D: Fakultät für katholische Theologie in Berlin

Kardinal WoelkiDas Erzbistum Berlin will eine eigene theologische Fakultät. Man wolle die „Stimme des christlichen Glaubens stärken“, so zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Bischof der Stadt, Kardinal Rainer Maria Woelki. Dafür soll nun in Zusammenarbeit mit der katholischen Hochschule Vallendar eine katholische akademische Präsenz in der deutschen Hauptstadt aufgebaut werden, erklärt im Interview mit Radio Vatikan der Generalvikar des Erzbistums, Tobias Przytarski.

„Auch wenn wir ein Diasporabistum sind: Wir sind das Bistum der deutschen Hauptstadt. Hier läuft alles zusammen, nicht nur im politischen Bereich, sondern auch im geisteswissenschaftlichen, gerade im universitären Bereich. Berlin ist eine riesige Universitätsmetropole mit etwa 160.000 Studenten insgesamt und über 3.000 Professoren. Und da ist die Stimme der katholischen Theologie bisher kaum vernehmbar. Uns ist sehr daran gelegen, dass wir hier satisfaktionsfähig werden.“

In Berlin gibt es ein Institut für Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Dieses sei aber nicht in dem Maße mit Personal ausgestattet, wie es ursprünglich mit dem Senat der Stadt vereinbart wurde. Weiter gebe es den katholischen Guardini-Lehrstuhl an der evangelischen Fakultät, der bedeutend sei, so Przytarski. Dabei handele es sich aber eben nur um einen einzelnen Lehrstuhl. Außerdem gebe es Institutionen der Dominikaner, die katholische Akademie und die katholische Hochschule für Sozialwesen, zählt der Generalvikar weiter auf. Mit einer eigenen Fakultät für katholische Theologie seien diese Einrichtungen aber nicht vergleichbar. Eine solche Fakultät sei „keine ganz neue Idee“, es habe sogar schon einen Beschluss der Bischofskonferenz dazu gegeben, der aber nie umgesetzt worden sei. Es habe einen neuen Impuls gebraucht, so Przytarski:

„Dieses Projekt jetzt ist ganz sicher darauf zurück zu führen, dass es Kardinal Woelki ein großes Anliegen ist, die Theologie hier zu stärken.“

Man wolle dieses Projekt aber auf keinen Fall alleine auf die Beine stellen, sondern werde mit umliegenden Fakultäten in Kontakt treten, so Przytarski. Angefragt hat das Erzbistum die Hochschule Vallendar in der Nähe von Koblenz, eine von den Pallottinern und Franziskanern getragenen katholische Hochschule.

„Zum einen war es uns wichtig, hier eine kirchliche Hochschule zu haben. Das andere ist, dass es angesichts der Anzahl der Fakultäten in Deutschland nicht ganz sinnvoll ist, noch eine mehr zu errichten. Hier ist eine schon bestehende Institution, die daran denkt, in Berlin eine Dependance in welcher Form auch immer zu errichten, und das ist ein Angebot, das ausgesprochen interessant klingt.“

Das Ganze ist in den Augen Przytarskis aber keine Kopfgeburt: Der Generalvikar sieht nicht nur Bedarf an katholischen Stimmen, er glaubt auch an eine ausreichende Nachfrage durch Studierende.

„Ich glaube schon, dass wir in der Metropole Berlin keine Probleme haben, ausreichend Studenten zusammen zu bekommen. Berlin zieht als Studienort an, viele kommen her, um hier zu studieren, und da ist es gut und sinnvoll, hier auch ein katholisches Angebot zu haben.“ (rv)

Kardinal Sandri: „Neuer Patriarch im Irak gibt Hoffnung“

Kardinal SandriDer neue Chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako hat mit einer feierlichen Messe im Petersdom an diesem Montag öffentlich seine kirchliche Gemeinschaft mit dem Papst besiegelt. Sako ist von nun an der höchste katholische Würdenträger in der irakischen Hauptstadt Bagdad, in der er residieren wird. Im Auftrag von Benedikt XVI. leitete Kurienkardinal Leonardo Sandri, der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, den Gottesdienst. Im Gespräch mit Radio Vatikan berichtete Kardinal Sandri über die Bischofssynode, die in der vergangenen Woche im Vatikan tagte und Sako zum „Patriarchen von Babylon der Chaldäer“ gewählt hatte.
„Für mich war die Synode wirklich ein Erlebnis von sehr tiefgehender Spiritualität, von brüderlicher Teilhabe mit den Bischöfen und von Zuhören und Dialog. Ich habe gesehen, wie sie Schritt für Schritt – und natürlich durch das Wirken des Heiligen Geistes – zu dieser Wahl gekommen sind. Für mich ist das ein sehr großer Grund zur Freude: Ich glaube, dass diese Wahl der chaldäischen Kirche im Irak Hoffnung gibt und auch denen, die in der Diaspora leben.“
Sandri sieht Sako sehr gut vorbereitet für das Patriarchat: Er habe schon viel Leid und Gewalt miterlebt – auch unter Nichtchristen, zum Beispiel bei Muslimen. Der neue Patriarch verfüge über einen großen Erfahrungsschatz, welcher der Kirche sicher sehr helfen werde. Zudem würden ihn die Bischöfe unterstützen: mit ihrer Nähe, mit Brüderlichkeit und Hilfe.
„Der Irak ist in einer Phase des Wiederaufbaus, die sehr viel kostet – und das meine ich nicht in materiellem Sinne. Der Wiederaufbau kostet sehr viele Schmerzen und sehr viel Einsatz im Dialog mit der Zivilgesellschaft. Abgesehen davon haben wir bei der Synode auch die Probleme der einzelnen Diözesen vor Ort besprochen. Ein weiteres Thema war die Stärkung der Laien als aktiver Teil der Gemeinschaft. Es ging also bei der Synode auch um sehr viele Themen, die im Zusammenhang mit dem Jahr des Glaubens stehen.“
Natürlich habe man auch viel über das postsynodale päpstliche Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“ gesprochen, das Papst Benedikt bei seiner Libanonreise im September 2012 überreicht hatte. Kardinal Sandri erklärte, das Schreiben sei eine Hilfe, den Weg der Kirche im Nahen Osten weiterzugehen und die vielen Probleme anzugehen – im sozialen Bereich, in der Kirche und im interreligiösen Dialog. (rv)

Frankreich: Erstes Votum für „Ehe für alle“

FrankreichDas Parlament in Paris hat auf einer Sondersitzung den ersten Schritt zu einer Legalisierung der Ehe von zwei Partnern desselben Geschlechts getan. Mit 249 Ja- gegen 97 Nein-Stimmen billigte die „Assemblée Nationale“ am Samstagabend nach tagelanger, heftiger Debatte den Satz: „Ehe ist eine Verbindung von zwei Personen unterschiedlichen oder desselben Geschlechts.“ Der Satz ist ein Kernstück im Gesetzesvorschlag, der homosexuellen bzw. lesbischen Paaren die Ehe ermöglichen soll. Um in Kraft zu treten, muss auch noch der Senat dem Vorschlag zustimmen.

Die Debatte im Parlament hatte am letzten Dienstag begonnen; zuvor hatten kirchliche und andere Gruppen eine Massendemo gegen die „Ehe für alle“ in Paris durchgeführt. Die „Ehe für alle“ ist ein Wahlversprechen des neuen sozialistischen Präsidenten Francois Hollande. Er hielt sich am Samstag in der Stadt Timbuktu in Mali auf, die vor wenigen Tagen von französischen und malischen Soldaten aus der Hand von Islamisten befreit wurde. Hollandes Mali-Besuch hat in den Medien die Debatte über gleichgeschlechtliche Ehen von den Titelseiten verdrängt.

Eine knappe Mehrheit der Franzosen befürwortet eine rechtliche Aufwertung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Doch der Widerstand nicht nur aus der Kirche, sondern von gesellschaftlichen Gruppen hat in Frankreich viele überrascht. Der Gesetzesvorschlag, der der „Assemblée Nationale“ vorliegt, beinhaltet auch ein Adoptionsrecht für homosexuelle oder lesbische Paare. Die Parlamentsdebatte über die „Ehe für alle“ soll am 12. Februar mit einem Schlussvotum beendet werden.

Kardinal: „Einen Schritt näher am Abgrund“

Das Parlament beschloss am Samstag auch, dass Bürgermeister und Beamte sich nicht aus Gewissensgründen weigern dürfen, ein gleichgeschlechtliches Paar staatlich zu trauen. Einen solchen „Gewissensvorbehalt“ hatte die Opposition ins Gesetzeswerk einzuspeisen versucht. Etwa 5.000 Änderungsanträge insgesamt kamen von der Opposition, also im wesentlichen von der bürgerlichen „UMP“ des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy. „Wir sind glücklich und stolz, diese erste Etappe geschafft zu haben“, erklärte Justizministerin Christiane Taubira nach dem Votum in der „Assemblée“ am Seine-Ufer. Im März will sie ein weiteres Gesetzesvorhaben im Parlament vorlegen, das gleichgeschlechtlichen Paaren auch künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft erlauben soll. Zu diesen beiden Punkten gibt es bei Umfragen (noch) keine Mehrheit in der Bevölkerung. Auch Hollande äußert sich in dieser Hinsicht verhaltener als zur „Ehe für alle“.

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, reagiert bestürzt auf das Pariser Votum. „Damit sind wir einen Schritt näher am Abgrund“, zitiert die Tageszeitung Corriere della Sera vom Sonntag den Kardinal. Italien dürfe sich daran „keinesfalls ein Beispiel nehmen“. (rv)

Erzbischof Müller beklagt Pogromstimmung gegen Priester

Erzbischof MüllerDer Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, sieht eine Pogromstimmung gegen die katholische Kirche entstehen. Das sagte er im Gespräch mit der Tageszeitung „Die Welt“. Müllers Aussage stieß u.a. bei der deutschen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf Kritik. Wörtlich zitiert „Die Welt“ den früheren Regensburger Bischof in ihrer Samstagsausgabe mit den Worten: „Gezielte Diskreditierungs-Kampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und auch bei uns in Europa haben erreicht, dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden. Hier wächst eine künstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert.“ In Blogs und „auch im Fernsehen“, so Müller weiter, würden „Attacken gegen die katholische Kirche geritten, deren Rüstzeug zurückgeht auf den Kampf der totalitären Ideologien gegen das Christentum“.

Die FDP-Politikerin Leutheusser-Schnarrenberger erklärte dazu in der „Welt am Sonntag“, Vergleiche mit dem Holocaust seien „geschmacklos, wenn es um unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht“. Die katholische Kirche müsse sich drängenden Problemen stellen und könne sich nicht durch „Verweis auf vermeintliche Sonderstellung ihrer Verantwortung entziehen“. Zuvor hatte sich bereits der „Humanistische Verband Deutschlands“ (HVD) empört über die Wortwahl von Erzbischof Müller gezeigt. Leutheusser-Schnarrenberger ist Mitglied im HVD-Beirat. Die Grünen-Politikerin Claudia Roth nannte Müllers Äußerung am Sonntag „absolut inakzeptabel“.

Kritik am Dialogprozess

In dem Interview kritisierte Müller auch den Dialogprozess innerhalb der deutschen Kirche. Wörtlich meinte er: „Dialogprozess ist gut. Aber man muss auch über das Wesentliche reden und nicht die gleichen Probleme immer wieder neu auftischen.“ Als Beispiel für immer wieder neu aufgetischte Probleme nannte Müller „die Forderung nach einem sakramentalen Weiheamt für die Frau. Es ist nicht möglich. Nicht weil die Frauen weniger wert wären, sondern weil es in der Natur des Weihesakramentes liegt, dass Christus in ihm repräsentiert wird als Bräutigam im Verhältnis zur Braut“.

Auch eine Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Partnerschaften sei „für die katholische Kirche nicht möglich. Solche Partnerschaften sind grundsätzlich in keiner Weise mit den Ehen gleichzustellen.“ Einen Reformstau in der katholischen Kirche sieht Müller nur insofern, als „man die wesentlichen Themen nicht anpackt: die Teilhabe an den Sakramenten, die Kenntnis des Glaubens“. Das Wort Reform dürfe „nicht beschlagnahmt werden, um die eigentliche Erneuerung in Christus zu bremsen“.

Mit Blick auf die Auseinandersetzungen der Kurie mit den Piusbrüdern sagte Müller, dass die Geduld des Vatikans mit den abtrünnigen Traditionalisten nicht endlos sei: „Die Glaubenskongregation hat der Priesterbruderschaft die Dogmatische Präambel vorgelegt. Daraufhin ist bis jetzt keine Antwort erfolgt. Wir warten aber nicht endlos.“ (rv)

USA: Personelle Konsequenzen für Kardinal und Weihbischof

Das Erzbistum Los Angeles zieht personelle Konsequenzen aus den Missbrauchfällen: Der emeritierte Erzbischof Kardinal Roger Mahony wird keine öffentlichen Auftritte mehr absolvieren und keine Verpflichtungen in der Diözese mehr haben. Ebenfalls wird Weihbischof Thomas Curry von seiner Aufgabe als Regionalbischof von Santa Barbara entpflichtet. Das gab Erzbischof José Gomez in einem Brief an sein Bistum an diesem Freitag bekannt. Mahony habe sein Bedauern ausgedrückt, junge Menschen nicht geschützt zu haben. Weihbischof Curry, ehemals Personalchef der Priester des Bistums, habe ebenfalls bereits sein Bedauern über Entscheidungen während seiner Amtszeit ausgedrückt, so Gomez.

Die Veröffentlichung der Entscheidung fällt zusammen mit der Veröffentlichung aller Akten über Priester des Erzbistums, die sich des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht hatten. Im Dezember hatte ein US-Gericht entschieden, dass diese Akten dem Staat übergeben werden müssten, im Januar waren Einsprüche Betroffener angehört worden. In dieser Woche werden die Akten nun öffentlich gemacht.
Das Lesen dieser Dokumente sei „brutal und schmerzhaft“, so Erzbischof Gomez. Er bezeichnete das Studium dieser Akten als „die traurigste Erfahrung, seit ich 2011 Erzbischof geworden bin“. Das Bistum müsse das Versagen der Priester zugeben. Gleichzeitig versicherte Gomez, dass das Erzbistum weiterhin alle glaubwürdigen Anschuldigungen den Strafverfolgungsbehörden übergeben werde. Die Kirche müsse lernen und alles dafür tun, dass Kinder sicher seien. (rv)

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Kardinal Koch: Text der gemeinsamen Botschaft mit Lutheranern ist fertig

Kardinal KochMit Spannung wird eine gemeinsame Erklärung des Päpstlichen Einheitsrates und des Lutherischen Weltbundes erwartet, die den ökumenischen Blick auf das Reformationsjubiläum ausdrücken wird. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert der Vorsitzende des Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, an diesem Freitag:

„Der Text ist an sich fertig, es geht jetzt nur noch um die Übersetzungen, vor allem natürlich auch eine deutsche Übersetzung – der ursprüngliche Text ist auf Englisch. Das sollte nun in nächster Zeit fertig gestellt sein und dann der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Text trägt den Titel ,From conflict to communion´, also vom Konflikt zur neuen Gemeinschaft, und wird auch zum Ausdruck bringen, was wir in den vergangenen fünfzig Jahren ökumenischer Arbeit an Gemeinsamem gefunden haben. Der Text redet auch von einem gemeinsamen ,Commemorate of the Reformation´, braucht also nicht den Begriff des Feierns, sondern des Gedenkens, und damit ist die katholische Sensibilität bei dieser Frage natürlich gut aufgefangen.“

Es gebe, so Kardinal Koch, zweifelsohne positive Auswirkungen der Reformation auch auf den Katholizismus, Papst Benedikt habe diese in seiner Rede vor den EKD-Oberen in Erfurt auch gewürdigt. Insbesondere seien dies das „Betroffensein“ Martin Luthers von der Gottesfrage, aber auch die Überlegung, dass Gott nicht einfach eine Idee, sondern eine Realität sei, die ihr konkretes Gesicht in Jesus Christus gezeigt habe.

„Dass wir das alles wieder entdeckt haben, das ist natürlich Anlass zur Freude. Doch das ist ja nur die eine Seite. Die andere Seite ist eben die, dass Martin Luther die Erneuerung der Kirche wollte, einen Universalanspruch erhoben hat und auf keinen Fall eine neue Kirche gründen wollte. Dass es dann zur Entstehung von neuen Kirchen gekommen ist, zur Kirchenspaltung und zu blutigen Konfessionskriegen, vor allem im Dreißigjährigen Krieg, im 16./17. Jahrhundert, das ist die andere Seite. Und nun dieses Positive und dieses Negative unter dem Oberbegriff des Feierns zusammenzufassen, das ist eine Schwierigkeit. Deshalb denke ich, dass der Begriff des Gedenkens, der das Positive umfängt, aber auch die negativen Seiten nicht verdrängt, der adäquatere Begriff ist.“ (rv)

Patriarch Sako: „Zum Wohl des Irak muss die Gewalt enden!“

 Patriarch SakoLouis Sako ist der neue Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Als Pariarch hat er den Namen Louis Raphaël I Sako angenommen. Der bisherige Erzbischof von Kirkuk wurde bei einer Synode in Rom gewählt, an der fünfzehn chaldäisch-katholische Hierarchen teilnahmen. Den Vorsitz in der Synode führte Kardinal Leonardo Sandri, der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation. Sako wird als Patriarch von Babylon Nachfolger von Kardinal Emmanuel III. Delly, der aus Altergründen abgedankt hatte. Radio Vatikan hat den neuen Patriarchen der chaldäisch-katholischen Kirche gefragt, wie er die Entscheidung aufgenommen habe:

„Ich bin sehr bewegt, aber gleichzeitig habe ich auch etwas Angst vor dieser großen Verantwortung: Die Situation der chaldäisch-katholischen Kirche ist schwierig und die politische Situation im Irak ebenfalls. Aber mit der Hilfe Gottes, durch Gebete und mit der Unterstützung der Bischöfe werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die christliche Präsenz im Irak aufrecht zu erhalten und die chaldäische Kirche hier wieder aufzubauen.“

Sako betonte, dass er mit aller Kraft versuchen werde, die Versöhnung im Irak voranzubringen. Dazu werde er mit allen Menschen guten Willens zusammenarbeiten. Er sei nicht nur für die Christen da, sondern auch für die Muslime. In der angespannten Situation könnten die Christen als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Parteien helfen, eine gute Lösung für alle zu finden.

„Auch die Muslime müssen verstehen, dass Religion nicht politisiert werden darf. Religion muss offen sein. Glaube heißt lieben, dienen… Zum Wohl des Islams muss alles, was mit Gewalt zu tun hat, aufhören.“

Sako äußerte sich auch zum so genannten „Arabischen Frühling“:

„Für mich ist das kein wirklicher Frühling. Änderungen kann man nicht mit Gewalt, mit Mord, mit Hinrichtungen und mit Zerstörung erzwingen. Ein Wandel kann nur durch den Dialog gelingen, durch Gespräch und die Bereitschaft zu Reformen. Mit Gewalt gibt es keine Zukunft! Das müssen alle einsehen! Mit Bomben, mit Mord und Zerstörung gibt es keine Zukunft. Zukunft gibt es nur durch Dialog.“

Der neue Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche; Louis Raphaël I Sako, bat deshalb alle, für den Irak zu beten. Um die Nähe und Unterstützung anderer zu wissen und sie zu spüren sei eine große Hilfe, auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben – den Irak nicht zu verlassen, sondern dort zu bleiben, um den Glauben zu bezeugen. (rv)