Österreich: Schulterschluss der Kirchen gegen PEGIDA

ÖsterreichPEGIDA ist in Österreich angekommen. Ein Ableger der „Patriotischen Europäer gegen die Islamierung des Abendlandes" will an diesem Montag in Wien auf die Straße gehen. Die Wiener Polizei stellt 1.000 Mann und soll die geschätzten 300 PEGIDA Demonstranten und die ungefähr tausend Gegendemonstranten im Zaun halten. Erich Leitenberger, seit vier Jahren ehrenamtlicher Pressesprecher der Stiftung Pro Oriente und ehemaliger Chefredakteur der katholischen Presseagentur Österreichs, betont im Gespräch mit Radio Vatikan, dass diese Demonstration nicht überbewertet werden sollte. Aus seiner Sicht funktioniert in Österreich der Dialog so gut wie in keinem anderen europäischen Land. Deswegen komme es nun auch zu einem Schulterschluss der christlichen Vertreter:

„Es haben maßgebliche Persönlichkeiten der christlichen Kirchen in Österreich dagegen Stellung genommen, dass man Probleme, die es gibt, damit beantwortet, dass man Ängste schürt und verschiedene Entwicklungen der jüngsten Zeit instrumentalisiert, um Menschen auszugrenzen. Das ist zweifelsohne keine Lösung!"

Leitenberger lässt wenig Sympathie für die Anliegen der angekündigten Demonstration erkennen.

„Natürlich wirken sich die internationalen Vorgänge – Stichworte Terrorismus, Paris, Charlie-Hebdo – auf die öffentliche Diskussion aus. Es gibt sie medial und an der Basis; aber ich sehe keinerlei Veranlassung dafür, dass wir in Österreich aus Deutschland etwas importieren müssten. Ich glaube, die Ablehnung der PEGIDA-Initiative durch alle christlichen Kirchen in Österreich ist einhellig."

In Österreich sei das ökumenische Klima ausgezeichnet, so der Pressesprecher der Stiftung Pro Oriente. Daran sei viele Jahre gearbeitet worden, und man habe stetig versucht, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Ebenso wie in der Ökumene sei man auch im interreligiösen Dialog vorangegangen. Beispielhaft sei besonders der jüdisch-christliche Dialog. Das seien Früchte jahrelanger Arbeit, auch des bekannten Judaisten Professor Kurt Schubert, so Leitenberger, oder der Arbeit des Koordinierungsausschusses für christlich jüdische Zusammenarbeit.

„Wir haben in Österreich auch einen besondere Situation bezüglich des Dialogs der Christen und Muslime. Es gibt eine Reihe von interessanten Initiativen, wie zum Beispiel die intensive Zusammenarbeit der katholischen und der muslimischen Jugend! Das hängt auch damit zusammen, dass bereits seit 1912 aufgrund des damals verabschiedeten Islamgesetzes eine Anerkennung der islamischen Glaubensgemeinschaft auf der ähnlichen Basis wie der christlichen Kirchen und der israelitischen Kultusgemeinschaft besteht." (rv)

Papst kündigt Reise nach Bosnien an

Bosnien HerzegowinaPapst Franziskus hat eine eintägige Reise nach Bosnien angekündigt. Beim Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom sagte er an diesem Sonntag:

„Am Samstag, 6. Juni, werde ich – so Gott will – nach Sarajewo reisen, in die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina. Ich bitte Sie alle um Ihr Gebet, damit mein Besuch dort zu einer Ermutigung für die Katholiken, zum Sauerteig des Guten und zu einem Beitrag für mehr Brüderlichkeit und Frieden werden wird. Und auch des interreligiösen Dialogs, der Freundschaft."

Zuletzt hatte der heilige Papst Johannes Paul II. im April 1997, kurz nach dem Ende des Bosnien-Konflikts, Sarajewo besucht und zum Frieden im früheren Jugoslawien aufgerufen. 2003 war der polnische Papst außerdem nach Banja Luka in den serbisch kontrollierten Teil Bosniens gereist. Papst Franziskus hat seit seinem Amtsantritt im März 2013 in Europa bislang Albanien sowie die europäischen Institutionen in Straßburg besucht.

Ansonsten ging es beim Angelusgebet des Papstes an diesem Sonntag aber um das Tagesevangelium, einen Auszug aus dem Markusevangelium, der vom Beginn des Wirkens Jesu berichtet. „In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte" (Mk 1,21), so hebt der Text an. Papst Franziskus kommentierte das so:

„Jeden Tag das Evangelium lesen"

„Jesus schiebt die Verkündigung des Evangeliums nicht auf, er überlegt nicht als erstes, wie er seine kleine Gemeinschaft unterbringt oder was er jetzt organisieren muss. Seine Hauptsorge ist die, das Wort Gottes mit der Kraft des Heiligen Geistes zu kommunizieren."

Gottes Wort habe „Vorrang", so betonte der Papst. Und Jesus habe es mit „göttlicher Vollmacht" verkündet und „nicht wie einer der Schriftgelehrten" (vgl. Mk 1,22).

„Was bedeutet Vollmacht? Es bedeutet, dass man in den menschlichen Worten Jesu die ganze Kraft des Wortes Gottes, seine eigene Autorität spürte… Es ist eine der Eigenschaften des Wortes Gottes, dass es das bewirkt, was es sagt… Das Evangelium ist Wort des Lebens: Es unterdrückt die Menschen nicht, im Gegenteil. Es befreit die, die Sklaven so vieler böser Geister dieser Welt sind: der Eitelkeit, der Geldgier, des Stolzes, der Sinneslust. Das Evangelium verändert das Herz, es verändert das Leben, es ist in der Lage, die Menschen zu verändern!"

Aufgabe der Christen sei es darum, „überall die befreiende Kraft des Wortes Gottes zu verbreiten", so Papst Franziskus.

„Erinnern Sie sich immer daran: Das Evangelium hat die Kraft, das Leben zu verändern! Vergessen Sie das nie! Es hat die Kraft zur Veränderung. Darum bitte ich Sie immer, täglich mit dem Evangelium umzugehen, einen Ausschnitt daraus lesen und es überall in der Tasche mitzunehmen. Es geht darum, sich von dieser Quelle des Heils jeden Tag zu nähren. Nicht vergessen: Lesen Sie jeden Tag einen Auszug aus dem Evangelium!" (rv)

Erfolge bei Finanz-Transparenz im Vatikan

AIFDer vatikanische Kurs der Transparenz in Finanzfragen zeigt Erfolge. Das erklärte zur Eröffnung des neuen Gerichtsjahres im Vatikan der Justizpromotor des Vatikantribunals Gian Piero Milano. Besonders hob der Anwalt die Erfolge bei der Vorbeugung und Bekämpfung von Geldwäsche hervor. Milano erwähnte die Verurteilung eines früheren Vatikan-Prälaten in erster Instanz zu vier Jahren Haft wegen schweren Betrugs. Die vatikanische Finanzaufsicht AIF habe dem Tribunal Verdachtsmomente in fünf weiteren Fällen weitergeleitet. Aufgrund der nun strengen Regelungen zur Einfuhr von Bargeld in den Vatikanstaat seien im abgelaufenen Gerichtsjahr 4.000 Personen und 7.000 Fahrzeuge kontrolliert wurden.

Zur Bekämpfung von internationaler Kriminalität gingen im Vatikan zehn Ersuchen um Amtshilfe ein. Vereinzelt gab es Milano zufolge Versuche, den Vatikan in kriminelle Aktivitäten des internationalen Drogenhandels einzubeziehen; die Versuche wurden aber „im Entstehen neutralisiert". Der Justizpromotor regte an, in das geltende Recht eine Norm über Wucher einzuführen; dieser Straftatbestand scheint derzeit im vatikanischen Gesetzbuch nicht auf. Änderungen seien auch mit Blick auf abgehörte Telefonate wünschenswert, die Milano als „unerlässliches Ermittlungsinstrument" bezeichnete. (rv)

Jahr des geweihten Lebens: Nicht nur etwas für Rom

Kardinal Braz de AvizDas Jahr des geweihten Lebens soll nicht eine „römische Sache" bleiben, die nur an wenige Gläubige gerichtet ist. Sie soll außerdem ökumenisch werden und über katholisches Ordensleben hinaus gehen. Das sagt der Präfekt der Ordenskongregation, der brasilianische Kurienkardinal João Braz de Aviz, im Interview mit Radio Vatikan. An diesem Montagabend wird Papst Franziskus in St. Peter eine Messe zum „Tag des Geweihten Lebens" feiern. Im Gespräch mit unserem Kollegen Mario Galgano geht Kardinal Braz de Aviz auf das Engagement des Papstes für das geweihte Leben ein.

„Wir sind sehr glücklich darüber, dass Papst Franziskus die mittlerweile zur Tradition gewordene Messe für das geweihte Leben feiert. Dieser Gottesdienst will eine Verbindung zu allen Gläubigen des geweihten Lebens, also vor allem des Ordenslebens, auf der Welt sein. Die diesjährige Feier ist natürlich ganz besonders, weil wir ja das Jahr des geweihten Lebens feiern."

Papst Franziskus ist selber auch Ordensmann. Inwieweit spüren Sie das?

„Allein seine Präsenz zeigt vieles: er wird uns sicher auch bei dem Gottesdienst wieder an die Grundzügen dieses Gedenkjahres erinnern. Wir sind sehr froh darüber, denn durch Papst Franziskus haben Ordensleute frische Kraft und Freude erhalten. Das ist sehr wichtig, denn wir leben ja in einer Übergangszeit, in der es so viele Schwierigkeiten und Neuheiten auf der Welt gibt."

Ökumenische Perspektive

Es gibt ja weltweit ganz viele Initiativen zum Jahr des geweihten Lebens. Gibt es aus Ihrer Sicht ein Projekt, das Sie besonders hervorheben wollen?

„Ja, und zwar handelt es sich um eine Initiative, die kurz nach der Eröffnung des Gedenkjahres entstanden ist. Bei einem ökumenischen Treffen in Rom haben wir festgestellt, dass es ein großes Interesse gibt, geweihte Christen aus verschiedenen Konfessionen zusammenzubringen. Das gab es bisher in dieser Form nicht. Beim Treffen wurde festgestellt, dass die großen Schulen der Spiritualität innerhalb der verschiedenen Kirchen im Grunde denselben Weg gehen. Ich fand den Austausch mit Benediktinern und Franziskanern der anglikanischen Kirche sehr interessant, aber auch mit den Mönchen der orthodoxen Kirchen. Insgesamt nahmen sieben verschiedene spirituelle Traditionen teil. Dieser Austausch wird meiner Meinung nach künftig viele Früchte bringen."

Gibt es denn noch weitere Projekte, die Sie uns vorstellen können?

„Wir bereiten derzeit eine Begegnung für Ausbilder im Ordensleben vor. Es gibt bereits über 1.200 Anmeldungen aus der ganzen Welt zu diesem Treffen. Für uns ist es ein Anliegen, dass die Konferenz sehr repräsentativ wird und die verschiedenen Formen des geweihten Lebens und des Ordenslebens präsent sind. Wir wollen damit auch einen Wandel hervorrufen. Bisher war es so, dass man zum Ordensleben eine Einführungsausbildung unternahm, und dann konnte man die Gelübde ablegen und das war es dann. Nein, wir wollen, dass sich Männer oder Frauen, die sich Gott geweiht haben, ständig weiterbilden. Das gilt ja für uns alle: von der Zeugung bis zum Tod gibt es immer eine Bildung, das heißt Gott prägt sich in uns. Wir alle sind deshalb gerufen, diese Prägung zu suchen."

Sie haben vor allem von bereits Geweihten gesprochen. Wird es auch für sozusagen Neulinge – also Novizen – Projekte geben?

„In der zweiten Hälfte des Jahres – also im September 2015 – wollen wir Novizen treffen. Wir wollen vor allem zuhören, welche Erwartungen sie haben. Also, es geht uns darum, von ihnen zu lernen, und nicht unbedingt darum, ihnen etwas beizubringen. Denn auch wir können viel von jungen Menschen lernen. Wir wollen dieses Treffen mit einer großen Messe mit dem Heiligen Vater abschließen."

Es gibt viele Ordensleute und gottgeweihte Katholiken, die nicht im stillen Kämmerlein sitzen, sondern in der Welt tätig sind. Am 8. Februar wird sich Ihre Kongregation an dem Gebetstag gegen Menschenhandel beteiligen. Wie sehen Sie das Engagement von Ordensleuten in der Gesellschaft?

„Ich bin sehr froh darüber, dass wir uns an diesem Gebetstag beteiligen. Es geht um ein großes Anliegen, ein Thema anzusprechen, das ein großes Problem ist. Der Menschenhandel ist ein Skandal und schrecklich. Ordensleute, die unter den Armen und Hilfsbedürftigen sind, leben oft an der Peripherie – wie es der Papst nennt – unserer Gesellschaft und der Kirche selbst. Mit diesem Gebetstag wollen wir auch das Bewusstsein bei den Ordensleuten stärken, dass ein solcher Einsatz zu unserer Missio gehört."

Den Gottesdienst mit Papst Franziskus an diesem Montag überträgt Radio Vatikan live und mit deutschem Kommentar ab 17.25 Uhr. (rv)