Vatikan: Wohnung und Konklave nach dem Amtsverzicht

Sixtinische Kapelle

Wohnung:

Nach seinem Amtsverzicht will Papst Benedikt XVI. in das Karmelkloster innerhalb des Vatikans ziehen. Dort wolle er ein Leben im Gebet und Meditation führen. Da hier noch Umbauarbeiten notwendig sind, wird er vorerst in der Sommerresidenz Castel Gandolfo wohnen.

 Konklave:

Die Wahl seines Nachfolgers wird vermutlich im März stattfinden. Es bleibt abzuwarten, wann das Konklave beginnen wird. Gemäß der Apostolischen Konstitution „UNIVERSI DOMINICI GREGIS“ aus dem Jahr 1996, dem Wahldokument von Papst Johannes Paul II., darf an dem Ablauf der Wahl, auch durch einen Amtsverzicht, nichts verändert werden. Das würde bedeuten, dass der Konklavebeginn zwischen dem 15. und 20. März liegen muss. (vh)

Georg Ratzinger: Das Alter drückt

Georg RatzingerDer Bruder von Benedikt XVI., Georg Ratzinger, hat seit Monaten von den Rücktrittsplänen des Papstes gewußt. Das sagte der 89-jährige frühere Leiter der „Regensburger Domspatzen“ einer Nachrichtenagentur. „Ich war eingeweiht“, so Ratzinger wörtlich. Und weiter: „Mein Bruder wünscht sich im Alter mehr Ruhe. Das Alter drückt.“ (rv)

Schönborn: „Ganz außergewöhnlicher Schritt“

Kardinal SchönbornDer Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, reagiert „mit ganz großem Respekt“ auf die Verzichtserklärung von Papst Benedikt. Das sagte er an diesem Montag in Wien.

„Ich habe diese Mitteilung mit großer Bewegtheit erfahren und kann nur mit ganz großer Hochachtung die Begründung wahrnehmen, die Papst Benedikt selber für diesen ganz außergewöhnlichen Schritt gegeben hat. Ich denke, seine Begründung ist jedem, der ihm näher begegnen konnte in den letzten Wochen und Monaten, einsichtig: Die Bürde dieses Amtes ist enorm! Ich war letzte Woche in Rom und habe einfach mit Staunen gesehen, was er für ein Programm hat. Nur allein das, was an öffentlichen Terminen wahrzunehmen war – ganz zu schweigen von dem, was auf seinem Schreibtisch landet, was er zu bearbeiten, zu entscheiden, zu beraten hat. Dass jemand, der fast 86 Jahre alt ist, zwar geistig völlig auf der Höhe seines Amtes ist und mit einer bewundernswerten und beeindruckenden geistigen und geistlichen Klarheit und Tiefe seine Aufgaben wahrnimmt, das weiß jeder, der seine Predigten hört bzw. seine Ansprachen erlebt. Aber dass einfach die körperliche Kraft dazu nicht mehr in dem Maß gegeben ist, das ist verständlich.“

Der angekündigte Rücktritt des Papstes sei „ein sehr ungewöhnlicher und seltener Schritt“, der „auch schmerzlich berührt“, so der Ratzinger-Schüler Schönborn. Dass jetzt ein neues Konklave in Rom anstehe, sei gar nicht „das Entscheidende“, sondern vielmehr, dass der Herr selbst weiter an der Spitze seiner Kirche stehe.

„Er hat sie durch 2.000 Jahre geführt – er wird sie auch weiter führen!“ (rv)

Reaktionen auf den Rückzug des Papstes

Aus aller Welt treffen in diesen Stunden und Minuten Reaktionen auf den angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI. ein. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte „großen Respekt“ für den Schritt ihres Landsmanns: „Er ist und bleibt einer der wichtigsten religiösen Denker unserer Zeit.“ Bundespräsident Joachim Gauck zollt dem Papst „außerordentlichen Respekt“ für seinen Rücktritt. „Dass ein Deutscher die Nachfolge von Johannes Paul II. antrat, war von historischer Bedeutung für unser Land“, sagte das Staatsoberhaupt. Die Menschen in Deutschland hätten „tief bewegt“ vom Rücktritt erfahren. Für diesen Schritt seien „großer Mut und Selbstreflexion“ nötig. „Sein Glaube, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich tief beeindruckt“, sagte Gauck, der den Papst Anfang Dezember im Vatikan besucht hatte. In Benedikt XVI. verbänden sich „hohe theologische und philosophische Bildung mit einfacher Sprache und mit Menschenfreundlichkeit“. Deshalb hätten viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seiner Person und seinen Schriften und Ansprachen in seinen Schriften Orientierung und Ermutigung zum Glauben gefunden. Er habe unermüdlich zu einem „kritischen und konstruktiven Dialog“ zwischen Vernunft und Glaube beigetragen.

Benedikt XVI. „wird Millionen von Menschen als spiritueller Führer fehlen“, erklärt der britische Premierminister David Cameron. Der Papst habe „hart gearbeitet, um die Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Vatikan zu verbessern“, so Cameron.

Der französische Staatspräsident Francois Hollande ließ wissen, Benedikts Entscheidung zum Rücktritt sei „zu respektieren“: „Das ist eine menschliche Entscheidung, und der dahinterstehende Wille ist zu respektieren.“

Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano unterstreicht, Benedikt habe „eine außerordentliche Last auf seiner Schulter getragen“. Sein Rückzug zeige „großen Mut und ein außerordentliches Verantwortungsbewußtsein“.

Für den früheren Prager Kardinal Miloslav Vlk (80) kommt der angekündigte Rückzug des Papstes „nicht völlig überraschend“. Dem tschechischen Fernsehsender CT24 sagte Vlk er habe Benedikt in der jüngsten Vergangenheit dreimal getroffen. Dabei habe Benedikt einen erschöpften Eindruck gemacht. „Dem Papst ging es sichtbar gesundheitlich nicht gut; er konnte sich nur schlecht bewegen. Alles in allem wirkte er sehr geschwächt und gealtert“, so Vlk. Er würdigte Benedikt als außerordentliche Persönlichkeit.

US-Kardinal Timothy Dolan erklärte, er sei betroffen und perplex. Ein Konklave sei aus seiner Sicht gut beraten, nach den Qualitäten Ausschau zu halten, die auch Benedikt XVI. besessen habe, nämlich Weltwissen, theologische Tiefe, persönliche Frömmigkeit und Sprachentalent. Das sagte der New Yorker Erzbischof und Vorsitzende der US-Bischofskonferenz in einem Fernsehinterview.

Der italienische Kardinal Angelo Bagnasco würdigte „das Beispiel tiefer innerer Freiheit“, das der Papst gebe. Bagnasco hat an dem Kardinalstreffen an diesem Montag teilgenommen und dort vom Papst selbst die Rücktritts-Absicht erfahren. Benedikt habe sich in seiner Amtszeit durch seine „ruhige und demütige Führung des Schiffleins Petri“ ausgezeichnet, so der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz.

Der Weltkirchenrat dankt dem scheidenden Papst für dessen „Hingabe für die Kirche und die ökumenische Bewegung“. „Ich habe mit tiefem Respekt gesehen, wie er die Verantwortung und die Bürde seines Amtes in seinem vorangeschrittenen Alter und in einer sehr fordernden Zeit für die Kirche getragen hat“, erklärte ÖRK-Generalsekretär und lutherische Geistliche Olav Fykse Tveit am Montag in Genf. Er rief Christen aller Konfessionen auf, für die römisch-katholische Kirche „in dieser sehr wichtigen Zeit des Übergangs“ zu beten.

Die russisch-orthodoxe Kirche hofft, dass sich unter einem neuen römischen Papst die guten Beziehungen zur katholischen Kirche fortsetzen. „Es gibt keinen Grund zu erwarten, dass es zu einer wesentlichen Veränderung in der Politik des Vatikan gegenüber der orthodoxen Kirche kommt“, sagte der für den Dialog mit den Katholiken zuständige Sekretär des russisch-orthodoxen Außenamtes, Erzpriester Dmitri Sizonenko, laut Moskauer Medienberichten. Im Verhältnis beider Kirchen gebe es eine positive Dynamik. Noch am Sonntag hatte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., lobende Worte für Papst Benedikt XVI. gefunden. In der „schwierigen Lage“, in der sich das westliche Christentum heute befinde, verteidige der Papst „mutig“ die Positionen und moralischen Werte seiner Kirche, sagte Kyrill I.

Der designierte anglikanische Erzbischof von Canterbury sprach in einer ersten Reaktion von „Traurigkeit, aber völligem Verständnis“. Benedikt habe seine „Rolle mit großer Würde, Verständnis und Mut ausgefüllt“, so der künftige Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft Justin Welby in London.

Der aschkenasische Oberrabbiner von Israel, Yona Metzger, betont, dass Benedikt XVI. Entscheidendes für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Christentum und Judentum getan habe. Dadurch habe er „zu einem Rückgang antisemitischer Akte in der Welt beigetragen“, so der Oberrabbiner in Jerusalem.

Die koptisch-orthodoxe Kirche in Ägypten würdigt „die große Ehrlichkeit des Papstes“. Das sagte ihr Sprecher Bischof Angelos der Nachrichtenagentur ansa. Der Großimam der sunnitischen al-Azhar-Moschee in Kairo ließ wissen, er sei „aufgerührt“, die Nachricht aus Rom sei „keine gute Nachricht“.

Der frühere Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls nannte den Rückzug des Papstes „eine sehr mutige und sehr spirituelle Entscheidung“. Benedikt weiche keineswegs wegen der Bürde von Skandalen, sondern erst nachdem er „alle Skandale gelöst“ habe, so der Spanier unter Verweis „auf Missbrauchsskandale und Vatileaks“.

„Er wird uns fehlen“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Benedikts Rückzug sei eine „große menschliche und religiöse Geste“: „Wir deutschen Bischöfe danken dem Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt und von Bewunderung für seine Entscheidung.“ Benedikt XVI. gebe aller Welt „ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche“. Zollitsch nannte den scheidenden Papst einen „großen Lehrer unserer Kirche“; als Brückenbauer habe er Theologie und Kirche nachhaltig geprägt. Sein Anliegen, Glaube und Vernunft miteinander zu versöhnen, ziehe sich „wie ein roter Faden“ durch sein Leben und Wirken.

„Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches Wirken“. Das sagt der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx. „Benedikt XVI. hat die Weltkirche nun acht Jahre lang mit höchstem Einsatz geführt und entscheidend mit seiner klaren Theologie geprägt. Wir als seine bayerische Heimatdiözese fühlen uns ihm als Priester und vormaligem Erzbischof des Erzbistums München und Freising auch in dieser Stunde eng verbunden. Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches Wirken als Oberhaupt der katholischen Kirche… Wir wollen uns für die Zukunft unserer Kirche weiter von der bedeutenden Theologie Benedikt XVI. inspirieren lassen.“

Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki fühlt ein „großes Bedauern“. Benedikts Rücktritt sei für ihn „ein Zeichen von Demut und Sorge um die ihm anvertraute Kirche“, betonte Woelki am Montag in Berlin. „Wie in allen anderen Belangen seines segensreichen Pontifikats handelt der Papst mit großer Umsicht und weit vorausschauend, auch wenn es um seine eigene Person geht.“ Woelki hob hervor, die Entscheidung gehe ihm sehr nahe, da er sich Benedikt XVI. besonders verbunden fühle. „Ich schätze ihn als meinen theologischen Lehrer seit Studienzeiten…, und schließlich berief er mich erst kürzlich in das Kollegium der Kardinäle“, so der Berliner Erzbischof.

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, spricht von einem „Rücktritt am Rosenmontag“: „Wer den deutschen Papst in den letzten Monaten sehen konnte, spürte, wie sehr seine physischen Kräfte abnehmen.“ Benedikt XVI. werde „als großer Lehrer des Glaubens in die Geschichte des Papsttums eingehen“. In „schwieriger Zeit“ habe er „nach innen und außen die Schätze der Heiligen Schrift und der großen kirchlichen Tradition aus fast zwei Jahrtausenden in ihrer unverbrüchlichen spirituellen und intellektuellen Kraft für unsere Gegenwart glaubwürdig, einsichtig und wirkungsvoll ausgelegt“, so Lehmann. „Er hat entgegen manchen anderen Einschätzungen auch das Gespräch mit den christlichen Kirchen in Ost und West sowie dem Judentum gesucht und gefördert und den Dialog mit den Weltreligionen unterstützt.“ Papst Benedikt habe allerdings „nicht nur an seiner abnehmenden gesundheitlichen Kraft, sondern auch an vielen Mangelerscheinungen und Fehlern in der Kirche von heute gelitten: die Müdigkeit der Guten, die Verführbarkeit so vieler Mitglieder der Kirche, die Missbrauchsskandale, den missbräuchlichen Umgang mit dem Konzil von rechts und links, Verletzungen der Menschenrechte und Verfolgungen der Christen, Defekte im eigenen Haus, gerade auch im Vatikan“. Wörtlich fährt Lehmann fort: „Kirche und Welt haben Papst Benedikt XVI. viel zu danken, mehr als uns im Augenblick bewusst ist, gerade auch wir, seine deutschen Landsleute.“

„Mit Respekt und Dankbarkeit“ reagiert das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in einem Statement. Benedikt habe „mit seinem Leben der Botschaft Jesu Christi und der Kirche in herausragender Weise ein Leben lang gedient“, erklärte ZdK-Präsident Alois Glück am Montag in Bonn. Dies sei „sicher auch der Maßstab für seine jetzige Entscheidung“. Sie zeuge von menschlicher Größe. Glück sprach von einem „tiefen Einschnitt für uns alle“. Besonders für die katholische Kirche in Deutschland sei der Rücktritt eine Zäsur.

Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nannte den angekündigten Rücktritt Benedikts „ein Zeichen von wahrhaftiger Größe“. Benedikt habe „dem Papstamt Format gegeben, besonders durch seine Geisteskraft und seine theologischen Aussagen. Jaschke wörtlich: „Er bleibt natürlich Papst, er ist dann Altpapst, Papst emeritus“.

Der Tübinger Theologe Hans Küng bekundet Respekt für Benedikt XVI. Der Rückzug sei legitim und aus vielen Gründen verständlich, so der vom Lehramt suspendierte Theologe, der mit Joseph Ratzinger manchen Strauß ausgefochten hat. Er hoffe, dass Benedikt keinen Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers nehmen werde.

Mit Respekt, aber auch Bedauern reagieren österreichische Bischöfe. Alle sprechen von einer mutigen, souveränen und freien Entscheidung des Papstes, der immer das Wohl der Gesamtkirche vor Augen habe. Als „Mann des Geistes“ habe er wie kaum ein anderer eine besondere Tiefe in der Vermittlung des Glaubensgeheimnisses erreicht. „Beeindruckt, auch überrascht und dann doch nicht überrascht“: Das waren die ersten Worte von St. Pöltens Bischof Klaus Küng zum Rücktritt des Papstes. Demnach habe Benedikt XVI. schon mehrere Male angedeutet, „dass ein Papst in dieser Zeit in jeder Hinsicht gesund sein muss, und offenbar hat er jetzt gespürt, dass seine Kräfte nachlassen“. Dass Benedikt diese Konsequenz zieht, passe zu ihm. Die Kirche werde sich auf diese Entscheidung einstellen müssen.

„Auf andere Weise als Papst Johannes Paul II. ist Benedikt XVI. ein großer Papst, der beharrlich versucht hat, die Kirche in ihrer Mitte und in ihren Glaubenswurzeln zu stärken“, meinte Bischof Egon Kapellari von Graz-Seckau. Papst Benedikt XVI. sei „einer der bedeutendsten Theologen und geistlichen Lehrer der Weltkirche in den vergangenen 60 Jahren“.

„Eine souveräne Tat und ein Akt der Demut, der grosses Verantwortungsbewusstsein ausdrückt“: Das sagen die Schweizer Bischöfe in einem gemeinsamen Statement zum angekündigten Rücktritt des Papstes. Damit ende „ein bedeutendes Pontifikat in schwieriger Zeit“. Die Bischöfe danken im eigenen und im Namen der katholischen Gläubigen der Schweiz Papst Benedikt für seinen unermüdlichen Einsatz. „Mögen die vielen Impulse und Anregungen seines Pontifikats auch weiterhin reiche Früchte tragen und Segen bringen.“

Als erster lateinamerikanischer Kirchenmann hat der argentinische Weihbischof Alberto Bochatey auf den angekündigten Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. reagiert: „Ich glaube, dass die Kardinäle genauso überrascht sind wie wir“, sagte der Weihbischof in La Plata. Unter den Kardinälen beginne nun „ein Dialog“. Der kolumbianische Kardinal Dario Castrillon Hoyos sagte dem Radiosender Caracol, Benedikts Schritt verdiene Respekt und müsse von niemanden außer Jesus Christus akzeptiert werden. Nahezu alle großen TV-Sender in Lateinamerika unterbrachen ihr Morgenprogramm, um die Nachricht aus dem Vatikan zu berichten. Unterdessen forderte der Bürgermeister von Mexiko-Stadt, Miguel Angel Mancera, einen lateinamerikanischen Nachfolger auf dem Stuhl Petri. „Der nächste Papst muss ein Lateinamerikaner sein“, schrieb Mancera in seinem Twitter-Account. Mexiko-Stadt zählt zu den größten katholischen Städten weltweit. (rv)

Kardinal Koch: „Benedikts geistiges Erbe wird weitergehen“

Kard_Koch„Wir waren sehr überrascht.“ Dies sagte Kardinal Kurt Koch im Gespräch mit Radio Vatikan zur Rücktrittsankündigung Benedikt XVI. an diesem Montag. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates war selbst beim Konsistorium anwesend und hörte die Worte Benedikt XVI. auf Latein. Mario Galgano fragte den Schweizer Kurienkardinal, was diesem bei der Ankündigung des Papstes durch den Kopf ging.

„Wir waren natürlich alle sehr überrascht. Es war ja ein normales Konsistorium angesagt zur Heiligsprechung von bestimmten Personen. Am Ende dieser Feier – das ist ja immer ein Gottesdienst – hat der Heilige Vater diese Erklärung abgegeben. Und das war für alle ein Schock.“

Wie geht es jetzt weiter? Was erwarten Sie sich von den nächsten Wochen und Monaten? Und wie wird die Arbeit in Punkto Ökumene weitergehen? Gab es schon Anfragen der verschiedenen Konfessionen?

„Die Arbeit geht weiter. Ich denke auch, dass der Heilige Vater sehr viel gewirkt hat in diesen acht Jahren und dass sein geistiges Erbe weitergehen wird. Auch die Ökumene, die ihm sehr am Herzen gelegen hat, die wird ganz sicher weiter gehen. Das ist ein Auftrag des Konzils und letztlich ein Auftrag des Herrn Jesus Christus, der darum gebetet hat, dass die Jünger eins sein sollen.“

Was steht Ihnen persönlich heute vom Menschen Benedikt XVI. vor Augen, nach so langer Zeit der Zusammenarbeit?

„Zunächst viel Dankbarkeit, weil es sehr schön ist, im Auftrag eines Papstes arbeiten zu können, der die Arbeit schätzt, der einen auch trägt und der einem auch viel Freiheit in der Ausübung dieses Amtes schenkt und immer ein gutes Wort für einen hat. Weiter bleibt auch das Wissen, dass ihm das Anliegen der Einheit sehr am Herzen gelegen hat. Dafür arbeiten zu können, war schön.“

Gab es von anderen Kirchen oder aus der jüdischen Welt Reaktionen und Kommentare, die an Sie herangetragen wurden?

„Nein, denn das ist ja erst seit kurzer Zeit bekannt. Jetzt kommen vor allem Anrufe von Journalisten. Ich nehme aber an, dass diese Reaktionen schon kommen werden, weil der Heilige Vater gerade bei den anderen Konfessionen, aber auch bei anderen Religionen – wie beispielsweise bei den Juden – hoch geschätzt wurde. Viele werden sicher diese Entscheidung mit Respekt entgegennehmen und dankbar sein für das, was der Heilige Vater getan hat.“

Was wünschen Sie Benedikt XVI. für seine persönliche Zukunft?

„Ich hoffe, dass er nun ein bisschen ruhen kann und dass er das Alter noch ein bisschen genießen kann. Und dass er das tun kann, was er noch gern tun möchte! Er wird sicher seine Liebe für die Theologie und seine Liebe für die Kirche weiter tragen, aber auf einer anderen Ebene.“ (rv)

Kardinal Sodano: Der Stern Ihres Pontifikats wird weiterstrahlen

Kardinal SodanoDie Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI. kommt überraschend. Das Treffen mit Kardinälen – ein sogenanntes Konsistorium – galt eigentlich der Vorbereitung mehrerer Heiligsprechungen. Unmittelbar nach dem Papst ergriff Kardinal Angelo Sodano das Wort; der frühere Kardinalstaatssekretär ist der Dekan des Kardinalskollegiums.

„Heiliger Vater, geliebter und verehrter Nachfolger Petri, wie ein Blitz aus heiterem Himmel hat diese Versammlung Ihre bewegende Botschaft gehört. Wir haben sie mit Fassungslosigkeit und beinahe ungläubig gehört. In Ihren Worten haben wir die große Liebe bemerkt, die Sie immer für die heilige Kirche Gottes hatten, für diese Kirche, die Sie so geliebt hat. Jetzt erlauben Sie mir, Ihnen im Namen dieser apostolischen Versammlung, des Kardinalskollegiums, im Namen Ihrer werten Mitarbeiter, zu sagen, dass wir Ihnen näher sind denn je, wie wir es in diesen leuchtenden acht Jahren Ihres Pontifikates waren.“

Sodano erinnerte an den 19. April 2005, den Tag der Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst: Er habe ihn damals voller Emotion gefragt: Nimmt Du Deine kanonische Wahl zum Papst an?

„Und Sie haben, wenn auch in tiefer Bewegung, nicht gezögert, Ja zu sagen, indem Sie sich der Gnade des Herrn und der mütterlichen Fürsprache Mariens, der Mutter der Kirche, anvertraut haben. Wie Maria haben Sie damals Ihr Ja gesagt und Ihr leuchtendes Pontifikat im Zeichen der Kontinuität angetreten…, einer Kontinuität mit Ihren 265 Vorgängern auf dem Stuhl des Petrus… Heiliger Vater, bis zum 28. Februar, dem Tag, an dem Sie das Wort Ende unter Ihren Pontifikatsdienst setzen wollen, den Sie mit soviel Liebe und Demut geleistet haben, werden wir Gelegenheit haben, Ihnen unsere Gefühle noch besser auszudrücken. Auch viele Hirten und Gläubige in aller Welt werden das tun, so viele Menschen guten Willens…“

Es gebe noch „einige Gelegenheiten“ bis zum Monatsende, „um ihre väterliche Stimme zu hören“, fuhr Kardinal Sodano fort, u.a. die Aschermittwochsliturgie, die der Papst in zwei Tagen auf dem römischen Aventin feiern wird.

„Aber Ihre Mission wird weitergehen. Sie haben uns gesagt, dass Sie uns immer mit Ihrem Zeugnis und Ihrem Gebet nahe sein werden. Natürlich leuchten auch die Sterne am Himmel immer weiter, und so wird unter uns immer der Stern Ihres Pontifikats weiterstrahlen. Wir sind Ihnen nahe, Heiliger Vater – segnen Sie uns!“ (rv)

Vatikansprecher Lombardi: „Persönliche, kohärente Entscheidung“

Pater LombardiAuch Pater Federico Lombardi war überrascht: „Der Papst hat uns ein wenig überrumpelt“ – mit diesen Worten ging der Vatikansprecher an diesem Montagmittag, nur eine knappe Stunde nach der Rücktrittserklärung des Papstes, an die Presse. Benedikt XVI. hatte das öffentliche Konsistorium für einige Heiligsprechungen im Vatikan dazu genutzt, um seinen Rücktritt vor einem Großteil des Kardinalskollegiums anzukündigen.

Nachlassende Kräfte

Der Schritt des Papstes sei eine freie Entscheidung, die von großer Kohärenz zeuge, unterstrich Pater Lombardi vor dem mit Journalisten gefüllten Pressesaal des Heiligen Stuhles. Benedikt XVI. habe schon vor Jahren im Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald klare Rahmenbedingungen zu einem möglichen Rücktritt genannt:

„Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht, zurückzutreten“, hatte Benedikt XVI. damals auf die Frage geantwortet, unter welchen Umständen er sich einen eigenen Rücktritt vorstellen könne.

Laut Lombardi entspringt die Rücktrittsmotivation des Papstes dem Bewusstsein des Papstes um die eigenen nachlassenden Kräfte. Dass der Papst daraus die Konsequenzen gezogen habe, sei konsequent, so Lombardi:

„Diese Motivation, diese Erklärung, scheint mir absolut kohärent damit zu sein, was der Papst im Gespräch mit Seewald (…) sagte.“

Nicht zuletzt sei die Rücktrittsankündigung auch durch die Anforderungen der modernen Welt bedingt, so der Vatikansprecher weiter. Benedikt XVI. sei zwar bewusst, dass auch „Leiden und Gebet“ zur Ausübung seines Amtes gehörten. In seiner Erklärung habe der Papst aber zum Ausdruck gebracht, dass die Kraft seines Körpers und Geistes nachlasse, mit der Folge – so Benedikt XVI. wörtlich, „dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.“ Lombardi kommentierte:

„Hier also kommen die Umstände der heutigen Welt hinzu, die im Vergleich zur Vergangenheit besonders fordernd sind, was die Schnelligkeit und die Menge der Ereignisse betrifft und die Probleme, die sich stellen – so dass es vielleicht mehr Kraft braucht als in vergangenen Zeiten, in denen die Rhythmen des Alltags weniger fordernd waren.“

Dass die zahlreichen Anforderungen an den Papst in den vergangenen Monaten Spuren hinterlassen haben, sei auch seinen engsten Mitarbeitern nicht entgangen, so Lombardi weiter:

„Das haben wir wohl auch ein wenig gemerkt, die wir seine Aktivitäten begleiten: eine größere Müdigkeit und Anstrengung als vielleicht in der Vergangenheit – obwohl er bisher perfekt alle seine Funktionen ausgeübt hat.“

Dennoch – leicht gemacht habe sich Benedikt XVI. seine Entscheidung jedenfalls nicht, betonte Lombardi:

„Der Papst sagt, er habe wiederholt sein Gewissen vor Gott erforscht. Es handelt sich also um eine persönliche, tiefe Entscheidung, die aus dem Gebet heraus vor dem Herrn getroffen wurde, von dem er seinen aktuellen Auftrag erhielt.“

Zudem habe der Papst damals im Gespräch mit Seewald unterstrichen, dass eine Kirchenkrise für ihn ganz sicher kein Rücktrittsgrund sein werde. Seewald war in dem Gespräch auf die Missbrauchsfälle eingegangen, die damals bekannt wurden – eine der großen Herausforderungen im Pontifikat Benedikt XVI. Damals sagte der Papst:

„Wenn die Gefahr groß ist, darf man nicht davon laufen. Deswegen ist das sicher nicht der Augenblick, zurückzutreten. Gerade in so einem Augenblick muss man standhalten und die schwere Situation bestehen. Das ist meine Auffassung. Zurücktreten kann man in einer friedlichen Minute, oder wenn man einfach nicht mehr kann. Aber man darf nicht in der Gefahr davonlaufen und sagen, es soll ein anderer machen.“

Dazu Pater Lombardi:

„Hier hatte der Papst also gesagt, dass die Schwierigkeiten für ihn absolut kein Grund für einen Rücktritt sind, im Gegenteil – sie sind Grund, nicht zurückzutreten.“

Die Rücktrittserklärung des Papstes entspreche voll und ganz dem Canon 332 des kirchlichen Gesetzbuches „Codex Iuris Canonici“ (CIC), nach dem der Amtsverzicht eines Papstes aus freien Stücken geschehen und von keinem erst angenommen werden muss. Der Papst hatte erklärt: „Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, (…) zu verzichten“. Dazu Lombardi:

„Das ist, sagen wir, die formelle Erklärung und aus juristischer Sicht wichtig. (…) Mir scheint, dass dieser Satz sagen will: Ich habe das Bewusstsein, ich habe die volle Freiheit zu dieser Entscheidung.“

Lombardi verwies an dieser Stelle noch einmal darauf, dass ab dem Zeitpunkt des offiziellen Rücktritts am 28. Februar 2013 um 20.00 Uhr die Sedisvakanz beginnt und das übliche Prozedere vor der Wahl eines neuen Papstes greift.

Wie geht es weiter?

Papst Benedikt XVI. will nach seinem Amtsverzicht in das bisherige Karmel-Kloster innerhalb der Vatikanmauern ziehen, gab Lombardi weiter an. Dort wolle er ein Leben in Gebet und Meditation führen. Bis die notwendigen Umbauarbeiten abgeschlossen seien, werde er im päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo wohnen, heißt es.

Die Wahl eines Nachfolgers von Benedikt XVI. wird vermutlich im Lauf des März erfolgen, so Lombardi weiter. Nach den geltenden Bestimmungen muss ein Konklave zur Papstwahl zwischen dem 15. und 20. Tag nach Beginn der Sedisvakanz beginnen. Lombardi:

„Damit dürften wir zu Ostern einen neuen Papst haben.“ (rv)

Papst Benedikt XVIl. wird zurücktreten

Papst Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI. ist zurückgetreten. Während des Konsistoriums an diesem Montag verlas er folgende Erklärung:

Liebe Mitbrüder!

Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewißheit gelangt, daß meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Ich bin mir sehr bewußt, daß dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, daß ich mein Unvermögen erkennen muß, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen. Im Bewußtsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so daß ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muß.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.

Aus dem Vatikan, 10. Februar 2013 (rv)

Weltkrankentag: Erzbischof Zimowski im Gespräch

Erzbischof Zygmunt ZimowskiAm Montag wird der XXI. Welttag des Kranken mit einer feierlichen Messe in Altötting, am Wallfahrtsort der Schwarzen Madonna, begangen. Anlässlich des Großereignisses in dem Heiligtum, das Papst Benedikt seit seiner Kindheit besonders nahe steht, hat er den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst, Erzbischof Zygmund Zimowski, zu seinem Sondergesandten ernannt. Der diesjährige Welttag steht unter dem Motto des guten Samariters und setzt sich drei Schwerpunkte: Wissenschaft, Pastoral und Liturgie.

Bereits seit Donnerstag ist die Päpstliche Delegation in verschiedenen Diözesen Bayerns unterwegs, um sich ein Bild über die verschiedenen Pflegeeinrichtungen zu verschaffen. Eingeleitet wurde der Welttag durch eine zweitägige Konferenz, die sich dem Thema der Krankenseelsorge, aber auch der Situation der Pflegekräfte widmete. Gastgeber war die katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, einzige katholische Universität im deutschsprachigen Raum , die hochkarätige Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen und aus deutschen und polnischen Universitäten eingeladen hat, um das Thema unter einem breiten Blickwinkel zu diskutieren. Der Päpstliche Sondergesandte und seine Begleiter haben die Gelegenheit genutzt, Krankenhäuser und Altenheime zu besuchen und dort mit den Kranken zu sprechen.

Samstag und Sonntag verbrachte der Päpstliche Rat in München – er war in den Krankenhäusern von Schwabing und Großhadern. Dort wurden der Delegation das Interdisziplinäre Zentrum für Palliativmedizin und seine bahnbrechenden Ansätze zur integrativen Schmerztherapie vorgestellt. Der Vatikanvertreter und seine engsten Mitarbeiter trafen dabei mit Bischöfen aus ganz Europa, dem Heiligen Land und Madagaskar zusammen, um über die Pastoral im Krankendienst zu diskutieren.

Am Montag findet der diesjährige Welttag des Kranken mit einer Messe im Wallfahrtsort Altötting dann seinen Höhepunkt und Abschluss. Dabei ist neben den Bischöfen der drei besuchten bayerischen Diözesen auch der Päpstliche Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset.

Unsere Korrespondentin Christine Seuß hat vor Ort mit dem Leiter der Delegation und Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Krankenpastoral, Erzbischof Zygmund Zimowski, gesprochen.

„In der Botschaft von Papst Benedikt zum XXI. Welttag der Kranken lesen wir: Dieser Tag ist für die Kranken, für die im Krankendienst Tätigen, die Christgläubigen und für alle Menschen guten Willens ein bedeutender Moment des Gebetes, des Miteinanders, der Aufopferung und des Leidens für das Wohl der Kirche und ein Aufruf an alle, im Angesicht des Kranken das heilige Antlitz Christi zu erkennen. Es ist wirklich schön, dass der Papst uns diese drei Momente empfohlen hat, also die Reflexion, das Gebet und das Miteinandersein. Wir haben den Weltkrankentag am Donnerstag in Eichstätt mit einem Besuch im Klinikum begonnen, und am Freitag waren wir in einem Altersheim zu Besuch. Es war wirklich ein Miteinandersein für die Leidenden, zusammen mit den Ärzten und dem Pflegepersonal, und meine Mitarbeiter vom Päpstlichen Rat haben sich sehr gefreut und sie haben gesehen, dass die Menschen sehr gut gepflegt sind.“

Welche Eindrücke nehmen Sie von diesem Tag mit zurück nach Rom und zum Papst?

„Das Motto dieses Tages ist der gute Samariter, ,Geh und handle genauso‘. Wir haben so viele Vorträge gehört, wir haben uns so viele Gedanken über dieses Gleichnis gemacht, und jeder von uns sollte ein guter Samariter sein. Wir haben viele Ärzte als gute Samariter gesehen, Krankenpflegepersonal und alle, die den Menschen dienen wollen. Ich möchte in diesem Zusammenhang an die Worte von Benedikt XVI. erinnern, die er am 11. Februar 2007 anlässlich des Weltkrankentages gesprochen hat: Wir müssen die Kranken die materielle und geistige Nähe der gesamten christlichen Gemeinde spüren lassen. Wir haben das gesehen, die ganze christliche Gemeinde, auch die Protestanten, kümmern sich wirklich sehr um ihre Leute, die Hilfe brauchen. Papst Benedikt hat gesagt, es ist wichtig, sie nicht in der Einsamkeit zu verlassen, während sie sich in einem so kritischen Moment ihres Lebens befinden. Er hat ganz stark betont, deswegen sind diejenigen besonders kostbar, die Geduld und Liebe, berufliche Kompetenz und menschliche Wärme in ihren Dienst einbringen. Der Papst hat auch gesagt, dass er in diesem Moment an die Ärzte, ärztliche Assistenten, Pfleger, Krankenschwestern, freiwillige Helfer, Ordensbrüder und -schwestern sowie Priester, die sich den Kranken ohne Einschränkungen widmen, wie der barmherzige Samariter, ohne Rücksicht auf die soziale Lage, Hautfarbe, Religion, sondern mit Rücksicht nur auf die Bedürfnisse im Gesicht jedes Menschen. Besonders wenn er von der Krankheit geprüft und entstellt wird, leuchtet das Antlitz Christi. Christus hat gesagt: Was ihr für einen meiner geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan. Das ist das Programm für uns, die wir gute Samariter werden wollen.“

Was kann und wird der Päpstliche Rat tun, um dieses Bewusstsein weiter zu verbreiten?

„Unser Rat ist vor 27 Jahren von Johannes Paul II. gegründet worden, und unter den vielen Dingen, die uns beschäftigen, wollte der Papst insbesondere, dass wir enge Kontakte mit den Lokalkirchen haben sollten. Und heute sind wir nun hier in der Lokalkirche in München; gestern waren wir in Eichstätt und heute Nachmittag fahren wir in die Diözese Passau mit seinem schönen Wallfahrtsort der Schwarzen Madonna und dort werden wir intensiv für die Menschen beten, die in Not sind. Deshalb möchte ich mich bei diesen Lokalkirchen herzlich bedanken, besonders bei den Bischöfen, beim Münchner Erzbischof Kardinal Marx, und bei Bischof Schraml aus Passau, der mit uns gemeinsam das Gebet zum Weltkrankentag verfasst hat. Also noch einmal, vergelt´s Gott allen, die zum Gelingen dieses Weltkrankentages und unserer fünftägigen Reise beigetragen haben.“

Was hat Sie am meisten beeindruckt in den Tagen, die wir schon hier verbracht haben?

„Ich glaube, das waren zwei Dinge. Als wir uns Gedanken über den guten Samariter gemacht haben, das waren wirklich tiefe Gedanken, nicht nur von katholischer, sondern auch von protestantischer Seite. Und dann, das Beisammensein mit den Kranken, besonders im Altersheim St. Elisabeth in Eichstätt mit einem sehr spontanen Wortgottesdienst, wo die Menschen eigene Gebete ausgesprochen und wirklich Gefühle gezeigt haben. Die Menschen waren ganz nah beim Päpstlichen Rat und man kann sagen, das war eine gegenseitige Unterstützung.“ (rv)