Schweiz/Vatikan: Schweizer Bischöfe bei der Glaubenskongregation

Die Bischöfe aus Basel, Chur und St. Gallen werden am 1. Juli bei der Glaubenskongregation über die so genannte Pfarrei-Initiative sprechen. Das teilte die Schweizer Bischofskonferenz an diesem Mittwoch mit. Der Gesprächsprozess mit den Unterzeichnern der Pfarrei-Initiative sei in den drei hauptbetroffenen Bistümern Basel, Chur und St. Gallen fortgeschritten, so die Mitteilung. Die Bischöfe der drei Bistümer werden sich in Rom mit dem Präfekt der römischen Kongregation für die Glaubenslehre, Erzbischof Gerhard Müller, über die im Gesprächsprozess angesprochenen Fragen austauschen. Das Gespräch mit Erzbischof Müller sei schon länger geplant gewesen, so die Bischofskonferenz. Ein erster Termin wurde wegen der Wahl des neuen Papstes hinfällig. (rv)

Kolumbien/Vatikan: Bedauern über die angerichtete Verwirrung

Pater Lombardi PressekonferenzDer Verband Lateinamerikanischer Ordensleute, abgekürzt CLAR, bedauert, dass Aufzeichnungen über eine Audienz beim Papst an die Öffentlichkeit gelangt sind. Papst Franziskus hatte die Leitung des CLAR am 6. Juni zu einem ausführlichen Gespräch im Vatikan empfangen; eine chilenische Internetseite hat am Montag Einzelheiten aus dem Gespräch veröffentlicht. In einem Statement vom Dienstag weist die CLAR von ihrem Generalsekretariat im kolumbianischen Bogotà aus darauf hin, dass die Unterredung mit Franziskus „nicht aufgezeichnet worden" sei. Stattdessen hätten Teilnehmer hinterher eine „Zusammenfassung zu ihrer persönlichen Erinnerung" geschrieben, die „keineswegs zur Veröffentlichung bestimmt" gewesen sei. Die von der Internetseite zitierten Äußerungen dürften dem Papst nicht zugeschrieben werden, „lediglich der allgemeine Sinn" dieser Äußerungen. Wörtlich heißt es in dem Statement: „Die Führung des CLAR bedauert das Geschehene und die dadurch womöglich angerichtete Verwirrung zutiefst."

Die von der Italienischen Bischofskonferenz herausgegebene katholische Tageszeitung „Avvenire" hat an diesem Mittwoch ausführlich Auszüge aus den Aufzeichnungen nach der Audienz wiedergegeben. Danach hat Papst Franziskus die Ordensleute ermutigt, „zu neuen Horizonten aufzubrechen", ohne Angst vor „Risiken" oder vor einer Mahnung durch die vatikanische Glaubenskongregation zu haben. Er sei besorgt über restaurative wie über gnostisch-pantheistische Gruppierungen in der Kirche. Eine Kurienreform, wie fast alle Kardinäle sie vor dem letzten Konklave gefordert hätten, sei vor allem die Aufgabe der von ihm berufenen acht Kardinäle. Die CLAR wies am Dienstag darauf hin, Franziskus habe auf Fragen der anwesenden Ordensleute geantwortet. Vatikansprecher Federico Lombardi wollte die Indiskretionen Journalisten gegenüber nicht kommentieren, weil es sich nicht um öffentliche Äußerungen des Papstes handle. (rv)

Vatikan/Vietnam: Der Heilige Stuhl und Vietnam wollen ihre Beziehungen vertiefen

VietnamDazu trifft sich am Donnerstag und Freitag eine beidseitige Arbeitsgruppe im Vatikan. Vatikansprecher Federico Lombardi hat den Termin bestätigt. Es ist schon die vierte Begegnung dieser Art; die letzte fand im Februar 2012 in Hanoi statt. 1975 hatte das kommunistische Regime in Vietnam die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen. Seit Sommer 2008 arbeiten beide Seiten an einer Normalisierung ihres Verhältnisses; der Vatikan konnte 2011 einen nichtresidierenden Päpstlichen Repräsentanten für Vietnam ernennen. Von den fast 90 Millionen Vietnamesen sind etwa sechs Millionen katholisch. Es handelt sich um eine der größten katholischen Gemeinschaften Asiens. (rv)

Vatikan: Kardinal Filoni in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Kardinal Fernando Filoni ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten eingetroffen. Dort will der Präfekt der Päpstlichen Missionskongregation unter anderem an der Weihe der Antoniuskirche in Ras Al Khaimah teilnehmen. In den fünf Tagen seines Aufenthalts will Filoni auch Gespräche mit dem Nuntius Peter Rajic führen, mit dem aus der Schweiz stammenden Bischofsvikar für Arabien Paul Hinder sowie mit Priestern und Ordensleuten. Auf dem Territorium des Bischofsvikariats Arabien-Süd leben etwa 2,5 Millionen Katholiken. Diplomatische Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Golf-Emiraten gibt es seit 2007. Zusammen mit der neuen Antoniuskirche, deren Grundstück den Katholiken vom Emir von Dubai geschenkt wurde, gibt es in den sieben Emiraten acht katholische Kirchen. (rv)

Kolumbianischer Kardinal: „Friedensprozess beschleunigen!“

An diesem Dienstag startet in Kubas Hauptstadt Havanna eine neue Runde in den Friedensverhandlungen für Kolumbien. Unterhändler der Regierung von Präsident Manuel Santos und der linksgerichteten FARC-Rebellen sitzen wieder mal an einem Tisch. Dabei arbeiten sie einen Fünf-Punkte-Plan ab, der zu einem Friedensabkommen führen soll. Im ersten Punkt, bei dem es um gerechte Landverteilung geht, haben sie schon eine Grundsatz-Vereinbarung getroffen. „Damit haben sie sich in einem der wichtigsten und kompliziertesten Punkte geeinigt, nämlich der Landfrage." So sieht es der Erzbischof von Bogotà, Kardinal Ruben , bei einer Pressekonferenz.

„Da denken wir schon, dass uns die Verhandelnden damit ein klares Signal geben: Dialog ist möglich, und es ist möglich, durch Gespräche und Abkommen zu einem definitiven Ende des bewaffneten Konflikts zu kommen!" Die schlechte Verteilung von Land sei immerhin einer der Hauptgründe für den jahrzehntelangen Konflikt gewesen. „Darum scheint uns dieses erste Abkommen zu Landfragen sehr wichtig, denn es erlaubt, eine solide Basis für einen baldigen Frieden zu legen."

Auch der zweite der fünf Punkte, um den es seit Dienstag geht, ist knifflig: Politische Partizipation. Sprich: Darf sich die FARC nach einem Friedensschluss umstandslos in eine politische Partei verwandeln? Das Problem ist: Manche legen die Verfassung so aus, dass sie die politische Betätigung von Verurteilten verbietet.

„Keine Straflosigkeit für FARC-Rebellen"

Heißt das: Schwamm über die Verbrechen von FARC-Rebellen nach einem Friedensschluß? Das wäre ein Schlag ins Gesicht der Opfer, so Kardinal Salazar Gomez:

„Wir wissen alle, dass es Millionen von Opfern gibt. Man spricht von fünf oder sechs Millionen Binnenflüchtlingen; der bewaffnete Konflikt hat das Land und die kolumbianische Gesellschaft im Innern tief verwundet! Millionen von Menschen fordern jetzt also Entschädigungen und Hilfe. Diese Hilfe muss die Opfer soweit bringen, dass sie keine Opfer mehr sind. Ist dieser Punkt erreicht, dann kommen sie vielleicht auch in die Lage, den Tätern vergeben und in einen Versöhnungsprozess eintreten zu können, so dass sie wieder vollwertig am Leben der Gesellschaft teilnehmen."

Eine Versöhnung mit den Tätern darf die Gesellschaft aber nicht ohne oder anstelle der Opfer durchführen, findet der Kardinal von Bogotà. Er fordert, jetzt schon gezielt über die nötigen Maßnahmen nach einem Friedensabkommen nachzudenken, um vorbereitet zu sein.

„Ein Ende des bewaffneten Konflikts wäre nur der erste Schritt, wenn auch ein grundlegender Schritt. Dann muss ein Friede unter allen hergestellt werden, und das verlangt, dass man auch alle mit einbezieht, die Täter waren! Eine Übergangsjustiz und eine Wiedereingliederung der bisherigen Täter in die Gesellschaft sind von großer Wichtigkeit. Man muss sich darauf gut vorbereiten und auch sehr vorsichtig dabei sein; es gilt, nicht in die Falle der Straflosigkeit von Verbrechen zu gehen. Es geht um Vergebung und Wiedereingliederung, aber eben auch um Wiedergutmachung der von ihnen angerichteten Schäden. Das scheint mir der schwierigste Punkt – wenn wir darüber nachdenken, was der Frieden alles so impliziert."

„Nur eine Scheindemokratie"

Kardinal Salazar Gomez hat beobachtet, dass die Friedensgespräche wacklig sind. Kolumbiens Präsident Santos hat den Oppositionsführer von Venezuela empfangen; das hat den neuen venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro dermaßen verärgert, dass damit auch Venezuelas Unterstützung des Friedensprozesses ins Wanken gerät. Dabei ist diese Unterstützung entscheidend. Denn wenn Venezuela wieder zum sicheren Hafen und Rückzugsgebiet für FARC-Kämpfer werden sollte wie in der Vergangenheit, dann machte das wohl dem Friedensprozess den Garaus.

„Darum sollte der Rhythmus dieser Verhandlungen unbedingt beschleunigt werden! Vor sechs Monaten wussten wir, dass es Zeit brauchen würde, um einen Konsens zu finden, und dass man dabei nichts überstürzen dürfe. Aber in den letzten Wochen hat sich doch gezeigt, dass man auch viel schneller vorankommen könnte!"

Aber nicht nur von außen – Venezuela, Kuba, Chile, USA – ist der Friedensprozess gefährdet, sondern vor allem von innen her, aus Kolumbien selbst. Kardinal Salazar Gomez deutet an, dass die führende Elite im Land es als eine Bedrohung ihrer Macht wahrnehmen könnte, wenn im Zug des Friedensprozesses die unteren Schichten der Bevölkerung mehr Rechte bekämen.

„Wir hatten Jahrhunderte lang eine Scheindemokratie, zweifellos war unsere Demokratie in Wirklichkeit immer schwach, zerbrechlich und begrenzt. Eine Demokratie mit vielen Mängeln. Wir sollten jetzt also im Licht der Verfassung von 1991 unsere Vorstellung von Demokratie ausweiten und endlich die Grundlage für eine echte Demokratie legen. Demokratie heißt, dass alle beim Aufbau eines Landes mitmachen!"

Warnung vor Scheitern der Gespräche

Der Kardinal ärgert sich auch über das Herumkritteln am Friedensprozess. Dringend gebraucht werde ein „Ambiente, das einen Friedensschluss stimmungsmäßig vorbereitet".

„Es ist logisch, dass es Ärger, Zweifel und große Fragezeichen über die konkrete Art und Weise gibt, wie die Friedensverhandlungen in Havanna ablaufen. Es ist aber auch klar, dass das in diesem Moment der Königsweg zu einem Ende des bewaffneten Konfliktes ist! Darum würde ich sagen: Wenn dieser Weg scheitert und die Verhandlungen von Havanna abgebrochen werden, dann werden wir wohl viele Jahre lang keine Möglichkeit mehr zu einem Dialog und zu Verhandlungen haben!"

Kardinal Salazar Gomez stehen frühere, gescheiterte Anläufe zum Frieden vor Augen, in den achtziger Jahren. Er weiß, wie groß immer noch die Versuchung in der Führung des Landes ist, eine militärische Beilegung des Konfliktes zu versuchen. Präsident Santos hat sich geweigert, Militäroperationen gegen die FARC auszusetzen – trotz der laufenden Friedensgespräche. Eine heikle Sache. Doch auf Kritik daran lässt sich der Kardinal von Bogotà nicht ein.

„Ich bin sicher, dass die Regierung die größte Anstrengung unternimmt, um zu einem Frieden durchzustoßen. Das Wichtigste wäre aber, dass man jetzt auch eine umfassende Politik entwirft für alles, was ein Frieden im Land wirklich impliziert. Es gibt in Kolumbien so vieles wieder aufzubauen!"

Die zweite Verhandlungsrunde zwischen Regierung und FARC-Rebellen, am Dienstag gestartet, dauert bis Freitag, 21. Juni. Präsident Santos will „vor Jahresende" zu einem Friedensschluss kommen, wie er vor ein paar Tagen bei einem Besuch in London verkündete. Das Kalkül des Staatschefs: Nächstes Jahr sind Parlamentswahlen, da könnte er doch als Friedensengel in den Wahlkampf starten. Dass auch schon eine FARC-Partei auf nationaler Ebene antreten könnte, glaubt in Kolumbien kaum jemand. Doch im Jahr darauf, 2015, finden Regionalwahlen statt: Da könnten sich tatsächlich FARC-Politiker zur Wahl stellen. Vorausgesetzt, es herrschte dann tatsächlich Frieden. (rv)

Jordanien/Vatikan: Neue Medien für den Frieden

Der Vatikan will die Verbreitung neuer Kommunikationsmittel im Nahen Osten stärken. Dazu sollen Bischöfe, Priester und Laien entsprechend ausgebildet werden. Der Päpstliche Medienrat organisiert deshalb vor Ort Kurse und Seminare, um den Gebrauch von Internet und allgemein soziale Kommunikationsmittel zu fördern. Gerade für Christen in dieser Region seien die Mittel sehr wichtig. Das betont der Präsident des Päpstlichen Medienrates, Erzbischof Claudio Celli, im Gespräch mit Radio Vatikan. Er besucht diese Woche Jordanien, wo aber vor einer Woche eine strikte Internetzensur eingeführt wurde.

„Ich muss Ihnen offen gestehen, dass mir beim Seminar für die Bischöfe aus dem Nahen Osten besonders ein Begriff aufgefallen ist und der lautet: Angst. Den Bischöfen ist es bewusst, in welchem Kontext sie leben. Die Christen im Nahen Osten haben Angst. Das ist eine Tatsache. Es ist eine sehr schwierige Zeit für die Christen hier. Doch wir dürfen auch nicht vergessen, dass Kommunikation ein Werkzeug für den Frieden sein kann. Ich denke deshalb, dass christliche Medien im Nahen Osten sehr viel für die Förderung des Friedens leisten könnten."

Das Treffen in Amman ist im Hinblick auf das letztjährige Seminar in Beirut organisiert worden. Damals nahmen unter anderen Bischöfe aus Syrien, Irak und Ägypten teil.

„Seit diesem Treffen arbeiten wir sehr intensiv zusammen. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass sich vor allem Bischöfe verschiedener Riten zusammengetroffen haben. Denn im Nahen Osten können die Christen nur gemeinsam die Frohe Botschaft verkünden. Das ist im Übrigen die größte Herausforderung für die Gläubigen in dieser Region: also nicht gegen Andersgläubige zu sein, sondern untereinander einig zu sein, um die christliche Botschaft überhaupt verkünden zu können."

Das Treffen in Amman war vor einem Jahr geplant. Ebenfalls seit einem Jahr hatte die jordanische Regierung eine Internetzensur beschlossen, die nun seit vergangenem Montag auch umgesetzt wurde. Hunderte Internetseiten wurden gesperrt und sind in dem Land nicht mehr ersichtlich. Ob darunter auch christliche Homepages sind, ist nicht bekannt. (rv)

Eucharistischer Kongress: Ein Fazit

E_Kongress2013Lange haben die Vorarbeiten dazu gedauert, und nun ist schon wieder alles vorbei: Nach fünf Tagen Gebet, Podiumsdiskussionen, Vorträgen und kulturellem Programm ist der Eucharistische Kongress zu Ende gegangen. Über 20.000 Gläubige nahmen an der Freiluftmesse teil, unter ihnen rund 1.200 Messdiener und 1.000 Kommunionskinder. Der päpstliche Sondergesandte, Kurienkardinal Paul Josef Cordes, verlas bei dieser Gelegenheit auch eine Grußbotschaft des Papstes. Franziskus bekundete in der Botschaft seine Nähe zur katholischen Kirche in Deutschland und verwies gleichzeitig auf die weltweite Communio der katholischen Glaubensgemeinschaft. Die Messe müsse wieder in ihrer vollen Tiefe gelebt werden und alle, so gab der Papst den Teilnehmern am Eucharistischen Kongress mit auf den Weg, hätten den Auftrag, Gott zur Welt und die Welt zu Gott zu bringen.

Groß die Erleichterung der Veranstalter, die im Vorfeld des Kongresses befürchten mussten, dass nicht besonders viele Besucher nach Köln kommen würden: Zu sperrig der gewählte Name für die Veranstaltung, zu wenig klare Kommunikation über die tatsächlichen Anliegen des Kongresses, der ja kein abgeschottetes Treffen katholischer Würdenträger werden sollte, also kein klassischer „Kongress", sondern ein „Fest des Glaubens", das sich mit einem bunten Programm an alle Menschen richtete, die an Glaubensfragen interessiert sind. Zentrales Thema dabei: die Eucharistie.

Diese Kritik an der Konzeption im Vorfeld äußerten viele der Besucher, die am Ende doch den Weg nach Köln fanden: Vielleicht auch durch das gute Wetter animiert, das den Kongress von Anfang an begleitet hatte, waren es schließlich nach Angaben der Veranstalter doch rund 45.000 Menschen, die den Kongress an allen oder an einzelnen Tagen erlebten.

Das Programm hatte es auch in sich: etwa 800 Veranstaltungen wurden angeboten, unter ihnen Highlights wie die Licht- und Orgeldarbietung im Kölner Dom „lux eucharistica", die jeden Abend tausende von Besuchern in der Hoffnung zum Dom zog, doch noch ein Plätzchen im kunstvoll ausgeleuchteten Innenraum zu ergattern. Viele mussten jedoch unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurückkehren oder die Übertragung der Installation auf einem nahe gelegenen Platz verfolgen. Auch die Jugendveranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen und Diskussionen zogen viele Besucher an; Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler aller Richtungen tummelten sich unter den Kongressteilnehmern, die durch ihre an roten Bändchen hängenden Kongresskarten deutlich erkennbar waren. Geradezu überschäumend war die Stimmung beim Konzert- und Showerlebnis in der Lanxess-Arena am Freitagabend: Lokale und internationale Künstler boten in der gut gefüllten Veranstaltungshalle vor einem begeisterten Publikum ihre Künste dar; unter den Interpreten fanden sich Stars wie der Klarinettist Giora Feidmann oder die französische Musikerin Lydie Auvrey, aber auch Kölner Urgesteine wie „De Bläck Föss", die es schafften, dass es bei Erklingen ihrer Lieder nicht nur die lokalen Besucher von den Sitzen riss.

Auffällig eben, und auch durch Veranstalter wie mitwirkende Würdenträger immer wieder betont: Die gute Stimmung der Teilnehmer, aber auch der Bischöfe selbst. Kardinal Meisner beispielsweise, der Gastgeber des Kongresses, hat laut eigener Aussage in den offenen Gesprächen mit den Gläubigen auch viel für sich selbst von der Veranstaltung mitnehmen können. Der Berliner Kardinal Woelki ist hochzufrieden über den reißenden Absatz, den sein Hedwigsbrot am Infostand der Erzdiözese Berlin gefunden hatte: der Erlös kommt Flutopfern und dem Mittagstisch der diözesanen Caritas zugute. Auch Kardinal Kasper, der aus Rom angereist war, um bei Vorträgen und Diskussionsrunden mitzumachen und der den Tag der Priester und Ordensleute am Donnerstag eingeläutet hatte, zeigte sich in seiner Ansprache an die Priester begeistert von der „sagenhaft guten Stimmung". Und schließlich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der am Freitag beim großen „Fest im Glauben" in der Köln-Arena die Besucher mit den Worten begrüßte: „Köln ist einfach fantastisch".

Die gute Stimmung unter den Teilnehmern, welche sich im Verlauf des Treffens mit nahezu allen Bischöfen des Landes austauschen konnten, ist natürlich auch ein Hoffnungszeichen für das deutlich gebeutelte Selbstverständnis der katholischen Kirche in Deutschland, die immer noch an der Rücktrittswelle und dem Vertrauensverlust leidet, die das Bekanntwerden des Missbrauchsskandals im Jahr 2010 ausgelöst hatte.

Doch nun gilt es, Angekündigtes und auf den verschiedenen Veranstaltungen immer wieder Beschworenes auch in die Tat umzusetzen: Ob die während der fünf Tage demonstrierte Offenheit der Bischöfe für das Gespräch in ihre einzelnen Diözesen weiter getragen wird, bleibt abzuwarten und wird sicherlich die Messlatte sein, an der auch die Besucher, die in diesen Tagen beim Kongress dabei waren, dessen Gelingen auf lange Sicht messen werden. (rv)

Kardinal Kasper ermutigt zu weltkirchlichem Blick auf Kirche

Kardinal Walter KasperKurienkardinal Walter Kasper hat dazu aufgerufen, Krisen in der Kirche nicht überzubewerten. „Die gab es immer schon", sagte Kasper am Freitag in seiner Katechese auf dem Eucharistischen Kongress in Köln. Im Interview mit Radio Vatikan nahm der Kardinal vom Standpunkt der Weltkirche aus zu der vielbeschworenen Krisenstimmung innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland Stellung:

„Viele Priester sind verunsichert, es sind weniger Priester. Die Gemeinden sind verunsichert, weil sie keinen Pfarrer mehr bekommen oder zusammengelegt werden. Das wird wahrgenommen, aber ich habe den Eindruck, dass sich die Stimmung momentan weltweit sehr verändert. Seit der Papstwahlt haben wir auch in Rom eine völlig andere Stimmung. Und Deutschland ist ein wichtiges Land in Europa, auf der anderen Seite dürfen wir uns in Deutschland auch nicht überschätzen und davon ausgehen, Deutschland sei 'der Nabel der Welt'. Das sind wir einfach nicht mehr."

Vielmehr rät der Kurienkardinal, der tagtäglich die kirchliche Lebendigkeit in Rom erfährt und seinen Lebensalltag an der Kurie für einen Besuch auf dem Eucharistischen Kongress in Köln unterbrochen hat, zu einem weltkirchlichen Blick:

„Wir sind ja nur ein kleiner Prozentsatz der Weltkirche, die ja mehrheitlich, zu Dreiviertel, in der südlichen Hemisphäre, lebt. Deshalb haben wir jetzt auch einen Papst aus dieser Hemisphäre, wo es eine andere Agenda mit ganz anderen Fragen und zum Teil auch anderen, begeisternden Impulsen gibt, die tiefer gehen. Das ist nicht nur ein oberflächliches Interesse an einem neuen Papst, sondern das Gefühl: 'Wir wagen einen neuen Schritt in die Zukunft hinein.' Das ist eine positive Stimmung und trägt dann auch weiter."

Und von dieser positive Stimmung innerhalb der Kirche, die für Walter Kasper in Rom selbstverständlich geworden ist, spürt der Kardinal dann aber doch auch etwas bei seinem Deutschlandbesuch in Köln. Für sein deutsches Heimatland hält der Kardinal den Eucharistischen Kongress und mit ihm die Besinnung auf das Wesentliche im Glauben für…

„sehr notwendig. Man erlebt, dass man nicht isoliert ist, sondern gehört einer großen Gemeinschaft an, erlebt eine positive Stimmung. Das trägt einen weiter, hinaus in die Pfarreien und die Gesellschaft hinein, um dort sagen zu können: Wo stehen wir gegenwärtig als Kirche? Wir gehen also nicht zurück, sondern wollen eine Vertiefung – aber um auf das Wesentliche, auf das Zentrum zurückzukommen: Wohin sollen wir gehen? Wo ist die Alternative? Und ich denke, in unserer Gesellschaft gibt es keine wirkliche Alternative zum christlichen Glauben. Wir respektieren jeden, der nicht dieser Überzeugung ist, aber wir sagen mit einem gewissen Zutrauen: Wir haben Worte des Lebens – nicht unsere Worte, sondern die Worte Christi!" (rv)

Vatikan/Frankreich: Was Kardinal Ravasi mit Camus verbindet

RavasiAn diesem Samstag endet der „Vorhof der Völker" in Marseille: Drei Tage lang ging es in der französischen Stadt um den Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen, mit einem Schwerpunkt auf der Begegnung von Humanismus und Religion. Im Zentrum standen die Schriftsteller Albert Camus und Paul Ricœur. Am Donnerstag ging es in einer Konferenz um Camus' Werk „Die Pest". Der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, Gianfranco Ravasi, war vor Ort mit dabei. Im Gespräch mit Radio Vatikan berichtet er, was er mit Albert Camus verbindet:

„Ich muss sagen, dass ich eine persönliche Beziehung zu Camus habe, denn in einem meiner aufwändigsten Werke zur Exegese, meinem Kommentar zu Hiob, gibt es ein Kapitel, das sich gerade der ,Pest' von Camus widmet. In diesem Roman des französischen Agnostikers gibt es eine schwierige Debatte über das Verhältnis von Gott und dem Bösen. Es scheint, als würde sich mit dem ,Vorhof der Völker' hier etwas wiederholen, was in Camus' Roman geschildert wird: Nämlich der dialektische Schlagabtausch zwischen der Romanfigur Dr. Rieux, der ein atheistischer Arzt ist, und dem Jesuitenpater Paleoux. Der Arzt ist schockiert und verwirrt, weil ein Kind an der Pest stirbt. Der Jesuitenpater versucht hingegen, die transzendenten Gründe zu sehen, die dieses Ereignis rechtfertigen können."

Es ist übrigens kein Zufall, dass es gerade beim „Vorhof der Völker" in Marseille in diesen Tagen um Camus und um die Pest ging, erklärt Kardinal Ravasi, der am Freitag das Hochfest des Heiligsten Herzen Jesu in der Basilika Sacré Cœur feierte:

„Die Feier zum Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu verbindet sich mit einem historischen Ereignis, dass den Marseillern sehr am Herzen liegt: Es geht um die große Pestepidemie, die sich im Jahr 1720 wie ein Leichentuch über der Stadt ausbreitete. Die sogenannten ,échevins’, die Schreiber kümmerten sich damals darum und sie waren genau hier, wo man später die Sacré Cœur-Basilika errichtete. Aus diesem Grund wird der ,Vorhof der Völker' den wir jetzt hier in Marseille veranstalten aus einem Aspekt der bürgerlichen Religiosität vor Ort auch ,parvis du coeur’ genannt, also ,Vorhof der Herzen'."

Am Freitag wurde aber nicht nur das Hochfest gefeiert, der „Vorhof der Völker" widmete sich an diesem Tag auch dem zweiten Schriftsteller, dem christlichen Philosophen Paul Ricœur. Am letzten Tag des Dialogs zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen in Marseille, also an diesem Samstag, steht hingegen die Jugend im Zentrum – mit einer neuen Ausgabe des „Vorhofes der Kinder".

Hintergrund:
Die Idee zum „Vorhof der Völker" hatte Papst Benedikt XVI.: Im Jahr 2009 machte er sich in seiner Weihnachtsansprache vor der Römischen Kurie für einen vertieften Dialog mit dem Atheismus stark. Zuständig für die Organisation des „Vorhof der Völker", der an jeweils unterschiedlichen Orten veranstaltet wird, ist der Päpstliche Kulturrat. (rv)

Kardinal Vegliò: Gegen eine Politik der Abschottung

In Flüchtlingen und gewaltsam Vertriebenen Christus aufnehmen", das ist der Titel der fast 70 Seiten umfassenden neuen Richtlinien für die Migranten-Seelsorge, die an diesem Donnerstag im Vatikan präsentiert wurden. Der Päpstliche Rat Cor Unum und der Päpstliche Rat der Seelsorge für Migranten und Menschen unterwegs erarbeiteten das Dokument gemeinsam. Im Zentrum steht die Seelsorge für Flüchtlinge und gewaltsam Vertriebene: Asylsuchende, Evakuierte, Opfer des Menschenhandels oder der Zwangsarbeit, sowie Kindersoldaten. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärte der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für die Migrantenseelsorge, Kardinal Antonio Maria Vegliò:

„In der Welt von heute hat sich die Migration geändert. In der Vergangenheit war es sehr viel einfacher, zwischen freiwilliger und erzwungener Migration zu unterscheiden, zwischen denen, die fortgingen, um eine bessere Arbeit oder eine bessere Ausbildung zu finden und denen, deren Leben von Verfolgung bedroht war. Mittlerweile sind einige Formen der gewaltsamen Vertreibung offensichtlicher geworden, zum Beispiel die Flucht innerhalb des eigenen Landes, oder die Probleme der Heimatlosen. Wir achten mittlerweile auch mehr auf die Folgen des Klimawandels oder auf das beklagenswerte Phänomen des Menschenhandels. All das kann sogar noch zu einem Anstieg der Migrationsströme führen."

Nach aktuellen Schätzungen verlassen etwa 100 Millionen Menschen ihre Heimat gegen ihren Willen. Sie alle seien besonders schutzbedürftig, so Kardinal Vegliò. Das Verhalten einiger Regierungen und auch der Öffentlichkeit gegenüber diesen Menschen stehe dazu oft in krassem Gegensatz:

„Tatsächlich wird der Versuch, diejenigen, die um Asyl bitten, aufzuhalten, immer stärker. Das scheint mit der Knackpunkt der Flüchtlingsfrage zu sein, viel mehr noch als die Gründe für ihre Flucht."

Allen Menschen unterwegs, den Asylbewerbern und Flüchtlingen, müssten ein angemessenes Verfahren, ein fairer Prozess und die grundlegenden Rechte zugestanden werden. So dass sie ein freies, menschenwürdiges, selbständiges Leben führen können und in der Lage sind, sich dieses neue Leben in einer anderen Gesellschaft aufzubauen, heißt es in den neuen Richtlinien für die Migrantenseelsorge. Vegliò sieht hier nicht nur die Kirche, sondern auch die Regierungen in der Pflicht:

„Der Heilige Stuhl betont, neben anderen, die folgenden Aspekte: Die Armen sollten ins Zentrum der Politik gerückt werden, als Personen, die genauso viel Würde haben wie alle anderen auch; deshalb sollten sie genauso wie alle anderen an wichtigen Entscheidungen beteiligt werden. Die öffentlichen Hilfen für Arme sollten gesteigert werden, und die Schulden der stark verschuldeten und weniger entwickelten Länder erlassen werden – und zwar unter solchen Bedingungen, dass sie sich nicht gleich wieder verschulden. Außerdem muss eine Reform des Finanzmarktes auf den Weg gebracht werden, so dass die Märkte sich auch in Entwicklungsländern entwickeln können. […] Der Kampf gegen die Korruption muss verstärkt werden. Die Rüstungskosten sollten sinken, und stattdessen müsste mehr in die Forschung für Medikamente gegen AIDS, gegen Tuberkulose, Malaria oder andere Tropenkrankheiten investiert werden."

Obwohl alle Menschen die nötigen Mittel bekommen sollten, um die Grundbedürfnisse des Lebens zu stillen, existierten fundamentale Ungleichgewichte im Weltwirtschaftssystem, die korrigiert werden müssten, so Vegliò. Die Genfer Flüchtlingskonvention aus dem Jahr 1951 garantiere die Menschenrechte ausreichend, allerdings werde die Konvention nicht von allen Regierungen beachtet oder umgesetzt, so der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für die Migrantenseelsorge.

Hintergrund:
Das aktuelle Dokument „In Flüchtlingen und gewaltsam Vertriebenen Christus aufnehmen" ist eine Aktualisierung der Veröffentlichung von 1992 „Flüchtlinge, eine Herausforderung an die Solidarität". Es soll Seelsorgern in der Kirche, katholischen Organisationen, die sich mit den verschiedenen Hilfs- und Förderungsprogrammen für Flüchtlinge und Vertriebene befassen, sowie allen Gläubigen und allen Männern und Frauen guten Willens als Richtschnur dienen. (rv)