Papstpredigt: „Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes“

Pabstbesuch Sri Lanka 2015Predigt von Papst Franziskus bei der Messfeier zur Heiligsprechung von Joseph Vaz (Colombo, Strandpromenade des „Galle Face Green“, 14. Januar 2015)

„Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes“ (Jes 52,10)

Das ist die großartige Prophetie, die wir in der heutigen ersten Lesung gehört haben. Jesaja sagt die Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi an alle Enden der Erde voraus. Diese Prophetie hat für uns eine besondere Bedeutung, da wir die Heiligsprechung eines großen Missionars des Evangeliums, des heiligen Joseph Vaz, feiern. Wie unzählige andere Missionare in der Geschichte der Kirche, antwortete er auf den Auftrag des auferstandenen Herrn, Menschen aller Nationen zu seinen Jüngern zu machen (vgl. Mt 28,19). Durch sein Wort, aber noch wichtiger durch das Beispiel seines Lebens führte er die Menschen dieses Landes zu dem Glauben, der uns ein „Erbe in der Gemeinschaft der Geheiligten“ verleiht (Apg 20,32).

Im heiligen Joseph sehen wir ein machtvolles Zeichen der Güte und Liebe Gottes zum Volk von Sri Lanka. Aber wir sehen in ihm auch eine Herausforderung, auf den Wegen des Evangeliums beharrlich voranzuschreiten, selber an Heiligkeit zuzunehmen und die Evangelienbotschaft von der Versöhnung, der er sein Leben gewidmet hat, zu bezeugen.

Der heilige Joseph Vaz war Priester des Oratoriums in seiner Heimat Goa und kam in dieses Land, angeregt von missionarischem Eifer und einer große Liebe zu dessen Volk. Wegen der religiösen Verfolgung verkleidete er sich als Bettler und verrichtete seine priesterlichen Pflichten in geheimen Treffen der Gläubigen, häufig des nachts. Seine Bemühungen verliehen der hart geprüften katholischen Bevölkerung spirituelle und moralische Kraft. Ein besonderes Anliegen war es ihm, den Kranken und den Leidenden zu dienen. Sein Einsatz für die Kranken während einer Pockenepidemie in Kandy fand beim König eine solche Anerkennung, dass ihm für seine missionarische Arbeit eine größere Freiheit zugestanden wurde. Von Kandy aus konnte er seine Tätigkeit auf andere Teile der Insel ausweiten. Er verausgabte sich in seiner missionarischen Arbeit und starb völlig erschöpft mit neunundfünfzig Jahren im Ruf der Heiligkeit.

Aus vielen Gründen ist der heilige Joseph Vaz immer noch ein Beispiel und ein Lehrer. Ich möchte mich nur auf drei konzentrieren. Erstens war er ein vorbildlicher Priester. Heute sind hier unter uns viele Priester sowie Ordensmänner und -frauen, die wie Joseph Vaz dem Dienst für Gott und den Nächsten geweiht sind. Ich ermutige jeden und jede von euch, auf den heiligen Joseph als einen verlässlichen Führer zu schauen. Er lehrt uns das Hinausgehen an die Peripherien, um Jesus Christus überall bekannt zu machen und die Liebe zu ihm zu entfachen. Er ist auch ein Vorbild geduldigen Leidens um des Evangeliums willen, ein Vorbild des Gehorsams gegenüber den Vorgesetzten und ein Vorbild der liebevollen Sorge für die Kirche Gottes (vgl. Apg 20,28). Wie wir lebte er in einer Zeit rascher und tiefgreifender Veränderungen: Die Katholiken waren eine Minderheit und oft untereinander gespalten, und es gab gelegentliche Feindseligkeiten, sogar Verfolgung von außen. Und doch konnte er, weil er ständig mit dem gekreuzigten Herrn im Gebet vereint war, für alle Menschen zu einer lebendigen Ikone von Gottes Barmherzigkeit und seiner versöhnenden Liebe werden.

Zweitens führt der heilige Joseph uns vor Augen, welche Bedeutung der Überwindung religiöser Spaltungen im Dienst für den Frieden zukommt. Seine ungeteilte Liebe zu Gott öffnete ihn für die Liebe zum Nächsten; er diente den Notleidenden, wo und wer immer sie waren. Sein Beispiel inspiriert auch heute noch die Kirche in Sri Lanka. Gerne und großherzig dient sie allen Gliedern der Gesellschaft. Sie macht keine Unterschiede nach Rasse, Bekenntnis, Volksstamm, Stand oder Religion in dem Dienst, den sie durch ihre Schulen, Krankenhäuser, Kliniken und viele andere gemeinnützige Werke bereitstellt. Die einzige Gegenleistung, die sie fordert, ist die Freiheit, ihre Mission zu erfüllen. Religionsfreiheit ist ein fundamentales Menschenrecht. Jeder Einzelne muss – allein oder in Gemeinschaft mit anderen – frei sein, nach der Wahrheit zu suchen und die eigenen religiösen Überzeugungen öffentlich auszudrücken, ohne Einschüchterung und äußeren Zwang. Wie uns das Leben des heiligen Joseph Vaz lehrt, bringt eine authentische Gottesverehrung Frucht nicht etwa in Diskriminierung, Hass und Gewalt, sondern in der Achtung vor der Unverletzlichkeit des Lebens, in der Achtung vor der Würde und Freiheit anderer und im liebevollen Einsatz für das Wohl aller.

Und schließlich gibt der heilige Joseph uns ein Beispiel missionarischen Eifers. Obwohl er nach Ceylon kam, um die katholische Gemeinschaft zu betreuen, brachte er seine am Evangelium orientierte Liebe allen entgegen. Indem er seine Heimat, seine Familie und die Bequemlichkeit seiner gewohnten Umgebung hinter sich ließ, folgte er dem Ruf, hinauszugehen und von Christus zu sprechen, wohin auch immer er gesandt wurde. Der heilige Joseph wusste, wie man die Wahrheit und die Schönheit des Evangeliums in einem multireligiösen Kontext darbieten muss, mit Respekt, Hingabe, Ausdauer und Demut. Das ist auch der Weg für die Anhänger Jesu von heute. Wir sind berufen, mit demselben Eifer, demselben Mut des heiligen Joseph hinauszugehen, aber auch mit seiner Sensibilität, seiner Ehrfurcht vor den anderen und mit seinem Wunsch, mit ihnen jenes Wort der Gnade (vgl. Apg 20,32) zu teilen, das die Kraft hat, sie aufzubauen. Wir sind berufen, missionarische Jünger zu sein.

Liebe Brüder und Schwestern, ich bete, dass die Christen dieses Landes, indem sie dem Beispiel des heiligen Joseph Vaz folgen, im Glauben gestärkt werden und einen immer bedeutenderen Beitrag zu Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in der Gesellschaft Sri Lankas leisten mögen. Das ist es, was Christus von euch verlangt. Das ist es, was der heilige Joseph euch lehrt. Das ist es, was die Kirche von euch braucht. Ich empfehle euch alle der Fürsprache unseres neuen Heiligen, so dass ihr in Gemeinschaft mit der Kirche in aller Welt dem Herrn ein neues Lied singt und allen Enden der Erde seine Herrlichkeit verkündet. Denn groß ist der Herr und hoch zu preisen (vgl. Ps

Papst Franziskus in Sri Lanka: Tage von Freundschaft, Dialog und Solidarität

Sri_LankaPapst Franziskus ist an diesem Dienstagmorgen in Sri Lanka gelandet. Der Inselstaat ist die erste Station bei der siebten internationalen Pastoralreise des Papstes. Begrüßt wurde der Papst am Flughafen vom neugewählten Staatspräsidenten Maithripala Sirisena, außerdem von Vertretern der großen Religionen des Landes und natürlich den Vertretern der katholischen Kirche.

Es sei ein ruhiger Flug gewesen, so Papstsprecher Federico Lombardi nach der Landung in Colombo. Wie es seine Gewohnheit ist, habe der Papst alle mitreisenden Journalisten gegrüßt, dieses Mal sei der Papst aber erstmals durch die Reihen nach hinten gegangen, bisher wurden die Medienvertreter einzeln nach vorne gelassen.

Sein Besuch sei vor allem pastoral, so Papst Franziskus bei seiner kurzen Begrüßungsansprache auf dem Rollfeld. „Ich bin gekommen, um die Katholiken dieser Insel zu treffen, sie zu ermutigen und mit ihnen zu beten.“ Höhepunkt seiner Reise sei die Heiligsprechung von Joseph Vaz, fuhr der Papst fort, der nicht für die Katholiken ein Beispiel sei.

Es sei eine andauernde Tragödie, dass so viele Gesellschaften im Krieg mit sich selber sei, fuhr der Papst mit Bezug auf den erst fünf Jahre zurück liegenden langen Bürgerkrieg auf Sri Lanka fort. „Die Unmöglichkeit, Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten zu versöhnen, seien sie alt oder neu, ist die Ursache für ethnische und religiöse Spannungen, die oft von Gewalt begleitet werden. Sri Lanka hat für lange Jahre den Schrecken des Bürgerkrieges erlebt und ist nun auf dem Weg, den Frieden zu erhalten und die Wunden dieser Jahre zu heilen. Es ist keine einfache Aufgabe, das bittere Erbe von Ungerechtigkeit, Feindlichkeit und Misstrauen zu überwinden, das dieser Konflikt hinterlassen hat. Es kann nur gelingen, wenn das Böse vom Guten überwunden wird und durch die Pflege der Tugenden, die Versöhnung, Solidarität und Frieden fördern. Der Prozess der Heilung braucht ebenso die Suche nach der Wahrheit, nicht um alte Wunden neu zu öffnen, sondern als notwendiges Mittel, Gerechtigkeit Heilung und Einheit zu fördern,“ fügte der Papst hinzu.

Die Religionen hätten eine wesentliche Rolle bei diesem Versöhnungsprozess zu spielen, Papst Franziskus unterstrich die Wichtigkeit der Meinungsfreiheit. Vor allem müssten aber alle bereit sein, sich gegenseitig zu akzeptieren.

„Immer wenn Menschen demütig und offen aufeinander hören,“ so der Papst, „dann werden ihre gemeinsamen Werte und Hoffnungen offensichtlich. Verschiedenheit wird nicht länger als Gefährdung gesehen, sondern als Quelle der Bereicherung. Der Weg zu Gerechtigkeit, Versöhnung und sozialer Harmonie wir so klarer sichtbar.“

Er hoffe, dass es Sri Lanka gelinge, die Zukunft der Menschen zu sichern, ihre Würde zu fördern und alle Menschen einzubeziehen. „Lassen Sie diese Tage Tage der Freundschaft, des Dialoges und der Solidarität sein,“ schloss der Papst seine Ansprache.

Auch Präsident Maithripala Sirisena ergriff das Wort zur Begrüßung des Papstes, es war eine wie erwartet kurze Ansprache, der Präsident ist erst wenige Tage im Amt, nachdem er völlig überraschend die Wahlen vom vergangenen Donnerstag gewonnen hatte.

Zur Begrüßung des Papstes angetreten waren ebenfalls geschmückte Parade-Elefanten, Zeichen der Wertschätzung durch das besuchte Land. Den Weg in die Hauptstadt Colombo legte Papst Franziskus dann im Papamobil der Reise, einem offenen Geländewagen, zurück. Die Regierung Sri Lankas hat den morgigen Mittwoch wegen des Papstbesuches zum Feiertag erklärt, alle öffentlichen Institutionen bleiben geschlossen. (rv)

Sri Lanka und Philippinen: Reiseplan des Papstes

Pabstbesuch Sri Lanka 2015 Philippinen2015Papst Franziskus fliegt am Montag, den 12. Januar, ab und kommt am Dienstag in Sri Lanka an, der Zeitunterschied beträgt 4,5 Stunden. Hier finden Sie das vollständige Reiseprogramm. Die Angaben in Klammern geben die mitteleuropäische Zeit an.

Dienstag, 13. Januar

9 Uhr (4.30 Uhr) Ankunft in Colombo und Begrüßung durch den Präsidenten und Kardinal Malcolm Ranjith Patabendige Don, Erzbischof von Colombo

13.15 Uhr (8.45 Uhr) Begegnung mit den Bischöfen des Landes im Haus des Erzbischofs

17.00 Uhr (12.30 Uhr) Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten von Sri Lanka in dessen Amtssitz

18.15 Uhr (13.45 Uhr) Interreligiöses Treffen im Kongresszentrum von Colombo, anwesend sein werden Vertreter von Buddhismus, Hinduismus, Islam und Christentum (wir übertragen live)

Mittwoch, 14. Januar

8.30 Uhr (4 Uhr) Heilige Messe mit Heiligsprechung von Joseph Vaz in Colombo (wir übertragen live)

15.30 Uhr (11 Uhr) Marianisches Gebet im Heiligtum von Madhu (wir übertragen live)

Donnerstag, 15. Januar:

8.15 Uhr (3.45 Uhr): Besuch im Kultur- und Sozialzentrum Benedikt XVI. in Bolawalana

Papst Franziskus fliegt weiter nach Manila, Hauptstadt der Philippinen, wo er 17.45 Uhr (10.45 Uhr) ankommen wird, der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt 7 Stunden.

Die Ankunft ist für 17.45 Uhr (10.45 Uhr) vorgesehen, in Manila wird er durch Vertreter des Staates und durch den Erzbischof von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle, empfangen

Freitag, 16. Januar

10.15 Uhr (3.15 Uhr) offizielle Willkommenszeremonie, danach Begegnung mit Vertretern von Staat und Gesellschaft im Präsidentenpalast von Manila

11.15 Uhr (4.15 Uhr) Heilige Messe mit Bischöfen, Priestern und Ordensleuten, Kathedrale von Manila

17.30 Uhr (10.30 Uhr) Begegnung mit Familien, „Mall of Asia Arena“. (wir übertragen live)

Samstag, 17. Januar

10 Uhr (3 Uhr) Heilige Messe in Tacloban auf der Insel Leyte, Bistum Palo (wir übertragen live)

12.45 Uhr (5.45 Uhr) Mittagessen mit einigen Hinterbliebenen der Opfer des Taifuns Yolanda

15 Uhr (8 Uhr) Besuch und Einweihung des ‚Pope Francis Center fort he Poor’ in Palo

15.30 Uhr (8.30 Uhr) Begegnung in Palo mit Ordensleuten, Seminaristen und Familien der Opfer des Taifuns in der Kathedrale von Palo

Sonntag, 18. Januar

9.45 Uhr (2.45 Uhr) Begegnung mit Vertretern der verschiedenen Religionen, Universität Sankt Thomas in Manila

10.30 Uhr (3.30 Uhr) Begegnung mit Jugendlichen, Universität Sankt Thomas in Manila

15.30 Uhr (8.39 Uhr) Heilige Messe im Rizal Park von Manila (wir übertragen live)

Montag, 19. Januar

9.45 Uhr (2.45 Uhr) Abschiedszeremonie in Manila, dann Rückkehr nach Rom. Die Ankunft ist für 17.40 Uhr vorgesehen.

(rv)

Kardinal Tauran: Es gibt nur zwei Wege, Dialog oder Krieg

Kardinal TauranDer Vatikan-Verantwortliche für den Dialog mit den Muslimen empfindet „tiefe Abscheu“ angesichts der mörderischen Terror-Attacken in Frankreich. Kardinal Jean-Louis Tauran, selbst Franzose, leitet den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog. Die Täter seien „offensichtlich komplett fehlgeleitete junge Männer“. Diese Form von Terrorismus bedrohe „alle Freiheiten“, so der Kardinal im Gespräch mit Radio Vatikan. Dieser Ansicht seien auch die vier französischen Imame, die sich just am Tag des ersten Attentats zu interreligiösen Gesprächen im Vatikan aufhielten und auch von Papst Franziskus in der Generalaudienz empfangen wurden.

„Sie waren tief schockiert, so wie wir alle, über das, was in Paris vorfiel. In diesem Zusammenhang haben sie daran erinnert, dass die Welt in Gefahr ist, wenn die Meinungsfreiheit nicht gewährleistet ist. Gemeinsam haben wir [in einer am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichten Erklärungen, Anm.] festgehalten, dass die Religionsführer dazu aufgerufen sind, eine Kultur des Friedens und der Hoffnung zu fördern. Und wir haben nochmals unterstrichen, dass der Dialog zwischen den Religionen der einzige gangbare Weg ist, um Vorurteile auszuräumen. Es gibt nur zwei Wege: Dialog oder Krieg. Wir sind zum Dialog gewissermaßen verurteilt.“

Auf die Frage, wie man in einer Situation wie dieser Verwirrung und Falschinterpretationen vermeiden könne, sagte Tauran: „Sicherlich nur über die Kenntnis der Tatsachen und indem man innerhalb der Gemeinschaft darüber spricht. Es ist sehr wichtig sich Zeit zu nehmen, die anderen zu beobachten, ihnen zuzuhören, ihre –Sprache zu verstehen, eine gesunde Neugier zu entwickeln.“

Im Sommer vergangenen Jahres hatte der „Islamische Staat“ im Irak eine neue Etappe mörderischer Verfolgung von Christen, Jesiden und gemäßigten Muslimen gestartet. Der Päpstliche Dialograt unter Kardinal Tauran denunzierte diese Verbrechen im August in einer scharf formulierten Anklageschrift und rief auch Muslimführer dazu auf, die barbarischen Akte deutlich zu verurteilen.

„Seit diesem Appell im August gibt es Fortschritte“, sagte Tauran.

„Die muslimischen Religionsführer haben sich seither eher energisch zu Wort gemeldet, und es ist gut, sie zu unterstützen. Man muss aber auch verstehen, dass es für sie als echte Muslime eine große Demütigung ist, ihre Religion in dieser Weise verunglimpft zu sehen, weil sie mit blinder Gewalt in eins gesetzt wird.“

Der französische Bischof Michel Dubost hatte die vier Imame nach Rom begleitet. Dubost leitet in der Bischofskonferenz seines Landes den Rat für die interreligiösen Beziehungen. „Priez pour moi“, betet für mich, habe Franziskus die vier Imame gebeten, als er nach der Audienz einige Sätze mit ihnen wechselte. Kurz danach kam die Nachricht von dem Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“. Die Imame seien als Franzosen wie als Muslime ehrlich schockiert gewesen, berichtet Bischof Dubost. „Wir haben das mit ihnen den ganzen Tag gemeinsam erlebt, das war ein sehr wichtiger Moment für mich“, so der Dialogverantwortliche der französischen Bischofskonferenz. (rv)

Glaubenskonferenz in Ungarn

Kardinal MüllerUm die Zusammenarbeit zwischen Glaubenskongregation und Bischofskonferenzen zu verbessern, findet vom 13. bis zum 15. Januar eine Konferenz in Esztergom in Ungarn statt. Teilnehmen werden die Leitung der Kongregation der Glaubenslehre unter Kardinal Gerhard Ludwig Müller und die Verantwortlichen der Bischofskonferenzen Europas für Fragen des Glaubens. Die Themen des Kongresses wurden noch nicht bekannt gegeben.

1967 hatte die Glaubenskongregation den Bischofskonferenzen beauftragt, sich selber jeweils eine Kommission für Glaubensfragen zu geben. Seit 1982 treffen sich Vertreter der Kongregation mit den Vertretern der Konferenzen eines Kontinentes. Bisherige Treffen fanden in Bogotá (1984), Kinshasa (1987), Wien (1989), Hong-Kong (1993), Guadalajara (1996), San Francisco (1999) und Dar es Salaam (2009) statt.

Papst Franziskus hatte in seinem Schreiben Evangelii Gaudium (nr. 32) von einer „gewissen Lehrautorität“ der Bischofskonferenzen gesprochen und damit einen Gedanken Papst Johannes Paul II. aufgegriffen. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziere das Leben der Kirche, so Papst Franziskus im Herbst 2013. (rv)

Franzose wird neuer zweiter Mann an der Kleruskongregation

VatikanDie vatikanische Kleruskongregation hat einen neuen Sekretär. Papst Franziskus hat den 70-jährigen Franzosen Joel Mercier in dieses Amt berufen und ihn zugleich in den Rang eines Erzbischofs erhoben, teilte der Vatikan am Donnerstag mit. Mercier wirkte zuvor an der Bischofskongregation. Er ist promovierter Kirchenrechtler und seit einigen Jahren geistlicher Betreuer des französischen Priesterkollegs in Rom. An der Kleruskongregation folgt er auf den spanischen Opus-Dei-Priester Celso Morga Iruzubieta, den Franziskus zum Koadjutor-Erzbischof im spanischen Merida-Badajoz ernannt hatte.

Präfekt der Kleruskongregation ist Kardinal Beniamino Stella. Der Sekretär ist der zweite Mann einer Vatikan-Behörde; an einer Kongregation hat er für gewöhnlich den Rang eines Erzbischofs. Die Kleruskongregation ist als eine Art Personalabteilung für einen Großteil der rund 280.000 katholischen Weltpriester zuständig. (rv)

„Papst macht sich in Asien präsenter“

Pater Lombardi PressekonferenzZum 7. Mal geht Papst Franziskus auf Auslandsreise: Er fliegt vom 12. bis 19. Januar nach Sri Lanka und auf die Philippinen. Der Direktor des Vatikanischen Pressesaals, Jesuitenpater Federico Lombardi, erläuterte Journalisten in Rom an diesem Mittwoch die Reisepläne des Papstes.

„Diese Reise wird uns viel Arbeit machen, sie ist komplex; ich bin etwas überfordert mit den ganzen Unterlagen. Es ist die zweite Asienreise des Papstes, relativ kurz nach seinem Aufenthalt in Korea. Schon darin liegt eine wichtige Botschaft von Franziskus für diesen, wie er selbst sagt, ‚großen Kontinent‘ – auch weil sein direkter Vorgänger (Benedikt XVI.) keine ausdrückliche Asienreise unternommen hatte. Der Papst macht sich jetzt also präsenter in diesem dynamischen Teil der Welt von heute.“

Dienstag und Mittwoch – das werden die zwei Tage, in denen Franziskus auf Sri Lanka volles Programm haben wird. Neben der Heiligsprechung des Asienmissionars Joseph Vaz, des ersten Heiligen Sri Lankas, wird vor allem ein ausführliches Treffen mit Vertretern anderer Religionen Akzente setzen. Auch ein Abstecher ins Tamilengebiet ist vorgesehen – auf Sri Lanka leben Singhalesen im Zentrum und Süden des Landes, die Volksgruppe der Tamil im Norden und Osten.

Von Freitag bis Sonntag ist dann Franziskus‘ Terminkalender auf den Philippinen dicht gefüllt: Dort will er unter anderem Taifunopfer und Familien treffen. Insgesamt elf Ansprachen bzw. Predigten wird Franziskus halten, davon sieben auf den Philippinen – und alles auf englisch, mit Übersetzung in die Landessprachen.

„In Sri Lanka gilt im Moment alle Aufmerksamkeit den Präsidentenwahlen; wir wissen, dass es Debatten darüber gegeben hat, ob es wirklich opportun war, in solch zeitlicher Nähe zum Besuch des Heiligen Vaters Wahlen abzuhalten. Immerhin ist es besser, sie finden vorher statt und nicht danach; so finden wir uns wenigstens nicht mitten im Wahlkampf wieder! Die Bischöfe haben zu einem friedlichen Klima bei der Abstimmung aufgerufen, sie hoffen, dass die Wahlen nicht zu irgendwelchen unwillkommenen Rückwirkungen auf den Besuch des Papstes führen.“

Schon Paul VI. und Johannes Paul II. haben sowohl Sri Lanka als auch die Philippinen besucht; an der Messe Johannes Pauls II. 1995 in Manila, während des Weltjugendtages, sollen etwa vier Millionen Menschen teilgenommen haben. Franziskus wird in beiden Hauptstädten exakt an denselben Stellen die Messe zelebrieren wie sein heiliger Vorgänger: nur eines von vielen Signalen der Kontinuität mit den früheren Pilgerreisen.

„Die Kirche der Philippinen bereitet die 500-Jahrfeier der Evangelisierung vor; sie nimmt das Jahr 1521, als Magellan eintraf, als Startjahr der Christianisierung. In den Jahren bis 2021 gibt es eine Novene von Jahren zur Vorbereitung auf das Jubiläum, wir sind da schon mittendrin. Die jüngere Geschichte der Philippinen ist einigermaßen bewegt; davon zeugt übrigens auch die Kathedrale, die der Papst am ersten vollen Besuchstag in Manila aufsuchen wird. Es ist die älteste Kathedrale der Philippinen, vielleicht sogar Asiens, und sie musste insgesamt acht Mal wiederaufgebaut werden, wegen Bombardements, Erdbeben usw.“

85 Journalisten werden den Papst von Rom an auf seinen Flügen begleiten; mindestens zweimal wird Franziskus voraussichtlich eine sogenannte fliegende Pressekonferenz geben. Auf dem Rückflug Manila-Rom (der über vierzehn Stunden dauern wird) will er an die Präsidenten der überflogenen Staaten ein Grußtelegramm schicken; damit wird auch Chinas Präsident Xi, wie schon letzten Sommer bei der Koreareise des Papstes, wieder eine Kurzbotschaft von Franziskus erhalten. (rv)

Weltverfolgungsindex: Christenverfolgung steigt

Christenverfolgung

In die Kirche gehen, beten, sich taufen lassen, kirchlich heiraten, eine christliche Beerdigung oder einfach Weihnachten feiern. Das ist für Christen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz Normalität, das gehört zur Ausübung unserer Religionsfreiheit. Der aktuelle Weltverfolgungsindex 2015, der von der Kerkesheimer Hilfsorganisation Open Doors an diesem Mittwoch veröffentlicht wurde, nennt 50 Länder in einer Rangliste, in welchen Christen verfolgt werden und ihre Religion nicht frei ausüben können. Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode bestätigt im Interview einen allgemeinen Anstieg der Verfolgungen, vor allem im Mittleren Osten, Afrika und Asien.

Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute. Ein Satz, den wir immer wieder hören, können wir diesen Satz anhand des aktuellen Indexes bestätigen?

„Man muss leider den Satz so stehen lassen, denn die weltweite Christenverfolgung hat gerade in den letzten Jahren noch einmal an Dynamik gewonnen, hat nochmals zugenommen und das ist das, was wir auch in dem Weltverfolgungsindex erkennen auch an den Punktzahlen, die letztendlich für die Intensität der Verfolgung stehen und auch die Rangfolge der Länder definieren, in denen die Verfolgung am härtesten ist.“

Platz Eins der fünfzig Länder ist Nordkorea, Platz 50 Kuwait – dazwischen finden wir vor allem asiatische, afrikanische Länder und den Nahen Osten. Die Intensität der Verfolgung hat sich erhöht, das erkennt man an der Punkteanzahl, erklärt Markus Rode. Es brauche mittlerweile 48,5 Punkte der Zählung, um überhaupt auf die Liste der Länder mit verfolgten Christen zu kommen, das sei ein Anstieg von vier Punkten gegenüber der letzten Statistik. Viele denken sofort an den Irak, Platz Eins bleibt aber Nordkorea.

„In Nordkorea kann man als Christ nur im Untergrund überleben, weil dort Christen systematisch ausgerottet werden sollen. Sie werden von einer Gehheimpolizei gesucht und die Christen, die man ausfindig gemacht hat, die sind in Arbeitslagern oder hingerichtet worden. Derzeit gibt es circa 70.000 Christen in Arbeitslagern, die bis zum Tode gequält werden. Also hier gibt es kaum eine Überlebenschance für einen Christen, der bekannt wird.“

Gründe für die Verfolgungen in den fünfzig Ländern gibt es viele, in Nordkorea ist es die kommunistische Unterdrückung oder auch diktatorische Paranoia, wie Markus Rode sagt. Ein Grund der dieses Jahr als verstärkte Haupttriebkraft gelte, sei der islamische Extremismus. Die zunehmende Islamisierung der christlichen Minderheiten gäbe es vor allem im Irak und im Nahen Osten dank der Eroberungsfeldzüge der IS. Davon zeuge die aktuelle Situation in der christenfreien Stadt Mosul, dort gebe es keine Gottesdienste mehr. Die größte Zunahme an Gewalt werde aber in Afrika verzeichnet, denn dort habe sich die Situation drastisch verschlechtert. Neben den afrikanischen Staaten Somalia, Eritrea, Nigeria unter den ersten zehn Ländern ist nun auch der Sudan aufgeführt.

„Die Position des Sudans begründet sich darauf, dass es 2011 eine Trennung gegeben hat, zwischen dem überwiegend christlichen Südsudan und dem Norden. Der Sudan als extrem muslimisches Land steht mit einer deutlichen muslimischen Bevölkerungsmehrheit und dort werden die wenigen Christen, die im Sudan sind unterdrückt und werden nach der Scharia verurteilt, vor allem wenn es um Konvertiten handelt.“

Die schlimmsten zehn Länder, in welchen die Christen verfolgt werden, sind also Nordkorea, Somalia, Irak, Syrien, Afghanistan, Sudan, Iran, Pakistan, Eritrea und Nigeria. Trotz der Schwierigkeit, einzelne Geschichten, Schicksale und Verfolgungen, Gefühle in Zahlen und Statistiken zu verpacken, versucht die Hilfsorganisation Open Doors dies seit 1970 mit ihrem Index. Unabhängige Wissenschaftler werten dazu Fragebögen aus, die Christen in den jeweiligen Ländern beantworten. Die Anzahl der Befragten hängt auch von der Anzahl der Christen ab in den Ländern und die Fragen decken unterschiedliche Bereich ab – sei es nun das Kirchliche Leben, das Leben im Staat, das Soziale Leben oder das Privatleben.

„Wir fragen unter anderem: Kann ein Christ in seiner Familie überhaupt seinen Glauben leben oder den Glauben wechseln. Gibt es da überhaupt Religionsfreiheit, wird er vom Staat verfolgt. Ist er ausgegrenzt, dass er zum Beispiel als Christ nicht mehr am Dorfbrunnen Wasser schöpfen darf?“

Das Ergebnis dieser Fragen: mehr als 100 Millionen Christen werden wegen ihres Glaubens oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgt und Markus Rode konnte leider keine Verbesserung der Situation verzeichnen, dennoch warnt er vor einer Instrumentalisierung dieser Daten. Ziel der Veröffentlichung der Daten soll eine Solidarisierung sein mit verfolgten Christen, aber keine Instrumentalisierung für Hassparolen. (rv)

Sri Lanka: Keine Instrumentalisierung des Papstbesuchs, bitte

Pabstbesuch Sri Lanka 2015

Die Bischöfe des Landes rufen neuerlich dazu auf, die bevorstehende Papstvisite nicht politisch zu missbrauchen. In Sri Lanka finden am Donnerstag Präsidentschaftswahlen statt, am Dienstag darauf wird Papst Franziskus eintreffen. Die Bischöfe rufen zu einer friedlichen Atmosphäre vor, während und nach der Papstvisite auf und wollenden geistlichen Charakter des Besuches aus Rom nicht beeinträchtigt sehen. Mit Blick auf die Wahl fordern sie ein „freies und korrektes“ Vorgehen, „absolute Transparenz“ und das Hochhalten der demokratischen Prinzipien. Es sei von höchster Bedeutung, dass im Land eine Atmosphäre der Freiheit herrsche, die es erlaube, abweichende Meinungen über Politik zu äußern, heißt es in der Mitteilung. Jeder Bürger müsse das Recht haben, seine Stimme ohne Angst oder parteiischem Zwang abzugeben.

Außerdem erwarte sich die Kirche ein starkes, gemeinsames Engagement zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit und Versöhnung im Land. Der amtierende Präsident Rajapaksa hatte die Neuwahlen vorgezogen, sein Mandat endet erst 2016. Er stellt sich einer zweiten Wiederwahl. Sein wichtigster Herausforderer Sirisena wirbt im Wahlkampf mit mehr Demokratisierung und einer geplanten Beschneidung der Macht des Präsidenten. (rv)

Die Reform des Kardinalsamtes: Ein Kommentar

Bernd HagenkordZwanzig neue Kardinäle: die Internationalisierung des Kardinalskollegiums schreitet voran. Ein Kommentar von Pater Bernd Hagenkord SJ.

Überraschung allüberall. Dass Papst Franziskus an diesem Sonntag seine Kardinalserhebungen öffentlich machen würde, war vermutet worden. Und getreu der journalistischen und innerkirchlichen Debatte waren Namen genannt worden, gehofft, befürchtet, erwartet. Und dann las Papst Franziskus nach dem Angelusgebet seine Liste vor, Applaus auf dem Petersplatz und Überraschung allüberall. Kein Vatikankenner hätte diese Liste auch nur annähernd so aufstellen können.

Drei Lehren kann man aus diesen Kardinalserhebungen ziehen. Zum einen ist Papst Franziskus sein eigener Papst. Das überrascht nicht, zeigt sich aber sehr deutlich. Er ernennt offenbar Menschen, denen er vertraut, die er kennt oder denen er zutraut, ein gutes Urteil zu haben, wenn es darum geht, den Papst zu beraten oder irgendwann in der Zukunft einen neuen Papst zu wählen. Und: er legt großen Wert auf die Internationalisierung des Kardinalskollegs. Er will mehr Einbeziehung der Weltkirche, das zeigt sich in Zukunft auch bei den Papstwahlen.

Zweitens gibt es kein Recht auf einen Kardinalshut. Viel war im Vorfeld darüber spekuliert worden, welcher der vielen Anwärter aus den USA denn ernannt werden wird: Es ist kein Einziger. Auch Venedig und Turin, die bereits beim letzten Konsistorium nicht bedacht waren obwohl traditionell immer mit Kardinalshut versehen, sind auch dieses Mal nicht auf der Liste. Die alten Regeln, Traditionen, es-war-schon-immer so, das gilt nicht mehr.

Drittens wirft das ein interessantes Licht auf das Spiel der Vaticanisti und Journalisten hier in Rom und überall, die spekuliert hatten, Namen genannt, abgewogen, befürchtet und gehofft hatten. Ich habe nicht alles gelesen, aber genug um sagen zu können, dass sie alle daneben lagen. Auch das Spiel von Spekulation, gefüttert von Insiderwissen und besonderen Kontakten, funktioniert nicht mehr.

Man hätte das schon beim Konsistorium im vergangenen Jahr sagen können, auch da waren die Anzeichen schon klar. Aber spätestens jetzt kann man sie nicht mehr übersehen.

Was sagt das über den Papst? Dass er seine Linie der Reform und Erneuerung auch personell weiter fortführt. Einige werden enttäuscht sein, vor allem diejenigen, die mit diesem oder jenem Namen eine kirchenpolitische Position verbinden. Man wird Kaffeesatzleserei betreiben, was das denn nun bedeute. Aber letztlich wird das schlicht auf die Einsicht hinaus laufen, dass sich auch das Amt der Kardinals erneuert. Nicht eine Beförderung vom Erzbischof eins hinauf, nicht etwas, was irgendwie mit der Bedeutung eines Bistums oder der Tradition mitgeliefert wird. Sondern ein Amt, das einer Person zukommt und im Dienst der Weltkirche steht. Spätestens heute ist offensichtlich, dass sich die Reform Franziskus’ auch auf das Kardinalsamt ausgedehnt hat. (rv)