode erstellen sollen. Die Leiter der entsprechenden Kommission sind vom Papst bereits ernannt worden: Erzbischof Claudio Maria Celli vom Päpstlichen Medienrat und Erzbischof Luis Antonio Tagle von Manila auf den Philippinen. Benedikt XVI. wird noch zwei weitere Mitglieder für diese Redaktion der Schlussbotschaft bestimmen.
„Angesichts der Erfahrung mit früheren Bischofssynoden bleibt das Vorgehen im Wesentlichen unverändert: Jeder Synodenvater hat fünf Minuten Zeit, um auf den Generalkongregationen zu sprechen. Während der freien Diskussion von 18 bis 19 Uhr (an den Tagen, an denen die Generalkongregationen tagen, Anm. d. Red.) darf jeder Synodenvater nicht länger als drei Minuten reden – das soll mehr Teilnahme an der Diskussion ermöglichen. Brüderliche Delegierte sowie Beobachter haben hingegen für Wortbeiträge vier Minuten Zeit." (rv)
Keine Gespräche mehr mit der Piusbruderschaft
Die Piusbruderschaft „ist für die Kirche kein Verhandlungspartner, weil es über den Glauben keine Verhandlungen gibt". Das hat der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, in einem Interview mit dem NDR betont. Die Bruderschaft lehnt wichtige Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, unter anderem zur Religionsfreiheit und den Menschenrechten. Der Vatikan hat die Piusbruderschaft aufgefordert, diese Beschlüsse zu akzeptieren, wenn die Bruderschaft wieder ein Teil der Kirche werden will. Mit Blick auf eine mögliche Wiederaufnahme der Traditionalisten sagte Erzbischof Müller: „In einem pastoralen Sinn ist die Tür immer offen". Der Glaubenspräfekt stellte im Gespräch mit NDR Kultur aber klar: „Es gibt keine Ermäßigungen, was den katholischen Glauben angeht, gerade wie er auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil gültig formuliert worden ist. Das Zweite Vatikanische Konzil steht nicht im Gegensatz zur gesamtkirchlichen Tradition, allenfalls im Gegensatz zu mancher falschen Interpretation des katholischen Glaubens." Erzbischof Müller sagte weiter: „Wir können den katholischen Glauben nicht den Verhandlungen preisgeben. Da gibt es keine Kompromisse". Man werde in der Glaubenskongregation in Einheit mit dem Papst nun das weitere Vorgehen beschließen. Den Piusbrüdern läge die Erklärung vor, die sie zu akzeptieren hätten, betonte Müller. Und er fügte an: „Ich glaube, es gibt jetzt keine neuen Gespräche mehr." (rv)
D: Rücktritt der Bischöfe Wanke und Schraml
Papst Benedikt XVI. hat an diesem Montag die Rücktritte von zwei deutschen Bischöfen angenommen. Bischof Joachim Wanke von Erfurt und Wilhelm Schraml von Passau gehen in den Ruhestand. Das gab der vatikanische Pressesaal bekannt. Wanke war 1984 zum Bischof geweiht worden, seit 1994 leitete er das damals neugegründete Bistum Erfurt. Schraml wurde 1984 Weihbischof von Regensburg, seit 2001 war er Bischof von Passau.
Wie das Presseamt der Diözese Erfurt in einer Stellungnahme von diesem Montag bekannt gab, ersuchte Bischof Wanke bereits im Alter von 71 Jahren, also vier Jahre vor dem kanonischen Rücktrittsalter, aus gesundheitlichen Gründen um seinen Rücktritt. Er befinde sich aufgrund einer seit langem bekannten Herzkrankheit in einer labilen gesundheitlichen Situation, die ihn daran hindere, sein bischöfliches Amt wie gewohnt auszuüben, heißt es in der Mitteilung weiter. Der Rücktritt erfolgt im 32. Jahr nach seiner Bischofsweihe. 1994 war Joachim Wanke, zuvor Apostolischer Administrator des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen, von Papst Johannes Paul II. zum ersten Bischof des neu gegründeten Bistums Erfurt ernannt worden. Zahlreich sind die Stimmen, die den langjährigen Einsatz des Bischofs in seinem Bistum und für die Kirche in Deutschland würdigen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dankte Bischof Wanke in einem Brief für dessen Engagement in der Bischofskonferenz. Dabei hob Zollitsch hervor, dass Bischof Wanke mit seinen Ideen, geistlichen Worten, Dialogen und Wegweisungen sein Bistum, die Deutsche Bischofskonferenz selbst sowie die Kirche in Deutschland, auch während der schwierigen Zeiten der Diaspora in der DDR, geprägt habe. Auch sein Beitrag zur Revision der Einheitsübersetzung des Neuen Testaments, die zum Abschluss der letzten Vollversammlung der Bischöfe vorgelegt worden war, wurde gewürdigt. Der Diözesan-Administrator, der die Amtsgeschäfte im Bistum während der Sedisvakanz weiter führen wird, soll bereits an diesem Dienstag durch das Erfurter Domkapitel gewählt werden.
Papst Benedikt XVI. hat heute auch das Rücktrittsgesuch des Bischofs von Passau, Bischof Wilhelm Schraml, angenommen. Gleichzeitig hat der Heilige Vater Bischof Schraml für die Zeit der Vakanz des Bischöflichen Stuhls zum Apostolischen Administrator des Bistums ernannt. Schraml hatte bereits zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2010 sein Rücktrittsgesuch eingereicht, damals hatte der Papst dem altersbedingten Amtsverzicht jedoch nicht entsprochen. Große Veränderungen stieß Schraml noch in diesem Jahr an, indem er die Pfarrseelsorge neu strukturierte. Die bisher 285 Pfarreien und 20 Exposituren werden von derzeit 117 auf künftige 86 Pfarrverbände zusammengefasst. Damit soll die Seelsorge für das nächste Jahrzehnt sichergestellt werden. Schraml ist derzeit in die Vorbereitungen des Internationalen Krankentags der katholischen Kirche im Wallfahrtsort Altötting eingebunden, der im Jahr 2013 stattfinden wird. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass er den emeritierten Bischof erst nach Ende der Vakanz, die dieser selbst noch als Administrator überbrücken wird, ausführlich würdigen werde. (rv)