Paul VI. – der erste „moderne“ Papst

„Der große Paul VI. sagte, dass man das Evangelium nicht mit traurigen, entmutigten Christen weitertragen kann. Manchmal machen die Christen ein Gesicht, das mehr zu einem Friedhof passt als zum Gotteslob, stimmt`s?" So Papst Franziskus am vergangenen 1. Juni bei der Frühmesse in der Casa Santa Marta im Vatikan. Sein Vorgänger Paul VI. gilt als der „moderne" Papst, er war der erste, der auf Weltreise ging. Er war der erste, der durch das Fernsehen und Radio in mehreren Sprachen an die Gläubigen der Weltkirche sprach.

Paul VI. starb vor genau 35 Jahren, am 6. August 1978. Geboren wurde er als Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini am 26. September 1897 in dem kleinen Ort Concesio, nahe der norditalienischen Bischofsstadt Brescia, als Sohn des Journalisten, Verlegers und späteren Abgeordneten Giorgio Montini (1861 – 1943) und Giuditta Alghisi (1874 – 1949). Seine Beziehung zu den Medien war zwar nicht immer positiv während seines Pontifikates, bei einem Besuch bei Radio Vatikan betonte er jedoch, wie wichtig die Medien für die Verkündung der Frohen Botschaft seien. Es gibt auch Ansprachen auf Deutsch des Papstes, der das Zweite Vatikanische Konzil abschloss. So sagte er 19. Oktober 1963 an die nach Afrika abreisenden Missionare:

„Bei allen Ihren Mühen, Leiden und Enttäuschungen sollen Sie stets wissen, dass der Statthalter Christi an Sie denkt und für Sie betet. Wir versichern Sie Unserer väterlichen Liebe und Unser besonderes Wohlwollen begleitet all jene, die alles verlassen und dem Herrn folgen. Wir flehen zu ihm, Ihre Kräfte zu verdoppeln, Ihnen heilige Beredsamkeit zu schenken, großen Seeleneifer und wahre Heiligkeit, auf dass jeder ein anderer Christus sei, der viele Seelen zu Gott führt durch sein Beispiel."

Paul VI. veröffentlichte sieben Enzykliken. Seine Schreiben sorgten damals für Diskussionen auch innerhalb der katholischen Kirche. Man denke an die Debatte rund um „Humanae vitae" und die Frage nach dem Verbot von Verhütungsmittel. Dass es Paul VI. vor allem um das Gesamtbild christlicher Liebe und Ehe ging, nicht nur um „repressive Sexualmoral", das hatten Johannes Paul II. und auch Benedikt XVI. mit „Deus caritas est" weiter fortgeführt.

Paul VI. führte auch die großen Gesten seines Vorgängers Johannes XXIII. weiter: Während des Konzils reiste er ins Heilige Land und nach New York an den Sitz der Vereinten Nationen sowie nach Bombay in Indien, um die Absichten der Bischofsversammlung durch päpstliche Gesten zu unterstreichen. Die wohl wichtigste Auslandsreise des Konzilspapstes war wohl die erste. In Jerusalem traf er sich mit Athenagoras, dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. In einer historischen Geste hoben die Oberhäupter der katholischen und der orthodoxen Christen das gegenseitige Anathema des Jahres 1054 auf und begannen so erste Schritte des ökumenischen Dialogs, der beim Papstbesuch 1967 fortgesetzt wurde.

Im Blick auf den 30. Todestag des Vorgängers formulierte Papst Benedikt XVI. beim Angelus in Brixen am 3. August 2008 auf Italienisch einen Dank, dass die göttliche Vorsehung Paul VI. berufen und befähigt habe, zu der fast übermenschlichen Leistung, die das Pontifikat auszeichne.

„Liebe Freunde, ich lade euch nun ein, zusammen mit mir in kindlicher Ehrerbietung des Dieners Gottes Papst Paul VI. zu gedenken, dessen 30. Todestag wir in wenigen Tagen begehen werden. Es war am Abend des 6. August 1978, als sein Geist zu Gott heimkehrte; am Abend des Festes der Verklärung des Herrn, Geheimnis des göttlichen Lichtes, das von je her eine einzigartige Faszination auf seine Seele ausgeübt hatte. Als oberster Hirte der Kirche führte Paul VI. das Volk Gottes hin zur Betrachtung des Antlitzes Christi, des Erlösers des Menschen und Herrn der Geschichte. Und gerade die liebevolle Hinführung des Geistes und des Herzens zu Christus war einer der Angelpunkte des Zweiten Vatikanischen Konzils, eine grundlegende Haltung, die mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. übernommen und im Jubeljahr 2000 mit neuem Leben erfüllt hat. Im Mittelpunkt von allem steht immer Christus allein: im Mittelpunkt der Heiligen Schrift und der Tradition, im Herzen der Kirche, der Welt und des ganzen Universums."

Papst Benedikt XVI. erkannte Paul VI. am 20. Dezember 2012 den heroischen Tugendgrad zu. Damit ist der Weg für eine Seligsprechung des Konzilpapstes frei. (rv)

Kirchweih von Santa Maria Maggiore

S_Maria_MaggioreEs ist die am häufigsten von Papst Franziskus besuchte Kirche in Rom, neben Sankt Peter: Santa Maria Maggiore. Bereits fünf mal war der Papst zu Gast und zum Gebet in der Basilika. An diesem Montag wird Kirchweih gefeiert: Alljährlich wird am 5. August der Neueinweihung der Basilika im fünften Jahrhundert gedacht. Der Beiname von Santa Maria Maggiore, „Maria zum Schnee", geht aus einer Legende hervor, nach der in Rom zur Zeit des Papstes Liberius ein reicher Senator namens Johannes mit seiner Frau lebte. In der Nacht zum 5. August erschien Maria sowohl den Eheleuten als auch Papst Liberius mit dem Auftrag, eine Kirche zu ihren Ehren auf dem Esquilinhügel zu bauen. Am nächsten Morgen war der Hügel auf wunderbare Weise mit Schnee bedeckt. Von Priestern und Volk begleitet, zog der Papst zum Hügel hinauf und steckte den Grundriss der Kirche ab. Jedes Jahr am 5. August wird mit einer besonderen Zeremonie an das „Schneewunder" erinnert: Vor den Augen der Pilger fallen Tausende von weißen Blumenblättern von der Kassettendecke herab. Mit der weißen Blütendecke soll eine Einheit zwischen der Muttergottes und den Gläubigen hergestellt werden. (rv)

D/Russland: Friedhof für 70.000 deutsche Soldaten eingeweiht

KriegsgraeberfuersorgeEiner der größten deutschen Soldatenfriedhöfe weltweit ist am Wochenende in der russischen Kleinstadt Duchowschtschina bei Smolensk in Anwesenheit von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere eingeweiht worden. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat zusammen mit russischen Partnerorganisationen bereits über 30.000 Kriegstote in das fünf Hektar große Gelände umgebettet. Insgesamt sollen in Duchowschtschina bis zu 70.000 gefallene deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe finden. (rv)

Uruguay: Bischöfe gegen Marihuana-Legalisierung

UruguayDie Bischöfe des Landes haben sich gegen die Legalisierung der Marihuana-Droge ausgesprochen. Sie erinnern an die Worte des Papstes, der bei seinem Brasilien-Besuch eine Klinik besuchte, an der Drogenabhängige kuriert werden. Dabei sagte Franziskus wörtlich, dass eine „Liberalisierung von Drogen" keine Lösung sei. Nach einer 13-stündigen Debatte hatte das Repräsentantenhaus in der Nacht auf Donnerstag ein Gesetz gutgeheißen, das die Produktion und den Vertrieb der Droge unter die Kontrolle des Staates stellt und den Konsum sowie den Anbau von Cannabis für den Eigenbedarf straffrei macht. Das letzte Wort hat der Senat, wo die Regierungskoalition eine Mehrheit besitzt. Laut einer Umfrage ist eine Mehrheit der Uruguayer dagegen. Die Regierung argumentiert, dass der Konsum nicht mit Verboten verhindert werden könne. Die Diskussion um das Gesetz in Uruguay wird in ganz Lateinamerika verfolgt. (rv)

Vatikan zu „Fall Scarano“: „Null-Toleranz“ bei Fehlleistungen

Pater Lombardi PressekonferenzFalls sich die schweren Vorwürfe gegen den ehemaligen Vatikanmitarbeiter Nunzio Scarano bestätigen sollten, werde es eine „Null-Toleranz"-Einstellung des Vatikans geben. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi zum „Fall Scarano". Der Heilige Stuhl wolle dazu weitere Untersuchungen durchführen. Deshalb habe die vatikanische Justiz ein Rechtshilfeersuchen an Italien gestellt. Es sei dies das erste Mal in der Geschichte des Heiligen Stuhls, dass eine solche Anfrage an Italien gestellt wurde. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte hierbei, dass der vatikanische Staatsanwalt Giampiero Milano die italienischen Behörden um Mithilfe bei den Ermittlungen erbeten habe.

Neben der vatikanischen Justiz untersuchen auch die italienischen Behörden den Fall. Dazu habe das römische Gericht vor drei Tagen ein Rechtshilfegesuch an den Vatikan gestellt, berichtet die italienische Nachrichtenagentur ansa. Dem ehemaligen Mitarbeiter der vatikanischen Güterverwaltung APSA, Nunzio Scarano, wird vorgeworfen, Geldtransaktionen durchgeführt zu haben, die illegal seien. Mitte Juli hatte deshalb der vatikanische Staatsanwalt Milano die Konten Scaranos bei der Vatikanbank IOR einfrieren lassen. Scarano war damals Rechnungsprüfer bei der APSA. Diesen Beschluss Milanos wurde aufgrund Scaranos Verhaftung Ende Juni getroffen: die italienische Finanzpolizei nahm Scarano in Haft mit der Anschuldigung, er habe versucht 20 Millionen Euro Bargeld aus der Schweiz nach Italien zu „schmuggeln", indem er das Geld in einem Privatjet mitgeführt hätte. Scarano selber erhob schwere Vorwürfe gegen seine Vorgesetzten.

Papst Franziskus hatte sich während seiner Brasilien-Reise in der vergangenen Woche von Scarano distanziert, aber zugleich das Gros der Kurienmitarbeiter in Schutz genommen. Scarano habe „schlecht gearbeitet" und müsse die juristischen Konsequenzen tragen, sagte Franziskus in einem Interview des brasilianischen TV-Senders „Globo". Auf dem Rückflug nach Rom sagte er im zweistündigen Pressegespräch zum „Fall Scarano": „Wir haben diesen Monsignore, der im Gefängnis ist: denkt ihr, dass er dort sitzt, weil er der seligen Imelda gleicht? Das ist ein Skandal; etwas was sehr weht tut." (rv)

Guido Pozzo wieder für Gespräche mit Piusbrüdern zuständig

Priesterbruderschaft Pius X.Bischof Guido Pozzo wird wieder Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei. Die Ernennung durch Papst Franziskus gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt. Er bekleidet damit ein Amt, das er von 2009 bis November 2012 bereits inne hatte. Die Kommission hat den Auftrag, den Dialog mit der Priesterbruderschaft Pius X. zu unterhalten. Seit Oktober 2009 war Pozzo – damals noch nicht im Bischofsrang – für die Gespräche mit den Piusbrüdern zuständig. Im November des vergangenen Jahres hatte der Papst ihn zum Leiter des Päpstlichen Almosenamtes ernannt, in dieser Aufgabe folgt jetzt einer der Zeremoniere des Papstes auf Bischof Pozzo.
Präsident der Kommission Ecclesia Dei ist immer der Präfekt der Glaubenskongregation, also Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. (rv)

Hinweis: Guido Pozzo ist nach Einschätzung von VH nicht Bischof sondern Erzbischof. (vh)

Apostolischer Kommissar für die „Franziskaner-Kongregation der Unbefleckten Muttergottes“

Pater Lombardiapst Franziskus hat einen kommissarischen Leiter der Kongregation der „Franziskaner der Unbefleckten Muttergottes" beauftragt. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi mit. Es handle sich um eine „Prüfung des Lebens und Führung" der Kongregation. Lombardi dementierte Medienberichte, die von einer „Kritik der Liturgieordnung" des Ordens durch den Papst sprachen. Die Franziskaner-Kongregation der Unbefleckten Muttergottes ist bekannt dafür, ihre Gottesdienste vor allem im außerordentlichen Ritus zu feiern. Die vatikanische Regelung besagt, dass Ordensleute dies nur auf „explizite Autorisierung der entsprechenden kirchlichen Behörden" geschehen dürfe. Ob dies der Fall war oder nicht, soll nun genauer überprüft werden. Der Papst wolle auf jeden Fall nicht die Regelungen des Motu Proprio von Benedikt XVI. „Summorum Pontificum" ändern, fügte Vatikansprecher Lombardi an. Vielmehr wolle Franziskus das umsetzen, was jener Text von Benedikt besagt, nämlich „spezifische Probleme und Spannungen vermeiden".
(rv)

Kardinal Tauran: „Papst hat großen Respekt vor Muslimen“

Kardinal TauranDie diesjährige Botschaft des Vatikans zum Ende des Ramadan hat Papst Franziskus persönlich verfasst. Das betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, im Gespräch mit Radio Vatikan. In den vergangenen Jahren hatte jeweils der Päpstliche Rat die Botschaft im Auftrag des Papstes geschrieben. Diesmal wollte Franziskus zeigen, dass er „großen Respekt vor Muslimen" habe, so Tauran.

„Ich kann mich gut erinnern, dass der jetzige Papst als er noch Erzbischof von Buenos Aires war, einen Priester seiner Erzdiözese nach Kairo schickte, damit dieser arabisch lerne und auch um sich für den Dialog mit Muslimen auszubilden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass jetzt der Papst am Anfang seines Pontifikates diese Botschaft auch selber schreiben wollte. Der Dialog mit dem Islam zählt ohne Zweifel zu den Prioritäten seines Pontifikates."

In dem Text des Papstes wird auf den gegenseitigen Respekt hingewiesen, der vor allem durch die Bildung gefördert werden könne. Auch fügt Franziskus an, dass die Achtung der Religionsführer und der Kultstätten gewährleistet werden sollen. Dazu Kurienkardinal Tauran:

„Der Papst betont, dass wir uns – also Christen und Muslime – gegenseitig noch nicht gut kennen. Es wurde zwar bisher sehr viel unternommen, aber es braucht weiterhin sehr viel, damit beide Seiten die Tiefe des anderen Glaubens und den gegenseitigen vollen Respekt verstehen. Was ich schade finde ist, dass es nach den schönen Worten, die es in den letzten Jahren immer wieder gab, keine konkreten Schritte gab. Wir haben in unseren Gesprächen durchaus konkrete Resultate erreicht, die aber bisher nicht zum Beispiel durch staatliche Gesetze umgesetzt wurde."

Die betrifft vor allem islamischgeprägte Länder im Nahen Osten. Doch auch in Europa besteht Nachholbedarf, so Kardinal Tauran.

„Leider verwechseln viele Europäer den islamistischen Fundamentalismus mit dem eigentlichen Islam. Wir müssen aber ganz klar sehen, dass der Fundamentalismus für beide – also für das Christentum und für den Islam – ein gemeinsamer Feind ist. Deshalb betont ja der Papst in seiner diesjährigen Botschaft, dass die Bildung so wichtig ist. Denn nur Menschen mit Bildung verstehen, dass der Fundamentalismus nichts mit Glauben und mit der Barmherzigkeit Gottes zu tun haben kann." (rv)

Schweiz: Gegen Bistum Zürich sind nur noch Katholiken

SchweizSeit zwei Wochen ist ein altes Thema wieder auf der Tagesordnung: Die Frage nach einem eigenen Bistum Zürich. An sich keine neue Frage hat der Synodalrat der Katholiken erneut einen Vorstoß in diese Richtung gemacht, der auch allgemein als Idee einer Neuordnung der Bistümer verstanden werden will. Die größte Stadt der Schweiz und wohl auch jene mit den meisten Katholiken hat kein eigenes Bistum: Die Katholiken Zürichs, genauer der Synodalrat der Katholiken, will dies aber ändern, seit einiger Zeit gibt es wieder öffentliche Debatten zu diesem Thema. Lag früher Zürich am Rand des Bistums, so ist dies heute in viererlei Hinsicht nicht mehr der Fall. Zürich ist nicht nur wirtschaftlich wichtiger als Chur sondern auch was beispielsweise die Medien betrifft. Denn die meisten Redaktionen verschiedener Medien befinden in Zürich. Die Trennung liege in der Vergangenheit begründet, wie gegenüber Radio Vatikan der Schweizer Kirchenhistoriker an der Universität Luzern, Markus Ries, erklärt:

„Die heute aktuelle Bistumseinteilung in der Schweiz ist nach der Französischen Revolution in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entstanden. Das Territorium des Kantons Zürich hat damals zum Bistum Konstanz gehört, das aber aufgelöst wurde. Das größte Gebiet davon ging dann an das Bistum Chur und zwar provisorisch. Dieses Provisorium besteht für Zürich bis heute."

Deshalb wäre es denkbar und realistisch, dass Zürich ein eigenes Bistum wird. Heute wird dieses Thema vor allem auch im Hinblick auf Spannungen zwischen Katholiken Zürichs mit dem Bischof von Chur in Betracht gezogen.

„Spannungen gab es früher nicht. Es war ursprünglich so, dass es ein eher distanziertes Verhältnis zum Bischof von Chur gab. Das lag daran, dass der Kanton Zürich aus katholischer Sicht als Missionsgebiet galt und sogar so bezeichnet wurde. Die katholische Kirche in Zürich wurde somit personell von den Kapuzinern unterstützt, die dort die Seelsorge betrieben. Materiell war es so, dass die Katholiken in der Innerschweiz sie unterstützten. Der Bischof von Chur hatte zwar die geistliche Jurisdiktion, aber die Beziehung zwischen den Zürcher Katholiken und dem Bischof von Chur ist erst allmählich wichtig geworden."

Die Katholiken Zürichs sind eine Mischung aus verschiedenen Kulturkreisen und haben auch entsprechend geschichtliche Hintergründe. Dazu Kirchenhistoriker Markus Ries:

„Die erste Gruppe entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das waren Arbeitsmigranten aus katholischen Gebieten der Schweiz, aus Tirol und dem Elsass. Die nächste Generation bestand dann aus Arbeitsmigranten aus dem Ausland – vor allem aus Spanien, Italien und Portugal. Seit 1960 etwa gibt es eine dritte Gruppe: die Binnenmigranten. Man lebt ja heute nicht mehr oft dort, wo man geboren ist. Da gibt es beispielsweise viele Innerschweizer. Das dann nicht mehr schichtspezifisch."

Zürich ist für die katholische Kirche ein Sonderfall: das liegt wohl daran, dass es zusammen mit Genf zum Zentrum des Schweizer Protestantismus zählt.

„Zürich ist ein typischer Fall, bei der es eine kirchliche Wirklichkeit gibt, die dann überholt wird von der sozialen Entwicklung. Das Bistum Chur hat seinen Sitz seit der Antike in der Stadt Chur selber. Zürich war im 19. Jahrhundert innerhalb des Bistums eine Art Randgebiet. Zürich war völlig marginal, es gab 1815 nur zwei katholische Pfarreien. In der Zwischenzeit hat sich das so sehr verändert, dass Zürich das eigentliche Schwergewicht bildet bezüglich Seelsorge, Bevölkerung usw. Zürich ist sozialgeographisch zum Zentrum des Bistums Chur geworden."

Markus Ries ist zwar Historiker, ein Blick in die Zukunft wagt er aber:

„Bisher ist das Bistum Zürich daran gescheitert, dass Zürich für die Reformierten als Stadt Zwinglis eine hohe Symbolwirkung gehabt hat. Man hat es als nichtverträglich angesehen, dass am selben Ort, der sozusagen ein Ursprungsort der Reformation ist, auch ein katholischer Bischof mit dem entsprechenden Titel von Bischof von Zürich residiert. Ich rechne damit, dass sich diese Wahrnehmung verändern wird im Zuge zunehmender einerseits Gleichgültigkeit andererseits ökumenischer Kooperation. Die Probleme, die der Gründung eines Bistums Zürichs entgegenstehen, die sind sozusagen hausgemacht: Die Probleme entstehen in der katholischen Kirche selbst."

Bereits im Dezember 2012 gelangte der Synodalrat mit einer entsprechenden Anfrage an die Schweizer Bischofskonferenz. Diese bezeichnete sich jedoch nicht als zuständig und antwortete in einem Schreiben vom vergangenen April, der Synodalrat solle sich direkt an den zuständigen Ortsbischof wenden. (rv)