Vatikan: Abschlussdokument der Kinderschutzkommission

Kardinal O´MalleyDie auf Anregung der "K9"-Gruppe im März 2014 entstandene vatikanische Kinderschutzkommission tagte erstmals Anfang Februar in voller Besatzung. Das internationale Gremium, welches aus 17 Mitgliedern – Geistlichen und Laien von allen Kontinenten der Erde – besteht, präsentiert in einem Abschlussdokument die Ergebnisse dieser ersten Sitzung. Ein Gebetstag für Missbrauchsopfer ist in Planung – sowie eine Verbesserung der Rechenschaftspflicht in der Kirche.

Die Hauptaufgabe der Kommission ist es laut dem Dokument, nach dem Wunsch von Papst Franziskus sich mit dem Schutz Minderjähriger vor sexuellem Missbrauch in der Kirche zu befassen. Im Zuge des Treffens wurden erste Resultate der unterschiedlichen Forschungen von Expertengruppen des vergangenen Jahres durch die jeweiligen Mitglieder präsentiert. Daraufhin wurde eine Vorschlagsliste für die formale Struktur der Kommission vorbereitet und diese auch Papst Franziskus vorgelegt.

Kirche als „sicheres Zuhause"

Ein wesentlicher Bestandteil der Kinderschutzkommission sind einzelne „Arbeitsgruppen", die in den kommenden Plenumssitzungen Forschungen und Projekte voranbringen sollen. Die Kirche als „sicheres Zuhause für Kinder, Jugendliche und hilfsbedürftige Erwachsene" zu gestalten, hat dabei die oberste Priorität. Dies beinhaltet das Erstellen internationaler Leitlinien zu vorbildlichen Praktiken für kirchliche Einrichtungen. Dabei sollen auch Antworten auf andere Fragen gegeben werden: Wie soll die Seelsorge für Geschädigte und ihre Familien gestaltet werden? Wie müssen Priester für das Thema sensibilisiert werden? Welche Prozeduren sind notwendig, wenn Bischöfe Pädophilievorwürfe gegen Priester nicht ernst nehmen? Welche weiteren kirchlichen und zivilrechtlichen Normen sind notwendig, um den Amtsmissbrauch zu kontrollieren?

Transparenz, Rechenschaftspflicht und Verantwortung

Eine entsprechende Rechenschaftspflicht auf allen Ebenen zu gewährleisten und Transparenz zu schaffen: Das deklariert die Kommission als einen der wichtigsten Punkte ihrer Arbeit. Nur wenn Transparenz geschaffen und jeder zur Reschenschaft gezogen werde, könne auch ein neues Bewusstsein in der Kirche enstehen. Die Prozessentwicklung für eine funktionierende Rechenschaftspflicht für alle – Klerus, Ordensleute und Laien –, die mit Minderjährigen arbeiten, sei dafür unumgänglich. Spezielle Seminare für Führungspersönlichkeiten in der Kirche sind bereits in Planung.

In Zukunft freut sich die Kommission bereits auf eine engere Zusammenarbeit mit Ortskirchen, um als erstes die geplanten Leitlinien genauer an einem Beispiel durchzusprechen. Ein weiteres Projekt der Kommission ist der geplante „Gebetstag" für alle Menschen, die sexuellen Missbrauch erleiden mussten. Dies solle zu einer „spirituellen Heilung der Wunden" beitragen und ein Bewusstsein in der kirchlichen Gemeinschaft für diese „Plage des Missbrauchs der Minderjährigen" schaffen. (rv)

Künftiger Kardinal Rauber: „Der Hut ist halt rot“

Erzbischof RauberKardinal zu werden war „ganz außerhalb meines Erwartens und meines Denkens": Das sagte der deutsche Erzbischof Karl-Josef Rauber, ein früherer Vatikandiplomat, am Mittwoch in Rom. Als er erfahren habe, dass Papst Franziskus ihn in das Kardinalskollegium aufnehmen wolle, habe er das zunächst gar nicht glauben wollen. Bis heute fragt sich der 80-Jährige, wie Franziskus überhaupt auf ihn gekommen ist. An diesem Samstag ist er der einzige Deutsche unter den Bischöfen, die der Papst bei einem Konsistorium zu Kardinälen macht. „Das war an sich so nicht geplant in meinem Leben – aber der liebe Gott hat es anders gefügt, und der Heilige Vater hat es aufgegriffen, was der liebe Gott verfügt hat, wahrscheinlich…"

Bischof Rauber ist dem Papst erst einmal begegnet: Im Mai 2014 hat er mit ihm in der Casa Santa Marta konzelebriert, danach wechselten sie ein paar Worte. Der 1934 in Nürnberg geborene Rauber ist seit 1959 Priester des Bistums Mainz; 1962 kam er zum Studium des Kirchenrechts nach Rom, wurde parallel zum Vatikandiplomaten ausgebildet – und erlebte das Zweite Vatikanische Konzil mit. „Eine interessante Zeit", wie er sagt. „Es war ein Moment des Aufbruchs, so wie das ja Johannes XXIII. bei der Konzilseröffnung gesagt hat. Aber schon als Kaplan in Oberhessen, das ja zum großen Teil protestantisch ist, haben die Leute bei der Ankündigung des Konzils gesagt: ‚Jetzt werden wir alle katholisch!’ Das war also wirklich eine ganz eigenartige Stimmung des Aufbruches." Eine Stimmung, die allerdings nach dem Ende des Konzils nicht mehr lange gehalten hat: „Wissen Sie, die Dinge verflüchtigen sich leider. Und es ist auch so, dass man immer von dem Geist des Konzils gesprochen hat, aber nicht von dem Buchstaben des Konzils. Das war es, was die Leute vielleicht in ganz andere Richtungen denken ließ." Diesen ‚Buchstaben des Konzils’ gelte es heute wiederzuentdecken.

Manchmal sind die Kongregationen sehr wehleidig…

1966 kam Rauber in das vatikanische Staatssekretariat – zunächst in die deutsche Abteilung, später zehn Jahre lang als einer der Sekretäre des damaligen Substituten Erzbischof Giovanni Benelli (später als Bischof von Florenz Kardinal). Die Rolle des Staatssekretariats oder Päpstlichen Sekretariats sieht er, darin dem seligen Paul VI. folgend, als die eines „Moderator Curiae", eines Koordinators der einzelnen Vatikanbehörden. Ob die Rolle des Staatssekretariats am Ende des Pontifikats von St. Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. zu dominant geworden ist, wie Kritiker sagen, kann Erzbischof Rauber nach eigenen Angaben nicht beurteilen. „Es kann sein, dass da vielleicht manche Überschreitungen… Manchmal sind die Kongregationen sehr wehleidig; da kann es schon sein, dass man etwas darunter gelitten hat, dass da vielleicht über die Kongregationen (hinweg) verfügt worden ist usw., das kann ich nicht beurteilen, weil ich das aus der Ferne nicht sehen konnte. Aber an sich empfinde ich schon, dass das Staatssekretariat eine wichtige Rolle spielen muss."

Von 1982 bis 1990 vertrat Rauber, der darum 1983 in Rom auch die Bischofsweihe erhielt, den Heiligen Stuhl als Nuntius in Uganda. Es war, wie er heute rückblickend sagt, seine „schönste Zeit". „Die Tätigkeit des Nuntius war auch eine missionarische Tätigkeit. Ich habe häufig die Diözesen besucht und dort die einzelnen Pfarreien, die Seminare, Ordensleute usw. Mir hat es dort sehr gut gefallen!" Dabei hat der Vatikandiplomat dort auch die blutige Gewaltherrschaft von Idi Amin erlebt. Damals habe er sich bemüht, Missionaren beizustehen, sagt Rauber: „Ich habe sie manchmal rausgeholt, weil sie sich vor den Soldaten verbarrikadiert hatten, und ihnen doch Mut gemacht, in der Seelsorge tätig zu sein!"

Man darf nicht nur Bürokrat sein

1990 ernannte ihn der heilige Johannes Paul II. dann zum Präsidenten der Päpstlichen Diplomatenakademie, wo Rauber darauf achtete, dass die ‚Alumni’ auch gute Seelsorger wurden. „Ich habe darauf Wert gelegt, dass nur solche in die Akademie aufgenommen werden, die auch schon seelsorgliche Erfahrung hatten, und dass während der Zeit in der Akademie auch seelsorgliche Anliegen wahrgenommen werden. Ich habe ihnen auch die Möglichkeit gegeben, etwa am Wochenende in einer Pfarrei tätig zu sein – das war mir ein wichtiges Anliegen, denn ich habe in Uganda selbst erlebt, dass man auch selbst Seelsorger sein muss. Man darf da also nicht Bürokrat sein, sonst hat man seine Aufgabe verfehlt."

Von 1993 an bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 arbeitete Erzbischof Rauber dann erneut als Nuntius in verschiedenen europäischen Ländern, zunächst (zwischen 1993 und 1997) in der Schweiz. Während des Streits um den damaligen Churer Bischof Wolfgang Haas habe er „von acht Uhr früh bis spätabends, manchmal bis Mitternacht, die kritischen Stimmen angehört und zu einer Vorlage für den Heiligen Vater verarbeitet". Noch heute bedauert Rauber, dass alle Bemühungen um einen Frieden im Bistum damals gescheitert seien. „Der Bischof war doch so, dass er immer nur gespalten hat, nicht zusammengeführt. Einmal habe ich den Bischof mit den Weihbischöfen zusammen eingeladen, und da sind die Weihbischöfe aufgestanden und haben gesagt: ‚Wolfgang, du musst gehen! Sonst gibt es keinen Frieden in der Diözese." Auch im Priesterrat habe er eine ähnliche Szene erlebt. Was ihm damals durch den Kopf gegangen sei? „Heilen. Die Wunden heilen – das denkt man vor allem. Und wenn es nicht geht, dann muss der Bischof halt zurücktreten bzw. versetzt werden."

In Rom wird die Schweizer Kirche nicht immer verstanden…

Seine Zeit als Nuntius in der Schweiz sei „schon herausfordernd" gewesen. Aber der künftige Kardinal meint: „Man muss die Schweizer verstehen! Sie sind demokratisch durch und durch, und dann sehen die das in der Kirche genauso. In Rom wird das nicht immer verstanden, weil es kein Land gibt, das damit vergleichbar wäre – aber man muss die Schweizer verstehen." Die Kirche vor allem in der deutschsprachigen Schweiz habe eine „Struktur, die durchaus möglich ist in der Kirche": „Wieso soll man das alles von den Geistlichen her regeln? Man könnte das auch durchaus von Laien her regeln, zumal die ganzen Vermögensfragen… auf Diözesan- wie auf Pfarrebene."

Heute arbeitet Erzbischof Rauber noch als Seelsorger in einem Schönstatt-Zentrum im Bistum Rottenburg Stuttgart; manchmal führt er auch im Bistum noch Firmungen durch. Rauber glaubt nicht, dass sich sein Leben durch die Kardinalswürde noch groß ändern wird: „Der rote Hut ist halt rot, und früher war er violett – aber die Person ändert sich nicht! Der Kopf darunter ändert sich nicht!" (rv)

Kardinal Karl Josef Becker verstorben

Kardinal BeckerKardinal Karl Josef Becker ist tot. Der deutsche Jesuitenpater und Theologe verstarb an diesem Dienstag in Rom im Alter von 86 Jahren. Kardinal Becker wurde 1928 in Köln geboren und war seit 1948 Mitglied im Jesuitenorden. Seit 1963 war es als Dozent für Theologie tätig, zuerst in Frankfurt, dann seit 1969 als Professor an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 2003 emeritiert wurde. Außerdem war Pater Becker lange Jahre als Berater der Glaubenskongregation tätig, zuletzt auch als einer der Teilnehmer an den Gesprächen mit der Pius-Bruderschaft.

2012 hatte ihn Papst Benedikt XVI. im Alter von 83 Jahren zum Kardinal erhoben, auf eigene Bitte hin wurde er aber durch den Papst von der Bischofsweihe dispensiert. (rv)

Neuer Kommandant: Keine Rede von Auflösung der Schweizergarde

SchweizergardeDer neue Kommandant der Schweizergarde Christoph Graf weist Spekulationen zurück, wonach Papst Franziskus das Corps auflösen möchte. Das Kirchenoberhaupt denke „nicht im geringsten an eine solche Entscheidung", sagte Graf gegenüber Radio Vatikan am Samstagabend, dem Tag seiner Berufung an die Spitze der Schweizergarde. Graf dient bereits seit Jahren in der päpstlichen Schutzeinheit und war zuletzt Vize-Kommandant. Im Gespräch mit Mario Galgano sagte der neue Kommandant:
„Vorerst möchte ich dem Heiligen Vater von Herzen für das entgegengebrachte Vertrauen danken. Ich darf sagen, dass ich stolz und glücklich bin, ihm als Gardist dienen zu dürfen."
Sie waren zuerst Vizekommandant der Schweizergarde und haben somit Ihren Vorgänger Daniel Anrig unterstützt. Was möchten sie Ihrem Vorgänger sagen?
„Ich möchte ihm vor allem meine große Wertschätzung ausdrücken. Er hat in diesen sechs Jahren als Kommandant der Schweizergarde unter anderem in den Bereichen Rekrutierung und Ausbildung wesentliche Änderungen vorgenommen."
Die Garde war in jüngster Zeit in den Schlagzeilen. Es wurde viel spekuliert über ihre Zukunft.
„Es war in einigen Zeitungen auch die Frage gestellt, ob mit dem Weggang des Kommandanten vielleicht auch eine Auflösung der Schweizergarde zu erwarten sei, aber ich kann Ihnen versichern, dass der Heilige Vater großes Interesse an unserem Corps zeigt und nicht im Geringsten an eine solche Entscheidung denkt."
Wie wurden Sie als neuer Kommandant empfangen?
„Am Samstagnachmittag wurde ich im Ehrenhof unseres Quartiers von einer Ehrenformation der Garde und allen Familien der Gardisten herzlich empfangen. In meiner kurzen Ansprache habe ich darauf hingewiesen, dass es uns nur im gemeinsamen Gebet und im Vertrauen auf unseren Herrn Jesus Christus gelingen wird, der Päpstlichen Schweizergarde eine gute Zukunft zu sichern." (rv)

Schweiz: Priester wegen Segnung eines lesbischen Paares abberufen

SchweizEin katholischer Priester, der ein lesbisches Paar segnete, wird von seinem Dienst in der Pfarrei abberufen. Pfarrer Wendlin Bucheli war seit 2005 im Bistum Chur tätig gewesen. Im Oktober 2014 hatte er in der Bürgler Pfarrkirche einem gleichgeschlechtlichen Paar den Segen gespendet, was im Widerspruch zur geltenden Lehre der katholischen Kirche steht. Homosexuell lebende Menschen können einzeln, aber nicht als Paar gesegnet werden. Nach Absprache mit dem Bischof von Chur Vitus Huonder und dem Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg Charles Morerod wird der Pfarrer spätestens im Sommer seinen Dienst in Chur beenden und in sein westschweizer Heimatbistum zurückkehren, hieß es in einer Mitteilung des Bistums Chur. Bischof Huonder sei dankbar für diese Lösung. (rv)

Neuer Kommandant der Schweizergarde

Oberst Christoph GrafDie Päpstliche Schweizergarde hat einen neuen Kommandanten: Es ist Christoph Graf, die bisherige Nummer zwei des aus dem Dienst geschiedenen Daniel Anrig. Graf hat Ende Januar von Anrig das Interims-Kommando übernommen, an diesem Samstag nun wurde er vom Papst an die Spitze der traditionsreichen vatikanischen Schutztruppe gestellt. Als Stellvertreter des Kommandanten war Graf bisher erster Berater Anrigs gewesen und Verbindungsoffizier nach außen. Weiter war Graf bisher auch verantwortlich für das Controlling und die Funktion des Stabchefs. Christoph Graf trat 1987 in die Garde ein. Vor seiner Beförderung zum Vize-Kommandanten war er erfolgreicher Instruktor und Feldwebel. Der Vizekommandant ist verheiratet und Vater zweier Kinder. (rv)

Händeschütteln mit den neuen Kardinälen

KonsistoriumWer nächste Woche den neuen Kardinälen persönlich gratulieren will, kann dies am Samstagnachmittag ab 16.30 Uhr tun: Am 14. Februar empfangen die neuen Kardinäle im Vatikan Gratulanten zu den sogenannten Höflichkeitsbesuchen. Dem neuem Purpurträger aus Deutschland, Karl Josef Rauber, wurde für diese Zeremonie der Herzogssaal im Apostolischen Palast zugewiesen. Bis 18.30 Uhr ist der Zugang zu den Treffpunkten möglich, teilte der Vatikan mit. Am Samstagvormittag findet das Konsistorium im Petersdom um 11 Uhr statt, am Sonntag darauf feiert Papst Franziskus mit den neuen Kardinälen eine Dankesmesse um 10 Uhr im Petersdom. Beide Anlässe überträgt Radio Vatikan live und mit deutschem Kommentar über den Vatikan Player auf ihrer Webseite. (rv)

Kommentar: Der „Klaps auf den Hintern“

Gudrun SailerKindern mal einen Klaps auf den Hintern geben: Papst Franziskus hat keine Einwände gegen diese Form der Zurechtweisung. Das geht aus einer Randbemerkung bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch hervor. Franziskus sprach über die Rolle des Vaters in der Familie. Vom Redetext abweichend – und aus diesem Grund erreichte die Debatte die meisten Medien mit einem Tag Verzögerung – brachte der Papst Folgendes vor:

„Ein guter Vater versteht es zu warten und zu vergeben, aus der Tiefe seines Herzens. Natürlich weiß er aber auch mit Entschlossenheit zu korrigieren: er ist kein schwacher, nachgiebiger, sentimentaler Vater. Der Vater, der es versteht zu korrigieren, ohne zu erniedrigen, ist derselbe, der Schutz gebietet, ohne sich zu schonen. [In freier Rede fährt der Papst fort:] Einmal habe ich in einer Versammlung mit Ehepaaren einen Vater sagen hören: „Hin und wieder muss ich meine Kinder ein wenig schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen." Wie schön! Er hat Sinn für die Würde. Er muss strafen, aber er tut es gerecht, und geht voran."

Dazu ein Kommentar von Gudrun Sailer, Radio Vatikan:

Ein solches Verständnis von Erziehung deckt sich nicht dem in Europa verbreiteten Modell. Der berüchtigte „Klaps auf den Hintern" für Kinder ist zwar mancherorts noch in Verwendung, aber er ist verpönt. Zu Recht, wie die Mehrheit der Kinderpsychologen meint. Körperliche Züchtigung ist für das Kind immer demütigend. Und letztlich nicht nur für das Kind: Auf Seite der schlagenden Eltern sind in dieser Situation meistens Wut und Unvermögen im Spiel. Gerechte Erziehung? Fragwürdige Erziehung.

Papst Franziskus´ Bemerkung streift biblische Monumentalsätze wie: „Wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt?" (Hebr 12,7) Dieses Erziehungsmodell galt über Jahrtausende. In den westlichen Gesellschaften, und nur da, ist es erst in den vergangenen drei, vier Jahrzehnten zunehmend außer Gebrauch geraten. Die Prügelstrafe an deutschen Schulen wurde Anfang der 1970er gesetzlich abgeschafft. Franziskus entstammt einem anderen Kulturkreis und einer anderen Generation als die Eltern unserer Breitengrade. Das soll seine Aussage nicht rechtfertigen noch relativieren, sondern einordnen.

Die Goldwaage im Vatikan ist, zusammen mit manch anderer Gerätschaft, derzeit in päpstlichen Magazinen verstaut. Franziskus legt seine Worte vorab keinem Haustheologen zur Absegnung vor. Das ist Teil seines Selbstverständnisses und Teil seines Pontifikats. Dass Franziskus nicht nur an-, sondern mitunter auch aufregt, haben wir mittlerweile verstanden. Und es liegt eine große Chance darin: die Chance auf Veränderung. Diskutieren wir in unseren Ortskirchen, bitte, wie wir katholischen Eltern es mit dem „Klaps auf den Hintern" halten sollen. Ich wünsche mir, dass ein unumwundenes Nein dabei herauskommt. (rv)

Papst wird vor dem US-Kongress sprechen

USASchon wieder eine Franziskus-Premiere: Als erster Papst überhaupt wird Franziskus im September vor dem US-Kongress sprechen. Das kündigte der „Speaker of the house", John Boehner, an. Boehner ist Katholik und Vorsitzender der republikanischen Mehrheit im Kongress. Auf seiner Pressekonferenz ging es am Donnerstag zunächst um Widerspruch zu Initiativen der Obama-Regierung; dann sagte er abschließend:

„Zum Schluss noch etwas Positives. Am 24. September wird Seine Heiligkeit, Papst Franziskus, uns hier auf dem Kapitol besuchen. An diesem Tag wird Seine Heiligkeit der erste Papst in unserer Geschichte sein, der eine Rede vor beiden Häusern des Kongresses hält."

Die beiden Kammern treten dazu in gemeinsamer Sitzung zusammen, so wie üblicherweise bei der jährlichen Rede eines US-Präsidenten zur Lage der Nation. Boehners Ankündigung wurde vom Vatikan bestätigt. Der Republikaner fuhr noch fort:

„Wir sind stolz darauf, dass der Heilige Vater unsere Einladung angenommen hat, und freuen uns darauf, seine Botschaft über das amerikanische Volk zu hören."

Auch das Erzbistum Washington sprach in einer ersten Reaktion von „großer Ehre und unglaublicher Freude": Der Besuch von Franziskus auf dem Kapitolshügel werde „ein historisches Ereignis und ein Moment der Gnade für uns alle sein", so Erzbischof Donald Wuerl.

Papst Franziskus reist im Herbst zum 8. katholischen Welttreffen der Familien nach Philadelphia; es beginnt am 22. September. Außerdem wird er voraussichtlich, wie seine Vorgänger, vor der UNO in New York sprechen. Ab dem 22. September tritt die UNO-Vollversammlung, zu der jedes Jahr Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt anreisen, im UNO-Hauptquartier am ‚Hudson River’ zusammen. (rv)

Vatikan: Neues von der Kinderschutz-Kommission

Kardinal O´MalleyDer Vatikan wird an diesem Samstagmittag über die Arbeit der Kinderschutz-Kommission informieren. Das gab der Pressesaal an diesem Freitag bekannt. Kardinal Seán Patrick O’Malley, Präsident der Kinderschutz-Kommission, wird den Journalisten Rede und Antwort stehen. Beobachter erwarten, dass der Erzbischof von Boston am Rande vielleicht auch zu den spontanen Aussagen von Papst Franziskus zu körperlicher Züchtigung von Kindern durch ihre Eltern vom vergangenen Mittwoch Stellung nimmt. Das Gremium beschäftigt sich im Wesentlichen mit der Prävention von sexuellem Missbrauch durch Kleriker. Es entstand auf Anregung der „K9"-Gruppe jener Kardinäle, die den Papst bei der Kurienreform beraten. Einer dieser Kardinäle ist O’Malley.

(rv)