Die Ermordung einer Lehrerin im nordirakischen Mosul lässt die Ängste der christlichen Minderheit wieder hochkommen. Die chaldäische Christin ist das jüngste Opfer einer ganzen Reihe gezielter Anschläge gegen die schrumpfende christliche Gemeinde. Der prominenteste Fall war die Ermordung des chaldäisch-katholischen Erzbischofs von Mosul, Faraj Rahho, im Jahr 2008. Mosul ist als Hochburg des Wahhabismus bekannt, einer besonders extremen Auslegung des sunnitischen Islam, der vor allem von Saudi-Arabien gefördert wird. Der Terror hat zur massiven Flucht und Beeinträchtigung der christlichen Bevölkerung im Irak geführt. Die Regierung kann die Sicherheit der Christen nicht mehr garantieren. (rv)
Tag: 10. Januar 2013
Vatikan/Ägypten: Kardinal Sandri besucht kath. Gemeinden
Kardinal Leonardo Sandri ist für eine Woche zu Besuch bei den katholischen Gemeinden in Ägypten. Am Montag und Dienstag besuchte der Präfekt der Ostkirchenkongregation das lateinische Vikariat und die Nuntiatur in Alexandrien. Dabei würdigte er den Einsatz der ägyptischen Ordensschwestern vom heiligen Herzen Jesu und sprach ihnen Mut zu: „Die Gesellschaft von heute ist zweifellos anders als jene von vor 100 Jahren. Aber es genügt, auf den Ort zu schauen, an dem eure Mission ihren Ursprung genommen hat – Ägypten, dieses gastfreundliche Land, das das Jesuskind aufgenommen hat“, so der Kardinal. Sandri plädierte in diesem Kontext für „neue Formen der Nächstenliebe, die die Situation erfordert“. Weiter ging er auf die Bedeutung der Bekehrung im Jahr des Glaubens ein. Am Mittwochabend trifft der Kardinal den koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandria, Antonios Naguib. (rv)
D: Streit um Missbrauchserforschung
Es sollte einer der Meilensteine bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale sein: das Forschungsprojekt zu sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige. Mitte Juli 2011, also ein Jahr nach Beginn der Aufdeckung der Missbrauchsskandale, stellten die deutschen Bischöfe das Projekt vor; es sollte vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen durchgeführt werden. Doch jetzt brechen die Bischöfe ihre Zusammenarbeit mit dem Institut „mit sofortiger Wirkung“ ab. Der Grund: Sie haben das Vertrauen zu dessen Leiter, dem Professor Christian Pfeiffer, verloren.
„Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet.“ So heißt es unverblümt in einem Presse-Statement des Verbands der deutschen Bistümer an diesem Mittwoch. „Das Kommunikationsverhalten“ Pfeiffers „gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern“ habe „leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen“. Um eine „einvernehmliche Lösung“ habe man sich bemüht, doch leider vergebens. Die Bistümer suchen nun nach einem neuen Vertragspartner für eine kriminologische Erforschung des Themas Missbrauch und Kirche. Dazu werde es „in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben“. Den Bischöfen liege weiterhin an einer „gründlichen und transparenten Aufarbeitung“ – das zeigten die Telefon-Hotline, die neuen Leitlinien zum Thema, Schadensersatzzahlungen und ein weiteres Gutachten, durchgeführt von Forschern der Uni Duisburg-Essen. Dieses Gutachten, bereits abgeschlossen, wurde im vergangenen Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Forschungsprojekt, das jetzt in schwieriges Fahrwasser geraten ist, war ehrgeizig: Akten in allen Bistümern sollten ausgewertet, Täter und Opfer befragt werden. Geplant war die global umfassendste Studie zum Thema Missbrauch im kirchlichen Raum seit 1945. Pfeiffer erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen die deutschen Bischöfe: Das Projekt sei „an den Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche gescheitert“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Entgegen der ursprünglichen Vereinbarung habe die Kirche darauf beharrt, über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse sowie über die Auswahl der beteiligten Wissenschaftler bestimmen zu dürfen. Die Kirche wies diese Vorwürfe zurück.
Pfeiffer unterstrich im Deutschlandfunk, dass er sein Forschungsprojekt auf freiwilliger Basis fortsetzen werde. „Wir versuchen jetzt zu retten, was zu retten ist, indem wir bundesweit alle Opfer bitten, die wir sonst über die Kirche gebeten hätten.“ Bereits im vorletzten Jahr habe er im Auftrag der Bundesregierung 11.500 Menschen befragt, ob sie Opfer gewesen seien. Dadurch habe er Informationen zu 500 Personen erhalten, die Opfer von Lehrern, Eltern oder Familienangehörigen geworden seien. „Das möchten wir jetzt gerne vergleichen mit den Angaben derer, die Opfer von Priestern geworden sind, und hoffen, dass sich möglichst viele an dieser freiwilligen Untersuchung beteiligen.“
Pfeiffer sprach auch von Hinweisen, dass in mehreren Diözesen Missbrauchsakten vernichtet würden. Doch das weist der Vorsitzende des Verbands deutscher Diözesen, Hans Langendörfer, zurück. „Für eine Vernichtung von Täterakten habe ich keinerlei Anhaltspunkte“, so der Jesuitenpater. Das Projekt sei unter anderem an offenen Fragen des Datenschutzes gescheitert, etwa wie man personenbezogene Daten von Opfern und Tätern anonymisiere. Die Kirche habe sich beim Streitpunkt Veröffentlichung der Ergebnisse kompromissbereit gezeigt, betonte Langendörfer. Doch inzwischen sei das Vertrauensverhältnis zu Pfeiffer „zerrüttet“. (rv)