Radio Vatikan ist mit dem „Internationalen Preis der spanischen Radioakademie" ausgezeichnet worden. Radiodirektor Pater Federico Lombardi erinnerte in einer Videobotschaft an die über achtzigjährige Geschichte des Papstsenders. Zwar sei natürlich die religiöse Berichterstattung ein Schwerpunkt des Radios, doch immer schon habe man sich auch anderen Themen gewidment wie dem Frieden, den Menschenrechten und dem Dialog der Religionen und der christlichen Konfessionen. In dem Zusammenhang erinnerte er an die Vermisstenmeldungen, die während des Zweiten Weltkriegs abegsetzt wurden. Lombardi würdigte die Auszeichnung als Ansporn, auch heute noch die „Peripherien" des Lebens besonders im Blick zu halten und sich den Herausforderungen der neuen Technologien zu stellen. (rv)
Monat: Februar 2015
Rauber: Will zu Franziskus halten
Kardinal Karl-Josef Rauber ist über seine Ernennung zum Kardinal nach wie vor überrascht, aber auch glücklich. Franziskus kenne ihn zwar nicht persönlich, aber die Wahl zeige, dass der Papst Interesse hat – auch an denen, die er nicht kennt und von denen er nur gehört hat. Am Samstagvormittag wurde Karl-Josef Rauber mit 80 Jahren zum Kardinal ernannt. Im feierlichen Konsistorium hat Papst Franziskus 19 der auserwählten persönlich zu Kardinälen erhoben. Der deutsche Kardinal war bereits beim Konsistorium unter der Woche dabei. Den Papst gefragt, warum er ihn auserwählt hat, wollte Rauber trotz aller Überraschung nicht. „Nein, das kann ich nicht fragen und das werde ich auch nicht tun. Aber es ist eine Tatsache, dass er mich ausgewählt hat, welche Beweggründe ihn dazu veranlasst haben, weiß ich nicht. Das kann ich nicht sagen, da müsste ich für in das Hirn des Heiligen Vaters eindringen", sagt Rauber.
Die Wahl, die Franziskus getroffen hat, überrascht nicht, da sie an die Peripherie der Kirche geht und nicht den traditionellen Mustern entspricht. Für Kardinal Rauber eine Wahl ganz im Geiste von Franziskus: „Die Auswahl, die er getroffen hat, war schon erstaunlich und sehr viele unerklärlich. Franziskus halt eben."
Kardinal Rauber arbeitet und lebt als Seelsorger in einem Schönstatt-Zentrum im Bistum Rottenburg-Stuttgart, da denkt man nicht an den Kardinalshut. Er habe viel mehr die Menschen im Blick, die zu ihm kommen und mit ihm sprechen wollen. Die neuen Farbe, die er trägt, bedeutet ihm eigentlich nicht viel, das sei nur Äußeres, so Rauber. „Man sollte diese Sache vom Äußeren her nicht so viel Bedeutung geben. Aber von innen her ist es schon etwas Besonderes, insofern das wir mit dem Heiligen Vater in besonderer Weise verbunden sind. Das wir jetzt auch zum Klerus von Rom gehören mit der Titelkirche und das wir ihn durch das Kardinalat in besonderer Weise zur Seite stehen", sagt Rauber.
Zur Seite stehen will Rauber dem Papst und der Kurienreform vor allem durch das Gebet. Er könne ihm zwar nicht bei der Regierung der Weltkirche beiseite stehen, oder durch seinen Rat. Aber Rauber sieht sich als Kardinal in einer besonderen Weise mit dem Papst verbunden.
„Er kann uns um Rat fragen, aber das setze ich nicht voraus, dass er uns einladen will, um mit uns die Weltkirche zu regieren. Ich glaube eher, dass er Wert darauf legt, dass wir unsere Arbeit verrichten, soweit es geht, dass wir für ihn beten und zu ihm halten." (rv)
Titelkirchen/Diakonien der neuen Kardinäle
Bei der heutigen Kardinalsernennung in Rom erhielten die Kardinäle ihre Titelkirchen bzw. Diakonien. Da hierbei viele Kardinäle zu Kardinalpriestern berufen wurden, mussten 13 neue Titelkirchen bekanntgegeben werden. Die neu geschaffenen Titelkirchen sind in der folgenden Übersicht rot markiert. (vh)
Manuel José Macário do Nascimento Clemente | Titelkirche | Sant’Antonio in Campo Marzio |
Berhaneyesus Demerew Souraphiel, C.M. | Titelkirche | San Romano Martire |
John Atcherley Dew | Titelkirche | Sant’Ippolito |
Edoardo Menichelli | Titelkirche | Sacri Cuori di Gesù e Maria a Tor Fiorenza |
Pierre Nguyên Văn Nhon | Titelkirche | San Tommaso Apostolo |
Alberto Suárez Inda | Titelkirche | San Policarpo |
Charles Maung Bo, S.D.B. | Titelkirche | Sant’Ireneo a Centocelle |
Francis Xavier Kriengsak Kovithavanij | Titelkirche | Santa Maria Addolorata |
Francesco Montenegro | Titelkirche | Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio |
Daniel Fernando Sturla Berhouet, S.D.B. | Titelkirche | Santa Galla |
Ricardo Blázquez Pérez | Titelkirche | Santa Maria in Vallicella |
José Luis Lacunza Maestrojuán, O.A.R. | Titelkirche | San Giuseppe da Copertino |
Arlindo Gomes Furtado | Titelkirche | San Timoteo |
Soane Patita Paini Mafi | Titelkirche | Santa Paola Romana |
José de Jesús Pimiento Rodríguez | Titelkirche | San Giovanni Crisostomo a Monte Sacro Alto |
Luis Héctor Villalba | Titelkirche | San Girolamo a Corviale |
Júlio Duarte Langa | Titelkirche | San Gabriele dell’Addolorata |
Dominique Mamberti | Diakonie | Santo Spirito in Sassia |
Luigi De Magistris | Diakonie | Santissimi Nomi di Gesù e Maria in Via Lata |
Karl-Josef Rauber | Diakonie | Sant’Antonio di Padova a Circonvallazione Appia |
Wirtschaftsrat, K9, Konsistorium: Reform Schritt für Schritt
„Es ist für uns eine große Freude, dass wir einen weiteren deutschen Kardinal haben." Mit diesen Worten eröffnete Kardinal Reinhard Marx bei einem Empfang der deutschen Bischofskonferenz direkt nach dem Konsistorium seine Grußworte. Karl-Josef Rauber ist der Erzbischof, den der Papst an diesem Samstag zum Kardinal erhoben habe. Marx selber sei nun schon zehn Tage hier, „es reiche jetzt auch", so Marx. Bei vielen der Kommissionen und Tagungen, bei denen es um die Reform des Vatikan gegangen ist, war er dabei.
„Es begann damit, dass wir am Freitag der vergangenen Woche den Rat für die wirtschaftlichen Angelegenheiten hatten, dann begann die Arbeit der K9-Gruppe. Wir haben uns natürlich auch Gedanken darüber gemacht, wie wir das Konsistorium vorbereiten können, denn vor Weihnachten hat der Papst auf unseren Rat hin entschieden, den Kardinälen einen Zwischenschritt vorzutragen. In diesen Tagen haben wir gemerkt, dass es sehr gut war, das zu tun, denn natürlich wird viel spekuliert. Es ist wichtig für die Kurienreform, möglichst viele in die Diskussion einzubeziehen."
Das habe alles noch keinen endgültigen Charakter, sondern sei Diskussionsbasis, so Marx weiter. „Wir haben oft getagt in den vergangenen zwei Jahren, aber viele Fragen, was eigentlich in den vergangenen zwei Jahren geschehen sei. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass wir an die Arbeit des Vorkonklaves angeknüpft haben. Es ist ja wichtig zu sehen, was da diskutiert wurde. Und ich kann schon sagen, auch wenn es manchen nie schnell genug geht, dass der Papst versucht, Schritt für Schritt das was im Vorkonklave angesprochen wurde, anzufangen und anzuregen."
Unklarheiten, Abhängigkeiten und andere Dinge gerade in finanziellen Dingen seien es, die den Ruf der Kirche und besonders des Vatikan beschädigten. Deswegen brauche es eine bessere Struktur. Das, was nun vorgetragen worden sei, sei von den Kardinälen gut aufgenommen worden, blickte Marx auf die Beratungen des Konsistoriums zurück.
„Ich glaube, dass das Konsistorium sich gut an die Gruppe der K9 angeschlossen hat und deutlich gemacht, dass wir auf einem Weg sind. Ich habe das so formuliert: Es ist ein work in progress." (rv)
Kardinal Wuerl: Kritiker am Papst sind nichts Neues
Kritik am Papst auch in hohen Kreisen der Kirche ist ein bekanntes und nicht neues Phänomen. Was die Kritiker vereine sei, dass sie mit dem Papst ablehnen, weil der nicht ihre Meinung teilen. Mit diesen Worten geht der Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, auf die jüngsten Streitigkeiten um Kritik am Papst ein. Zuletzt hatte Kardinal Raymond Leo Burke davon gesprochen, dass er auch Widerstand gegen den Papst zu leisten bereit sei. Dagegen zählt Wuerl in seinem Blog auf, dass es von Pius XI. an immer wieder prominente Kirchenvertreter gegeben habe, die sich einzelnen Päpsten widersetzen, bis hin zu Benedikt XVI. Dagegen sei der Papst als Nachfolger Petri „Prüfstein unseres Glaubens und der Einheit." (rv)
Konsistorium: Die Kirche muss Universalität ernst nehmen
Geistliche Weltlichkeit sei gefährlicher als eine Grappa auf nüchternen Magen: Das hatte Papst Franziskus den neu ernannten Kardinälen in einem Brief geschrieben. Einer von ihnen ist Edoardo Menichelli, Erzbischof von Ancona-Osimo in Italien. Natürlich freue er sich über diese Ehre, sagt der neuernannte gegenüber Radio Vatikan, aber er habe auch widersprüchliche Gefühle: Warum? Was will Gott von mir? „Einer der Bischöfe, die mich in meinem Leben begleitet haben, hat mir einmal gesagt: ‚Vergiss nicht, Edoardo, es gibt niemals einen Sonntag ohne Freitag’. Das muss man zusammen denken: Die Schwäche, die Sünde, die Eitelkeit und auf der anderen Seite der Wunsch, dem nicht nachzugeben, weil sie überhaupt nicht einem Jünger Jesu entsprechen."
Der Hirte müsse den Geruch der Schafe haben, hatte Papst Franziskus das genannt. „Sehr, sehr", kommentiert Menichelli diesen Satz. „Aber die Menschen heute schätzen Nähe, Trost und Barmherzigkeit mehr als große Reden. Das ist es, was sie brauchen. Ich glaube, dass man den berühmten Geruch bekommt, wenn man bei den Menschen ist, aber vor allem wird man reicher dabei, denn eine Begegnung bereichert alle."
Einige Aufregung hatte die Liste der neuen Kardinäle in Italien erregt, denn es finden sich nur drei Italiener auf ihr. Das sei ein klares Zeichen für die Universalität der Kirche, deutet Menichelli die Entscheidung von Papst Franziskus. „Wir [Italiener ] waren daran gewöhnt, in der Überzahl zu sein. Aber ich glaube, dass die Kirche die Universalität ernst nehmen muss. Die Kirche in Ancona ist gleich der Kirche in Myanmar oder einem anderen Ort: Dass müssen wir und klar machen und umsetzen. Immer." (rv)
Papstpredigt: Leitung braucht ausgeprägten Gerechtigkeitssinn
Es ist der einzige Anlass im ganzen Jahr, bei dem die Petrusstatue im Petersdom rechts an der Vierungssäule eine päpstliche Tiara trägt: ein Konsistorium, bei dem der Papst neue Kardinäle kreiert. Zu diesem Anlass war – wie bereits im vergangenen Jahr – auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. in die Petersbasilika gekommen und hatte sich unter die Kardinäle gesetzt. Er hatte in seinem Pontifikat begonnen, die Zeremonie schlichter zu machen, um ihren Charakter stärker zu betonen: eine Ernennung zu einem Dienst.
Ganz in diesem Sinn sprach auch Papst Franziskus in seiner Predigt über das Amt, dass er zwanzig Männern übertrug: Es nichts „Dekoratives", keine „Auszeichnung". Sie seien nun inkardiniert – wie der Fachbegriff lautet – in die Kirche Roms, sie gehörten nun zum Klerus des Bistums Rom, welches „der Liebesgemeinschaft" der Kirche vorstehe, so zitierte der Papst das Konzilsdokument Lumen Gentium. „In der Kirche hat jeder Vorsitz seinen Ursprung in der Liebe, muss in Liebe ausgeübt werden und hat als Ziel die Liebe."
Und damit war er bei dem Thema angelangt, um das seine meditativen Gedanken kreisten, der Liebe oder, präziser gesagt, dem „Hohelied der Liebe" genannten Teil aus dem Ersten Korintherbrief. Die Worte des Paulus könnten ein Schlüsselwort sein, so der Papst, es täte allen gut, sich von ihnen leiten zu lassen.
„Vor allem sagt der heilige Paulus uns, dass die Liebe langmütig und gütig ist. (..) Langmut ist in einem gewissen Sinn ein Synonym von Katholizität: Sie ist die Fähigkeit, grenzenlos zu lieben, aber zugleich treu und mit konkreten Handlungen auf die jeweiligen Situationen einzugehen. Das Große zu lieben, ohne das Kleine zu vernachlässigen; die kleinen Dinge in der Sichtweite der großen lieben, denn ‚non coerceri a maximo, conteneri tamen a minimo divinum est – nicht eingegrenzt sein vom Größten und dennoch umschlossen sein vom Kleinsten, das ist göttlich‘."
Mit diesem Zitat des Dichters Friedrich Hölderlin, der sich wiederum auf die Grabinschrift des heiligen Ignatius von Loyola bezog, leitete der Papst über zum nächsten Gedanken des Paulus über die Liebe: Sie ist gütig. Damit sei die „feste und ständige Absicht" gemeint, immer das Gute zu wollen, auch für diejenigen, die einem nicht wohl gesonnen seien.
„Der Apostel sagt dann: Die Liebe ist nicht neidisch, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Das ist wirklich ein Wunder der Liebe, denn wir Menschen – alle und in jedem Lebensalter – neigen aufgrund unserer von der Sünde verletzten Natur zu Neid und Hochmut. Und auch die kirchlichen Würdenträger sind gegen diese Versuchung nicht immun."
Die Liebe handle außerdem nichts rücksichtslos, sie suche nicht ihren Vorteil, zitierte Papst Franziskus noch einmal die Worte der Lesung. „Diese beiden Merkmale zeigen, dass derjenige, der in der Liebe lebt, nicht sich selbst als Mittelpunkt betrachtet. Wer sich nur um sich selber dreht, der handelt zwangsläufig rücksichtslos. (..) Wer sich selbst als Mittelpunkt betrachtet, sucht unvermeidlich den eigenen Vorteil, und das scheint ihm normal, fast eine Pflicht."
Die Liebe, sage Paulus weiter, lasst sich nicht zum Zorn reizen und trage das Böse nicht nach. „Dem Hirten, der im Kontakt mit den Leuten lebt, fehlt es nicht an Gelegenheiten, zornig zu werden. Und vielleicht sind wir noch mehr in Gefahr, in den Beziehungen unter uns Mitbrüdern in Zorn zu geraten, denn wir sind in der Tat weniger entschuldbar. Auch darin ist es die Liebe – und sie allein –, die uns befreit. Sie befreit uns von der Gefahr, impulsiv zu reagieren, unangebracht zu reden und zu handeln; und vor allem befreit sie uns von der tödlichen Gefahr des unterdrückten, im Innern genährten Zorns, der dich dazu bringt, das Böse, das du erlitten hast, nachzutragen." Das sei für einen Mann der Kirche unannehmbar, so der Papst. „Gott bewahre uns davor und befreie uns!"
Die Liebe freue sich auch an der Wahrheit, fuhr der Papst mit seiner Meditation fort. Wer in der Kirche in den Dienst des Leitens gerufen sei, brauche einen „ausgeprägten Gerechtigkeitssinn". „Und zugleich freut sich die Liebe an der Wahrheit – was für eine schöne Aussage! Der Mann Gottes ist einer, der von der Wahrheit fasziniert ist und der sie vollends im Wort Gottes und im Leib Jesu Christi findet."
Abschließend heiße es von der Liebe, dass sie alles verzeihe, alles glaube, alles hoffe und alles ertrage: „Hier haben wir in vier Worten ein geistliches und pastorales Lebensprogramm. Die Liebe Christi, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen eingegossen ist, ermöglicht uns, so zu leben, so zu sein: Menschen, die fähig sind, immer zu verzeihen; die fähig sind, immer vertrauensvoll zu glauben, weil sie erfüllt sind vom Glauben an Gott; die fähig sind, immer Hoffnung zu verbreiten, weil sie voller Hoffnung auf Gott sind; Menschen, die jede Situation und jeden Bruder oder jede Schwester geduldig ertragen, in der Verbindung mit Jesus, der in Liebe die Last all unserer Sünden ertragen hat."
Das alles komme von Gott, schloss der Papst seine Gedanken, nicht aus dem Einzelnen. Zur Kirche von Rom gehören bedeute auch, lernbereit zu sein, „lernbereiter (..) gegenüber dem Heiligen Geist", damit die Liebe allem, was sie täten, Gestalt und Sinn verleihen könne. „Inkardiniert in der Kirche, die in der Liebe den Vorsitz hat, und lernbereit gegenüber dem Heiligen Geist, der die Liebe Gottes in unsere Herzen gießt." (rv)
Konsistorium: Die Reform der Kurie offen diskutieren
Die Reform der römischen Kurie steht seit diesem Donnerstag auf der Tagesordnung des Konsistoriums. Die Versammlung der Kardinäle tagt für zwei Tage in der Synodenaula des Vatikan in Anwesenheit von Papst Franziskus. Der Papst begrüßte die 165 Anwesenden, besonders aber die zwanzig neuen Kardinäle, mit einem Psalm-Vers: „Seht doch, wie gut und schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen" (Ps 133).
Franziskus bedankte sich zunächst für die Arbeit der Kardinalskommission zur Reform der Kurie, der sogenannten „K9". Deren Arbeit solle vorgestellt und besprochen werden, erläuterte der Papst. Es geht bei den Beratungen der K9 und des Konsistoriums um eine neue Apostolische Konstitution zur Organisation der Kurie und damit um die Überarbeitung der letzten solchen Konstitution, „Pastor Bonus" aus dem Jahr 1988.
In seinen Begrüßungsworten gab der Papst den Zweck der Beratungen vor. „Es geht darum, eine größere Einheit in der Arbeit der verschiedenen Dikasterien und Institutionen herzustellen, um eine bessere Zusammenarbeit zu erreichen, und das in der absoluten Transparenz, welche auch eine authentische Synodalität und echte Kollegialität schafft." Die Reform sei kein Zweck in sich selbst, sondern ein Mittel, betonte der Papst. Es gehe um das Zeugnis für Christus, um eine bessere Verkündigung, um die Förderung eines fruchtbaren ökumenischen Geistes und einen konstruktiven Dialog.
Papst: Es braucht die Mitarbeit aller
„Die Reform, die lebhaft von der Mehrheit der Kardinäle bei den Generalversammlungen vor dem Konklave gewünscht wurde, muss die Identität der römischen Kurie verbessern, das heißt die Mitarbeit mit dem Nachfolger Petri in der Ausübung seines pastoralen Dienstes zum Wohl und Dienst an der weltweiten Kirche und der Ortskirchen. (…) Ein solches Ziel zu erreichen ist nicht einfach, dazu braucht es Zeit, Entschlossenheit und die Mitarbeit aller. Vor allem aber müssen wir uns dem Heiligen Geist anvertrauen, welcher die Kirche leitet."
Der Papst rief dazu auf, frei und offen zu sprechen und alles am wichtigsten Ziel auszurichten, dem „salus animarum", dem Heil der Seelen.
Zur Begrüßung hatte der Dekan des Kollegiums, Kardinal Angelo Sodano, die Versammelten an ihre Aufgaben erinnert, wie sie im Kirchenrecht festgehalten sind. „Wir sind hier, um unsere Mitarbeit anzubieten, und wir sind uns sowohl der Erfahrungen aus der Vergangenheit als auch der Erwartungen der Gegenwart bewusst."
Beratungen hinter verschlossenen Türen
Nach dem offiziellen Beginn war zunächst wie vom Papst angekündigt der Kardinalsrat „K9" an der Reihe. Dessen Koordinator Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (Tegucigalpa/Honduras) und dessen Sekretär Bischof Marcello Semeraro (Albano/Italien) stellten anhand eines vorbereiteten Papiers die Arbeiten und Überlegungen vor. Damit ist der Einstieg in das Thema der Beratungen hinter verschlossenen Türen gegeben: die Reform der römischen Kurie.
Eine weitere genaue Tagesordnung gibt es nicht; die Teilnehmer am Konsistorium sollen Zeit bekommen, sich zu melden und eigene Kommentare und Bewertungen zu den vorgelegten Gedanken vorzunehmen. Ein Entwurf für eine neue Apostolische Konstitution zur Organisation der Kurie existiere noch nicht, hatte Vatikansprecher Federico Lombardi vor Beginn der Beratungen noch klargestellt. Der Austausch der Kardinäle bezieht sich also auf die vorgestellten Überlegungen der K9, noch nicht auf einen vorgelegten Entwurf. Die zweite Sitzung des Tages beginnt am Nachmittag um 17 Uhr. (rv)
Konsistorium: Beratungen über zwei neue Kongregationen
Zwei neue Kongregationen im Vatikan waren unter den vom Kardinalsrat K9 dem Konsistorium vorgeschlagenen Maßnahmen und Themen. Das berichtete Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz am Donnerstag aus den Beratungen.
Über einhundert Vorschläge und Beiträge von Kardinälen, Bischöfen und Experten seien in die Vorschläge der K9 eingegangen, habe Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, der Koordinator der Kardinalskommission, eingangs vorgetragen. Er habe auch darauf hingewiesen, dass es bei den Sitzungen nicht nur um die Reform der Kurie gegangen sei: Der Papst habe das Gremium auch für Beratungen zu anderen Themen genutzt, berichtete Lombardi aus dem Konsistorium.
Bischof Marcello Semeraro, der Sekretär der K9, habe dann die Überlegungen des Kardinalsrates vorgestellt. Zum einen sei es um allgemeine Erwägungen gegangen, zum Beispiel um die Vereinfachungen und Verkleinerung der Verwaltung. Dabei seien das Staatssekretariat und die Koordination der Kurie angesprochen worden, die Zusammenarbeit unter den einzelnen Dikasterien sowie Überlegungen zu Synodalität. Die K9 hätten auch Überlegungen zur Ausbildung und Rekrutierung von Personal für die Kurie vorgelegt, etwa von Laien.
Zum anderen habe Bischof Semeraro theologische Überlegungen zur möglichen Gründung von zwei neuen Kongregationen vorgestellt. Er habe betont, dass es nicht nur organisatorische Überlegungen seien, sondern auch andere, die eine solche Reform sinnvoll erscheinen ließen, berichtete Lombardi. Eine mögliche neue Kongregation sei die für „Laien, Familie und Leben", die zweite die zu „Caritas, Gerechtigkeit und Frieden", beide würden bisher bestehende Räte oder andere Institutionen in sich aufnehmen. So gehe es beim Caritas-Dikasterium um die Themenkreise der bisherigen Päpstlichen Räte Cor Unum, Gerechtigkeit und Frieden, Pastoral für die Kranken sowie die für Flüchtlinge. Man spreche auch darüber, dort ein neues Thema zu entwickeln, und zwar das des Schutzes der Schöpfung. Auch die Akademie der Sozialwissenschaften könnte dem zugeordnet werden, so Lombardi.
Nach den Vorträgen von Kardinal Maradiaga und Bischof Semeraro habe es am Morgen noch zwölf Wortmeldungen gegeben, so Lombardi weiter. Darunter seien vor allem Kardinäle gewesen, welche sich in der Kurie gut auskennen. Aber neben den mündlichen Äußerungen seien die Kardinäle auch eingeladen, der Reformkommission schriftliche Reflexionen zukommen zu lassen. (rv)
Konsistorium: Reform oder Wandel muss sich entwickeln
Die Reform der Kurie geht zurück auf die Diskussionen der Kardinäle vor der Papstwahl 2013, Papst Franziskus hat in seiner Begrüßungsansprache an das an diesem Donnerstag beginnende Konsistorium diesen Zusammenhang noch einmal deutlich hergestellt. Der emeritierte Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy O’Connor, erinnert sich gegenüber Radio Vatikan an diese entscheidenden Tage:
„In den Tagen vor dem Konklave haben viele Kardinäle davon gesprochen, die Herausforderungen der Kirche anzugehen, vor allem die hier in Rom. Es hatte mit Kollegialität zu tun und damit, was es heute bedeutet, die Kirche ‚mit Petrus und unter Petrus’ zu leiten. Papst Franziskus hat sich genau das vorgenommen. Manche sagen, dass das alles neu sei, aber wie der Papst sagt, er tut nur, was die Kardinäle vorgeschlagen haben: Wen immer sie wählen würden, das ist es, was er tun sollte."
Mutig und gut tue der Papst das, so Murphy O’Connor. In diesen Tagen würden nun die Kardinäle hören, was die Vorschläge genau seien. Den Vorwurf, das Ganze gehe nicht schnell genug, will er nicht gelten lassen. „Das würde ich nicht sagen, piano piano [langsam, langsam]. Reform oder Wandel muss sich entwickeln. Man muss dem Zeit zum Reifen geben. Wenn es einen neuen Weg gibt, wie der Papst handelt, dann muss man das Schritt für Schritt tun."
Drei Begriffe stünden für ihn im Vordergrund, so Kardinal Murphy O’Connor: Der erste sei Kollegialität unter den Bischöfen. „Zweitens ist da die Synodalität. Wir hatten all die Jahre eine Synode, aber ich denke auch das muss entwickelt werden, so dass die Synode nicht nur beratend wirkt, sondern dass sie die Autorität bekommt, eng mit dem Papst zusammen zu arbeiten." Der dritte Begriff sei der der Subsidiarität, ein Wort aus der katholischen Soziallehre das bestimmt, dass Entscheidungen auf der Ebene getroffen werden sollen, die sie betreffen. Nicht alles müsse nach Rom gehen, so Kardinal Murphy O’Connor. In der Vergangenheit sei die Anzahl der Mitarbeiter in Rom gewachsen, das sei nicht unbedingt nötig.
Über Meldungen zu angeblichen Widerständen unter den Kardinälen gegen Reformen zeigt sich der Kardinal überrascht, zum einen, weil noch gar nicht genau bekannt ist, was geändert würde, zum anderen weil es genau die Kardinäle selber waren, welche die Reform vor der Papstwahl angestoßen hätten. „Es wird unter den Kardinälen ein Konsens wachsen", zeigt er sich überzeugt. „Der Papst sagt immer wieder: redet offen. Und genau das werden wir jetzt tun." (rv)