Papst Franziskus hat Charles Scicluna zum neuen Erzbischof von Malta ernannt. Der 1959 in Kanada geborene Maltese Scicluna hat von 1995 bis 2012 am obersten Vatikangericht bzw. in der römischen Glaubenskongregation gearbeitet. Als Justizpromotor befasste er sich dort mit den besonders schwerwiegenden Delikten in der Kirche, beispielsweise mit sexuellen Übergriffen von Priestern auf Minderjährige. Seit Januar leitet Scicluna, mittlerweile Weihbischof in Malta, ein Komitee für Berufungsverfahren in Missbrauchsfällen an der Glaubenskongregation. (rv)
Monat: Februar 2015
Vatikan verärgert über „Espresso“-Artikel
Mit Verärgerung reagiert der Vatikan auf einen Artikel des italienischen Nachrichtenmagazins „Espresso" an diesem Freitag. Er spiegelt interne Debatten über Reformen im Wirtschafts- und Finanzbereich des Vatikans wider. Außerdem schreibt er dem australischen Kurienkardinal George Pell überhöhte Ausgaben zu. Pell ist der Präfekt des von Papst Franziskus eingerichteten neuen Wirtschaftssekretariats. Papstsprecher Federico Lombardi äußerte gegenüber Radio Vatikan: „Die Weitergabe vertraulicher Dokumente an die Presse, um Polemik oder Streit zu schüren, ist nichts Neues, aber sie muss entschieden verurteilt werden, und sie ist illegal!"
Der Artikel der Zeitschrift zeigt einige Widerstände in der Kurie gegen Reformmassnahmen des Wirtschaftssekretariats auf. Es sei etwas ganz „Normales", dass „komplexe wirtschaftliche oder juristische Argumente" innerhalb des Vatikans ausgetauscht würden, betont Jesuitenpater Lombardi. Der Papst entscheide auf der Grundlage der internen Debatte, „und alle Verantwortlichen halten sich dann daran". Scharf reagiert Lombardi darauf, dass der „Espresso" Kardinal Pell in ein schlechtes Licht rückt. Solche „persönlichen Angriffe" seien „unwürdig und gemein".
„Und es stimmt nicht, dass das Wirtschaftssekretariat seine Aufgabe nicht mit Kontinuität und Effizienz erfüllt! Das zeigt sich daran, dass das Sekretariat in den nächsten Monaten die Haushalts-Schlußbilanzen von 2014 und die Bilanz-Vorschau 2015 aller Einheiten des Heiligen Stuhls, das Sekretariat eingeschlossen, veröffentlichen wird." (rv)
D: Kirchenasyl richtet sich nicht gegen staatliche Ordnung
Die deutschen Bischöfe halten grundsätzlich am Kirchenasyl fest. Das bekräftigte Kardinal Reinhard Marx an diesem Donnerstag in Hildesheim. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz berichtete vor Journalisten über die gerade zu Ende gegangene Vollversammlung der Konferenz; sie hat diese Woche zum ersten Mal überhaupt in Hildesheim getagt.
„Die Bischöfe haben dabei einhellig die Auffassung vertreten, dass eine sehr ins Grundsätzliche gehende Debatte schlecht geeignet ist, um Antworten auf konkrete Probleme zu finden. Nochmals halten wir fest, dass sich das Kirchenasyl nicht gegen die rechtsstaatliche Ordnung richtet – im Gegenteil! – und die Kirche kein Sonderrecht für sich beansprucht. Wenn christliche Gemeinden Asylbewerber aufnehmen, so geschieht dies vielmehr, damit in einem konkreten Einzelfall die Rechtslage und rechtliche Ermessensspielräume noch einmal ausgelotet werden, um humanitären Härten oder sogar der Gefahr von Menschenrechtsverletzungen nach einer Abschiebung vorzubeugen."
Immer müsse „in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden nach einer Lösung gesucht werden", so Kardinal Marx. Das gelte auch bei geplanten Abschiebungen in andere EU-Länder. Auf Nachfrage von Journalisten äußerte sich der Erzbischof von München und Freising dann auch mit einer gewissen Schärfe:
„Bestimmte Argumente wenigstens zulassen! Dass man nicht sagt ‚Es gibt ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muss er sterben!‘ Das sagt der Hohepriester Kaiaphas… Die Folgen sind Ihnen bekannt! Und das kann nicht – „fiat iustitia, pereat mundus", das ist nicht die Regel des wirklichen Rechts!"
Zum 50-Jahr-Jubiläum des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils planen die deutschen Bischöfe bei ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda einen Festakt. Dieser soll am letzten Tag der Beratungen stattfinden; in den kommenden Wochen werden die Inhalte für diesen Tag festgelegt. Am 11. und 12. September 2015 wiederum soll in Würzburg mit einem letzten Gesprächsforum auch der Dialogprozess innerhalb der deutschen Kirche zu Ende geführt werden.
„Es geht darum, dass von Würzburg ein kraftvolles Zeichen für die Kirche in Deutschland ausgehen soll und der angestoßene und bewusst bis zu diesem Jahr terminierte Gesprächsprozess in geeigneter Weise weitergeht. Sobald das Programm und die thematische Ausrichtung stehen, werden wir darüber informieren."
In Finanz- und Vermögensfragen stellen die deutschen Bistümer künftig volle Transparenz in Aussicht. Sie spürten, dass die entsprechenden Bemühungen etwa im Erzbistum Köln „von der Öffentlichkeit positiv aufgenommen werden". Ein geistliches Wort zur Gefängnisseelsorge aus dem Jahr 2006 wollen die Bischöfe aktualisieren, die Arbeit an einer Ökumenischen Sozialinitiative setzen sie fort, zur Bedeutung und zum Profil katholischer Schulen starten sie einen Nachdenkprozess.
Marx äußerte sich im Namen der deutschen Bischöfe auch zu einigen internationalen Fragen. Mit Blick auf die Ukraine verurteilte er „die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und das fortgesetzte militärische Engagement der Russischen Föderation auf dem Staatsgebiet der Ukraine".
„Das Verhalten Russlands beschädigt und gefährdet die Friedensordnung in Europa. Es ist deshalb unannehmbar und trifft zurecht auf harte Reaktionen der europäischen Länder und der USA. Zugleich ist es unerlässlich, dass alle Spielräume für eine Deeskalation des Konflikts und eine Minderung der gefährlichen Spannungen genutzt werden. Die deutschen Bischöfe begrüßen daher die Initiative Deutschlands und Frankreichs, die zu neuen Vereinbarungen geführt hat (Minsk II). Alle Konfliktparteien haben die Verpflichtung, das von ihnen unterzeichnete Abkommen einzuhalten und so auf eine friedliche Entwicklung hinzuarbeiten." (rv)
Syrien: IS soll Dutzende von Christen entführt haben
Wieder eine Schreckensnachricht aus dem Nahen Osten: Die Terrormiliz IS soll Dutzende von assyrischen Christen im Nordosten Syriens entführt haben. Die Angaben über die Zahl der Entführten schwanken zwischen 90, 150 und sogar 200 Menschen. Sie wurden den Meldungen zufolge aus elf Dörfern am Fluss Khabur verschleppt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von derzeit 220 Entführten. Eine Kirche wurde zerstört, einige Dörfer sollen im Moment von IS-Kämpfern besetzt sein. In der Gegend sind auch kurdische Perschmerga-Kämpfer unterwegs, außerdem kommt es zu massiven Luftanschlägen der internationalen Koalition.
Die Angaben über die Entführungen sind wegen des Bürgerkriegs nicht oder nur schwer zu überprüfen. Der Präsident der syrischen Caritas, der chaldäische Bischof Antoine Audo von Aleppo, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Das ist eine Zone in der Nähe der Stadt Hassake, im Nordosten Syriens. Es handelt sich um ungefähr 35 Dörfer, hauptsächlich assyrische. Drei chaldäische Dörfer, die also zu mir gehören. Ich habe mit meinem Vikar in Aleppo gesprochen, der in Kontakt mit Hassake ist, und er hat von der Ankunft von 3.000 Menschen gesprochen: Familien aus diesen Dörfern flüchten in Richtung Hassake. Sie haben ein Hilfsprogramm für die Christen auf die Beine gestellt, damit sie bei den Christen dort unterkommen können. Man sagt, dass die Christen entführt wurden, um einen Austausch mit Kurden machen zu können. Die Kurden haben nämlich Mitglieder des Islamischen Staats zu Geiseln genommen."
Bischof Audo ist alarmiert über die Tatsache, dass der IS sein Unwesen jetzt in Hassake treibt, also einer Provinz, die zwischen dem Irak und der Türkei liegt:
„Ich denke, dass sie die Unterstützung der Türkei haben. Wir können das klar sagen, auch wenn die Türkei das nicht zugeben will. Die Türken wollen den Krieg gegen die Kurden in dieser Region, das ist klar. Und dann wollen sie Terror und Chaos fördern. Ich denke, das Ziel dieser Politik ist es, Syrien zu zerstören und dann aufzuteilen. So wie es bereits mit dem Irak geschehen ist." (rv)
Irak: Dominikaner als „christliche Hoffnung“
Sie sind ein wichtiges Zeichen der Hoffnung für die geplagte Bevölkerung im Irak: die Ordensleute, die inmitten von Chaos, Leid und Verfolgung an der Seite der Menschen ausharren. Davon berichteten auch zwei Dominikaner, die vor kurzem in Bagdad und Erbil waren, der Hauptstadt der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak. Eingeladen hatten Dominikaner, die aufgrund des IS-Terrors um ihr Leben fürchten müssen, aber dennoch bleiben. Über hunderttausend Menschen flohen, viele Christen, vor allem aber Jesiden, als die Kämpfer der Terrormiliz des sogenannten „Islamischen Staates" Erbil im Juni vergangenen Jahres eroberten.
Pater Timothy Radcliffe ist der ehemalige Obere des Dominikanerordens. Er erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan, warum der Westen Verantwortung übernehmen und alles tun muss, um den Konflikt zu beenden:
„Eine der Sachen, die wir sahen, als wir dort waren, war, dass das keine lokale Krise ist. Sondern das ist die Folge des Eingriffs des Westens. Ich denke auch, dass der brutale Fundamentalismus, den wir dort vorfinden, aus der schrecklichen Armut geboren wurde, aus der ständig wachsenden Ungleichheit in dieser Welt; das wirtschaftliche System produziert die Quelle der Gewalt. Die Menschen sind zerrissen. Und eine der Reaktionen ist Terrorismus."
Ein Dialog mit dem „Islamischen Staat" sei derzeit nicht vorstellbar, unterstreicht Radcliffe. Aber es gebe viele Muslime in Bagdad, die sich einen konstruktiven Dialog und eine Auseinandersetzung mit dem Westen wünschen. Die Dominikaner gründeten in Bagdad eine Akademie, die genau diesem Dialog Raum geben würde. Die Akademie der Humanwissenschaften hat 5.000 Studenten, 4.000 davon seien Muslime. Dennoch sieht er eine große Gefahr daran, dass eine der ältesten christlichen Gemeinschaften dort einfach untergeht.
„Wenn die Leute aus diesem Land fliehen, dann können wir das nur verstehen und wir müssen sie willkommen heißen. Aber wir können zeitgleich nur hoffen und beten, dass die Gemeinschaft auch eine Möglichkeit findet, dort zu bleiben, auch in sehr reduzierten Lebensumstände. Einige Christen hoffen, dass sie im Zentrum von Kurdistan bleiben können. Dort eine Siedlung aufbauen können. Das wird derzeit diskutiert. Ob das möglich ist oder nicht, werden wir sehen." (rv)
Angela Merkel hat den Papst nach Deutschland eingeladen
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Papst Franziskus zu einem Besuch nach Deutschland eingeladen. Nach der Audienz hatten deutsche Medien von der Einladung berichtet, gegenüber Radio Vatikan bestätigte an diesem Sonntag Vatikansprecher Pater Federico Lombardi die Einladung. Direkt nach der Begegnung hatte Regierungssprecher Seibert eine Antwort auf die Frage nach einer Einladung noch offen gelassen.
Es sei nicht üblich, dass der Vatikan solche Einladungen bekannt gebe, deswegen habe die Pressemeldung des Heiligen Stuhls am Samstag davon auch nichts gesagt, so Lombardi. Aber eine Einladung sei grundsätzlich ausgesprochen worden, so Lombardi. (rv)
Kardinal: Kirchenrecht muss auch Wohl der Familie bedenken
Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode, wünscht Nachbesserungen beim Kirchenrecht zum Wohl der Familie. Das Kirchenrecht beschäftige sich hauptsächlich mit Ehe, aber wenig mit Familie, erklärt der Kardinal im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Die Ehe, das sind zwei Menschen, die sich vereinen und ein gemeinsames Projekt haben, nämlich eine Familie zu gründen. Die Familie konstituiert sich vor allem, wenn die Kinder kommen. Dann wird die Familie ein erweiterte Realität, und deshalb muss man auch auf rechtlichem Gebiet einen Schritt nach vorne tun. Im Kirchenrecht spricht man viel vom bonum coniugum, also vom Wohl der Eheleute, und wir wollen das bonum familiae betonen, das Wohl der Familie."
Anlass für das Interview mit dem Synoden-Generalsekretär war eine Buchveröffentlichung des Kardinals über „Die Person und die Ehe: Geheimnis, Überlegungen und Leben" (italienischer Originaltitel: „Persona e matrimonio: mistero, riflessioni e vita"). In rund sieben Monaten findet im Vatikan die nächste Bischofssynode statt. So wie die Synode vom vergangenen Oktober (eine außerordentliche Vollversammlung) wird die kommende (eine ordentliche Vollversammlung) sich dem Thema Familie widmen. Derzeit werde vor allem über die heiklen Punkte nachgedacht, die im Synodenbericht auftauchten, sagte Kardinal Baldisseri. In den Diözesen der Weltkirche arbeiten Gremien, Seelsorger und Gläubige an den Antworten für den zweiten Fragebogen aus dem Vatikan. Diese Antworten werden den Synodalen in Rom als Denkanstöße dienen, erklärte Baldisseri. „Es ist ein Nachdenken: wir hören, was die Menschen vorschlagen, die einzelnen Teile der gesamten Kirche, was sie anbieten können, damit die Synodalen bessere Elemente an der Hand haben, um angemessene pastorale Linien zu finden."
Papst Franziskus hatte entschieden, den Schlussbericht der vergangenen Synode komplett zu veröffentlichen, einschließlich der Abstimmungsergebnisse für die einzelnen Punkte. Die strittigsten Punkte betrafen den Umgang mit Homosexuellen und die Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene. (rv)
Der vatikanische Handschriftenretter: Kardinal Franz Ehrle
Dem deutschen Vatikan-Kardinal Franz Ehrle widmet sich dieser Tage ein Kongress in Rom. Ehrle wirkte an der Wende zum 20. Jahrhundert als Präfekt der Vatikan-Bibliothek und von 1929 bis zu seinem Tod 1934 als Kardinal-Bibliothekar, womit ihm auch das vatikanische Geheimarchiv unterstand. Er war der „bedeutendste Präfekt dieser Bibliothek des 20., und ich würde sagen, auch des 19. Jahrhunderts", so charakterisiert ihn Paolo Vian, Leiter der Handschriftensammlung an der „Vaticana".
1880/81 hatte Papst Leo XIII. das Geheimarchiv für die historische Forschung geöffnet, in der Folge kam der Jesuit Franz Ehrle – wie viele andere Gelehrte – in den Vatikan und stieg 1896 zum Bibliothekspräfekten auf. „Ehrle war im Rat der Bibliothek der Geeignetste, um die Wünsche von Papst Leo umzusetzen", erklärte bei der Tagung die an der Vatikan-Bibliothek beschäftigte österreichische Historikerin Christine Grafinger. „Die Benutzer brauchten nach der Öffnung von Leo zwei Lesesäle. Ehrle musste die Bücher in die neuen Lesesäle bringen und hat das in kürzester Zeit umgesetzt." Zum anderen habe der Präfekt alles getan, um die reichen Bestände der Bibliothek erstmals benutzerfreundlich zu machen. Dabei setzte er neue Standards, von denen selbst die heutigen Nutzer noch profitieren. Grafinger:
„Er hat die Abteilung Kataloge ganz groß ausgebaut; Leute, die bei uns hier an den Handschriften arbeiten, möchten wissen, wo ihr Text vielleicht in einer anderen Bibliothek ist, und durch diese Abteilung Kataloge haben sie die Möglichkeit, das zu prüfen. Der Handschriftensaal ist zu seiner Zeit ausgebaut worden und auch das damalige Handschriftenmagazin."
Sogar die ersten Vorläufer der Fotokopie gehen in der „Vaticana" auf den deutschen Jesuiten zurück. Ehrle erkannte das Potential der Fotografie als Medium der Vervielfältigung.
„Er hat die technische Reproduktion von Handschriften eingeführt, das Lichtdruckverfahren ist Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt worden, und er sagte, zum Schutz gefährdeter Handschriften sollten die erst fotografiert werden und dann im Lichtdruckverfahren, ein Vorfahre von heutigen Faksimile, gedruckt werden, damit die Nutzer, wenn sie kommen, nicht sofort das fragile Papier oder Pergament in die Hand bekommen, sondern erst zum Studium das gedruckte in die Hand bekommen und damit arbeiten können."
Und noch eine Premiere, die weit in die Zukunft weist, bereitete Bibliothekspräfekt Ehrle im Vatikan: Er gründete die weltweit erste Restaurierungswerkstatt für Bücher. 1898 berief der Jesuit einen Fachkongress im schweizerischen Sankt Gallen ein und lud die Verantwortlichen der größten Bibliotheken Europas dazu ein.
„Er konnte sogar vatikanische Handschriften mitnehmen, um dort den anwesenden Teilnehmern zu dokumentieren, welche Schäden es gibt, und zu diskutieren, wie man die Handschriften am besten konserviert und erhält. In Folge dieser Tagung ist dann an die Regierungen herangegangen worden, damit sie Fördermittel zur Verfügung stellen, um die Handschriften zu schützen. In der Vaticana ist die erste Buchrestaurierungswerkstatt der Welt eingerichtet worden, die eigentlich beispielgebend war für alle anderen Bibliotheken. Das war 1900."
Franz Ehrle wurde 1845 in Isny im Allgäu geboren. Er war nicht nur als Bibliothekar, sondern auch als Gelehrter hervorragend. So gab er zusammen mit einem weiteren Historiker, dem österreichischen Dominikaner Heinrich Denifle, ein siebenbändiges Nachschlagewerk heraus, das „Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters". Paolo Vian arbeitete in seinem Vortrag bei der Ehrle-Tagung am Camposanto im Vatikan auch die charakterlichen Qualitäten des Bibliothekars heraus, etwa im Vergleich mit seinem Mitarbeiter und späteren Nachfolger Giovanni Mercati.
„Ehrle war ein ausgleichender und auf Stabilität setzender Mann, Mercati hingegen nervös und etwas hochfahrend. 1912 entfernte ein junger deutscher Gelehrter aus der Bibliothek einen handschriftlichen Katalog über Manuskripte aus Grottaferrata. Vielleicht irrtümlich, vielleicht auch um den Heiligen Stuhl herauszufordern. Und da sieht man den Unterschied: Mercati ist für die extreme Lösung. Er würde den jungen Gelehrten sofort und unwiderruflich aus der Bibliothek verbannen. Ehrle hingegen entscheidet, wir lassen den Mann nach einer Pause wieder zu, aber wir schreiben einen Brief an den Forscher, der ihn uns an die Bibliothek empfohlen hat. Das ist bezeichnend. Ehrle war ein Mann mit hohen Führungsqualitäten. Und das ist schön, denn ein großer Gelehrter und gleichzeitig ein guter Menschenführer zu sein, das sind Tugenden, die nicht immer gleichzeitig anzutreffen sind."
Die internationale Tagung „Franz Kardinal Ehrle: Jesuit, Historiker und Präfekt der Vatikanischen Bibliothek" wurde vom Römischen Institut der Görres-Gesellschaft mitveranstaltet und fand zum Teil im Camposanto Teutonico statt. (rv)
Vaticanhistory: Neue Seite „Altersstruktur des Kardinalskollegiums“
In Vaticanhistory gibt es eine neue Kardinals-Seite. Sie stellt in Diagrammen die derzeitige Alterstruktur des Kardinalskollegiums dar und gliedert sich in
- gesamtes Kardinalskollegium
- wahlberechtigte Kardinäle
- nichrechtige Kardinäle (vh)
Zur Seite: >>> Altersstruktur des Kardinalskollegiums
Totenmesse für Kardinal Becker im Petersdom
Kardinal Karl Josef Becker war ein „Meister der christlichen Weisheit". Mit diesen Worten würdigte Kardinaldekan Angelo Sodano seinen verstorbenen Mitbruder bei dessen Totenmesse im Petersdom an diesem Montag. Papst Franziskus sprach das Totengebet. Der deutsche Jesuiten-Kardinal Becker war vergangene Woche 86-jährig in Rom verstorben. Er findet seine letzte Ruhestätte in der Jesuiten-Gruft des römischen Friedhofs Verano. Papst Benedikt XVI. hatte den Theologen 2012 ins Kardinalskollegium aufgenommen. Becker galt als Mittlerfigur in den heiklen Gesprächen mit der schismatisch orientierten Piusbruderschaft. (rv)