Syrien: Entführte Erzbischöfe wie vom Erdboden verschluckt

SyrienVor genau einem Monat wurden in Syrien zwei orthodoxe Erzbischöfe von Aleppo entführt – und immer noch weiß keiner Genaues über ihren Verbleib. Antoine Audo ist der katholisch-chaldäische Bischof der Stadt. Er hat an einem Gebetstreffen für die Entführten in der griechisch-orthodoxen Kathedrale von Aleppo teilgenommen.

„Es war eine traurige Atmosphäre; einige Menschen hatten Tränen in den Augen, einige schluchzten. So ist unsere Lage hier. Alle fragen: Wo sind sie? Wann wird man sie wieder freilassen? Das ist für alle die große Frage."

Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Yohanna Ibrahim und sein syrisch-orthodoxer Amtsbruder Boulos Yazaji waren von Bewaffneten festgenommen worden, als sie von einer Fahrt zur türkischen Grenze zurückkamen. Für die Entführung hat bislang keine der syrischen Rebellengruppen die Verantwortung übernommen. Bischof Audo sagt zu Radio Vatikan:

„Wir haben wirklich keinerlei klare Information über die Geiselnehmer. Allerdings haben wir den Eindruck, dass es keine Geldfrage ist, weil keine Geldforderung eingegangen ist. Es muss sich um ein wirklich kompliziertes Problem handeln, und vielleicht auf einem hohen Level."

Er selbst könne sich „wegen der Entführungsgefahr nicht mehr frei in Aleppo bewegen", sagte Audo. Und weiter: „Wir müssen unsere Fahrten jetzt immer genau vorausplanen." An diesem Freitag, 24. Mai, treffen sich melkitische Priester und Bischöfe in ihrer Kathedrale in Aleppo zu einem Einkehrtag. Dabei soll besonders für die entführten Kirchenleute – es sind nicht nur die Bischöfe, sondern auch mehrere Priester – gebetet werden. (rv)

Vatikan-Finanz-Aufsichtsbehörde legt Jahresbericht vor

VatikanDie Anzeige verdächtiger Finanztransaktionen im Vatikanstaat ist im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen. Das sei vor allem ein Indiz für das zunehmende Funktionieren der Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Vatikanstaat. Das sagte René Brülhart, Direktor der Vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF), an diesem Mittwoch bei der Vorstellung des AIF-Jahresberichtes 2012 vor Journalisten:

„Im Jahr 2012 wurden uns sechs Verdachtsfälle gemeldet, wir wollen hier nicht ins Quantitative hineingehen, aber es ist schon ein Anzeichen dafür, dass das System, das man hier seit Ende 2010 begonnen hat, zu funktionieren beginnt, und das ist eigentlich ein sehr ermutigendes Zeichen."

Verdachtsmomente seien beispielsweise eine Nichtübereinstimmung von Kundenprofil und Finanzgebaren, plötzliche überhöhte Transaktionen oder ähnliches. Brülhart machte aber auch deutlich, dass es sich bei den Transaktionen des Heiligen Stuhles eben um den Finanzverkehr einer besonderen Art von Institution handele:

„Es geht hier nicht um Banken oder Fondsunternehmen oder Versicherungsgesellschaften, die auf einem freien Markt tätig sind, sondern es geht wirklich darum, wie der Heilige Stuhl seine Institutionen auch entsprechend mit einer finanziellen Struktur, mit einem finanziellen Umfeld unterstützen kann."

Um den Finanzverkehr dieser Strukturen auf korrekte Weise zu regeln, seien in den vergangenen Jahren einige wichtige Schritte unternommen worden, unter ihnen beispielsweise das durch Benedikt XVI. Ende 2010 erlassene Motu Proprio zur Vorbeugung und Abwehr illegaler Aktivitäten im Bereich des Finanz- und Währungswesens und die damit einhergehende Einrichtung der Finanzaufsichtsbehörde AIF:

„Es ist hier nicht per se ein wirtschaftlich gebundenes Umfeld, das wir haben, sondern es geht insbesondere darum, dass die Kirche gewisse Dienstleistungen braucht, die auch ermöglicht werden müssen. Dort muss man dann auch ein entsprechendes Verständnis schaffen und vor allem auch verstehen wo mögliche Risiken bestehen. Die stehen selbstverständlich auch in Zusammenhang mit gewissen Ländern, wo Sie vielleicht eher einen erhöhten Bargeldverkehr haben und wo es auch ein bisschen schwieriger ist, das zu kontrollieren."

Und genau da setze die Arbeit seiner Behörde an, so Brülhart. Um eine adäquate Kontrolle zu gewährleisten, müsse die Unabhängigkeit des Kontrollorgans garantiert sein und das sei im Vatikan der Fall.

Langfristig bemüht sich der Vatikan um eine Aufnahme auf die so genannte „Weiße Liste" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dieses Verzeichnis umfasst Staaten, deren Finanzgeschäfte internationalen Transparenz-Standards genügen. Im vergangenen Juli hatte der Vatikan eine einschlägige Prüfung durch das Expertenkomitee des Europarats Moneyval bestanden, die für eine derartige Aufnahme förderlich ist; nur in wenigen Kernpunkten waren Mängel konstatiert worden.

„Wir sind zur Zeit daran, diese Mängel, die vor allem den Aufsichtsbereich betreffen, aufzunehmen und im Rahmen gesetzlicher Anpassungen in den nächsten Monaten aufzuarbeiten und freuen uns, im Dezember dieses Jahres Moneyval dann wieder entsprechend Bericht zu erstatten."

Der an diesem Mittwoch vorgestellte Jahresbericht der Finanzaufsichtsbehörde geht insbesondere auf ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr ein. Darin wird die stetig zunehmende Zusammenarbeit mit Behörden auf internationaler Ebene, aber auch innerhalb des Vatikanstaates selbst hervorgehoben. Mehrere Absichtserklärungen für eine zukünftige engere Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern seien im Laufe des Jahres unterzeichnet worden, ein Trend, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen soll. (rv)

Dono di Maria: Ein Armenhaus im Vatikan

VatikanplatzAm Dienstagnachmittag macht Papst Franziskus einen besonderen Besuch: er wird dafür die Vatikanmauern nicht verlassen müssen und dennoch eine andere Welt betreten. Er besucht nämlich die Casa „Dono di Maria", eine Auffangstation für die Ärmsten der Stadt Rom, die von den Missionarinnen der Nächstenliebe geleitet wird. Das Haus feiert an diesem 21. Mai seinen 25. Jahrestag; es wurde seinerzeit von Papst Johannes Paul II. und der Seligen Mutter Theresa von Kalkutta, der Gründerin des Frauenordens, eingeweiht. Das Projekt dieses Armenhauses, das direkt neben der Glaubenskongregation liegt, war Johannes Paul II. sehr wichtig. Dies gab er selbst in seiner Eröffnungsansprache vom 21. Mai 1988 zu verstehen:

„Ihr könnt die Freude und Emotion nachvollziehen, die ich in diesem Moment fühle, in dem ich ein Projekt realisiert sehe, das mir seit langem am Herzen lag: eine „Herberge für die Ärmsten", hier, innerhalb der Vatikanmauern, wo das Zentrum der Kirche selbst ist. […] Diese wird im Rahmen des Möglichen denen Aufnahme bieten, die in diesem Rom keinen Schlafplatz für die Nacht haben, die insbesondere keinerlei familiäre und menschliche Zuneigung haben, die sie in ihrem harten Kampf um das Leben unterstützen könnte."

Heute bietet das Haus eine tägliche Armenspeisung für hunderte von Frauen und Männern, einen Schlafplatz für die Nacht für etwa 50 bis 70 Frauen sowie eine ärztliche Basisversorgung für Frauen. In seiner Eröffnungsansprache unterstrich Johannes Paul II., dass das Haus seinem Wunsch entspreche, zumindest eine teilweise Lösung für das gravierende Problem der Obdachlosigkeit in Rom zu bieten. Er vertraute das Haus dem Schutz der Maria an und wandte sich anschließend an Mutter Theresa, die bei der Realisierung des Projektes tatkräftig mitgeholfen hatte:
„Ein Wort des besonderen Dankes möchte ich schließlich an Mutter Theresa von Kalkutta richten, die von Anbeginn an mit Interesse und Hingabe die gesamte Realisierungsphase des Projekts begleitet hat; ihren Töchtern wurde die Leitung und die Assistenz für die Armen anvertraut. Ihre allseits bekannte Aufmerksamkeit für die Ärmsten unter den Armen bietet die allerbesten Vorzeichen für den Beginn dieser Aktivität." (rv)

Vatikan: Kein Exorzismus durch Papst Franziskus

Pater Lombardi PressekonferenzDer Heilige Stuhl hat auf Nachfrage von Journalisten klar gestellt, dass Papst Franziskus am Sonntag nach der Messe auf dem Petersplatz keinen Exorzismus vorgenommen hat. Der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, antwortete mit seinem Dementi auf italienische Presseberichte, die das Gebet des Papstes für einen Gläubigen, als öffentlichen Exorzismus ausgelegt hatten. Pater Lombardi wörtlich: „Der Papst hat keinesfalls einen Exorzismus vornehmen wollen. Vielmehr hat er, wie er es häufig für die Kranken und Leidenden tut, die sich ihm vorstellen, für eine leidende Person beten wollen, die ihm vorgeführt worden ist." Der Fernsehsenders TV2000 hatte sich an Exorzisten gewandt, die die Handauflegung und den Gesichtsausdruck des Papstes bei seinem Gebet als klares Indiz für Exorzismus gewertet hatten. Der Fernsehsender hatte sich mittlerweile für die Meldung entschuldigt, die „nur in Teilen richtig" gewesen sei. (rv)